Dream Maker - Paris - Audrey Carlan - E-Book

Dream Maker - Paris E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Nach Calendar Girl und Trinity: Die neue Erfolgsserie der Mega-Bestsellerautorin Audrey Carlan Paris: Die Stadt der Liebe – und die erste Station für den Dream Maker Parker Ellis. Er führt die legendäre Agentur 'International Guy'. Was er anbietet: alles, was sexy, tough und unwiderstehlich macht. Wer seine Kundinnen sind: Frauen aus der ganzen Welt, die Coaching in Sachen Liebe, Leben und Karriere suchen. Was ihn auszeichnet: Sein unglaublicher Sex-Appeal und seine beiden Partner Bogart 'Bo' Montgomery, der Love Maker, und Royce Sterling, der Money Maker. Parkers Aufträge führen ihn um den gesamten Globus. Und manchmal fällt es schwer, nicht schwach zu werden. Den Auftakt macht eine junge Pariser Businesslady, der Parker mehr Selbstvertrauen lehrt ...     

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Das Buch

Paris: Die Stadt der Liebe – und die erste Station für den Dream Maker Parker Ellis. Er führt die legendäre Agentur »International Guy«. Was er anbietet: alles, was sexy, tough und unwiderstehlich macht. Wer seine Kundinnen sind: Frauen aus der ganzen Welt, die Coaching in Sachen Liebe, Leben und Karriere suchen. Was ihn auszeichnet: Sein unglaublicher Sex-Appeal und seine beiden Partner Bogart »Bo« Montgomery, der Love Maker, und Royce Sterling, der Money Maker. Parkers Aufträge führen ihn um den gesamten Globus. Und manchmal fällt es schwer, nicht schwach zu werden. Den Auftakt macht eine junge Pariser Businesslady, der Parker mehr Selbstvertrauen lehrt ...

Sie ist im Begriff, sein Herz zu erobern ...

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »CALENDAR GIRL« und »TRINITY« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

AUDREY CARLAN

PARIS

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer

Ullstein

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ISBN: 978-3-8437-1689-5

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juli 2018

Copyright © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018

Copyright © 2018 by Audrey Carlan

Published by Arrangement with Audrey Carlan

Titel der amerikanischen Originalausgabe: International Guy – Paris, erschienen bei Montlake Romance, Seattle

Übersetzung: Christiane Sipeer

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Für das Team bei Hugo & Cie, ganz besonders für Hugues de SaintVincent, den stolzen New-Romance-Leiter, und meine wunderschöne und elegante Lektorin Benita Rolland.

Ich werde euch nie angemessen dafür danken können, dass ihr mir die Schönheit von Paris geschenkt habt.Die Stadt ist mir mit Abstand die liebste auf der Welt.Das hier ist für euch.

Je vous adore tous les deux.Avec tout mon amour.

KAPITEL 1

Ich liebe Frauen. Junge. Alte. Große und kleine. Ob nerdiger Bücherwurm oder Sexbombe – ich bin da nicht wählerisch. Schlank und zierlich oder mit Kurven zum Anpacken … egal, was, ich habe sie alle berührt, mit ihnen geredet, sie geküsst und ge­vögelt. Philosophen sagen ja, dass jeder Mensch eine Gabe hat, etwas, was ihn einzigartig macht. Meine Gabe besteht darin, dass ich Frauen verstehe. Parker Ellis ist mein Name, und ich bin ein verdammter Glückspilz.

Wenn man seine Gabe dann auch noch in klingende Münze verwandeln kann, hat man echt den Jackpot. Jeden Tag einer Arbeit nachzugehen, die man ehrlich liebt, ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Ich habe es mir zu meinem persönlichen Lebensziel gemacht, mich an jedem einzelnen Arbeitstag mit etwas zu beschäftigen, was ich liebe. Und ich liebe Frauen. Alle Frauen.

Meiner Erfahrung nach sind Frauen komplizierte Wesen. Man durchschaut sie nicht so einfach, und sie unterscheiden sich sehr voneinander. Deshalb habe ich International Guy Inc. gegründet. Es gibt unendlich viele Frauen auf der Welt, die etwas Hilfe von einem selbstbewussten, starken Mann mit Blick fürs Detail brauchen können. Einem Mann wie mir.

Ich nenne mich den Dream Maker.

