Dream Maker - Sehnsucht - Audrey Carlan - E-Book

Dream Maker - Sehnsucht E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Nach Calendar Girl und Trinity: Die neue Erfolgsserie der Mega-Bestsellerautorin Audrey Carlan Parker Ellis, auch Dream Maker genannt, führt die legendäre Agentur 'International Guy'. Was er anbietet: alles, was sexy, tough und unwiderstehlich macht. Wer seine Kundinnen sind: Frauen aus der ganzen Welt, die Coaching in Sachen Liebe, Leben und Karriere suchen. Was ihn auszeichnet: Sein unglaublicher Sex-Appeal und seine beiden Partner Bogart 'Bo' Montgomery, der Love Maker, und Royce Sterling, der Money Maker. Seine Aufträge führen den Dream Maker von Paris über New York bis nach Kopenhagen. Die Devise lautet höchste Professionalität, doch schon die zweite Kundin in New York City lässt Parker schwächeln. Die junge Schauspielerin Skyler ist im Begriff, sein Herz zu erobern ...

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Das Buch

Parker Ellis, auch Dream Maker genannt, führt die Agentur »International Guy«. Was er anbietet: alles, was sexy und unwiderstehlich macht. Wer seine Klientinnen sind: Frauen, die Coaching in Sachen Liebe, Leben und Karriere suchen. Was ihn auszeichnet: Sein unglaublicher Sex-Appeal und seine Partner Bogart »Bo« Montgomery, der Love Maker, und Royce Sterling, der Money Maker. Die Aufträge führen den Dream Maker von Metropole zu Metropole und schon die zweite Klientin in New York City lässt Parker schwächeln.

Sie ist im Begriff, sein Herz zu erobern ...

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestsellerautorin. Ihre Serien »CALENDAR GIRL« und »TRINITY« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

AUDREY CARLAN

PARISNEW YORKKOPENHAGEN

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

Ullstein

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ISBN: 978-3-8437-1692-5

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage Juli 2018

Copyright © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018

Copyright © 2018 by Audrey Carlan

Published by Arrangement with Audrey Carlan

Titel der amerikanischen Originalausgabe: International Guy – Paris/New York/Copenhagen, erschienen bei Montlake Romance, Seattle

Übersetzung: Christiane Sipeer (Paris, Kopenhagen), Friederike Ails (New York)

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Für das Team bei Hugo & Cie, ganz besonders für Hugues de SaintVincent, den stolzen New-Romance-Leiter, und meine wunderschöne und elegante Lektorin Benita Rolland.

Ich werde euch nie angemessen dafür danken können, dass ihr mir die Schönheit von Paris geschenkt habt.Die Stadt ist mir mit Abstand die liebste auf der Welt.Das hier ist für euch.

Je vous adore tous les deux.Avec tout mon amour.

KAPITEL 1

Ich liebe Frauen. Junge. Alte. Große und kleine. Ob nerdiger Bücherwurm oder Sexbombe – ich bin da nicht wählerisch. Schlank und zierlich oder mit Kurven zum Anpacken … egal, was, ich habe sie alle berührt, mit ihnen geredet, sie geküsst und ge­vögelt. Philosophen sagen ja, dass jeder Mensch eine Gabe hat, etwas, was ihn einzigartig macht. Meine Gabe besteht darin, dass ich Frauen verstehe. Parker Ellis ist mein Name, und ich bin ein verdammter Glückspilz.

Wenn man seine Gabe dann auch noch in klingende Münze verwandeln kann, hat man echt den Jackpot. Jeden Tag einer Arbeit nachzugehen, die man ehrlich liebt, ist nicht selbstverständlich. Im Gegenteil. Ich habe es mir zu meinem persönlichen Lebensziel gemacht, mich an jedem einzelnen Arbeitstag mit etwas zu beschäftigen, was ich liebe. Und ich liebe Frauen. Alle Frauen.

Meiner Erfahrung nach sind Frauen komplizierte Wesen. Man durchschaut sie nicht so einfach, und sie unterscheiden sich sehr voneinander. Deshalb habe ich International Guy Inc. gegründet. Es gibt unendlich viele Frauen auf der Welt, die etwas Hilfe von einem selbstbewussten, starken Mann mit Blick fürs Detail brauchen können. Einem Mann wie mir.

Ich nenne mich den Dream Maker.

Eine Lady will etwas aus ihrem Leben machen und hat das nötige Kleingeld, um den Traum zu verwirklichen? Dann rede ich mit ihr. Zum richtigen Preis ist alles möglich, und ich bin der Typ, der ihr dabei hilft, es zu bekommen.

Wir bei International Guy richten uns nach den Bedürfnissen der Kundin. Kein Wunsch ist zu anspruchsvoll oder zu merkwürdig. Solange es legal ist, sind wir dabei.

Fangen wir bei meinem Team an. Es heißt ja immer, es bräuchte ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Nun, bei International Guy reichen ich und noch zwei andere Gentlemen. Bogart »Bo« Montgomery und Royce Sterling. Ich kenne die beiden schon seit unserem ersten Jahr in Harvard, und seitdem sind wir das Trio, das nichts anbrennen lässt.

Schon in meiner Jugend war mir klar, dass ich etwas aus mir machen wollte. Mein Vater hat mir beigebracht, dass ich mich in der Schule anstrengen muss, wenn ich es beruflich zu etwas bringen und mehr erreichen will als meine Familie. Mein Vater war Barkeeper und meine Mutter Bibliothekarin – auf jeden Fall wollte ich mehr erreichen. Es ist nicht so, als hätte es mir bei meinen Eltern in Sachen Liebe und Unterstützung an etwas ­gefehlt. Ich hatte eine schöne Kindheit, immer genug zu essen und Kleidung zum Anziehen, aber wir schwammen nicht gerade im Geld. Extrawünsche waren einfach nicht drin.

Ich wuchs am Stadtrand von Boston auf, wo die Red Sox unangefochtene Nummer eins und die Patriots über jeden ­Zweifel erhaben waren. Unser Haus bestand aus Backsteinen und war warm und klein. Winzig. Zwei Schlafzimmer. Mein ­Bruder und ich mussten uns all die Jahre ein Zimmer teilen. Ma meint, wir stünden uns deshalb auch so nahe. Keine Ahnung, ob das stimmt, denn sobald mein großer Bruder seinen Highschool-Abschluss in der Tasche hatte, ist er zur Armee gegangen. Seitdem ist er Berufssoldat. Wir stehen uns so nahe, wie das bei zwei Brüdern möglich ist, die auf verschiedenen Kontinenten leben.

Ganz anders ist meine Beziehung zu Bo und Royce. Für die beiden Jungs würde ich mein Leben geben, und umgekehrt. Unsere Verbindung ist aus harter Arbeit, aus Solidarität und echter Freundschaft geboren. Der Trick, wie wir Freunde fürs Leben wurden? Wir wollten dieselben Dinge zur selben Zeit.

Frauen.

Geld.

Macht.

Für unsere Freundschaft wie fürs Geschäft haben wir drei ein paar Regeln aufgestellt: Wir haben uns immer im Auge, überlegen, was das Beste für die jeweils anderen ist, sind immer ehrlich und treiben es niemals mit derselben Frau. Niemals.

Wir sind jetzt knapp fünf Jahre im Geschäft und ziehen jeden Tag namhaftere Kundschaft an Land. Unser Geschäftsmodell ist ganz einfach. Teile und herrsche. Wenn nötig, arbeiten wir zusammen. Sollte eine Kundin einen speziellen Wunsch haben, der meine Fachkenntnisse oder die meiner Partner erfordert, schicken wir den richtigen Mann für den Auftrag.

Bo zum Beispiel ist unser Love Maker. Nicht nur, dass sich die meisten Kundinnen Hals über Kopf in ihn verlieben, er hilft ihnen auch dabei, die Liebe zu finden. Keiner hat es so drauf wie er, das andere Geschlecht zu umwerben. Royce und ich können in dieser Hinsicht durchaus mithalten, aber an Bogart reicht keiner heran. Er ist der unschlagbare Experte. Wenn eine Kundin an ihrem Sex-Appeal arbeiten will, schicken wir Bo. Wenn sie einen Begleiter braucht, um jemanden zu beeindrucken oder ein Geschäft abzuschließen, ebenfalls. Bo ist ein Chamäleon; er kann alles sein, was eine Frau braucht.

Dann ist da Royce, der Money Maker. Der Mann hat einfach ein goldenes Händchen. Er kann Zahlen, Schwankungen im Finanzklima, die Börse, globale Unternehmen und so weiter lesen wie das ABC. Dank Roy sind wir alle schon sehr jung sehr reich geworden. Vor allem seinetwegen konnten wir unser Geschäft so schnell aufbauen, obwohl wir noch keine zehn Jahre aus dem College heraus sind. Wenn eine Kundin finanzielle Probleme hat oder sich Sorgen wegen Veränderungen in ihrem Geschäfts­modell macht, schicken wir Roy.

