Dream Maker - Triumph - Audrey Carlan - E-Book
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Dream Maker - Triumph E-Book

Audrey Carlan

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Beschreibung

Es wird immer heißer…   London, Berlin, Washington D. C. – hier warten die nächsten Aufträge von erfolgreichen jungen Frauen auf Parker Ellis, den legendären Dream Maker. Eine attraktive Autorin braucht in London Hilfe, um ihre Schreibblockade zu überwinden. In Berlin wartet Auftraggeberin Monika Schmidt, die so tough wie schön ist, aber mit ihrer Vergangenheit abschließen muss. In Washington rücken Ethik und Moral in den Fokus – zum Glück hat die brillante Anwältin Kendra Banks kluge Lösungen parat, doch das ist längst nicht die größte Herausforderung für sie. Gleichzeitig wird Parkers Beziehung zu der schönen und smarten Skyler immer leidenschaftlicher… Hat er seine große Liebe gefunden?

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Dream Maker - Triumph

Die Autorin

Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »Calendar Girl« und »Trinity« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.

Das Buch

London, Berlin, Washington D. C. – hier warten die nächsten Aufträge von erfolgreichen jungen Frauen auf Parker Ellis, den legendären Dream Maker. Eine attraktive Autorin braucht in London Hilfe, um ihre Schreibblockade zu überwinden. In Berlin wartet Auftraggeberin Monika Schmidt, die so tough wie schön ist, aber mit ihrer Vergangenheit abschließen muss. In Washington rücken Ethik und Moral in den Fokus – zum Glück hat die brillante Anwältin Kendra Banks kluge Lösungen parat, doch das ist längst nicht die größte Herausforderung für sie. Gleichzeitig wird Parkers Beziehung zu der schönen und smarten Skyler immer leidenschaftlicher… Hat er seine große Liebe gefunden?

Audrey Carlan

Dream Maker - Triumph

London - Berlin - Washington D.C.

Aus dem Amerikanischen von Christiane Sipeer und Friederike Ails

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-buchverlage.de

Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage Februar 2019Copyright © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Copyright © 2018 by Audrey CarlanPublished by Arrangement with Audrey CarlanTitel der amerikanischen Originalausgabe: International Guy – London/Berlin/Washington D. C., erschienen bei Montlake Romance, SeattleÜbersetzung: Friederike Ails (Berlin), Christiane Sipeer (London, Washington D. C.)Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®, MünchenAutorenfoto: © Melissa McKinley PhotographyE-Book-Konvertierung powered by pepyrus.comAlle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-8437-1693-2

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Inhalt

Titelei

Die Autorin / Das Buch

Titelseite

Impressum

London

SKYLER

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

SKYLER

Berlin

SKYLER

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

SKYLER

Washington D.C.

Anmerkung der Autorin

SKYLER

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

SKYLER

Anhang

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

London

London

Für Amy Tannenbaum,meine Agentin und Freundin.Als alles düster aussah … warst du mein Licht.Als die Hoffnung schwand,hast du mir einen Ausweg versprochen.Für mich bist du ein Geschenk des Himmels.Und ich fühle mich geehrt, zu den Beschenkten zu gehören.

KAPITEL 2

Am Abend können es die Jungs kaum erwarten, Wendy zu besuchen. Skyler und ich folgen ihnen in einigem Abstand. Eine Hand liegt locker an ihrer Hüfte, in der anderen halte ich eine Papiertüte mit einem Sandwich, Chips und einer Cola für Michael.

Als wir an ihrer Zimmertür sind, stürmt Bo, ohne anzuklopfen, hinein, Royce folgt seinem Beispiel, dann wir beide.

Bo hat einen großen knautschigen Teddybären dabei, Royce einen Wildblumenstrauß.

Beim Anblick der aufrecht in ihrem Bett sitzenden Wendy breitet Bo die Arme aus und richtet den Blick gen Himmel, der Bär baumelt an seiner Hand. »Gott sei Dank! Hey, Tink, meine Hübsche, wie geht’s dir?«

Wendy grinst. »Ist der Teddy für mich, oder kuschelst du mit dem, wenn du dein Häschen aus dem Bett geworfen hast?«

Er wedelt mit dem Bären und geht zu ihr. Dann hebt er ihr Kinn an und beugt sich vor, zielt unbeirrt auf ihren Mund. Doch ehe er ihre Lippen erreicht, beugt sich Michael über sie, legt die Hand über Bos Gesicht und schiebt ihn weg.

»Provozier mich nicht«, knurrt er bedrohlich.

Bo kichert. »Was? Ich wollte ihr auf die Stirn küssen. Meine Güte. Du hast dein Territorium ja wohl deutlich markiert.« Er schüttelt spöttisch den Kopf.

»Dann halt dich dran. Du bewegst dich auf ganz dünnem Eis, Montgomery. Nur weil sie eine hohe Toleranzgrenze für Dummschwätzer und eine Schwäche für Idioten hat, heißt das noch lange nicht, dass das bei mir auch der Fall ist.«

Bo streckt Michael den Teddybären hin. »Hier, ich glaub, den hast du nötiger als sie. Vielleicht kann er ja dein schwarzes Herz erwärmen.«

Sky und ich können uns das Lachen nicht verkneifen. Wir beobachten den Schlagabtausch aus sicherer Entfernung.

Wendy schnappt sich den Bären und drückt ihn an sich. »Mir gefällt er. Danke, Hirn‑in-der-Hose. Schön, dich in alter Form zu erleben.«

Bo fährt sich mit der Hand durchs Haar. »Mich kann nichts unterkriegen.« Er zwinkert.

»Sag das noch mal, wenn ich die Zwangsjacke ausgepackt habe«, murmelt Michael, aber Wendy nimmt seine Hand und drückt sie.

»Ruhig, Brauner. Außer mir fesselst du niemanden.« Sie grinst, und ich könnte schwören, dass unbändige Lust im Blick des Mannes aufflackert.

»Das stimmt, Liebste.« Er beugt sich über sie und küsst sie sanft.

»Ooh«, flüstert Skyler, und ich streife mit der Nase ihre Schläfe, bis sie mir das Gesicht zuwendet und ich sie ebenso sanft küssen kann. Lächelnd löst sie sich aus unserem Kuss und setzt mein gebrochenes Herz Stück für Stück weiter zusammen. Es liegen noch eine Menge Scherben herum, aber ich glaube, gemeinsam schaffen wir das.

»Aus dem Weg, Bruder, ich will meine beste Freundin auch endlich begrüßen.« Royce schiebt Bo beiseite.

Wendy streckt die Hand nach Royce aus, und er lässt sie in seinen Pranken verschwinden. »Und wie geht’s dir wirklich?«

Sie blickt lächelnd zu ihm auf. »Die haben mich unter super Drogen gesetzt, im Augenblick fühl ich mich also richtig gut.«

»Sehr gut, das wollte ich hören. Du fängst dir ’ne Kugel ein, und trotzdem strahlst du deine Brüder an. Ich bewundere dich. Ich glaub, so eine Frau wie dich gibt’s nicht noch mal.« Er tätschelt ihre Hand, dann beugt er sich hinunter und drückt einen Kuss darauf.

»Das kannst du laut sagen!«, seufzt Wendy und lässt sich zurück ins Kissen sinken. Ich kann ihr ansehen, dass sie versucht, so fröhlich und aufgeschlossen zu sein wie immer, aber es macht sie müde. Die Frau wurde erst vor drei Tagen angeschossen, und ihre Lunge ist kollabiert. Sie braucht Ruhe.

»Und, wann schmeißen die dich hier raus, damit du wieder zur Arbeit kannst? Ohne das Herz der Firma können wir gleich dichtmachen, das weißt du doch, oder?«, fragt Royce.

