Dragons Dead or Alive - Yenni Tabath - E-Book

Dragons Dead or Alive E-Book

Yenni Tabath

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Beschreibung

Willkommen in der finsteren und tödlichen Welt von Joe, Anführer der berüchtigten Drachen und Gejagter der Unterwelt. Sein Leben wird von Angst, Loyalität und Verrat heimgesucht. Doch als ein totgeglaubter Feind zurückkehrt, droht alles ins Chaos zu stürzen. Joe steht vor seiner größten Herausforderung: er muss aus einer Mörderanstalt entkommen, ein blutiges Spiel überleben und die Stadt retten, bevor sie im Feuer der Rache untergeht. Zu allem Überfluss taucht auch noch eine mysteriöse Frau auf, die ihm einfach nicht aus dem Kopf geht. "Dragons Dead or Alive" ist ein fesselnder Thriller voller Action, Verrat und überraschender Wendungen. "Ich kann dir geben, was du wirklich willst. Du musst es nur sagen, Darling." – Unbekannt

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Seitenzahl: 603

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Thriller

Texte: © 2025 Copyright by Chayenne-Tabatha Rackl

Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by Chayenne-Tabatha Rackl

Verlag:

Yenni Tabath - Chayenne-Tabatha Rackl

c/o Online-Impressum.de #26667

Europaring 90

53757 Sankt Augustin

[email protected]

Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Ich widme dieses Buch allen, die auch gerne ein Buch schreiben wollen, sich aber nicht trauen.

Traut euch, es kann nur besser werden.

Triggerwarnung

Dieses Buch beinhaltet sensible Themen, die auf einige Leserinnen und Leser verstörend wirken könnten. Es enthält teilweise detaillierte Darstellungen von Tod und Leichen, Mord, Gewalt (einschließlich häuslicher Gewalt), Suizidgedanken sowie ernsthaften psychischen Erkrankungen, Depressionen und Kannibalismus. Darüber hinaus werden Themen wie Kriminalität, Drogen- und Alkoholmissbrauch behandelt. 

Ich empfehle euch, Leserinnen und Leser, besonders aufmerksam zu sein, auf eure eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu achten sowie das Buch bei zu hoher Belastung auf Seite zu legen und eine Pause zu machen.  Falls diese Inhalte euch emotional belasten oder triggern könnten, wird empfohlen mit Personen eures Vertrauens darüber zu reden und es nicht mit sich rumzuschleppen.

Danke und viel Spaß beim Lesen.  

Prolog

“Hi, ich bin Joe, 28 Jahre alt und ein einfacher Taschendieb - zumindest ist das meine Tarnung. Ich gehöre nämlich zu den Drachen. Das sind sechs Meisterverbrecher, die überall gefürchtet sind. Kaum jemand weiß, wer wir wirklich sind, da wir uns noch nie offen gezeigt haben als Drachen, auf jeden Fall nicht in der normalen Stadt. Und ich?

Tja, ich bin sogar der Anführer von ihnen. Doch das ist nicht immer einfach. Wir müssen stets aufpassen, was wir tun und sagen. Unsere Pflichten sind zahlreich, genauso wie unsere Feinde, wie zum Beispiel Gin - obwohl er schon längst tot ist. Wer Gin war, fragt ihr euch sicherlich. Gin wollte einen Krieg zwischen Verbrechern und Polizisten anzetteln. Er war der Meinung, dass wir die Oberhand gewinnen und uns nicht in den Untergrund drängen lassen sollten. Er meinte, wir sind mehr Verbrecher als Polizisten und lassen uns so einschüchtern.

Kurz und knapp, wir sollten unser ruhiges Leben aufgeben und einen Krieg anfangen für so etwas Dummes wie die Weltherrschaft. Lange Rede kurzer Sinn, am Ende haben wir ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht - mit etwas Hilfe. Aber das ist jetzt unwichtig.

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wir haben zwar viele Feinde, sind aber auch ziemlich berühmt - sprich, wir haben viele Fans.

Wo? Nun, es gibt eine Stadt. Die Stadt ist sehr geheim, in dieser leben fast ausschließlich Verbrecher, sogar einige Legenden. Jetzt bin ich endlich da, wo ich hinwollte. Es ist nämlich nicht immer einfach, ein Drache zu sein - oder einfach nur ich selbst. Viele wollen etwas von einem und durch unseren Ruf, aber auch, weil wir so berühmt sind, geraten wir ständig in gefährliche Situationen. Kurz gesagt: Ihr werdet schon sehen, was ich meine.

Los geht’s!

Kapitel 1: Hallo!

Fuck, schon wieder verschlafen. Ich habe doch heute eine wichtige Besprechung! Wie soll ich das jetzt noch schaffen? Wenn ich mich beeile, schaffe ich es vielleicht noch.

Ich springe auf, schnappe mir meine Sachen, die ich stolpernd anziehe und verlasse das Gebäude. Mit schnellen Schritten eile ich durch die belebten Straßen der Stadt, die meiner Meinung nach viel zu überfüllt sind. Wenn ich nicht zu spät kommen und weiter Zeit verlieren möchte, muss ich einen anderen Weg einschlagen. Vielleicht könnte ich über die Dächer gehen. Die Idee ist riskant, da die Einwohner es nicht mögen, wenn man auf ihren Dächern herumtrampelt. Aber ich habe keine Wahl. Deswegen nehme ich diese Herausforderung dankend an.

Dahinten könnte ich auf die Dächer gelangen. Das Regenabflussrohr, an einem der Häuser, lächelt mich einladend an. Sofort beginne ich es rasch hochzuklettern. Die kalten Metallstangen schneiden in meine Hände, während ich mich mühsam nach oben arbeite. Paar Handgriffe später erreiche ich endlich das Dach. Ich beginne, von einem zum nächsten zu springen. Natürlich achte ich darauf, nicht abzurutschen. Doch als es nicht weitergeht, rutsche ich an einer Laterne runter. Ich höre mehrfach ein „Hallo“ aus der Menge, ignoriere es jedoch. Nur eins zählt jetzt: Ich muss pünktlich zur Besprechung. Kurze Zeit später entdecke ich das Gebäude, mein Ziel. Es ist noch weit weg, aber ich könnte es schaffen, wenn ich mich jetzt nicht ablenken lasse. Kein Nachlassen, einfach weiter.

Jedoch, bevor ich am riesigen Gebäude, ankomme, sehe ich Korna mit seinem Essenstruck. Ein hungriger Magen und ein lautes Knurren erinnern mich daran, dass ich nach dem Aufwachen vergessen habe, etwas zu frühstücken. So ein Mist.

„Morgen, schon wieder spät dran?“, ruft er. „Ja“, brumme ich und er wirft mir ein Baguette zu. Das kommt genau richtig, um meine Energie wieder aufzufüllen. Korna ist wirklich ein Lebensretter.

Nach etwa zehn Minuten erreiche ich das Gebäude/ unseren Treffpunkt – und zu meiner Überraschung bin ich sogar zu früh. Trotzdem sind schon einige bekannte Gesichter da, darunter auch Crazy. Ich drehe mich auffällig weg und tue so, als ob ich ihn nicht gesehen habe. Da ich kein Interesse habe an einem Gespräch mit ihm. Dabei beiße ich genüsslich in mein wohlverdientes Baguette. Denn ich muss zugeben, ich habe wirklich Kohldampf. Leider habe ich mich wohl etwas zu früh gefreut, weil Crazy geradewegs auf mich zukommt. Und ich weiß, dass er wahrscheinlich meinen ganzen Tag auf einen Schlag ruinieren wird.

Übrigens, Crazy gehört zu den Junior-Drachen, einer Gruppe von Teenies, die uns irgendwann ersetzen werden. Wenn einer von uns bei einem Raub stirbt, rückt ein Junior-Drachen-Mitglied nach. Mit 17 ist er einer der Jüngeren der Gruppe und immer für einen Spruch zu haben. Er ist etwa 1,68 Meter groß, also nicht der Größte, trägt weite Jeans, ein Gaming-T-Shirt und eine Nerdbrille. Er sieht unscheinbar aus. Doch sein scharfer Verstand macht ihn leider wertvoll. Er ist das Genie, aber seine ständigen Besserwissereien kotzt mich an. Wie man merkt, ich kann ihn nicht wirklich leiden.

„Tag, Joe“, sagt Crazy gut gelaunt. Ehrlich, mir wird jetzt schon schlecht. Doch ich antworte höflich: „Hallo, Crazy“, in der Hoffnung, dass er heute nicht wieder seine Sprüche abzieht. Jedoch merke ich sofort, dass ich mir mal wieder zu viel erhoffe.

Natürlich kommt sofort der übliche Kommentar: „Wow, du bist pünktlich! Soll ich applaudieren oder dir einen Preis überreichen?“ Ich verdrehe nur die Augen. Mal ehrlich, ich komme vielleicht manchmal zu spät. Aber hey, ich werde meist aufgehalten und komme oft auf die Minute genau. Also ist das nicht zu spät. Jedoch meint Crazy ja, dass das auch als zu spät gilt. Was soll man da machen? 

Erleichterung breitet sich aus, als Stella auftaucht – endlich! Sie ist schwer zu durchschauen und ich weiß nie, was sie ernst meint oder nicht - oder was ihr gar im Kopf vorgeht. Ihre Stimmung schwankt ständig. Trotzdem ist sie eine wichtige Säule der Gruppe und meine Rettung vor Crazy.