Eine Lady will etwas aus ihrem Leben machen und hat das nötige Kleingeld, um den Traum zu verwirklichen? Dann rede ich mit ihr. Zum richtigen Preis ist alles möglich, und ich bin der Typ, der ihr dabei hilft, es zu bekommen.

Wir bei International Guy richten uns nach den Bedürfnissen der Kundin. Kein Wunsch ist zu anspruchsvoll oder zu merkwürdig. Solange es legal ist, sind wir dabei.

Fangen wir bei meinem Team an. Es heißt ja immer, es bräuchte ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Nun, bei International Guy reichen ich und noch zwei andere Gentlemen. Bogart »Bo« Montgomery und Royce Sterling. Ich kenne die beiden schon seit unserem ersten Jahr in Harvard, und seitdem sind wir das Trio, das nichts anbrennen lässt.

Schon in meiner Jugend war mir klar, dass ich etwas aus mir machen wollte. Mein Vater hat mir beigebracht, dass ich mich in der Schule anstrengen muss, wenn ich es beruflich zu etwas bringen und mehr erreichen will als meine Familie. Mein Vater war Barkeeper und meine Mutter Bibliothekarin – auf jeden Fall wollte ich mehr erreichen. Es ist nicht so, als hätte es mir bei meinen Eltern in Sachen Liebe und Unterstützung an etwas ­gefehlt. Ich hatte eine schöne Kindheit, immer genug zu essen und Kleidung zum Anziehen, aber wir schwammen nicht gerade im Geld. Extrawünsche waren einfach nicht drin.

Ich wuchs am Stadtrand von Boston auf, wo die Red Sox unangefochtene Nummer eins und die Patriots über jeden ­Zweifel erhaben waren. Unser Haus bestand aus Backsteinen und war warm und klein. Winzig. Zwei Schlafzimmer. Mein ­Bruder und ich mussten uns all die Jahre ein Zimmer teilen. Ma meint, wir stünden uns deshalb auch so nahe. Keine Ahnung, ob das stimmt, denn sobald mein großer Bruder seinen Highschool-Abschluss in der Tasche hatte, ist er zur Armee gegangen. Seitdem ist er Berufssoldat. Wir stehen uns so nahe, wie das bei zwei Brüdern möglich ist, die auf verschiedenen Kontinenten leben.

Ganz anders ist meine Beziehung zu Bo und Royce. Für die beiden Jungs würde ich mein Leben geben, und umgekehrt. Unsere Verbindung ist aus harter Arbeit, aus Solidarität und echter Freundschaft geboren. Der Trick, wie wir Freunde fürs Leben wurden? Wir wollten dieselben Dinge zur selben Zeit.

Frauen.

Geld.

Macht.

Für unsere Freundschaft wie fürs Geschäft haben wir drei ein paar Regeln aufgestellt: Wir haben uns immer im Auge, überlegen, was das Beste für die jeweils anderen ist, sind immer ehrlich und treiben es niemals mit derselben Frau. Niemals.

Wir sind jetzt knapp fünf Jahre im Geschäft und ziehen jeden Tag namhaftere Kundschaft an Land. Unser Geschäftsmodell ist ganz einfach. Teile und herrsche. Wenn nötig, arbeiten wir zusammen. Sollte eine Kundin einen speziellen Wunsch haben, der meine Fachkenntnisse oder die meiner Partner erfordert, schicken wir den richtigen Mann für den Auftrag.

Bo zum Beispiel ist unser Love Maker. Nicht nur, dass sich die meisten Kundinnen Hals über Kopf in ihn verlieben, er hilft ihnen auch dabei, die Liebe zu finden. Keiner hat es so drauf wie er, das andere Geschlecht zu umwerben. Royce und ich können in dieser Hinsicht durchaus mithalten, aber an Bogart reicht keiner heran. Er ist der unschlagbare Experte. Wenn eine Kundin an ihrem Sex-Appeal arbeiten will, schicken wir Bo. Wenn sie einen Begleiter braucht, um jemanden zu beeindrucken oder ein Geschäft abzuschließen, ebenfalls. Bo ist ein Chamäleon; er kann alles sein, was eine Frau braucht.

