Drachen kann man nicht bewachen - Franz Sales Sklenitzka - E-Book

Drachen kann man nicht bewachen E-Book

Franz Sales Sklenitzka

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Beschreibung

Dass Drachen nichts zu lachen haben, wissen wir aus Franz Sales Sklenitzkas gleichnamigen Kinderbuchklassiker. Mit dem vorliegenden Buch hat der Autor nun eine ungemein lustige Fortsetzung geschaffen, in der er die Geschichte von Ottokar von Zipp und seinem Hausdrachen Klemens weitererzählt:Man schreibt das Jahr 1279. Des Herzogs Töchterlein, Edeltraud, ist mittlerweile 25, noch immer ohne Ritter und das Mittelalter ist fast um. Da lässt der Herzog neuerlich ein Turnier veranstalten ...

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Turnierregeln 1279

1.Das Los bestimmt immer zwei Ritter, die Gegeneinander kämpfen. Die Sieger der ersten Runde kämpfen wieder gegeneinander und so weiter.

2.Nur Ritter und fahrende Sänger dürfen an diesem Turnier teilnehmen. Künstler, Beamte, Handwerker, Bauern und andere Unfreie sind ausgeschlossen.

3.Wegen der grossen Zahl der Teilnehmer gibt es nur ein Lanzenstechen. Der Schwertkampf entfällt.

4.Zwei Kämpfer dürfen einander nur vor und nach dem Kampf, nicht aber während des Waffenganges beschimpfen.

5.Kratzen, beissen und spucken ist nicht erlaubt. Ebenso ist es verboten, den Gegner bei offenem Visier an den Ohren oder Haaren zu ziehen, in die Nase zu zwicken, oder ihm die Zunge zu zeigen.

6.Die Zweikämpfe erfolgen mit Turnierlanzen, Schilden und zu Pferde. Das Reiten auf anderen Tieren ist nur in Ausnahmefällen erlaubt.

7.Wer aus eigenem Verschulden vom Pferde fällt, muss wieder auf den Beinen sein, ehe der Turnierleiter bis 33 gezählt hat.

8.Jeder Ritter hat dem Ritterstand alle Ehre zu machen und ritterlich zu kämpfen. Faule Tricks sind ausnahmslos verboten und werden mit Verwarnung (gelber Apfel) oder Ausschluss (roter Apfel) bestraft.

9.Auch zwei Verwarnungen in einem Turnier bedeuten den Ausschluss (rot-gelber Apfel).

10. Betrunkene Ritter und/oder betrunkene Pferde werden vom Turnier ausgeschlossen.

Franz Sales Sklenitzka

DRACHEN

kann man nicht bewachen

IllustrationenFranz Sales Sklenitzka

Drachen kann man nicht bewachenvon Franz Sales Sklenitzka

Von Sales Sklenitzka ebenfalls im G&G Verlag als E-Book erschienen:„Drachen haben nichts zu lachen“, ISBN 978-3-7074-1713-5

1. digitale Auflage, 2014

www.ggverlag.at

ISBN E-Book 978-3-7074-1714-2ISBN Print 978-3-7074-0169-1

In der aktuell gültigen Rechtschreibung.

Coverillustration: Franz Sales Sklenitzka

©2003 G&G Verlagsgesellschaft mbH, WienAlle Rechte vorbehalten.

Es war an einem Märztag des Jahres 1279. Als Ritter Zipp erwachte, merkte er sofort, dass irgendwas anders war als sonst. Mit einem Ruck setzte er sich auf. Und plötzlich wusste er: Er war nicht geweckt worden! Klemens hatte vergessen, ihn zu wecken.