»Lieber früher als später«, sagt sie, doch Michael antwortet im gleichen Augenblick: »Niemals.«

»Was?« Sie lässt Royce’ Hand los und richtet den Blick auf Michael. »Ich gehe wieder zur Arbeit, sobald die Ärztin mir grünes Licht gibt.«

Michael schüttelt den Kopf. »Das besprechen wir, wenn du wieder zu Hause bist, in Sicherheit.«

Wendy verzieht das Gesicht, als sie versucht, sich auf die Seite zu legen. »Nein, das besprechen wir jetzt. Ich gehe wieder zur Arbeit, Mick. Du weißt, dass ich meinen Job liebe …«

»Und dieser Job hat dich in Gefahr gebracht. Du musst nicht arbeiten. Ich habe genug Geld …«

»Ja, du hast genug Geld. Du, Mick, nicht ich. Ich will zu unserem Leben beitragen.«

Er legt die Hand an ihre Wange. »Cherry, das tust du doch auch. Mit jedem Tag, den du dich um mich, um unser Zuhause kümmerst und diese beschissene Welt ein bisschen besser machst, aber ich will dich einfach nicht verlieren, und dein Job …«

»Ist das Beste, was mir abgesehen von dir und unserer Beziehung je passiert ist. Diese Jungs sind meine Familie. Ich kann sie nicht im Stich lassen. Vor allem nicht jetzt, wo es gerade anfängt, Spaß zu machen. Endlich bin ich Teil eines Teams …«

»Baby, du warst schon immer Teil meines Teams.«

Sie streicht ihm über die Wange. »Du kannst mich nicht in einen goldenen Käfig sperren. Darin wäre ich nicht glücklich, und das weißt du.«

»Dann arbeitest du eben für mich. Ich kann dir das Büro neben meinem freimachen. Du könntest meine persönliche Assistentin sein. Das wäre doch perfekt. Wir könnten zusammen arbeiten, zusammen leben …«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein, Schatz. Du liebst doch deine Assistentin.«

»Nein, ich liebe dich, nur dich. Sie bekommt einen neuen Posten. Wart’s nur ab. Das wird toll«, sagt er voller Hoffnung, aber irgendwie ist mir klar, dass das nicht ausreichen wird. Wendy ist ein Hitzkopf, der sich nichts sagen lässt. Wenn sie bei IG bleiben will, wird sie nichts davon abbringen.

Bo steht grummelnd in der Ecke und funkelt Michael böse an. Royce reibt sich die Glatze und seufzt. Ich bin eigentlich ziemlich optimistisch, jetzt, da ich Skylers Hand in meiner spüre und es Wendy wieder gut geht. Ich lasse es einfach auf mich zukommen. Mal sehen, wer von beiden sich durchsetzt, aber ich wette auf Wendy.

»Mick, ich brauche was Eigenes. Womit ich zu unserem Lebensunterhalt beitragen kann, ohne ständig dein wachsames Auge auf mir zu spüren. Ich werde weder IG noch die Jungs verlassen. Du musst lernen, mit deiner Angst klarzukommen. Und das wirst du, keine Sorge. Wir schaffen das schon.«

Er verzieht gequält das Gesicht, die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen gespitzt, aber unter ihrem liebevollen Blick schmilzt er schließlich doch dahin. »Okay, Cherry, wie du willst. Du weißt, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann, aber wundere dich nicht, wenn ich einen Bodyguard für dich anheuere.«

Sie strahlt. »Darf ich ihn mir selbst aussuchen? Wie großartig wäre das denn bitte, wenn mein persönlicher Hottie mir jede Tür aufhält und mich überall hinfährt, als wäre ich ein Promi. Oh! Sky!« Sie wendet sich an mein Mädchen. »Vielleicht können wir uns Rachel und Nate ja teilen! Das wäre soooo cool.« Sie klingt, als wäre sie völlig aus dem Häuschen.

Michael kann sich das Lachen nicht verkneifen. Es ist das erste Mal, dass ich den Mann lachen höre, seit er vor drei Tagen in die Notaufnahme gestürmt ist, was sich anfühlt, als wäre es eine halbe Ewigkeit her. »Dein Bodyguard wird ein potthässlicher Riesenschrank von Ex‑Soldat sein. Aussuchen werde ich ihn schon selbst, vielen Dank.« Er beugt sich vor und küsst sie. »Fordere mich nicht heraus, mein Liebling.«

Sie grinst und beißt sich auf die Lippe. »Das liebst du doch.«

»Ich liebe dich.« Er küsst sie noch einmal, als ein Mann in weißem Arztkittel das Zimmer betritt.

»Ms Bannerman. Ihre Gesichtsfarbe sieht ja schon viel gesünder aus, und dem Lächeln auf Ihrem Gesicht nach zu urteilen, geht es Ihnen ein wenig besser.«

Wendy lächelt den kleinen Mann mit schneeweißem Haar und Brille an. »Das stimmt, Doktor, danke der Nachfrage. Tut mir leid, dass ich die Visite heute Morgen verschlafen habe. Ihr Kollege hat mir gestern Abend erzählt, dass Sie mir das Leben gerettet haben. Danke.«

Michael erhebt sich von seinem Stuhl an Wendys Bett und streckt die Hand aus. Der Arzt ergreift sie und schüttelt sie höflich.

Michaels Stimme klingt heiser, als er sich vorstellt: »Michael Pritchard. Ich bin der Verlobte. Ich werde dem Krankenhaus in Kürze eine stattliche Summe zu Ihren Ehren spenden. Wenn das Geld einer bestimmten Abteilung zugutekommen soll, sagen Sie es einfach. Ich bin Ihnen bis in alle Ewigkeit dankbar für Ihr Talent und Ihre Expertise. Sie haben meiner Verlobten das Leben gerettet.«

Das Lächeln des Arztes wandelt sich in einen Ausdruck des Bedauerns. »Danke. Es tut mir nur leid, dass wir das Kind nicht retten konnten.« Er tätschelt Michael die Hand, dann lässt er sie los.

Totenstille legt sich über den Raum. Nicht einmal unser Atem ist zu hören. Vermutlich, weil wir ihn alle anhalten.

»Was?«, keucht Wendy und fasst sich an den Bauch.

»Kind?«, flüstert Michael.

Oh nein. Oh Gott, bitte nicht.

Mir wird flau im Magen, und Skyler drückt meine Hand so fest, dass ich fast aufschreie. Ich kann mich gerade noch zurückhalten. Hier geht es nicht um mich, auch wenn es sich so anfühlt, als hätte mir jemand ein Messer in den Bauch gerammt und mich ausgenommen wie einen Fisch.

Wendy war schwanger, als sie angeschossen wurde.

Wendy hatte eine Fehlgeburt.

Wendy hat ihr Baby verloren … Meinetwegen.

Wegen meiner Dummheit. Ich bin schuld.

Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass es Eloise war. Wenn ich nicht im Selbstmitleid versunken wäre, hätte ich härter arbeiten, mich besser konzentrieren können. Vielleicht … Vielleicht wäre es dann nie passiert. Vielleicht hätten Wendy und Michael dann gerade die frohe Botschaft gefeiert, dass sie Eltern werden, statt von diesem Verlust zu erfahren.

Oh Gott. Nein.

Der Arzt sieht erst Michael, dann Wendy an, dann senkt er den Blick wieder auf sein Klemmbrett. »Hat Doktor Lopard Ihnen nichts davon gesagt?« Seine Stimme klingt schroff und gleichzeitig traurig.

Michael schüttelt den Kopf.

»Ähm, vielleicht sollten wir das Gespräch unter sechs Augen fortsetzen …«, setzt er an, doch Wendy unterbricht ihn.

»Sprechen Sie weiter. Die anderen gehören zu meiner Familie …« Ihre Stimme bricht, und Tränen steigen ihr in die Augen.

»Es tut mir sehr leid, Ms Bannerman, Mr Pritchard. Unseren Untersuchungsergebnissen zufolge waren Sie etwa in der zehnten Woche schwanger, als Sie eingeliefert wurden.« Er räuspert sich, als fiele ihm das Sprechen schwer. »Aufgrund des Traumas durch den Sturz, den Schuss und die kollabierte Lunge haben Sie eine Fehlgeburt erlitten. Wir konnten nichts mehr tun.«

Michael fährt sich durchs Haar, wirbelt herum und stürzt an Wendys Bett. Tränen laufen ihr über die Wangen, und ihr Kinn zittert.

Er packt sie an den Hüften und vergräbt die Stirn in ihrem Bauch. »Raus«, ertönt seine Forderung gedämpft vom Bett aus, wo er seine Frau beschützend umklammert hält. Sein Körper beginnt zu beben und zu zittern, ein Sturm in seinem Inneren bricht sich Bahn. »Alle Mann raus … Sofort!«, brüllt er, den Kopf noch immer an ihren Bauch gedrückt, die Arme um ihren Unterleib geschlungen. Weinend lässt sie den Kopf sinken und streicht ihm durchs Haar.

Der Arzt verlässt den Raum zuerst, wir anderen folgen ihm.

Ich bin wie gelähmt und merke erst im Krankenhausflur, dass Skyler sich an mich presst und die Tränen von meinen Wangen wischt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie vergieße.

»Ich habe sie im Stich gelassen«, sage ich in den Raum.

»Hast du nicht. Diese Frau hat ihr das angetan. Du hattest nichts damit zu tun.« Skylers Stimme ist vor lauter Trauer ganz zittrig.

