Dramârin - Der zweite Teil der Drachen-Fantasy-Reihe mit einer mutigen Protagonistin und einer geheimnisvollen Prophezeiung - Charlotte Oelker - E-Book

Dramârin - Der zweite Teil der Drachen-Fantasy-Reihe mit einer mutigen Protagonistin und einer geheimnisvollen Prophezeiung E-Book

Charlotte Oelker

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Beschreibung

„Ein Feuergeher wird sich erheben, der entweder den Untergang oder das Überleben der Drachen sichern wird!" Carolin und ihr Drache Fingawe sind aus ihrer Heimat geflohen. Weit weg von der Gefahr durch die Menschen, die die Drachen vernichten wollen, bauen sie sich ein neues Leben auf. Doch das Schicksal hat andere Pläne. Eine uralte Prophezeiung beginnt sich zu erfüllen, und alles deutet darauf hin, dass sie von Carolin handelt. Hin- und hergerissen zwischen zwei Welten, lernt Carolin, was es bedeutet, eine Drachenreiterin zu sein. Schon bald muss sie sich fragen: Bedeutet sie den Untergang oder das Überleben? Und wie viel Einfluss hat sie auf ihr Schicksal? Ein magisches Abenteuer voller Zusammenhalt und Hoffnung

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 573

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis

Herzlich willkommen

Das sagt eine Leserin zu Band 1

Content Notes

Kapitel 1

Kapitel 2

An einem anderen Ort

Kapitel 3

Kapitel 4

An einem anderen Ort

Kapitel 5

Kapitel 6

An einem anderen Ort

Kapitel 7

Kapitel 8

An einem anderen Ort

Kapitel 9

Kapitel 10

An einem anderen Ort

Kapitel 11

Kapitel 12

An einem anderen Ort

Kapitel 13

Kapitel 14

An einem anderen Ort

Kapitel 15

Kapitel 16

An einem anderen Ort

Kapitel 17

Kapitel 18

An einem anderen Ort

Kapitel 19

Kapitel 20

Prophezeiung

Danksagung

Über die mich

Impressum

Dramârin

Das Schicksal einer Tochter

Band 2

 

 

Charlotte Oelker

 

Herzlich willkommen

Ich freue mich sehr, dass du dieses eBook erworben hast. Damit du die nachfolgende Geschichte in vollen Zügen genießen kannst, habe ich allerdings eine Frage an dich: Kennst du bereits den ersten Teil der Dramârin-Reihe?

 

Falls du den ersten Teil: Dramârin – Das Vermächtnis einer Mutter, nicht gelesen haben solltest, wird dir vermutlich einiges in der folgenden Geschichte nicht bekannt vorkommen und du könntest dir für Teil 1 vieles vorwegnehmen.

Doch keine Sorge! Den ersten Teil meiner Reihe gibt es in nahezu jeder Buchhandlung und kann online fast überall bestellt werden. Leider wurde der erste Teil noch nicht als eBook herausgegeben, sodass bisher nur die Taschenbuchausgabe vorhanden ist.

 

Du möchtest nicht auf eine weitere Buchbestellung warten und am liebsten sofort los lesen? Gar kein Problem. Eine Leserin hat sich bereit erklärt, ein wenig über den ersten Teil zu verraten. In dem nachfolgenden Kapitel erzählt sie, was ihr an meiner Geschichte gefiel.

Bevor du jetzt allerdings sofort zum nächsten Kapitel weiterblätterst, möchte ich dich auf eines hinweisen: Die Leserin hat nicht nur ihre Meinung zu meiner Geschichte geteilt, sondern ebenso die wichtigsten Fakten zusammengefasst. Solltest du also vorhaben, Dramârin – Das Vermächtnis einer Mutter, später lesen zu wollen, könntest du dir Einiges vorwegnehmen.

Für diesen Teil: Dramârin – Das Schicksal einer Tochter, bietet er – meiner Meinung nach – eine gute Grundlage und versorgt dich mit allem nötigen Wissen, um sich in diese Geschichte gut einfinden zu können.

 

Falls du meinen ersten Teil doch gelesen hast und ihn sogar mochtest, dann wünsche ich dir bei der jetzigen Geschichte ganz viel Freude! Sei gespannt, wie Carolins Leben sich von nun an gestaltet und welchen Herausforderungen sie sich fortan stellen muss. Tauche ein, in eine völlig neue Welt voller Magie und Abenteuer!

 

Ich danke dir, dass du meine Geschichte lesen möchtest. Erzähl mir gerne, wie du sie fandest, indem du eine Rezension schreibst, mir einen Kommentar auf Instagram oder Facebook hinterlässt oder sogar einen eigenen Blogbeitrag postest. Ich würde mich freuen!

Das sagt eine Leserin zu Band 1

Dramârin – Das Vermächtnis einer Mutter

https://deutsche-literaturgesellschaft.de/produkt/dramarin-oelker/

Das Nachfolgende ist die Meinung einer Leserin, genannt Su, zu meinem Debütroman: Dramârin – Das Vermächtnis einer Mutter (Bd. 1). Der vorliegende Text wurde nicht verändert und ist ein vollständiges und dem Original entsprechendes Zitat, daher stammen jegliche Fehler (grammatikalische wie logische) von der Leserin selbst. Ich habe keinerlei Änderungen vorgenommen und distanziere mich an dieser Stelle von jedweder Meinung und Bewertung, die im Folgenden genannt werden könnten.

Ganz herzlichen Dank an Su, die mir erlaubt hat, ihre Meinung zu meinem ersten Teil der Dramârin-Reihe zur Verfügung zu stellen! Danke dir für deine Zeit!

Su, Rezensentin von Amazon:

„Mit Dramârin – Das Vermächtnis einer Mutter, habe ich mich erstmals an ein neues Genre gewagt. Normalerweise lese ich Bücher aus dem Bereich Romance oder Dark-Romance in der heutigen, modernen Zeit. Also eigentlich etwas völlig anderes als dieses Buch. Da es mir aber von einer guten Freundin empfohlen wurde, habe ich es einfach mal versucht.

Dass dieses Buch ein Debütroman einer „noch“ unbekannten Autorin ist, merkt man zwar an einigen Stellen aber es ist trotzdem erstaunlich welch eine Welt da erschaffen wurde. In den ersten Seiten wird vieles nur angedeutet, klar, aber das hat bei mir sofort die Neugier nach mehr geweckt. Ich musste einfach wissen wie es weitergeht! Und es ist toll, dass diese neue Welt zusammen mit der Protagonistin erschlossen wird. Ich fange am besten mit der chronologischen Abfolge der Geschichte an.

Carolin lebt mit drei Geschwistern (ihrer jüngeren Schwester Helena – ich liebe sie! – ihren beiden älteren Brüdern Ramon und Killian) und ihrer Mutter in einem überschaubaren, kleinen Dorf umgeben von einem mystischen, dunklen Wald. Dieser Wald birgt so manches Geheimnis wie sich schon sehr früh zeigen wird. Bereits nach wenigen Seiten begegnet Carolin zum aller ersten Mal einem Drachen den sie im Wald trifft. Ich weiß noch, dass ich an dem Punkt hinterfragt habe, ob ich genau so reagiert hätte oder ob ich einfach abgehauen wäre. Immerhin stand sie einem gigantischen Drachen gegenüber! Ich hätte mir wahrscheinlich in die Hosen gemacht! Oder zumindest geschrien wie irre. Doch hier zeigt sich bereits, dass die Autorin schon die ersten Hinweise hinterlässt. Denn Carolin denkt zwar, dass sie hier zum ersten Mal einen Drachen sieht doch das entspricht nicht der Wahrheit. Tatsächlich ist sie mit einem Drachen aufgewachsen, wie sich im Verlauf des Buches herausstellt. Da Carolin nun das Geheimnis des Waldes kennt, will sie es unbedingt bewahren. Was ich zum Teil nicht nachvollziehen konnte. Ich wäre direkt zu meiner besten Freundin gerannt und hätte es ihr erzählt. Ob sie mir allerdings geglaubt hätte keine Ahnung.

Eines wird hier im Buch sehr schnell klar: Die Menschen und Drachen führen seit Jahren Krieg miteinander und jetzt wo Carolin an einem gebunden ist will sie kein Risiko eingehen und ihn und seine Welt schützen. Ihre geheimen Treffen mit dem Drachen bleiben natürlich nicht lange geheim – wen überrascht das? – denn es ist schwer diese Treffen im normalen Alltag zu integrieren wenn man eigentlich von früh bis spät auf einem Hof arbeiten muss. Und ja, ihr könnt euch dabei so das „ganz typische Bauernleben“ vorstellen.

Die Autorin hat es wirklich schön umgesetzt und der Zusammenhalt der Familie wird da sehr deutlich was mir sehr gut gefiel.