Stella ist ein kleines Stück größer als Crazy, 16 Jahre alt, schlank, mit strohblondem, schulterlangem Haar und stechend blauen Augen, die oft gruselig wirken. Sie trägt eine rissige Jeans und ein bauchfreies Top. Naja, sie ist speziell - wie schon gesagt - halt ihr Charakter. Am besten erkläre ich, wie sie momentan so ist. Sie ist streng, leicht genervt, sehr von sich überzeugt und vor allem, sie hasst Crazy! Deswegen ärgern Ruud, Max und ich sie oft (Ruud und Max sind übrigens aus meinem Team, den aktuellen Drachen). Ist aber auch egal.

Als Stella Crazy sieht, will sie sich sofort aus dem Staub machen, aber das lasse ich nicht zu.

„Stella!“ rufe ich, und ihr bleibt keine andere Wahl, als zu uns zukommen. Angenehm findet sie das gar nicht.  Trotzdem kommt sie rüber und guckt mich böse an. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich auf jeden Fall jetzt tot :). Dabei durchbohren mich ihre scharfen blauen Augen weiter, in denen sich Wut und Misstrauen spiegeln. Natürlich lässt sie sich nicht lumpen und schießt auch einen blöden Spruch ab – den gleichen wie Crazy sogar. Was geht nur in ihren Köpfen vor? Echt jetzt! Ja, ich bin überpünktlich – so what? Es gibt nun mal Menschen die besseres zu tun haben als Stunden zu warten. Ich freue mich jetzt schon, wenn dieser Tag endlich vorbei ist.

So, aber mal kurz zur Erklärung, was für ein Treffen, das überhaupt ist, solange die anderen noch nicht da sind. Also einmal in der Woche treffen sich die Drachen mit den Nachfolger-Drachen. Was das für einen Sinn haben soll, weiß ich selbst nicht. Ich rede meistens dann etwas über Teamwork. Oder ich gebe ihnen unnötige, kleine Aufgaben. Wie schon gesagt, ich weiß nicht, wofür das Treffen ist. Deshalb kommen die anderen Drachen auch nicht. Also habe ich die Junior-Drachen am Hals - leider… Ich habe echt Besseres zu tun als mich mit ihnen rumschlagen zu müssen. Ist nicht sonderlich böse gemeint, aber ja. Hoffentlich kommen gleich Knochenbrecher und Sophie.

Zu allem Überfluss haben Stella und Crazy auch noch zu streiten begonnen. Wie üblich. Sie müssen endlich lernen, als Team zu arbeiten, statt sich umzubringen. Stella will, dass ich ihr helfe, aber das kann sie vergessen. Das können sie unter sich klären. 

Gerade als ich das Wort ergreifen will, kommt der nächste Junior-Drache, Knochenbrecher, dazu. Eigentlich heißt er ja Nils, aber Knochenbrecher passt besser, weil er schon so vielen von uns die Knochen gebrochen hat. Den Ruf hat er sich auchverdient, denn trotz seiner 18 Jahre hat er schon so manchen das Fürchten gelehrt. Seine massige Gestalt, sein ruhiger und doch finsterer Blick lassen keinen Zweifel daran, wer bei den Junior-Drachen das Sagen hat. Er ist der Stärkste der Nachfolger-Drachen und sorgt für Ruhe, wenn ihm etwas nicht passt; auch zögert er nicht hart durchzugreifen.

Er ist 1,80 groß, kräftig gebaut, hat lockige rote Haare, braune Augen und trägt eine schwarze Lederjacke, darunter ein blau-kariertes Hemd. Dazu noch eine Lederhose und Bauarbeiterschuhe. Eine sehr seltsame Kombi meiner Meinung nach. Nils ist sehr reuig, weiß aber wiederum, was er möchte. Ziemlich schwer ihn gut zu beschreiben. Er hat meistens alles im Griff und Angst ist ein Fremdwort für ihn. 

Als er kommt, beendet er sofort das Gezanke zwischen Crazy und Stella. Endlich ist es ruhig. Nils setzt sich ohne ein Wort hin. Klar ist Crazy jetzt sauer, er hat immerhin gerne recht, aber ganz ehrlich, er ist selbst schuld. Stella hingegen bewundert ihn, eher ist sie in ihn verliebt und versucht ständig ihn zu beeindrucken. Sie bekommt meist nur einen genervten Blick, aber das hält sie nicht davon ab. Wir müssen also nur noch auf Sofie warten. Sie ist immerhin die Letzte, die fehlt, und ich kann spüren, wie hier die Spannung in der Luft liegt. Schließlich taucht sie auf, verspätet wie immer, aber immerhin da. Ich möchte nur klarstellen, sie ist zu spät, nicht ich.

Sofie macht ihren Glanz-Auftritt. Ihre extravagante Erscheinung passt zu ihrer egozentrischen Persönlichkeit. Mit einem selbstbewussten Lächeln betritt sie die Runde. Die Gruppe sieht sie bewundernd und genervt an. Sie ist 16 Jahre alt, 1,65 Meter groß, hat langen blonde Haare, blaue Augen und übertrieben geschminkt. Sie sieht aus wie eine Diva – und nicht auf die gute Art, eher ekelhaft. Noch dazu trägt sie ein knallpinkes Kleid, Tasche und Schuhe. Nicht, dass ich was gegen Diven habe, aber an ihr stimmt einfach etwas nicht. Vielleicht, weil sie immer perfekt wirken muss und alles richtig machen will oder weil ihr Aussehen meine Augen beleidigen.

Manchmal habe ich das Gefühl, sie würde über Leichen gehen, um zu gewinnen und Anerkennung zu bekommen. Sie ist einfach eine Perfektionistin! Und sie will mir ständig zeigen, dass sie die Beste ist, die geborene Anführerin. Aber bis ich sie anführen lasse, kann sie noch lange warten. Ihr Charakter ist einfach zu beschreiben: Sie ist eine Besserkönnerin, überzeugt von sich selbst wie kein anderer und ihre Stimme trotzt nur von falscher Freundlichkeit.

Sie grüßt mich mit einem freundlichen Lächeln, während ihre langen, perfekt gestylten Haare hin und her wippen. „Tag, Joe! Na, wie geht es dir so?“

Ich hebe kaum den Kopf und antworte mit einem knappen: „Gut.“ Dabei verdrehe ich die Augen. Was soll ich auch sonst tun?

Sofie merkt natürlich meine Reaktion und schnaubt leise. „Du bist echt kein Frühaufsteher, was?“

Ich zucke nur mit den Schultern, um dann das Wort zu ergreifen, damit die Besprechung losgehen kann. „Also, da jetzt alle da sind, können wir loslegen.“

Wir beginnen die wichtigsten Punkte der Woche durchzugehen, eher unnötiger Kleinkram. Doch Crazy sieht das wohl anders, als Stella schon genervt murmelt: „Ich habe echt besseres zu tun, alsmir ewig diesen Kram anzuhören.“

Crazy hebt eine Augenbraue. „Der Kram ist wichtig Stella. Ohne Organisation würden wir im Chaos versinken.“

Stella winkt sofort ab. „Blablabla, immer dieses Organisationsthema. Ich sag’s dir, irgendwann explodiert dein Gehirn vor lauter Planung.“

Ich kann nur den Kopf schütteln, wie ich diese treffen hasse. „Schluss jetzt, ich möchte hier schnell durchkommen.“ Zu meiner Verwunderung verstummen sie für eine kurze Zeit, diese Gelegenheit nutze ich sofort, um weiter zu reden. „Also gut Leute. Wir haben einiges zu tun. Erstens solltet ihr euch alle auf eure schulische Ausbildung konzentrieren. Und dann…“ Ich mache eine bedeutungsvolle Pause, bevor ich fortfahre: „Dann könnt ihr helfen, den Müll von den Straßen zu entfernen und den Bewohnern unter die Arme zu greifen.“ Okay das war gelogen, aber irgendwas muss ich denen aufgeben und Müllsammeln ist doch lustig.

Sofie reißt die Augen auf. „Müll aufräumen? Wirklich? Ich will mir keine Krankheiten holen von all den Spritzen und dem Dreck, der hier rumliegt.“ Sie schaut an sich herunter, als hätte ich ihr gerade befohlen ihr pinkes Kleid in eine Mülltonne zu werfen.

Crazy dreht sich dabei um und verdreht genervt die Augen. „Du wirst nicht krank, nur weil du Müll ansiehst, Sofie. Da gibt es ganz klare wissenschaftliche Erklärungen…“

Er fängt an mit Fachbegriffen um sich zu werfen, die wahrscheinlich niemand außer ihm versteht. Daher unterbricht Stella ihn mit einem giftigen Blick. „Du bist so ein Angeber, Crazy. Wir Mädchen sind nun mal anders gestrickt. Außerdem verstehst du uns nicht, Nerd.“

Ich atme tief durch. Schon wieder fangen sie an zu diskutieren. „Es muss gemacht werden“, sage ich entschieden. „Kein Kind soll aus Versehen eine Spritze oder Drogenfinden, schon gar nicht Waffen. Ihr tut den Bewohnern einen Gefallen damit. Und wenn sie sehen, dass ihr helft, gewinnt ihr vielleicht etwas von ihrem Vertrauen.“ Stille. Ich sehe, wie sich einige unbehaglich bewegen. Es ist eine unangenehme Wahrheit, aber jemand muss es aussprechen. „Also? Seid ihr dabei oder nicht?“ frage ich herausfordernd.