»Bruder …« Royce’ Stimme klingt heiser und tiefer als sonst, als er mir eine Hand auf die Schulter legt. »Wenn du schuld bist, sind wir alle schuld. Wir haben gemeinsam an dem Auftrag gearbeitet.«

»Genau, Park, uns trifft keine Schuld. Auch wenn es verdammt wehtut.« Bo räuspert sich und reibt sich die Augen.

Ich schließe die Augen, aber das grelle Krankenhauslicht, das durch die weißen Wände nur noch verstärkt wird, brennt sich durch meine Lider.

»Gehen wir. Sie brauchen jetzt Zeit für sich. Um sich von der Nachricht zu erholen und sie zu begreifen«, schlägt Skyler vor und hakt sich bei mir unter.

»Ich glaube, das kann keiner von uns begreifen. Am allerwenigsten die beiden.« Ich deute mit dem Kopf auf das Krankenzimmer, in dem ich Michael noch immer über Wendys Bett gebeugt sehe. Sein Rücken bebt, anscheinend wird er von heftigen Schluchzern geschüttelt.

»Wir müssen hier raus. Ein bisschen schlafen«, sagt Skyler, und ihrer Stimme ist das Gefühlschaos deutlich anzuhören.

Bo schnaubt. »Scheiß auf Schlaf. Ich brauche einen Drink.« Er verschränkt die Arme, und die Lederjacke spannt sich knarzend um seinen Bizeps.

»Aber so was von«, sagt Royce und fährt sich mit den Händen übers Gesicht, presst sie zusammen und stützt das Kinn auf den Fingerspitzen ab.

»Ich könnte auch einen Drink vertragen«, gebe ich mit einem müden Seufzer zu. Mir ist ganz eng ums Herz angesichts dessen, was wir gerade erleben mussten. »Sky?«

»Ich folge dir überallhin.« Sie streichelt meinen Oberarm und drückt durch mein Hemd hindurch einen Kuss darauf. Dann nickt sie Nate und Rachel zu. »Wir gehen in eine Bar.«

Nate stöhnt auf. »Na großartig«, murmelt er ironisch.

Rachel hingegen lässt die Halswirbel knacken und die Schultern kreisen. »Sehr schön. Ich will schon seit Ewigkeiten mal wieder jemanden vermöbeln. Ein bisschen Dampf ablassen. Wenn Alkohol im Spiel ist, liefert mir bestimmt irgendein Idiot einen Grund dafür.«

»Na, da bin ich aber mal gespannt. Eine heiße Kämpferprinzessin, die Ärsche versohlt und Männer verprügelt, die doppelt so groß sind wie sie?« Bo grinst verrucht. »Mir nach.« Schmunzelnd übernimmt er die Führung.

»Schalten Sie mal ’nen Gang runter. Sie reden über meine Frau«, knurrt Nate durch seine zusammengebissenen Zähne. Er hat die Fäuste geballt, bereit zum Zuschlagen. An Bos Stelle wäre ich ganz vorsichtig. Ich wette, Nate könnte eine ganze Herde Elefanten niederringen, selbst wenn man ihm eine Hand auf den Rücken gebunden hätte. Wie aufs Stichwort lässt Nate seine gewaltigen Armmuskeln spielen, und seine Nasenflügel blähen sich, als sein normalerweise so gut aussehendes Gesicht sich zu einer fiesen Grimasse verzieht.

Bo wirft einen Blick über seine Schulter, während er den Flur hinuntergeht, und wir anderen folgen ihm. »Ich weiß. Eure tätowierten Ringe verraten euch. Allerdings ist sie wesentlich Furcht einflößender als du.« Er deutet auf Rachel.

Rachel zieht grinsend eine Augenbraue hoch. »Oh ja, das bin ich. Dabei hast du mich noch nie in Aktion gesehen. Und jetzt los, du Milchbart.«

Als wir am Chez Serge ankommen, breche ich in hysterisches Gelächter aus. Die Bar ist zum Bersten voll, und zu allem Überfluss ist im hinteren Teil auch noch ein riesiger mechanischer Bulle in einem gepolsterten Ring aufgebaut. Nate lässt sich allerdings nicht von der Menschenmenge beeindrucken und übernimmt die Führung zur Bar. Rachel bleibt in Skys Nähe, ihr Blick huscht über die Menge, vermutlich ist sie auf der Suche nach möglichen Gefahren.

Im Nachhinein war es vermutlich eine blöde Idee, mit einem Promi wie Skyler hierherzukommen. Bisher hat sie noch niemand bemerkt, aber ich spüre, dass sie sich an meine Seite drückt und das Gesicht hinter ihren Haaren versteckt.

Nate wechselt ein paar Worte mit dem Barkeeper. Dieser hebt abrupt den Kopf, entdeckt Skyler und reißt die Augen auf. Er nickt ein paarmal und verschwindet durch eine Tür hinter dem Tresen. Er kehrt mit einem großen Mann zurück, der Autorität ausstrahlt und mit dem Kopf auf einen abgesperrten Bereich neben dem Bullen deutet. Nate schüttelt ihm die Hand, dann folgen wir ihm in den vom Großteil der Menge abgetrennten Teil der Bar. Ich sorge dafür, dass Sky sich in die dunkelste Ecke setzt. Ich sitze zu ihrer Linken, und Rachel nimmt den Stuhl auf der anderen Seite, mit Blick auf die Gäste. Nate steht mit verschränkten Armen und versteinerter Miene ein Stück abseits. Er ist nicht begeistert davon, hier zu sein, aber es ist Skylers Leben. Sie sollte gehen können, wohin sie will, solange sie in Sicherheit ist.

»Baby, fühlst du dich wohl hier?«

Meine Süße grinst und nickt begeistert. »Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr in einer vollen Bar. Mir geht es super!«, haucht sie mir ins Ohr und umarmt mich stürmisch.

Royce und Bo setzen sich uns gegenüber.

»Was wollt ihr trinken? Die erste Runde geht auf mich«, sagt Bo und steht auf.

Der Mann, der vorhin hinter der Bar stand, legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Schon gut, Kumpel. Die Getränke gehen aufs Haus.« Er nickt Nate zu, dann mustert er Skyler. »Ich bin Simon, der Manager. Ihr Bodyguard hat mir angeboten, dass Sie beim Verlassen der Bar ein Foto unter dem Schild mit unserem Namen machen, wenn wir Ihre Anwesenheit geheim halten. Ich freue mich sehr, Sie in meiner Bar begrüßen zu dürfen. Was kann ich Ihnen bringen?«

»Das mache ich gern. Vielen Dank für Ihre Diskretion.«

Er nickt höflich, kann jedoch seine leuchtenden Augen nicht verbergen, als er sich nervös die Hände reibt.

»Einen Seven & Seven vielleicht?«, fragt Skyler, und Simon nickt, dann wendet er sich Royce zu.

»Whisky pur, danke«, übertönt Roys dröhnender Bass die laute Rockmusik.

»Für mich ein Bier. Gern eine Sorte von hier«, sage ich.

»Für mich auch«, sagt Bo.

»Und was ist mit dir, Kleine?« Er beugt sich vor, um Rachel besser zu verstehen.

»Für mich und den Riesen da drüben Wasser.« Sie deutet auf Nate, der den Blick noch immer stur auf die Menge gerichtet hat.

Simon will gerade zur Bar gehen, als Bo auf den Bullen zeigt und fragt: »Wann geht das Rodeoreiten los?« Er grinst.

»Jederzeit. Ich wollte noch ein bisschen warten, aber wenn ihr Lust habt, könnt ihr loslegen.«

Rachel steht auf und stützt beide Hände auf den Tisch. »Solange dieser Bereich abgesperrt bleibt, ist alles in Ordnung.«

Bo grinst anzüglich und mustert Rachel von oben bis unten. »Ich wette, du bleibst keine fünf Sekunden oben.«

Sie schmunzelt. »Wenn ich nicht bei der Arbeit wäre, würde ich die Wette glatt annehmen.«

Sky klopft Rachel auf die Schulter. »Och bitte, mach doch!« Sie klatscht in die Hände wie ein kleines Kind, das eine Tüte Süßigkeiten geschenkt bekommen hat.

Rachel schüttelt den Kopf. »Ich bin zum Arbeiten hier, nicht zum Vergnügen.«

Sky zieht ein mürrisches Gesicht. »Und ich will, dass meine Leibwächterin dem besten Freund meines Mannes zeigt, wo der Hammer hängt. Du willst es doch auch. Guck ihn dir an … Dieses selbstgefällige Grinsen«, stachelt sie Rachel an.

»Nein.« Nates Stimme donnert wie eine Drohung über den Tisch.

