Dr. Stefan Frank Sammelband 10 - Arztroman - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank Sammelband 10 - Arztroman E-Book

Stefan Frank

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

3 spannende Arztromane lesen, nur 2 bezahlen!


Dr. Stefan Frank - dieser Name bürgt für Arztromane der Sonderklasse: authentischer Praxis-Alltag, dramatische Operationen, Menschenschicksale um Liebe, Leid und Hoffnung. Dabei ist Dr. Stefan Frank nicht nur praktizierender Arzt und Geburtshelfer, sondern vor allem ein sozial engagierter Mensch. Mit großem Einfühlungsvermögen stellt er die Interessen und Bedürfnisse seiner Patienten stets höher als seine eigenen Wünsche - und das schon seit Jahrzehnten!

Eine eigene TV-Serie, über 2000 veröffentlichte Romane und Taschenbücher in über 11 Sprachen und eine Gesamtauflage von weit über 85 Millionen verkauften Exemplaren sprechen für sich:

Dr. Stefan Frank - Hier sind Sie in guten Händen!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 2227 bis 2229:

2227: Kinderfasching in der Waldner-Klinik

2228: Werde bald wieder gesund, Mama!

2229: Du schaffst das, Aurelia!


Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 250 Taschenbuchseiten.

Jetzt herunterladen und sofort sparen und lesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Covermotiv von © shutterstock: VGstockstudio ISBN 978-3-7325-6905-2

Stefan Frank

Dr. Stefan Frank Sammelband 10 - Arztroman

Inhalt

Stefan FrankDr. Stefan Frank - Folge 2227Bereits seit seinem Studium hegt Dr. Karl-Heinz Langer einen tiefen Groll gegen den Grünwalder Allgemeinmediziner und Geburtshelfer Dr. Stefan Frank. Viele, viele Jahre hat er auf eine Gelegenheit gewartet, dem Kollegen eins auszuwischen. Und nun ist es endlich so weit: Karl-Heinz Langer kauft sich eine Villa, deren Grundstück an den Garten von Stefan Frank angrenzt, und verbaut ihm die Sicht. Doch das ist nicht der einzige Bereich, in dem er den alten Rivalen bedrängt. Hinter Stefan Franks Rücken besucht er die Schulklasse, die Stefan ärztlich betreut, und behauptet den Kindern gegenüber, Dr. Frank würde sie nicht mehr mögen. Fortan werde er, Dr. Langer, regelmäßig nach ihnen sehen. Das tut er auch, doch ohne großes Interesse. Und so übersieht er eine gefährliche Salmonellen-Epidemie, die nicht nur die Faschingsparty der Erstklässler gefährdet, sondern auch ihre Leben -Jetzt lesen
Dr. Stefan Frank - Folge 2228Die achtjährige Kim Theisen macht sich Sorgen um ihre Mutter Verena. Schon seit einer ganzen Weile ist sie immer so blass, und Hunger hat sie auch keinen mehr. Bestimmt liegt das daran, dass ihre Mama sich so viele Sorgen macht. Kim weiß ja selbst, dass sie es nicht leicht haben, seit ihr Papa weg ist. Immer ist das Geld alle, und sie müssen gucken, wie sie über die Runden kommen. Trotzdem darf ihre Mama den Kopf nicht so hängen lassen! Mit allen Mitteln versucht Kim, ihre Mutter aufzuheitern, doch so recht will ihr das nicht gelingen. Erst als der nette Arzt Elias Kamp in ihrer beider Leben tritt, fängt Verena wieder an zu lächeln. Kim gefällt das ausgesprochen gut, doch ihre Oma Helga scheint etwas dagegen zu haben. Warum nur? Elias ist doch nett - oder etwa nicht?Jetzt lesen
Dr. Stefan Frank - Folge 2229Wenn die schöne Schwesternschülerin Aurelia an ihre bevorstehende Abschlussklausur denkt, wird ihr angst und bange. Sicher wird das die schwerste Prüfung ihres Lebens! Zum Glück erwartet sie danach etwas Schönes: Sie möchte ein Jahr mit ihrem Verlobten David um die Welt reisen, bevor für sie der Ernst des Lebens beginnt. Doch dann wird Aurelia von der Katze ihres Bruders gebissen, und was wie ein kleiner Kratzer aussieht, entwickelt sich zu einer gefährlichen Blutvergiftung. Aurelia wird in die Waldner-Klinik eingeliefert und muss schnellstmöglich operiert werden. Was Aurelia nicht ahnt: Es stehen ihr noch mehr schlechte Nachrichten bevor. Schon bald wird sie erkennen müssen, dass ihre Abschlussklausur keineswegs die schwerste Prüfung ist, die das Schicksal für sie bereithält -Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Kinderfasching in der Waldner-Klinik

Vorschau

Kinderfasching in der Waldner-Klinik

Wie Dr. Frank seine kleinen Patienten glücklich machte

Bereits seit seinem Studium hegt Dr. Karl-Heinz Langer einen tiefen Groll gegen den Grünwalder Allgemeinmediziner und Geburtshelfer Dr. Stefan Frank. Viele, viele Jahre hat er auf eine Gelegenheit gewartet, dem Kollegen eins auszuwischen. Und nun ist es endlich so weit: Karl-Heinz Langer kauft sich eine Villa, deren Grundstück an den Garten von Stefan Frank angrenzt, und verbaut ihm die Sicht. Doch das ist nicht der einzige Bereich, in dem er den alten Rivalen bedrängt. Hinter Stefan Franks Rücken besucht er die Schulklasse, die Stefan ärztlich betreut, und behauptet den Kindern gegenüber, Dr. Frank würde sie nicht mehr mögen. Fortan werde er, Dr. Langer, regelmäßig nach ihnen sehen. Das tut er auch, doch ohne großes Interesse. Und so übersieht er eine gefährliche Salmonellen-Epidemie, die nicht nur die Faschingsparty der Erstklässler gefährdet, sondern auch ihre Leben …

„Frank? Stefan Frank?“

„Ja, das ist sein Name.“ Arne Müller, der Angestellte der Frankfurter Ärztekammer, hob den Kopf und blickte den sechsundvierzigjährigen Mediziner mit den pechschwarz getönten Dauerwellen verwundert an. „Sie kennen ihn, Herr Dr. Langer?“

„Das kann man wohl sagen. Stefan Frank und ich haben gemeinsam studiert. Wir sind alte …“

… Feinde, wollte Karl-Heinz Langer eigentlich sagen, aber dass er alleine beim Klang dieses Namens rotsah, musste er diesem humorlosen Aktenordner ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

„… Freunde“, beendete er den Satz stattdessen. „Alte Freunde sind wir.“

„Wie schön! Aber dennoch, wie ich bereits sagte: Grünwald würde ich an Ihrer Stelle nicht in Betracht ziehen. Dort gibt es bereits ein Überangebot an Allgemeinmedizinern. Die meisten von ihnen finden mit Mühe und Not gerade so ihr Auskommen, während die Praxis von Dr. Frank, wie es scheint, sehr stark frequentiert ist. Er hat einen unglaublich guten Ruf. Sowohl bei den Patienten als auch bei der Ärzteschaft. Aber als sein guter Freund werden Sie ja wissen, warum.“