Und ich? Ich bin eine Mischung aus allem. Abgesehen davon, dass ich der Einzige bin, der Frauen wirklich versteht. Ich erkenne, wie sie ticken und was sie wirklich brauchen, wenn sie unsere Dienste in Anspruch nehmen. Die Frau, die uns anruft und uns als Liebes-Coaches bucht, hat in Wirklichkeit vielleicht schon längst ein Auge auf jemanden geworfen und will nur, dass etwas passiert. Wir könnten dann beispielsweise dafür sorgen, dass sie ihrem Angebeteten endlich auffällt. Seine Aufmerksamkeit erregt. Vielleicht hat sie auch Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein. Oder sie braucht einfach Hilfe dabei, einen Mann zu finden. Mein Job besteht darin herauszukriegen, was diese Frau wirklich will.

Als Bo, Royce und ich nach unserem Harvard-Abschluss eine Firma gründen wollten, haben wir alle etwas dazu beigetragen. Von mir stammte damals der Geschäftsplan, das Konzept und die Grundidee. Wir waren uns alle einig, dass mir deshalb ein Prozent mehr zusteht als meinen Kumpels. Das bedeutet, mir gehören vierunddreißig Prozent und Bo und Royce jeweils dreiunddreißig. Also bin ich der Boss. Ich führe das Tagesgeschäft und bin fast so viel unterwegs wie die anderen; über mich läuft der erste Kundenkontakt. In den letzten fünf Jahren sind wir ein perfekt eingespieltes Team geworden. Es gibt einfach nichts Schöneres, als sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und genau das tun wir drei bei International Guy.

***

Die neongrüne Beleuchtung der Markisen rund um die Bar meines Pops taucht den Bürgersteig in ein gespenstisch glühendes, plasmaartiges Licht, als ich um das Gebäude herum zur Vorderseite gehe. Ich habe ihn schon so oft gebeten, neue Lampen anzubringen, aber er hält stur an den Dingern fest. Er meint, durch die Lichter hätte die Bar etwas Geheimnisvolles. Aber das Lucky’s braucht nichts Geheimnisvolles. Es besteht seit fünfzig Jahren und hat in der Gegend treue Stammgäste. Darunter Typen in Anzug und Krawatte, ganz offensichtlich Geschäftsleute, und Arbeiter mit Red-Sox-Mützen. Die Bar ist mein zweites Zuhause, seitdem ich laufen kann. Als ich klein war, hat Pops mich jeden Tag nach der Schule mit hierhergenommen. Dann musste ich mich auf einen der Hocker setzen und mir den ganzen Nachmittag von ihm das Leben erklären lassen, bis Mom von der Arbeit kam.

Als ich alt genug war, um zu helfen, ließ er mich Gläser spülen, Tische abwischen, den Gehweg kehren und den Müll hinausbringen, um meinen Teil beizutragen. Das machte mir nichts aus, vor allem, weil er mir jedes Mal ein kleines Taschengeld zusteckte, das ich dann für irgendein Mädchen ausgab.

Abgesehen von seiner Familie bedeutet diese Bar meinem Vater alles. Deshalb war sie auch das Erste, was ich gekauft habe, als International Guy anfing, Gewinn abzuwerfen. Der Tag, als ich endlich genug Geld beisammenhatte, um das Lucky’s seinem ursprünglichen Besitzer abzukaufen und es meinem Vater zu überschreiben, wird für immer einer der glücklichsten Momente meines Lebens sein. Diesen Tag werde ich niemals vergessen. Mein Pops war schon immer ein stolzer Mann, aber er schien nie stolzer auf mich zu sein als in jenem Augenblick, als ich ihm die Urkunde überreichte, die ihn zum uneingeschränkten Eigen­tümer seines Traums machte.

Dabei hatte sein Stolz nichts mit meinem Geschenk zu tun. Er war stolz, weil ich mein Ziel erreicht hatte. Ich hatte die Highschool als Jahrgangsbester und Baseball-Star abgeschlossen, dann gleich ein Vollstipendium für Harvard erhalten, den Bachelor mit Auszeichnung bestanden und mein Geschäft aufgebaut. Nun wollte ich endlich von alldem etwas zurückgeben. Meinem Pops. Dem Mann, zu dem ich aufschaue und immer aufschauen werde, bis einer von uns beiden seinen letzten Atemzug tut. Er hätte Nein sagen und ablehnen können, aber er hat mein Geschenk voller Ehre und Liebe angenommen. Genau so hat er mich auch erzogen.

Inzwischen feiern die Jungs und ich den Abschluss eines Auftrags bei einem kalten Bier und Erdnüssen im Lucky’s. An besonders guten Tagen können es auch mal eine Menge Wodka und Fish and Chips sein. Hängt vom Tag ab und vom Auftrag. Heute zum Beispiel habe ich einen dicken Fisch an Land ge­zogen, deshalb habe ich die Jungs auch hierher gebeten. Die lukrativste Kundin, die wir je hatten. Mit diesem einen Auftrag nehmen wir so viel ein wie sonst nach mindestens einem ganzen Monat Arbeit. Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Volle Verfügbarkeit. Das bieten wir normalerweise nicht an.

Mich schaudert es leicht, als ich die Hand nach dem dicken, spindelförmigen Eisengriff ausstrecke und die schwere Holztür zum Lucky’s aufziehe. Schon jetzt ist in der Bar die Hölle los, dabei ist es Dienstagabend und gerade mal sieben Uhr. Ich sehe mich im Raum um und betrachte die dunklen, mahagonifar­benen Balken, die Sitznischen mit den hohen Rückenlehnen an der Wand, die durch Buntglasscheiben abgetrennt sind, und die verschiedenen runden Tische in der Mitte. Abends gibt es im Lucky’s eine kleine Auswahl an Imbissen, die gut zu ein paar Bier oder einem Spiel der Red Sox oder der Pats passen.

Pops steht an der Bar und trägt wie immer sein unvermeidliches Holzfällerhemd, diesmal ein blaues mit einem weißen Langarmshirt darunter. Über seiner Schulter hängt ein Handtuch. Als ich hereinkomme, hebt er grinsend den Kopf. Für seine fünfundfünfzig Jahre sieht er verdammt gut aus. Sein Haaransatz ist leicht grau meliert, und als er mich anstrahlt, blitzen seine weißen Zähne auf; genau dieses Lächeln lockt auch seine Gäste immer wieder her, damit sie seine klugen Ratschläge ­hören. Barkeeper werden oft als Psychologen missbraucht. Dad macht ständig Witze darüber, dass er sich den falschen Beruf ausgesucht hat.

Ich winke ihm zu und begebe mich zu dem Tisch in der Ecke, an dem meine Jungs hocken. Seit Pops die Bar gehört, hält er immer einen Tisch für die Familie frei. Dort kann er sich mal kurz ausruhen, oder Mom sitzt da und liest, wenn sie in seiner Nähe sein will, ohne im Weg zu stehen. Und eben auch meine Brüder im Geiste und ich. Wir sitzen hier, wenn wir uns nach einer langen Woche oder einem schwierigen Fall entspannen wollen.

»Jo, Park, alles fit im Schritt, Bruder?«, ruft Bo, als ich an den Tisch trete. Er trägt seine schwarze Lieblingslederjacke, ein enges T-Shirt, dunkle Jeans und Bikerstiefel.

»Fitter geht’s nicht, weißt du doch«, kontere ich.

Royce erhebt sich, und seine schokoladenbraune Haut schimmert unter der Deckenbeleuchtung. Er streckt die Hand aus, und ein Manschettenknopf aus schwarzem Onyx blitzt unter dem Ärmel seines Maßanzugs hervor. »Bruder.« Sein Lächeln ist breit und strahlend weiß.

Ich reiche ihm die Hand und klopfe ihm zur Begrüßung auf den Rücken.

Als ich mich gerade hingesetzt habe, kommt Pops und stellt mir ein Glas Bier hin. »Ein Sculpin IPA von Ballast Point aus San Diego. Damit die Jungs mal was Neues probieren können. Ist zwar nicht von hier aus der Gegend, aber echt gut, wenn du mich fragst. Sag Bescheid, wie es dir schmeckt.«

»Mach ich. Danke, Pops.«

»Alles klar. Jungs? Noch ’ne Runde?« Mein Vater deutet auf ihre Drinks.

»Ich hab noch, Pops.« Bo nippt an seinem halb vollen Bier.

»Ja, bitte. Ich nehme noch einen Whiskey pur, Sir«, antwortet Royce.

Pops nickt kurz, dann wendet er sich seinen anderen ­Tischen zu.

»Also, wer ist jetzt diese streng geheime Großkundin, wegen der du dich mit uns treffen wolltest?«, fragt Bo ohne Umschweife.

Ich nehme einen Schluck von dem kühlen Bier und lasse mir die Zitrusnote auf der Zunge zergehen. Ich lecke mir über die Lippen, lasse den anstrengenden Tag von mir abfallen und spüre, wie sich das wohlige Gefühl, zu Hause zu sein, in mir ausbreitet. »Heute hat eine Erbin bei uns angerufen.«

Bo lässt seine Flasche kreisen. »Wie bitte?«

»Vorhin habe ich einen Anruf von Sophie Rolland bekommen.«

Royce stößt einen schrillen Pfiff aus. »Krass. Die Sophie ­Rolland?«

Ich nicke und trinke noch einen Schluck von dem frischen IPA.

»Wer zum Teufel ist Sophie Rolland?« Bo runzelt die Stirn. Der Typ hat etwas Unverfrorenes an sich, was die Frauen verrückt macht, für den Rest von uns aber ziemlich anstrengend werden kann, wenn er nicht auf dem Laufenden gehalten wird.