Rachel kneift die Augen zusammen und stemmt die Hände in die Hüften. »Ich bin nicht dein Privatbesitz …«, setzt sie an, und ich weiß jetzt schon, dass es interessant zu werden verspricht. Bei den Worten »Ich bin nicht dein Privatbesitz« geht es immer ans Eingemachte.

Nate runzelt die Stirn. »Da sprechen das Tattoo an deinem Ringfinger und das Ehegelübde, das wir uns vor zehn Jahren gegeben haben, aber eine ganz andere Sprache, Feuerengel.«

Sie lächelt, aber es ist so ein verschlagenes Lächeln, das Frauen draufhaben, wenn sie drauf und dran sind, einem Kerl die Eier abzuschneiden und ihm das Maul damit zu stopfen.

Bo reibt sich die Hände und stößt einen Pfiff aus. »Jetzt geht’s ab. Der Kampf der van Dykens! Ich setze auf Rachel.«

Nate sieht aus, als würde er Steine zermalmen.

Rachel sieht ihrem Mann in die Augen und sagt: »Reiten wir los, Bo. Du gegen mich.«

»Worum wetten wir?« Siegessicher lehnt er sich zurück.

»Der Verlierer muss einen Tag lang einen Rock tragen. Der Gewinner bestimmt das Datum.« Rachel verzieht die Lippen zu einem zuversichtlichen Grinsen.

»Haha. Das will ich sehen.« Royce lacht hinter vorgehaltener Hand.

Nate knurrt so laut, dass es selbst über die wummernde Musik noch zu hören ist.

»Ich weiß nicht, wen ich lieber im Rock sehen will!« Sky lacht. »Beides wäre super!« Ihr Gesicht strahlt vor Freude. Wie habe ich das vermisst. Am liebsten würde ich sie leidenschaftlich küssen, also mache ich es einfach.

Sie keucht in meinen Mund, und ich nutze die Gelegenheit, mit der Zunge einzutauchen und ihre zu schmecken. Unsere Zungen tanzen, doch allzu schnell löst sie sich wieder von mir und wendet sich dem Schauspiel an unserem Tisch zu. Ich lege Skyler den Arm um die Schulter und ziehe sie an mich.

»Du bist dran, Milchbart. Bringen wir’s hinter uns. Nate, du musst mal kurz allein übernehmen.«

»Offensichtlich«, stößt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und seine Verärgerung ist ihm deutlich anzusehen.

Sie zwinkert ihm zu und schlendert zu den Angestellten der Bar hinüber, die gerade den Bullen in Gang bringen. Bo zieht seine Lederjacke aus und wirft sie über die Stuhllehne, dann folgt er ihr.

Royce und ich zücken unsere Brieftaschen und werfen jeder einen Fünfziger auf den Tisch.

»Hey, ich will auch mitmachen.« Sky zieht schmollend einen Fünfziger aus der Tasche und legt ihn zu den anderen. »Auf wen wettet ihr?«

Wie aus einem Munde antworten wir: »Bo.«

Ihr fällt die Kinnlade runter, und sie wirkt ehrlich geschockt. »Niemals! Ich wette auf Rachel! Solidarität unter Schwestern!« Sie reckt die Faust in die Luft und ruft: »Rach, du schaffst es!«

Das Licht wird gedimmt, nur noch der Rodeoring ist beleuchtet. Zu meinem Erstaunen fängt Bo an. Er schwingt ein Bein lässig über den massigen Bullenkörper, umfasst den Griff, streckt den Arm in die Luft und nickt dem Angestellten hinter dem Schaltpult zu.

Der Bulle fängt wie wild an zu buckeln, und das Publikum zählt die Sekunden. Nach drei Sekunden bockt der Bulle wie verrückt, und Bo verliert fast das Gleichgewicht. Sein Körper stemmt sich gegen die Bewegungen des Bullen, und das Publikum verkündet die achte Sekunde, als das Ding heftig nach rechts ruckt und ihn abwirft. Er segelt durch die Luft und landet in einem Häufchen auf dem roten Polster. Er springt auf und reckt die Hände in die Luft. Das Publikum jubelt. Mit einem selbstgefälligen Grinsen deutet er auf Rachel, die Finger zu einer Pistole geformt.

Rachel steigt über die gepolsterte Umrandung und hüpft auf den Bullen, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes geritten.

Oh‑oh.

Sie schlingt die Beine fest um den Körper des Ungetüms und wischt sich die Hand am Hosenbein ab, dann umfasst sie den Griff. Sie schließt die Augen, atmet tief durch, dann hebt sie die Hand. Mit einem Ruck erwacht der Bulle zum Leben, bewegt sich nach links, rechts, hoch, runter, im Kreis. Bei Sekunde vier fängt er an zu rotieren.

Bei fünf buckelt er hoch und nach hinten.

Bei sechs schwingt er nach rechts.

Bei sieben wieder nach links.

Bei Sekunde acht bewegt sich Rachels Körper fließend, schwingt den Arm, während sich das Plastiktier ruckend unter ihr windet. Ihre langen Zöpfe fliegen im Kreis wie ein Lasso. Sie hat es wirklich drauf. Bewegt sich mit der Maschine, nicht gegen sie. So etwas habe ich noch nie gesehen.

Das Publikum ist jetzt bei neun … und sie ist immer noch oben.

Nach zehn Sekunden hält der Bulle schließlich an.

Rachel wirft sich die Zöpfe über die Schultern und zwinkert dem verdatterten Bo zu. Als würde sie das jeden Tag machen, schwingt sie ihr Bein über den Rücken des Bullen und springt ab.

»Her mit dem Geld, Jungs!« Sky klatscht in die Hände, schnappt sich das Geld und wedelt damit in Rachels Richtung.

Bo folgt der blonden Göttin. Auf seinem Gesicht ist kein Ärger abzulesen, weil er verloren hat, sondern Ehrfurcht vor der unglaublichen Frau, die es ihm gerade so richtig gezeigt hat.

Rachel legt ihr Holster wieder an, dann lässt sie sich seelenruhig nieder und nippt an ihrem Wasser.

Bo geht zu Nate und sagt ihm ins Gesicht: »Du bist echt ein Glückspilz.«

Nate schmunzelt. »Und so reitet sie nicht nur Bullen.«

»Fuck!« Bo reibt sich den Nacken.

»Sie sagen es.« Nate grinst. »Heißer Ritt, Feuerengel.« Er zwinkert seiner Frau zu.

»Ich glaube, das war nicht mein letzter Ritt heute Abend«, kontert sie.

»Dafür werd ich schon sorgen«, verspricht Nate.

Da wird wohl jemand Spaß haben heute Nacht. Ich reibe meine Nase an Skylers Schläfe. Sie legt mir die Hand aufs Knie und streicht mir über den Oberschenkel, lässt sie dort liegen. Anscheinend ist Nate nicht der Einzige, der heute Spaß haben wird.

Skyler drückt meinen Oberschenkel, und obwohl wir heute etwas Schreckliches erfahren haben und mit Wendy und Michael trauern, konzentrieren wir uns auf die schönen Momente im Leben. Ich glaube, genau darauf kommt es an. Den Augenblick zu leben.

KAPITEL 3

Wir sind zurück in Boston, und seitdem auf Wendy und mich geschossen wurde, ist eine ganze Woche vergangen. Davon waren drei Tage von der Angst beherrscht, Wendy würde nicht wieder aufwachen, und als sie dann aufgewacht ist, haben wir erfahren, dass sie ein Kind verloren hat, von dem keiner von uns ahnte, dass sie es überhaupt erwartet hat. Nicht mal sie wusste es. Für diese kleine Gnade danke ich Gott. Das bedeutet nicht, dass die beiden ihren Verlust so nicht betrauern, aber so haben sie mehr Hoffnung für die Zukunft. Können nach vorn schauen.

Schon merkwürdig, wie wir uns im Angesicht eines Verlustes zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden können. Entweder, wir begreifen ihn nie und erholen uns nie wieder davon, oder wir finden den Mut und die Stärke, nach vorn zu blicken und den Verlust zu akzeptieren. Sonst landet man womöglich in einem Teufelskreis. Jeden Tag und jeden Augenblick immer wieder den Verlust durchleben, ihn niemals aufgeben und loslassen können, was meiner Meinung nach der Liebe zu dem nicht würdig ist, was man verloren hat.

Die zweite Möglichkeit heißt Akzeptanz. Den Schmerz und das Leid des Verlustes akzeptieren und sich davon leiten lassen, bis man stärker ist und im Hier und Jetzt lebt, statt der Vergangenheit nachzuhängen.