„Natürlich. Er war schon immer … der Beste.“

„Sieht fast so aus. Er scheint recht erfolgreich zu sein, wenn ich mir die Daten hier so ansehe.“ Herr Müller beugte sich nach vorne und starrte eine Weile versonnen auf den Bildschirm seines Computers. „Sehr erfolgreich sogar.“

Karl-Heinz Langer räusperte sich, um den Beamten daran zu erinnern, dass es jetzt um ihn ging und nicht um … um diesen …

„Ach ja! Also, wie ich schon sagte: Im ländlichen Bereich stehen die Chancen, sich eine gutgehende Praxis aufzubauen, natürlich ungleich besser. Die meisten Mediziner drängen ja leider in die Großstädte. In den Ballungszentren haben wir längst eine sogenannte Ärzteschwemme, während die ländlichen Bereiche medizinisch unterversorgt sind. Mal sehen …“

Arne Müller blätterte in einigen Unterlagen, die er für dieses Beratungsgespräch vorbereitet hatte.

„Wenn es Sie ins schöne Bayern zieht, könnte ich Ihnen zum Beispiel Zwiesel an der tschechischen Grenze empfehlen. Der dortige Allgemeinmediziner, Herr Dr. Habermann, ist bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Nachfolger. Er ist bereits fast siebzig und möchte sich endlich zur Ruhe setzen. Sie könnten die Praxis mitsamt den Patienten sofort übernehmen.“

„Zwiesel an der tschechischen Grenze“, wiederholte Dr. Langer. „Das klingt ja nach einer echten Herausforderung.“

Herr Müller blickte irritiert von seinen Unterlagen auf. Er war sich nicht ganz sicher, ob er sich den sarkastischen Unterton in der Stimme des Arztes nur eingebildet hatte. Vermutlich …

Obwohl, Herr Dr. Langer schien ihm insgesamt ein wenig seltsam zu sein. Zum einen waren da diese affigen Dauerwellen, die wie schwarz lackierte Rollmöpse nebeneinander hockten und die von Naturlocken so weit entfernt waren wie Zwiesel von Panama. Zum anderen schien er enorm viel Wert auf sein Äußeres zu legen: Armani-Anzug, Hermes-Schlips, goldene Rolex und Lackschuhe. Herr Langer sah aus, als wohne er seiner eigenen Konfirmation bei. Dabei war dies doch nur ein unverbindliches Beratungsgespräch.

„Es ist halt keine große Stadt“, fuhr Arne Müller freundlich fort, „aber dafür ruhig und friedlich. Dort lässt es sich bestimmt hervorragend leben. Und Sie wären dann der einzige Allgemeinmediziner im Umkreis.“

Wie schön, du Pfeife!, dachte Karl-Heinz Langer. Wenn du es gerne ruhig und friedlich hast, dann kauf dir doch eine Kuckucksuhr in Zwiesel an der tschechischen Grenze, und zieh ein! Laut sagte er: „Klingt gut. Was haben Sie sonst noch Schönes im Angebot?“

„Hier ist eine Praxis, die seit zwei Jahren leer steht. Da wäre auch direkt eine schöne Wohnung über den Praxisräumen mit dabei. In Wurmannsquick.“

„An der …?

„Wie bitte?“

„An welcher Grenze ist das denn? An der zu Transsilvanien oder an der zu Dschibuti?“

„Nein, das ist eine reizende kleine Marktgemeinde in der Region Landshut in Niederbayern.“

„Klingt auch sehr vielversprechend.“

„Ja? Schön, dass Sie so positiv eingestellt sind. Was ich Ihnen ebenfalls empfehlen könnte, wäre …“

„Nein danke!“ Dr. Langer sprang auf und schüttelte Herrn Müller überschwänglich die Hand. „Vielen Dank, aber diese beiden Tipps reichen mir schon. Ein Vorschlag schöner als der andere. Ich weiß gar nicht, für welchen der beiden Orte ich mich entscheiden soll. Es hört sich beides so unglaublich verlockend an.“

„Ja? Meinen Sie?“ Herr Müller wurde aus diesem Arzt nicht recht schlau. Er sagte zwar sehr nette Sachen, das allerdings in einem Tonfall, als meinte er genau das Gegenteil von dem, was er sagte.

„Klar doch. Sie haben mir wirklich sehr geholfen, Herr Müller. Danke. Vielen Dank.“

„Gern geschehen. Dazu ist die Ärztekammer ja unter anderem da – nicht nur, um von unseren Mitgliedern jeden Monat die Beiträge einzutreiben.“ Herr Müller lachte herzlich über seinen Scherz.

Karl-Heinz lachte aus Höflichkeit mit, obwohl er die Bemerkung ähnlich amüsant fand wie die Vorstellung von einem Leben in Zwickel an der Knatter – oder wie das Kaff hieß.

„Soll ich vielleicht gleich den Kontakt zu den beiden Besitzern der Arztpraxen herstellen?“

„Nein, nein, danke, das ist nicht notwendig“, wehrte Karl-Heinz Langer hastig ab. Er hatte keineswegs die Absicht, den Rest seines Lebens in Wiesel an der polnischen Grenze oder in Wurm …dingsda zu verbringen. „Ich fahre demnächst einmal dorthin und sehe mich um, um herauszufinden, wo es mir am besten gefällt.“

„Machen Sie das, aber machen Sie es bald, sonst ist die Praxis weg.“

Klar!, dachte Karl-Heinz spöttisch. Darauf verwette ich meinen linken Arm, du Pflaume!

Zufrieden darüber, dass die Beratung so positiv verlaufen war, erhob sich Arne Müller, brachte Karl-Heinz noch bis zur Tür des großen Büros und schüttelte ihm dort gut zwei Minuten lang die Hand.

„Also dann: Ich wünsche Ihnen sehr viel Glück und Erfolg für Ihren Neustart. In diesem Fall passt der Glückwunsch ja wörtlich: Hals- und Beinbruch! Möglichst viel davon. Aber natürlich sollen Sie sich nichts brechen, sondern die Zwieseler! Oder noch besser: Mögen sie alle einen Schnupfen bekommen, das macht nicht so viel Arbeit.“ Abermals brach der Mann in schallendes Gelächter aus.

Karl-Heinz Langer hörte ihn noch wiehern, als er bereits die feudale Marmortreppe hinunterlief. Er versetzte der gläsernen Drehtür einen so heftigen Stoß, dass er sich sputen musste, um nicht hinauskatapultiert oder wie in einer Waschmaschine geschleudert zu werden.

Gut gelaunt lief er über die Straße, betrat das Café Zentral und eilte auf einen der Tische im hinteren Bereich zu.

„Hallo Dumpfbacke! Nett, dass du auf mich gewartet hast.“ Er tätschelte Lisbeth, seiner vierundzwanzigjährigen Freundin, die Schulter und ließ sich seufzend auf einen der Stühle fallen.