Zipp sprang aus dem Bett, schlüpfte in seinen Morgenmantel und in seine Pantoffeln – die Räume der Burg waren sehr kalt – und betrat die Kammer neben seinem Schlafzimmer. Sie war leer. Sofort machte sich der Ritter auf die Suche. „Klemens!“, schallte sein Ruf durch das alte, baufällige Gemäuer, „Klemens, wo steckst du?“

Aufgeregt stolperte Ottokar von Zipp durch die Räume seiner Burg. Er rannte die Wendeltreppe zum Turm hinauf, verlor einen Pantoffel, rannte wieder hinunter in den Rittersaal, verlor den zweiten Pantoffel, stürzte in die Küche, lief über den Burghof in die Stallungen – vergeblich. Klemens war nirgends zu finden.

Zipp riss sich die Schlafmütze vom Kopf und raufte sich die Haare. Sein Haustier war verschwunden, sein einziges Haustier – nein, nicht sein Pferd –, der achtjährige Kammdrache Klemens. Zwar hatte Zipp bis vor kurzem auch drei Hühner gehabt, doch die hatte der Fuchs geholt – oder ein anderer Ritter.

Ottokar von Zipp durchsuchte alle Kammern, Ecken und Nischen der Burg. Sogar im Kamin schaute er nach, unter dem Dach und im Keller. Vergeblich. Von Klemens war nicht die kleinste Schuppe zu sehen. Der Drache blieb verschwunden.

Ratlos setzte sich der Ritter auf eine steinerne Stufe. Was, wenn Klemens in den Wald gelaufen war? Wenn er einem Drachenjäger in die Hände fiel? Gar seinem Nachbarn, dem berüchtigten Ritter Silberzahn-Floretto? Verzweifelt strich Zipp über seinen dünnen, blonden Schnurrbart und sprang wieder auf. Nein, er hatte keine ruhige Minute, wenn Klemens draußen in Feld oder Wald umherstrolchte. Dabei hatte er dem Drachen doch strengstens verboten, die Burg zu verlassen!

Plötzlich entdeckte Zipp, dass das große Burgtor sperrangelweit offen stand. Das Fallgitter war hochgezogen und die Zugbrücke heruntergelassen! Jetzt stand es fest: Klemens musste die Burg verlassen haben. „Vielleicht hat ihn gar jemand entführt“, dachte Zipp erschrocken. Die Zeiten waren unruhig und die Ritter schlecht, viel schlechter als ihr Ruf, die meisten jedenfalls. Sie kauften sich stets die neuesten Waffen, füllten ihre Bäuche mit dem besten Essen und dem teuersten Wein und reisten von einem Turnier zum anderen. Dazwischen gingen sie oft und gern auf die Jagd. Dieses Leben ging natürlich ins Geld. Und so verfielen die Ritter, die eigentlich schon regelrechte Raubritter waren, auf neue Ideen, um zu Geld zu kommen. Sie lauerten einander auf, fingen sich gegenseitig in Fallgruben und Netzen, sperrten einander ein und erpressten für die Freilassung jedes Mal ein hohes Lösegeld.

Im Burggraben, wo noch Reste von Schnee lagen, entdeckte Zipp schließlich frische Spuren. Der Ritter bückte sich, um sie genau zu untersuchen. Es waren die Abdrücke von Klemens’ Zehen, kein Zweifel – außer Klemens gab es weit und breit keine Drachen mehr. Die Spuren zeigten dem Ritter die Richtung an, in die der Drache gelaufen war: in den Laubwald. Ohne zu zögern, folgte Zipp der Fährte und entfernte sich immer weiter von seiner kleinen Burg. Es war ein seltsames Bild: ein Ritter im Schlafanzug, der, die Augen auf den Boden gerichtet, zu Fuß durch den Wald hastete. Weil er so angestrengt auf den Boden blickte, konnte er nicht sehen, dass sich von der anderen Seite ein Reiter auf einem weißen Pferd der Burg näherte. Dieser Reiter trabte seltsamerweise auf der linken Seite des Weges daher und nicht – wie üblich – auf der rechten.