Die Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen ist allerdings leichter gesagt als getan. Das ist eine Herausforderung, der sich wohl jeder täglich stellen muss. Jeder hat schon einen Verlust erlitten oder eine Tragödie überlebt. Es kommt nur darauf an, sein Herz heilen zu lassen, seine Kraft zusammenzunehmen und nach vorn zu schauen.

Schritt für Schritt.

Tag für Tag.

Im Hier und Jetzt zu leben.

Ich befürchte jeden Tag, dass ich eine E‑Mail von der Regierung bekomme oder ein Vertreter des Militärs bei mir oder meinen Eltern klingelt und sagt, dass mein Bruder Paul gefallen ist. Mir läuft ein Schauer über den Rücken, und meine Brust schnürt sich zusammen. Mein Bruder ist mein Held und ein Held für jeden Amerikaner. Er setzt selbstlos sein Leben aufs Spiel, um unsere Freiheit zu verteidigen und Tyrannei auf der ganzen Welt zu bekämpfen. Aber die Ungewissheit ist grausam.

In dieser Situation hoffe ich einfach darauf, dass Wendy und Michael sich gegenseitig unterstützen, um ihren Verlust zu verarbeiten, und gestärkt und tiefer verbunden daraus hervorgehen. Eigentlich bin ich mir da ziemlich sicher. Dass sie angeschossen wurde und ein Baby verloren hat, von dem sie gar nichts wussten, wird die beiden noch fester zusammenschweißen. Das Leben ist kurz, das haben wir alle letzte Woche gelernt. Wir müssen so leben, als könnte morgen alles vorbei sein.

Deshalb habe ich Skyler auch noch nicht wieder nach Hause geschickt.

Ich gehe zu meinem Bett, in dem sie immer noch schläft, und stelle die Tasse Kaffee ab, die ich ihr gemacht habe. Mein Gott, wie überirdisch sie ist. Ihr natürlicher Hautton schimmert, und ihr goldenes Haar glänzt unter den Sonnenstrahlen, die durch die Jalousie an meinem Schlafzimmerfenster dringen. Sie hat sich die weiße Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen, und ich ziehe sie langsam weg, bis ich auf ihre nackte Brust und die perfekten rosa Nippel stoße. An der einen Brust hat sie seitlich einen münzgroßen Knutschfleck, weil ich ihren nackten Körper etwas zu besitzergreifend behandelt habe. Es gibt keinen Zentimeter an ihr, an dem ich in den letzten achtundvierzig Stunden nicht geleckt, geküsst, gesaugt oder geknabbert habe. Ich kenne jede Sommersprosse, jede winzige Narbe und jedes Muttermal, einfach jeden einzelnen Fleck ihres Körpers.

Vorsichtig setze ich mich rittlings auf sie, ziehe mir die Decke über den Rücken und kuschele mich auf sie, ohne sie mit meinem Gewicht zu erdrücken. Meine Finger sind aneinandergetapt, und meine Handfläche ist eine einzige zusammengeklebte rote Linie, die von Schorf bedeckt ist. Ich werde den Stützverband wieder anlegen, weil ich heute wieder zur Arbeit gehe, aber die letzten zwei Tage hätte er mich dabei eingeschränkt, meine Frau zu lieben.

Skyler seufzt und schlingt die Arme um mich. Ich reibe die Nase zwischen ihren Brüsten, stupse mit der Zunge gegen die Nippel und sauge fest daran, bis sie feucht schimmern und sich aufgerichtet haben. Ihre rosa Farbe hat sich inzwischen in einen Pflaumenton verwandelt, der ihre Erregung widerspiegelt. Mit der gesunden Hand streiche ich über ihren Bauch und zwischen ihre Beine. Als ich spüre, wie heiß und feucht sie dort ist, stöhne ich auf, beiße ihr in den Nippel und schiebe ihr zwei Finger tief in die Mitte.

»Oh Gott … ich dachte, ich träume das nur.«

Ich fingere sie langsam, bis sich ihr Körper unter mir windet und ihre Hüfte sich mir entgegenstemmt, damit ich weiter vordringen kann.

Sie seufzt und wirft den Kopf zurück. Ich merke sofort, dass ich den Punkt in ihr gefunden habe, der sie verrückt macht, weil ihr Körper dann völlig erstarrt und jeder Muskel sich anspannt.

»Willst du jetzt kommen, oder soll ich dich vögeln?« Ich lecke ihr an der Seite des Halses entlang, bis sie erschauert.

»Ich will jetzt kommen, und dann sollst du mich vögeln.« Sie stöhnt und gräbt mir die Nägel in den Rücken.

Ich schüttele den Kopf und lache in ihrem Haar. »Gieriges Mädchen.«

»Bei dir … immer.« Sie seufzt, als ich mir doppelt Mühe gebe und mit ihrem G‑Punkt spiele, bis sie mir förmlich entgegenhüpft.

Ihr Körper ist Wahnsinn, kurz bevor sie kommt, und ich kriege nie genug davon. Sie hat immer die Augen fest geschlossen, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet und den Hals nach hinten gebogen. Aber das ist noch nicht mal das Beste. Ich will es wieder einmal testen und mich von ihr lösen, sodass ich sie nur noch an ihrer Mitte berühre, aber das lässt sie nicht zu. Nein. Meine Frau will mich immerzu berühren, vor allem, wenn sie kurz vor dem Höhepunkt ist.

»Komm her …« Ihr stockt der Atem, als ich die Hand noch heftiger bewege und die Finger ihren empfindlichen Punkt in einem Rhythmus stimulieren lasse, gegen den sie machtlos ist. »Parker … Süßer, komm her.« Sie schlingt die Hände um meinen Rücken und zieht mich auf sich, Brust an Brust, Herz an Herz. Ich spüre das wilde Pochen an meiner Brust, mein Herzschlag passt sich ihrem an, unsere Herzen schlagen im Takt, als sie kommt. Sie umklammert mich mit Armen und Beinen und presst die Hüfte an mich, und die Bestie verliert einen Lusttropfen.

Ich stöhne an ihrer Schulter, ziehe meine Hand heraus und dringe in ihre heißen Tiefen ein. Sie nimmt mich mit einem Schrei auf, ihr Inneres pulsiert immer noch vor Lust. Ich nehme sie schnell und hart, damit sie immer weiter kommt, bis sich mein ganzer Rücken anspannt, meine Peniswurzel kribbelt und meine Eier sich fest zusammenziehen. Sie hält mich fest umklammert, von innen mit ihrem Geschlecht und von außen mit Armen und Beinen. Sie umgibt mein ganzes Wesen mit ihrem ganzen Wesen, und ich weiß gar nicht mehr, ob wir überhaupt noch zwei getrennte Körper sind. Ich komme in so heftigen Wellen, dass ich jedes Gespür für Zeit und Bewegung verliere und meine Frau rammele, als würde ich nie wieder Gelegenheit dazu haben. So ist es immer. Zeit, Raum, alles um uns herum verschwindet. Dann sehe und spüre ich nur noch sie.

Nur Skyler.

Sex mit einer Frau hat sich noch nie im Leben so gut und überwältigend angefühlt. Vielleicht, weil es vorher nie um Liebe, sondern nur um Befriedigung ging. Zwei Körper, die sich physikalisch aneinanderrieben, bis es eine biologische Reaktion gab. Mehr nicht. Mit Skyler ist es ein Abenteuer. Jedes Mal ist anders. Wenn wir zusammen sind, dann begegnen sich nicht nur unsere Körper, dann verschmelzen auch unser Geist und unsere Herzen, unsere Seelen erkennen einander.

Manche glauben, dass die Seele weiß, wenn sie ihren Seelenverwandten gefunden hat. Ich kann mir nicht vorstellen, etwas zu erleben, das mit dem, was ich mit Skyler habe, mithalten oder sogar besser sein könnte. Sie ist es.

Bin ich genug für sie?

Wird unsere Beziehung ihr langfristig genügen? Wird sie mir treu bleiben? Dann ist da natürlich auch noch ihr Job. Sie ist die gefragteste Frau der Welt, nicht nur auf der Leinwand. Wie soll ich da mithalten?

Die Gedanken verfliegen, als Skyler schlaftrunken mit den Fingernägeln über meine Kopfhaut fährt. Ich lächele an ihrem Hals, an den ich mich geschmiegt habe, und hebe den Kopf. »Morgen, Peaches. Wie geht’s dir heute?«

Sie grinst. »Hmm, sehr gut.« Sie streckt die Beine aus, mein schlaffer Schwanz rutscht aus ihr heraus, und sie schmollt.