Dann ist da Royce, der Money Maker. Der Mann hat einfach ein goldenes Händchen. Er kann Zahlen, Schwankungen im Finanzklima, die Börse, globale Unternehmen und so weiter lesen wie das ABC. Dank Roy sind wir alle schon sehr jung sehr reich geworden. Vor allem seinetwegen konnten wir unser Geschäft so schnell aufbauen, obwohl wir noch keine zehn Jahre aus dem College heraus sind. Wenn eine Kundin finanzielle Probleme hat oder sich Sorgen wegen Veränderungen in ihrem Geschäfts­modell macht, schicken wir Roy.

Und ich? Ich bin eine Mischung aus allem. Abgesehen davon, dass ich der Einzige bin, der Frauen wirklich versteht. Ich erkenne, wie sie ticken und was sie wirklich brauchen, wenn sie unsere Dienste in Anspruch nehmen. Die Frau, die uns anruft und uns als Liebes-Coaches bucht, hat in Wirklichkeit vielleicht schon längst ein Auge auf jemanden geworfen und will nur, dass etwas passiert. Wir könnten dann beispielsweise dafür sorgen, dass sie ihrem Angebeteten endlich auffällt. Seine Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht hat sie auch Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein. Oder sie braucht einfach Hilfe dabei, einen Mann zu finden. Mein Job besteht darin herauszukriegen, was diese Frau wirklich will.

Als Bo, Royce und ich nach unserem Harvard-Abschluss eine Firma gründen wollten, haben wir alle etwas dazu beigetragen. Von mir stammte damals der Geschäftsplan, das Konzept und die Grundidee. Wir waren uns alle einig, dass mir deshalb ein Prozent mehr zusteht als meinen Kumpels. Das bedeutet, mir gehören vierunddreißig Prozent und Bo und Royce jeweils dreiunddreißig. Also bin ich der Boss. Ich führe das Tagesgeschäft und bin fast so viel unterwegs wie die anderen; über mich läuft der erste Kundenkontakt. In den letzten fünf Jahren sind wir ein perfekt eingespieltes Team geworden. Es gibt einfach nichts Schöneres, als sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und genau das tun wir drei bei International Guy.

***

Die neongrüne Beleuchtung der Markisen rund um die Bar meines Pops taucht den Bürgersteig in ein gespenstisch glühendes, plasmaartiges Licht, als ich um das Gebäude herum zur Vorderseite gehe. Ich habe ihn schon so oft gebeten, neue Lampen anzubringen, aber er hält stur an den Dingern fest. Er meint, durch die Lichter hätte die Bar etwas Geheimnisvolles. Aber das Lucky’s braucht nichts Geheimnisvolles. Es besteht seit fünfzig Jahren und hat in der Gegend treue Stammgäste. Darunter Typen in Anzug und Krawatte, ganz offensichtlich Geschäftsleute, und Arbeiter mit Red-Sox-Mützen. Die Bar ist mein zweites Zuhause, seitdem ich laufen kann. Als ich klein war, hat Pops mich jeden Tag nach der Schule mit hierhergenommen. Dann musste ich mich auf einen der Hocker setzen und mir den ganzen Nachmittag von ihm das Leben erklären lassen, bis Mom von der Arbeit kam.

Als ich alt genug war, um zu helfen, ließ er mich Gläser spülen, Tische abwischen, den Gehweg kehren und den Müll hinausbringen, um meinen Teil beizutragen. Das machte mir nichts aus, vor allem, weil er mir jedes Mal ein kleines Taschengeld zusteckte, das ich dann für irgendein Mädchen ausgab.

Abgesehen von seiner Familie bedeutet diese Bar meinem Vater alles. Deshalb war sie auch das Erste, was ich gekauft habe, als International Guy anfing, Gewinn abzuwerfen. Der Tag, als ich endlich genug Geld beisammenhatte, um das Lucky’s seinem ursprünglichen Besitzer abzukaufen und es meinem Vater zu überschreiben, wird für immer einer der glücklichsten Momente meines Lebens sein. Diesen Tag werde ich niemals vergessen. Mein Pops war schon immer ein stolzer Mann, aber er schien nie stolzer auf mich zu sein als in jenem Augenblick, als ich ihm die Urkunde überreichte, die ihn zum uneingeschränkten Eigen­tümer seines Traums machte.