„Und? Wie ist es gelaufen?“, fragte Lisbeth lispelnd. Was hat dir der Berater empfohlen?“

„Grünwald, Dumpfbacke!“, erwiderte Karl-Heinz triumphierend. „Wir eröffnen eine Praxis in Grünwald. Die exklusivste und beste Praxis, die es dort jemals gegeben hat.“

Leise murmelnd, beinahe unhörbar, fügte er hinzu:

„Zieh dich schon mal warm an, Stefan. Die fetten Jahre sind vorbei – zumindest für dich!“

***

Zur gleichen Zeit in Grünwald …

„Steffi! Sie soll Steffi heißen! Schließlich ist sie deine Freundin, und du heißt doch Stefan!“ Lukas, ein siebenjähriger Junge mit abstehenden Ohren, die sich eben jetzt vor Eifer dunkelrot färbten, und blonden Locken, ließ sich kichernd wieder auf seinen Stuhl fallen und blickte triumphierend in die Runde. „Oder?“

„Ja, genau!“ Die kleine Maja, die neben ihm saß, brach in lautes Gelächter aus. „Dr. Stefan und seine Steffi, das passt gut!“

„Dann musst du die Steffi aber heiraten, Dr. Stefan! Wie alt ist die denn? Hast du sie schon mal geküsst? Warum hat die Steffi keine Schuhe an? Bist du in die verliebt?“

Alle Kinder riefen wild durcheinander und wanden sich vor Gelächter auf ihren kleinen Stühlen. Ständig überboten sie sich gegenseitig mit lustigen Fragen und guten Vorschlägen.

Wie einmal in jedem Jahr saß Dr. Stefan Frank in der Turnhalle der Grünwalder Grundschule und hielt eine große Stoffpuppe auf seinem Schoß. Um ihn herum, in einem Sesselkreis, saßen die aufgeregten Erstklässler und amüsierten sich königlich! Sie hatten heute bereits alles über gesunde Ernährung und Vitamine gelernt, waren auch alle untersucht, gewogen und gemessen worden, und zum Abschluss wollte Dr. Stefan ihnen anhand der Puppe noch die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen erklären.

„Also gut“, sagte der Grünwalder Arzt schmunzelnd, ohne dabei die Stimme zu erheben. Er wusste, wenn man versuchte, aufgebrachte Kinder zu übertönen, konnte man nur verlieren.

Als die Kinder sahen, dass Dr. Frank redete, klappten sie sofort die Münder zu und lauschten, um nur ja kein Wort zu verpassen.

„Damit heißt sie also nun Steffi“, gab sich der Arzt geschlagen. „Und sollte ich sie jemals heiraten, dann seid ihr natürlich alle ganz herzlich zur Hochzeit eingeladen.“

Stefan gab den Kindern wieder eine Minute Zeit, um sich die verrückte Hochzeit in den schillerndsten Farben auszumalen, dann stand er auf und legte die Puppe auf eine der weichen Matten, die auf dem Boden vorbereitet waren.

„Die arme Steffi ist vom Fahrrad gefallen, Kinder. Sie ist bewusstlos, und weit und breit ist kein Erwachsener in der Nähe, der helfen könnte. Was machen wir also mit Steffi, damit es ihr bald wieder gut geht?“

„Man muss ihr Luft in den Mund pusten, damit sie wieder lebendig wird!“, rief Melanie, ein kleines schwarzhaariges Mädchen. „Das habe ich mal im Fernsehen gesehen.“

„Sehr gut, Melanie“, lobte Stefan. „Aber noch wissen wir ja gar nicht, ob Steffi nicht ohnehin noch selbst genug Luft bekommt. Wir prüfen also zunächst einmal, ob sie noch atmet. Wie machen wir das?“

„Wir fragen sie einfach!“, schlug Sebastian vor.

„Die ist aber doch gewusstlos, Basti!“, erinnerte Maja ihren Klassenkameraden. „Da kann die doch nichts sagen. Gewusstlos, das ist fast ein bisschen wie tot. Man muss fühlen, ob es am Handgelenk pocht, das macht der Dr. Stefan auch immer, wenn ich Fieber habe.“

„Ich sehe schon, ihr seid ja die reinsten Experten!“ Stefan lachte. „Wie man den Puls fühlt, um herauszufinden, ob das Herz zu schnell, zu langsam oder vielleicht gar nicht mehr schlägt, zeige ich euch dann gleich. Um den Atem zu prüfen, schauen wir, ob die Brust sich hebt und senkt, und wir horchen am Mund, ob wir ein Atemgeräusch hören.“

„Steffi ist tot, sie atmet nicht mehr!“, rief Leonie kichernd, die ihr Ohr an den Mund der Puppe hielt. „Wahrscheinlich ist sie auf den Kopf gefallen und hat sich das Gehirn gebrochen.“

Abermals riefen, lachten und scherzten sie alle durcheinander:

„Arme Steffi! Dr. Stefan muss sie operieren.“ – „Gib ihr eine Spritze, Dr. Stefan!“ – „Nein, wir müssen sie beerdigen, die wird nicht mehr.“ – „In die Klinik! Steffi muss in die Waldner-Klinik!“

„Quatsch!“, rief Johannes seine Freunde zur Ordnung. „Steffi ist doch bloß eine Puppe. Puppen atmen nie. Zum Atemprüfen brauchen wir einen lebenden Menschen.“

„Da hat Johannes völlig recht, Kinder.“ Stefan nickte dem blassen Jungen, der gut einen Kopf kleiner war als alle anderen, lächelnd zu. Ihm war direkt zu Beginn aufgefallen, dass Johannes außergewöhnlich ernsthaft und klug war. „Wir brauchen einen Freiwilligen.“

„Sonja ist freiwillig! Au ja, Sonja soll das machen! Bitte, bitte! Komm Sonja, leg dich auf die Matte!“

Stefan drehte sich zu der achtundzwanzigjährigen bildhübschen Lehrerin um, die die ganze Zeit über still im Hintergrund gesessen hatte, und blinzelte ihr schmunzelnd zu.

„Sonja! Sonja! Sonja!“, brachen die Kinder jetzt in einen Sprechchor aus und klatschten dabei in die Hände.

„Okay.“ Sonja Bergmann stand auf und hob die Hände. „Ist ja gut, Kinder, ich komme ja schon. Aber wehe ihr stellt fest, dass ich nicht richtig atme und in die Klinik muss, nur damit ihr dann ein paar Tage schulfrei habt“, scherzte sie und ließ sich auf der Matte nieder.

„Du musst stillliegen!“, mahnte Maja. „Du bist ja vom Fahrrad gefallen und gewissenlos.“

„Ah ja! Gut, ich bin jetzt bewusstlos. Weckt mich auf, wenn ich einschlafen sollte.“ Sonja Bergmann streckte sich auf der weichen Matte aus und schloss die Augen. „Gute Nacht, Kinder.“

Der Reihe nach stellte jedes Kind fest, dass die Lehrerin zum Glück noch lebte, und Stefan zeigte ihnen auch gleich, wie man den Puls fühlte.