Ich lache leise und stütze mich ab. »Keine Angst, davon gibt es noch viel mehr.« Ich küsse sie von der Brust bis zum Bauch und setze mich auf. »Ich hab dir Kaffee gemacht.« Ich deute auf den Nachttisch, und auf der anderen Seite vibriert mein Handy.

»Du bist so gut zu mir«, murmelt sie, setzt sich auf und küsst mich sanft auf den Mund.

Wenn es nur so wäre, denke ich mir, weil ich immer noch dar-an zu knabbern habe, dass ich ihr nicht genug vertraut habe. Und das, obwohl sie eine ähnliche Situation schon zwei Monate vorher erlebt hat, und damals hat sie nicht gezögert, mir zu glauben und meine Version der Geschichte anzuhören, ohne Hals über Kopf davonzustürmen wie ich. Ich weiß ja, dass Kayla mich total verarscht hat, aber wenn ich das mit der Beziehung zwischen Skyler und mir vergleiche, dann war das eine völlig andere Situation. Skyler ist nicht Kayla. Und was ich mit dem Miststück hatte, ist nicht annähernd so schön und stark gewesen wie das, was ich mit Sky habe.

Seufzend versuche ich, das alles zu vergessen, weil Sky und ich von vorne anfangen wollen. Wir wollen einander vertrauen, an unsere Liebe glauben und alles andere auf uns zukommen lassen. Mehr können wir im Moment nicht tun.

Ich drehe mich um, lasse sie los und rolle mich auf die andere Seite, damit ich ans Handy gehen kann.

»Yo!«, sage ich fröhlich, weil bei mir gerade nur Sonnenschein und Regenbogen angesagt sind.

»Bruder«, begrüßt mich Royce. »Ich weiß, dass dir das jetzt ein bisschen die Zeit mit Skyler verhagelt, aber unsere nächste Kundin kommt heute vorbei.«

»Ja, ich weiß. Und du hast gesagt, dass du dich mit ihr triffst.«

Er seufzt. »Sie verlangt nach dir, sonst springt sie ab. Es geht wieder um eine sechsstellige Summe, Bruder, und nach der ganzen Scheiße, die wir in San Francisco und Montreal durchgemacht haben, will ich mich echt aufs Business konzentrieren und auf mein silbernes Baby hinarbeiten.«

Der Porsche 911.

Auf das Auto ist er schon seit Jahren scharf, aber er hat es trotz seines Einkommens noch nicht gewagt. Irgendwie frage ich mich, ob er erst irgendein albernes Ziel anstrebt, das er nicht zugeben will. Meine erwachsene Seite sagt mir allerdings, dass ich es gut sein lassen sollte, weil es verdammt noch mal seine Sache ist.

»Mist. Na gut, aber Sky ist bei mir, und die Paparazzi wissen, dass wir hier sind. Wir haben Nate gesagt, dass wir mindestens drei Tage lang nicht rausgehen. Die beiden arbeiten zwischendurch an irgendeinem anderen Auftrag. Ich kann sie nicht ohne Schutz hierlassen. Hat André eine Vertretung für Wendy geschickt, bis sie zurück ist?«

»Ja, gestern. Ganz nett. Ruhig. Zu ruhig. Ich will Wendy zurück.«

Mich packen wieder Schuldgefühle wegen Wendys gegenwärtiger Situation, aber die schiebe ich in die Ecke zu den Vertrauensproblemen. »Ja, ich auch, Bruder. Ich auch. In Wendys Akten stehen die Kontaktdaten für eine zweite Security-Firma, die die van Dykens abgenickt haben. Schick jemanden von denen und einen Fahrer her, dann kommen wir.«

»Geht klar. Danke, Alter.« Royce klingt dankbar.

»Hey, ist doch unsere Firma. Deine, meine, Bos und Wendys, oder?«

»Stimmt, Bruder. Peace«, murmelt er und legt auf, bevor ich antworten kann.

»Was machst du?« Sky kommt aus dem Bad und trägt nichts als ein weißes Spitzenhöschen und eins meiner Hemden.

Ich lecke mir über die Lippen und beiße auf die untere. Beim Anblick ihres superheißen Körpers denke ich überhaupt nicht mehr an Arbeit. »Dich vernaschen, wenn du dir nicht gleich eine Hose anziehst.«

Sie kichert und beugt sich vor, um nach ihrem Kaffee zu greifen. Das Hemd rutscht hoch, und ihr herzförmiger Hintern kommt zum Vorschein.

»Mein Gott, Frau, du machst mich fertig. Du musst aufhören, so verdammt sexy zu sein, sonst schaffe ich es nie zur Arbeit.«

Sie zieht einen Schmollmund. »Du musst zur Arbeit? Ich dachte, wir haben noch einen Tag.«

Ich stehe auf und gehe zu ihr, wobei sich die Bestie halb aufrichtet und sich bereit macht, es noch mal mit der schärfsten Frau der Welt aufzunehmen.

»Tut mir leid. Aber die Kundin hat sich geweigert, nur Royce zu treffen.« Ich streichele ihr tröstend über die Arme. »Er hat nicht gesagt, warum. Aber er hätte nicht angerufen, wenn es anders gegangen wäre. Er schickt das andere Security-Team rüber. Macht es dir was aus, mit mir zur Arbeit zu kommen?«

Skyler schüttelt den Kopf und drückt mir die Stirn an die Brust. »Ich will einfach so viel Zeit mit dir verbringen wie möglich.« Sie streicht mir über den Brustkorb und hinunter zur Hüfte und wieder hoch. »Du hast mir so gefehlt, und ich weiß ja, dass alles wieder gut ist, aber …«

»Du kannst dich noch nicht trennen«, beende ich ihren Satz.

Sie nickt. »Ja, genau.«

Ich nehme ihre Kaffeetasse, stelle sie wieder auf den Nachttisch und umfasse ihre Wangen. »Ich doch auch nicht. Deshalb ist jetzt Nimm-deine-Freundin-mit-zur-Arbeit-Tag. Wär das was?«

Sie grinst und nickt. »Aber erst …« Ihre Hände gleiten über meine Brust, die stahlharten Bauchmuskeln und weiter zu den dunklen Locken, zwischen denen die Bestie schon wieder komplett erwacht ist. Mit schelmischem Gesicht und frechem Grinsen setzt sie sich auf meine niedrige Bettkante. So befindet sich ihr Kopf auf perfekter Höhe für meinen äußerst ungeduldigen Freund.

Sie leckt über die Spitze, und ein Tropfen meiner Erregung tritt hervor. Skyler legt die Lippen um meine runde Eichel und nimmt mich in ihre Kehle auf.

Wie auf Autopilot greife ich ihr ins Haar und schließe die Augen. »Verdammt perfekte Frau.«

Sie saugt fest an meinem begierigen Schwanz, dann löst sie die Lippen mit einem hörbaren Schmatzen. Sie umfasst den Schaft unten mit ihrer kleinen Hand, bewegt sie auf und ab und macht mich weiter mit ihrem Mund verrückt. Meine Lust breitet sich sternförmig aus, bis mir die Knie zittern.

»Vergiss das bloß nicht«, stöhnt sie und nimmt mich wieder in den Mund.

Ich schlucke heftig, drehe das Gesicht zur Decke, und ihre Zunge spielt mit der Spitze und stupst gegen die empfindliche Stelle unterhalb der Eichel. »Niemals«, keuche ich und stoße mit der Hüfte tiefer in ihren Mund. Sie stöhnt und lässt mich weit in ihre Kehle vordringen.

»Ich könnte nicht mal in tausend Jahren vergessen, wie die Frau, die ich liebe, mich um den Verstand bringt.«

Ich packe ihren Kopf, und sie erhöht das Tempo. Wenn sie keine Blowjob-Göttin ist, dann weiß ich auch nicht. Ich halte mich an ihren Haaren fest, lege die Hände auf ihre Wangen und halte sie in Position, während ich mich vorsichtig bewege. Sie saugt mich tief und kräftig ein, wobei ihre Stimulation perfekt zwischen Hand und Mund wechselt.

Mir wird schwarz vor Augen, und ich sehe Sterne hinter meinen Lidern funkeln, als das Kribbeln anfängt und ich kurz vorm Explodieren bin. Ich stupse gegen ihre Wange, um sie vorzuwarnen, aber sie hört nicht auf. Wenn ich kurz davor bin, ist meine Frau immer ganz verrückt nach meinem Schwanz. Mir ist klar, dass es ihr gefällt, in diesem verletzlichen Moment die Kontrolle über mich zu haben. Aber sie weiß nicht, dass ich ihr die Zügel gern so oft überlasse, wie sie sie möchte. Vor ihr kam das gar nicht in die Tüte. Da hatte ich das Sagen im Bett. Bei Sky … ist alles ein Geben und Nehmen.