Es kommt schließlich wie es kommen musste: Carolins Geheimnis wird gelüftet. Carolins Geschwister erfahren von ihrer Verbindung zu ihrem Drachen namens Fingawe und versprechen dieses Geheimnis ebenfalls zu bewahren. Auch hier habe ich mich nicht selten gefragt: woher kommt dieses Urvertrauen in die Drachen? Die Antwort ist denkbar einfach, wie bereits oben erwähnt: Früher zählten sie Drachen zu ihrer Familie und Familie vertraut und beschützt einander! Doch daran erinnert sich scheinbar keiner mehr. Ich fragte mich: Wer löscht hier immer die Erinnerungen? Und vor allem warum? Die Geschwister scheinen sich das nicht zu fragen. Am Ende löst sich das Ganze zum Glück auf. Denn Schuld daran ist ihre Mutter Gabriela. Oder sollte ich sie besser Winnara nennen? Denn Winnara ist der Rufname dieser geborenen Elfe. Richtig, ihr habt euch grad nicht verlesen. Carolins Mutter ist eine waschechte Elfe. Und nicht nur das, sie ist ebenso eine Dramârin. Also Drachenreiterin. Ihr Drache Wogarras hat stets auf sie und ihre Kinder aufgepasst. Doch warum nur, erinnern sich die Kinder nicht an ihn? Weil Winnara ihnen allen die Erinnerungen genommen hat. Ihr fragt euch, warum sie das tat? Genau das fragt sich auch Carolin am Ende. Ich bin schon echt gespannt, wann ihre Mutter mit der Wahrheit herausrückt. Ich persönlich würde sie mit Fragen nur so löchern.

Ihre Mutter birgt jedenfalls so manches Geheimnis vor ihr. Warum will sie nicht, dass Carolin den Bogen behalten darf den sie rechtmäßig auf dem Vollmond-Markt erworben hat? Warum hat Carolin das Gefühl ihren eigenen Körper immer weniger zu verstehen? Und was geschah wirklich in jener letzten schrecklichen Nacht im Dorf? Ihr fragt euch, was ich meine? Nun, ich erzähle es euch. Carolin und ihre Geschwister können das Geheimnis um die Drachen zwar für sich behalten, doch leider werden sie dabei beobachtet, wie sie sich mit den Drachen treffen. Und das ausgerechnet von dem Mädchen auf das Killian Carolins ältester Bruder ein Auge geworfen hat. Durch ihren Verrat ereignen sich schließlich die Vorfälle Schlag auf Schlag. Und ab da wird es richtig spannend. Leider sind bis dahin nur noch wenige Kapitel in dem Buch also hoffe ich jetzt, dass der zweite Teil mehr bietet als der erste. Ich bin jedenfalls super gespannt auf Teil 2!

Eine wahre Hetzjagd beginnt also und Carolins Familie muss schließlich aus ihrem geliebten Dorf fliehen. Ich will hier jetzt nicht die wenigen, spannenden Szenen erzählen, daher ende ich hier mit meiner kleinen Zusammenfassung. Aber es lohnt sich das Buch zu lesen!

Gibt der Autorin eine Chance und macht ein Auge zu wenn ihr die erste Hälfte lest. Die Story ist trotz Schwächen wirklich toll und ich habe die Dynamik zwischen den einzelnen Charakteren sehr geliebt!

Eines möchte ich trotzdem noch sagen und das war auch mit ein Grund, warum vor allem die erste Hälfte trotzdem immer wieder meine Neugier geweckt hatte. Da nicht nur aus Carolins Sicht sondern immer wieder aus der Sicht von Winnara geschrieben wurde erfährt man bereits etwas über die Welt der Drachen und Elfen. Doch natürlich längst nicht so viel wie man hofft. Vieles wird nur angeteasert. Doch ich weiß noch, dass ich im Laufe des Buches immer wieder dachte: Ist sie wirklich die? Kann es sein das? Nein, das würde ja bedeuten… Und am Ende mit der letzten Seite hat plötzlich so vieles „klick“ gemacht. Klar merkt man, dass der Autorin noch ein wenig das Feingefühl gefehlt die entsprechenden Hinweise besser zu dosieren. Beim zweiten Mal lesen merkt man das nochmal deutlicher finde ich. Aber es war trotzdem schön es ein zweites Mal zu lesen.

Der erste Teil endet geschichtlich schließlich dort, wo das Reich der Drachen und Elfen in greifbarer Nähe ist und ich freue mich schon sehr zu erfahren, welche Welt auf Carolin im zweiten Teil wartet.

Eines ist mir ganz klar, der zweite Teil scheint sehr viel mehr Action zu bieten, als der erste. Okay, es würde mich sehr wundern wenn nicht so wie Teil 1 endete. Auch wenn der erste Teil eher ruhig war so hat es die Autorin trotzdem geschafft, dass man unbedingt wissen möchte, was als nächstes passiert. Man stellt sich als Leser so viele Fragen aber vor allem durch das letzte Kapitel hat sich für die Geschichte sehr Vieles geklärt. Und doch wurden wieder neue Fragen aufgeworfen. Teil 1 ist ein Debütroman und gerade am Anfang hätte man durchaus deutlich kürzen können. Auch sind einige Stellen nicht ganz logisch aufgebaut und ein paar Fehlerchen hier und da haben sich eingeschlichen. Dennoch hat die Autorin einen sehr angenehmen Schreibstil und durch ihre liebevollen und detaillierten Beschreibungen taucht man direkt in die fantastische Welt ein. Es erinnert mich sehr an das typische Setting unseres Mittelalters. Allerdings mit einigen Abweichungen z.B. besitzen Frauen die gleichen Rechte wie Männer, es ist scheinbar sauberer als man denkt und Adlige und/oder Königshäuser gibt es nicht. Jedenfalls sind sie in diesem Teil nicht Thema. Da ist das jetzt mal eine erfrischende Abwechslung gewesen.

Man kann die Geschichte durchaus direkt ein weiteres Mal lesen denn die vielen kleinen, versteckten Hinweise erkennt man nicht unbedingt alle beim ersten Mal lesen.“

Hat dich Sus Beitrag gut abgeholt? Und fühlst du dich nun bereit, Carolin und ihren Drachen Fingawe bei ihren weiteren Abenteuern zu begleiten? Worauf wartest du dann noch? Schnell zum ersten Kapitel weiterblättern!

Ich wünsche dir viele tolle Lese-Momente! Erzähl mir gerne, wie du die Geschichte fandest!

Charlotte

 

 

Kein Schicksal ist in Stein gemeißelt.

Du wirst immer deinen eigenen Weg finden.

Du musst nur den Mut haben, ihn zu gehen!

Content Notes

Blut

Essen

Feuer (explizit)

Feuerbestattung (erwähnt)

Flugangst (erwähnt)

Gewalt gegen Erwachsene und Tiere (teilweise explizit)

Gift

Jagd (explizit)

Kampfhandlungen

Krankheit, Seuche (explizit)

Krieg (erwähnt)

Narben (explizit)

Schwangerschaft (ohne Komplikationen)

Suizidwunsch (erwähnt)

Leichte Selbstverletzung

Tod wichtiger Figuren, Tod von Familienmitgliedern, Tod von Tieren

Unterernährung/Verwahrlosung von Tieren/Drachen

Verletzungen

Knochenbrüche

Schnitte

Verbrennungen

Waffen (Stichwaffen, Pfeil und Bogen)

Kapitel 1

 

Der Pfeil flog fast geräuschlos durch die Luft und blieb nur wenige Augenblicke später seitlich im Nacken eines großen Hirsches stecken. Das Tier war bereits tot, noch bevor sein schwerer Körper auf dem Boden aufschlug.

»Du wirst immer besser!«, lobte mich Fingawe.

Wir waren an diesem Morgen früh auf die Jagd gegangen, da wir kein Fleisch mehr zu essen hatten. Ein großer Hirsch wie dieser würde für uns eine ganze Weile ausreichen.

»Vielen Dank!«, antwortete ich ihr und hängte mir meinen Bogen über den Rücken.

Ich sprang von meinem Plateau hinunter und lief auf den toten Hirsch zu. Fingawe folgte mir und schlängelte sich wie eine Katze durch die dicht stehenden Bäume hindurch. Es war immer wieder faszinierend, wie lautlos sie sich bei ihrer stattlichen Größe bewegte.

»Lass uns den Hirsch hinten an deinen Sattel festbinden und nach Hause fliegen. Ich bekomme so langsam Hunger«, meinte ich und band ein aufgerolltes Seil vom Sattel los.

Mit geübten Handgriffen war der Hirsch schnell an Fingawes Sattel befestigt. Das erste Stück unserer Heimreise mussten wir allerdings zu Fuß antreten, da die Bäume zum Abheben viel zu dicht standen.

»Aus dem Fell kann man bestimmt tolle Kleidung nähen. Es ist ganz weich und gar nicht verfilzt«, bemerkte ich und fuhr mit der Hand über das hellbraune Fell des Hirsches.

»Und aus den Knochen und dem Geweih kannst du gutes Werkzeug herstellen. Sofern sie nicht allzu spröde oder brüchig sind.«

An der Lichtung angekommen, blieb ich stehen.

»Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass wir immer noch in der Nähe unseres Dorfes sind. Die Bäume hier sind deutlich höher, aber eigentlich ist der Unterschied nicht sehr groß. Es gibt das gleiche Wild zum Jagen und sogar die Vögel hier kommen mir bekannt vor.« Ein trauriger Unterton stahl sich in meine Stimme. Gedanklich war ich wieder im Dorf am Rulkor-See, meiner alten Heimat.

»Aber zum Glück sind wir es nicht. Sonst würden wir in großen Schwierigkeiten stecken«, meinte Fingawe und holte mich damit aus meinen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt.

Selbstverständlich wusste sie, wie es mir erging. Jetzt, da wir täglich zusammen unterwegs waren und uns nie lange voneinander trennten, wurde unsere Verbindung immer stärker. Fingawe konnte jederzeit mühelos meine Gedanken und meine Gefühle lesen. Allerdings wusste sie dadurch nichtzwangsläufig, wie sie mir bei meinem Heimweh hätte helfen können.