Drachen waren damals, im Jahre 1279, schon sehr, sehr selten; ja, sie waren beinahe ausgestorben. Das heißt, ausgestorben ist nicht das richtige Wort; sie gingen ja nicht von selbst zugrunde. Genau genommen waren sie ausgerottet worden – von niemand anderem als den Rittern. Daher kam es, dass Drachen außerordentlich wertvoll waren. Die Drachenhaut wurde damals zu feinem Leder verarbeitet, aus dem man Reisekoffer, Lampenschirme, Aktenmappen sowie Gürtel und Hosenträger und sogar Stecktücher herstellte. Aber auch Sättel, Stühle, ja ganze Sofas wurden mit Drachenleder bezogen. Drachenfleisch war eine Delikatesse, und Drachenblut galt bei den meisten Rittern noch immer als Haarwuchsmittel, mit dem sie ihre Schnauzbärte tränkten. Manche schmierten sich, um männlicher zu wirken, das Drachenblut auch aufs Haupt und andere auf die Brust, je nachdem, wo sie mehr Haare haben wollten. Auf den Märkten traf man sogar Händler, die getrocknete und zu Pulver geriebene Drachenschwanzspitzen als Mittel gegen Kinderlosigkeit verkauften.

Wenn wir sagen, die Drachen wurden von den Rittern ausgerottet, so stimmt das nicht ganz genau. Einen einzigen Ritter müssen wir nämlich ausnehmen. Einer machte nicht mit bei dem jahrzehntelangen Drachenschlachten. Dieser eine war eben Ottokar der IV. von Zipp.

Ottokar von Zipp war ein merkwürdiger Ritter. Er war nicht sehr groß, er war nicht sehr stark, er war nicht sehr schön, und er war nicht mehr ganz jung. Die Haare an seinen Schläfen begannen bereits grau zu werden. Zipp war ziemlich blass, weil er sich wenig an der frischen Luft aufhielt. Die Jagd, das liebste Hobby der anderen Ritter, machte ihm keinen Spaß, und Turniere waren ihm ein Gräuel. Am ehesten konnte man Ottokar im Rittersaal seiner kleinen Burg antreffen, bei seinen Büchern oder im Keller. Zipp hatte seltsamerweise auch keine Rüstung in seinem Kleiderschrank. Die einzige Rüstung, die er besaß, stammte noch von seinem Urgroßvater Ottokar I. Zipp hatte sie zerlegt und die Teile mit Erde gefüllt, um Pilze zu züchten. So wuchsen in Zipps Helm, im Harnisch und in seinen Schienbeinschützern die besten Champignons des 13. Jahrhunderts.

Zipp hatte weder Frau noch Kinder – vorläufig jedenfalls –, und es sah ganz so aus, als wäre er der Letzte in der langen Ahnenreihe derer von Zipp. Der Ritter besaß nicht einmal ein Pferd, aber er brauchte auch keines, denn er hatte ja einen Drachen. Die ganze Liebe des Ritters gehörte den letzten Drachen, die damals noch lebten, und hier vor allem seinem Klemens. Ottokar von Zipp hatte Klemens, als er noch ein Drachenbaby gewesen war, aus einer Falle gerettet, und seither war er dem Kammdrachen Mutter und Vater zugleich. Er hatte ihn gefüttert und erzogen, soweit das bei einem Drachen möglich ist. Klemens konnte die Pantoffeln bringen, ein Frühstückstablett balancieren, Mäuse fangen, ungebetene Gäste verbellen, Kartoffeln aus dem Burggarten graben und den Kamin fegen. Mit den Bauernkindern spielte er oft Korb- und Fußball. Besonderen Spaß machte es ihm, die Zugbrücke hochzukurbeln. Nebenbei war er, wie alle Kammdrachen, sehr musikalisch. Er krähte jeden Morgen, konnte gackern, bellen, heulen wie ein Wolf, wiehern wie ein Pferd und jedes Lied nachpfeifen, selbst wenn er es nur einmal gehört hatte. Klemens besaß außerdem Taktgefühl. Zipp hätte seinen Drachen gern in eine Musikschule geschickt, aber Musikschulen waren damals noch sehr selten.