Sofie seufzt theatralisch und betrachtet ihre Nägel. „Na schön. Aber wenn ich mir einen Nagel abbreche, bist du es schuld, Joe.“

Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Ja, ich weiß.“

Crazy grinst. „Dann mal los. Die Stadt wird sich nicht von selbst reinigen.“ Und mit einem Seufzen und vielleicht einem kleinen Funken Teamgeist machen sie sich auf den Weg. Ich verabschiede mich und mache mich endlich auf den Weg nach Hause. Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont entgegen, als ich die Tore des Gebäudes hinter mir lasse. Die Straßenlaternen beginnen zu leuchten. Sie tauchen den Abendtrubel in warmes, goldenes Licht. Ich atme tief ein und genieße den Moment – bis mein Handy klingelt. Es ist eine Nachricht von Max: „Du musst sofort kommen, es gibt Probleme auf der Baustelle!!!“ Das wars dann wohl mit dem gemütlichen nach Hause gehen. Immerhin braucht mich mein bester Freund und rechte Hand.

Während ich mich auf den Weg zur Baustelle mache, nehme ich die Atmosphäre der Stadt um mich herum wahr. Es sind noch ein paar Leute unterwegs, die nach Hause oder zu ihren Abendverpflichtungen eilen. Das Summen der Stadt vermischte sich mit dem Lärm des Verkehrs, während ich mir weiter meinen Weg bahne.  Endlich erreiche ich die Baustelle und schon von weitem kann ich das Chaos sehen. Baumaterialien liegen verstreut herum, und der Kran ragt bedrohlich in den Himmel. Dabei dreht er sich unkontrolliert hin und her.

Ich steuere auf Max zu welcher hektisch hin und her läuft. Sorgenfalten hatten sich tief in sein Gesicht gebrannt. Seine Haltung war vor Stress steif.

Max und ich sehen uns ziemlich ähnlich, er ist gerade mal drei Zentimeter kleiner als ich (1,82 Meter). Er ist locker gekleidet, trägt eine dunkelblaue Jeans, ein einfaches schwarzes T-Shirt und eine dunkle Sommerjacke. Seine dunkelbraunen Augen sind von Nervosität und Sorge gezeichnet. Man könnte sagen, er ist meine gute Seite.

Ich selbst habe gebräunte Haut, zwei Lippenpiercings, einen Stoppelbart und einen Ohrring links. Mein Stil ist ebenfalls lässig: so trage ich eine weiße Jeans und T-Shirt mit einer hellen Jeansjacke drüber. Mein Hals ist mit einem dunklen Drachen-Tattoo und einem Berg im Hintergrund verziert. Und ja, ich würde behaupten, dass ich aus unserem Team am besten aussehe – gehört sich ja für einen Anführer so oder nicht? Jetzt mal zurück, was haben die wieder angestellt?

“Was ist passiert?“, rufe ich, als ich näherkomme. Max dreht sich um und sieht mich. In seinem Blick erkenne ich Panik und Verlegenheit. Das sagt mir, es muss etwas Strohdoofes sein. “Es ist Samira”, sagt er atemlos, als ob er einen Marathon gelaufen wäre. “Sie ist auf den Kran geklettert, und wir können sie nicht herunterholen.” Ich muss loslachen, weil ich denke, dass er nur einen dummen Scherz macht. Als er mich jedoch ernst und leicht wütend ansieht, wird mir klar, dass es kein Witz ist. Mein Herz schlägt schneller – der Gedanke an meine abenteuerlustige Katze macht mir Angst.

Ach ja, Samira ist meine Abessinierin, die ich von Blace, dem Chef des New Yorker FBI-Instituts, bekommen habe. Wir arbeiten ab und zu mit ihm zusammen, aber das ist eine andere Geschichte. Blace hat mir die Katze geschenkt, weil sie angeblich genauso bescheuert ist wie ich.

Samira ist eine clevere Katze und hat keine Angst. Ich kann mir auf jeden Fall denken, was passiert ist. Sie liebt hohe Orte, und der Kran war wohl einfach zu verlockend. Wahrscheinlich hat einer vergessen, die Tür zu schließen und Samira dachte wahrscheinlich, dass es der perfekte Ort sei, um sich zurückzuziehen.

“Verdammt, diese Katze macht mich manchmal echt wahnsinnig”, murmle ich und renne zum Kran. Die anderen gingen in Deckung, um nicht getroffen zu werden.

Der Kran steht nun majestätisch vor mir, seinen metallenen Arm weit ausgebreitet. Ich kann Samira oben auf der Steuerung sitzen sehen, ihr Fell glänzt im Licht der untergehenden Sonne. Ich beginne, die angenehm warmen Sprossen des Krans hochzuklettern. Die Sonne hat sie im Laufe des Tages erwärmt und jetzt kühlen sie langsam ab.

Als ich oben ankomme, frage ich schmunzelnd: “Hey, Samira, was machst du denn hier oben?” Samira miaut und streicht mir schnurrend um die Beine. Dann setzt sie sich wieder auf die Steuerung, um das restliche Licht des Tages zu genießen. Sie sieht mich mit ihren großen Augen an. Diese Katze hat vielleicht Nerven.

Ich seufze und nähere mich ihr langsam “Komm schon, Samira. Es ist Zeit nach Hause zu kommen.” 

Mit sanften Händen nehme ich sie auf den Arm und setze sie in meinen Rucksack, den ich immer dabeihabe, wenn ich unterwegs bin. Dann mache ich den Reisverschluss so weit zu, dass nur noch ihr kleiner, süßer Kopf rausgucken kann. So kann sie nicht rausfallen. Hinter mir schließe ich die Tür und beginne den gefährlichen Abstieg, während Samira die Aussicht genießt.

Unten angekommen, empfängt mich ein sehr erleichterter Max. Er begrüßt mich und Samira freudig. Die anderen kommen auch aus ihrer Deckung raus und atmen erleichtert aus.  Doch leider ist die Baustelle schon ein Chaos und niemand will hier jetzt noch aufräumen. Was soll's, wir müssen ja trotzdem aufräumen, also dann fangen wir mal an. 

Nach einer Stunde waren wir durch und es ist hier jetzt so ordentlich wie es auf einer Baustelle nun mal sein kann. 

Da das Chaos jetzt unter Kontrolle ist, kann ich ja gehen. Ich sage nur noch Max Bescheid, dass ich weg bin und mache mich auf den Weg zur Bushaltestelle, die hier ganz in der Nähe liegt. Die meisten Menschen werden jetzt wohl in die Restaurants und Bars der Stadt strömen. Man muss dazu sagen, dass wir nur eine sehr kleine Stadt sind. Sie liegt in der Nähe von New York. Es ist circa eine dreiviertel Stunde Fahrt von hier nach New York. Wir sind so klein und unauffällig, dass niemand darüber nachdenkt, dass hier fast nur Ex-Verbrecher leben. Aber zurück zum Thema. Ich bin gedanklich wieder komplett abgeschweift.

Ah, genau. Ich bin auf dem Weg zum Bus. Plötzlich fällt mir ein Mädchen am Straßenrand auf. Sie beobachtet mich, und irgendwie kommt sie mir vertraut vor, obwohl ich schwören könnte, sie noch nie gesehen zu haben. Ist sie eine Reporterin oder ein Fan, dem ich begegnet bin? Immerhin bin ich hot as shit und kein Unbekannter, jedenfalls hier nicht.

Ich bin ehrlich, normalerweise renn ich nicht hinter Mädchen her. Wenn, dann kommen sie zu mir – außer auf Partys, da kann mir kein süßes Mädchen entkommen. Meinen Flirt-Skills sind immerhin unschlagbar. Aber bei diesem Mädchen ist etwas anders. Irgendetwas an ihr wirkt seltsam. Ich bekomme ein ungutes Gefühl und eine Gänsehaut je länger ich sie angucke. Jedoch kann ich mein ungutes Gefühl nicht ignorieren und genau das ist auch das Interessante daran. 

Ich beobachte sie, während ich weitergehe. Dabei werde ich fast von einem Laternenmast umgehauen, als sie gerade zu mir guckt. Daraufhin muss sie grinsen. Ich könnte mir gerade eine Ohrfeige verpassen, was war das denn für eine Aktion von mir? Gott sei Dank kommt auch gerade mein Bus und somit steige ich peinlich berührt in den Bus ein, um schnell von ihr weg zu kommen, doch meine Gedanken kreisen die ganze Fahrt um das mysteriöse Mädchen weiter. Woher kommt sie mir nur so bekannt vor? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr ärgere ich mich. Ich kenne ihren Namen nicht und weiß nicht, woher sie mir so bekannt vorkommt. Vielleicht sehe ich sie irgendwann wieder und dann frage ich nach ihrem Namen.

Paar Stunden später finde ich mich in meinem Bett wieder und schlafe unruhig ein.

Kapitel 2: Der Räuberrat

Hey, guten Morgen! Ein neuer Tag eine neue Chance, voll durchzustarten. Die Sonne strahlt, und ich stehe bereit, um weiter an unserer Villa zu arbeiten. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie beeindruckend dieses Gebäude ist. Ich hoffe, dass sie in ein, zwei Jahren fertig wird. Jedoch bevor es zur Baustelle der Villa und an die Arbeit geht, steht noch ein Termin beim Räuberrat an. Was der Räuberrat ist? Es ist ein Gremium.