Dabei hatte sein Stolz nichts mit meinem Geschenk zu tun. Er war stolz, weil ich mein Ziel erreicht hatte. Ich hatte die Highschool als Jahrgangsbester und Baseball-Star abgeschlossen, dann gleich ein Vollstipendium für Harvard erhalten, den Bachelor mit Auszeichnung bestanden und mein Geschäft aufgebaut. Nun wollte ich endlich von alldem etwas zurückgeben. Meinem Pops. Dem Mann, zu dem ich aufschaue und immer aufschauen werde, bis einer von uns beiden seinen letzten Atemzug tut. Er hätte Nein sagen und ablehnen können, aber er hat mein Geschenk voller Ehre und Liebe angenommen. Genau so hat er mich auch erzogen.

Inzwischen feiern die Jungs und ich den Abschluss eines Auftrags bei einem kalten Bier und Erdnüssen im Lucky’s. An besonders guten Tagen können es auch mal eine Menge Wodka und Fish and Chips sein. Hängt vom Tag ab und vom Auftrag. Heute zum Beispiel habe ich einen dicken Fisch an Land ge­zogen, deshalb habe ich die Jungs auch hierher gebeten. Die lukrativste Kundin, die wir je hatten. Mit diesem einen Auftrag nehmen wir so viel ein wie sonst nach mindestens einem ganzen Monat Arbeit. Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Volle Verfügbarkeit. Das bieten wir normalerweise nicht an.

Mich schaudert es leicht, als ich die Hand nach dem dicken, spindelförmigen Eisengriff ausstrecke und die schwere Holztür zum Lucky’s aufziehe. Schon jetzt ist in der Bar die Hölle los, dabei ist es Dienstagabend und gerade mal sieben Uhr. Ich sehe mich im Raum um und betrachte die dunklen, mahagonifar­benen Balken, die Sitznischen mit den hohen Rückenlehnen an der Wand, die durch Buntglasscheiben abgetrennt sind, und die verschiedenen runden Tische in der Mitte. Abends gibt es im Lucky’s eine kleine Auswahl an Imbissen, die gut zu ein paar Bier oder einem Spiel der Red Sox oder der Pats passen.

Pops steht an der Bar und trägt wie immer sein unvermeidliches Holzfällerhemd, diesmal ein blaues mit einem weißen Langarmshirt darunter. Über seiner Schulter hängt ein Handtuch. Als ich hereinkomme, hebt er grinsend den Kopf. Für seine fünfundfünfzig Jahre sieht er verdammt gut aus. Sein Haaransatz ist leicht grau meliert, und als er mich anstrahlt, blitzen seine weißen Zähne auf; genau dieses Lächeln lockt auch seine Gäste immer wieder her, damit sie seine klugen Ratschläge ­hören. Barkeeper werden oft als Psychologen missbraucht. Dad macht ständig Witze darüber, dass er sich den falschen Beruf ausgesucht hat.

Ich winke ihm zu und begebe mich zu dem Tisch in der Ecke, an dem meine Jungs hocken. Seit Pops die Bar gehört, hält er immer einen Tisch für die Familie frei. Dort kann er sich mal kurz ausruhen, oder Mom sitzt da und liest, wenn sie in seiner Nähe sein will, ohne im Weg zu stehen. Und eben auch meine Brüder im Geiste und ich. Wir sitzen hier, wenn wir uns nach einer langen Woche oder einem schwierigen Fall entspannen wollen.

»Jo, Park, alles fit im Schritt, Bruder?«, ruft Bo, als ich an den Tisch trete. Er trägt seine schwarze Lieblingslederjacke, ein enges T-Shirt, dunkle Jeans und Bikerstiefel.

»Fitter geht’s nicht, weißt du doch«, kontere ich.

Royce erhebt sich, und seine schokoladenbraune Haut schimmert unter der Deckenbeleuchtung. Er streckt die Hand aus, und ein Manschettenknopf aus schwarzem Onyx blitzt unter dem Ärmel seines Maßanzugs hervor. »Bruder.« Sein Lächeln ist breit und strahlend weiß.

Ich reiche ihm die Hand und klopfe ihm zur Begrüßung auf den Rücken.

Als ich mich gerade hingesetzt habe, kommt Pops und stellt mir ein Glas Bier hin. »Ein Sculpin IPA von Ballast Point aus San Diego. Damit die Jungs mal was Neues probieren können. Ist zwar nicht von hier aus der Gegend, aber echt gut, wenn du mich fragst. Sag Bescheid, wie es dir schmeckt.«

»Mach ich. Danke, Pops.«

»Alles klar. Jungs? Noch ’ne Runde?« Mein Vater deutet auf ihre Drinks.

