Drecksau - Irvine Welsh - E-Book

Drecksau E-Book

Irvine Welsh

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Beschreibung

Edingburgh in der Vorweihnachtszeit: Sergeant Bruce Robertson arbeitet sich in seinem Mordkommissariat nicht gerade tot, es gibt Schöneres zu tun: nette Beschäftigungen auf der Herrentoilette, kleine Intrigen gegen Kolleginnen oder auch ein Kurztrip nach Amsterdam, ins Sex- und Drogenmekka. Ärgerlich, daß Bruce dann doch noch einen ekligen Mord aufklären soll. Aber vielleicht springt ja endlich die erhoffte Beförderung dabei heraus... Immer tiefer begibt sich Bruce Robertson, mit dem Welsh gewiß eine der widerwärtigsten Figuren der jüngsten Literatur geschaffen hat, in die Abgründe menschlichen Daseins. Widerstand gegen das Böse kommt von unerwarteter Seite: Als Sprachrohr der Moral entpuppt sich der Bandwurm, der Bruce seit längerem quält. Diesen Gegner bringt noch nicht einmal Bruce zum Schweigen. Ungefragt kommentiert der Wurm das Verhalten seines Wirts. Die Dinge stehen schlecht für Bruce Robertson, aber in einem Roman von Irvine Welsh ist es nie so schlimm, als daß es nicht noch schlimmer kommen könnte... Von Irvine Welsh´s Roman "Drecksau" wurden in Großbritannien bis heute 270.000 Exemplare verkauft, die britische Polizei versuchte, eine einstweilige Verfügung gegen dieses Buch zu erwirken, weil sie sich durch das Cover beleidigt fühlte. Doch auch diese Aktion konnte nicht verhindern, daß der Roman lange auf Platz 1 der Bestsellerliste stand.

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Seitenzahl: 591

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Inhalt

CoverTitelDanksagungZitatPrologDie SpielchenDie VerbrechenWheels Of SteelErmittlungenCaroleInterkulturelle KompetenzGrobe InstruktionenI Get A Little Sentimental Over YouZu Besuch bei den BladesDen Gashahn abdrehenCarole schon wiederInfizierte StellenDer Stand der DingeWir sind aufgeflogenCok CityImmer noch CaroleDie NachtwacheDer AusschlagEigentor»... den durch und durch verkommenen Charakter der Kreatur, die sie geheiratet hat...«Post-Urlaubs-BluesEin AbschiedsspielÜberraschungspartyMehr von CarolePrivatstundenLadies NightCarole erinnert sich an AustralienWürmer und BeförderungenFreimaurer-OutingsWeihnachtseinkäufeKann nicht pennenAutostereo frißt Michael-Bolton-TapeKurz und bündigEin Bund der GeheimnisseEin SportlerbankettCharlie bitte kommenWieder Carole?Was der Bandwurm zu berichten hatDaheim in der FinsternisBuchAutorLesetippsImpressum

Danksagung

Ich hatte eine Liste von Leuten angefangen, denen ich danken wollte, aber sie wurde zu lang – ihr wißt, wer ihr seid. Meine ewige Dankbarkeit gilt allen, die mich und das, was ich mache, unterstützt haben (mit ihrem schwerverdienten Geld oder durch Ladendiebstahl), ohne sich von dem positiven wie negativen Schwachsinn beeindrucken zu lassen, der mit so was gerne einhergeht. Ta.

Irvine Welsh

»When you woke up this morning everything you had was gone. By half past ten your head was going ding-dong. Ringing like a bell from your head down to your toes, like a voice telling you there was something you should know. Last night you were Aying but today you're so low – ain't it times like these that make you wonder if you'll ever know the meaning of things as they ap-pear to others; wives, mothers, fathers, sisters and brothers. Don't you wish you didn't function, wish you didn't think beyond the next paycheck and the next little drink? Well you do so make up your mind to go on, 'cos when you woke up this morning everything you had was gone.«

– »Love, Love, Love & The Doctor« (von Woke Up This Morning von Alabama 3)

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Prolog

Der Ärger mit Leuten wie ihm ist, daß sie denken, sie könnten Leute wie mich links liegenlassen. Als wäre ich ein Nichts. Sie begreifen nicht, in was für einer Welt wir heute leben; all diese gequälten Seelen, die lautstark Beachtung und Anerkennung fordern. Er war ein sehr überheblicher junger Mann, sehr von sich eingenommen.

Nun nicht mehr. Jetzt stöhnt er, Blut quillt dickflüssig aus seinen Kopfwunden, und seine gelblichen, blicklosen Augen wandern unruhig hin und her, suchen verzweifelt Klarheit, irgendeinen Sinn in der Leere, der Finsternis, die ihn umgibt. Muß einsam sein da.

Jetzt versucht er zu sprechen. Was versucht er mir zu sagen?

Hilfe. Polis. Krankenhaus.

Oder war es Hilfe please Krankenhaus? Es ist nicht mehr von Bedeutung, dieses Detail am Rande, denn er wird rapide schwächer: als Destillat menschlicher Existenz bleibt das Betteln nach dem Rettungsdienst.

Du hast mich beiseite geschoben, Mister. Du hast mich rausgedrängt. Du hast mich für dumm verkauft und zwischen mir und meiner einzigen Liebe alles kaputtgemacht. Ich hab dich früher schon gesehen. Vor langer Zeit, damals lagst du genauso da wie jetzt. Schwarz, zerschunden, sterbend. Damals hat es mich gefreut und heute freut es mich auch.

Ich greife in die Tragetasche und nehme meinen Klauenhammer heraus. Ein Teil von mir ist anderswo, als ich ihn auf seinen Kopf niedersausen lasse. Er ist wehrlos gegen meine Schläge. Sie hatten ihn gründlich aufgemischt, die anderen.

Nach zwei fruchtlosen Hieben werde ich von Euphorie erfaßt, als sein Kopf beim dritten aufplatzt. Sein Blut schießt förmlich heraus, überströmt sein Gesicht wie ein dickflüssiger Wasserfall und versetzt mich in blanke Raserei. Ich schlage mit geballter Kraft auf seinen Kopf, sein Schädel knackt und bricht auseinander, und ich bohre den Hammer in seine Hirnmasse und es stinkt, aber das ist nur, weil er sich einpißt und einscheißt, und der Gestank steht fast in der kalten stillen Winterluft und ich winde den Hammer wieder heraus und taumele zurück, um seine Todeszuckungen zu beobachten, sehe, wie sein Entsetzen in den würdelosen Zustand eines Menschen überwechselt, der weiß, daß sein Tod unausweichlich ist, und ich merke, wie ich in diesen ungewohnten Schuhen das Gleichgewicht zu verlieren drohe, fange mich wieder, wende mich ab und gehe die alte Treppe hinunter auf die Straße.

Auf dem Gehweg ist es schneidend kalt und völlig menschenleer. Mein Blick fallt auf eine Alupackung mit den Resten einer Imbißmahlzeit. Es hat jemand draufgepißt, und Reis schwimmt in einer kleinen Lache gefrierenden Urins. Ich entferne mich. Die Kälte sitzt mir in den Knochen, daß jeder Schritt die Straße runter knirscht und mir ein Gefühl gibt, als würde ich zerspringen. Fleisch und Knochen kommen mir wie voneinander losgelöst vor, als sei dazwischen noch ein Hohlraum. Da ist weder Furcht noch Reue, aber auch kein Hoch- oder Triumphgefuhl. Es ist nur ein Job, der getan werden mußte.

[Menü]

Die Spielchen

Heute morgen aufgewacht. Aufgewacht in den Job.

Der Job. Er hat dich im Griff. Er ist überall um dich herum; ein unwandelbares, dich in sich einschließendes, absorbierendes Gel. Und wenn man im Job ist, sieht man die Welt durch diese verzerrte Linse. Manchmal, ja, schafft man sich Rückzugsmöglichkeiten in winzige Zonen relativer Freiheit, diese flüchtigen, zerbrechlichen Räume, in denen neue Dinge, andere, bessere Dinge als Möglichkeiten gedacht werden können.

Dann hört es auf. Plötzlich erkennst du, daß diese Zonen nicht mehr da sind. Sie wurden kleiner, das wußtest du. Du wußtest, daß du dich irgendwann aufraffen müßtest, etwas dagegen zu tun. Wann ist das geschehen? Bewußt geworden ist es dir erst später. Es spielt auch keine Rolle, wie lange es gedauert hat: zwei Jahre, drei, fünf oder zehn. Die Zonen wurden immer kleiner, bis sie nicht mehr existierten, und was bleibt ist nur der schale Rest. Das sind die Spielchen.

Die kleinen Spielchen sind der einzige Weg, in diesem Job zu überleben. Jeder pflegt seine kleinen Eitelkeiten, seine ganz persönlichen Marotten. Meine ist die, daß niemand die Spielchen besser spielt als ich, Bruce Robertson. D. S. Robertson, in Kürze D.I. Robertson.

Die Spielchen werden immer, ich wiederhole: immer gespielt. Meistens ist es ratsam, ganz gleich in welcher Organisation, ihre Existenz zu leugnen. Aber sie laufen immer. Gerade im Moment zum Beispiel. Im Moment sitze ich hier mit einem höllischen Schädel, und Toal hat Oberwasser. Ich hatte scheißviel um die Ohren, und er hat mich herzitiert, nicht etwa gebeten, herzitiert.

Ich weiß schon alles von Ray Lennox, der mit ein paar uniformierten Spastis als erster am Tatort war. Aye, ich weiß schon alles vom jungen Ray, aber Toal braucht natürlich großes Publikum. Nicht ganz auf der Höhe der Zeit, Toalie-Boy, nicht ganz auf der Hö-he der Zeit.