Royce zieht eine spitze schwarze Augenbraue hoch und mustert unseren Partner. »Sophie Rolland ist die Erbin des Rolland-Group-Imperiums. Denen gehört der größte Parfüm-Konzern von ganz Frankreich. Milliardenschwer, soweit ich weiß. Da müsste ich ein bisschen recherchieren, um genaue Zahlen zu bekommen.«

»Und was hat das mit uns zu tun?«, fragt Bo dazwischen.

»Rolland senior ist plötzlich an einem Herzinfarkt gestorben«, bemerke ich trocken. Ich kannte den Mann nicht, also kann ich nicht behaupten, dass mir die Neuigkeit groß was ausmacht.

»Ach, wirklich?« Royce reißt die Augen auf und hebt sein Whiskeyglas in Richtung Decke. »Salud«, murmelt er und leert den Drink in einem Schluck. Dabei hüpft sein Adamsapfel. »Krasse Scheiße.«

Er hat’s erfasst. Ich schüttele grinsend den Kopf. »Jep.«

»Steh ich irgendwie auf dem Schlauch? Kann mir mal jemand auf die Sprünge helfen?«, grummelt Bo, der inzwischen sichtlich genervt ist.

»Sophie Rolland ist jetzt die neue Chefin.« Ich trinke einen Schluck Bier und warte darauf, dass er die Information verar­beitet.

»Und sie kann ein Parfüm nicht von ihrem eigenen Furz unterscheiden?«, rät Bo.

Roy und ich prusten los.

»Das nicht gerade. Düfte sind anscheinend ihr Ding«, erwidere ich. »Das liegt wohl in der Familie. Aber Geschäftsführerin sein, einen Konzern leiten und auch noch entsprechend aussehen … das hat sie allerdings nicht so gut drauf.« Ich proste Roy zu, und er lächelt.

»Verstehe. Und wer könnte sie wohl am besten darauf vorbereiten, nach dem Tod ihres Vaters das Ruder in die Hand zu nehmen?«, bemerkt Royce scharfsinnig.

»Ach so, jetzt ist der Groschen gefallen«, grinst Bo.

Pops stellt Royce einen neuen Drink und Bo vorausschauend die nächste Flasche hin. »Wie ist das IPA?«

»Sehr gut. Schmeckt frisch und spritzig. Ich mag es. Wird hier bestimmt gut ankommen«, erkläre ich.

Pops haut auf den Tisch. »Sag ich doch! Danke, mein Junge.« Er eilt davon, um sich um seine anderen Gäste zu kümmern.

»Wie hoch ist das Angebot?«, will Bo wissen.

Angebot nennen wir den Preis, den eine Kundin für unsere Dienste bezahlen will. Sie nennt eine erste Zahl, die wir normalerweise berücksichtigen und, wenn nötig, erhöhen. In diesem Fall war das Angebot allerdings von Anfang an hoch.

»Eine viertel bis halbe Mille, je nachdem, wie lange sie uns braucht«, verkünde ich ganz beiläufig, obwohl mein Magen vor nervöser Anspannung zu flattern beginnt. »Außerdem zahlt sie alles: Flüge, Verpflegung, externe Berater, Styling und so weiter.«

Die beiden Männer verstummen. In der kleinen Sitznische können wir einander atmen hören, so still ist es.

Wie immer fängt Royce sich als Erster. »Wen willst du hinschicken? Was braucht sie?«

»Bei so einem Sümmchen stehen wir alle auf der Matte. Du kümmerst dich mit ihr um die Finanzen und die Firmengeheimnisse, wenn es so weit ist. Bo hilft ihrer Garderobe und ihrem Sex-Appeal auf die Sprünge. Und ich bin für ihr Selbstvertrauen und ihren Geschäftssinn zuständig.«

Bo zupft an den kurzen braunen Härchen seiner Kinn- und Oberlippenbart-Kombi. Sein Haar ist momentan an den Seiten kurz und oben länger geschnitten. Bei mir hingegen hängen die sandbraunen Haare in langen, losen Strähnen herunter, die ich mit etwas Gel nach hinten kämme. Frauen machen mir immer Komplimente wegen meiner Haare, und mir gefällt es, wie sie sich in ihnen festkrallen und daran ziehen, wenn ich sie lecke.

Ich trinke mein Bier und warte auf Bos Urteil. Mein Partner zückt sein Handy und tippt etwas ein. Dann kneift er die Augen zusammen und wischt über das Display. »Ja, hübsches Mädel, aber unscheinbar. Auf den meisten Bildern ist sie noch jung, ein Teenie. Hier steht, sie ist erst vierundzwanzig, kommt gerade frisch von der Uni.«

»Ja, außerdem trauert sie gerade nicht nur um den einzigen Elternteil, den sie jemals hatte, sondern muss auch noch die Firmenübernahme stemmen.« Ich schaue ihm über die Schulter und betrachte das Foto unserer Kundin. Sie ist groß, schlank und lehnt sich bei einer Pressekonferenz eng an ihren Vater. Sie trägt ein schlichtes schwarzes Kleid, kein Make-up, und ihr glattes Haar ist in der Mitte gescheitelt und hängt ihr links und rechts schlaff ins Gesicht. In der grauen Maus versteckt sich eine umwerfende Schönheit, da bin ich mir sicher. Und so wie Bo den Kopf schief legt und sie wie eines seiner Fotomodelle mustert, ist er ganz meiner Meinung. Zusammen werden wir es schon aus ihr herauskitzeln.

»Sie könnte doch einfach den Finanzchef übernehmen lassen.« Royce tippt mit dem Zeigefinger auf den Rand seines Glases.

»Ja, aber bei dem Gespräch mit ihr hatte ich den Eindruck, dass sie schon immer vorhatte, eines Tages das Familienunternehmen zu führen, und dass sie der Welt jetzt mehr denn je zeigen will, wer sie ist. Sie stellt die perfekte Kundin dar: hat massenhaft Geld, ist, versteckt unter diesem schäbigen Fummel, eine echte Schönheit und besitzt ein extrem erfolgreiches Geschäft. Wir müssen ihr nur helfen, ihre Ziele zu erreichen.«

Ich lege meine Faust in die Tischmitte. »Was sagt ihr? Ab nach Paris, oder was?«

»Ach, da geht es hin?«, fragt Royce.

»Genau«, grinse ich.

Bo hebt die Faust und berührt meine Hand. »Für so viel Schotter machen wir alles«, lacht er.

»Warum nicht? Ich will mir schon länger ein Porsche Cabrio kaufen. Diese Kundin bringt mich meinem silbernen Baby einen großen Schritt näher.« Royce küsst seine Faust.

Ich verdrehe die Augen, und Bo stöhnt. »Du und deine Karren, Mann. Faust hoch, wenn du dabei bist.«

Royce hebt die Hand, und wir stoßen alle drei die Fäuste aneinander.

»Auf Paris«, sage ich.

»Auf Paris«, echoen die anderen.

***

Paris im Frühling ist wundervoll. Das ist nicht nur ein Spruch. Es ist wirklich so. Kirschbäume blühen, auf der Seine gondeln Boote herum, und alle Frauen tragen Röcke und Kleider. Das gefällt mir am besten. Gott, wie ich nackte Beine liebe. So weit das Auge reicht, seidige Haut in allen nur denkbaren Varianten, die darauf wartet, geküsst und gestreichelt zu werden.

»Der Eiffelturm, Mann. Krass! Genau da drüben!« Bo zeigt aus dem Fenster der Firmenlimo, die uns vom Hotel abgeholt hat.

Sophie Rolland hat sich in Sachen Annehmlichkeiten nicht lumpen lassen. Ihre Firma hat uns in einem Fünfsternehotel untergebracht, wo jeder von uns eine apartmentartige Suite bewohnt, mit einem Kühlschrank voller Essen und komplett ausgestatteter Küche für unseren langen Aufenthalt. Bei einem solchen Service wird es schwer sein, Bo hier wieder wegzubekommen. Wir sind alle geborene Junggesellen, aber Bo ist eine Klasse für sich. Ich für meinen Teil kehre gerne wieder nach Hause zurück, verbringe Zeit in meiner eigenen Wohnung, hänge mit meinem Pops rum und schaue mir mit anderen Geschäftspartnern ein Baseballspiel an. Bo wäre völlig zufrieden damit, um die Welt zu reisen, ohne ein festes Zuhause zu haben. Er hat eine Wohnung im selben Apartmentgebäude wie ich, aber er ist kaum dort.

»Er ist viel kleiner, als ich dachte.« Royce starrt aus dem anderen Fenster.

Ich werfe einen Blick durch die verdunkelte Scheibe im mittleren Bereich der Limo. »Also, ich finde ihn schon groß. Sieht robust aus. Massiv. Genau so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Die Franzosen haben das mit den kunstvollen Bauwerken echt drauf. Sieht man ja an unserer Freiheitsstatue und der Christusstatue in Brasilien.«

Bo runzelt die Stirn. »Den Jesus in Rio haben die auch gebaut?«

»Allerdings. Das hab ich in meinem Kurs über Internationale Kommunikation gelernt. Moment mal … du warst doch auch in dem Kurs, Alter.«

Bo grinst frech. »Könnte sein, dass ich mich in dem Kurs eher auf Melissa Thompson konzentriert habe und darauf, sie rumzukriegen, als auf irgendwelche Einzelheiten moderner Statuen.«

Royce schlägt sich die Hand vor den Mund und lacht leise.