Dieses Gremium, das wie eine demokratische Institution funktioniert, ist von entscheidender Bedeutung für die Aufrechterhaltung und Sicherheit von Recht und Ordnung in unserer Gemeinschaft. Es fungiert als eine Art Richtlinienorgan, das Regeln aufstellt und sicherstellt, dass diese eingehalten werden. Der Räuberrat ist auch für die Lösung von Konflikten und das Management von Krisensituationen zuständig – obwohl er dies meistens auf uns abschiebt.

Zu meinem Pech habe ich leider nicht das beste Verhältnis zu diesem, aber das ist jetzt mal Nebensache. Auf jeden Fall kommen im Räuberrat verschiedene Verbrecher zusammen. Sie wollen Lösungen für Probleme finden. Aber am liebsten überlassen sie die Arbeit anderen, damit diese faul sein können. 

Doch ich muss gestehen, es ist faszinierend, wie eine Gruppe von Individuen, die ich gerne als Außenseiter der normalen Gesellschaft bezeichne, eine effektive Form der Selbstverwaltung entwickelt haben - wozu ich auch gehöre. 

Manchmal ist es zwar frustrierend, dass wir ständig mit neuen Aufgaben überschüttet und konfrontiert werden, trotzdem haben wir uns im Laufe der Zeit daran gewöhnt und gelernt, sie als Herausforderung anzunehmen, die uns weiter voranbringen können. 

Gut, ich packe nur kurz noch meinen Schlüssel ein und dann mache ich mich auch auf den Weg.

Zuhause

Unbekannt:

Zuhause... Ein Ort der Geborgenheit, der Sicherheit. Wie schön, nicht wahr? Aber weißt du, was das Problem ist? Es ist so zerbrechlich. Wie schnell kann es ins nichts zerfließen; wie Eis, das von der Sonne geküsst wird! Und weißt du was? Es kann dir nicht helfen. Nicht vor mir... und vor allem nicht vor dir selbst.

Was schützt dich, wenn du mit den Dämonen in deinem Inneren kämpfst? Was hältst du dagegen, wenn deine eigenen Gedanken dir das Messer an die Kehle setzen? Das Zuhause kann dich nicht retten, Joe. Du kannst dich nicht vor dir selbst verstecken, nicht fliehen.

Wach auf! Sieh dich um! Du hast es dir zu lange eingeredet, dass du Kontrolle hast, dass du die Dinge in der Hand hast. Aber der größte Feind, der dich zerstören wird, ist nicht jemand wie ich. Es ist das, was in dir selbst tobt.

Du kannst fliehen, so oft du willst, in dein sicheres Zuhause, in deine Illusionen, aber du wirst niemals wirklich entkommen. Nicht vor dir selbst und auch nicht vor mir. Denn die Wahrheit ist... du bist nicht in einem sicheren Zuhause. Du bist in einem Käfig. Ein Käfig, den du selbst gebaut hast und du bist gefangen in den eigenen verdammten Gedanken, die dir immer wieder sagen: „Du kannst nicht entkommen. Du bist nicht gut genug!“ Also, lass uns doch ehrlich sein. Wovor hast du wirklich Angst? Vor mir oder vor dir selbst?

Okay, ich bin schon fast beim Räuberrat und um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh darüber. Immerhin, je schneller ich da bin, desto schneller hab ich's hinter mir. Der Weg hierher war unspektakulär, also nichts Aufregendes ist passiert. Deswegen schlendere ich einfach weiter durch die Straßen, vorbei an den üblichen Geschäften und Cafés.

Den Weg würde ich sogar mit geschlossenen Augen finden. Es ist ein schöner Frühlingsmorgen: nicht zu heiß, nicht zu kalt, die Sonne scheint und die Vögel zwitschern glücklich. Die Menschen eilen geschäftig ihren täglichen Aufgaben nach, also wie jeden Tag. Hier ist es wie überall anders auch: Menschen, Straßen, Lärm, Lachen und Weinen. 

Endlich erreiche ich das Gebäude des Räuberrats. Es ist imposant und die riesige Eingangstür ist ein echtes Statement in der bescheidenen Umgebung.  Sie besteht aus massivem Holz und Stahl. Verziert mit einer Blume, die Hoffnung, Leidenschaft und Sehnsucht symbolisieren soll. Ich drücke langsam die kalte, raue Tür auf. Ein leises Quietschen der alten, verschlissenen Scharniere ertönt und bricht die Stille.

Im Inneren empfängt mich ein warmes, gedämpftes Licht, das durch die Fenster und fast durchsichtigen Vorhänge strömt. Es taucht den Raum in ein sanftes Glühen. Der Boden besteht teils aus poliertem Stein, teils auch aus Laminat. Überall stehen schwere Holzmöbel, die den Raum mit ihrem rustikalen Charme füllen.

Warum müssen solche Gebäude immer so altmodisch sein? 

Rechts von mir geht es in einen kleinen Wartebereich mit unbequem gepolsterten Stühlen. Vor mir ist die Rezeption, das einzige wirklich Moderne in dieser Eingangshalle. Die Sekretärin begrüßt mich mit einem freundlichen Lächeln, als ich zur Rezeption gehe. Sie ist eine ältere Dame mit einem freundlichen Gesicht und kleinen, müden Augen.

„Guten Tag, Herr Tiger“, sagt sie sanft. „Sie werden erwartet. Sie wissen, wo es langgeht.“ Ich lächle freundlich zurück. Ich frage mich, ob sie schon weiß, worum es heute geht. Mir wurde es immerhin nicht mitgeteilt. Da ich meine Neugierde nicht zügeln kann, informiere ich mich, vorsichtig: “Vielen Dank. Ja, ich kenne den Weg. Gibt es zufällig etwas Besonderes, worauf ich mich vorbereiten sollte?” Ihr Gesicht wird nachdenklich. Mit rauer Stimme antwortet sie: „Nichts Spezielles. Aber der Räuberrat hat wichtige Themen auf der Agenda.“

„Verstehe. Dann werde ich mich beeilen, um keine Zeit zu verlieren.“ Mit diesen Worten beginne ich den langen Flur herunterzuschreiten. Dabei hallen ihre Worte in meinem Kopf wider. Wichtige Themen, ich ahne schon Übles oder etwas sehr Nerviges. Am Ende des Flurs trete ich in den Versammlungsraum ein.

Der Versammlungsraum ist eine Mischung aus einem schicken Büro und einem geheimen Versteck. Er ist auffällig, aber auch schlicht.  

Eine dunkle, dominante Stimme begrüßt mich sofort als ich eintrete. Sie gehört einem düsteren, kräftigen, ernst blickenden Mann in den Vierzigern. „Ahhh, Herr Tiger, da sind sie ja endlich. Ich dachte schon, sie beehren uns nie!“

Ich unterdrücke den Impuls, mich umzudrehen und wieder zu gehen. Mit dem Räuberrat ist nicht zu spaßen, da will man sich lieber nicht unnötig Ärger einhandeln.„Entschuldigen sie die Verspätung, es ist noch etwas dazwischengekommen“, antworte ich, leicht genervt. Dabei versuche ich, meine Stimme ruhig und monoton zu halten, während ich mich vor dem Rat auf einen Stuhl setze. „Was gibt es Neues, bei dem ich ihnen behilflich sein kann?”

Der Vorsitzende des Rates, ein imposanter Mann, mit einem ernsten Gesicht betrachtet mich skeptisch über den Rand seiner kleinen, runden Brille. „Wir haben morgen eine wichtige Eröffnungsveranstaltung und wir sollten alle dort sein. Deswegen möchten wir, dass auch Sie kommen. Sie sind ein Vorbild und haben hier eine wichtige Funktion.“ erklärt er mit Nachdruck. Auch hier unterdrücke ich ein Augenverdrehen. Er meint wohl die wichtige Funktion des Laufburschen. Der Typ, der mit seiner Gruppe immer alles ausbaden muss.

Meine Gedanken werden rapide unterbrochen, als er wieder anfängt zu reden. „Außerdem gibt es momentan einige besorgniserregende Vorfälle. Verbrecher und einige Menschen außerhalb sind plötzlich aggressiv und greifen sich an. Das ist nicht nur gefährlich für uns, sondern auch für die Öffentlichkeit. Wir reden hier nicht von ein paar harmlosen Schießereien oder kleinen Streitigkeiten. Wir müssen dem unbedingt auf den Grund gehen, verstehen sie das Herr Tiger?”

Ich nicke, während ich die Informationen verarbeite. Die Situation scheint sich wieder zu verschärfen. Der Räuberrat braucht unsere volle Aufmerksamkeit, um das Problem zu lösen. „Verstanden“, erkläre ich und stehe langsam auf. “Ich werde mein Bestes tun, um herauszufinden, was vor sich geht. Bis morgen!“ Mit diesen Worten verabschiede ich mich und verlasse den Raum. 

Endlich draußen… Die frische Luft tut gut nach der Besprechung beim Räuberrat. Doch bevor ich zu nachdenklich werde, beschließe ich, mit den anderen zu trainieren. Ich düse nach Hause, um schnell mein Trail-Bike zu holen. 

