DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Marokko - Hartmut Buchholz - E-Book

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Marokko E-Book

Hartmut Buchholz

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Beschreibung

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Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 5. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Für die 5. Auflage des DuMont Reise-Handbuches war Autor Hartmut Buchholz wieder intensiv vor Ort unterwegs. Neu berücksichtigt wurden auch kürzlich eröffnete Museen wie das hypermoderne Museum Mohamed VI. für Moderne und Zeitgenössische Kunst (MMVI) in Rabat.

Marokko ist ein Land der Extreme: Die Hightechbüros an der Börse in Casablanca kontrastieren mit einer archaisch betriebenen Landwirtschaft, Sandstrände mit Viertausendern im Hohen Atlas, moderne Einkaufszentren mit Souks wie aus Tausendundeiner Nacht. Seine vielgestaltigen Landschaften, seine reichen Kunst- und Kulturschätze und nicht zuletzt seine Menschen machen das Land zu einem der faszinierendsten der Welt.

Von der Touristenhochburg Agadir an der Atlantikküste bis zu den Souks von Marrakesch oder Fès, von den grünen Oasentälern im Süden bis zum Rifgebirge im Norden werden alle sehenswerten Regionen und Städte beschrieben. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps des Autors. Ort für Ort hat Hartmut Buchholz ausgesuchte Unterkünfte, Restaurants oder Einkaufsadressen zusammengestellt, die in den Cityplänen eingezeichnet sind. Wanderungen und Rundfahrten erschließen die schönsten Landschaften. Viel Wissenswertes über Marokko, über Geschichte und Gegenwart oder den Alltag der Menschen, lässt sich in der einführenden Landeskunde wie in den eingestreuten Themenseiten nachlesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 735

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Inhalt

Marokko im Plural

Marokko als Reiseland

Planungshilfe für Ihre Reise

Vorschläge für Rundreisen

Wissenswertes über Marokko

Steckbrief Marokko

Natur und Umwelt

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Geschichte

Zeittafel

Gesellschaft und Alltagskultur

Architektur und Kunst

Wissenswertes für die Reise

Anreise und Verkehr

Übernachten

Essen & Trinken

Outdoor

Feste und Veranstaltungen

Reiseinfos von A bis Z

Unterwegs in Marokko

Kapitel 1 – Mittelmeerküste, Rif und Nordosten

Auf einen Blick: Mittelmeerküste, Rif und Nordosten

Tanger und Umgebung

Tanger

Strände in der Umgebung

Mittelmeerküste und Rif

Ceuta

Entlang der Küste nach Tetouan

Tetouan

An der Rifküste Richtung Melilla

Durch das Rif nach Al Hoceima und Melilla

Vom Nordosten ins Landesinnere

Von Melilla nach Oujda

Oujda

Durch die Meseta nach Figuig

Figuig

Von Oujda über Taza nach Fès

Aktiv: Parc national de Tazekka

Kapitel 2 – Der Mittlere Atlas

Auf einen Blick: Der Mittlere Atlas

Fès und Umgebung

Fès

Aktiv: Fès zu Füßen – eine Rundfahrt um die Stadt

Ausflüge von Fès

Meknes und Umgebung

Meknes

Aktiv: Mit der Pferdekutsche durch die Ville impériale

Ausflüge von Meknes

Von Meknes nach Marrakesch

Kapitel 3 – Marrakesch und der Hohe Atlas

Auf einen Blick: Marrakesch und der Hohe Atlas

Marrakesch und Umgebung

Marrakesch

Ausflüge in die Umgebung

Aktiv: Mit dem Fahrrad durch Marrakesch

Aktiv: Fahrt ins Paradies

An den Atlantik und in den Hohen Atlas

Über den Tizi n’Test nach Agadir

Von Marrakesch nach Ouarzazate

Aktiv: Über Telouet nach Ait Benhaddou

Ouarzazate

Kapitel 4 – Der Südosten

Auf einen Blick: Der Südosten

Durch das Dratal

Agdz

Dratal

Aktiv: Schnuppertour in die Wüste Erg Lihoudi

Weiter- oder Rückfahrt ins Tafilalet

Route des Kasbahs

Von Ouarzazate nach Er Rachidia

Er Rachidia

Aktiv: Durch die Dades- und die Todrhaschlucht

Von Er Rachidia durchs Tafilalet nach Taouz

Das Tafilalet

Von Er Rachidia ins Tafilalet

Erg Chebbi

Taouz

Kapitel 5 – Die Atlantikküste und der Süden

Auf einen Blick: Die Atlantikküste und der Süden

Die nördliche Atlantikküste

Von Tanger nach Rabat

Rabat

Aktiv: Zeitreise in eine Totenstadt – die Nekropole Chellah

Salé · Zwischen Rabat und Casablanca

Die mittlere Atlantikküste

Casablanca

Von Casablanca nach Agadir

Aktiv: Besuch der Tischlereien in der Medina von Essaouira

Agadir

Die südliche Atlantikküste

Nach Tafraoute und ins Tal der Ammeln

Von Agadir nach Tan Tan

Aktiv: Wandern durch den Parc national de Sous Massa

Tan Tan · Von Tan Tan nach Laayoune (351 km)

Laayoune

Das Grenzgebiet

Kulinarisches Lexikon

Sprachführer

Glossar

Impressum

Themen

Die Dattelpalme

Die ONA oder: Wem gehört Marokko?