Er geht auf und ab, die Fotze hält sich für Inspektor Morse. Näher als in seinen Einsatzbesprechungen kommt der Spastiker nie ans echte Kampfgeschehen ran. Jetzt pflanzt er sich hin, beleidigt, weil noch immer Leute eintrudeln. Respekt und Toal gehören zusammen wie Fisch und Schokoladeneis, ganz egal, welchen Illusionen sich der Spasti eventuell hingibt.

Ich bin gestern abend abgestürzt, und das Licht hier drin nervt höllisch, und mein Darmtrakt fühlt sich so verschleimt an wie der Pelz von ner Nutte nach der Schicht im Saunaclub. Ich lasse lautlos einen fahren, drücke mich dann aber schnell auf die andere Seite des Zimmers. Der Trick dabei ist, den Furz erst ein bißchen ausdünsten zu lassen, ehe man sich wegstiehlt, sonst nimmt man ihn einfach in der Hose mit zur nächsten Anlaufstelle. Ist wie beim Fußball, man muß seine Sprints gut timen. Mein Kumpel und Nachbar Tom Stronach, ein Profifußballer und Arschgesicht sondergleichen, kennt sich da aus.

Hmm.

Tom Stronach. Nicht gerade ein magischer Name. Nicht gerade ein Name, der Wunder wirkt.

Apropos Timing: Gus Bain trifft hochrot im Gesicht mit den Wurstbrötchen von Crawford's ein. Er reicht sie rum und sieht aus wie ein einsamer Pimmel bei nem Nuttenkongreß, als Toal seine Einsatzbesprechung beginnt. Niddrie schaut mit der für den Bastard typischen mißbilligenden Miene zu. Mein Furz ist zu ihm rübergeweht. Treffer! Er wedelt ihn demonstrativ weg und, Scheiße, er denkt, er käme von Toal!

Toal steht auf und räuspert sich: – Unser Opfer ist ein junger Schwarzer Anfang Dreißig. Er wurde heute morgen gegen fünf Uhr von Mitarbeitern der Stadtreinigung auf den Playfair Steps gefunden. Wir vermuten, daß er im Großraum London wohnt, aber bislang gibt es noch keine positive Identifizierung. D. S. Lennox war mit mir in der Nacht im Leichenschauhaus, sagt er mit einem Kopfnicken zum jungen Ray Lennox, der klugerweise eine neutrale Miene dazu macht, um nicht den Haß und den Ekel auf sich zu ziehen, die wie ein übler Furz durch den Raum wehen. Mein übler Furz im Zweifelsfall.

Es gab eine Zeit, in der wir uns gegenseitig von diesem Haß und Ekel freisprechen konnten. Die muß es gegeben haben. Mir wird etwas schwummrig, dann ist es, als würde mein Gehirn im Kopf zu kreiseln beginnen und meine Gedanken und Gefühle durcheinanderpurzeln lassen. Ich spüre, wie sie sich in so etwas wie einen lecken Eimer ergießen, der leergelaufen ist, ehe ich seinen Inhalt kontrollieren kann. Und Toals schrille, schneidende Stimme geht mir durch und durch.

An diesem Punkt fängt er dann an, den Affen mit uns zu machen. – Unser Freund scheint an dem Abend kein Glück gehabt zu haben. Er war bis drei Uhr morgens in Jammy Joe's Disco und alleine, als er ging. Zu diesem Zeitpunkt wurde er das letzte Mal lebend gesehen. Wir können wohl vermuten, daß sich unser Mann recht verloren vorkam, einsam und allein in einer fremden Stadt, die ihn ausgegrenzt zu haben schien.

Typisch Toal, interessiert sich für die seelische Verfassung der Fotze, die da ermordet wurde. Betrachtet sich selbst gerne als Intellektuellen. Und wir reden hier von Toal. Es wäre erheiternd, wenn's nicht so gottverdammt tragisch wäre.

Ich beiße in mein Wurstbrötchen. Pfeffer und Ketchup, die ich normalerweise drauftue, stehen eine Treppe höher, und ohne schmeckt es laff und fade. Dieser Kotzbeutel Toal hat's jetzt schon geschafft, mir den Tag zu versauen! Und der Tag hat gerade erst angefangen!

Als mein Furz durch die Ventilation entweicht, sehe ich Niddrie durch die Tür hinausgehen, was in gleichem Maß zur Verbesserung der Raumatmosphäre beiträgt. Selbst Toal wird jetzt ganz aufgekratzt. – Der Mann trug blaue Jeans, ein rotes T-Shirt und eine schwarze Trainingsjacke mit orangefarbenen Streifen auf den Ärmeln. Sein Haar war kurzgeschnitten. Amanda, sagt Toal mit einer Geste zu diesem kleinen Dummchen Amanda Drummond, die das einzige macht, wozu sie taugt, einen besseren Tippsenjob nämlich, und Kopien von der Personenbeschreibung verteilt.

Drummond hat ihr krauses, blondes Haar kurz schneiden lassen und sieht jetzt noch mehr nach Fotzenleckerin aus. Sie hat Glupschaugen, die immer den Eindruck vermitteln, sie stünde unter Schock, und praktisch kein Kinn, nur einen säuerlich verzogenen Mund, der direkt aus ihrem Hals wächst. Sie trägt einen langen, braunen Rock, der zu dick ist, als daß sich der Schlüpfer abzeichnen würde, dazu eine karierte Bluse und eine beige-braun gestreifte Strickjacke. Ich hab schon mehr Fleisch an einem Schlachtermesser gesehen.

Sowas?

Polizistin?

Das wüßte ich aber.

– Danke, Amanda, lächelt Toal, und die kriecherische kleine Sau gurrt zurück. Die würde ihm hier vor versammelter Mannschaft seinen dreckigen Pimmel lutschen, wenn er sie drum bäte. Nicht, daß es ihr viel bringen würde; die ist eh bald weg, irgendn Arsch wird sie anstechen, und dann hat sich's mit Polizeispielen.

– Unser Mordopfer verließ den Nachtclub und fährt Toal fort, aber Andy Clelland hat einen kleinen Seitenhieb auf der Pfanne: – Boß, nur eine Verfahrensfrage. Sollten wir es nicht vermeiden, den Knaben durch eine abwertende Bezeichnung wie >Opfer< zu stigmatisieren?

Man muß schon den Hut vor Clell ziehen, er trifft immer ins Schwarze. Toal schaut ein wenig zweifelnd, und Amanda Drummond nickt zustimmend, ohne zu merken, daß er ihn nur verarscht.

– Die Fotze is mausetot, da isses wohl scheißegal, wie du n jetzt nennst, murmelt Dougie Gillman. Ich kichere, und Gus Bain und die andern auch.

– Wie war das, Dougie? Dürfen wir das eventuell auch hören? grinst Toal sarkastisch.

– Schon gut, Chef. War nichts, wiegelt Gillman ab. Dougie Gillman hat kurzes braunes Haar, schmale, kalte blaue Augen und ein riesiges, kantiges Kinn, an dem man sich die Hand brechen kann. Er ist ungefähr so groß wie ich, einsdreiundsiebzig, aber er ist genauso breit wie hoch.

– Wenn ich noch mal um Ihre werte Aufmerksamkeit bitten dürfte, Herrschaften, sagt Toal, der jetzt, in Niddries Abwesenheit, der Veranstaltung den Stempel seiner Autorität aufdrücken will, in kaltem Ton, – könnten wir vielleicht fortfahren. Der Verstorbene war vermutlich auf dem Weg zu einer Hotelunterkunft im Süden der Stadt. Ein Team checkt die Hotels gerade nach jemandem, auf den die Beschreibung paßt. Vorausgesetzt, diese Annahme ist richtig, ist es aufschlußreich, welchen Weg er dorthin genommen hat. Wie wir alle wissen, gibt es gewisse Gegenden in einer fremden Stadt, die man nach Einbruch der Dunkelheit meiden sollte, Toal zieht seine kräftigen, buschigen Brauen hoch und verfällt wieder in sein wichtigtuerisches Provinzbühnengehabe – Gegenden wie zum Beispiel düstere Gassen, eine Umgebung, deren Atmosphäre selbst vernünftige Menschen zum Begehen einer bösen Tat antreiben könnte.

Das selbstverliebte Arschloch ist heute echt wieder auf einem seiner Trips. Glaubt, wir wären n Haufen dummer Gören, denen er mit seinen Ammenmärchen Angst einjagen kann.

– Und diese gewundene Treppe, die Nabelschnur der Stadt, die Old Town und New Tbwn verbindet, ist ein solcher Ort, sagt er und legt eine dramatische Pause ein.

Nabelschnur, du meine Fresse! Es ist ne beschissene Treppe, du dämlicher Clown. T-R-E-P-P-E. Ich weiß, wo's bei dem Mongo hakt; der will n Scheiß-Drehbuchautor werden. Das weiß ich, weil ich irgendwann einen schnellen Blick auf seinen Monitor geworfen hab, als er rausging, um im Vorzimmer seines Büros ungestört einen privaten Anruf anzunehmen. Er versuchte da n Drehbuch fürs Fernsehen oder nen Film oder sonst nen Scheiß zu schreiben. Und das während der Arbeitszeit. Die faule Sau hat ja sonst nichts zu tun und wird noch dafür bezahlt. Der Schleimsack macht sich ein süßes Leben, ich sag's euch.