»Du hast natürlich recht. Ich muss mich wohl noch an die ganze Situation hier gewöhnen. Ich kann mich einfach nicht besonders gut an neue Gegebenheiten anpassen«, entschuldigte ich mich bei ihr und kletterte auf ihr ausgestrecktes Bein.

Ich befand mich in wenigen Augenblicken im Sattel und Fingawe trat unseren Heimflug an. Sie stieß sich kraftvoll vom Boden ab und musste ein paar Mal mehr als sonst mit ihren kräftigen, rot schimmernden Schwingen schlagen, schließlich hatten wir viel zusätzliches Gewicht.

Ich schloss die Augen und genoss den Flug mit ihr. Daran hatte ich mich sehr schnell gewöhnt. Jederzeit fliegen zu können, war eine der schönen neuen Gegebenheiten seit unserer Flucht.

Das stetige Schlagen ihrer mächtigen Schwingen und der darauffolgende Sog nach oben, nur um anschließend wieder hinabzugleiten, fühlte sich genauso richtig an wie das Atmen selbst. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Das Leben zusammen mit einem Drachen veränderte einen in vielerlei Hinsicht. Ich hoffte für mich, dass ich mich zum Positiven veränderte und eines Tages Gutes vollbringen würde.

Fingawe vollführte eine ausholende Rechtskurve. Dabei zeigte ihre rechte Flügelspitze zum Wald und die andere gen Himmel. Ihr Hals bog sich in einem sanften Bogen, als sie ihren majestätischen Kopf in die Richtung neigte, in die sie flog. Sie genoss den Flug merkbar und schloss ebenfalls die Augen.

Der Tag war noch jung, doch die Wärme der Sonne war schon jetzt intensiv. Die Winterzeit hatte hier bereits angefangen, davon merkten wir allerdings nicht das Geringste. Im Dorf rüsteten sich die Bewohner garantiert schon für die extrem kalten und kurzen Winternächte, die dort sehr bald hereinbrechen würden.

Ich würde mich immer nach der wohligen Wärme der Sonne sehnen. Mit der Zeit übte sie eine zunehmend größer werdende Anziehungskraft auf mich aus. Dies war eine der zahllosen Veränderungen meines Körpers.

Fingawe und ich hatten beide die Augen geschlossen, als wir mit einem Mal die Wärme der Sonne nicht mehr spürten. Wir flogen im Schatten. Allerdings befand sich keine einzige Wolke am Himmel. Schuld daran war ein Drache, welcher dicht über uns her flog. Seine Größe beeindruckte mich jedes Mal wieder. Neben ihm wirkte selbst Loquvanar, das Oberhaupt von Fingawes Familie, klein.

Die Sonne strahlte Wogarras über uns an und ließ ihn wie fließendes Wasser schimmern. Die Farbe seiner Schuppen war ein sattes Blau. Dank seiner imposanten Größe benötigte er deutlich weniger Flügelschläge, um sich in der Luft zu halten. Aus diesem Grund hatten wir ihn nicht gehört.

»Deine Mutter möchte dich umgehend sprechen«, ertönte Wogarras’ Stimme in meinem Kopf.

»Wir sind auf dem Weg nach Hause. Was möchte sie denn so dringend von mir?«

»Das solltest du sie besser selbst fragen.« Damit flog er voraus.

»Warum meine Mutter uns allen wohl die Erinnerungen an Wogarras genommen hatte?«, fragte ich Fingawe und sah Wogarras hinterher.

»Das kann ich dir leider nicht sagen. Aber es wird mit Sicherheit einen triftigen Grund dafür gegeben haben. Gib ihr Zeit, dass sie sich erklären kann. Es ist sehr viel passiert. Daran müssen wir uns alle erst einmal gewöhnen.«

»Seine Stimme wirkt trotz alledem sehr vertraut, so als wären nicht all meine Erinnerungen genommen worden«, ergänzte ich. »Meine Mutter ist mir einiges an Erklärungen schuldig. Ich meine, hast du denn gar keine Fragen an sie? Das mit den Erinnerungen ist nur eines von vielen Dingen, die mich seit unserer Ankunft hier beschäftigt. Wusste meine Mutter von euch Drachen? Wusste sie von uns? Von unserer Verbindung? Wie kann es überhaupt sein, dass Wogarras sich die ganze Zeit über in der Nähe aufgehalten hat und ihr ihn nicht bemerkt habt? Hätte er unsere Verbindung verhindert, wenn er gekonnt hätte?«

Darauf wusste Fingawe nichts zu erwidern. Ich hatte auch nicht damit gerechnet. Die Antworten auf all diese Fragen konnte mir nur meine Mutter geben. Doch jedes Mal, wenn ich mit ihr reden wollte, wich sie mir aus. Ich musste sehr viel Geduld aufbringen und hoffte, dass sich eines Tages der Nebel lichten würde.

Fingawe schlug ruhig und gleichmäßig mit den Flügeln. Unsere neue Heimat kam bereits am Horizont in Sicht. Meine Mutter nannte diesen Ort liebevoll Tora or Wehmyl, was immer das genau bedeutete.

* * *

»Erfreulich zu sehen, dass deine Jagd wieder einmal erfolgreich war!«, begrüßte uns Jaron und kam auf uns zu, kaum dass Fingawe gelandet war.

»Es ist beinahe schon erschreckend, wie gut mir die Jagd von der Hand geht«, gab ich zu und drückte ihm einen Kuss auf den Mund.

Mit routinierten Handgriffen banden wir den Hirsch los und zogen ihn zu einem großen, flachen Stein in der Nähe des Sees hinüber. An dieser Stelle häuteten wir die Tiere immer, da wir den Stein mit wenig Wasser sauber waschen konnten und somit kein unwillkommenes Ungeziefer anlockten.

»Ich soll dir ausrichten, dass Winnara in eurer Felshöhle auf dich wartet und dich sehen möchte«, meinte Jaron. Er griff nach einer kleinen Säge, die er zuvor ins Gras gelegt hatte, und begann nun damit, das Geweih abzusägen.

Diese kleine Säge hatten wir aus unserem Dorf am Rulkor-See mitgenommen, wie viele andere nützliche Werkzeuge. Genauer gesagt hatte sie meine Mutter mitgenommen. Sie hatte bereits Tage vor unserem Aufbruch gespürt, was auf uns zukommen würde. Sie spürte so einiges, was wir übrigen nicht bemerkten.

Sie muss doch irgendetwas gewusst haben, da bin ich mir sicher.

»Das hat mir Wogarras auf unserem Rückflug bereits gesagt. Was, denkst du, könnte so wichtig sein, dass sie nicht abwarten konnte, bis ich von der Jagd zurückkam?«

»Ich habe leider keine Ahnung. Sie hat diesbezüglich nichts erwähnt. Wenigstens schien sie nicht irgendwie aufgebracht oder wütend zu sein. Also wird es wohl nichts Schlimmes sein, denke ich.«

»Immerhin eine gute Nachricht.«

Ich ging auf den großen Felsen zu, der unser neues, schützendes Haus darstellte. Dabei bemerkte ich, dass Wogarras wie so oft im seichten Wasser des Sees lag und die angenehme Nässe sichtlich genoss. Er hatte seine Augen geschlossen und atmete ruhig und gleichmäßig. Ich ging an ihm vorbei. Bevor ich die selbstgebastelte Leiter zu der Felshöhle hinaufkletterte, sah ich mich nach meinen geliebten Drachen um.

Zu dieser Tageszeit hatte jeder Drache sein eigenes Morgenritual. Wogarras genoss seine Erholungsbäder und döste dabei. Währenddessen tauchte der blaue Kopf von Winyrre auf. Ihre zahlreichen weißen Hörner am Kopf wirkten trotz der Wassertropfen, die an ihnen hinunterrannen, äußerst furchteinflößend. Dies stand im starken Kontrast zu ihren ansonsten weichen Gesichtszügen. Das Wasser perlte über ihr Schuppenkleid und es sah für einen kurzen Moment so aus, als hätte sie sich aus den blauen Tiefen des Sees materialisiert. Freudig stieß sie den Atem aus ihren Nüstern und blickte zum Ufer hinüber. Wie an jedem anderen Morgen stand dort Fingawes und Esarks kleine Tochter und sah gebannt zu, wie Winyrre genüsslich abtauchte, nur um einen kurzen Moment später an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen. Vergnügt galoppierte der kleine Drache am Ufer entlang, immer die kürzestmögliche Distanz zu der blauen Drachendame einnehmend.

Oben am Himmel suchte ich die schneeweiße Silhouette des Familienoberhauptes Loquvanar. Ich konnte ihn nicht entdecken, wusste aber nur allzu genau, dass er irgendwo dort oben seine Runden drehte. Es war erstaunlich, wie hoch er stets flog. Er war dann nur noch als kleiner weißer Punkt zu erkennen. Vorausgesetzt, der Himmel war wie heute wolkenfrei.

Fingawe stapfte derweil auf ihren Partner Esark zu, der bei Eovanaror und Erlamity im Gras lag und sich an der Wärme der aufgehenden Sonne augenscheinlich erfreute. Hätte Erlamity nicht ihren Kopf gehoben, um kurz ihren langen, schlanken Hals zu schütteln, hätte ich sie in dem Gras glatt übersehen. Ihre Schuppen besaßen den gleichen Grünton wie der Boden, auf dem sie lag. Im Vergleich zu ihr fielen die beiden schwarzen Drachen Esark zu ihrer Linken und Eovanaror zu ihrer Rechten sehr viel deutlicher auf.