»Ich hab noch, Pops.« Bo nippt an seinem halb vollen Bier.

»Ja, bitte. Ich nehme noch einen Whiskey pur, Sir«, antwortet Royce.

Pops nickt kurz, dann wendet er sich seinen anderen ­Tischen zu.

»Also, wer ist jetzt diese streng geheime Großkundin, wegen der du dich mit uns treffen wolltest?«, fragt Bo ohne Umschweife.

Ich nehme einen Schluck von dem kühlen Bier und lasse mir die Zitrusnote auf der Zunge zergehen. Ich lecke mir über die Lippen, lasse den anstrengenden Tag von mir abfallen und spüre, wie sich das wohlige Gefühl, zu Hause zu sein, in mir ausbreitet. »Heute hat eine Erbin bei uns angerufen.«

Bo lässt seine Flasche kreisen. »Wie bitte?«

»Vorhin habe ich einen Anruf von Sophie Rolland bekommen.«

Royce stößt einen schrillen Pfiff aus. »Krass. Die Sophie ­Rolland?«

Ich nicke und trinke noch einen Schluck von dem frischen IPA.

»Wer zum Teufel ist Sophie Rolland?« Bo runzelt die Stirn. Der Typ hat etwas Unverfrorenes an sich, was die Frauen verrückt macht, für den Rest von uns aber ziemlich anstrengend werden kann, wenn er nicht auf dem Laufenden gehalten wird.

Royce zieht eine spitze schwarze Augenbraue hoch und mustert unseren Partner. »Sophie Rolland ist die Erbin des Rolland-Group-Imperiums. Denen gehört der größte Parfüm-Konzern von ganz Frankreich. Milliardenschwer, soweit ich weiß. Da müsste ich ein bisschen recherchieren, um genaue Zahlen zu bekommen.«

»Und was hat das mit uns zu tun?«, fragt Bo dazwischen.

»Rolland senior ist plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben«, bemerke ich trocken. Ich kannte den Mann nicht, also kann ich nicht behaupten, dass mir die Neuigkeit groß was ausmacht.

»Ach, wirklich?« Royce reißt die Augen auf und hebt sein Whiskeyglas in Richtung Decke. »Salud«, murmelt er und leert den Drink in einem Schluck. Dabei hüpft sein Adamsapfel. »Krasse Scheiße.«

Er hat’s erfasst. Ich schüttele grinsend den Kopf. »Jep.«

»Steh ich irgendwie auf dem Schlauch? Kann mir mal jemand auf die Sprünge helfen?«, grummelt Bo, der inzwischen sichtlich genervt ist.

»Sophie Rolland ist jetzt die neue Chefin.« Ich trinke einen Schluck Bier und warte darauf, dass er die Information verar­beitet.

»Und sie kann ein Parfüm nicht von ihrem eigenen Furz unterscheiden?«, rät Bo.

Roy und ich prusten los.

»Das nicht gerade. Düfte sind anscheinend ihr Ding«, erwidere ich. »Das liegt wohl in der Familie. Aber Geschäftsführerin sein, einen Konzern leiten und auch noch entsprechend aussehen … das hat sie allerdings nicht so gut drauf.« Ich proste Roy zu, und er lächelt.

»Verstehe. Und wer könnte sie wohl am besten darauf vorbereiten, nach dem Tod ihres Vaters das Ruder in die Hand zu nehmen?«, bemerkt Royce scharfsinnig.

»Ach so, jetzt ist der Groschen gefallen«, grinst Bo.

Pops stellt Royce einen neuen Drink und Bo vorausschauend die nächste Flasche hin. »Wie ist das IPA?«

»Sehr gut. Schmeckt frisch und spritzig. Ich mag es. Wird hier bestimmt gut ankommen«, erkläre ich.

Pops haut auf den Tisch. »Sag ich doch! Danke, mein Junge.« Er eilt davon, um sich um seine anderen Gäste zu kümmern.

»Wie hoch ist das Angebot?«, will Bo wissen.

Angebot nennen wir den Preis, den eine Kundin für unsere Dienste bezahlen will. Sie nennt eine erste Zahl, die wir normalerweise berücksichtigen und, wenn nötig, erhöhen. In diesem Fall war das Angebot allerdings von Anfang an hoch.