– Vielleicht hat unser Opfer daran denken müssen, als es sich an den Aufstieg machte. Kannte er die Stadt? Möglicherweise, andernfalls hätte er von dieser Abkürzung wahrscheinlich nichts gewußt. Aber hätte er von ihr gewußt, hätte er es sich, so ganz allein und zu dieser frühen Morgenstunde, sicher zweimal überlegt, sie hinaufzugehen. Diese Treppe, so gefährlich und uringetränkt, daß nicht mal die hartgesottensten Pennbrüder es wagen würden, dort zu schlafen. Der Junge muß sich gefürchtet haben. Aber er reagierte nicht auf diese Furcht. Ist Furcht nicht ein Signal dafür, daß etwas nicht stimmt? Wie Schmerz? philosophiert Toal. Unter den Zuschauern macht sich Unruhe breit, und selbst Amanda Drummond hat den Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen. Andy Clelland unterdrückt hustend ein Lachen. Dougie Gillmans Augen kleben am Arsch von Karen Fulton, wo sie durchaus gut aufgehoben sind.

Aber Toal ist so in Fahrt mit seinem Scheiß, daß er davon nicht das geringste mitbekommt. Der Ring gehört ihm, und er will sich nicht selbst den Spaß verderben, indem er jetzt schon zum K. O.Schlag ausholt. – Vielleicht tat er es als Paranoia ab, als Überreizung der Nerven. Und dann die Stimmen. Er muß sie kommen gehört haben, zu dieser nachtschlafenden Zeit muß man Leute auf dieser Treppe kommen hören.

Nein, er will, daß wir das Handtuch schmeißen. Sorry, Toalie, aber das ist nicht Bruce Robertsons Stil. Kämpfen wir es aus. – Keine Augenzeugen? frage ich, und freue mich, daß ich die Anrede »Chef« weggelassen habe. Der Wichser ist bestenfalls dem Titel nach mein Boss.

– Bislang noch nicht, Bruce, sagt er barsch, pikiert, weil sein Redefluß unterbrochen wurde. Das ist echt Toal: ja, wichs uns ruhig einen vor, wen kümmern schon die kleinen praktischen Details, die möglicherweise dabei helfen könnten, den zu schnappen, der dem Kaffer die Rübe eingeschlagen hat.

– Dann fielen sie über ihn her und stießen ihn in eine Nische neben der Treppe, wo sie mit ungeheurer Brutalität auf ihn einprügelten. Einer der Angreifer, nur einer von ihnen, ging noch weiter als die anderen und schlug den Mann mit einem stumpfen Gegenstand. Die Gerichtsmedizin hat bereits festgestellt, daß die Verletzungen mit solchen übereinstimmen, die ein mit Wucht geführter Hammer verursachen würde. Der besagte Angreifer schlug wiederholt zu, zertrümmerte dem Mann die Schädeldecke und trieb seine Waffe in dessen Gehirn. Wie ich bereits zu Beginn sagte, fanden unsere Freunde von der Stadtreinigung den Leichnam.

Deine Freunde von der Stadtreinigung, Toal. Ich hab keine Freunde bei der Müllabfuhr.

– Harn ihn wie Abfall da liegen lassen, sagt Gus kopfschüttelnd.

– Vielleicht war er Abfall.

Fuck. Ist mir rausgerutscht. Das hätte ich nicht sagen sollen. Alle sehen mich an. – Für den Drecksack, der ihn allegemacht hat, mein ich, fuge ich hinzu.

– Willst du damit sagen, daß es sich um ein Verbrechen aus rassistischen Motiven handelt? hakt Drummond nach, und ihre Mundwinkel ziehen sich langsam und gequält nach unten. Karen Fulton sieht ermunternd erst zu ihr, dann zu mir.

– Eh ... aye, sage ich. Daraufhin quasseln alle los, zu laut, um hören zu können, wie meine Zähne im Takt mitklappern. Dieser beschissene Kater. Dieser beschissene Laden hier. Dieser beschissene Job.

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Die Verbrechen

Ich versuche den schalen Geschmack im Mund loszuwerden, den der Kater und die Gegenwart eines gewissen Mr. Toal so früh am Morgen hervorgerufen haben. Aye, vielleicht ist der Tag noch zu retten, aber dazu ist es unumgänglich, mich für ne Weile aus dem Präsidium zu verpissen. Ray Lennox denkt in eine ähnliche Richtung. Toal kriegt sich gar nicht mehr ein wegen diesem Niggermord, da geht man besser auf Tauchstation. Ich hab momentan mehr als genug zu tun, mein Papierkram ist in erschütterndem Zustand und muß aufgearbeitet werden, ehe ich mich in meine Woche Weihnachtsurlaub verabschiede. Lennox ist offiziell bei der Drogenfahndung im Einsatz, aber er weiß, daß es heute nicht angesagt ist, sich zu sehr zu exponieren. Das hieße nur riskieren, daß Toal ihn für seine SO KO zwangsrekrutiert.

Also hauen Ray und ich in meinem Volvo ab, auf eine Mission, die uns möglichst weit weg führt. Es herrscht leichter Bodenfrost, und die Luft fühlt sich rauh und schneidend an. Ja, der Winter ist gekommen, und er wird hart werden. Die Wagenheizung wird gerade gemütlich warm, da ruft uns so n Spastiker aus der Zentrale über Funk und fragt nach unserm Standort. Ray teilt ihm mit, daß wir nach Westen Richtung Craigleith unterwegs sind. Darauf informiert uns die Zentrale, daß ne alte Schachtel auf der Ravelston Dy-kes einen Einbruch gemeldet hat. – Wülste nachsehn fahren? frage ich ihn. – Klar, da können wir Toal noch ne Weile aus m Weg gehen.

Ray hat den Bogen raus. – Das ist die richtige Einstellung, Ray. Weißt ja, was ich dir über die Fotze gesagt hab. Der hat ne Aufmerksamkeitsspanne wie n Goldfisch, und wenn du dich ne Zeitlang nicht blicken läßt...

– ... hat die Fotze dich komplett vergessen! grinst Ray. Ray Lennox ist ein ganz brauchbarer junger Kerl. Etwa einsachtzig, braunes Haar mit Seitenscheitel, etwas zu langer und ungepflegter Schnurrbart, mit dem er leicht behämmert aussieht, große Hakennase und verschlagener Blick. Tüchtiger Polizist, der jetzt auch in der Loge eine aktivere Rolle zu übernehmen beginnt.

Eigentlich war das ein Feld-, Wald- und Wiesenjob für die Uniformspacken, aber wir waren in der Nähe, und es war reine Zeitverschwendung. Eine meiner Devisen für den Job lautet: besser nem anderen die Zeit stehlen, als nen anderen dir die Zeit stehlen lassen.

– Achtung Foxtrot, Foxtrot kommen, hier ist Z Victor zwei BR, over.

– Foxtrot..., kracht es aus dem Funkgerät.

– Fahren zur Adresse auf der Ravelston Dykes. D.S. Robertson und Lennox, over.

– Roger, BR. Over.

Wir halten vor der Auffahrt eines riesigen Kastens. Auf der Straße parkt ein alter Escort. Sieht n bißchen schäbig aus für die Rawy Dykes.

Eine alte Gewitterziege mit leicht umflortem Blick macht uns auf. Sie mieft dezent. Im Alter riecht man streng, ob Bonzensau oder Prolet, das macht keinen Unterschied. Ich fröstele im Flur; nicht gerade übertrieben warm hier. Die Hütte ist bestimmt schwer zu beheizen, und ich wittere altes Geld. Der Laden ist vollgestopft mit Krempel, Erinnerungen eines ganzen Lebens, mindestens. Zig Bilder in Silberrahmen, auf Tischen, Sideboards und dem Kaminsims aufgebaut wie eine Armee von Zinnsoldaten. Overkill. Verrät mir, daß jede Menge kleiner Küken das Nest verlassen haben, und sie müssen ziemlich weit weggeflogen sein. Auf den Bildern Häuser, Autos und Klamotten aller Art; sie glitzern geradezu nach Neuer Welt. Die alte Wachtel sollte alles zu Geld machen, die Immobilie hier verkaufen und ihre alten Tage in ner schicken Seniorenwohnanlage mit Zentralheizung und 24-Stun-den-Betreuung genießen. Aber nee; dieser kranke Stolz mal wieder. Der entspricht bloß einem schnelleren und dafür holprigeren Weg ins Grab, aber manchen Arschlöchern ist sowas ja nicht beizubringen.

Der alte Kohleofen sieht gemütlich aus. Die Kohle liegt in einem hübschen Messingeimer. Ein oder zwei Klumpen, oder zwanzigmal hunderttausend, die auf dich niederprasseln? Die fiese, dreckige Kohle und die stinkenden Fotzen, die sie ausbuddeln. You dig it baby? You dig that coal brother?

Ich digge weder Kohle noch die dreckigen Fotzen, die's tun.

Ich lasse Ray mit der alten Hexe allein, um noch ein bißchen rumzuschnüffeln. Stehen ein paar hübsche alte Mahagonimöbel rum. Irgend n spastischer kleiner Gelegenheitsdieb ist durch eine Verandatür eingebrochen, die total demoliert ist. Eine gut organisierte Firma mit nem großen Van hätte hier zusammen mit nem linken Antiquitätenhändler richtig absahnen können. Das alte Schätzchen verschwindet, um Tee zu machen, und als sie zurückkommt, will sie plötzlich pampig werden.

– Mein Briefbeschwerer! sagt sie und deutet auf ein Sideboard. – Jetzt ist er weg ... vor einer Minute war er noch da.