»Nur schade, dass das komplette Zeitverschwendung war. Ich habe keine zwei Wochen gebraucht, um Melissa flachzulegen. Einer meiner Top-Five-Dauerbrenner im ganzen zweiten Jahr«, werfe ich ein.

Bo dreht ruckartig den Kopf zu mir. »Mist! Deshalb hat sie mich nie rangelassen? Die Frau war die Einzige, die mir je einen Korb gegeben hat. Das hat meinem Selbstbewusstsein einen ziemlichen Dämpfer verpasst.« Er zieht einen Schmollmund, und mir wird klar, warum die Ladys sich für ihn so ins Zeug legen. Selbst ich fühle mich gerade genötigt, ihn zum Lachen zu bringen. Bo fährt fort: »Vielen Dank auch. Hättest ruhig mal erwähnen können, dass du es mit ihr treibst.«

Ich schüttele den Kopf. »Dazu war es viel zu lustig mit anzusehen, wie du sie das ganze Semester erfolglos zu verführen versucht hast. Versteh es als Lektion in Bescheidenheit, Bruder.«

Bo gibt ein Geräusch von sich, das wie eine Mischung zwischen Stöhnen und Schnauben klingt. »Bescheidenheit. Pah.«

Plötzlich hält der Wagen vor einem großen Gebäude an. Wir steigen aus und werden von einer dünnen Frau mit braunem Bob und ehrlichem Lächeln begrüßt.

»Mr Ellis?«, fragt sie uns alle drei.

Ich hebe die Hand und gehe auf sie zu. »Bonjour.«

Ihre blassen Wangen erröten leicht, als sie sich vorbeugt und links und rechts neben meinem Gesicht ein Küsschen andeutet. »Ich bin Stephanie Moennard, Ms Rollands Assistentin. Ich werde während Ihres Aufenthalts dafür sorgen, dass keine Ihrer Wünsche offenbleiben.«

Ich lege ihr den Arm um die Schultern und senke den Kopf. »Keine Wünsche?«, frage ich und zwinkere. Die Wangen der Assistentin werden knallrot. Ich drücke ihre Schulter und drehe sie zu den anderen um. »Das sind Bogart Montgomery und Royce Sterling.«

»Sehr erfreut. Ja, also schön, kommen Sie. Ms Rolland kann es gar nicht erwarten, Sie kennenzulernen.«

Die Assistentin führt uns eine Treppe zu einem gläsernen Fahrstuhl hinauf. Wir fahren in den achten Stock, dann begleitet sie uns durch ein paar Korridore. Sie klopft an eine Tür, die aussieht, als könnte sie um die fünfhundert Jahre alt sein. Das knorrige Holz quietscht, als die Assistentin sich mit einiger Anstrengung dagegenstemmt.

Wir drei folgen ihr in ein überraschend großes Büro. Eine mausgraue Brünette beendet gerade ihr Telefongespräch, steht auf und kommt hinter dem Schreibtisch hervor. Sie trägt ein schlichtes schwarzes Etuikleid, das gut und gerne aus der Schlussverkaufs-Abteilung einer x-beliebigen Modekette stammen könnte, was man an dem unförmigen, schlechten Sitz erkennt. Als sie auf uns zukommt, bleibt ihr Absatz im Perserteppich hängen. Sie rudert wie wild mit den Armen und verliert das Gleichgewicht.

Mit katzenhaften Reflexen greife ich nach ihrem Arm und ziehe sie an meine Brust, bevor sie fällt. Ich lege ihr den Arm um die schmale Taille, um ihr Halt zu geben.

Die Brünette schnappt nach Luft, und ein scharfer Atemzug verlässt ihren zarten Schmollmund. Ihre schokoladenbraunen Augen starren mich durch die unglaublich dichten und langen schwarzen Wimpern unschuldig an. Sie hat ein leicht gerundetes Kinn, das perfekt zu der langen, schmalen Nase passt. Sophie Rolland hat nicht einen Hauch Make-up aufgelegt, dennoch schimmert ihre Haut leicht bronzefarben. Ihr langes braunes Haar trägt sie mit Mittelscheitel, was äußerst unvorteilhaft und leblos wirkt. Aber trotzdem, jeder, der genau hinsieht, erkennt in ihr sofort den absoluten Rohdiamanten.

Lächelnd lege ich ihr die Hand in den Nacken, greife in ihr dichtes Haar und hebe mit dem Daumen ihr Gesicht zu mir. Schüchtern wendet sie den Blick ab. Während ich sie im Arm halte, steigt mir ein unglaublich köstlicher Duft in die Nase. Ich beuge mich zu ihrem Hals hinab, reibe mit der Nase über ihre Haut, atme tief ein und nehme die Herznoten ihres Duftes in mich auf. Ich mache »Mmh«, damit zu ihr durchdringt, wie sehr ich ihren Duft genieße.

Frauen müssen wissen, dass sie unabhängig von ihrer Kleidung, ihrem Make-up oder ihrer Frisur etwas Besonderes an sich haben, mit dem sie die Aufmerksamkeit eines Mannes erregen können. Und ich bin mehr als aufmerksam, denn Sophie Rollands Duft macht mich wahnsinnig. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich mir eine Kostprobe ihrer süßlich duftenden Haut verkneife und mich von ihr löse. Seufzend öffnet sie die Augen und blinzelt beinahe verschlafen.

Hinter mir hustet Royce, und Bo räuspert sich, aber ich lasse sie weder los, noch drehe ich mich um. Diese Frau ist wichtig, dieser Moment ist wichtig. Er ist bestimmend für den Rest unserer gemeinsamen Zeit, und ich habe das Gefühl, dass diese Frau und ich schon sehr bald viel mehr sein werden als nur Geschäftspartner. Darauf würde ich mein Bankkonto verwetten. Aber erst mal gibt es einiges zu tun.

Ich ziehe Sophie an mich und lasse sie meinen Körper von der Brust bis zu den Knien spüren, bevor ich den Sack zumache. »Ma chérie, Sie sind die wahrscheinlich kostbarste junge Lady, mit der ich je zusammenarbeiten durfte. Ich kann es kaum erwarten, Ihnen zu zeigen, was für ein Meisterwerk Sie sind.«

KAPITEL 2

Sophie weicht einen Schritt zurück und reibt die Hände aneinander, als müsse sie sie abtrocknen. Mir rutscht ein Grinsen aus dem Gesicht. Vielleicht sind ja andere Stellen von ihr feucht geworden, aber ihre Hände sicher nicht.

»Äh, danke. Mr Ellis, nehme ich an?« Sie gibt mir links und rechts ein Luftküsschen. »Und wer sind die beiden Herren?«

Bo stolziert nach vorne. Statt ihr die Hand zu reichen oder sie mit Küsschen in die Luft zu begrüßen, wie die Franzosen es tun, zupft er sich am Kinnbart und umrundet Ms Rolland mit prüfendem Blick. Bo studiert ihre Figur und ihre Kleidung mit den Augen eines talentierten Fotografen. Er ist ein echter Künstler, und das nicht nur in seinem privaten Fotostudio.

»Lange, elegante Beine. Scheußliche Schuhe.« Angewidert verzieht er das Gesicht. »Das Kleid ist mindestens zwei Nummern zu groß. Ich schätze, du brauchst eine vier bis sechs, keine acht bis zehn. Stimmt’s?«, fragt er trocken, während er sie immer noch umkreist. Ich kann förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet, weil er unsere Kundin unbedingt zu einer Schönheit machen und mit seiner Kamera festhalten will.

Sophie runzelt die Stirn. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Wahrscheinlich, weil er amerikanische Größen genannt hat und sie nur die europäischen kennt.

Bo ignoriert sie und konzentriert sich allein auf ihren Körper. »Die Haare sind schön voll, könnten aber ein paar Stufen vertragen, vielleicht auch ein paar goldene Highlights, um sie zum Leuchten zu bringen. Und Make-up ist ein Muss. Schminkst du dich nie?« Er bleibt vor ihr stehen, umfasst ihre Wange und betrachtet ihr Gesicht, dreht es in beide Richtungen. Bei seiner Berührung erzittert sie. Wen wundert es. Bo hat nun mal diese Wirkung auf Frauen.

Er spricht weiter: »Tolle Haut. Wunderschöne Gesichtsknochen. Ich kenne genug Frauen, die für so eine Babyhaut töten würden. Du könntest allerdings ein Brauen-Waxing vertragen. Sonst lässt du dich aber überall wachsen?«

Sie reißt die Augen auf und geht ein paar Schritte rückwärts, bis sie mit dem Hintern an den Schreibtisch stößt und außerhalb seiner Reichweite ist. »Uff.« Sie schlägt sich die Hand gegen die Brust, genau auf die Stelle über dem Herzen. »Mon Dieu!«

Ich gehe zu ihr hinüber und lehne mich neben sie an den Tisch. »Keine Sorge. Denken Sie dran, bei uns bezahlen Sie auch für den Rundumservice. Unser Bo ist unschlagbar darin, Frauen durch Kleidung, Frisur, Make-up und so weiter Business- und Sex-Appeal zu verpassen. Was er macht, ist wahre Kunst. Sie werden sich am Ende schöner fühlen als ein unbezahlbares Gemälde.«

»Sie finden, ich brauche eine Runderneuerung?« Sophie streicht sich mit den zierlichen Fingern über den Schwanenhals. Was für eine unaufdringliche, reizvolle Bewegung, aber das ist ihr überhaupt nicht bewusst. Mein Job ist es, diese Seite an ihr noch öfter zum Vorschein zu bringen.