»Eine viertel bis halbe Mille, je nachdem, wie lange sie uns braucht«, verkünde ich ganz beiläufig, obwohl mein Magen vor nervöser Anspannung zu flattern beginnt. »Außerdem zahlt sie alles: Flüge, Verpflegung, externe Berater, Styling und so weiter.«

Die beiden Männer verstummen. In der kleinen Sitznische können wir einander atmen hören, so still ist es.

Wie immer fängt Royce sich als Erster. »Wen willst du hinschicken? Was braucht sie?«

»Bei so einem Sümmchen stehen wir alle auf der Matte. Du kümmerst dich mit ihr um die Finanzen und die Firmengeheimnisse, wenn es so weit ist. Bo hilft ihrer Garderobe und ihrem Sex-Appeal auf die Sprünge. Und ich bin für ihr Selbstvertrauen und ihren Geschäftssinn zuständig.«

Bo zupft an den kurzen braunen Härchen seiner Kinn- und Oberlippenbart-Kombi. Sein Haar ist momentan an den Seiten kurz und oben länger geschnitten. Bei mir hingegen hängen die sandbraunen Haare in langen, losen Strähnen herunter, die ich mit etwas Gel nach hinten kämme. Frauen machen mir immer Komplimente wegen meiner Haare, und mir gefällt es, wie sie sich in ihnen festkrallen und daran ziehen, wenn ich sie lecke.

Ich trinke mein Bier und warte auf Bos Urteil. Mein Partner zückt sein Handy und tippt etwas ein. Dann kneift er die Augen zusammen und wischt über das Display. »Ja, hübsches Mädel, aber unscheinbar. Auf den meisten Bildern ist sie noch jung, ein Teenie. Hier steht, sie ist erst vierundzwanzig, kommt gerade frisch von der Uni.«

»Ja, außerdem trauert sie gerade nicht nur um den einzigen Elternteil, den sie jemals hatte, sondern muss auch noch die Firmenübernahme stemmen.« Ich schaue ihm über die Schulter und betrachte das Foto unserer Kundin. Sie ist groß, schlank und lehnt sich bei einer Pressekonferenz eng an ihren Vater. Sie trägt ein schlichtes schwarzes Kleid, kein Make-up, und ihr glattes Haar ist in der Mitte gescheitelt und hängt ihr links und rechts schlaff ins Gesicht. In der grauen Maus versteckt sich eine umwerfende Schönheit, da bin ich mir sicher. Und so wie Bo den Kopf schief legt und sie wie eines seiner Fotomodelle mustert, ist er ganz meiner Meinung. Zusammen werden wir es schon aus ihr herauskitzeln.

»Sie könnte doch einfach den Finanzchef übernehmen lassen.« Royce tippt mit dem Zeigefinger auf den Rand seines Glases.

»Ja, aber bei dem Gespräch mit ihr hatte ich den Eindruck, dass sie schon immer vorhatte, eines Tages das Familienunternehmen zu führen, und dass sie der Welt jetzt mehr denn je zeigen will, wer sie ist. Sie stellt die perfekte Kundin dar: hat massenhaft Geld, ist, versteckt unter diesem schäbigen Fummel, eine echte Schönheit und besitzt ein extrem erfolgreiches Geschäft. Wir müssen ihr nur helfen, ihre Ziele zu erreichen.«

Ich lege meine Faust in die Tischmitte. »Was sagt ihr? Ab nach Paris, oder was?«

»Ach, da geht es hin?«, fragt Royce.

»Genau«, grinse ich.

Bo hebt die Faust und berührt meine Hand. »Für so viel Schotter machen wir alles«, lacht er.

»Warum nicht? Ich will mir schon länger ein Porsche Cabrio kaufen. Diese Kundin bringt mich meinem silbernen Baby einen großen Schritt näher.« Royce küsst seine Faust.

Ich verdrehe die Augen, und Bo stöhnt. »Du und deine Karren, Mann. Faust hoch, wenn du dabei bist.«

Royce hebt die Hand, und wir stoßen alle drei die Fäuste aneinander.

»Auf Paris«, sage ich.

»Auf Paris«, echoen die anderen.