Is ja nich so, als hätt ich damit irgendwas am Hut. Wir sind bloß hergekommen, um Zeit totzuschlagen. Die behämmerte alte Zicke; ihr faltiges Gesicht guckt ganz blöd vor Schreck. Dieses verstörte Glotzen, ja, die große britische Öffentlichkeit; am liebsten würde ich jedem, der so guckt, mit dem Polizeiknüppel die Zähne einschlagen. Sind allerdings nicht mehr viele Zähne da zum Einschlagen bei der alten Fotze. Ah, welch grausame Spuren die Zeit am menschlichen Körper hinterläßt. Scheiße, ich klinge schon wie dieses Arschloch Toal!

– Verzeihen Sie, ich kann Ihnen nicht ganz folgen, sagt Ray.

Was für n beschissener Affentanz. Aber Ray Lennox, alle Achtung: in solchen Situationen bleibt er eiskalt, ein alter Kopf auf jungen Schultern.

– Aber er war da. Er war da! insistiert sie. Ravelston Dykes. Die Arroganz des Kapitals. Tick tock tick tock. Daran gewöhnt, ihren Willen zu bekommen. Den Tonfall kenne ich nur zu gut. Aber ich bin ein Staatsdiener. Ich vertrete das Gesetz. Ohne Wenn und Aber.

Ich hole tief Luft und mustere sie streng. Sie ist trotz ihres Wohlstands schwach, verängstigt und vereinsamt. Dieses alles beherrschende Foto ihres Mannes auf dem Kaminsims aus Marmor. Der Oberzinnsoldat. Allerdings ein bißchen angefressen, ein scharfer Kontrast zu dem prächtigen Rahmen. »Krebs« steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Jüngeren Datums, das Foto. Sie hat den Schock noch nicht verwunden, ist immer noch verunsichert. – Ich möchte, daß Sie sich genau darüber klar sind, was Sie mir hier sagen, Mrs. Dornan.

Sie guckt wie eine Kuh, die zur Schlachtbank getrieben wird. Genau in dem Moment, in dem sie begreifen, daß etwas im Gange ist, und zwar ganz bestimmt nichts Gutes.

– Sie behaupten also, der Briefbeschwerer sei auch nach dem zur Anzeige gebrachten Einbruch noch hier gewesen und erst zu einem späteren Zeitpunkt verschwunden, der mit dem Eintreffen der ermittelnden Beamten, also uns, zusammenfällt? Ich möchte, daß Sie sich da ganz unmißverständlich ausdrücken.

– Nun ja ... doch ... ich meine ...

Ich gehe ans Fenster und schaue in den Garten. Ich stelle fest, daß der Escort, den ich gesehen habe, immer noch da ist. Der, der halb verlassen aussieht. Halb verlassen? Was in Drei-ScheißTeufels Namen soll das gottverdammt bedeuten? Hier läuft irgendn linkes Ding ab, soviel ist klar. Ich räuspere mich und drehe mich wieder zu der alten Schabracke um. – Ich möchte, daß Sie sich konzentrieren, Mrs Dornan. Ich möchte, daß Sie sich absolut sicher sind, was Sie da behaupten und was daraus folgt. Also, Sie haben einen schlimmen Schock erlitten, belehre ich sie. – Ein Eindringling im eigenen Heim: keine sehr angenehme Erfahrung. Ich möchte, daß Sie sich ganz sicher sind, ehe ich die sich daraus ergebenden nächsten Schritte in Betracht ziehe. Das hieße, ein zweites Ermittlungsverfahren einzuleiten, das sich auch auf die beiden Beamten erstreckt, die hergekommen sind, um den Tatbestand aufzunehmen. Ich deute mit dem Kopf zu Ray und gucke dann nach unten auf meine eigene Brust. – Das Gesetz gilt ohne Wenn und Aber, auch in solchen Fällen. Was ich Ihnen damit sagen will: Sind Sie ganz sicher, daß der Briefbeschwerer nicht schon beim ursprünglichen Einbruch entwendet wurde?

An der Stelle kommt Ray dazu und gibt mir Rückendeckung. – Ich denke, wir greifen hier ein wenig vor, D.S. Robertson.

– Tja, D.S. Lennox, die Dame hier macht sich anscheinend Sorgen wegen des Briefbeschwerers und ist vielleicht ein klein wenig verunsichert, was bei dem Einbruch tatsächlich gestohlen wurde.

– Ja ... ich meine stottert sie.

– Sie scheint den Eindruck zu haben, er sei erst abhanden gekommen, während wir hier den Tatbestand aufnahmen, sage ich mit leicht betretener Miene. Ray verzieht noch immer keine Miene.

– Ich wollte ja nicht sagen ..., winselt die alte Kuh.

– Ich denke, es ist vielleicht das Beste, wenn wir unsere Taschen ausleeren, D.S. Robertson, lacht Ray etwas ungeduldig.

– Nein! Ich meinte damit nicht... Ich glaube nicht, daß Sie ihn genommen haben, nicht einen Momentplärrt sie tödlich verlegen. Das war dein Fehler, du dummes altes Aas.

Ray reagiert mit einem geübten müden Kopfschütteln. – Was ich vorschlagen möchte ...

Ich unterbreche ihn. Diese Kuh hat mich gereizt. Jetzt will ich's wissen. – Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, was die Dame hier behauptet, D.S. Lennox. Sie behauptet, der Briefbeschwerer sei nach dem Eintreffen der untersuchenden Beamten verschwunden, dabei zeige ich erst auf mich und dann auf ihn. – Das läßt nur den Schluß zu, daß die untersuchenden Beamten sich diesen Wertgegenstand widerrechtlich angeeignet haben.

Ich fluche innerlich, das war ein Fehler, die Formulierung »angeeignet« zu benutzen. »Gestohlen« wäre selbstverständlich besser gewesen.

– Aber ich wollte doch nicht entschuldigt sich die dumme Kuh. Sie sinkt in sich zusammen, kräuselt sich wie eine leere Chipspackung, die im Pub ins Kaminfeuer geworfen erst einschrumpft, ehe sie entflammt. Gleich wird sie uns finanzielle Wiedergutmachung anbieten, weil sie uns so gekränkt hat. Kriech weiter zu Kreuze, du schwachsinnige Alte. So gefällt mir das.

– Wenn ich meinen Vorschlag zu Ende formulieren darf, sagt Ray betont sachlich, – würde ich dazu raten, daß Sie noch einmal Ihre Aufstellung der entwendeten Gegenstände durchgehen. Notieren Sie jeden Posten, und vergewissern Sie sich, daß Sie nichts übersehen haben.

Mein Pager piept. Die Zentrale. Fuck, Toal will mich sprechen. – Entschuldigen Sie mich, sage ich lächelnd. Ich zeige auf das Telefon. – Darf ich? Ich wähle seine Durchwahl. Ich höre ihm nur mit halbem Ohr zu, gleichzeitig verfolge ich Rays Darbietung, die mir ausgesprochen gut gefällt.

Toal hier ...

Ist das eine Bitte oder eine

Hier D.S. Robertson.

Tja, ich ...

Bruce, gut. Ich brauche dich bei diesem Mordfall. Busby hat schon wieder n Schrieb eingereicht und seine Krankschreibung verlängert. Die Personaldecke wird dünn.

Ich möchte, daß Sie sich da klar ausdrücken, Mrs Dornan: ist das eine Bitte oder eine Anweisung?

Verstehe.

Ich meinte doch nur ...

Toal wird langsam frech. Der Drecksack hat mir schon immer meinen guten Draht zu den Jungs übelgenommen; meinen Status als Vertrauensmann der Police Fédération, aber auch die Tatsache, daß ich in der Maurerei ne prominentere Rolle spiele als er es je wird. Das zieht bei den Jungs in der Kantine, nicht Name, Dienstgrad oder Besoldungsgruppe. Der entscheidende Punkt dabei ist, daß niemand mir sagt, was ich zu tun und zu lassen hab. Ich höre mir an, was Toals darüber faselt, daß sie diesen Kaffer plattgemacht haben, und denke dabei: ja geil! Wieder einer weniger, und dann denke ich an meinen bevorstehenden Weihnachtsurlaub in Amsterdam, an meine Lieblings-Hur d'oeuvres und ich denke an zwei Vtbratoren, einen in ihrem Arsch und einen in ihrer Fotze. Liebestechnologie im Großeinsatz. Ich hab ein Semiständer; ich hab einen Semiständer gekriegt, während ich mit Toal rede!

Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist ein Steifer, sagt Toal naserümpfend.

Ich verstehe, wie schrecklich das für Sie ist, Mrs Dornan. Besonders bei etwas, das Ihnen lieb und teuer ist.

Steht's schon in der

Evening Post?

Bruce, gut. Ich brauche dich bei diesem Mordfall. Busby hat schon wieder n Schrieb eingereicht und seine Krankschreibung verlängert. Die Personaldecke wird dünn.

Ich möchte, daß Sie sich da klar ausdrücken, Mrs Dornan: ist das eine Bitte oder eine Anweisung?

Bis zum Anschlag in ihrem Loch.

Ich war mir so sicher; daß er noch da war. Ich hätte es schwören können!

Bis jetzt nicht.

Wozu dann die Aufregung? Ist doch bloß n Nigger. Sind ja nicht grad Mangelware hier, oder? witzele ich.

Hör zu, eure Stammtischparolen aus der Kantine will ich bei dieser Untersuchung nicht hören. Ich will, daß du dich von Lennox vernünftig briefen läßt, schnauzt er. Toal ist für seine Humorlosigkeit bekannt. Er übertreibt's n bißchen mit diesem Minderheitenförderungs-Quatsch.