Ich komme spektakulär in ihrer Kehle, und sie macht immer weiter, bis ich ganz leer und erschöpft bin.

Sky steht wieder auf, und ich gebe ihr einen intensiven, dankbaren Kuss. »Du machst mich alle, Baby«, flüstere ich an ihren Lippen und schmecke mich auf ihrer süßen Zunge. Ich bin salzig, und sie ist süß.

Sie meint: »Oh ja, das war mein Ziel.«

Ich nehme sie in den Arm und halte sie lachend fest. Es fühlt sich so gut an, sie wieder im Arm halten zu können. Ich will, dass sie da für immer bleibt, und ich will nie wieder ohne sie leben müssen. Neues Ziel: Alles beseitigen, was meiner Zukunft mit dieser Frau im Weg steht. Ich will mir ein Leben mit ihr aufbauen, und dafür werde ich alles tun. Egal, ob ich ihrer würdig bin oder nicht, wenn sie mir weiterhin alles von sich gibt, werde ich es annehmen.

Hand in Hand und kichernd wie zwei liebeskranke Irre betreten wir das Büro von IG. Als ich nicht nur eine, sondern gleich zwei fremde Frauen in unserem Büro erblicke, lege ich den Arm um Skylers Taille und drücke sie an mich.

Die Blondine, die hinter Wendys Schreibtisch sitzt, steht sofort auf. Sie schaut erst mich an und reißt dann die Augen auf, als sie Skyler sieht. »Mr Ellis. Äh, Ms Paige, nehme ich an.«

»Und Sie sind?«

»Annie, Annie Pinkerton.« Sie streckt mir die zitternde Hand entgegen. Immer wieder muss sie Skyler ansehen, und ihre Stimme bebt beim Sprechen. »Ich bin die Vertretung von Canton Global. André hat mich geschickt, damit ich für zwei Monate die Stelle als persönliche Assistentin übernehme.«

»Ach ja. Willkommen bei IG.« Ich drehe mich um. »Und Sie sind?«

Eine zierliche Brünette mit klugen dunklen Augen und glattem, cappuccinofarbenem Haar erhebt sich aus dem Wartebereich und kommt mir mit ausgestreckter Hand entgegen. Sie ist keine eins sechzig groß, trägt ein schlichtes, aber perfekt sitzendes Etuikleid und eine raffinierte Goldkette, die an ihrem Hals ein gut platziertes Statement-Piece abgibt. An den Füßen trägt sie teure und stylishe Ballerinas, die zu ihrer Coach-Tasche passen. Die Frau strahlt Selbstvertrauen und Direktheit in Form eines kleinen, aber hübschen Paketes aus.

»Ich bin Amy Tannenbaum, Geneva James’ Literaturagentin. Ich habe einen Termin bei Ihnen.« Ihr Tonfall ist direkt und professionell. Keine Spur von Überschwang oder Trara, weil ein A‑Promi vor ihr steht. Sie gefällt mir sofort.

»Danke fürs Warten, Ms Tannenbaum. Ich kümmere mich kurz um meine Freundin, dann komme ich sofort zu Ihnen«, sage ich und gehe auf den Flur zu meinem Büro.

»Eigentlich würde ich gern mit Ihnen beiden sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben. Mein Geschäftsvorschlag und mein Anliegen betreffen Sie sozusagen beide.«

Ich runzele die Stirn, und Skyler schaut zu mir hoch. »Meinetwegen, wenn es dich nicht stört«, sagt sie.

»Das ist aber ziemlich unorthodox …«, setze ich an.

Amy beeilt sich, hinzuzufügen: »Wenn ich die Partnerin meines Cousins Gabriel Jeroux, Sophie Rolland, richtig verstanden habe, dann gehen Sie grundsätzlich eher unorthodox vor. Oder nicht?« Sie lächelt knapp und wartet darauf, dass ich ihre Worte verdaut habe.

Sophie. Diese Frau. Erst eine Prinzessin und jetzt eine Literaturagentin. Was kommt als Nächstes? Ein reicher Zauberer? Würde ich ihr zutrauen. Das erinnert mich mal wieder daran, dass ich sie anrufen wollte. Es ist schon viel zu lange her, und ich habe immer noch nicht erfahren, ob der französische Wissenschaftler ihr nun einen Ring an den Finger gesteckt hat oder nicht.

»Na gut, nun, dann kommen Sie doch mit nach hinten. Annie, bitte sagen Sie Royce, dass ich da bin, falls er mich braucht. Wir unterhalten uns mit Ms Tannenbaum.«

»Selbstverständlich, Mr Ellis.« Sie strahlt, setzt sich schweigend hin und wendet sich wieder ihrem, oder besser gesagt Wendys, Schreibtisch zu. Ich knirsche mit den Zähnen und drücke Skys Hand.

Sie streicht mir über den Arm, und Amy folgt uns.

»Ihr geht es gut, und sie kommt bestimmt bald wieder zur Arbeit. Du wirst schon sehen«, flüstert sie, und ich hole tief Luft und lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. Wendy wird zurückkommen. Das ist nur eine Frage der Zeit. Die schwierige Zeit ohne sie werden wir schon überstehen.

Ich öffne meine Bürotür und deute auf die Sitzecke, damit Skyler und ich nebeneinander und Amy im Sessel sitzen kann. Als wir alle Platz genommen haben, klatsche ich in die Hände und zucke zusammen, als meine beiden gebrochenen Finger aufeinandertreffen.

Skyler greift nach meinem Unterarm, ich lege meine Hand auf ihre und konzentriere mich auf Amy. »Was kann International Guy für Sie tun, Ms Tannenbaum?«

Amy öffnet ihre Tasche und legt einen etwa einen Zentimeter dicken, zusammengehefteten Papierstapel auf den Tisch zwischen uns. »Das ist die erste Hälfte des letzten Buches der begehrten Hollywood-Star-Trilogie.«

Skyler klappt die Kinnlade herunter, und sie schnappt nach Luft. »Nein …«, keucht sie.

Amy nickt. »Anscheinend wissen Sie, wovon ich rede.«

»Geneva James …« Sie schluckt und spricht so verträumt, wie ich es sonst nur im Schlafzimmer zu hören bekomme und nicht in meinem Büro, wenn es um eine Autorin geht. »Sie ist ja auch eine der Besten im Romance-Genre überhaupt. Ich habe alles von ihr gelesen.«

Amy lächelt und nickt, ihre Körpersprache drückt Stolz aus. »Ich bin froh, dass Sie Fan sind. Das macht es mir leichter, mein Anliegen vorzutragen.«

Stirnrunzelnd nehme ich das Werk in die Hand und überfliege die Seiten. Sagt mir gar nichts. Aber von der Autorin habe ich schon mal gehört. Viele ihrer Bücher wurden als Blockbuster verfilmt. »Womit haben wir es hier noch mal zu tun?« Ich halte den dicken Stoß hoch.

»Wie gesagt, das ist die Hälfte des dritten und letzten Buches der Hollywood-Star-Trilogie. Die ersten beiden Bände waren einhundert Wochen lang auf der Bestsellerliste der New York Times. Dieses Buch hier hätte schon vor einem Jahr erscheinen sollen. Die Fans sind außer sich, und je länger sich die Veröffentlichung verzögert, desto mehr Anhänger könnten wir verlieren. Die Rechte für die Trilogie haben wir schon an Paramount Pictures verkauft, und die wollen dringend mit dem ersten Film anfangen, sind aber argwöhnisch, weil das letzte Buch noch nicht fertig ist.«

»Gut. Das verstehe ich, aber ich weiß nicht genau, was Sie zu uns führt.«

Sie schürzt die Lippen. »Geneva leidet an einer Schreib-blockade. Eine Schreibblockade, die das Ende ihrer Karriere bedeuten könnte. Sie sagt immer wieder, dass sie nicht weiß, wie die Story enden soll. Ihre Figuren sprechen nicht mehr zu ihr.«

Sky verpasst mir einen Stoß gegen die Schulter. »Mit so was kennst du dich doch aus.« Sie schmunzelt.

Ich neige den Kopf. »Das ist doch nicht dasselbe. Bei dir ging es um deine persönliche Muse und private Probleme, nicht um den Handlungsbogen einer Schriftstellerin. Da bin ich mir nicht so sicher, dass ich helfen kann.«

Amy zückt ihr Scheckheft. »Meine Firma ist bereit, Ihnen zweihundertfünfzigtausend Dollar zu zahlen, um unsere Autorin wieder in die Spur zu bringen. Sie aus ihrem emotionalen Loch zu holen. Damit sie sieht, was wir alle sehen …«

»Und das wäre?« Ich beuge mich vor und konzentriere mich ganz auf Amys Worte und den ehrlichen Klang ihrer Stimme.