»Na ja, kommt drauf an. Wollen Sie wie eine erfolgreiche Geschäftsführerin wirken, die das Sagen hat, oder nur die Arbeit erledigen? Ein Teil des geschäftlichen Erfolgs besteht darin, mit gutem Beispiel voranzugehen. Zeigen Sie Ihren Angestellten und Geschäftspartnern, dass Sie nicht zu unterschätzen sind. Genau das werden mein Team und ich erreichen. Und bei Ihrer äußeren Erscheinung fangen wir an. Was Sie tragen und wie Sie aussehen, wenn Sie zur Arbeit kommen, zeigt Ihren Kollegen, dass sie Ihnen wichtig genug sind, um sich ein wenig ins Zeug zu legen. Wenn wir Ihnen erst einmal das Werkzeug an die Hand gegeben haben, werden wir Ihnen erklären, wie Sie es benutzen … und die Frau werden können, die Sie sein wollen.«

Sie nickt. »Was soll ich machen? Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert. Als ich Sie engagiert habe, war mir klar, dass ich Unterstützung benötige. Ich fühlte mich hilflos und verunsichert angesichts der Aufgaben, die vor mir liegen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, was ich eigentlich brauche.« Ihre Stimme klingt unschlüssig und voller Zweifel, und das bricht mir das Herz. Jede Frau verdient es, sich stark und ihrer Rolle gewiss zu fühlen.

Ich hebe ihre Hand an meine Lippen und drücke ihr einen sanften Kuss auf den Handrücken. Ihre Wangen durchzieht ein rosiger Hauch. Wie hübsch.

»Zuerst lassen Sie Bo an Ihrer Außenwirkung arbeiten. Dann wird Royce Sie dabei unterstützen, im Vorstand bestimmter aufzutreten, Ihnen bei eventuellen geschäftlichen Fettnäpfchen aus der Patsche helfen und sich mit Ihrem Führungsteam treffen, um zu erfahren, wie die internen Abläufe der Firma sind. Das Letzte, was Sie zum Einstand hier brauchen, ist eine Meuterei im Haus. Ihre Angestellten und vor allem die Vorstandsmitglieder werden wissen wollen, wie Sie das Unternehmen zu führen gedenken. Allen muss bewusst werden, dass Sie nicht nur den Status quo erhalten, sondern auch Veränderungen anstoßen wollen.«

»Das kriegen wir hin.« Royce steckt die Hände in die Taschen und nickt ihr zu.

Sophie holt tief Luft und schluckt, dann räuspert sie sich. »Ich habe Angst, dass ich nicht gut genug bin. Mein Vater hat die Firma aufgebaut und sie dreißig Jahre lang allein geführt. Ich sollte nach der Uni einsteigen, eine Führungsposition auf niedriger Ebene einnehmen und dann organisch in das Geschäft hineinwachsen. Aber jetzt …« Sie schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich bereit bin.«

»Wollen Sie die Firma überhaupt leiten?« Das ist die Viertelmillion-Dollar-Frage, denn so viel zahlt sie International Guy, um genau das zu erreichen.

Sie wirft mir einen Blick zu. In ihren Augen erkenne ich Traurigkeit und einen Funken Hoffnung. »Das war schon immer mein Traum.«

»Dann werden wir den Traum wahrmachen. Schritt für Schritt.«

Sophies Magen knurrt, und ich lege ihr lachend den Arm um die Taille und ziehe sie vom Schreibtisch weg.

»Erst mal essen wir zu Mittag. Dann trifft sich Royce mit dem Chef der Finanzabteilung und dem leitenden Geschäftsführer, während wir uns mit Bo um Ihre neue Garderobe kümmern.«

Sie leckt sich über die hübschen rosa Lippen, was meinem Schwanz nicht entgeht. Schon beim bloßen Anblick ihrer Zunge werde ich steif. Diese Frau hat eindeutig mehr zu bieten, als sie nach außen trägt. Ich werde nicht aufgeben, bis ich jede ihrer Facetten aus dieser öden, schlichten Hülle hervorgelockt habe.

»Und was werden Sie zu dem Ganzen beitragen?« Ihr luxuriöser, würzigsüßer Duft berauscht meine Sinne, als sie näher rückt.

Ich schenke ihr mein durchtriebenstes Grinsen, nehme ihre Hand und verschränke meine Finger mit ihren. »Ich werde Ihre Hand halten, ma chérie … und zwar die ganze Zeit.«

***

Nach dem Mittagessen machen wir uns direkt auf den Weg in die Avenue Montaigne, wo sich laut meiner Recherche ein wahres Schlaraffenland der Mode befindet. Lauter edle Designermarken wie Gucci, Christian Dior und mein persönlicher Favorit – Jimmy Choo.

Ich halte die Glastür für Sophie und Bo auf.

»Wir fangen bei den Schuhen an?« Mit diesem franzö­sischen Akzent klingt alles, was Sophie sagt, unwahrscheinlich sexy. Ich könnte ihr stundenlang zuhören. Ich lege ihr den Arm über die Schultern und lasse meinen Blick über die Regale schweifen, bis ich genau das finde, wonach ich suche: ein verdammt scharfes Paar roter Stilettos mit Acht-Zentimeter-­Ab­satz. Der Schuh hat eine klassisch spitze Form und ein Muster aus grafischen Linien, dazu einen Lederriemen, der sich elegant um den Knöchel windet und oben auf dem Spann mit einem schmalen, femininen Bändchen geschnürt wird.

»Wenn ich eins über Frauen weiß, dann dass der erste Schritt zur Veränderung immer ein sündhaft heißes Paar Highheels ist.«

Nachdenklich betrachtet Sophie den Schuh. »Er ist sehr schön, aber nicht gerade praktisch fürs Büro.«

Ich grinse. »Nein, das ist er nicht, und genau so wollen wir es haben.« Ich rücke ihr näher, viel zu nah, drücke meine Brust an ihre und flüstere ihr ins Ohr: »Stellen Sie sich einfach vor, wie es ist, wenn alle Männer Sie wollen und alle Frauen so sein möchten wie Sie. Das wird International Guy für Sie möglich machen.«

Sophie erzittert, als ich mit dem Kinn kurz ihren Kiefer streife, bevor ich mich zurückziehe.

»Äh, dann probiere ich sie mal an.« Sophie blinzelt unschuldig und beißt sich auf die Unterlippe.

Ja, sie spürt die Hitze, die sich zwischen uns aufbaut. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Das war mir gleich klar, als ich ihre Stimme gehört habe. Da wusste ich, dass ich hören wollte, wie sie in diesem sinnlichen Tonfall versaute französische Wörter in mein Ohr flüstert. Schon bald wird sie mir aus der Hand fressen und mir die spitzen Absätze ihrer sexy Schuhe in den Hintern bohren. Oder auch nicht. Sie ist eine Kundin. Auch wenn wir keine Regeln haben, die es verbieten, Arbeit und Vergnügen zu verbinden; es stand einfach noch nie so viel Geld oder eine so wichtige Kundin auf dem Spiel. Es bei ihr drauf ankommen zu lassen, wäre nicht besonders schlau.

Ich versuche, meinen wachsenden Freund in Schach zu halten, und übe etwas Druck auf den Armen aus. Er hat schon seit ein paar Wochen keine Action mehr gehabt. Was ich sehr bedaure. Aber durch die Arbeit habe ich kaum Zeit zum Spielen, und wenn man nicht auf dem Platz ist, kann man auch nicht eingewechselt werden.

»Welche Größe haben Sie, ma chérie?« Ich räuspere mich, schüttele mein Jackett aus und knöpfe es zu, um jeden Hinweis auf meine Erregung zu verbergen.

»Achtunddreißig. Das ist eine amerikanische sieben.«

»Die Glückszahl.« Ich zwinkere ihr zu und halte den 630 Euro teuren Schuh der Verkäuferin hin. »Achtunddreißig, merci.«

Sophie nimmt den Schuh in die Hand und dreht ihn hin und her, als hätte sie so etwas noch nie gesehen. »Der Schuh heißt Vanessa. Schöner Name für einen schönen Schuh«, meint sie.

»Das passt schon, wenn Sie sie tragen, werden Sie sich wie eine andere Frau fühlen.«

Sophie wird rot und setzt sich, als die Verkäuferin mit ihrer Größe zurückkommt.

»Diese fünf Paare nehmen wir auch in achtunddreißig, Teuerste.« Bo reicht der Angestellten eine Handvoll verschiedener Highheels. Die Frau sonnt sich förmlich in seiner Aufmerksamkeit.

Ich schüttele den Kopf und konzentriere mich wieder auf die süße Sophie. Ich gehe in die Knie und helfe ihr in die Schuhe. Als sie beide anhat, biete ich ihr meine Hand, führe sie hinüber zum Spiegel und bleibe hinter ihr stehen.