Das stelle ich immer wieder fest, Mrs Dornan. Wenn etwas, von dem wir uns am meisten wünschen, es wäre noch da, plötzlich verschwunden ist, kann man es einfach nicht glauben, dann visualisiert man es tatsächlich vor seinem geistigen Auge. Eine klassische Schockreaktion. Ein Einbruchdiebstahl kann eine sehr traumatische Erfahrung sein. Vielleicht wäre es sinnvoll, Ihren Hausarzt anzurufen. Soll ich das tun?

Warum macht Lennox das nicht? flüstere ich. – Er war als erster am Tatort.

Oh, bitte nicht. Es tut mir leid, daß ich solche Umstände mache ...

Ich kann Ray nicht von der Drogenfahndung abziehen; er ist dicht dran, die Dealer in dieser Sunrise Community hochzunehmen. Außerdem hat er nicht deine Erfahrung bei Mordfällen.

Stellen Sie Ihre Liste zusammen, Mrs. Dornan. Ich denke, das ist das Beste ...

Ja ... das werde ich tun ...es tut mir wirklich schrecklich leid, Officer ... äh ...

Ich glaube, du vergißt da was. In etwas mehr als einer Woche hab ich meinen Weihnachtsurlaub.

Lennox, Ma'am, D. S. Lennox

Am anderen Ende der Leitung entsteht ein kurzes Schweigen. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Es kommt mir vor, als würde ich jetzt erst richtig zuhören.

– Für die Abteilung Schwerkriminalität wurde Urlaubssperre verhängt, ein entsprechendes Memo geht heute raus, sagt Toal.

Urlaubssperre.

Ich kann hier nicht klar denken. Was hat er gesagt?

– Paß auf, Robbo, fährt Toal fort, jetzt sind wir bei »Robbo«, – wir haben noch keine positive Identifizierung, aber wie's scheint, hatte unser Opfer einflußreiche Freunde. Der Chief Super hat mich bei den Eiern. Wir sind total überlastet und der Etat ist praktisch ausgereizt. Wir haben die Überstunden so weit wie irgend möglich zusammengestrichen. Du bist doch der erste, der sich beschwert, wenn es irgendwelche Beschränkungen bei den Überstunden gibt...

Ich sage nichts.

– ... und diese scheißblöde Reorganisation der Abteilung ... Egal, die Personalabteilung schickt ein Memo raus. Wir bewegen uns auf dünnem Eis, und dann passiert dieser Mord ... das kommt für jeden zum falschen Zeitpunkt, Robbo. Wir alle müssen Opfer bringen, jetzt müssen alle mit ran.

– In neun Tagen trete ich meinen Urlaub an, Bruder Toal, teile ich ihm mit.

– Jetzt paß mal auf, Bruce, jetzt sind wir bei Bruce angekommen, ach nee? – ... jetzt mach verdammtnochmal keine Schwierigkeiten ... Niddrie hängt mich an den Eiern auf, seine Stimme kippt wie zur Bekräftigung seiner Worte in ein pedantisches Quietschen um. – Laß mich nicht hängen!

– Mein Urlaub ist bereits gebucht, Bruder Toal, wiederhole ich und lege auf.

Ray hat die dumme Sau dazu gebracht, eine Liste der gestohlenen Gegenstände zu machen. Ich betaste den Briefbeschwerer in meiner Hosentasche. Ray weist mit dem Kopf zur Tür, und wir brechen auf.

Als wir gehen, kreischt die alte Irre erbarmungswürdig: – Der Briefbeschwerer war ja gar nicht mal besonders wertvoll. Er sieht wertvoll aus, aber der Goldgehalt war ganz gering. Er hat nur Erinnerungswert. Jim hat ihn mir nach dem Krieg aus Italien mitgebracht. Damals waren wir noch arm wie Kirchenmäuse.

Du dreckige alte Nutte mit deiner Hottentottenschürzenfresse! Der ganze Aufstand wegen nichts!

– Wir werden unser Bestes tun, um alle Gegenstände wiederzu-beschaffen, Mrs. Dornan, nickt Ray aufrichtig, während ich mich von dem verwesenden, stinkenden alten Müllsack abwende, damit sie mich nicht empört schnaufen sieht. Beschissene alte spastische Sau.

Du kannst mir meinen Bullenprachtschinken küssen, altes Aas.

Der ihr Problem ist, daß sie zu lange nicht mehr tüchtig durchgebumst worden ist. Von sowas bekommt ne Frau eine schiefe Perspektive. Das Sozialamt sollte n paar von den gelangweilten jungen Stechern, die von Stütze leben, einen Extrabonus zahlen, damit sie ab und zu vorbeigehen und solchen alten Pflaumen einen reinstecken. Dann würden sie nicht mit ihren eingebildeten Krankheiten das soziale Netz belasten. Jedesmal, wenn ich wegen meines Ekzems und meiner Panikattacken zum Arzt gehe, sitzen da Hunderte von diesen alten Fotzen und halten mich mit ihren Allerwelts-Wehwehchen auf.

Im Wagen hole ich den Briefbeschwerer raus. – Nen Scheißdreck wert, kannste wegwerfen.

– Filzige alte Wachtel, sagt Ray hämisch, gibt Gas und brüllt dann einen Kerl an, der vor uns ausparkt: – Dämlicher Spastiker!

– Fotzen lassen die ans Steuer ... merk dir sein Scheißkennzeichen, überprüf den mal giftet Ray, dann lacht er plötzlich los und sagt: – Ach, der kann mich mal. Alles klar für Amsterdam? Du hast gesagt, du hättest schon gebucht.

– Allerdings hab ich das. Ich und mein Kumpel Bladesey. Kenn-ste Bladesey? So ne kleine Fotze von den Freimaurern. Beamter. Beim Einwohnermeldeamt. Der kleine Scheißer hat mir leid getan, weil er keinen Anschluß findet.

– Kenn ich, glaub ich. Kleine Witzfigur mit Brille? So richtig dicke Gläser?

– Das ist der Junge.

– Mit dem hab ich mal n ganz lustigen Abend gehabt. Kein mieser Kerl ... für n Engländerarschloch.

– Aye, wir ham also fest gebucht. Und jetzt muß Toalie sich unbedingt querstellen. Scheißt sich ins Hemd wegen dem toten Nigger. Will sämtliche Urlaubstage streichen. Die Personalabteilung schickt heute n Memo raus.

– Beschissene Spastiker.

– Ich soll meinen verdammten Urlaub für so ne tote Wurstlippe sausen lassen. Ja klar, so seh ich aus. Als würd mir das nicht am Arsch vorbeigehen. Die Fotzen wissen alle, daß ich im Sommer drei Wochen in Thailand bin und im Winter ne Woche in Amsterdam. Das hat Tradition. So ist es scheißnochmal Sitte und Brauch. Keine von den Tintenpisserfotzen wird daran was ändern. Nicht mit mir, meine Herren, wenn wir den zehnten dieses Monats schreiben, ficke ich für Schottland.

Ich will eine Kassette mit Deep Purple in Rock ins Kassettendeck schieben, sehe aber davon ab, weil dann wieder die Diskussion mit Lennox losgehen würde, ob Coverdale ein besserer Sänger ist als Gillan, obwohl jeder Spastiker weiß, daß sich diese Diskussion erübrigt. Ich meine, wer würde schon Coverdales Sachen mit Deep Purple oder Whitesnake mit der Originalbesetzung vergleichen, bei der sich Gillan neben Blackmore, Lord, Glover und Paice die Ehre gab? Nur ein Volltrottel würde das versuchen. Außerdem hat Gillan mit Glory Road und Future Shock zwei erfolgreiche, klassische Soloalben produziert. Was hat Coverdale als Solokünstler je geleistet? Aber darüber werde ich mich mit Lennox nicht streiten, also lege ich Ozzy Osbournes Ultimate Sin ein.

Lennox nickt nachdenklich, als Oz es krachen läßt. – Weißt du was, Robbo, du hast ne wirklich verständnisvolle Frau. Wenn Mhari je rausgefunden hätte, daß ich mit nem Kumpel nach Amsterdam abschwirre ...

Rays Schnalle. Hat ihn sowieso verlassen. Wahrscheinlich hat er's ihr nicht anständig besorgt. Aber welcher Frau könnte Ray es schon besorgen. Die GroßerFresse-Abteilung und die Hosenabteilung liegen sehr weit auseinander in dem nicht ganz so superen Superstore, der sich Ray Lennox nennt, das kann ich euch sagen.

– Das ist eine Frage der Prioritäten, Ray. Geben und Nehmen. So bleibt die Beziehung frisch, sage ich zu ihm.

Ray zieht die Brauen hoch. – Aber bei Toal würd ich aufpassen, Robbo. Wenn du lieb und nett bist, läßt er dich fahren. Der Fall ist sowieso ruckzuck erledigt.

– Man kann nie wissen, eh.

– Komm schon, Bruce, einer, der so bescheuert ist, auf einer Treppe mitten in der Stadt nen Nigger umzunieten, kann nicht besonders schwer zu schnappen sein. Waren wahrscheinlich n paar Asischläger, auf Sauftour in der Stadt und bewaffnet ... Toal hält das wahrscheinlich bloß deswegen für ne große politische Sache, weil der Nigger nen reichen Daddy hatte, der mit irgendnem hohen Tier unten in London Golf spielt. Wär das n x-beliebiger Typ aus Brixton gewesen, würden sie sich einen Scheiß drum kümmern. Du weißt doch, wie unsicher der Spastiker immer ist.