»Dass sie unglaublich talentiert ist. Worte und Geschichten erzählen sind ihre Gabe. Leider hat sie der Verlag, mit dem sie an ihrem letzten Projekt gearbeitet hat, fürchterlich behandelt. Sie haben ihr Vertrauen missbraucht und ihr das Gefühl gegeben, nichts wert zu sein. Und jetzt bricht sie unter dem Druck, das letzte Buch einer so berühmten Serie zu Ende zu schreiben, völlig zusammen. Sie ist wie gelähmt vor Angst, ihre Leserinnen und vor allem sich selbst zu enttäuschen.«

Skyler schlägt sich die Hand auf die Brust. »Was? Oh nein. Das ist ja schrecklich. Sie ist eine tolle Geschichtenerzählerin. Süßer, du musst die ersten zwei Bände der Trilogie lesen. Die sind fantastisch.«

»Das finde ich interessant, dass Sie das so sehen, Ms Paige. Immerhin waren Sie die Inspiration für Simone Shilling, die junge blonde und sehr berühmte Schauspielerin im Buch. Die Frau, die Millionen von Frauen in aller Welt lieben, obwohl die Arme selbst Pech in der Liebe hat. Bis …«

Skylers ganzes Gesicht hellt sich vor Begeisterung auf, und sie beendet Amys Satz: »… sie Dean Briggs begegnet, einem Geschäftsmann, der weder ein Promi noch daran interessiert ist, mit einem zusammen zu sein.«

Amy strahlt, und ihr Gesicht verwandelt sich augenblicklich von hübsch in schön. Ihr glattes, dunkles Haar fällt ihr wie ein seidiger Vorhang ins Gesicht. Es bildet den perfekten Kontrast zu ihrer olivfarbenen Haut und dem geschmackvollen Make‑up. Wenn ich sie mit zwei Wörtern beschreiben müsste, würde ich sie den Inbegriff selbstbewusster Eleganz nennen.

»Dann haben Sie die Story also wirklich gelesen.«

»Ja, ja, tausendmal bestimmt! Ich habe meiner Agentin schon gesagt, sie soll nach neuen Filmen von ihr Ausschau halten, bei denen ich für die Hauptrolle infrage komme.«

»Und genau darum geht es auch bei meinem Vorschlag.« Amy schmunzelt zwar nicht direkt, aber ich merke, dass sie kurz davor ist. Sky frisst ihr aus der Hand.

Na endlich. Das denke ich, aber ich sage es nicht laut. »Ich bin ganz Ohr.«

»Wenn Ms Paige interessiert ist, würde ich Sie beide gern nach London einladen, damit Sie sich mit meiner Klientin treffen und Zeit mit ihr verbringen können. Sie muss das Buch beenden, aber irgendwas bremst sie. Das sollen Sie herausfinden und ihre Schreibblockade lösen. Davon hängt eine Menge ab. Und Ms Paige, wenn Sie mitkommen, sorge ich dafür, dass die von Paramount erfahren, dass Sie das Vorbild für die Figur und daher am besten geeignet sind, sie zu spielen. Allein der Vertrag würde Ihnen mehrere Millionen Dollar einspielen.«

»Ich bin dabei! Aber so was von!«, ruft Skyler aufgeregt.

»Peaches, ich weiß nicht, ob du verstehst, was das bedeutet. Dann musst du dir freinehmen, wovon Tracey bestimmt nicht begeistert ist. Außerdem dachte ich, dass du für den Angel-Film Pressetermine hast?«

Sie schürzt die Lippen und winkt ab. »Das kriege ich schon hin. Auch wenn das mit dem romanbasierten Drehbuch nichts wird, kann ich immerhin meine absolute Lieblingsautorin treffen. Weißt du eigentlich, wie cool das ist? Du musst mich mitnehmen!« Sie zieht einen Schmollmund und schiebt die Unterlippe dabei so weit vor, dass ich sie zur Strafe am liebsten küssen und daran knabbern will.

Ich sehe Amy an und seufze. »Zweihundertfünfzigtausend für zwei Wochen. Länger nicht. Wenn ich sie nicht aus ihrem Tief holen kann, wird das weder mir noch meiner Firma, noch Ms Paiges Chancen, nach Beendigung des Buches in der Verfilmung mitzuspielen, schaden. Einverstanden?«

Amy setzt sich aufrecht hin und streckt ihre kleine Hand aus. »Sie verhandeln knallhart. Das respektiere ich.«

Ich schüttele ihr die Hand. Skyler tut es mir gleich.

»Wann brauchen Sie uns denn in London?«

Sie steht auf und streicht sich das Etuikleid glatt. »Ich war so frei, Ihnen beiden morgen früh um zehn einen Flug mit British Airways zu buchen.«

»Das war aber ein bisschen riskant, meinen Sie nicht, Ms Tannenbaum?« Ich grinse, und mir gefällt die kompromisslose Art der Frau.

»Das Leben ist voller Risiken. Wenn es sich lohnt, erscheint einem das Risiko auf einmal ganz klein. Ich freue mich auf Ihre regelmäßigen Berichte dazu, wie es meiner Autorin geht, Mr -Ellis.«

»Dann sollen Sie sie bekommen. Hinterlassen Sie Ihre Kontaktdaten bei meiner Assistentin, dann melden wir uns«, sage ich.

»Es war schön, Sie beide kennenzulernen.« Sie gibt uns noch einmal die Hand. »Und Ms Paige, Sie sind eine sehr talentierte Schauspielerin. Ich bewundere Ihre Arbeit und hoffe, Sie bald die Hollywood-Star-Trilogie auf die Leinwand bringen zu sehen.«

Nicht schlecht. So sagt man jemandem, dass man seine Arbeit schätzt. Sie hat sich nicht groß als Fan aufgespielt, sondern einfach ganz sachlich das Talent meines Mädchens gelobt.

»Danke, Amy. Wir werden uns alle Mühe geben, die Schaffenskraft Ihrer Autorin wieder anzuregen«, antwortet Sky ziemlich atemlos.

Amy schließt kurz die Augen und lächelt. »Ja, nun, das wäre wunderbar. Machen Sie es gut und gute Reise.«

Als die Tür zu ist, hüpft Skyler hoch und tanzt durch mein Büro. »Hast du eine Ahnung, wie lange ich Geneva James schon treffen wollte?«

Ich lache leise. »Nein. Ich dachte immer, Sylvia Day wäre für dich der Heilige Gral.«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein, die habe ich schon getroffen, die ist echt nett. Geneva James veranstaltet keine Signierstunden oder Fan-Events oder so was. Angeblich ist sie ziemlich introvertiert. Und jetzt kann ich sie treffen und werde auch noch für die Filmtrilogie vorgemerkt! Das ist einer der schönsten Tage meines Lebens!« Sie macht einen Luftsprung. »Das müssen wir feiern. Lass uns ausgehen und Champagner trinken. Ach Mist.« Sie runzelt kurz die Stirn. »Wir müssen ja packen!« Kopfschüttelnd geht sie auf und ab. »Nee, vergiss es. Ich lasse meine persönliche Einkäuferin Klamotten nach London schicken und nehme nur das Nötigste mit. Das wird soooo toll!«

Ich gehe zu ihr und nehme sie in den Arm. »Ich freue mich, dass du so glücklich bist. Das erinnert mich daran, wie wir uns kennengelernt haben und ich mit dir in New York unterwegs war. Weißt du noch?«

Sie lächelt. »Ja, das werde ich nie vergessen. Und jetzt kann ich dir London zeigen! Da kenne ich mich gut aus.« Sie legt mir die Arme um den Hals und sieht mich glücklich an. »Wir können zusammenarbeiten, Süßer. Ist das nicht cool?«

Ich grinse und küsse sie auf die rosa Lippen. »Sehr cool. Aber vergiss nicht, dass wir auch wirklich was zu tun haben. Wir müssen dieser Schriftstellerin helfen. Deshalb erzählst du mir am besten morgen im Flieger alles, was du weißt. Heute Abend fange ich damit an, die Reihe zu lesen. Hoffentlich bin ich damit durch, bis wir in London sind.«

Sie reißt die Augen auf. »Dann lesen wir es gleichzeitig! Ich fange noch mal von vorn an, und dann reden wir darüber. Wie großartig!« Skys ganzer Körper vibriert in meinen Armen vor Aufregung.

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