Ich sah mich kurz um, denn ich suchte nach einem amethystfarbenen Drachen. Sie war – neben Fingawes Tochter – der mit Abstand kleinste und letzte Drache aus Loquvanars Familie. Ihr Name war Linaraid. Vermutlich hielt sie sich irgendwo in den Wäldern ringsherum auf. Wenn sie nicht mit Loquvanar ihre Runden am Himmel drehte, lief sie gerne im Wald, vorzugsweise an den Flussufern entlang. Ich fand diese Angewohnheit etwas untypisch für einen Drachen, dessen Element immerhin die Luft und nicht das Wasser war. Andererseits konnten Drachen ebenso wie wir Menschen mehrere Interessen haben, schätzte ich.

Sie wird schon nicht weit weg sein.

Ich zuckte mit den Schultern und stieg die Leiter zur Höhle hinauf. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass sie eigentlich vorgesehen hatte, zusammen mit unseren Drachen die Höhle hinaufzufliegen. Sie hatte nie eine Leiter benötigt. Ihr wurde jedoch schnell bewusst, dass wir unmöglich jeden Tag alle einzeln mit den Drachen hoch- und hinunterfliegen konnten. Aus diesem Grund konstruierten wir eine Leiter, die wir, solange sich jemand von uns außerhalb der Höhlen befand, hängen ließen.

Die Höhlen im Fels waren zwar groß genug, dass wir Menschen genug Raum für uns allein hatten, wenn wir wollten, doch wir hätten in den Höhlengängen unmöglich alle Drachen unterbringen können. Sie hatten in großen Bäumen oder in anderen Felsen in der Nähe einen Unterschlupf für sich gefunden.

Dass Drachen tatsächlich auf Bäumen schliefen, war für mich anfangs schwer zu verstehen gewesen. Sie schienen mir dazu viel zu groß zu sein. Dennoch wurde ich eines Besseren belehrt. Meine Mutter hatte mir erklärt, dass Drachen sehr gerne an der freien Luft schliefen und das vorzugsweise auf dicken Ästen in sehr großen Höhen.

»Mama? Du wolltest mich sprechen?«, rief ich in die Höhle hinein.

»Ich bin hier hinten, Carolin.«

Ich folgte ihrem Ruf, der mich in ihren Bereich der Höhle führte. Meine Augen passten sich schnell dem starken Hell-Dunkel-Wechsel der Lichtverhältnisse an und ich ging schnurstracks auf meine Mutter zu.

Sie blätterte gerade in einem Haufen Papier und zu ihren Füßen lagen Satteltaschen, welche bereits zur Hälfte gefüllt waren. Der Tisch, auf dem sich die Papiere stapelten, war fast nicht mehr zu sehen.

»Hast du einen langen Ausflug geplant?«, fragte ich sie scherzhaft und setzte mich auf einen abgebrochenen Stalagmiten.

»Es handelt sich gewissermaßen um einen Ausflug, ja«, antwortete mir meine Mutter und sah von den Papieren auf.

»Wo soll es denn hingehen?«

»Zum Birrug or Dramâse, das bedeutet der Berg der Drachen. Ich werde dich dort mit dem Prinz der Elfen, L'oro in Griwase arlbannu kilwi, bekannt machen.« Der, der die Völker vereinen möchte.

»Du willst mich einem Prinzen vorstellen? Warum denn das?«

Die Tatsache, dass es Elfen gab, hinterfragte ich gar nicht erst. Schließlich unterhielt ich mich gerade mit einer. Dass meine Mutter eine waschechte Dramârin, Drachenreiterin, und Elfe war, hatte mich zunächst schockiert. Allmählich gewöhnte ich mich jedoch daran, obwohl ich immer noch nicht völlig verinnerlicht hatte, dass sie bereits an die hundert Winter erlebt hatte. So alt sah sie definitiv nicht aus.

Was meine Mutter war, hatte sie uns am Tag unserer Ankunft am Tora or Wehmyl erklärt. Zudem hatte sie uns geschildert, dass wir vor dem Leben im Dorf am Rulkor-See in einer großen Stadt gelebt hatten, die wir jedoch aufgrund von Unruhen unter den Bürgern hatten verlassen müssen.

Unsere Mutter hatte uns erzählt, dass viele Brände gelegt worden waren und dadurch unser Vater umgekommen sei. Er hatte unseren damaligen Nachbarn helfen wollen, die Brände zu löschen. Unsere Mutter hatte versucht, dies zu verhindern, da es ausweglos schien. Er sei jedoch zu stur gewesen, um sich davon abhalten zu lassen, und war von herabfallenden brennenden Trümmern begraben worden.

»L'oro in Griwase arlbannu kilwi wird dich unterrichten lassen. Du sollst lernen, was es bedeutet, eine Dramârin zu sein«, sagte meine Mutter.

»Soll das etwa heißen, dass ich von den anderen getrennt leben soll?«, stieß ich empört aus und erhob mich.

»Natürlich nicht. Du wirst weiterhin hier bei uns wohnen können, wenn du möchtest. Im Birrug or Dramâse wird dir ein Gemach bereitgestellt, in dem du ebenfalls nächtigen und lernen kannst, sofern du das möchtest. Ein solches Gemach wird jedem zur Verfügung gestellt, der sich in der Ausbildung befindet.«

»Aber ihr werdet dort alle nicht erwünscht sein?«, fragte ich, da ich das Wort »aber« förmlich in der Luft hängen sah.

»Außer mir wird dich keiner besuchen dürfen, das stimmt. Die Elfen sind nicht so wie wir und sie sehen Menschen nicht gerne in ihrer direkten Nähe. Du wirst noch früh genug verstehen, warum.«

Ich schüttelte langsam den Kopf.

Und warum bin ich eine Ausnahme?

»Wir sind gerade mal eine Mondphase hier und du verlangst schon wieder, dass ich woanders hingehe? Ich möchte hierbleiben und mich nicht schon wieder an eine neue Umgebung anpassen müssen. Das kannst du nicht von mir verlangen.« Entschieden verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ich war nicht bereit, so schnell nachzugeben.

»Kleines, ich weiß, was ich von dir verlange, aber denkst du nicht, dass du mit mir gehen solltest? Hast du denn nicht manchmal das Gefühl, deinen eigenen Körper nicht mehr zu verstehen? Fragst du dich nicht, warum bestimmte Dinge plötzlich anders auf dich wirken und wo es seinen Ursprung hat?« Meine Mutter legte die Papiere beiseite. Ihr Blick wurde weich und ein ehrliches Lächeln erschien in ihrem Gesicht. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. Sie wusste, wie ich mich fühlte, das konnte ich spüren.

»Ich war ebenfalls in deinem Alter, als mein Unterricht begann. Vielleicht hatte ich ein oder zwei Winter mehr erlebt als du. Für Elfen macht das keinen großen Unterschied. Jedenfalls musste ich damals auch unterrichtet werden, als Wogarras und ich uns entschieden hatten, die Verbindung einzugehen. Ich bin zwar eine geborene Elfe und unterscheide mich deswegen allein schon von den Menschen, aber selbst ich habe mich damals verändert. Der Unterricht hat mir dabei geholfen zu verstehen, was mit mir passierte. Daher denke ich, dass der Unterricht ebenso für dich das Beste sein wird.«

Sie strich mit ihren warmen Händen an meinen Oberarmen entlang und sah mir in die Augen. Seit wir hier waren, hatte ich ein ganz anderes Verhältnis zu meiner Mutter aufgebaut. Es war komplizierter als zuvor und je mehr ich mich mit ihr unterhielt, desto stärker wurde das Gefühl, anders zu sein.

Ich fragte mich, ob meine Mutter es spüren konnte, dass ich sie inzwischen nicht nur mit anderen Augen sah, sondern auch, dass ich unsere Beziehung zueinander immer wieder hinterfragte. Es war auffällig, dass sie so intensiv meine Blicke suchte und immer wieder Körperkontakt herstellte.

Und was ist, wenn ich mir das nur einbilde? Vielleicht ist das ja nur eine dieser Veränderungen, die ich durchmache. Mama ist vermutlich die Einzige, die wirklich versteht, was mit mir los ist, oder?

Ich wog meine Alternativen ab und musste mir selbst eingestehen, dass meine Mutter womöglich recht hatte, was den Unterricht betraf.

»Ich denke, ich werde es wohl bereuen, wenn ich es nicht mache«, gestand ich ihr und lächelte ein wenig.

»Du wirst schon sehen: Es wird dir guttun. Du wirst eines Tages eine starke Dramârin sein und ich würde es bereuen, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte, dich zum Unterricht zu überreden, denn leider kann ich allein dich nicht alles lehren.«

»Bist du deswegen heute Morgen so früh aufgebrochen? Warst du bei dem Prinzen, um nach dem Unterricht für mich zu fragen?«

»Ja, ich bin gerade erst zurück. Stell dir vor: L'oro in Griwase arlbannu kilwi ist hocherfreut, dich kennenzulernen. Er wird dich mögen, da bin ich mir ganz sicher.« Meine Mutter lächelte.

Davon angesteckt, musste ich nun selbst lächeln. »Was muss ich denn alles einpacken?«, fragte ich sie und sah mich um.