– Ganz genau, Ray. Der Spastiker ist eifersüchtig auf meinen Status bei den Logenbrüdern ... Dann hat er noch versucht, mir wegen meiner Erfahrung bei Mordermittlungen Honig ums Maul zu schmieren. Und wo hab ich die meiste davon gesammelt? Im beschissenen Australien, was natürlich bei den Spastikern nichts zählt, wenn's um Beförderungen geht. Is allerdings nich egal, wenn sie dich für eine von ihren verschissenen SOKOs verpflichten wollen.

– Echt das Letzte, bestätigt Ray.

– Hier, Ray, rufe ich, als ich ein Crawford's sehe, – halt mal n Moment beim Bäcker.

Ich hol mir ein paar Schinkenbrötchen, und Ray kriegt noch ein Wurstbrötchen; das pfeifen wir uns rein und spülen mit heißem, schleimigem, milchigem Kaffee nach. Hat einen Nachgeschmack wie Pennerlippen nach dem exzessiven Genuß von Old Purple Tin! Ich übernehme das Steuer, und als. wir am Water of Leith vorbeifahren, schmeiße ich den Scheißbriefbeschwerer von der alten Gewitterziege in den Fluß. Ich kann kaum stillsitzen beim Fahren. Ich kriege am Sack und am Arsch irgendnen Ausschlag. Kommt vom übermäßigen Schwitzen und Wundscheuern, hat der Arzt gesagt. Ich schätze, das ist so was, was erst schlimmer werden muß, bevor es besser wird. Dreckige Spastiker. Wie kann man von mir erwarten, unter solchen Bedingungen meinen Job zu machen?

Ich kann nich

Jetzt fängt es höllisch an zu jucken, und ich verlagere mein Gewicht auf eine Arschbacke und kratze durch meine speckige schwarze Hose meinen Arsch. Die ist ... Ich brauch scheißnochmal ne vernünftige Wäscherei, genau das brauche ich. Es hilft alles nichts. Ich halte durch, bis wir zur High Street kommen, wo ich am Hunter Square parke und ins öffentliche Scheißhaus gehe. Jetzt erst mal herzhaft kratzen. Ich reiße mir alles vom Leib und tupfe meinen nassen Arsch mit Klopapier trocken. Dann kratze ich wie bescheuert, aber es brennt, weil mir, wie ich merke, noch das Fett von den Schinkenbrötchen unter den Nägeln hängt. Ich kratze und kratze und empfinde köstliche Befreiung, als die Wunde aufreißt und pocht. Ich sehe das Blut an meinen Fingern. Ich klemme etwas Klopapier zwischen die Arschbacken, damit sie nicht aneinanderscheuern und durch die Reibung die Haut brennen lassen. Meine Eier machen mir weniger Sorgen. Ich gehe wieder raus, ohne mir erst groß die Hände zu waschen.

– Bist du heut abend im Logenhaus, Bruce? fragt Ray, als ich die Royal Mile runterfahre. Wir fahren über Leith zum Präsidium: so kann man noch n bißchen Zeit totschlagen.

– Nee ... vielleicht am Donnerstag, zum Billard-Turnier.

– Ruhiger Abend mit dem kleinen Frauchen?

– Genau, sage ich strahlend vor Stolz, – Carole kocht uns heute ganz was Feines.

– Ich wünschte, ich hätte jemand, der mir ganz was Feines kocht, sagt Ray, als wir auf der Easter Road an Tinellis Restaurant vorbeifahren, einem alten Stammlokal von Carole und mir.

– Du willst mir doch wohl nicht erzählen, du hättest grad nichts laufen, oder?

– Nee, seit Mhari weg ist, hab ich zwar n paarmal angelegt, bin aber nie zum Schuß gekommen, sagt Ray mit Leidensmiene, zu der die Fotze allen Grund hat.

– Vielleicht läßte dir den Samenkoller anmerken, Ray, die Weiber stehn nicht drauf, wenn sie riechen, daß te ihnen um jeden Preis an die Wäsche willst.

Lennox macht ein nachdenkliches Gesicht und reibt sich den Nasenflügel. Apropos riechen, da zieht ein derber Pesthauch durch den Wagen, und ich will den Drecksack gerade anpflaumen, weil er einen fahrenlassen hat, als mir klar wird, daß es von der Kläranlage kommt. – Aye, kann schon sein, gibt er zu.

– Muß dich wohl wieder mit meiner Schwägerin verkuppeln, eh, Ray! lache ich. Ray sieht verlegen aus. Er haßt es, an das eine Mal erinnert zu werden, als wir beide über die Schlampe rübergestiegen sind. Jeder hat so seine Achillesferse, und ich mache es mir zur Pflicht, mir die meiner Partner gut zu merken. Irgendwas, das ihr Selbstwertgefühl zu Brei zermalmt. Ja, alles zur späteren Verwendung gespeichert.

[Menü]

Wheels Of Steel

Als wir wieder ins Präsidium kommen, herrscht in der Kantine allgemeine Stinklaune wegen der Urlaubssperre. Ich sage nichts dazu. Am besten cool bleiben und abwarten, bis der Arger sich etwas gelegt hat. Natürlich erwarten von mir als Vertrauensmann alle, daß ich mich zum Wortführer mache, aber ich muß mich bedeckt halten, weil dank der Umstrukturierung der Abteilung bald eine neue D.I.-Planstelle frei wird. Kommt nicht in Frage, daß ich mich für einen von den Spinnern hier aus dem Fenster hänge, obwohl ich sie natürlich im gegenteiligen Glauben lasse.

Toal macht wegen dieser Neustrukturierung der Abteilung ein einmaliges Geschisse. Ich weiß nicht wieso, er müßte mittlerweile dran gewöhnt sein. Hier machen sie doch alle sechs Monate eine, und nach jeder herrscht noch größeres Chaos als vorher. Also bilden sie eine Arbeitsgruppe, dann sieht man sie ewig und drei Tage nicht, und wenn sie dann zurückkommen, empfehlen sie ne erneute Reorganisation der Abteilung. Das Beste an der aktuellen ist, daß sie unseren guten Freund Toal in eine heikle Position bringt, denn wenn ich die Beförderung kriege, hab ich den gleichen Dienstgrad wie er. Das ist eine Beförderung, die mir schon längst zugestanden hätte, wären da nicht deren saudämliche Vorschriften und Caroles Idiotie.

Aber im Moment ist er richtig schön in Fahrt, unser Tbalie. Er hat uns alle zusammengetrommelt zur nächsten beschissenen Einsatzbesprechung, und diese neue Blonde aus der Verwaltung verteilt die Unterlagen. Ein Hauch ihres Parfüms steigt mir in die Nase. Ich sehe Clell vielsagend an, und er nickt zurück zur stillschweigenden Bestätigung, daß der blonde Schuß durchaus fick-bar aussieht. Mitte Dreißig, würd ich sagen, die Figur noch straff, aber schon dabei, etwas fälliger zu werden, so wie ich es mag. Würd ich nicht von der Bettkante stoßen.

Toal labert über diesen toten Niggerjournalisten und dessen Diplomatendaddy, aber ich kann kein beschissenes Wort verstehen, weil der blonde Schuß so im Licht steht, daß ihr Top fast durchsichtig wirkt, und diese Titten stehen verdammt stramm. Boah du Drecksau eh. Da kriegt man ja Kopfschmerzen. Gott sei Dank macht Toal es kurz, und ich kann mir unten nen Kaffee und ein Wurstbrötchen genehmigen.

Ich zwinge mich, meine Kopie der Akte durchzusehen, die Toal über den toten Nigger angelegt hat. Mittlerweile haben sie eine positive Identifizierung: ein Mister Efan Wurie. Sein Vater ist der Botschafter von Ghana. Hat im Kilmuir Hotel in der South Side gewohnt. War erst vor ein paar Tagen eingezogen.

Vor ein paar Tagen ...

Das heißt

Hätte scheißnochmal nicht hier sein sollen.

Er hätte nicht

Ein Journalist. Ein Diplomatensohn und Journalist. Das war nicht

Hätte überhaupt nicht hier sein sollen

Was für ne Sorte Journalist war der?

Bloß bei so nem roten Niggerblättchen, das keine Sau liest. N besseres Scheißfußballfanzine.

Sonst steht nicht viel Interessantes in der Akte, also rufe ich beim Lothian Forum für Niggerrechte oder wie das heißt an. Vielleicht war er hier, um nen Schwarten aus Edinburgh zu treffen. Besetzt. Ich bin absolut im Arsch, daher beschließe ich, früh abzuhauen und meinem Kumpel Hector-dem-Bauern, der immer gute Videos hat, einen Besuch abzustatten.

Ich rase zu den fetten Licks des Michael Schenker Trios mit dem Volvo stadtauswärts. Sie haben sich meine ewige Dankbarkeit erworben, weil sie n beschissenes Reading Festival gerettet haben, auf dem ich mal war. Und ehe wir uns versehen, steht es vor mir: Hectors Haus.

Hector zerquetscht mir mit einem Freimaurergriff die Hand, und sein rotes Säufergesicht strahlt mich an. – Haste Zeit, nen Schluck mitzutrinken? fragt er.

– Tut mir leid, Kumpel, ich stecke in ner Mordermittlung. So n dämlicher Nigger hat sich totschlagen lassen. Immerhin, gibt mächtig viel Überstunden zu schieben. Haste den Kram?

– Klar, grinst Hector und gibt mir eine Plastiktüte mit zwei VHS-Videokassetten.

Wir verabreden uns für später in der Woche im Logenhaus, und ich rase nach Hause, jedesmal ein derbes Stechen in der Hose, wenn ich an nem brauchbaren Stück Fickfleisch vorbeikomme.