***

Paris im Frühling ist wundervoll. Das ist nicht nur ein Spruch. Es ist wirklich so. Kirschbäume blühen, auf der Seine gondeln Boote herum, und alle Frauen tragen Röcke und Kleider. Das gefällt mir am besten. Gott, wie ich nackte Beine liebe. So weit das Auge reicht, seidige Haut in allen nur denkbaren Varianten, die darauf wartet, geküsst und gestreichelt zu werden.

»Der Eiffelturm, Mann. Krass! Genau da drüben!« Bo zeigt aus dem Fenster der Firmenlimo, die uns vom Hotel abgeholt hat.

Sophie Rolland hat sich in Sachen Annehmlichkeiten nicht lumpen lassen. Ihre Firma hat uns in einem Fünfsternehotel untergebracht, wo jeder von uns eine apartmentartige Suite bewohnt, mit einem Kühlschrank voller Essen und komplett ausgestatteter Küche für unseren langen Aufenthalt. Bei einem solchen Service wird es schwer sein, Bo hier wieder wegzubekommen. Wir sind alle geborene Junggesellen, aber Bo ist eine Klasse für sich. Ich für meinen Teil kehre gerne wieder nach Hause zurück, verbringe Zeit in meiner eigenen Wohnung, hänge mit meinem Pops rum und schaue mir mit anderen Geschäftspartnern ein Baseballspiel an. Bo wäre völlig zufrieden damit, um die Welt zu reisen, ohne ein festes Zuhause zu haben. Er hat eine Wohnung im selben Apartmentgebäude wie ich, aber er ist kaum dort.

»Er ist viel kleiner, als ich dachte.« Royce starrt aus dem anderen Fenster.

Ich werfe einen Blick durch die verdunkelte Scheibe im mittleren Bereich der Limo. »Also, ich finde ihn schon groß. Sieht robust aus. Massiv. Genau so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Die Franzosen haben das mit den kunstvollen Bauwerken echt drauf. Sieht man ja an unserer Freiheitsstatue und der Christusstatue in Brasilien.«

Bo runzelt die Stirn. »Den Jesus in Rio haben die auch gebaut?«

»Allerdings. Das hab ich in meinem Kurs über Internationale Kommunikation gelernt. Moment mal … du warst doch auch in dem Kurs, Alter.«

Bo grinst frech. »Könnte sein, dass ich mich in dem Kurs eher auf Melissa Thompson konzentriert habe und darauf, sie rumzukriegen, als auf irgendwelche Einzelheiten moderner Statuen.«

Royce schlägt sich die Hand vor den Mund und lacht leise.

»Nur schade, dass das komplette Zeitverschwendung war. Ich habe keine zwei Wochen gebraucht, um Melissa flachzulegen. Einer meiner Top-Five-Dauerbrenner im ganzen zweiten Jahr«, werfe ich ein.

Bo dreht ruckartig den Kopf zu mir. »Mist! Deshalb hat sie mich nie rangelassen? Die Frau war die Einzige, die mir je einen Korb gegeben hat. Das hat meinem Selbstbewusstsein einen ziemlichen Dämpfer verpasst.« Er zieht einen Schmollmund, und mir wird klar, warum die Ladys sich für ihn so ins Zeug legen. Selbst ich fühle mich gerade genötigt, ihn zum Lachen zu bringen. Bo fährt fort: »Vielen Dank auch. Hättest ruhig mal erwähnen können, dass du es mit ihr treibst.«

Ich schüttele den Kopf. »Dazu war es viel zu lustig mit anzusehen, wie du sie das ganze Semester erfolglos zu verführen versucht hast. Versteh es als Lektion in Bescheidenheit, Bruder.«

Bo gibt ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung zwischen Stöhnen und Schnauben klingt. »Bescheidenheit. Pah.«

Plötzlich hält der Wagen vor einem großen Gebäude an. Wir steigen aus und werden von einer dünnen Frau mit braunem Bob und ehrlichem Lächeln begrüßt.

»Mr Ellis?«, fragt sie uns alle drei.

Ich hebe die Hand und gehe auf sie zu. »Bonjour.«

Ihre blassen Wangen erröten leicht, als sie sich vorbeugt und links und rechts neben meinem Gesicht ein Küsschen andeutet. »Ich bin Stephanie Moennard, Ms Rollands Assistentin. Ich werde während Ihres Aufenthalts dafür sorgen, dass keine Ihrer Wünsche offenbleiben.«

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