»Fürs Erste sollten Papier, Feder und Tinte reichen. In den ersten Tagen wirst du viel über die Drachensprache lernen müssen. Ein Glück, dass ich euch das Schreiben beigebracht habe. Du wirst es zwar etwas schwerer haben, da du die Sprache der Drachen vollkommen neu lernen musst, aber immerhin besitzt du bereits die Feinmotorik zum Schreiben.«

»Von der Sprache der Drachen hast du mir mal etwas erzählt. Ist sie sehr schwer?«

Sie bedeutete mir, meinen Bogen vom Rücken zu nehmen, und nahm ihn an sich. Mit einem Finger zeigte sie auf die Gravur im Griff, die ich mittlerweile nur allzu gut kannte.

»Das erste Wort solltest du lesen können, es ist dein eigener Name CAROLIN«, erklärte sie mir. »Die beiden weiteren Wörter stehen für deine Beziehung zu deinem Drachen DRAMÂRIN NOV, verbundene Drachenreiterin von, und anschließend steht dort der Name deines Drachen F'INN GARTHO WEHL. Genau wie du ändert sich die Inschrift aber noch. Die Sprache wird sich anpassen, sobald du deinen wahren Namen kennst. Dann verändert sich die Inschrift ein letztes Mal. Es gibt keinen Unterschied zwischen klein- und großgeschriebenen Buchstaben. Das sollte dir das Lernen zumindest etwas erleichtern.« Sie reichte mir meinen Bogen zurück.

Da ich nun wusste, was dort im Griff eingraviert war, konnte ich mit Fug und Recht behaupten, dass es sich um meinen eigenen Bogen handelte. Und ich war gespannt, wann ich meinen wahren Namen erfahren würde.

»Was ist eigentlich in jener Nacht passiert, als ich das Bewusstsein verloren habe?«, wollte ich wissen und legte mir dabei meinen Bogen wieder auf den Rücken.

»Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich da anfangen soll«, gestand meine Mutter. »Du hast nicht nur einfach das Bewusstsein verloren. Dein Herz hatte aufgehört zu schlagen und durch deinen Drachen bist du wieder aufgewacht. Das, was Fingawe und du eingegangen seid, ist in meiner Welt ein heiliges Ritual und wird eigentlich nur bei einer speziellen Zeremonie und unter Beobachtung der höchsten Mitglieder unseres Ordens praktiziert. Ihr werdet im Unterricht viel genauer darüber reden.«

»Dann soll es erst einmal genügen«, gab ich klein bei.

Meine Mutter ordnete leeres Papier fein säuberlich übereinander zu einem Stapel und verstaute es zusammen mit einer langen, gestreiften Feder und einem Tintenfässchen in einer der Ledertaschen.

»Die hier ist für dich, ich hoffe, sie gefällt dir«, meinte sie und reichte mir nun jene gepackte Tasche.

Ich strich über das glatte Leder. Sie hatte ein großes Fach, wo das Papier untergebracht war, und ein kleineres, in dem sich die Feder und das Tintenfässchen befanden. Ich konnte mir vorstellen, dass das große Fach durchaus für ein paar Bücher Platz bot. Die Tasche hatte eine längere Lederseite, die ich komplett über die Taschenöffnungen schlagen konnte, damit nichts herausfiel. Ein langer Träger diente dazu, sie umzuhängen. Auf diese Weise hätte ich beide Hände frei.

Auf dem Überschlag hatte meine Mutter meinen Namen gestickt. Verziert wurde er mit vielen blauen Steinchen, die fein säuberlich mit einem dünnen Faden aufgefädelt und an dem Leder befestigt waren.

Dankbar umarmte ich meine Mutter. »Sie ist wunderschön! Wie hast du es geschafft, die Steinchen hier zu befestigen?«

»Das ist gar nicht so schwer, wenn man erst einmal die kleinen Löcher hinbekommen hat. Dann muss man nur noch den Faden hindurchziehen und schon kann man sie am Leder befestigen.«

Ich griff nach der Tasche. »Darf ich meinen Bogen mitnehmen?«, fragte ich und deutete auf meinen Rücken.

»Aber natürlich darfst du das. Jeder lernt, mit welcher Waffe er am besten umgehen kann. Nach der Zeremonie erhalten alle Dramâre eine für sie eigens angefertigte Waffe.«

»Ist das der Grund, warum du mir plötzlich erlaubt hast, den Bogen zu benutzen? Denkst du, dass Pfeil und Bogen meine Wahl der Waffe bleiben wird?«

»Ja, denn jetzt weiß ich, dass es die Waffe ist, die du führen sollst. Eine gute Waffe, die viel Talent und Geschick erfordert. Gebrauche sie mit Verstand, oder wie wir in der Sprache der Drachen sagen würden: Relk ru wri Strav!«

»Gibt es sonst noch etwas in der Sprache der Drachen, was ich vor unserem Ausflug lernen sollte?«

»Nein, du wirst alles zu seiner Zeit lernen, versprochen. Und wenn du doch zu viele Fragen hast, halte dich an deinen Dramâs, Drachen. Fingawe wird wissen, wie sie dir die Dinge am besten erklären kann.«

»Ich bin froh, dass immerhin eine von uns beiden die Sprache der Drachen fließend spricht. Da gestaltet sich das Kommunizieren und Lernen viel einfacher«, gab ich erleichtert zu.

»Nichtsdestotrotz wirst du um das Lernen nicht herumkommen. Aber es macht es dir leichter, das ist wohl wahr.«

»Werden die Elfen dort meine Sprache sprechen?«

»Du meinst die Gemeine Zunge? Ja, im Unterricht selbst sprecht ihr immer in dieser Sprache.«

»Ich wäre also die, die die Gemeine Zunge von Kindheit an sprechen kann, aber die Sprache der Drachen lernen muss, und sie wären diejenigen, die die Sprache der Drachen als Muttersprache sprechen und meine, also die der Menschen, lernen müssten? Das könnte äußerst interessant werden, wenn ich so darüber nachdenke. Dadurch sollte ich schnell mit der neuen Sprache zurechtkommen, wenn außer mir noch keiner meine Sprache so richtig beherrscht.«

»Ja, das macht dich zu etwas Besonderem.«

»Wo ich doch so gerne etwas Besonderes und ganz anders als alle anderen um mich herum bin«, entgegnete ich und meinte das genaue Gegenteil.

»Du wirst schneller dazugehören, als dir im Moment lieb wäre, glaub mir!«

»Dann lass uns aufbrechen. Ein wenig neugierig bin ich ja jetzt schon«, gab ich zu und lief in Richtung Höhleneingang los.

»Moment, jetzt hätte ich doch beinahe etwas vergessen!«, rief meine Mutter mir nach.

Neugierig ging ich die wenigen Schritte zu ihr zurück. Sie durchwühlte erneut die vielen Papiere, offensichtlich auf der Suche nach bestimmten Seiten.

»Ich weiß, ich hatte sie hier irgendwo hingelegt. Und damit sie nicht einzeln durcheinanderfliegen, habe ich sie extra zusammengebunden. Sie müssen hier irgendwo sein«, murmelte sie und ging sämtliche Papiere der Reihe nach durch.

Ich erkannte eine Art gebundenes Heft, welches auf dem Boden unter dem Tisch lag. Es musste wohl heruntergerutscht sein, als meine Mutter in den Papierstapeln gewühlt hatte.

»Könnten das hier die Zettel sein, die du suchst?«, fragte ich sie und hielt ihr das Heft entgegen.

Winnara blickte kurz hoch und unterbrach ihre Suche. Sofort hellten sich ihre Gesichtszüge auf und sie ließ die anderen Papiere wieder auf den Tisch fallen.

»Ja, genau! Ich habe mir die Tage die Zeit genommen, ein wenig aufzuschreiben. Ich dachte, das hier könnte dir den Einstieg in unser Leben etwas erleichtern, wenn du erst einmal weißt, wie alles seinen Anfang genommen hat«, erklärte sie mir.

Neugierig geworden, las ich die Worte auf der ersten Seite.

»Die Chroniken des Schattenlandes?«, fragte ich nach und blätterte direkt eine Seite weiter, da bis auf den Titel nichts weiter dort stand.

»Ja, genau. Die ersten Menschen nannten unser Land damals so. Der Name hält sich bis heute. Klingt irgendwie mystisch, findest du nicht? Die Drachen führen eine Art Tagebuch, weißt du? Ursprünglich ritzten sie ihre Einträge in Felswände. Später, mit den ersten Reitern, konnten ihre Schriften auf Papier festgehalten werden. Das erleichterte das Notieren um einiges. Aus diesen gesammelten Schriften habe ich die Einträge hier abgeschrieben. Der erste Eintrag datiert den Tag, an dem die ersten Menschen hier mit Schiffen gelandet sind. Das ist schon sehr viele Winter her«, erklärte meine Mutter und trat neben mich, um den ersten Eintrag mitzulesen.

»Ein neues Zeitalter hat begonnen. Ab sofort zählen wir die Winter nach der Landung der ersten Menschen (kurz: d.e.M. – die ersten Menschen)«, las ich laut vor und sah Winnara fragend an.

»Nun, alles hat einmal irgendwie angefangen«, antwortete sie und lächelte.

»Heute: 0 Winter, d.e.M. Winter ist vorbei. Morgenflug. Frische Luft. Flug an Klippen. Im Norden. (Irritation). (Verwirrung). Was? Holzbauten? Bauten im Wasser? Wer sind sie? Zweibeiner. Zweibeiner sind Tiere? Böse oder gut? Wir warten. Unser Land. Wir beschützen. Wir alle beschützen. Wir alles beschützen. (Sorgen). (Hoffnung)«, las ich weiter vor.