In dieser Nacht bin ich zu Haus, allein zu Haus, obwohl das meine Sache ist, nicht die von Ray Lennox oder irgendner anderen Fotze. Zum Tee hab ich noch ein schönes Stück Fleischpastete. Ich stelle es in die Mikrowelle und sehe mir den Film von Hector an. Zwei Nutten sind kräftig am Lecken und am Rubbeln, und die schwarzen Hengste wollen grade ins Geschehen eingreifen ... halt ... ich schalte aus. Schwarze Hengste will ich nicht. Ich lege ein anderes Video ein, eins mit zwei Lesben und nem Milchmann.

Ich beiße in die Fleischpastete, und sofort tun mir die Zähne weh, und der Schmerz schießt mir durch den Körper. Das Scheißding ist in der Mitte noch gefroren. Ich esse sie trotzdem. Das Video ist ganz passabel, aber mir wird irgendwie mulmig, weil ich ein immer heftiger werdendes Flattern in der Brust spüre. Das Zimmer wirkt grellbunt, mit zu vielen harten Übergängen. Ich gehe in die Küche und gieße mir ein beruhigendes Quantum Whisky ein. Ich nehme die Flasche mit ins Wohnzimmer. Noch ein Glas, und das Unwohlsein vergeht. Hier bin ich wieder, zu Hause.

Ich bleibe auf und schlafe im Schaukelstuhl, nachdem ich mir ein paar Schlückchen genehmigt habe. Halb dösend, halb wach denke ich an Carole. Sie wird bald zurückkommen. Sie weiß schon, auf welcher Seite die Butter geschmiert ist.

Nach einer Weile bekomme ich wirklich ganz böse Bauchschmerzen, und mir bricht der Schweiß aus. Ich krümme mich im Stuhl, der in einem Rhythmus schaukelt, bei dem mir übel wird,

aber ich kann nicht ins Bett gehen, nicht bevor es hell wird. Ich glaube, ich muß mich übergeben. Ich halte es zurück, indem ich versuche, langsam einzuatmen. Dieser klebrige, schale Alkoholschweiß. Mein verfickter Magen. Kommt bestimmt von der Fleischpastete. Ich hab gute Lust, die Spastiker vom Deli der Gesundheitspolizei zu melden, nicht, daß die Wichser zu irgendwas zu gebrauchen wären.

Nach einer Weile wird es Gott sei Dank besser, weil mich der Schlaf übermannt.

während es in meinem Magen rumpelt. Es ist stockfinster, und ich liege im Bett. Ich kann mich nicht erinnern, ins Bett gegangen zu

sein. Das sieht mir gar nicht ähnlich. Ich ertaste den leeren Platz neben mir, greife nach ihrem Nachthemd und halte es fest. Es riecht immer noch nach ihr. Während der Nacht hatte ich es losgelassen, deswegen hatte ich die bösen Träume. Außerdem hab ich mir unabsichtlich an den Eiern gekratzt, weil sie höllisch jucken.

Mein Kopf fühlt sich kaputt und empfindlich an, als sei er eingeschlagen worden und sein Inhalt auf dem Kopfkissen ausgelaufen. Trotzdem scheinen die Sehnen meines Halses bis zum Zerreißen überdehnt zu sein und sein totes Gewicht nicht tragen zu können. Die ersten Sonnenstrahlen fallen trist durch die Jalousien und lassen das Zimmer verschossen und unscharf aussehen.

Mit einiger Mühe stehe ich auf, wasche mich und will mich gründlich rasieren, aber ich hab keine frischen Klingen und kratze mir mit der alten durchs Gesicht. Ich entscheide mich gegen den Wagen, und auf dem Weg zur Bushaltestelle schwanke ich zwischen Freiheitsgefühl und Verzweiflung, weil es erst zwanzig nach elf am Morgen ist und ich mich bereits entschlossen habe, heute abend saufen zu gehen.

Mein Magen macht immer noch Arger, und die Ausdünstungen der Körper im Bus sind beinahe unerträglich. Zu viele Sozialbau-Asis. Können die keine Buslinie einrichten, mit der man von Colinton in die Innenstadt kommt, ohne durch Oxgangs zu fahren? Als ich aussteige, hält mir ein Penner hoffnungsvoll seine schmierige Pratze hin. Ich schüttele sie und sage ihm, daß Jesus ihn liebt. Er sieht mir verstört nach, während ich weitergehe, und ich bin schon ein Stück weg, ehe er losflucht. Stünde nicht das Fest der Liebe vor der Tür, wär ich noch mal zurückgegangen und hätt die Fotze einkassiert.

Ich gehe zum Zeitungsstand und kaufe die Sun. Ich werfe auch auch einen Blick auf die Pornohefte im obersten Regal. Das ist nichts, wofür man sich schämen müßte: zuviel Denken kann in meinen Job gefährlich werden, also ist es am besten, man konzentriert seine Energien auf etwas, an das sich unschwer denken läßt, das einem aber auch nicht schaden kann. Für die meisten von uns ist Sex ideal für diesen Zweck.

Trotzdem gehe ich, ohne noch was anderes zu kaufen, und ich bin sauer über die betonte Fröhlichkeit des Verkäufers. – Die Sun, ruft er laut, – sehr schön, macht dreißig Pence.

Das widert mich an, denn ich bin nicht wie der Rest dieses eiterpickligen Pöbels, der die Sun liest. Ich bin eher wie einer von denen, die darin schreiben, oder sie sogar herausgeben. Vertu dich da bloß nicht, Prolet, vertu dich da bloß nicht.

Das letzte, was ich vorm Frühstück brauche, ist eine weitere Einsatzbesprechung mit Toal wegen dieses Wurie-Mords. Wie's der Zufall will, erwartet mich genau das, zusammen mit Gus Bain, Peter Inglis und drei spastischen Constables, Roy, den ich aus der Loge kenne, Muir, mit dem ich bei der Drogenfahndung gearbeitet hab und der angenehm korrupt ist, und Considine, der ganz okay zu sein scheint. Es sieht also aus, als würde Toal selbst das Ermittlungsteam für den Toter-Nigger-Fall leiten.

Ich kriege allerdings Krämpfe, als ich diese dumme kleine Kuh Amanda Drummond sehe. Was zum Teufel hat die bei ner Morduntersuchung verloren? Scheiße, der würd ich nicht mal zutrauen, die Vorhänge fürs Büro auszusuchen.

Warum erklärt dem kleinen Dummchen keiner, daß sie entbehrlich ist, nachdem wir für den Papierkram jetzt die große Blonde aus der Verwaltung mit den wachsenthaarten Beinen und der Sonnenbankbräune haben? Ja, und da ist sie schon, läuft mir direkt vor die Optik. Boah! Sie gibt mir ein Arbeitspapier.

– Besten Dank, Schätzchen, grinse ich sie an, und sie mustert mich mit dem ungerührt taxierenden Blick einer Nutte, die weiß, wie der Hase läuft.

– Süße Braut, höre ich eine Stimme in meinem Ohr. Es ist Ray Lennox.

– Was hast du denn hier verloren? frage ich ihn, – ich dachte, du wärst zur Drogenfahndung abgestellt?

Ich weiß natürlich, was der Wichser hier tut; der ist hinter der Blonden her, das tut er hier.

– Will ich gerade hin. Wollte nur mal reinschauen und guten Morgen sagen, grinst er und verschwindet. Lennox hat sich den Schnauz getrimmt, aber n bißchen zuviel des Guten getan. Jetzt sieht er wie n beschissener Stricher aus.

Ich mache einen Kußmund in die Richtung des Hinterns der Blonden in der hübschen Geschenkverpackung ihres knallengen Rocks, aber die Geste, die eigentlich auf Rays verschwörerische Kumpanei abzielte, wird von dieser kaltherzigen Klette Amanda Drummond aufgeschnappt.

Ich ignoriere den mißbilligenden Blick dieses blassen Bügelbretts. Ich stupse Dougie Gillman neben mir an, der den Arsch der blonden Partie mit abschätzend-beifälligem Nicken betrachtet.

Toal ist in Fahrt und schwafelt mit mühsam gezügelter Aufregung drauflos: – Wie ihr wißt, haben wir jetzt eine positive Identifizierung unseres Opfers. Es ist ein gewisser Efan Wurie, ein freiberuflicher Journalist aus Ghana, der in London gearbeitet hat. Über seine Aktivitäten in Edinburgh wissen wir nichts, aber Freunde von ihm sagten, er habe hier Urlaub gemacht.

Komische Zeit, um hier Urlaub zu machen. Ich wette, der hatte nichts Gutes vor.

– Schöne Ferien, der arme Kerl, nickt Peter Inglis.

Tja, eine klassische Darbietung eines gewissen Inspektor Robert Toal kriegen wir hier zu sehen, oder anders gesagt, er labert die ewig gleiche gottverdammte Scheiße, die wir von dem Arschloch kennen. – Die Metropolitan Police hat uns mitgeteilt, daß unser Mann kürzlich in Haggerston, London, Opfer eines tätlichen Angriffs wurde. Am zweiten Februar diesen Jahres verließ er gemeinsam mit zwei Freunden eine Bar. Er wurde von mehreren Schlägern, die aus dem Laderaum eines Lieferwagens sprangen, mit Baseballschlägern angegriffen. Das Verbrechen wurde angezeigt, aber es gab keine Festnahmen.

– Meinste, einer dieser rassistisch motivierten Schlägertrupps hätte den Mohrenkopp umgelegt? fragt Gus.