Unter den anderen Rittern hatte Zipp kaum Freunde. Dafür war er mit seinen Bauern gut Freund. Zipp wusste, dass seine Bauern arm waren. Deswegen mussten sie keine Steuern zahlen. Dafür liebten sie ihren Herrn fast wie einen Vater. Oft kamen sie auf seine Burg zu Besuch. Obwohl sie selbst nur wenig hatten, brachten sie immer kleine Geschenke mit: ein paar Scheite Brennholz, eine Speckseite, ein Glas Honig, einen selbstgeschnitzten Holzlöffel, einen Krug Buttermilch, Haselnüsse, ein Stück Käse, einen Apfel oder ein Ei. Was sie gaben, gaben sie gern und freiwillig, und sie halfen Zipp, wo sie konnten. Ohne lang zu fragen, besserten sie das schadhafte Burgdach aus, reparierten die Zugbrücke oder ölten das Fallgitter. Zipp kümmerte sich nie um solche Dinge. Dabei hätte es die Burg dringend nötig gehabt. Es war sogar einmal vorgekommen, dass Feinde aufgetaucht und einfach an Zipps Burg vorbeigeritten waren, weil sie dachten, diese Ruine sei unbewohnt. Aber wer genau hinsah, der konnte in den Schießscharten Blumenstöcke entdecken, die Veronika, Zipps uralte Haushälterin, sorgfältig pflegte.

Zipp hielt sich, wie gesagt, am liebsten im feuchten Keller auf bei seinen Pilzen – oder in seinem Rittersaal bei seinen Büchern. Er war einer der wenigen Ritter, die lesen und schreiben konnten. Wenn er, in ein Buch vertieft, in seinem Ohrensessel saß, vergaß er alles andere rund um sich. Er merkte nicht, dass das Wasser von der Decke tropfte, der Wind durch die Fensterritzen pfiff oder das Feuer im Kamin erloschen war. Zipp hatte sogar selbst schon ein Buch geschrieben, noch dazu mit der linken Hand. Das Buch hieß übrigens Lasst die Drachen leben!. Freilich, wie das so ist: Die anderen Ritter, die es anging, die lasen es nicht. Damals konnten nur sehr wenige Leute lesen, und von dem Buch gab es nur ein einziges Exemplar.

Den anderen Bauern im Lande ging es schlecht. Sie mussten hart arbeiten und an die Ritter hohe Steuern zahlen. Am schlechtesten ging es den Bauern des Ritters Silberzahn-Floretto. Sigmund Silberzahn-Floretto war ein berüchtigter Ritter, der seine Bauern richtig ausbeutete. Aber darin standen ihm die anderen Ritter nicht nach. Mit Silberzahn war keinesfalls gut Kirschen essen. Er war zwar Zipps Nachbar, doch aus ganz anderem Holz geschnitzt als unser Ottokar von Zipp.

Der fremde Reiter auf dem weißen Pferd hatte inzwischen den Burggraben erreicht. Die Zugbrücke war heruntergeklappt, das Fallgitter hochgezogen, das große Burgtor stand weit offen. Kein Mensch war zu sehen. Die ganze Burg wirkte leer und verlassen, fast unheimlich. Kopfschüttelnd ritt der Besucher in den Burghof. „Hallo!“, rief er laut. „Ottokar! Ist hier jemand?“

Aber er bekam keine Antwort. „Seltsam“, murmelte er vor sich hin, „very seltsam.“

Seltsam sah allerdings auch der fremde Besucher aus. Er war bunt gekleidet, trug weder Helm noch Harnisch, und statt eines Schwertes hielt er eine Gitarre in der Hand. Die Haare trug er lang, aber kein Bart zierte sein Gesicht. Ein Rucksack mit goldenen Schnallen hing auf seinem Rücken.

Wie manche Leser vielleicht schon erraten haben, war es niemand anderer als der berühmte Minnesänger Archibald Exeter – Freund und Nothelfer Ottokars des IV. von Zipp. Jedes Jahr zwischen Ostern und Pfingsten verbrachte der Sänger seinen Urlaub auf Zipps kleiner baufälliger Burg.