Meine Mutter musste lachen und erklärte: »Die ersten Einträge sind Abschriften der originalen Aufzeichnungen der Drachen. Ihre Sprache ist nicht so komplex wie unsere. Daher liest sie sich sehr komisch. Ich habe aber die angepassten Übersetzungen ebenfalls mit abgeschrieben, um dir das Lernen der Sprache der Drachen etwas zu erleichtern.«

Ich blätterte das Heft bis zur letzten Seite durch. »Die Drachen haben ja offenbar nicht viel zu sagen gehabt. Das sind sehr wenig Einträge für so einen langen Zeitraum. 5.704 Winter, d.e.M. Diese Größenordnung kann ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen«, kommentierte ich den letzten Eintrag.

»Nun, ich habe mir die Freiheit genommen, nur die wichtigsten Einträge abzuschreiben. Ich denke, meine Auswahl sollte dir einen guten Überblick über unsere Vorfahren verschaffen«, entgegnete sie. Ich klappte das Heft wieder zu und verstaute es sorgsam in meiner neuen Tasche. »Danke, das bedeutet mir sehr viel!«

»Jederzeit gerne«, antwortete meine Mutter und lächelte.

* * *

 

Ich kletterte die Leiter hinunter und ging zu Jaron. Wogarras hob interessiert seinen Kopf, als meine Mutter mir folgte.

Helena und Jaron hatten bereits den halben Hirsch gehäutet und ihn auf die andere Seite gelegt. Als sie uns näherkommen sahen, wuschen sie sich hastig die Hände im See und standen auf.

»Ihr wart aber lange dort oben«, bemerkte Jaron und deutete auf die Höhle.

»Ich muss euch etwas mitteilen«, sagte ich.

»Was denn?«, fragte Helena neugierig und rieb sich ihre Hände an den Hosenbeinen trocken.

»Carolin wird Unterricht in meiner Heimat bekommen. Sie wird vieles über diese Dinge …«, an dieser Stelle machte Mama eine ausholende Geste, die ihre Umgebung und die Drachen einschloss, »… lernen. Es wird keinen Abschied geben, ihr beide dürft also beruhigt sein. Carolin wird uns jederzeit besuchen können.«

»Das klingt ja spannend. Dürfen wir mitkommen und sehen, wo sie unterrichtet wird?«, wollte Helena wissen. Doch noch ehe sie ihre Frage zu Ende formuliert hatte, schüttelte unsere Mutter bereits den Kopf.

»Das ist leider nicht möglich. Die Elfen sehen es nicht gerne, wenn sich Menschen unter ihnen aufhalten. Da Fingawe sich an Carolin gebunden hat, ist sie eine Ausnahme. Aber Carolin ist nicht weit weg von uns. Seht ihr die Berge dort hinten?«, fragte sie und deutete nach Süden.

Wir sahen in die Richtung, in die sie zeigte, und wussten sofort, welche Berge sie meinte. Am Horizont, nur vage sichtbar, da die Luft dort hinten anscheinend von Nebelbänken durchzogen war, ragten riesige Berge gen Himmel empor. Es sah aus, als besäße die Erde eine gigantische graue Krone, so viele Zacken ragten in den Himmel. Mir fiel auf, dass sich diese Zacken in äußerst unnatürlichen, gleichmäßigen Abständen zueinander befanden.

»Wir nennen ihn den Birrug or Dramâse, was der Berg der Drachen bedeutet«, erklärte Winnara ihnen.

»Komisch, von hier sieht es so aus, als wären es mehrere Berge«, meinte Jaron und hielt sich aufgrund des hellen Tageslichtes eine Hand vor die Stirn, um seine Augen vor der Sonne zu schützen.

»Ja, das stimmt, aber tatsächlich handelt es sich um einen einzigen Berg. Er ist jedoch nicht ganz natürlichen Ursprungs, wie ihr anhand der nahezu perfekten Gleichmäßigkeit der Zacken erkennen solltet. Elfen wie Drachen haben da etwas nachgeholfen«, gab unsere Mutter zu und schmunzelte.

»Wie habt ihr das denn gemacht?«, fragte Helena aufgeregt und sah unsere Mutter flehentlich an, es ihr zu verraten.

»Ihr müsst dazu wissen, dass die Dramâre, also diejenigen unter den Elfen, die mit einem Drachen verbunden sind, eines der vier Elemente beherrschen. Die, die das Element Erde beherrschen, können das Wachstum sämtlicher naturgegebener Dinge beeinflussen. Berge in dieser Größe wachsen natürlich, wenn auch nicht so hoch wie in diesem Fall. Die Dramâre des Elementes Erde oder auch Erdensänger genannt, helfen dem Berg, höher und stärker zu wachsen, als er es auf natürlichem Weg könnte.«

»Das klingt ja unglaublich! Heißt das, dass Carolin irgendwann auch ein Element beherrschen wird, oder können das nur die Elfen?«, wollte Helena weiter wissen.

»Nun, im Moment kann sie es noch nicht. Deswegen möchte ich sie unter anderem unterrichten lassen. Bei Carolin wurde die Verbindung zu Fingawe sehr früh eingegangen, sodass sich Carolins Körper noch nicht auf den ihres Drachen einstellen konnte und damit auch nicht auf ihr vorbestimmtes Element. Normalerweise verbringen Drache und Reiter erst einige Zeit miteinander, bevor sie eine solche Verbindung eingehen.«

»Kann ich denn noch ein Erdensänger oder dergleichen werden?«, fragte ich und spürte plötzlich, wie mich eine tiefe Traurigkeit überkam, da ich befürchtete, dass es für mich bereits zu spät sein könnte.

»Das denke ich schon. Nur, weil die Verbindung zwischen Fingawe und dir schon besteht, hört dein Körper ja nicht plötzlich auf, sich zu verändern. Du wirst zwar noch ein wenig Zeit benötigen, aber irgendwann wirst auch du so weit sein. Und dann wirst du erfahren, wie dein wahrer Name lautet.«

»Deiner war doch Winn Ne-E-Ma … wie lautete er noch mal?«, fragte Jaron und versuchte verzweifelt, sich an den komplizierten Namen zu erinnern.

»Ausgesprochen wird er: Winn Ne-E-Ma Or Ha-Ra Terg. Geschrieben wird er etwas anders. Terg ist mein Familienname.«

»Und den Namen Gabriela hattest du dir gegeben, damit du unter uns Menschen nicht auffällst. Verständlich«, schlussfolgerte Jaron.

»Zum einen das und zum anderen war er mein erster Name. Ihr müsst wissen, dass die Namensgebung in meiner Heimat etwas anders abläuft als bei den Menschen. Wenn wir geboren werden, bekommen wir genau wie ihr einen Namen, den sich unsere Eltern für uns überlegt haben. Doch wenn wir zu Dramâre werden und die rituelle Zeremonie vollziehen, erfahren wir unseren wahren Namen. Dabei kann er sich, da wir Elfen viel länger leben als die Menschen, mehrmals im Laufe des Lebens ändern. Er ist nämlich abhängig von dem jeweiligen Charakter und dessen Schicksal.«

»Den Charakter und das Schicksal der Person in den Namen mit einfließen zu lassen, klingt richtig cool. Dagegen wirken unsere Namen geradezu lieblos gewählt«, meinte Helena und strich sich die Haare über die Schultern.

»Ich versichere dir, dass ich meinen Kindern keine völlig lieblos gewählten Namen gegeben habe.« Winnara nahm sie in den Arm.

»Das ist schön zu wissen!«

»Mir scheint, dass auf Carolin in nächster Zeit viel zukommen wird. Hauptsache, du vergisst nicht, uns all die spannenden Geheimnisse zu verraten, hörst du?«, neckte mich Jaron und zog mich in seine Arme.

»Ich beneide dich ja so, Carolin. Ich wäre gerne so wie du und hätte diese Abenteuer vor mir.« Helena klang ein wenig wehmütig.

»Wer weiß, vielleicht erwartet dich ja auch eines Tages so eine Zukunft. Erlamity scheint auf jeden Fall sehr großes Interesse an dir zu haben«, baute sie unsere Mutter auf und rieb zuversichtlich ihre Hand in ihren beiden Händen.

Erlamity war eher ruhig und zurückhaltend, absolut wissbegierig und stets gut gelaunt. Vom Charakter her würden meine Schwester und sie sich ganz wunderbar ergänzen.

»Meinst du wirklich?«, fragte Helena. »Aber selbst wenn. Für solch eine Verbindung reicht es nicht, sonst wären wir doch schon verbunden, genau wie Carolin und Fingawe.«

Meine Mutter lächelte nur und küsste ihre jüngste Tochter auf den Kopf. Ich hatte das Gefühl, für sie stand schon längst fest, dass es keine Frage nach dem Ob, sondern vielmehr eine Frage nach dem Wann sein würde.

Kapitel 2

 

Glücklich, einen weiteren Flug vor sich zu haben, schlug Fingawe eifrig mit ihren flammend roten Schwingen. Der Berg wurde mit jedem Flügelschlag langsam größer. Bereits vor unserem Flugantritt hatte der Birrug or Dramâse beeindruckend gewirkt, und je näher wir ihm jetzt kamen, desto höher schien er zu werden. Ich musste feststellen, dass es nicht Nebel war, der die Konturen des Berges hatte verschwimmen lassen.