Mit dem Kinn über ihrer Schulter raune ich ihr ins Ohr: »Ihre Beine wirken unglaublich lang.«

Sophie dreht den Fuß vor dem Spiegel und mustert ihn von allen Seiten. Dann stellt sie sich aufrechter hin und hält den Kopf hoch. Das kleinlaute, schüchterne Mädchen, das ich vorhin kennengelernt habe, löst sich vor meinen Augen in Luft auf, und an seine Stelle tritt eine starke, wahnsinnig verführerische Frau.

Ich berühre ihre schmale Taille mit den Händen und ihr Ohr mit den Lippen.

»Es gibt nicht viel auf der Welt, was einer Frau ein wahrhaft sexy Gefühl gibt wie ein nagelneues Paar rattenscharfer Stilettos.« Dieser Tatsache war ich mir noch nie so sicher wie jetzt, da ich Sophie vor meinen Augen aufblühen sehe. Frauen und Schuhe. Adam und Eva. Yin und Yang. Alles das Gleiche.

»Sie sind toll.« Sophie lächelt breit. Mit diesem Lächeln könnte sie jeden Mann aus den Socken hauen. »Was nun?« Strahlend dreht sie sich um.

»Eine neue Garderobe, Baby.« Bo wackelt mit den Augenbrauen, und die Verkäuferin stellt Sophie die anderen Schuhe zum Anprobieren hin.

Am Ende kauft sie alle bis auf ein Paar. Ihr Fahrer packt die Tüten in den Kofferraum, und ich halte Sophie und Bo die Limotür auf.

»Wohin jetzt, Mr Ellis?«, fragt François, der Fahrer.

»Christian Dior, mein Guter.«

Ich setze mich neben Sophie, die ihre neuen roten Schuhe trägt. Sie hat die Beine übereinandergeschlagen, aber die Stilettos lassen sie ellenlang wirken. Man kann gar nicht wegsehen, so viel zarte Haut zeigt Sophie. Ich presse die Lippen aufeinander und schaue aus dem Fenster, während Bo mit unserer neuen Kundin plaudert.

Kundin.

Kundin.

Sie ist meine Kundin, nicht die nächste Frau, die mir das Bett wärmen soll. Auch wenn es gelogen wäre zu behaupten, ich würde mir nicht überlegen, was man mit den Beinen in der Kiste alles anstellen könnte.

Um die Hüften schlingen.

Spreizen.

In die Luft strecken.

Mir kommen haufenweise Ideen in den Kopf, wie ich Sophie Rolland gerne vögeln würde. Ich brauche dringend Sex. Am besten mit einer Französin, die auf schmutzige Worte steht.

Der Wagen hält an, und ich springe heraus, als stünde das verdammte Ding in Flammen.

Bo folgt mir und hält Sophie die Hand hin, um ihr beim Aussteigen zu helfen.

Unserer Kundin.

Auf diese Tatsache werde ich mich so lange hinweisen, bis sie sich mir ins Gedächtnis gebrannt hat. Bei früheren Kundinnen hatte ich nicht das Bedürfnis, bis zum Anschlag in ihnen zu stecken, während sie mit aufregendem französischen Akzent meinen Namen schreien. Aber irgendetwas an der süßen Sophie bringt meine Libido zum Brodeln, und das muss ich unbedingt in den Griff bekommen.

Bo führt Sophie in den Laden. An den einfachen Jeans, dem engen T-Shirt und der ewigen Lederjacke erkennt man es vielleicht nicht sofort, aber Mode ist Bos Fachgebiet. Er scherzt immer, das käme nur daher, dass er Frauen schon unzählige Kleidungsstücke ausgezogen hat und daher ganz genau weiß, was man ihnen anziehen muss. Was es auch ist, er hat die Fähigkeit, durch den richtigen Fummel ein Gänseblümchen in eine Rose zu verwandeln.

»Wir fangen mit Kleidern, Röcken und Hosen fürs Büro an.« Er geleitet Sophie zu einem Sessel, dann unterhält er sich mit der Verkäuferin.

Sophie dreht Däumchen und beißt sich auf die Lippe.

Ich setze mich neben sie und halte ihre Hand mit beiden Händen fest. Ihr Atem geht stoßweise, aber sie lehnt sich in dem Sessel zurück, und ein Teil ihrer Nervosität verfliegt sichtlich bei meiner Berührung. Diese Reaktion gefällt mir mehr, als ich zeigen will, aber ich schiebe den Gedanken beiseite, um mich später damit zu befassen. Jetzt werde ich erst einmal dafür sorgen, dass sie sich wohlfühlt, während wir ihre Welt auf den Kopf stellen.

»Vertrauen Sie mir, Sophie?«

»Ich kenne Sie doch kaum.« Kluges Mädchen.

Ich drücke ihre Hand. »Dennoch sitzen Sie hier in einem Klamottenladen und halten meine Hand fest wie einen Rettungsring, anstatt wegzulaufen.«

Sie leckt sich die Lippen, blickt nach unten auf ihre Schuhe und dann wieder hoch zu mir.

»Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Sie haben mich engagiert. Jetzt sind wir hier. Alles wird sich ändern … zum Besseren. Diese Zeit gehört nur Ihnen, ma chérie. Jetzt sind Sie dran mit Glänzen. Zeigen Sie der Welt, dass Sie aus Gold sind.«

Sophie atmet langsam ein und aus, dann nickt sie. »Ich vertraue dir, Parker.«

Lächelnd tätschele ich ihre Hand. »Sehr gut, Sophie. Sehr gut. Ich werde dir eine Menge über dich beibringen und Seiten an dir zum Vorschein bringen, von denen du gar nicht wusstest, dass du sie hast.«

»Und wie willst du das anstellen?«, fragt sie mit zitternder Stimme. Auf einmal will ich sie in den Arm nehmen, festhalten und glücklich machen – Körper, Seele und Geist.

Ich drehe mich in meinem Sessel zu ihr, schnappe mir eine ihrer Haarsträhnen zwischen Zeige- und Mittelfinger und schiebe sie ihr hinters Ohr, damit ich ihr Gesicht ungehindert umfassen kann. »Eins nach dem anderen. Wir fangen mit der gnadenlosen Geschäftsfrau an und enden bei der raffinierten Sexbombe.«

Lachend will Sophie sich die Hand vor den Mund schlagen.

Aber ich halte sie davon ab. »Versteck nie dein Lächeln. Merk dir das. Wenn ich mit dir fertig bin, werden alle möglichen Männer vor dir auf die Knie fallen, nur damit sie es sein können, die dir ein Lächeln auf dein schönes Gesicht zaubern.«

Sophies Wangen laufen rosa an, und sie wendet scheu den Blick ab. Gott, wie ich schüchterne Frauen liebe. Das erhöht nur den Einsatz, und die Herausforderung, ihre anderen Seiten zum Vorschein zu bringen, macht noch mehr Spaß.

Da kommt Bo mit der Verkäuferin zurück.

»Das Zimmer ist bereit.« Bo zeigt über die Schulter auf den hinteren Bereich des Ladens.

»Nach dir.« Ich strecke den Arm aus und nehme Sophies Hand. Sie fühlt sich warm und angenehm an.

Als wir auf die Umkleide zugehen, lehnt die Süße sich an mich. »Ich bin ziemlich gespannt, was er ausgesucht hat.«

»Ich auch«, erwidere ich und grinse.

Bo ergreift Sophies andere Hand und zieht sie in ein Zimmer. Ich mustere den Raum, während er ihr die ersten Outfits zum Anprobieren reicht und erklärt, was wozu gehört. Ich schüttele den Kopf und gehe wieder hinaus zur Prêt-à-porter- und Business-Mode. Über einer Stange mit Kostümen hängt das Bild eines Engels. Eines verdammt heißen Engels. Blond. Wahnsinnskurven. Sex im Anzug. Beim Anblick der Werbekampagne mit Skyler Paige in einem perfekten Dior-Anzug erwacht mein Schwanz mal wieder zum Leben. Skyler Paige, mein ewiger Promi-Schwarm.

Ich muss die blonden Wellen, die ihr über die Schultern fallen und einen starken Kontrast zu der mitternachtschwarzen Jacke bilden, einfach anstarren. Ihre Endlosbeine stecken in einer schmalen Hose, die bis knapp über die zarten Knöchel reicht, die ich liebend gern küssen und anknabbern würde. Wenn ich eine Frau wie Skyler unter mir hätte, würde ich sie unendlich lange reizen und auf tausenderlei Arten stöhnen lassen, bis ich ihr gebe, was sie will und was nur ich ihr geben kann.

Fuck.

Ich schiebe die lästigen lüsternen Gedanken an meine Traumfrau beiseite und wende mich wieder der Realität zu. An Skyler kann ich ein andermal denken, wenn ich eine kleine einhändige Fantasie nötig habe. Dann werde ich mich an das Foto erinnern und sie mir als sexy Sekretärin vorstellen. Ich wäre der Alphachef. Der sie über seinen Schreibtisch legt und befördert.

Während ich leise über meine Albernheit lache, entdecke ich eine schwarze Zigarettenhose mit passendem Blazer. Die Jacke hat ein breites Revers aus Satin und nur einen Knopf. Das wird Sophie ausgezeichnet stehen.

