Duftfallen - Bernhard Jaumann - E-Book

Duftfallen E-Book

Bernhard Jaumann

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Beschreibung

Trotz Wirtschaftskrise boomt die Metropole Tokio. Der Aromaexperte Takeo Takamura hat jedoch von Konsumrausch und künstlichen Düften die Nase voll, als er als Hauptverdächtiger eines Massenmordes untertauchen muß. Gehen die mysteriösen Giftgasanschläge tatsächlich auf die Endzeitvisionen einer Sekte zurück? Handelt es sich um uralte Räucherzeremonien oder hypermoderne Manipulationstechniken? Der vierte Krimi in Jaumanns Serie, die alle fünf Sinne schärft, widmet sich dem Riechen, das im Land der Räucherstäbchen, Kirschblüten und elektronischen Nasen besonderen Gefahren ausgesetzt ist. Vom Gewinner des renommierten Friedrich-Glauser-Preises: „Ein sinnlicher Krimi, gut recherchiert, sprachlich ausgefeilt und spannend.“ Südwest Presse

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Seitenzahl: 397

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Bernhard Jaumann

Duftfallen

Roman

Inhaltsübersicht

1. Blütenduft

2. 3-Mercaptoexanol-Acetat

3. Angstschweiß

4. Weihrauch, Zimt, Aloe

5. Der jüngste Geruch

6. Herznoten

7. Kô-do – der Weg des Duftes

8. Blütenduft

Informationen zum Buch

Über Bernhard Jaumann

Impressum

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1

Blütenduft

Die äußersten Spitzen der Zweige berührten sich fast über den Köpfen der Passanten. Ein weißer Baldachin spannte sich so über die Zentralallee des Ueno-Parks. Kirschblütenmeere, die in der Abendbrise sanfte Wellen schlugen. Im Laufe des Tages hatte sich der Dunst verzogen. Von Westen her fiel das Licht nun überirdisch klar herein. Es legte einen magischen Glanz um die Dinge, und nur wenn eine Bö jäh an den Ästen rüttelte und Blütenschnee nach unten taumeln ließ, wußte man wieder, daß nichts von Dauer sein würde.

Nur eine Woche im Jahr war Kirschblütenzeit, und Takamura genoß es dabeizusein. Nicht einmal die Menschenmassen konnten ihn sonderlich stören. Halb Tokio feierte das Kirschblütenfest im Ueno-Park, heute wie vor dreißig Jahren. Takamura hatte noch Erinnerungen an damals, aber ob sie auf seine eigenen Wahrnehmungen zurückgingen, auf spätere Erzählungen seiner Mutter, auf Bilder in Fotoalben, Büchern, Filmen, war schwer zu entscheiden. Wahrscheinlich hatte sich alles untrennbar vermengt, und das selbst Erlebte war in einem Brei von vermittelten und erfundenen Eindrücken untergerührt worden. Sein Gedächtnis war sowieso nie sehr gut gewesen. Außer für Gerüche. Die vergaß er nicht.

Am frühen Nachmittag war ihm alles fremd erschienen, als er das Konferenzzentrum auf einer der künstlichen Inseln in der Bucht von Tokio verlassen hatte. Das Meer hatte nur schwach nach Meer gerochen. So, als habe jemand eine gigantische Plastikplane darüber gezogen. Es hatte unbewegt dagelegen, eine dicke, bleigraue Suppe um die Fundamente der riesigen Betonpfeiler, auf denen die doppelstöckige Auffahrt zur Rainbow Bridge ruhte. Nach Westen zu war die Brücke im weißen Dunst über dem Hafen verschwunden. Den Tokio Tower auf dem Festlandsufer hatte der Nebel verschluckt, genau wie die Einkaufspaläste der Ginza, die fernen Wolkenkratzer Shinjukus und den gesamten Rest von Tokio-Stadt. Die Insel, auf der sich Takamura befunden hatte, hatte zu seiner Zeit noch gar nicht existiert.

Nun jedoch hatte Takamura ein Bild von damals fast greifbar vor Augen: In einem etwas zu großen Matrosenanzug sah er sich in der Wiese sitzen, vor sich einen Pappteller mit einer riesigen Süßkartoffel darauf, deren samtig-rauchiger Duft ihm heute noch in der Nase hing. Es konnte nicht nur die Erinnerung an ein Foto sein.

Es gab tatsächlich einen Süßkartoffelverkäufer. Sein Kleinlastwagen stand an der Abzweigung, die zum Gojôten-jinja hinabführte. Auf der offenen Ladefläche war Feuerholz neben einem großen alten Herd gestapelt. Damit wurden die Steine erhitzt, auf denen die Süßkartoffeln gebacken wurden. Das Abzugsrohr stieß durch die grüne Abdeckplane nach oben. Durch einen Spalt an der Herdklappe schimmerten die Flammen hervor. Auf einem Brett stand eine Plastikwaage, und daneben hatte der Verkäufer die gegarten Knollen sorgfältig aneinandergereiht. Sie rochen so, wie Takamura es in Erinnerung hatte. Sie rochen appetitlich. Schade, daß er schon gegessen hatte.

Die Sonne verglühte hinter den Bäumen, gab ihr Licht an die überall hängenden Lampions ab. Hier und da zuckten Blitzlichter von Fotoapparaten auf, stanzten für einen Augenblick einzelne Szenen aus der Masse heraus, einen Angestellten, der zum rhythmischen Klatschen seiner Kollegen einen sentimentalen Schlager zum besten gab, eine krumme Großmutter, die von ihren Enkeln gestützt wurde, ein Kleinkind, das einen batteriebetriebenen Panda anstaunte, der wackelig im Kreis lief.

Takamura hielt sich in der Mitte der Allee, an deren Rand Pappkartons und Plastikplanen ausgebreitet worden waren. Zur Straße hin standen Schuhe sauber aufgereiht. Die Frauen hockten auf den Unterschenkeln, die Männer waren schon zum Schneidersitz übergewechselt. Sake-Fläschchen machten die Runde. Ganze Belegschaften feierten gemeinsam. Man sang, man lachte. Langsam schob sich Takamura durch die Menge. Er ging in Richtung des großen Brunnens vor dem Eingang zum Nationalmuseum, aber eigentlich hatte er kein Ziel; er genoß es, absichtslos unterwegs zu sein, inmitten von Leuten, die ihn nichts angingen. Und umgekehrt.

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