Archibald Exeter stieg vom Pferd, führte es in den Stall und versorgte es. Dann ging er in den Burghof, setzte sich auf einen Stein und begann auf der Gitarre zu spielen. Lange brauchte er nicht auf Zipp zu warten. Nach kurzer Zeit kam ein Ritter im Schlafanzug zu Fuß durch das Burgtor gewandelt.

„Ottokar, da bist du ja!“, rief der Sänger und lief auf den Freund zu.

„Archibald, ich war im Wald!“, rief Zipp. Das war ihre übliche Begrüßung. Zipp breitete die Arme aus und sah an sich hinab. Die Beine seiner Pyjamahosen waren nass und schmutzig.

„Wie er leibt und lebt“, lachte der andere und fuhr fort: „Ottokar, was ist los mit dir? Bist du krank? Oder bist du Schlafwandler geworden? Ich dachte, ein Geist kommt auf mich zu.“

„Gespenster gibt’s nur in England“, sagte Zipp. Es sollte lustig klingen, doch der Fremde merkte, dass Zipp nicht zum Lachen zumute war. „Ach, Archibald, wie gut, dass du gekommen bist! Ich weiß mir keinen Rat mehr. Klemens ist getürmt!“

„Das sind keine guten Nachrichten“, rief der Sänger. „Klemens getürmt? Dann ist er wohl auf dem Turm!“

„Schön wär’s“, murmelte Zipp, „aber er ist in den Wald hinaus. Stell dir vor, wenn Klemens dem Silberzahn über den Weg läuft! Ich darf gar nicht daran denken!“

„Beruhige dich. Wir können jetzt wenig für ihn tun“, sagte Archibald, der Drachen genauso gern mochte wie sein Freund Zipp. „Klemens ist alt genug, um zu wissen, was er tut. Wir können nur abwarten und hoffen, dass er bald heimkommt. Wie wär’s mit einem gemeinsamen Frühstück? Ich hab’ dir eine Menge Neuigkeiten zu erzählen.“

Genau das, was Zipp befürchtet hatte, geschah. Der achtjährige Kammdrache Klemens lief immer weiter in den Wald hinaus. Er rannte, so schnell ihn seine Beine trugen, ohne genau zu wissen, warum und wohin. Irgendetwas, ein seltsames Gefühl in seiner Drachenbrust, zog ihn unwiderstehlich fort aus der Burg und hinaus in den Wald. Er konnte nicht wissen, dass Ritter Silberzahn den ersten warmen Tag des Jahres zum Jagen nützte. Und er ahnte nicht, dass Silberzahn in Zipps Wald jagte und nicht in seinen eigenen Wäldern; also, auf gut Deutsch gesagt: wilderte. In Zipps Wald gab es nämlich viel mehr Wild, weil Zipp nie auf die Jagd ging, sondern sogar Futterkrippen für die Wildtiere aufstellte.

Obwohl Zipps Wald groß war, trafen Sigmund Silberzahn und der Kammdrache Klemens genau zur selben Sekunde an derselben Stelle zusammen. Klemens wollte eben den einspurigen Waldweg überqueren, da sprengte Silberzahn auf seiner Lieblingsstute Cosima einher. Als der Drache mit aufgestelltem Zackenkamm so unvermutet aus dem Unterholz schoss, bekam Silberzahns Pferd einen Riesenschreck. Die Stute scheute und bäumte sich kerzengerade auf. Silberzahn, der genauso überrascht war wie sein Pferd, fiel aus dem Sattel und polterte unsanft zu Boden.

Aber auch Klemens, der Kammdrache, war erschrocken. Plötzlich fiel ihm alles wieder ein, was Zipp erzählt hatte: über Fangnetze, jagende Ritter, Fallgruben. Und es fiel ihm ein, dass Zipp ihn vor einem Ritter immer wieder gewarnt, ja ganz besonders gewarnt hatte: vor Sigmund Silberzahn-Floretto, dem Fürchterlichen!