Ich drehe mich um und wende mich an die Verkäuferin, mit der Bo gesprochen hat. »Kann ich die beiden Teile in der Größe haben, die mein Freund für sie gewählt hat?«

»Ja, natürlich.« Die Frau sucht die entsprechenden Größen heraus, und ich folge ihr zurück zum Anprobezimmer, aus dem Sophie gerade in einem schwarzen Bleistiftrock aus Leder und einer weißen Seidenbluse wieder zum Vorschein kommt. Zusammen mit den roten Schuhen sieht sie aus wie ein böses Mädchen, bereit, es mit allem und jedem aufzunehmen.

Ich beklatsche das Outfit. »Unbedingt.«

Bo umrundet Sophie, die sich inzwischen auf das kleine Podest vor dem Anprobezimmer gestellt hat, und greift sich ans Ziegenbärtchen. »Den Rock können wir hier noch einen Zentimeter enger machen.« Er streicht ihr über die Hüften. »Damit man deinen frechen kleinen Hintern besser sieht«, sagt er, und Sophies Gesichtsröte erinnert jetzt eher an Kirschen und Tomaten.

Ich setze einen finsteren Blick auf. »Sie ist auch so schon perfekt.« Meine Stimme klingt kratzig, als wäre ich gerade aufgestanden, dabei ist das schon Stunden her.

Bo weicht einen Schritt zurück und atmet geräuschvoll aus, dann mustert er mich, tritt zu mir und erwidert leise: »Dass du das denkst, ist mir schon klar. Du starrst ihr ja schon auf den Hintern und die Beine, seit wir sie kennengelernt haben. Willst du sie reservieren?«

Will ich?

Statt zu antworten, nehme ich eine drohende Haltung ein. Meine Haut fühlt sich schweißbedeckt und unangenehm an. »Mach einfach deinen Job und lass die Finger von ihr«, stoße ich leise zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.

Bo entfernt sich mit erhobenen Händen. Dann macht er auf dem Absatz kehrt und wendet sich wieder unserer Kundin zu. »Das Outfit ist klasse. Gefällt es dir, Baby?«

Sophie streicht sich über die Hüften, und mein Schwanz regt sich. »Es ist anders, aber ich finde es gut.« Sie dreht sich von einer Seite zur anderen, wiegt die Hüften hin und her und gewöhnt sich langsam an die neuen Klamotten.

»Dann ziehen wir dir mal ein Kleid an«, schlägt Bo vor.

»Nein.« Nur dieses eine Wort kommt mir über die Lippen und duldet keinen Widerspruch. Ich räuspere mich. »Den Hosenanzug.«

Bo schürzt die Lippen und zeigt auf die Umkleidekabine. »Du bist der Boss. Dann mal los, Sophie.«

Sie steigt vom Podest herab und verschwindet nach nebenan. Kaum ist die Tür zu, rückt Bo mir auf die Pelle. »Du hast wohl vergessen, warum wir hier sind, Bruder.« Er tippt mir auf die Brust.

Ich schlage seinen Finger mitsamt dem Arm weg. »Bestimmt nicht. Ich weiß genau, warum ich hier bin.«

Er prustet los. »Ja, genau, und zwar, um Ms Frenchy an die Wäsche zu gehen.«

Ich funkele ihn wütend an. »Halt die Klappe.«

»Ich sage ja nur, was ich sehe«, meint er flapsig.

»Stimmt aber nicht.« Ich straffe die Schultern und vergewissere mich, dass mein Jackett richtig zu ist und keinen Blick auf meinen Ständer gestattet. Der Anblick von Sophies Hintern in schwarzem Leder, dazu noch die langen nackten Beine und die roten Highheels hatten mir eine halbe Erektion beschert.

»Ich denke schon. Aber spielen wir halt dein Spiel.« Er schnalzt mit der Zunge. »Ist dein Bier, ob du mit ’ner Kundin ins Bett steigst.«

»Als hättest du das noch nie gemacht«, presse ich leise hervor und verrate damit meine Absichten.

Mein Freund verschränkt die muskulösen Arme. »Richtig. Habe ich, und zwar schon oft. Ist ’ne Scheißidee. Und zwar jedes Mal, wenn ich mit dem Schwanz denke.«

»Im Gegensatz zu sonst.«

Bo schüttelt den Kopf und geht wieder zu Sophies Ankleideraum zurück, wobei er mir über die Schulter zuruft: »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«

KAPITEL 3

Nachdem wir bei Dior, Gucci, Prada und Valentino schon ordentlich zugeschlagen haben, sind wir immer noch nicht fertig mit der Shopping-Tour. Sophie gähnt und lehnt sich hinten in der Limo an meine Seite.

»Bist du müde, ma chérie? Willst du lieber morgen früh weitermachen?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein, aber ein Glas von dem Schaumwein würdesicher Wunder wirken.« Sie deutet auf die Minibar.

Grinsend klatsche ich in die Hände. »Mein Spezialgebiet.« In dem kleinen verborgenen Kühlschrank wartet eine Flasche echter französischer Champagner. Ich nehme sie heraus und studiere das Etikett, als könnte ich Französisch. Ich verstehe es zwar ganz gut, aber lesen kann ich es nicht.

Sophie kichert und streckt spielerisch das Bein aus, das sie über das andere geschlagen hat. Ich würde am liebsten danach greifen und mit den Zähnen über die blasse Haut fahren und ihr in die höchstwahrscheinlich unfassbar durchtrainierten Oberschenkel beißen. Ich habe schon eine Menge davon zu Gesicht bekommen, als Bo sie ein engeres, bürotaugliches Etuikleid von Gucci hat anprobieren lassen. Wenn er das Kleid schon für bürotauglich hält, will ich sie lieber gar nicht erst in einem der zwanzig Cocktailkleider sehen, die er für sie ausgesucht hat.

Ich erschaudere und schüttele die abschweifenden Gedanken ab. Das wird kein gutes Ende nehmen. Ich entkorke die Flasche und schenke uns allen etwas von dem Prickelwasser ein.

Sophie nimmt einen Schluck, und aus ihrer Kehle steigt ein genussvolles »Mmh«.

»Fuck!«, zische ich, schlage die Beine übereinander und versuche, der Lust den Weg abzuschneiden, die sich von meinem Oberkörper bis zu meinem Schwanz ausbreiten will.

Der Tag ist eine einzige Qual. Ich brauche eine warme ­Dusche und ein bisschen Handwerk, oder ich gehe in eine Bar und suche mir eine willige Gespielin, die mir heute das Hotelbett wärmt. Hier in der Nähe muss es doch einen guten Laden zum Frauenaufreißen geben. Bo wird es wissen. Ich werde ihn später mal unauffällig fragen. Bei seinem Bedarf an, wie er es nennt, Häschen hat er sich garantiert schon informiert, wo man am besten welche abschleppen kann. Natürlich könnte ich mir auch einfach die superheiße Skyler Paige in ihrem sexy Sekretärinnen-Outfit vorstellen. Ganz. Dumme. Idee. Auch nur eine Millisekunde lang an Skyler zu denken. Mein Schwanz hat ein Radar für solche Gedanken, und nachdem mir Sophies Beine und mein Promischwarm durch den Kopf geschossen sind … bin ich geliefert. Ich nehme einen Eiswürfel aus dem Behälter und reibe ihn mir über den Nacken, um meine lüsternen Anwandlungen wortwörtlich abzukühlen.

Sophie trinkt gerade ihr Glas aus, da kommt der Fahrer vor dem Stammhaus der Galéries Lafayette am Boulevard Haussmann zum Stehen. Laut Google eines der größten Kaufhäuser in Paris.

Diesmal hält der Fahrer die Tür auf. Bo und ich stürzen unseren Champagner hinunter, und mein Freund schließt mit einem Rülpser, der eine Elf auf der Richterskala erreicht.

Bo schlägt sich auf die Brust. »Mann, der musste raus.«

Der Geruch weht mir entgegen, und ich sehe zu, dass ich aus dem Wagen komme. »Lüften Sie bitte mal hinten durch«, flüstere ich François zu und werfe meinem Freund einen finsteren Blick zu.

»Was?« Bo hebt unschuldig die Hände.

Ich schüttele den Kopf und nehme Sophies Hand.

»Mach dich auf was gefasst«, murmelt sie.

Ich zucke zusammen. »Wieso?«

»Der Laden ist eine Nummer für sich. Da drin kann man sich verlaufen.«

Bo hält uns beiden die Tür auf, und ich verstehe ihre Warnung sofort. Es kommt mir vor, als hätten wir eine andere Welt betreten. Eine der Fülle und des Überflusses, in der alles in Gold getaucht ist. Ich bleibe in der Mitte stehen und blicke nach oben. Ich muss einfach. Die Decke ist eine Kuppel aus farbigem Glas. Auf jedem Stockwerk gibt es einen offenen Balkon, der die verschiedenen Waren für Einheimische und Touristen zur Schau stellt. Bo läuft schon weiter, während ich mich immer noch ehrfürchtig umschaue.

»Wow«, sage ich und halte mich an Sophies Arm fest. Das gleiche Gefühl befällt mich, wenn ich eine katholische Kirche betrete. Es ist wundervoll und völlig übertrieben. Diese wahnsinnige Detailversessenheit, mit der die Künstler des Jugendstils zu Werke gingen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas so Beeindruckendes gesehen habe. Die Ehrfurcht erfasst meinen ganzen Körper, als würde ich etwas erblicken, was ich mit Sicherheit nie wieder vergessen werde, und das will ich auch gar nicht. Es ist unglaublich. So was habe ich noch nie erlebt.