Amanda Drummond zuckt zusammen. Toal guckt müde. – Wissen wir nicht. Es könnte ein reiner Zufall gewesen sein. Wie auch immer, dieser Vorfall muß dem Mann noch im Gedächtnis gewesen sein, als er diese Treppe zur North Bridge hochstieg. Und daher ist es um so verwunderlicher, daß er nicht vorsichtiger war.

Toal wartet auf eine Reaktion von uns, doch keiner macht das Maul auf. Dann dreht er sich zu mir und blickt mich an. – Bruce, kann ich dich in einer Stunde in meinem Büro sehen?

Ich erschaudere. Ich will mit diesem Fall nichts zu tun haben. – Sagen wir in zwei Stunden, Chef. Ich konnte mich nicht davon abhalten, dieses gräßliche Wort auszusprechen, das ich im Zusammenhang mit Toal möglichst nie benutze. Ich hasse mich selbst dafür, daß ich so ... unterwürfig bin. Scheiß drauf. – Ich habe einen Termin beim Antirassistisch-Interkulturellen Informationsforum Lothian. Unter dem Gesichtspunkt guter Gemeindebeziehungen hielt ich es für das Beste, wenn wir uns kurzschließen, um Ängste und das alles zu zerstreuen, von wegen sensibler Fall und so.

– Guter Einfall, Bruce, so ist es richtig! Also dann in zwei Stunden.

Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. In letzter Zeit war ich nicht ganz auf der Höhe, aber ich hab immer noch mehr als genug Mumm in den Knochen, um Typen wie Toal naßzumachen. Kommt natürlich nicht in Frage, daß ich nen Haufen Hottentotten und ihre Kindermädchen besuche. Die zwei Stunden brauche ich fürs Mittagessen, das ist absolutes Minimum. Ich mache mich mit Gus auf den Weg nach draußen, werde aber von Amanda Drummond aufgehalten. – Bruce, kann ich dich kurz sprechen?

– Für dich, mein Schatz, bin ich jederzeit zu sprechen, grinse ich sie an. Völlige Zeitverschwendung, der Versuch, bei diesem Eisberg von Lesbe, aber man darf nicht vergessen, daß selbst Eisberge tauen, wenn man ihnen richtig Feuer macht. Und wenn es etwas gibt, das Bruce Robertson aus dem Effeff beherrscht, dann ist es genau das.

Sie sieht mich finster an: – Es ist bloß, weil ich heute morgen mit Alan Marshall vom Forum gesprochen habe, und er mir gar nichts von diesem Treffen mit dir erzählt hat.

– Hmmm, ich reibe mir das Kinn. Ich muß eine schärfere Klinge führen. Eine messerscharfe Rasur; die ist jetzt vonnöten. – Da muß es wohl ein kleines Mißverständnis gegeben haben. Das besprechen wir später, Mandy-Schätzchen, sage ich, winke und wende mich ab.

– Es heißt Amanda und nicht Schätzchen, zischt sie, aber ich habe mich bereits abgewendet und mache Gus ein Zeichen, daß wir gehen wollen, das nutzlose Gekeife der blöden kleinen Schlampe völlig ignorierend.

Du darfst wegtreten, Mädchen.

Wir nehmen den Wagen und fahren zu Crawford's. In der Warteschlange entdecken wir zwei uniformierte Spastis, die wir kennen, aber deren Namen uns nicht einfallen. Altgediente Streifenpolizisten. Ich und Gus verachten sie; deren Karriere im Polizeiapparat kommt nicht von der Stelle. Als wir dran sind, unser Essen auszuwählen, sagt diese vorlaute alte Fotze mit einem Blick auf die Uniformen: – Hier brechense bestimmt nich ein. Bäckereien un Frit-tenbuden, die sichersten Plätze in ganz Edinburgh!

Die Constables kriegen dicke rote Flecken im Gesicht. Bei solchen Anlässen danke ich dem Herrn, daß ich meinen Job in Zivil mache. Die Spastiker erröten und hauen ab, während Gus und ich wieder in unsere Karre steigen.

– Die kleine Drummond. Was die braucht, ist mal n ordentlicher Fick, sage ich zu Gus, starte den Volvo und verspüre einen Testosteronstoß, als ich den Gang reinhaue. Los, Baby, nimm das.

Gus grinst. Er ist ne nette alte Fotze. Hat's n bißchen zu sehr mit der Kirche, reibt's einem aber nicht dauernd unter die Nase. – Du bis n fürchterlicher Kerl, Bruce.

– Sieht mir wie der Typ Frau aus, die von nem Mann enttäuscht wurde. Frigide wahrscheinlich, spekuliere ich, während wir in den Raeburn Place einbiegen. Ich könnte ein Bier und ein Steak Pie aus Bert's Bar vertragen. Besser als der Scheiß von Crawford's. Aber wenn ich's mir so überlege, könnten aus einem Bier ein Dutzend werden, und ich hab ja diese alte Fotze Gus dabei, der im Dienst nie säuft. Da muß ich durch.

– Ist doch n nettes Mädchen, sagt Gus freundlich-herausfordernd.

– Na klar, ist n ganz nettes Mädchen, stimme ich zu. In diesem Stadium ist es besser, erst mal klein beizugeben. Ich werd Gus schon noch früh genug die Augen über die kleine Hure öffnen.

Ich mache das Radio an. Auf Radio Förth läuft irgendn Quiz.

– ALSO, MALCOM, DU HAST DREI CHANCEN, DEN JACKPOT ZU GEWINNEN. BIST DU SOWEIT?

– NA KLAR!

– GUT. IN WELCHEM ERDTEIL LIEGT PARAGUAY? -ÄH ... IST DAS EUROPA?

– OOOHHHH ... TUT MIR LEID, MALCOLM. ES LIEGT IN SÜDAMERIKA. WAS SOLL'S, NÄCHSTER VERSUCH. DIE HAUPTSTADT VON UNGARN HEISST ...?

-ÄH ... OH ... ÄHEM ... TRANSSYLVANIEN?

– OOOHHHH ... TUT MIR IRRRRE LEID, MAAL-CUM ... NEIN, ES IST BUDAPEST! DU HAST AN VAMPIRE UND SO GEDACHT, STIMMT'S?

– JA, BOBBY, ICH DACHTE AN GRAF DRACULA UND SOWAS ALLES.

– KEIN GRUND ZUR PANIK. DU HAST IMMER NOCH EINE CHANCE, DEN JACKPOT ZU GEWINNEN. BIST DU SOWEIT?

-ÄH ... KLAR.

– OKAY. WELCHER KOMIKER SPIELT DEN ATTRAKTIVEN SÄNGER TONY FERRINO?

– AU ... MOMENT, DAS WEISS ICH ... IST ES STEVE COO-GAN?

– STEVE COOGAN IST KORREKT! MALCOLM WINTERS AUS LARKHALL, DU HAST UNSERN JACKPOT VON FÜNFHUNDERT PFUND GEWONNEN!

Ich schalte den Scheiß ab und lege ein Tape rein, Wheels of Steel, das Debütalbum von Saxon, und für viele ihr bestes. Ich steh allerdings mehr auf Denim and Leather. Ich beobachte, wie sich Gus' Gummipuppengesicht vor Ekel verzieht, als die Jungs aufdrehen.

– Ist das n Radau, Bruce! Ich versteh nich, wie du dir das anhörn kanns!

– Das ist der Soul des weißen Mannes, Gus. Wir kamen, eroberten und versklavten, erkläre ich.

Eine Stunde später fahren wir zurück, und wer kommt runter ins Büro, wenn nicht Toal. Zwei Stunden hatten wir ausgemacht; der stört mich während meiner Kreuzworträtselzeit, der heliumgeblähte Saftsack. Toal hier unten, Toal bei uns! Was n Privileg! Normalerweise verläßt der Spast nie seinen Schreibtisch. Ich hatte gar nicht gewußt, daß die Fotze Beine hat, bis ich ihn mal abends im Foyer des King's Théâtre getroffen hab, wo ich mit meiner Kleinen in der Kindervorstellung war. Und da steht Toal, die Fotze, und zeigt mir die kalte Schulter. Ich weiß noch, daß die Kurze mich gefragt hat, wer das ist, und ich gesagt hab, das ist einer von den bösen Onkels, die ich mal eingesperrt hab, Herzchen. Danach hat sie den Stinksack bitterböse angeguckt!

– Robbo ... hier rein, er zeigt auf das Vernehmungszimmer und schließt die Tür hinter uns. – Hör mal, behalt das für dich, aber wie du weißt, ist die Situation hier ziemlich angespannt, vor allem, bis im neuen Jahr mit der Restrukturierung die neue D.I.-Plan-stelle besetzt wird.

Meine Stelle. Aber hör sich einer Toal an; stellt sich, als wollte er, daß einer von uns den gleichen Dienstgrad wie er hat, obwohl ihm nichts ferner liegt. Überhaupt, eigentlich sollte ich nen viel höheren Posten als dieser Schwachkopf bekleiden. Würde ich auch, wenn wir uns nicht wegen Carol für sechs kotzbeschissene Jahre nach Australien verpißt hätten.

– Was ich eigentlich möchte, ist, daß du das Ermittlungsteam für den Wurie-Fall leitest. Ich werd zwar da sein, um ein Auge drauf zu haben, aber ich bin durch diesen Umstrukturierungsquatsch ziemlich eingespannt. Ich hab ne Mitteilung von Busby bekommen, daß er noch für ne Weile weg sein wird. Ich weiß nicht, was die sich vorstellen, wie ich die Abteilung mit einem Inspektor weniger führen soll. Wie auch immer, denk dran, mich auf dem laufenden zu halten. Ich will das zügig vom Tisch haben.