M6 – Mittelalter und Moderne

Ein absoluter Monarch – Hassan II.

Mourad, ein Schuhputzerjunge

Die fünf Säulen des Islam

Phantom Marokko

Eine Verlegerin in Marokko – Layla Chaouni

Mythos Tanger

Drogen in der Rifregion

Abd El Krim – der Löwe des Rif

Dschahilija – die Antike in Marokko

Die Seele der Medina – Marrakesch versus Fès

Heiratsmarkt in Imilchil

Das Quad – eine Polemik

El Raisouli – Marokkos Robin Hood?

Hubert Lyautey

Die Grande Mosquée Hassan II in Casablanca

»As time goes by« – der Kultfilm »Casablanca«

Arganöl, das weiße Gold Marokkos

Alle Karten auf einen Blick

Mittelmeerküste, Rif und Nordosten: Überblick

Tanger

Tetouan

Mittelmeerküste und Rifgebirge

Durch die Meseta nach Figuig

Von Oujda über Taza nach Fès

Parc national de Tazekka

Der Mittlere Atlas: Überblick

Fès zu Füßen – eine Rundfahrt um die Stadt

Fès El Djedid

Fès El Bali

Fès

Meknes

Volubilis

Von Meknes nach Marrakesch

Marrakesch und der Hohe Atlas: Überblick

Marrakesch

Über den Tizi n’Test nach Agadir

Von Marrakesch nach Ouarzazate

Ouarzazate

Der Südosten: Überblick

Von Ouarzazate nach Mhamid

Route des Kasbahs

Durch die Dades- und die Todrhaschlucht

Von Er Rachidia durchs Tafilalet nach Taouz

Die Atlantikküste und der Süden: Überblick

Von Tanger nach Rabat

Rabat

Zeitreise in eine Totenstadt – die Nekropole Chellah

Casablanca

Von Casablanca nach Agadir

Essaouira

Besuch der Tischlereien in der Medina von Essaouira

Agadir

Von Agadir nach Tafraoute und ins Tal der Ammeln

Wandern durch den Parc national de Sous Massa

Von Agadir nach Tan Tan

Von Tan Tan nach Laayoune

© Look, München: (Glasshouse Images)

Traditionelle Beduinenzelte, Khaima, in der marokkanischen Wüste

Marokko im Plural

Marokko liefert sich nicht aus, man muss es selbst suchen und entdecken. Scharnier zwischen Europa und Afrika, zwischen christlichem Abendland und muslimischer Zivilisation, war das Land seit der Antike ein Mosaik aus verschiedensten kulturellen Prägungen. So gibt es Marokko vielleicht nur im Plural – ein Kaleidoskop aus Verheißungen.

Einen Marokkoführer zu schreiben ist letztlich eine Anmaßung. Mit einer – wie auch immer erworbenen – Kennerschaft ist diesem Land nicht beizukommen, vorschnelles Bescheidwissen kann an seinen Realitäten nur abprallen. Bestenfalls kann ein Autor mit Sprache auf dieses Faszinosum namens Marokko reagieren, in gründlich recherchierten Momentaufnahmen, immer im Wissen, dass dieses Land sich in einem rasanten Umbruch befindet, der das heute Aktuelle schon morgen obsolet sein lässt. Umgekehrt ist dieses Land, eine der ältesten Monarchien der Welt, von erstaunlich starken Beharrungskräften bestimmt. Es gibt bis heute Regionen, die in einem »elektrifizierten Mittelalter« (Hubert Lyautey, s. >>>>) versunken sind – so wie es Metropolen gibt, die, allen voran Casablanca, als Inbegriff von Moderne gelten können.

Wäre der Titel erlaubt, so müsste dieses Buch »Mein Marokko« heißen. Damit wäre signalisiert, was, wie vermittelt auch immer, für jeden Reiseführer gilt. Was kann er anderes sein als ein subjektives Kompendium, in dem sich die Person eines Autors spiegelt, seine Fähigkeit zur Beobachtung, seine Begabung für Einordnung und Bewertung, sein Talent zur Recherche, sein Sensorium für das Geheimnis und nicht zuletzt sein Instinkt für Sprache? Vielleicht sind in einem Reiseführer gerade die Passagen die subjektivsten, die Objektivität, ohnehin eine Chimäre, nur vortäuschen. Mein Marokko also – und nicht dieses Marokko.