Danach kam wieder Steffi, die Puppe, an die Reihe. Jedes einzelne Kind prüfte, ob der Mund frei war, drehte sie in die stabile Seitenlage, tippte die Notrufnummer in ein Spielzeughandy und gab den genauen Standort und den Zustand der armen Verunglückten bekannt.

„Sehr gut, Kinder!“, lobte Stefan abschließend. „Sollte ich jemals vom Fahrrad fallen und einer von euch ist in der Nähe, dann weiß ich, dass ich mich auf euch verlassen kann und sicher in die Klinik komme.“

„Vielen Dank, Herr Dr. Frank. Die Kinder haben sehr viel Spaß gehabt und dabei eine ganze Menge gelernt“, bedankte sich die Lehrerin bei Stefan, als die Stunde vorüber war.

„Mir hat es mindestens ebenso viel Spaß gemacht, liebe Frau Bergmann“, versicherte der Grünwalder Arzt. „Man kann nicht früh genug anfangen, sich mit den wichtigsten lebensrettenden Maßnahmen vertraut zu machen. Ich finde es großartig, was Sie mit den Kindern alles unternehmen. Man spürt förmlich, dass Ihre Schützlinge gerne in die Schule gehen.“

„Ja, es gibt nichts Schlimmeres als täglich derselbe langweilige Trott. So war es in meiner Schule, und ich habe jeden Morgen nach einem guten Grund gesucht, nicht hingehen zu müssen.“

Die Lehrerin holte rasch Stefans Mantel aus dem Lehrerzimmer, als dieser sich suchend danach umblickte.

„Nächste Woche kommt Frau Dr. Schubert zu uns“, verriet sie. „Sie macht mit den Kindern Sehtests und erklärt ihnen alles Wissenswerte über die Augen. Auch darauf freuen sie sich schon riesig.“

„Ach ja, Alexandra hat mir davon erzählt“, erwiderte Stefan, der erst am vergangenen Abend mit seiner Freundin darüber gesprochen hatte. „Sie hat schon ein paar spannende Sachen vorbereitet.“

„Großartig!“, freute sich Sonja Bergmann. „Kennen Sie zufällig auch einen netten Zahnarzt, der eventuell ebenfalls bereit wäre, eine Stunde für die Kinder zu opfern?“

„Dr. Sven Jäger“, erwiderte Stefan, wie aus der Pistole geschossen. „Unbedingt! Er ist zwar Erwachsenen gegenüber etwas reserviert, aber in der Gegenwart von Kindern blüht er regelrecht auf. Wenn Sie möchten, frage ich ihn.“

„Danke, das wäre sehr nett von Ihnen, Herr Frank. Dr. Jäger? Ach, ist das nicht der junge Zahnarzt mit den großen … ähm … nun ja, mit den …“

„Der mit den großen, abstehenden Ohren und dem Sprachfehler.“ Stefan lachte. „Ja, genau der. Er ist in die Gemeinschaftspraxis am Marktplatz mit eingestiegen. Manche Leute nehmen ihn wegen seines Aussehens und wegen des Sprachfehlers nicht für ganz voll, aber das ist ein Trugschluss. Der Mann ist unglaublich intelligent und eine Koryphäe in seinem Beruf. Und Sie werden sehen: Wenn er mit Kindern spricht, dann ist das Stottern schlagartig verschwunden. Ich glaube, er ist einfach nur ziemlich schüchtern und kommt mit Kindern viel besser zurecht als mit Erwachsenen. Die Kleinen werden ihn lieben, glauben Sie mir.“

„Das glaube ich Ihnen gerne, obwohl ich ihn noch gar nicht näher kenne. Also bitte, wenn er Zeit hat, wir würden uns sehr über einen Besuch freuen.“

„Bestimmt nimmt er sich die Zeit. Apropos!“ Stefan warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Höchste Zeit, um meine Praxis aufzuschließen. Ich muss jetzt leider los. Machen Sie weiter so, Frau Bergmann, Sie sind auf einem sehr guten Weg.“

***

Wieder zurück im Café Zentral, in Frankfurt …

„Wer ist dieser Stefan Frank, Schatz?“, fragte Lisbeth Sommerfeld, und bei jedem S und jedem Z bohrte sich ihre Zungenspitze zwischen die breite Lücke, die zwischen ihren Vorderzähnen klaffte.

„Stefan Frank? Das ist ein aufgeblasener, widerlicher, schlitzohriger, besserwisserischer Lackaffe.“

„Was hat er dir denn angetan, mein armer Schatz?“

„Ha! Wenn ich damit anfange, aufzuzählen, was der sich schon alles geleistet hat, sitzen wir morgen noch hier. Als Erstes hat er mir einmal eine Freundin ausgespannt. Außerdem hat er es mithilfe von Intrigen geschafft, meinen Praktikumsplatz zu bekommen, und dann hat er mir auch noch meine fast fertige Dissertation gestohlen und sie als seine eigene abgegeben. Ich musste wieder ganz von vorne anfangen. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich meinen Doktortitel und die Approbation bekommen habe.“

„Das ist ja schrecklich! So ein böser Mann! Warum hast du ihn denn nicht angezeigt?“

„Weil ich nicht beweisen konnte, dass es meine Doktorarbeit war, Dumpfbäckchen. So, aber jetzt reden wir nicht mehr über diesen unerfreulichen Zeitgenossen. Wenn erst alle seine Patienten in Scharen zu mir überlaufen, wird er wissen, dass er sich damals mit dem Falschen angelegt hat.“

„Ach Schatz! Wie sehr ich dich liebe, mein süßer, kluger, starker Arzt!“

Du meine Güte!, dachte Karl-Heinz und blickte in das, für seinen Geschmack, wenig attraktive Gesicht seiner zukünftigen Frau. Wenn sie doch nur die Klappe halten würde. Möglichst für immer! Oder wenigstens keine Wörter mit S oder Z verwenden! Jedes Wort ist die reinste Zumutung! Und wie sie aussieht. Zum Abgewöhnen!

Zu dem heftigen Lispeln kam der Umstand, dass ihre kleine runde Knollennase mit großen dunklen Sommersprossen übersät war. Ihre Ohren standen ab und die Backen waren sehr voll. Hinzu kam, dass die großen runden brauen Augen ein bisschen zu nahe beieinander standen und Lisbeth so einen ewig staunenden Ausdruck verliehen. Irgendwie sah sie aus wie ein einfältiges Karnickel, fand Karl-Heinz.

Lisbeth hatte seiner Meinung nach wirklich überhaupt nichts in der Birne und war potthässlich, aber sie hatte andere Vorzüge – namentlich einen Vater, der im Laufe seines Lebens so viel Geld gescheffelt hatte, dass er darin hätte schwimmen können, wenn er denn gewollt hätte.

Doch Rainer Sommerfeld, Lisbeths Vater, war ein echter Prolet. Laut, polternd, ständig einen derben Scherz auf den Lippen und immer schmuddelig gekleidet. Entweder rannte er in seinem vierzig Jahre alten Blaumann herum, oder er trug speckige Krachlederne und dazu ein rot-weiß kariertes Hemd, das aussah, als hätte er es aus der Bauerntuchend seiner Eltern selbst genäht. Der Mann schaffte es einfach nicht, seine Vergangenheit abzulegen.