Zuhause angekommen schnappe ich mir mein schwarz-grünes Bike und schließe mich Max, Ruud und Sam an. Alles gute Mitglieder und Freunde meiner Gruppe.

Kurz Zeit später sind wir auf dem Weg in die Stadt, wie so oft, um unsere Langeweile zu vertreiben und unsere Fähigkeiten zu verbessern. Die Sonne scheint. Der Wind streicht sanft durch meine schwarz-blonden, gestylten Haare und ich spüre ein Gefühl der Freiheit. Doch während wir durch die Straßen der Stadt fahren, fällt mir auf, dass da schon wieder diese Frau ist. Sie scheint uns, seit wir hier eingebogen sind, zu beobachten. Ihr Blick ist intensiv und schon wieder frage ich mich, was sie wohl denkt. In Gedanken versunken, bemerke ich zu spät, dass wir eine enge Kurve nehmen müssen, direkt am Fluss. Und plötzlich lande ich im Fluss - Hals über Kopf! Was für ein Desaster!

Die anderen können sich das Lachen nicht verkneifen, besonders Max nicht. Verlegen schwimme ich zur Treppe und versuche, mein Bike aus dem Fluss zu holen. Ich will sofort aus dieser unangenehmen Situation raus.

„Was war denn das für eine Aktion?“, ruft Max mir zu, während er sich vor Lachen krümmt. Freundlich wie eh und je.

An der Treppe angekommen, stehe ich auf, mein Gesicht rot vor Scham. „Mir war einfach nur warm“, antworte ich, während ich versuche, mein Fahrrad aus dem Fluss zu ziehen. Als ich es geschafft habe, sage ich: „Ich bin gleichwieder da.“ Es ist mir peinlich, dass ich so abgelenkt war. Vielleicht sollte ich Arbeit und Freizeit besser trennen. Sonst mache ich noch mehr ungewollte Schwimmausflüge.

Die junge Frau hatte sich zum Glück umgedreht. Doch sie scheint zu fliehen, oder eher, schnell wegzugehen. Daher beschließe ich ihr langsam zu folgen. Schließlich schien sie uns schon eine Weile zu beobachten und mir kommt das ziemlich suspekt vor, dass sie immer wieder irgendwo auftaucht. Aber jetzt war es an der Zeit, den Spieß umzudrehen. Ich wollte endlich wissen, wer sie ist und warum sie uns ständig im Auge behält. 

Nach etwa zwanzig Minuten, in denen ich ihr hinterherfahre, bin ich immer noch durchnässt vom Fluss. Da dreht sie sich um und spricht mich an: „Hast du nichts Besseres zu tun, als mir zu folgen? Glaubst du, ich hätte das nicht bemerkt?“

Ich bin überrascht von ihrer direkten Ansprache. „Ehrlich gesagt, nein. Und du beobachtest uns doch auch schon seit einer Weile. Da darf man wohl fragen warum“, antworte ich. „Ich habe doch nicht angefangen… oder? Außerdem wie heißt du überhaupt?“, füge ich zögernd hinzu. 

Sie schüttelt den Kopf und entgegnet: „Nein, du darfst nicht fragen warum. Mein Name ist Jenna. Du bist Joe, der berühmte Drachen-Anführer. Du hast nur Flausen im Kopf und zeigst null Respekt.“ Ihre Worte treffen mich unerwartet hart. Diese direkte Konfrontation war ich absolut nicht gewohnt.

Klar, wir haben so unsere Hater, aber niemand hat es bisher gewagt, mir so offen ins Gesicht zu sagen, was sie von mir hält. Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt von ihrem Mut.

Ich ringe nach Worten, aber bevor ich etwas erwidern kann, fährt sie fort: „Da bist du wohl sprachlos! Aber du bist nicht der Einzige, der austeilen kann. Und derjenige, der austeilt, muss auch einstecken können.“ Es stimmt und genau deswegen fühle ich mich ertappt und herausgefordert zugleich.

Diese Herausforderung verursacht mir eine Gänsehaut. Die Aufregung, die in mir wächst, macht mich warm. „Sicher, aber nicht alles, was du sagst, stimmt“, erwidere ich. Ich will die Situation entspannen. „Vielleicht sollten wir uns einfach besser kennenlernen, bevor wir uns gegenseitig verurteilen.“ Es ist ein vorsichtiger Versuch, eine Brücke aufzubauen. Ich hoffe, dass dieser funktioniert. Erstmal muss ich herausfordern, wie weit ich gehen kann, um sie dann zu überzeugen, mit meinem Charm. 

Um mich zu beruhigen und cooler auszusehen, zünde ich mir eine Zigarette an. Ich gebe offen zu, es ist eine schlechte Angewohnheit von mir. Ich kann sie mir einfach nicht abgewöhnen. Die sie offensichtlich nicht mag. Aber trotzdem finde ich sie ja ganz nett, und auch ein kleinwenig süß. Mit ihren grünen Augen und den langen, braunen, welligen Haaren, mit einer Blüte im Haar, sieht sie hier sehr unschuldig aus.

Jenna verzieht leicht das Gesicht, als der Rauch in die Luft steigt. Offensichtlich mag sie den Geruch nicht. Doch außer einem bösen, angewiderten Blick, macht sie nichts. Vielleicht ist sie einfach zu höflich, um mich darauf anzusprechen. Trotzdem kann ich spüren, dass mein Handeln sie stört, wahrscheinlich sogar ich selbst sie störe.  Vielleicht sollte ich mir wirklich überlegen, damit aufzuhören. Ach, was für ein dummer Gedanke. Ich würde nie zögern oder meine Entscheidungen hinterfragen, selbst für eine Frau. Also, warum... tue ich es gerade? Nein, esgehört zu mir, wie ein Markenzeichen, wie mein Tattoo auf meinem Hals. Es ist ein Zeichen meiner Rebellion. Das ändere ich erst, wenn es mich umbringt

„Da wir uns anscheinend missverstehen, würde ich das gerne beheben“, beginne ich freundlich und schaue in ihre schönen, grünen Augen.  „Ich habe dich hier noch nie gesehen. Warum habe ich das noch nicht? Eine Schönheit wie du wäre mir doch aufgefallen.“ Füge ich charmant hinzu mit einem Zwinkern, um ein richtiges Gespräch zu beginnen.

Ein Lächeln huscht über ihre Lippen, als sie mich freundlich anblickt. „Dein Kompliment ist sehr freundlich. Aber, das wird nicht funktionieren. Du hast dir die Falsche ausgesucht“, erwidert sie mit einem Hauch von Neckerei. Ich zögere kurz. Dann antworte ich schnell: „So war das nicht gemeint. Ich wollte nur... nett sein und dich kennenlernen.“

Sie lacht auf, bei meiner Antwort. „Da musst du dich schon mehr anstrengen.“

Diese Herausforderung nehme ich gerne an, denn das war offensichtlich eine.  „Gut, dann lass uns einen Deal machen”, schlage ich vor. „Du erzählst von dir und ich von mir. Wenn du mich dann immer noch hasst, gut... meinetwegen. Ich werde dich dann nie wieder ansehen.“ Ich warte gespannt auf ihre Antwort und beobachte ihre Reaktion.

Ein strahlendes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus, als sie zustimmt. „Deal“, sagt sie und beginnt von sich zu erzählen. „Meine Mutter ist hier geboren, aber ich war noch nie wirklich hier. Ich bin um die ganze Welt gereist, habe Kulturen und Gegenden erforscht. Ich bin nämlich professionelle Zeichnerin und Modedesignerin. Ich wollte mir irgendwann meine eigene Boutique aufziehen. Die Welt ist so schön und ich wollte es in meinen Zeichnungen und meiner Mode widerspiegeln. Der Amazonas ist riesig. SeineFarbenpracht und Atmosphäre sind wunderschön.“

Ich höre ihr gebannt zu, wie sie begeistert von den Reisen erzählt und ihrer Leidenschaft. Sie schien mir so ruhig und zerbrechlich zu sein, aber anscheinend ist sie stärker als sie aussieht. Ich unterdrücke einen kleinen Flirt und frage: „Warum bist du nach Jahren des Reisens hier gelandet? Ich möchte nichts sagen. Es ist eine nette kleine Kleinstadt. Aber, es ist manchmal unruhig und gefährlich hier.“

Ihre Stimme wird abrupt leise: „Wegen meiner Mutter, sie ist vor kurzem gestorben.“ Ein leichtes Beben ist in ihrer Stimme zu hören. Aber es ist nicht das, was man bei Aufregung hat oder wenn man gleich weint. Nein, das ist, wenn man lügt. Aber warum sollte sie darüber lügen… egal, es wäre eh unhöflich danach zu fragen.