»Magnifique, n’est-ce pas?«, fragt Sophie auf Französisch, und ich kann nicht anders, als körperlich zu reagieren.

Unvermittelt. Verrückt. Und direkt.

Ein Feuer lodert durch meinen Körper. Wellen der Erregung, Lust und Begierde rauschen mir in den Ohren, als ich Sophies Wangen umfasse und sie überrumpele, als sie gerade nach oben zur wunderschönen Glaskuppel schaut. Als meine Hände ihre Wangen berühren, lege ich sofort los. Nicht nachdenken, einfach machen.

Ich schlage alle Bedenken in den Wind und küsse Sophie auf den Mund.

Küsse ihre Überraschung fort.

Küsse ihre Gedanken fort.

Und alle meine Vorsätze.

Ich küsse sie einfach. Lange. So lange, dass ihr Körper auf meinen reagiert, sie mir die Arme um den Rücken legt und mir durch den Anzug die Finger in die Schultern bohrt. Das stört mich nicht. Ich will einfach nur den Augenblick mit der schönen Frau an meiner Seite genießen. Sie öffnet den Mund, und ich tauche die Zunge hinein, necke ihre mit meiner. Sophie schmeckt nach trockenem Champagner und riecht göttlich. Ihr würzigsüßer Duft steigt mir zu Kopf, zwingt mich dazu, noch weiterzugehen, noch tiefer vorzudringen. Sophie keucht und klammert sich an mir fest, während ich sie küsse. Ihr Körper schmiegt sich schwer an mich, als würde sie alles in diesen einen Kuss legen.

Mit Bedauern löse ich mich von ihr, knabbere kurz an ihrer süßen Unterlippe und stelle sie wieder auf die Füße. Sophie hat immer noch die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Ich streiche ihr mit den Fingern über die Wange.

»Komm zurück zu mir, ma chérie.« Ich lache leise, und endlich öffnet sie die Augen und blinzelt, als hätte ich sie gerade aus einem schönen Traum geweckt.

»Du bist ja ganz weggetreten.« Ich lege ihr die Hand ans Kinn und streiche mit dem Daumen über ihre angeschwollene Unterlippe. »Alles in Ordnung?«

Sie nickt stumm.

Wieder muss ich lachen. »Tut mir leid. Hab mich mitreißen lassen. So ein eindrucksvoller Anblick schreit einfach nach einem Kuss. Einen ersten Kuss vergisst man nie wieder. Findest du nicht auch?«

Sophie wird rot. »Oui. Merci. Wirklich eine schöne Erinnerung.«

»Sag ich doch.« Ich lege ihr den Arm um die Schultern. »Bo ist bestimmt schon in der Jeansabteilung.« Ich deute mit dem anderen Arm vorwärts.

Sie runzelt die Stirn. »Ich trage eigentlich so gut wie nie Jeans.«

»SoSo, es gibt fünf Dinge, die eine Frau braucht, um sich sexy zu fühlen. Vertrau mir einfach.«

»SoSo?« Sie zieht zweifelnd die Stirn kraus bei dem Spitznamen, den ich ihr gerade gegeben habe. Das war nicht geplant, aber ich fühle mich dieser Frau irgendwie verbunden. Fühle mich wohl mit ihr. Offensichtlich wohl genug, dass ich ihr einen privaten Kosenamen gebe und sie mitten in einem Kaufhaus küsse. Auf jeden Fall nicht meine übliche Vorgehensweise.

Ich beschließe, mich später für den Kuss zu schelten. Aber nicht für den Spitznamen. Sie ist definitiv eine SoSo.

»Jetzt komm«, mahne ich, ohne auf ihren Einwand zu achten. »Fünf Dinge, von denen ich mir sicher bin, dass sie Frauen dazu verhelfen, sich sexy zu fühlen.«

»Na gut, Mr Ellis, erleuchte mich. Ich bin immer lernwillig.«

Mit Betonung auf willig, aber den Gedanken verkneife ich mir und komme direkt zur Sache.

»Heute hast du schon Nummer eins und zwei kennengelernt.«

»Die Schuhe?«

Ich schnippe mit den Fingern. »Bingo. Ein Paar sündhaft scharfe Stilettos. Sag mir, dass du dich in den Schuhen nicht total sexy fühlst. Und mach mir nichts vor, du starrst sie schon den ganzen Tag an.«

»Du aber auch.« Sie hebt eine Augenbraue.

Ich beiße mir auf die Unterlippe, weil ich sie wieder küssen will. Freches kleines Biest.

»Ich geb es ja zu. Du siehst heiß aus. Aber ich will wissen, ob du dich damit auch heiß fühlst?«

Sie schürzt die Lippen und geht weiter zu einer Rolltreppe ins nächste Stockwerk. »Oui.«

»Okay, die zweite idiotensichere Möglichkeit, einer Frau das Gefühl zu geben, sexy zu sein, ist entweder ein LBD oder ein schwarzer Power Suit.«

Sophie runzelt die Stirn. »LBD?«

Ach ja, die Sprachbarriere. »Little black dress, ein kleines Schwarzes.«

Sie nickt.

»In deinem Fall ein kleiner schwarzer Hosenanzug. Etwas, das dir Selbstvertrauen verleiht und eventuelle Unsicherheiten verbirgt, wenn du dem Vorstand und/oder den Investoren deines Vaters gegenübertrittst. Also jetzt sind es ja deine Investoren.«

»Der Anzug hat mir wirklich gefallen.«

Wem nicht, für viertausend Euro? Das sage ich natürlich nicht laut, weil Geld bei ihr wahrlich keine Rolle spielt und sie sich auch nicht schlecht fühlen soll, weil ihre Familie so viel ­erreicht hat. Trotzdem sind vier Riesen eine Menge Holz für einen einzigen Anzug. In Sophies Welt ist so etwas zwar notwendig, aber dennoch schwer zu verdauen. Wir hatten auch vorher schon reiche Kundinnen, aber keine von solchem Kaliber oder mit der Herkunft einer Sophie Rolland. Dieser Auftrag ist echt ein großes Ding für International Guy Inc. und hoffentlich der erste Schritt in Richtung nächstes Level. Wenn ich es nicht vermassele, indem ich, sagen wir mal, unsere Kundin mitten in einem Kaufhaus im Herzen von Paris abknutsche.

Weil ich gerne Körperkontakt zu ihr halte, nehme ich ihre Hand. Ich entdecke die Jeansabteilung, wo Bo bereits mehrere Hosen in der Hand hält und voll und ganz in seinem Element ist. Ich kann nur hoffen, dass er weit genug weg war, um den Kuss eben zu verpassen.

»Hey Leute, ich hab hier was. Probier die mal an, Sophie. Verschiedene Schnitte für verschiedene Anlässe und Schuhe. Bootcut, Skinny, Wide Leg und Slim Fit.«

Er überreicht Sophie den Stapel Hosen und zeigt auf die Umkleidekabine.

»Danke, Bo. Du bist wirklich gut in solchen Dingen.«

»Das sollte ich auch. Meine Mutter ist Modedesignerin. Ich konnte schon Knöpfe annähen, bevor ich einen Baseball schlagen konnte.« Bo zuckt die Schultern. »Sie war alleinerziehend, und ich ihr einziger Sohn, dazu noch drei megatussige Schwestern und eine Fashionista als Mutter. Was soll ich sagen? Da ist einiges hängen geblieben.« Er zwinkert ihr zu und bedeutet ihr, sich umzuziehen.

Kaum ist Sophie außer Hörweite, komme ich mir vor, als wäre ich wieder in der Umkleide der Junior High und würde mit meinen Kumpels darüber reden, wer mit seiner Immer-mal-wieder-Freundin schon die erste Base erreicht hat.

»Knutschen im Kaufhaus?« Bo zieht beide Augenbrauen hoch und grinst. »Wie stilvoll.«

Ich runzle die Stirn und stemme die Hände in die Seiten, weil ich weiß, dass er recht hat. Das war nicht gerade eine Glanzleistung. Statt ihm zu widersprechen oder mich stur zu rechtfertigen – mir fällt nämlich gar keine Rechtfertigung ein –, belasse ich es bei: »Halt die Klappe.«

Bo lacht, kommt zu mir herüber und klopft mir aufmunternd auf die Schulter. »Bruder, wenn du sie flachlegen willst, dann nur zu. Achte nur darauf, dass du uns nicht das Geschäft vermasselst. Stell dich einfach schlau an. Alles klar?«

Seufzend fahre ich mir durch die Haare und bin auf einmal hundemüde. Wir sind in der Nacht sieben Stunden von Boston nach Paris geflogen, haben unser Gepäck abgestellt, uns frisch gemacht und uns dann direkt mit unserer Kundin getroffen. Ich glaube, der Jetlag fordert langsam seinen Tribut.

»Danke, Mann. Das packe ich schon.«

Mein Freund wackelt wie ein Perverser mit den Augenbrauen. »Davon gehe ich mal aus.« Er bewegt die Hüften in eindeutiger Weise vor und zurück.