Als fünfter Sohn eines Kleinbauern war es ihm trotz mangelnder Bildung gelungen, sich ein wahres Imperium als Bauunternehmer aufzubauen. Aber statt zu zeigen, was er hatte, und sich zu bemühen, Aufnahme in die feine Gesellschaft zu finden, umgab er sich lieber mit seinesgleichen. Rainer Sommerfeld stiefelte höchstpersönlich auf den diversen Baustellen im Dreck herum, soff Bier aus ein und derselben Flasche wie der letzte dahergelaufene Hilfsarbeiter und ließ sich von minderwertigen Schmeißfliegen duzen.

Egal! Oder sogar: Gut so! Karl-Heinz konnte es nur recht sein, wenn sein zukünftiger Schwiegervater das Geld lieber auf die hohe Kante legte, als es zum Fenster rauszuwerfen. Schließlich würde es ja in absehbarer Zeit seine hohe Kante sein. Und er würde das Geld sehr wohl – mitsamt Lisbeth, der hasenzähnigen Dumpfbacke – zum Fenster rauswerfen. Teure Autos, Luxusreisen, schöne Frauen, Yachten, die Ideen würden ihm ganz gewiss nicht ausgehen.

„Das ist ja so aufregend, Schatz!“, rief Lisbeth begeistert. Die Vorstellung von sich selbst als Grünwalder Arztgattin gefiel ihr offenbar. „Wann geht es denn los? Wir müssen uns ja noch nach einem kleinen Häuschen in Grünwald umsehen, und ich muss packen und meinen Zopp kündigen …“

„Deinen was?“

„Meinen Zopp als Logopädin.“

„Ach, deinen Job!“ Karl-Heinz verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

Er hatte Lisbeth sehr wohl gleich beim ersten Mal richtig verstanden, aber er ließ sie nur allzu gerne spüren, wie mühsam es für ihn war, mit ihr liiert zu sein. Das sorgte dafür, dass sie immer schön bescheiden und demütig blieb. Auf diese Weise würde sie nie vergessen, welches Glück sie hatte, dass ein Akademiker sich mit einer dummen Gans, die beinahe halb so alt, dafür aber doppelt so dämlich wie er war, abgab.

„Ach, du hast es wirklich schwer mit mir, Schatz!“, seufzte sie jetzt. „Nicht mal richtig sprechen kann ich.“

„Macht nichts, ich versteh dich trotzdem“, erwiderte Karl-Heinz und fügte in Gedanken hinzu: Eine Sprachtherapeutin mit Sprachstörung, das ist der totale Hammer! Aber es kommt ohnehin nur Müll bei dir vorne raus, da kommt es auf eine deutliche Aussprache auch nicht mehr an.

„Heiraten wir vorher noch? Oder lieber erst in Grünwald, wenn alles fertig ist, Schatz?“

Na endlich, Dumpfbacke!, dachte Karl-Heinz Langer, der auf diese Frage bereits ungeduldig gewartet hatte. Das war nämlich das Stichwort für die gut vorbereitete kleine Szene, die er jetzt gekonnt zum Besten gab.

„Ach!“ Er stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab und legte den Kopf in seine Hände. „Ich habe nachgedacht, Liebling. Ich fürchte, wir werden die Hochzeit verschieben müssen. Auf lange Zeit verschieben. So leid es mir tut.“

„Aber warum denn?“

Sie riss ihre braunen Kuhaugen erschrocken auf, und der Mund mit den Hasenzähnen blieb offen stehen.

„Grünwald ist eine sehr teure Gegend, Liebling. Ich werde mir dort vorerst nur ein winziges Zimmer zur Untermiete leisten können, und für eine Praxis werde ich mich hoch verschulden müssen. Ich denke, ich werde neben der Arbeit in der Praxis noch irgendeinen Job annehmen müssen, um die Schulden abbezahlen zu können. Wenn ich dich heirate, dann möchte ich dir aber auch was bieten können, Liebes. Aber bis ich dazu in der Lage bin, werden wohl noch ein paar Jahre ins Land ziehen.“

Er hob den Kopf und blickte ihr schmachtend in das dämliche

Mondgesicht.

„Wirst du so lange auf mich warten, mein Engel?“, fragte er leise. „Verlangen kann ich das natürlich nicht von dir, aber bitten darf ich dich doch darum, oder?“

„Aber … Papa hat doch genug Geld!“

Na eben! Würde ich dir sonst solche schnulzigen Texte vorsülzen, du Transuse?, dachte Karl-Heinz, während er Lisbeths Hand nahm und seufzend sagte: „Ich weiß, mein holder Engel. Aber ich möchte mir von deinem Vater kein Geld leihen. Das wäre ganz und gar gegen meine Prinzipien.“

„Oh!“ Lisbeth Sommerfeld ließ den Kopf hängen.

Na, was denn jetzt? Hallo! Karl-Heinz rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. Hatte die Gans ihn etwa nicht richtig verstanden? Hatte er zu viele Fremdwörter benutzt, die über ihren beschränkten Horizont hinausgingen? Na los doch, sag deinen Text auf, du Lusche! Oder bist du sogar dazu zu dämlich?

„Ich möchte nicht, dass unsere große Liebe durch Schulden belastet wird. So etwas kann so leicht zu unangenehmen Spannungen führen, und es wäre schrecklich für mich, wenn ich dich deswegen verlieren würde, mein Engel“, versuchte er, ihr endlich auf die Sprünge zu helfen.

„Aber das Geld wäre ja nicht geliehen, Schatz. Es bliebe ja in der Familie, wenn du mich heiratest. Papa würde uns sowieso als Hochzeitsgeschenk eine oder zwei Millionen geben. Das hat er mir schon gesagt. Damit können wir die Praxis und ein Haus kaufen. Oder ein großes Haus mit Praxis unten drin.“

Na also, geht ja! Karl-Heinz seufzte abgrundtief. „Ach, ich weiß nicht recht …“

„Bitte, Schatz! Bitte! Tu es für mich!“

„Also gut, mein Engel. Wenn dir so viel daran liegt … Ich kann dir einfach keinen Wunsch abschlagen. Dann fahre ich gleich heute noch nach Grünwald, kaufe ein geeignetes Haus, bestelle die Einrichtung für die Praxis und lasse die Rechnungen an deinen Vater schicken. Sobald alles erledigt ist, kommst du nach, richtest unser Liebesnest ein, und wir heiraten.“

„Hurra! Ach Schatz, das ist ja so aufregend! Ich kann es gar nicht mehr erwarten. Es wird so schön sein, mit dir zusammen alt zu werden. Ich werde für dich kochen und dir die Füße massieren, wenn du müde aus der Praxis kommst. Und wir werden Kinder haben! Niemals mehr werden wir auch nur einen einzigen Tag lang voneinander getrennt sein.“

Gott bewahre! Karl-Heinz schüttelte sich, um das grässliche Bild der rotznasigen Kinderschar – die natürlich alle Hasenzähne, Knollennasen, Segelohren und Kuhaugen hatten – zu verdrängen.