Es entsteht eine unangenehme Stille zwischen uns. Ich weiß nicht, wie ich weitermachen soll. Doch, sie macht weiter. „Hast du Familie Joe?“ Sie guckt mich vorsichtig an. Ich denke kurz nach, ob ich ihr das erzählen sollte oder nicht. Ich kenne sie immerhin kaum. Sie hat jedoch auch viel von sich erzählt. Und aus irgendeinem Grund möchte ich, dass sie mir vertraut. Also sage ich ruhig: „Nein, ich war ein Waisenkind. Ich bin in einem Kinderheim aufgewachsen. Trotzdem konnte ich mich nie aus Ärger raushalten und war nie perfekt genug für die Gesellschaft oder gut genug für eine Familie. Irgendwann habe ich aufgehört zu versuchen adoptiert zu werden, und bin meinen eigenen Weg mit meinen eigenen Regeln gegangen. Und wie man es sieht, bin ich ziemlich gut darin.“

Sie murmelt: „Es tut mir leid. Aber, manchmal ist keine Familie besser als eine schlechte. Wo lebst du?“ Ich lächle beruhigend: „Muss dir nicht leidtun, es ist alles gut. Ich binfroh, diesen Weg gegangen zu sein. Ich lebe mit den restlichen aus meiner Truppe in einer halbfertigen Villa. Ich habe aber auch noch eine Wohnung, ich schlafe immer da, wo es gerade besser passt. Also… wo wohnst du zurzeit eigentlich?“

Jenna sieht mich überrascht an, als ob sie nicht erwartet hat, dass ich nachfrage. „Ich lebe bei meinem Vater, solange wie ich hier bin“, antwortet sie schließlich. Ihre Stimme klingt etwas unsicher. Vielleicht ist es für sie nicht einfach, über ihre familiäre Situation zu sprechen. Ich beschließe, so nett wie ich bin, das Thema zu wechseln. So dränge ich nicht weiter und lenke es zu einer leichteren Note.

„Und wie gefällt es dir hier in der Kleinstadt?“, frage ich.

„Ganz gut schätze ich, es ist gewöhnungsbedürftig. Es ist merkwürdig zu sehen, wie alle in Ruhe leben. In einer anderen Ecke ist eine Schlägerei, aber das interessiert niemanden. Hier gibt es nur eine Fake-Polizeistation. Das macht mir etwas Angst. Trotzdem scheinen alle nett zu sein“, versucht sie zu erklären.

Ich muss schmunzeln und antworte: „Ja, Chaos ist hier vorprogrammiert, aber es ist nicht überall so. Hier ist es vielleicht deutlicher. Man sieht die Ignoranz der Menschen. Wir leben friedlich, während vor unserer Nase schlimme Dinge geschehen. Aber nur weil man es in den anderen Städten nicht sehen kann, heißt es nicht, dass es nicht existiert. Wir können die Augen vor der Wirklichkeit verschließen. Aber, sie bleibt immer dieselbe. Was soll man machen?“

„Du hattest recht, Joe. Vielleicht bist du doch ganz ok. Für einen arroganten, dummes Zeug labernden, großen Kriminellen. Vielleicht sollten wir uns nochmal sehen, wenn nicht gerade die Nacht hereinbricht.“ Jenna schmunzelt mir mit ihrem goldenen Lächeln zu.

Ich reibe mir zögerlich über den Nacken, irgendwie bin ich nervös und irgendwie habe ich immer noch ein ungutes Gefühl. Sollte ich es ignorieren und es riskieren? Was soll denn Schlimmes passieren. Wird schon keinen Weltuntergang auslösen, oder? Mit einem leichten Lächeln sage ich: „Natürlich gerne. Es wäre schön dich wiederzusehen und vielleicht diesmal auf eine normale Art.“

Sie lacht leicht mit ihrer glockenklaren Stimme; sie ist so fein wie eine leise Brise in einem Blütenmeer. Sie drückt mir einen Zettel mit ihrer Handynummer in die Hand und sagt entspannt: „Bilde dir nichts drauf ein.“ Daraufhin wirft Jenna ihr Haar nach hinten, als sie sich umdreht. Dann verschwindet sie um eine Ecke im Schein der untergehenden Sonne.

Schon wieder sind meine Gedanken nur bei Ihr… „Jenna, so heißt sie also…“, murmle ich noch vor mich hin. Als ob ihr Name etwas unfassbar Wertvolles ist. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen schiebe ich mein Fahrrad nach Hause.

Warum ich es schiebe? Ich habe kein Licht am Fahrrad und selbst wenn, wäre es jetzt wahrscheinlich kaputt.

„Na toll, mal wieder der böse Fahrradfahrer ohne Licht, wer kennt ihn nicht“, denke ich und hoffe, dass meine spöttische Ironie durchscheint. Die dunklen Straßen umgeben mich, während ich gehe. Das einzige Geräusch ist das leise Klackern meines Fahrrads auf dem Asphalt.

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Gehens erreiche ich endlich mein Zuhause. Müde und erschöpft von dem langen Tag, stelle ich mein Fahrrad ab und öffne die Tür. Kaum drinnen bin ich fest entschlossen, mich schnell aus meinen Schuhen und meiner Jacke zu schälen. Da ich mich schnell in mein warmes Bett werfen und schlafen möchte. Das habe ich zu einhundert Prozent verdient. 

Doch noch bevor ich im Haus richtig drin bin, werde ich von Sam und Max gestoppt, die mich bereits erwarten. Das wird definitiv ein good cop, bad cop ding. Max ist, wie ich schon mal beschrieben habe, harmlos. Er sieht aus wie ein kleines, süßes Kätzchen. Man denkt, er ist ungefährlich und vergisst, dass er Krallen hat.

Sam ist eher ein blutrünstiges Biest. Schwarze Lederjacke, schwarze zerrissene Jeans, jedes denkbare Piercing. Sein Körper ist ein einziges Tattoo, bis auf ein paar Stellen an Händen und Kopf. Die Füße habe ich noch nicht gesehen. Er hat glänzende Augen und seine rabenschwarzen Haare sind eher wuschelig und hängen ihm teils auf die Stirn. Seine Finger sind gespickt von Ringen, ich glaube das hatte ich noch nicht erwähnt.

Ich war noch nie gut in Personenbeschreibungen. Seine Augen sind so hellblau, dass sie fast grau und tot wirken. Unter den Augen hat er dunkle Schatten und auf der Wange eine kleine Narbe. Während Max eine Wärme ausstrahlt, die jeden sich wohl fühlen lässt und Frauen ohne Ende anzieht, jagd Sam einem einen kalten Schauer über den Rücken. Er macht den meisten Angst, ein richtiger Bad Boy. Wenn er ernst macht, habe ich selbst Angst vor ihm, aber sonst ist er sympathisch wie kein anderer. Außer, dass er ein Händchen hat für Streiche mit Max.  Wo war ich… achso ja, Sam ist der bad cop und Max der good cop. Das Beispiel ist dumm, immerhin sind wir Kriminelle, aber egal.

Sam steht nun vor mir mit verschränkten Armen und Max mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Na, wer kommt denn da?“, sagt Sam schadenfreudig. „Unser Nachtschwärmer ist endlich zurück.“

Ich lächle, während ich versuche, meine Schuld mit leichtem Humor zu überspielen. „Ja, ja, ich weiß. Ich bin zu spät und habe mich nicht gemeldet. Schande über mich“, sage ich entspannt. Ich bin zu müde für das Gespräch und will den Vorfall herunterspielen.

Doch Sam lacht und klopft mir jovial auf die Schulter. Herablassendes Arschloch. Er sagt in einem freundlichen Ton, der nicht mehr fake sein kann. „Ach, du bist und bleibst immer der alte gute Joe. Immer für Verspätung oder eine Schwärmerei gut.“

Ich knurre frustriert zurück: „Ich bin nicht alt, Sam. Du kannst ja ein Liedchen trällern, wenn es ums zu spät kommen geht. Du bist gern mal drei Tage weg, ohne dich zu melden.“ Sam zuckt entspannt mit den Schultern. Dann streicht er mit der Hand durch sein rabenschwarzes Haar, als wollte er seine nicht existierende Frisur in Ordnung bringen. Max hingegen betrachtet mich skeptisch. Ich glaube er merkt, dass ich irgendetwas nicht sage, er hat ein gutes Gespür für Lügen.  

„Was hast du wirklich so spät noch gemacht draußen? Hattest du irgendeine dieser geheimnisvollen Missionen, die du uns immer verschweigst?“

Ich versuche ihre Fragerei zu beenden und ihre Neugierde zu dämpfen, daher winke ich ab. „Ach, nichts Besonderes. Nur ein bisschen Herumfahren und die Nacht genießen, der Himmel ist immerhin so klar.“

Die beiden tauschen einen Blick aus, der verrät, dass sie meine Ausrede nicht ganz glauben. Doch sie lassen das Thema, zum Glück, vorerst fallen und lassen mich nun an ihnen vorbeigehen. Als ich die Treppen nach oben gehe, um zu meinem Schlafzimmer zu gelangen, höre ich, wie Sam und Max leise tuscheln. „Was glaubst du, hat er wirklich gemacht?“

„Ich weiß nicht, aber ich bin sicher etwas Interessantes, sonst würde er es nicht so meiden.“

Ich kann mir mein Grinsen nicht unterdrücken, als ich ihre Worte höre. Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich über meine nächtlichen Ausflüge den Kopf zerbrechen.

Ja, das kommt öfters vor und ja, ich bin auch öfters mal nachts allein unterwegs. Trotzdem für heute bin ich nur froh, zuhause zu sein und mich in mein warmes Bett zu kuscheln. Deswegen gehe ich schnell ins Bad, das an mein Schlafzimmer angrenzt. Ich will mich fertig machen und aus den immer noch nassen Klamotten raus. Ein paar Minuten der Entspannung und des Abschaltens sind genau das, was ich jetzt brauche, mit trockenen Anziehsachen.