Es waren Wolken!

Der Berg war so hoch, dass seine höchsten Spitzen in den immer dichter werdenden Wolken verschwanden.

»Bitte sag mir, dass wir nicht über den Berg fliegen werden«, sagte ich zu meiner Mutter.

Da ich mittlerweile sehr häufig mit Fingawe mental kommunizierte, fiel es mir immer leichter, mit anderen Drachen und sogar mit ihr auf dieser Ebene zu reden.

»Aber natürlich nicht! Dort oben hätten wir keine Luft mehr zum Atmen. Wir halten uns an den westlichen Ausläufern. Dort haben wir eine Möglichkeit, in den Berg zu gelangen«, antwortete Winnara mir.

Es dauerte nicht mehr lange und direkt vor uns ragte die steingraue Wand fast senkrecht nach oben. Sie wies weder Felsspalten, Höhlen noch Vorsprünge auf. Der Berg schien wie aus einem einzigen Stück gehauen. Nun wusste ich, warum man ihn den Birrug or Dramâse nannte. Es schien, als sei der Stein geschmolzen worden, damit sich jede noch so kleine Lücke geschlossen hatte.

»Der Berg ist beeindruckend, nicht wahr? Du wirst im Unterricht lernen, wie Elfen so etwas fertigbringen konnten. Der Bau hat fast drei Generationen gedauert«, sagte Winnara zu mir.

Wogarras schlug mehrmals kräftig mit den Flügeln, um Fingawe zu überholen, damit sie genügend Platz hatte. Die Bergwand schien zunächst unendlich weit nach Westen zu gehen, jedenfalls soweit ich das überblicken konnte. Der Flug dicht an der Bergwand entlang dauerte lange und ich wollte schon gerade nachfragen, ob unser Ziel noch weit weg wäre, als die Wand neben uns plötzlich verschwand und nach Süden hin abknickte. Wogarras und Fingawe flogen eine weite Linkskurve.

Die Bergwand wurde keineswegs niedriger. Ich entdeckte ein großes Tor in mittlerer Höhe. Ohne einen Drachen hätte man es unmöglich erreicht.

Vor dem Tor war ein Vorsprung erkennbar. Wogarras und meine Mutter hielten geradewegs darauf zu. Im ersten Moment dachte ich, dass er unmöglich groß genug für uns alle sein würde. Je näher wir dem Eingang jedoch kamen, desto größer schien das Plateau zu werden.

Wogarras landete zuerst und faltete seine Flügel sauber ineinander. Meine Mutter schwang sich aus dem Sattel und sprang auf das ausgestreckte Bein von Wogarras, um anschließend auf das Plateau aufzusetzen. Als Fingawe landete, tat ich es meiner Mutter gleich.

Ich blickte an dem Tor hoch und versuchte einzuschätzen, wie groß es wohl sein mochte, da nahm ich ein Geräusch von schabendem Metall auf Stein wahr. Es hielt nicht lange an, doch zuckte ich bei dem kreischenden Laut unwillkürlich zusammen. Mein Blick wanderte wieder nach unten auf der Suche nach dem Ursprung des Geräuschs.

Ich brauchte nicht lange zu suchen. Meine Mutter schritt bereits auf den Verursacher zu. Dieser nahm sofort eine anmutig wirkende Haltung ein, als er meine Mutter auf sich zukommen sah. Die beiden wechselten offensichtlich Worte, doch stand ich zu weit weg, um Genaueres zu verstehen.

Ich sah zu Fingawe hoch, die mir bedeutete, meiner Mutter nachzugehen. Unentschlossen zögerte ich, da ich ein wenig Panik bekam. Ich wusste nicht, was ab jetzt geschehen würde. Automatisch taten meine Beine einen Schritt nach dem anderen, bis ich schließlich bei meiner Mutter angekommen war.

»Dies ist meine Tochter und wir werden beide von L'oro in Griwase arlbannu kilwi erwartet. Wenn Ihr uns bitte die Tore öffnen könntet?«

»Selbstverständlich, Winnara. Möget Ihr weiter laufen als je zuvor, Wasserläuferin!« Mit diesen Worten verneigte er sich kurz mit einer geballten Faust über dem Herzen und vollführte anschließend eine Handbewegung, die mich an Wellen erinnerte.

»Möget Ihr höher tanzen als je zuvor, Lufttänzer!« Danach verneigte sich meine Mutter ebenso und stieß anschließend einen kurzen Pfiff aus.

Das beeindruckende Tor glitt langsam auf. Wogarras und Fingawe hatten sich inzwischen zu uns gesellt. Die Torflügel öffneten sich zum Glück nach innen, denn andernfalls hätten sie uns vermutlich allesamt über den Vorsprung geschoben.

Ich stand dicht an Fingawes rechtem Bein und sah gebannt zu, wie der Spalt zwischen den beiden Torflügeln stetig größer wurde. Es war erschreckend, wie lautlos sie sich bewegten. Das Tor in eine ungewisse Zukunft tat sich wortwörtlich vor mir auf.

Ich hatte erwartet, dass es im Inneren des Berges deutlich dunkler sein würde als dort, wo wir standen. Daher war ich umso verblüffter, als ich feststellen musste, dass dem nicht so war. Es fielen Sonnenstrahlen durch das offenstehende Tor und ich wurde geblendet. Hastig hob ich einen Arm vor die Augen. Die Strahlen erwärmten meinen Arm und sofort verflogen meine Ängste.

»Ihr könnt hierbleiben. Ich kenne mich hier sehr gut aus, vielen Dank!«, sagte meine Mutter zu der Wache, da der Elf Anstalten machte, uns zu begleiten. Entschlossen schritt sie uns voran, Wogarras dicht auf ihren Fersen.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich mich in Bewegung setzte, um meiner Mutter zu folgen. Fingawe schlenderte neben mir her und war erkennbar fasziniert von dem, was sie sah.

»Dieser Berg ist nicht nur für Elfen gebaut, sondern auch für Drachen. Sieh dir nur mal an, wie hoch die Decken sind!«, meinte Fingawe und reckte ihren Kopf nach oben. »Wenn man von einer Decke überhaupt sprechen kann, bei all diesen großen Löchern.«

Sie hatte recht. Der Berg war tatsächlich wie für Drachen gemacht. Sie konnten hier mühelos nebeneinander hergehen oder einfach die Gänge entlang fliegen, ohne befürchten zu müssen, dass es zu eng werden könnte.

Oben in der Decke waren unterschiedlich große Löcher, wo die Sonne hindurch schien. Man konnte sogar Silhouetten von Drachen am Himmel erkennen, die dann und wann über die Löcher hinwegflogen.

An den Wänden hingen zahlreiche Öllampen, die jetzt dank des vielen Tageslichtes jedoch nicht entzündet waren. Es musste wunderschön sein, bei Nacht hier entlangzugehen, wenn nur der mit Sternen übersäte Nachthimmel in den Löchern dort oben und all diese Öllampen hier unten an den Wänden für Helligkeit sorgten.

»Warum glitzern die Bergwände eigentlich so?«, fragte ich und musterte die Wände nun genauer. Mein Zeigefinger fuhr an einem silbernen Streifen entlang, der im Boden zu verschwinden schien.

»Das ist Erz, was du siehst. Der Berg ist nicht ohne Grund so hoch geworden. Diese feinen Erzadern stabilisieren ihn. Und wenn die Lampen entzündet sind, spiegelt sich das Licht des Feuers überall in ihnen wider«, erklärte mir meine Mutter und trat neben mich. »Hier ist alles ein klein wenig besonders. Und wirklich daran gewöhnen wird man sich wohl nie.«

Damit drehte sie mich in die richtige Richtung, um weitergehen zu können.

Auf dem ersten Abschnitt unseres Weges stießen wir kaum auf andere. Je weiter wir allerdings in den Berg vordrangen, desto voller wurden die Gänge. Es waren sowohl Drachen als auch Elfen zu Fuß unterwegs. Sie musterten mich neugierig, als ich an ihnen vorbeiging.

Elfen sahen den Menschen äußerst ähnlich. Wenn man jedoch genau hinsah, bemerkte man kleine, aber feine Unterschiede.

Ihre Augenfarben wirkten viel intensiver. Außerdem liefen die Ohren von manchen etwas spitzer zu. Dies war allerdings bei den wenigsten direkt zu sehen, da die meisten ihre Haare offen trugen. Ihr gesamter Körperbau war schlanker und graziler als der von Menschen und der Gang schien fließender. Es wirkte fast, als würden sie schweben statt gehen. Zudem waren sie insgesamt deutlich größer gewachsen.

Früher im Dorf am Rulkor-See waren meine Familie und ich verhältnismäßig groß und fielen dadurch selbstredend auf. Hier allerdings schienen wir nur noch durchschnittlich gewachsen zu sein.

Ich schielte zu meiner Mutter hinüber.

Warum sind mir diese Unterschiede bei ihr nur nie aufgefallen?

Vermutlich lag es daran, dass sich ihr Äußeres von dem von uns Kindern nicht so sehr unterschied. Erkennbar spitzzulaufende Ohren besaß sie nicht und ihre hellblaue Augenfarbe wirkte auf den ersten Blick zwar besonders, aber definitiv nicht außergewöhnlich. Den schwebenden Gang der Elfen hatte sie sich vermutlich schnell abgewöhnt. Nur an ihrer akkuraten Körperhaltung und dem sicheren Auftreten hätte man durchaus erahnen können, dass sich hinter ihrer Erscheinung mehr verbarg.