Er warf einen Blick auf seine goldene Armbanduhr, die er von Lisbeth zu Weihnachten bekommen hatte.

„Du, dann muss ich aber sofort los, wenn ich heute noch einen Makler erreichen will. Je schneller alles erledigt ist, desto schneller bist du endlich für immer bei mir, mein süßer Liebling. Blöd nur, dass mein altes Auto so langsam ist. Hoffentlich schaffe ich es damit überhaupt noch bis Grünwald.“

„Nimm doch meinen neuen BMW, Schatz. Der fährt ganz schnell.“

„Also gut! Was tue ich nicht alles, um dich glücklich zu machen, mein zauberhafter Engel.“ Karl-Heinz warf den Schlüssel seines alten billigen japanischen Kleinwagens auf den Tisch. „Ich lasse dir dafür meinen hier. Steht um die Ecke. Es ist mir ohnehin lieber, wenn du etwas langsamer unterwegs bist. Dann muss ich mir nicht Tag und Nacht so schreckliche Sorgen um dich machen.“

***

Zwei Wochen später, in Grünwald …

„Jesses, Maria und Josef!“

Der Grünwalder Arzt saß gerade beim Frühstück, als der plötzliche laute Schrei seiner Haushälterin ihn so sehr erschreckte, dass ihm der Löffel aus der Hand fiel und genau in der Schüssel mit dem Müsli landete. Die Milch spritzte hoch auf und besudelte sein Hemd, das er eben erst angezogen hatte.

Der Aufschrei war aus dem Wohnzimmer gekommen und hatte nicht so geklungen, als hätte sich die alte Dame verletzt oder wäre in ernsthafter Gefahr, deshalb blieb er sitzen.

„Was ist los, Frau Quandt? Haben Sie eine Spinne gesehen?“

„Schlimmer, viel schlimmer!“, tönte es aus dem Wohnzimmer zurück. „Der Wald! Der schöne, schöne Wald!“ Jetzt klang ihre Stimme weinerlich.

„Was ist denn mit dem Wald, Frau Quandt?“ Stefan Frank schüttelte den Kopf. Ein Waldbrand konnte bei dem nasskalten Wetter ja wohl nicht ausgebrochen sein, und das Abholzen war hier in dieser Gegend verboten. Was also konnte dem Wald schon geschehen sein?“

„Na, weg ist er! Weg!“

„Wie … weg?“

„Wie ausradiert! Nicht mehr zu sehen! Eine Gemeinheit ist das! Eine bodenlose Gemeinheit! Das sollten wir uns aber nicht gefallen lassen, Herr Frank!“

Der Grünwalder Arzt legte die Morgenzeitung weg und erhob sich seufzend. Auf diese Antwort konnte er sich nun wirklich keinen Reim machen.

Er verließ die Küche und ging den Flur entlang. Als er durch die offene Tür in das große Wohnzimmer mit den Panoramafenstern trat, durch die man einen herrlichen Blick direkt auf den Wald hatte, sah er die Haushälterin in der offenen Terrassentür stehen. Sie hatte ihre rechte Hand weit von sich gestreckt und zeigte mit anklagendem Blick auf den schönen grünen …

„Ach du meine Güte, ist das scheußlich!“, rief Dr. Frank erschrocken aus. „Wo kommt denn das so plötzlich her?“

Dort, wo sich noch vor drei Tagen (Stefan Frank hatte die letzten drei Tage bei einem medizinischen Seminar in Heidelberg verbracht) der herrliche grüne Wald bis zum Horizont erstreckt hatte, wurde Stefans Blick nun von einem wahrhaft hässlichen Klotz aus Glas und Aluminium blockiert.

„Da hat jemand was auf die schöne alte Villa vom alten Herrn Obermayer – er möge in Frieden ruhen – drauf gebaut. Und wie das jetzt schon spiegelt, obwohl gar keine Sonne scheint! Herr Frank, was glauben Sie, wie das erst ausschaut, wenn im Sommer die pralle Sonne draufknallt?! Dann können Sie gar nicht mehr in Ihren eigenen Garten gehen, ohne geblendet zu werden.“

„Ja, das könnte wirklich ziemlich unangenehm werden, Frau Quandt. Grässlich sieht das aus! Wer die Villa wohl gekauft und so verunstaltet hat?“

„Keine Ahnung. Ich weiß nur eines, nämlich dass der Herr Obermayer sich im Grab umdrehen täte, wenn der das wüsste.“

Stefan kniff die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können, als in dem pyramidenartigen Glasaufbau, der durch zwei große Gärten von der Terrasse des Grünwalder Arztes getrennt war, eine Art Fenster geöffnet wurde und ein Mann sich weit hinausbeugte.

Jetzt hob er auch noch einen Arm, schwenkte etwas, das wie ein Küchentuch oder ein Putzlumpen aussah, und rief laut:

„Hu-hu! Stefan! Hallo, neuer Nachbar! Ich bin’s! Na, ist noch alles senkrecht bei dir, du altes Haus?“

„Jesses, Maria und Josef!“ Frau Quandt presste empört die Hände auf ihr laut pochendes Herz. „Der kennt Sie, Herr Frank. Der duzt Sie sogar ganz ungeniert. Wer ist denn der?“

„Ich habe keine Ahnung, Frau Quandt. Der Mann kommt mir nicht im Mindesten be …“

Der Rest von Stefans Antwort ging in dem lauten Dröhnen unter, mit dem in diesem Augenblick ein riesiger Bagger, gefolgt von einem Kipplaster, in den wunderschönen Garten des verstorbenen Herrn Obermayer einfuhr. Die wuchtigen Ketten, auf denen die Baumaschine fuhr, rissen ganze Klumpen des noch winterlich verwelkten Rasens aus dem Boden und schleuderten sie teilweise hoch über den Zaun in Stefans gepflegten Garten.

„Jesses! Die werden doch nicht die herrlichen alten Bäume ausgraben!“ Die Haushälterin musste schreien, um den Lärm zu übertönen. „Ja, dürfen die denn das, Herr Frank?“

„Ich fürchte, wenn die das Haus und das Grundstück gekauft haben, dann dürfen die das, Frau Quandt.“

Seufzend wandte sich Stefan von dem unschönen Anblick ab, schloss die Terrassentür und auch gleich die Jalousien. Er wollte von dem traurigen Schauspiel möglichst wenig hören und sehen.

Er schlenderte nachdenklich zurück in die Küche, goss sich noch einen Kaffee ein und schob das Frühstück weit von sich. Der Appetit war ihm gründlich vergangen.

So etwas Unerfreuliches wie Nachbarschaftsstreit hatte es in der Gegend, in der Stefans Villa stand, noch nie gegeben. Aber es stand zu befürchten, dass diesbezüglich in nächster Zeit einiges auf ihn zukommen würde.