Ich lass das warme Wasser vom Waschbecken über meine Hände fließen, während ich mir die Zähne putze und mein Gesicht wasche. Das gedämpfte Geräusch des fließenden Wassers und das sanfte Summen der Lüftung bringen eine angenehme Ruhe in den Raum. Als ich fertig bin mit dem Gesicht waschen, trockne ich es ab. Dann betrachte ich mein Spiegelbild für einen Moment. Zu meiner Unzufriedenheit sehe ich nicht unbedingt fit aus. Mein Gesichtsausdruck ist müde, aber auch zufrieden. Immerhin war mein Tag nicht gerade schlecht. Besonders, weil ich nicht viel von meinem Abend erwartet hatte. Doch das unerwartete Treffen mit Jenna hat mich aufgewühlt und nachdenklich gemacht. Ich weiß immer noch nicht, warum sie mir bekannt vorkommt. Ihre geheimnisvolle Aura, die ich nicht durchschauen kann, gefällt mir eigentlich doch lässt diese mich auch nicht in Ruhe.

Ich ziehe meine nassen Anziehsachen aus, diese kleben ekelhaft an meiner Haut. Sie sind wie eine ungewollte zweite Haut, die ich abstreifen muss. Es ist erfrischend, als ich mich dieser entledige und die nassen Klamotten mit einem kleinen Knall in die Dusche werfe, damit mein Boden nicht komplett nass wird. Ich kann mich immerhin auch noch morgen darum kümmern. Schnell trockne ich meine leicht feuchte Haut. Woraufhin ich meinen Nacken, der vom langen Tag steif ist, massiere.

Nachdem ich mich bettfertig gemacht habe, gehe ich in mein Schlafzimmer. Dort lasse ich mich endlich in mein Bett fallen. Es ist kein günstiges Bett, jemand wie ich braucht immerhin Klasse.

Die Matratze fühlt sich an, als würde ich in eine weiche Watte-Wolke fallen und versinken. Während die warme und weiche Decke, die ich über meinen Körper ziehe, meinen kühlen Körper sachte aufwärmt und sanft umhüllt. Meine müden Muskeln entspannen sich. Mein Kopf sinkt auf das weiche Kissen. Während ich langsam meine Augen schließe, um endlich meinen wohlverdienten Schlaf zu erhalten, damit ich morgen viel Kraft habe für die öde Rede des Räuberrates. 

Doch meine letzten Gedanken, bevor ich in den Schlaf gleite, sind beim Treffen mit Jenna. Ihre lebendigen Geschichten über ihre Reisen und ihre Liebe zu Kunst und Mode hallen in meinem Kopf wider. Doch während ich in den Schlaf sinke, verspüre ich immer noch eine Ungewissheit und ein ungutes Gefühl. Doch bevor ich weiter darüber nachdenken kann, bin ich eingeschlafen.

Kapitel 3: Das Wiedersehen

Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen, Sonnenschein. Heute ist ein Tag der Entspannung und Langeweile. Abgesehen von der Rede auf dem Marktplatz, bei der mindestens zwei von uns anwesend sein müssen. Ehrlich gesagt, habe ich keine Lust darauf. Oh, warte, ein Déjà-vu – ich habe nie Lust darauf, wenn ich unnötige Arbeit für den Räuberrat erledigen muss. Als ob unsere Anwesenheit so viel ändern würde.

Übrigens, ich liege noch in meinem Bett. Die Decke ist gemütlich über mich gezogen. Während ich versuche, meine Motivation für den Tag zu finden. Der Gedanke an die bevorstehende Rede und das Zwangsprotokoll weckt keine Begeisterung in mir. Ich seufze tief und starre an die Zimmerdecke. Vielleicht könnte ich einen Weg finden, mich zu drücken? Aber ich weiß, dass das keine Option ist. Wir haben Pflichten, und der Räuberrat ist ernst in seiner Forderung nach Anwesenheit. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu fügen und das Beste daraus zu machen.

Neben meinem Bett vibriert mein Handy einmal kurz. Eine neue Nachricht von Jenna. Neugierig greife ich nach dem Gerät und lese die Nachricht: „Guten Morgen, Mister Arrogant.“

Ich schmunzle über ihre freche Begrüßung.  Irgendetwas an ihrer Art zieht mich an, habe ich das schon mal gesagt? Sie ist anders, herausfordernd und doch faszinierend.

Ich tippe entspannt zurück: „Hey, wir können uns ja vielleicht heute treffen. Ab 15 Uhr habe ich Zeit.“ Ich hoffe, sienoch besser kennenzulernen und herauszufinden, warum ich manchmal dieses ungute Gefühl bei ihr habe. Vielleicht gibt es mehr, dass sie mir noch nicht erzählt hat. Doch aufmeine Nachricht kommtnichts zurück.

Diese Leute manchmal.  Ich habe eine verdammte Minute nach ihr zurückgeschrieben. In dieser Minute hat sie sich bestimmt in ein Flugzeug teleportiert.

Ich schüttle den Kopf über meine eigene Ungeduld und lege das Handy zurück auf den Nachttisch. „Ach, egal“, murmele ich, „sie wird mir schon schreiben. Einfach abwarten.“

Ein leises Gefühl der Enttäuschung schleicht sich in mein Bewusstsein. Warum warte ich so sehnsüchtig auf eine Antwort? Vielleicht, weil Jenna in der kurzen Zeit, die wir uns kennen, etwas in mir geweckt hat. Eine Neugier, ein Interesse, das ich nicht ganz erklären kann. Ich fühle mich von ihr herausgefordert und gleichzeitig angezogen. Es ist, als ob ich einen Teil von mir selbst durch sie entdecken könnte. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Es ist noch früh am Morgen, und der Tag hat gerade erst begonnen. Vielleicht wird es trotz meiner anfänglichen Zweifel ein interessanter Tag. Vielleicht erwartet mich mehr als nur die langweilige Rede auf dem Marktplatz. Und vielleicht, nur vielleicht, werde ich Jenna heute wiedersehen. Dann kann ich mehr über sie erfahren.

Mit diesem Gedanken stehe ich schließlich auf, bereit, den Tag zu beginnen. Auch wenn es nicht mein Wunschprogramm ist, werde ich das Beste daraus machen. Schließlich weiß man nie, was der Tag noch bringen mag. 

Nachdem ich mich aus dem Bett gequält habe, schleppe ich mich ins Badezimmer. Das kalte Wasser auf meinem Gesicht weckt mich endgültig auf und ich beginne, mich für den Tag fertig zu machen. Meine Gedanken kreisen immer wieder um Jenna. Was mag sie wohl gerade tun? Warum hat sie noch nicht geantwortet? 

Ich putze mir die Zähne, wasche mich und werfe einen letzten Blick in den Spiegel. „Na gut, Joe. Auf geht's. Du siehst wie immer großartig aus, du schaffst das“, murmle ich mir selbst zu und mache mich auf den Weg nach unten.

Unten angekommen treffe ich wieder auf Sam und Max, die sich bereits auf den Tag vorbereiten.

„Na, gut geschlafen, Nachtschwärmer?“, fragt Sam grinsend. 

„Ja, ja, ich bin wach“, antworte ich und gehe direkt zur Kaffeemaschine. Ein starker Kaffee ist genau das, was ich jetzt brauche.

„Du hast doch nicht etwa vor, uns den ganzen Tag im Dunkeln zu lassen, was deine nächtlichen Abenteuer angeht?“, hakt Max nach, während er sich eine Scheibe Brot schmiert.

Ich seufze und nehme einen tiefen Schluck Kaffee. „Nichts Besonderes, Jungs. Ich habe wirklich nur ein bisschen frische Luft geschnappt. Nichts, worüber man reden müsste. Das habe ich doch gestern Nacht auch schon gesagt.“

Sam hebt eine Augenbraue und lächelt verschmitzt. „Aha, und deshalb bist du so geheimnisvoll? Komm schon, Joe, du kannst uns vertrauen.“

„Es ist wirklich nichts“, wiederhole ich. Dann lenke ich das Gespräch geschickt auf die bevorstehende Rede. „Also, wer kommt heute mit mir zur Rede um als Statue danebenzustehen und nur zu lächeln?“

Max nimmt einen großen Bissen von seinem Brot. „Also, ähm ... ich habe noch einen Arzttermin. Ich habe, ähm, Rückenschmerzen. Ganz schlimme Schmerzen. Au“ Mit diesen Worten hält er sich den Rücken und setzt sich. 

Ich verdrehe die Augen und wende mich an Sam „Und du?“ 

Sam schüttelt leicht den Kopf, während er seine Tasse Kaffee absetzt. „Tut mir leid, Joe. Ich habe heute viel zu tun. Ein paar dringende Dinge, die erledigt werden müssen.“

„Und die anderen?“

Sam und Max zucken mit den Schultern.

Natürlich wenn es zu sowas kommt, sind alle verschwunden oder haben etwas Besseres zu tun. Ich seufze und spüre, wie sich eine leichte Frustration in mir aufbaut. „Na toll, also bleibt es an mir hängen.“

Sam grinst und klopft mir auf die Schulter. „Hey, du machst das schon. Du hast diese charmante Ausstrahlung, die die Leute lieben.“

„Jaja, schon gut. Du willst doch nur, dass ich euch nicht fertig mache, weil ihr mich im Stich lasst“, murmle ich.