Hätte ich sie sofort als Elfe erkannt, wenn ich gewusst hätte, worauf ich achten musste? Ich konnte es nicht mit Sicherheit sagen.

Kurz schüttelte ich den Kopf und konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt.

Wir kamen in eine große Halle, deren Kuppel vollends den Himmel darbot. Von hier gingen sechs Gänge ab und jeder von ihnen war dicht besucht von Elfen und Drachen. An dieser Stelle flogen einige Drachen zum Himmel empor. Das Sonnenlicht durchflutete die Gänge und ließ angenehme Wärme zurück. Es schien, als stünden wir inmitten einer steinernen Sonne.

»Wir müssen uns links halten. Bleib dicht bei mir, sonst verliere ich dich womöglich noch in der Menge.« Meine Mutter streckte eine Hand nach mir aus.

Dankbar ergriff ich sie. Neben ihr hergehend, versuchte ich die neugierigen Blicke zu ignorieren, die man mir zuwarf, und senkte meinen Kopf.

Unsere Wanderung dauerte sehr lange. Nach zwei weiteren Abbiegungen konnte ich endlich wieder durchatmen, da auf diesem Gang kaum noch Elfen unterwegs waren. Schließlich blieben wir vor einem weiteren Tor stehen.

»Dieses Tor haben Drachen erschaffen«, sagte meine Mutter. »Ist es nicht wunderschön? Ich finde, es sieht aus, als lebte es, so wie sich die Sonnenstrahlen darin spiegeln und brechen, findest du nicht auch?«

Ich konnte nur nicken, denn mir fielen keine Worte ein, die das Tor hätten beschreiben können.

Zwei Wachen, die links und rechts an dem gläsernen Tor postiert waren, nickten uns zu und verharrten wieder in ihrer Bewegungslosigkeit. Ich wollte meine Mutter gerade fragen, warum wir denn nicht anklopften, als die Torflügel von selbst aufschwangen, ebenfalls wieder völlig geräuschlos.

Ein großer Saal wurde hinter den schillernden Torflügeln sichtbar. Inmitten des Raumes stand ein Thron, vor dem ein langer Tisch mit schmuckvollen Stühlen aufgestellt war. Bis auf wenige weitere Möbelstücke war der Saal vollkommen leer, was ihn umso größer wirken ließ.

Das Sonnenlicht fiel auch hier in den Berg hinein und beleuchtete den markanten Boden, in den mit allerlei Farben ein gigantisches Mosaik eingelassen war. Es handelte sich um einen Kreis, welcher wiederum einen kleineren Kreis beinhaltete. Dieser war überwiegend in Rot, Orange und Gelb gehalten. Der äußere Ring teilte sich gleichmäßig in den Farben Weiß bis Grau, Blau bis Violett und Grün über Gelb bis Braun auf. In jedem farbigen Bereich stand etwas in der Sprache der Drachen geschrieben, und ich war stolz auf mich, dass ich sie wiedererkannte. Eines Tages würde ich es sogar lesen und verstehen können.

Ich war so vertieft in dieses Mosaik, dass ich nicht bemerkte, wie sich ein stolzer Elf vom Thron erhob und um den Tisch herum auf uns zuschritt.

»W'in Neema or Hara Terg, Scora, Rue rana sa saraid! Waf in nurror Scoraos a Rue Sira Rue Kinwa?«, fragte der Elf und kam vor uns zum Stehen. Schön, Euch wiederzusehen! Ist diese junge Schönheit an Eurer Seite Eure Tochter?

Meine Mutter verbeugte sich kurz und hielt sich anschließend ihren linken Zeigefinger an die Lippen. »Ina Kinwa frono nos in Sacra or Dramâse. Meine Tochter spricht nicht die Sprache der Drachen. Daher erbitte ich, dass wir in der Gemeinen Zunge weiterreden, meine Lordschaft.«

Der Elf neigte den Kopf, als Geste des Einverständnisses. Dann richtete er seinen Blick auf mich, und seine strahlend hellblauen Augen sahen mich nicht nur einfach an, es schien, als blicke er geradewegs in meine Seele. »Wie heißt du, mein Kind?«

Seine Stimme klang sehr melodisch und offenbar sprach er nicht selten in dieser Sprache. Ich löste den Blick von ihm und sah meine Mutter fragend an. Diese nickte vertrauensvoll und lächelte mir ermutigend zu.

»Ich bin Carolin, Lo-Ro In …«, antwortete ich und versuchte mich verzweifelt an seinen Namen zu erinnern.

Der Prinz ließ ein Lächeln erkennen und hob beschwichtigend die Hand. »Dass du meinen Namen nicht aussprechen kannst, ist verständlich. Nenn mich meine Lordschaft, so wie alle anderen dies normalerweise in der Sprache der Drachen vermögen.«

»Ja, meine Lordschaft!«

»Eure Tochter lernt schnell, W'in Neema or Hara. Ich bin mir sicher, dass sie die Sitten und Regeln unseres Volkes schnell verinnerlichen wird. Bei solch einer Mutter war jedoch nichts anderes zu erwarten«, fügte er noch hinzu und nickte meiner Mutter anerkennend zu.

Diese neigte respektvoll den Kopf und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken.

»Dieser Ort muss dir äußerst fremd erscheinen, nicht wahr, Carolin?«

»Das ist wahr, meine Lordschaft.«

»Du wirst ihn schätzen lernen, wenn du erst einmal verstehst, wie unsere Welt funktioniert. Sie unterscheidet sich in den grundlegendsten Tätigkeiten von den der Menschen. Am Anfang wird es schwierig für dich werden, doch solltest du nicht verzweifeln.«

Ich wusste, was der Prinz mir damit sagen wollte. Er ermahnte mich, dass ich mich in dieser Welt schnell zurechtfinden sollte, damit ich kein großes Problem darstellte.

»Verurteile ihn nicht nach den Maßstäben der Menschen, Carolin. Sei offen, eine neue Welt zu erkunden, und lasse die alten Gewohnheiten hinter dir«, bat Wogarras mich.

Wogarras’ Stimme in meinem Kopf zu vernehmen, schien stets so vertraut wie fremd. Enttäuscht von mir selbst musste ich dank seiner kleinen Maßregelung feststellen, dass ich den Prinzen offenbar nach nur wenigen Worten, die ich mit ihm gewechselt hatte, direkt falsch eingeschätzt hatte, ebenso wie die Welt, in der er lebte. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, unvoreingenommen zu sein. Also gab ich mir einen Ruck und ermahnte mich, objektiv zu bleiben.

Der Prinz war vollkommen in Weiß gekleidet. Bei seiner Kleidung musste es sich um Leder handeln, denn ich kannte keinen vergleichbaren Stoff, der so aussah. Die Nähte der Kleidung waren geschmückt mit einem hellblauen Garn, welches seine ungewöhnliche Augenfarbe betonte. Er trug einen dunkelblauen Gürtel, an dessen linker Seite ein langes, schmales Schwert hing. Auf der rechten Seite befand sich ein kleiner Dolch. Beide Waffen steckten in silbernen Scheiden. Die langen, weißen Haare des Elfen waren zu einem akkuraten Zopf geflochten, der über seiner rechten Schulter hing. Seine Hautfarbe wirkte in dem ganzen Weiß äußerst braun, verglichen mit meiner war sie es allerdings keineswegs.

Er hatte, wie meine Mutter, seine Arme hinter dem Rücken verschränkt und stand uns etwas breitbeinig gegenüber. Er lächelte kaum merklich und wirkte dadurch sofort sehr viel freundlicher und nicht so ernst wie zu Anfang.

Der Prinz deutete auf Fingawe. »Ist dies dein Drache, mein Kind?«

Er trat einen Schritt auf sie zu. Fingawe, die bislang bewegungslos neben Wogarras etwas abseits von uns stehen geblieben war, richtete sich auf. Sie beobachtete seine Bewegungen ganz genau und an ihren geblähten Nüstern sowie dem kurzen Hervorschnellen ihrer Zunge konnte ich ganz genau erkennen, dass sie den Geruch des Prinzen aufzuschnappen versuchte.

Neugierig neigte sie den Kopf ein wenig nach rechts und musterte den Prinzen vor sich. Ihre klugen, großen Augen schienen jedes kleinste Detail erblicken zu wollen. Unruhig schabte sie mit einem vorderen Fuß über den Boden und ihr Schwanz schlängelte sich von einer Seite zur anderen. Ich las an dieser Bewegung ab, dass sie mindestens genauso aufgeregt war wie ich. Dazu musste ich nicht einmal ihre Gefühle spüren können.

»Ja, so ist es. Aber erst seit wenigen Mondphasen, meine Lordschaft«, antwortete Fingawe dem Prinzen.

»Ein äußerst beeindruckendes Exemplar. Ihr scheint nicht das Geringste zu entgehen. Und ich erkenne einen intelligenten Drachen, wenn er vor mir steht. Für einen Drachen scheint sie mir aufgrund ihrer Größe noch äußerst jung zu sein, doch ihre Augen sprechen eine ganz andere Sprache. Wie heißt du, meine Teure?«, wandte er sich direkt an Fingawe.

»F'inn Gartho wehl, meine Lordschaft«, antwortete ihm Fingawe voller Inbrunst und reckte nun stolz die Brust. Ihre Nervosität schien sofort ein wenig verflogen zu sein, jetzt, da sie etwas von der Anspannung in Worte fassen konnte.