„So, jetzt aber!“ Frau Quandt schnappte sich entschlossen den Einkaufskorb und stapfte mit grimmigem Blick und geballten Fäusten zur Tür.

„Was haben Sie vor, Frau Quandt?“

„Einkaufen gehe ich! In den Laden am Marktplatz. Der ist um diese Uhrzeit immer voll, und dort erfährt man alles, was man wissen muss. Wir brauchen sowieso Waschpulver, Zucker und sonst auch noch allerhand. Ich werde mich mal umhören, wer dieser Kerl ist und ob der das darf, Ihnen einfach die Aussicht zu verbauen. Eine Ungeheuerlichkeit ist das! So eine bodenlose …“

Mit einem lauten Knall fiel die Haustür ins Schloss, sodass Stefan den Rest ihrer Schimpftirade nicht mehr hören konnte.

Er wollte gerade nach oben gehen, um sich ein frisches Hemd aus dem Schrank zu holen, als die Eingangstür auch schon wieder aufgeschlossen wurde. Die Haushälterin blieb breitbeinig in der offenen Tür stehen.

„Na, na!“, keifte sie giftig nach draußen. „Sie bleiben vor der Tür stehen und warten gefälligst!“

„Was ist denn los, Frau Quandt?“, fragte Stefan verwundert.

„Der … der … dieser …“

Das Wort „Herr“ wollte der alten Dame partout nicht über die Lippen kommen.

„Der von gegenüber ist da“, erklärte sie stattdessen. „Er will Sie besuchen, sagt er. Angeblich kennt er Sie von früher. Ich habe ihm gesagt, dass Sie jetzt keine Besuche brauchen können, weil Sie gleich in die Praxis müssen.“

„Schon gut, Frau Quandt.“ Stefan schob seine langjährige Haushälterin sanft zur Seite und schaute nach draußen. „Guten Morgen, Herr …?“

„Na was denn? Nur nicht so förmlich, Stefan! Erkennst du mich etwa nicht wieder? Ich bin’s doch: Karl-Heinz!“

„Es tut mir leid, aber ich weiß noch immer nicht …“ Dr. Frank schüttelte verwirrt den Kopf.

„Karl-Heinz Langer! Dein alter Kumpel! Studienzeit! Heidelberg! Lange her. Wie doch die Zeit vergeht, was? Dir sieht man es aber auch an. Mensch, Stefan, alt bist du geworden!“

„Also, das ist doch …“, brauste Frau Quandt auf.

„Karl-Heinz Langer. Du meine Güte!“

„Na? Hast du es jetzt endlich geschnallt?“

„Allerdings.“

„Und?“ Karl-Heinz drängte sich an Stefan vorbei in die Eingangshalle. „Da kommt Freude auf, was?“

„Ich müsste lügen …“, erwiderte Dr. Frank reserviert. Die Erinnerungen, die er an den ehemaligen Kommilitonen hatte, waren alles andere als erfreulich.

„Nobel, nobel!“ Dr. Langer schaute sich neugierig um. „Nicht ganz mein Stil, aber trotzdem nicht übel.“ Dann schlug er Stefan laut lachend auf die Schulter. „Na komm schon, altes Haus! Darauf trinken wir einen Kaffee! Wo geht es zur Küche?“

Noch bevor der Grünwalder Arzt auf diese Frage antworten konnte, hatte sein neuer Nachbar es sich bereits am Küchentisch bequem gemacht und hob gerade den Deckel der Kaffeekanne hoch.

„Leer!“, stellte er fest.

„Ja, natürlich.“ Stefan blieb in der Küchentür stehen. „Ich habe nicht mit Besuch gerechnet.“

„Ist das deine Putze oder deine Frau?“ Laut lachend zeigte Karl-Heinz auf Frau Quandt, deren Gesicht sich vor ohnmächtiger Wut dunkelrot färbte. „Na, wie auch immer! Mit Milch und Zucker bitte!“, ordnete Karl-Heinz an.

„Sicher nicht! Das ist hier kein Wirtshaus! Und Sie haben mir schon gar nichts zu befehlen!“, zischte Frau Quandt und presste die Lippen fest aufeinander.

„Na, nun haben Sie sich doch nicht so, altes Mädchen! Ich möchte ja nur Ihre Qualitäten prüfen. Wenn der Kaffee halbwegs schmeckt, können Sie ab morgen auch bei mir putzen. Ich zahle sicher besser als Stefan, der alte Knauser.“

„Nein danke, darauf lege ich absolut keinen Wert! Und wenn Sie noch einmal sagen, dass Herr Frank ein alter …“

„Schon gut“, versuchte Stefan, sie zu beruhigen. „Wollten Sie nicht einkaufen gehen, Frau Quandt?“

„Jetzt nicht mehr. Ich bleibe lieber hier stehen und passe auf. Nur für alle Fälle.“

„Auf mich etwa?“ Karl-Heinz grinste spöttisch.

„Ach … nur so allgemein. Man kennt das ja: Da kommt überraschender Besuch, und nachher fehlt das Silberbesteck. Steht immer mal wieder in der Zeitung.“

„Na ja!“ Karl-Heinz erhob sich lachend. „Die hast du aber gut erzogen, Stefan, die ist genau wie du. Ich sehe schon, ich komme ungelegen. Aber miteinander Kaffee trinken können wir ja immer noch. Dazu haben wir alle Zeit der Welt. Ich bin ja jetzt dein neuer Nachbar, Stefan.“

An der Tür blieb Karl-Heinz stehen.

„Ach, in einem Monat eröffne ich übrigens meine Praxis. Dr. Karl-Heinz Langer, Allgemeinmediziner. Drüben in meiner Villa. Ab nächster Woche inseriere ich täglich groß in allen Zeitungen. Könnte gut möglich sein, dass du demnächst viel Freizeit hast. Aber das kann dir ja nur guttun, Stefan. Du siehst ja wirklich ziemlich abgehärmt aus. Direkt zum Erbarmen.“

„Jesses …!“ Frau Quandt musste sich an die Wand lehnen, weil ihre Knie nachzugeben drohten. „Wenn der nicht gleich geht, könnte es gut möglich sein, dass ich mich vergesse.“

„Ach, und nichts für ungut wegen des Krachs bei mir drüben. Das wird noch ein paar Wochen lang so weitergehen. Ich lasse nämlich einen Pool im Garten bauen, ebenso eine Sauna, einen Pavillon, einen gemauerten Grillofen für Gartenpartys, einen Tennisplatz und sonst auch noch ein paar Kleinigkeiten. Wenn dich der Lärm ärgert, dann denk einfach daran, dass du ja dann auch in den Genuss kommen wirst. Im Sommer wird jedes Wochenende gegrillt und gefeiert. Klar? Also, bis dann, Kollege!“

Krachend fiel die Haustür ins Schloss, aber das unschöne Lachen des neuen Nachbarn war dennoch lange zu hören.