Ich nehme meinen Rucksack, ziehe meine Schuhe an und mache mich auf den Weg.

Während ich durch die Straßen der Stadt gehe, versuche ich, meine Gedanken zu ordnen. Ich muss eine Liste der Aufgaben erstellen, die ich heute noch erledigen muss, damit ich nichts vergesse.

Der Marktplatz ist bereits voller Menschen, die sich auf die bevorstehende Rede vorbereiten.

Die umliegenden Gebäude sind schlicht. Sie haben graue Fassaden und einige vereinzelte Blumenkästen an den Fenstern. Autos hupen in der Ferne, und die Geräusche des täglichen Lebens vermischen sich mit dem leisen Murmeln der Menge. Ich schlendere weiter und nehme die vertrauten Anblicke und Geräusche der Stadt in mir auf. Der Duft von frischem Brot und Kaffee strömt aus einemnahegelegenen Café. Ich sehe das geschäftige Treiben an den Marktständen, wo Verkäufer ihre Waren anpreisen. Es ist ein gewöhnlicher Tag, und doch liegt eine spürbare Spannung in der Luft.

Als ich meinen Platz hinter der Bühne einnehme, fühle ich, wie mein Herz schneller schlägt. Ein Teil von mir wünscht sich, dass ich hier nicht sein müsste. Die Verantwortung, die auf meinen Schultern lastet, ist überwältigend. Doch ich weiß auch, dass unsere Anwesenheit und unser Beitrag heute von großer Bedeutung ist. Es geht darum, unsere Gemeinschaft zu stärken und zusammenzuhalten.

Während ich die Menge betrachte, die sich vor der Bühne versammelt hat, spüre ich eine Mischung aus Nervosität und Entschlossenheit. Die Menschen schauen erwartungsvoll zu mir. Ihre Gesichter zeigen Neugier und Hoffnung. Diese Blicke geben mir die Kraft, hier zu stehen, ohne direkt zu verschwinden.

Die Rede beginnt, und einer der Obersten des Räuberrats tritt vor das Mikrofon. Er ist ein hagerer Mann mit strengen Gesichtszügen. Seine Stimme trägt die Schwere der jüngsten Ereignisse. „Meine Damen und Herren“, beginnt er, „die letzten Wochen waren eine Prüfung für unsere Gemeinschaft. Die Zunahme der Gewalt auf unseren Straßen ist alarmierend. Wir haben Berichte über unkontrollierte Ausbrüche erhalten, die fast einer Besessenheit gleichen. Diese Vorfälle gefährden nicht nur die Sicherheit unserer Bürger, sondern auch das Vertrauen in unsere Fähigkeit, für Ordnung zu sorgen.“

Die Menge hört aufmerksam zu. Das leise Murmeln der Gespräche verstummt.

„Es scheint, dass eine neue Droge im Umlauf ist, die wahrscheinlich der Auslöser für diese Gewalttaten ist. UnsereUntersuchungen zeigen, dass diese Substanz extrem gefährlich ist. Sie hat unvorhersehbare Auswirkungen auf das Verhalten der Betroffenen.“

Ich höre nur halbherzig zu. Denn meine Gedanken schweifen immer wieder ab, zurück zu Jenna. Warum hat sie noch nicht geantwortet? Was könnte sie gerade tun? Ich versuche, mich zu konzentrieren, aber es fällt mir schwer.

Der Oberste spricht weiter über die Maßnahmen, die ergriffen werden sollen: Jeder Hinweis auf die Person, die die Drogen verteilt, muss an sie weitergegeben werden. Zudem sind strengere Kontrollen nötig und eine Einheit, die die Drogenverbreitung bekämpfen soll.

„Wir müssen zusammenhalten und gemeinsam gegen diese Bedrohung vorgehen“, betont er. „Jeder von uns hat eine Rolle zu spielen, um unsere Stadt sicher zu halten.“

Schließlich reißt mich ein mehrfaches Räuspern und hunderte Blicke, die auf mich gerichtet sind, aus meinen Gedanken. Zögerlich frage ich „Wie bitte? Ich ähm habe den letzten Satz nicht richtig mitbekommen.“

Der Oberste des Räuberrats seufzt genervt. Er fasst sich an den Nasenrücken und sagt: „Ich will nicht wissen, wo sie mit ihren Gedanken sind. Es geht nicht immer nur um Party, Drogen, Sex oder hübsch aussehen.“ 

Ich weiche den tadelnden Blicken der anderen Ratsmitglieder aus. Dann murmle ich: „Das ist mir durchaus bewusst.“  Noch leiser füge ich hinzu: „Ich bin ja nicht der, der nur mit seinem kleinen Freund denkt.“

Daraufhin wird er rot und funkelt mich wütend an. „Also Mister Tiger, sie helfen ja, die Fälle aufzuklären und die Straßen sicher zu halten, oder?“

„Natürlich tue ich das“, antworte ich lächelnd und bemühemich, ruhig und gelassen zu wirken. Innerlich bin ich jedoch angespannt, doch ich weiß, dass es wichtig ist, hier Stärke zu zeigen. Der Oberste des Räuberrats mustert mich einen Moment lang mit zusammengekniffenen Augen, bevor er sich abwendet und sich wieder der Menge zuwendet.

„Gut “, sagt er scharf. „Unsere Sicherheit und unser Zusammenhalt hängen von jedem Einzelnen ab. Vergesst das nicht. Wir werden nicht zulassen, dass unsere Stadt in Chaos und Gewalt versinkt“, betont der Oberste. „Wir stehen zusammen. Gemeinsam werden wir diese Krise überwinden.“

Die Rede endet mit kräftigem Applaus. Die Menschen beginnen sich langsam zu zerstreuen, in kleinen Gruppen diskutierend. Eine Mischung aus Entschlossenheit und Sorge liegt in der Luft. Ich mache mir aber nicht wirklich Sorgen, wir reden von dieser Kleinstadt. In der Drogen und Schlägereien so normal sind wie das tägliche Atmen. Hier sind oft Bandenkriege und Schießereien. Mehr als Vögel am Himmel. Der Rat gibt uns oft unnötige Aufgaben. Also wird es schon nicht so schlimm sein, oder? Jedoch hat der Rat die Öffentlichkeit gesucht. Ich schätze, wir werden es sehen. 

Ich atme tief durch und trete von der Bühne herunter. Die Anspannung lässt nach, doch die Gedanken an Jenna bleiben präsent. Die angeblichen Probleme scheinen durch sie unbedeutend zu sein.  Es kommen sogar verschiedene Personen, die mich ansprechen und danken. Doch, ich denke immer wieder an Jenna. Es ist fast schon nervig. 

Ich verlasse den Marktplatz so schnell wie möglich. Ich will jetzt nicht mit Fragen durchlöchert werden. Somit gehe ich die Straße hinunter. Die Stadt wirkt ruhiger, fast friedlich, trotz der schweren Themen, die gerade besprochen wurden, (wenn sie wirklich so schlimm sind wie dargestellt).

Die Sonne steht hoch am Himmel, und das Licht wirft lange Schatten. Autos fahren vorbei, und aus den Cafés dringt das leise Klirren von Geschirr und gedämpfte Gespräche. Ich ziehe mein Telefon aus der Tasche und sehe erneut nach Nachrichten von Jenna.

Noch immer nichts. Ein Knoten bildet sich in meinem Magen. Ich beschließe, sie anzurufen, aber die Mailbox springt sofort an. Für den Fall hinterlasse eine kurze, besorgte Nachricht: „Hey Jenna, ich bin es Joe. Ich wollte fragen, ob das Treffen heute funktioniert, wäre schön, wenn du dich meldest. Ich dachte nicht, dass wir uns so schlecht verstanden haben. Dass du mich jetzt ghostest, enttäuscht mich. Wir sehen uns, hoffe ich.“

Ich stecke das Telefon wieder weg. Vielleicht habe ich auch nur schlechten Empfang und die Nachrichten kommen zu Hause erst an. Was ich jetzt brauche, ist definitiv Ablenkung, vielleicht haben ein paar der Jungs Zeit. Dann mach ich mich mal auf dem Weg nach Hause.

Nachdem ich zuhause angekommen bin, werfe ich sofort einen Blick auf mein Handy. Keine Nachricht von Jenna. Ein Gefühl der Enttäuschung breitet sich in mir aus, aber ich versuche, es abzuschütteln.

„Vielleicht hat sie einfach einen vollen Tag“, sage ich mir selbst, um mich zu beruhigen.

Ich setze mich auf das Sofa in meinem gemütlichen Wohnzimmer, das in warmes Licht getaucht ist. Die Wände sind mit Fotos und Kunstwerken geschmückt, Erinnerungen an bessere Tage. Doch meine Gedanken kreisen immer wieder um Jenna, und die stille Leere des Raums verstärkt nur meine Unruhe. Schließlich beschließe ich, Sam, Ruud und Max zu fragen, ob sie Pläne für den Abend haben. Eine Ablenkung könnte immerhin genau das Richtige sein.  

„Hey Jungs, habt ihr heute Abend schon was vor?“, frage ich, während ich ins Wohnzimmer gehe. Dort haben es sich Sam und Max auf dem großen, grauen Sofa bequem gemacht. Der Fernseher läuft im Hintergrund, aber keiner von ihnen scheint wirklich hinzuschauen.

Max schaut von seinem Buch auf. „Nichts Besonderes, warum?“