„Jedes Wochenende ein Grillfest nebenan. Und Tennis!“ Frau Quandt war erschüttert. „Damit ist es mit der schönen Ruhe und der guten Luft vorbei, Herr Frank. Und Ihre schönen Rosen werden alle eingehen, weil die den Rauch und den Gestank vom Grillen nicht mögen. Und abends gemütlich im Garten zu sitzen, das können Sie dann auch vergessen. Dann fliegen Ihnen die Tennisbälle ins Weinglas.“

„Abwarten, Frau Quandt.“ Stefan ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. „Ich gebe ihm maximal ein halbes Jahr. Karl-Heinz Langer hat noch nie was auf die Reihe gekriegt, er wird auch diesmal scheitern. Verlassen Sie sich drauf, Frau Quandt. Spätestens in einem halben Jahr bekommen wir neue – hoffentlich nettere – Nachbarn.“

***

Dr. Ulrich Waldner, der Chef der renommierten Waldner-Klinik in München, parkte seinen Wagen auf dem Gästeparkplatz der Zahnärztlichen Gemeinschaftspraxis am Grünwalder Marktplatz.

Doch auch nachdem er den Motor abgestellt hatte, blieb er eine Weile im Wagen sitzen. Ulrich Waldner brauchte drei Anläufe, um mit seiner zitternden und schweißnassen Hand in seine Jackentasche zu gelangen. Er zog ein Taschentuch daraus hervor und wischte sich damit über die feuchte Stirn.

Nicht, dass ihm etwa heiß gewesen wäre. Nein, im Gegenteil, seine Zähne klapperten, und er spürte eine grimmige innerliche Kälte, die der äußeren in nichts nachstand.

Ulrich Waldner hatte Angst. Panische Angst. Am liebsten wäre er sofort wieder umgekehrt und nach Hause gefahren, wären da nicht diese üblen Schmerzen gewesen. Und natürlich seine Frau, die Anästhesistin Ruth Waldner, die ihn frühmorgens – ohne Frühstück! – aus dem Haus gejagt hatte.

„Die ganze Nacht lang hast du wieder gejammert, Ulrich, das höre ich mir nicht mehr länger an. Du gehst jetzt auf der Stelle zu diesem Zahnarzt, den Stefan dir empfohlen hat! Wenn nicht, binde ich dir eine Schnur um den bösen Zahn, und das andere Ende mache ich an einem D-Zug fest!“

„Aua!“ Bei dem Gedanken an die herzlosen Worte seiner Frau presste sich der Chefarzt die feuchte Hand auf die dicke Backe. Dann griff er zu seinem Handy und wählte mit einem heftig wackelnden Finger die Nummer des Grünwalder Arztes. „Ich … ich bin jetzt vor dem … dem Haus am Marktplatz, Stefan. Du weißt schon …“

„Sehr gut, Uli!“, tönte es aus dem zitternden Mobiltelefon. „Dann geh jetzt schön hinein. Oder soll ich schnell kommen und dich reinbringen?“

„Nein, ich bin doch kein Kleinkind!“, protestierte Ulrich Waldner und gab sich empört. Obwohl: Im Moment hätte er nichts lieber gehabt als jemanden, der ihm trotz seines fortgeschrittenen Alters ein bisschen die Hand hielt. „Und … du hast mich sicher nicht angelogen oder so? Der tut mir bestimmt nicht weh?“

„Nein, Uli! Dr. Jäger ist ein wirklich hervorragender Zahnarzt. Selbst Kinder gehen gerne zu ihm. Auch die, die vorher bereits eine schlimme Zahnarztphobie hatten.“

„Würde es dir was ausmachen, Stefan, das Wort nicht so oft zu erwähnen?“

„Welches Wort, Uli?“

„Das Wort, das mit ‚Z‘ anfängt und mit ‚ahnarzt‘ aufhört. Das macht nämlich alles nur noch schlimmer.“

„Oh! Tut mir leid!“

„Stefan?“

„Ja, Uli?“

„Ich komme mir wirklich ziemlich blöde vor, aber mich schüttelt es am ganzen Körper. Es ist, als säße ich in einer Bimmelbahn, die aus den Schienen gesprungen ist und übers Kopfsteinpflaster rattert. Mir tropft der kalte Schweiß von der Stirn! Lächerlich, nicht wahr?“

„Das ist keineswegs lächerlich, Uli. Das ist eine klassische Z-Phobie. Die haben viele Menschen. Aber ich verspreche dir, nach dem Besuch bei Sven Jäger wirst du sie nie wieder haben.“

„Ehrlich? Oder sagst du das jetzt nur so?“

„Ich schwöre es!“

„Soll ich jetzt reingehen?“

„Ja. Atme ein paarmal tief durch, und geh zügig hinein. Ich habe vorhin noch einmal mit Dr. Jäger gesprochen. Er sorgt dafür, dass du nicht warten musst.“

„Stefan?“, rief Ulrich Waldner, und diesmal klang es richtig fröhlich.

„Ja, Uli?“

„Stell dir vor, jetzt tut es auf einmal gar nicht mehr weh. Das ist gut! Dann fahre ich jetzt wieder nach …“

„Uli! Du gehst jetzt sofort hinein! Wie lange willst du denn die Schmerzen noch ertragen? Du weißt selbst genau, wenn du noch länger wartest, fängt der Zahn an zu eitern, und dann ist alles nur noch schlimmer. Du bist einer der besten Chirurgen des Landes, du weißt, wie sich eine Sepsis auswirkt!“

„Aua! Jetzt tut’s wieder weh. Das ist deine Schuld, weil du so schlimme Sachen gesagt hast.“

„Du meine Güte! Weißt du was? Ich springe schnell in mein Auto und komme hin.“

„Nein! Ich geh ja schon!“, brauste Dr. Waldner auf. „Aber wenn du mir was vorgeflunkert hast und der Mann ein übler Metzger ist, dann bist du die längste Zeit mein Freund gewesen, klar?“

Damit beendete der Chefarzt der Waldner-Klinik das Gespräch und atmete, wie Stefan Frank es ihm empfohlen hatte, ein paarmal tief durch. Anschließend stieg er aus seinem Wagen und machte sich auf den beschwerlichen Weg zum Eingang der Praxis.

Mit einem Mal fühlte sich Ulrich Waldner – der erfolgreich eine große Klinik leitete, Beine wieder annähte, Herzen transplantierte und Menschen, die auf der Schwelle zum Jenseits standen, wieder ins Leben zurückholte – wie ein kleiner Junge auf dem Weg zum Schafott.

„Guten Mo-mo-mo …rgen!“

Ein junger Mann mit wirklich sehr abstehenden Ohren empfing ihn bereits an der Tür. Da Dr. Frank seinen Freund und Kollegen darauf hingewiesen hatte, er möge sich von dem Sprachfehler nicht negativ beeinflussen lassen, war Ulrich Waldner sofort klar, wen er hier vor sich hatte. Aber im Augenblick überwog das medizinische Interesse, und seine Angst war schlagartig in den Hintergrund getreten.

„Ah, Stefan hat mir schon gesagt, dass Sie stottern, Herr Dr. Jäger. Also, wenn das Problem organischer Natur ist, kann man das durchaus beheben.“