Reiseführerautoren arbeiten, ob sie dies wollen oder nicht, einem Wirtschaftszweig zu, der, trotz aller Turbulenzen gerade auf diesem Markt, mit die höchsten Wachstumsraten erzielt. Die Tourismusindustrie, so das schwer widerlegbare Credo der Verächter, richtet weltweit überall die gleichen Verheerungen an. So ist dieses Buch vor allem als ein Appell zu verstehen, ein derart komplexes Land wie Marokko so zu bereisen, wie es ihm zukommt – in Kenntnis eines unvergleichlichen Reichtums an Geschichte, im Bewusstsein der kulturellen wie religiösen Traditionswerte des Islam, im Erstaunen angesichts eines einzigartigen Ensembles majestätischer Landschaften sowie besonders im Respekt vor den stets aufs Neue faszinierenden Menschen.

Marokko gehört – der Superlativ sei gewagt – dank seiner grandiosen, vielgestaltigen Landschaften, seiner reichen Kunst- und Kulturschätze sowie durch seine von berberisch-arabischer Herkunft geprägten Menschen zu den faszinierendsten Ländern der Welt. Drei bis vier Flugstunden von Mitteleuropa entfernt findet der Reisende traumhafte Sandstrände, die Gebirgspanoramen der Viertausender im Hohen Atlas, Dattelpalmenoasen und die arabische Medina als Inbegriff der orientalischen Stadt, die imponierende Architektur der hoch aufragenden Kasbahs und eine erste Ahnung der Wüste, der erbarmungslosen Sahara. Marokko mag als morgenländische Fantasie eine Verheißung sein – ein in mancher Hinsicht vergleichsweise schwieriges Reiseland ist es auch.

Das Marokko von heute ist manchen Zerreißproben ausgesetzt. Zwischen den Diktaten der Moderne, den weltweit vernetzten Wirtschaftsmärkten und den internationalen politischen Machtstrukturen auf der einen und den islamischen Traditionen des Maghreb, den Beharrungskräften der Monarchie und seiner ›arabischen Seele‹ auf der anderen Seite muss Marokko, oft in heiklen Balanceakten, seinen eigenen Kurs finden. Die klassischen Merkmale für die Staaten der ›Dritten Welt‹ (geringe Industrialisierung, hohe Analphabeten- und Arbeitslosenrate, starke Auslandsverschuldung, hohes Bevölkerungswachstum, extremes soziales Ungleichgewicht, Dominanz des primären Sektors etc.) finden sich in Marokko fast alle. Umgekehrt verfügt Marokko, etwa im Großraum Casablanca-Mohammedia, über ein hochmodernes Industriezentrum; das Land hat mit einer forcierten Privatisierung eine rasante wirtschaftliche Liberalisierung eingeleitet, es ist führend im Ausbau von Telekommunikation und Computertechnologie und es verfügt hinsichtlich Verkehrsverbindungen, Hotellerie und Gastronomie über die besten Infrastrukturen des Kontinents nach Südafrika.

Marokko – Land der Extreme und Ungleichzeitigkeiten. Die Hightechbüros an der Börse in Casablanca und die mit Esel und Hakenpflug betriebene archaische Landwirtschaft auf winzigen Parzellen, die Kamelzüchternomaden der Westsahara, die Handwerker in den Souks von Marrakesch, die Imame in Fès oder das akademische Proletariat, das sich in den Discos von Agadir an die Touristen verkauft: All das sind Facetten der marokkanischen Realität und zugleich verschiedene Aggregatzustände von Zeit. Dieser Reiseführer versucht, ein Sensorium für derartige Widersprüche zu schärfen und sie als das zu skizzieren, was sie sind: die Gesichter eines einzigartigen, eines verstörend schönen Landes.

Der Autor

© Andreas Kasack, Bonn

Hartmut Buchholz

www.dumontreise.de/magazin/autoren

Hartmut Buchholz’ erster Kontakt mit Marokko war das Ergebnis eines Zufalls. Mit einem Freund überführte er 1988 für einen marokkanischen Unternehmer eine Limousine von Bonn nach Casablanca. Damals nur zwei Wochen im Land, genügte dieses Intermezzo, um Marokko zu verfallen, um zu ahnen, dann zu wissen, dass hier etwas Fremdes, verstörend Schönes und betörend Geheimnisvolles lockte und lauerte. Der Wunsch, sich diesem Land reisend auszusetzen, ließ sich nicht länger verdrängen. Marokko wurde für den Autor das Entrée in den arabischen Maghreb, ins frankofone Westafrika, nach Zentralafrika, ins ostafrikanische Kenia. – Je mehr einer über Marokko weiß, desto weniger hat er begriffen … Für den DuMont-Reiseverlag schrieb Buchholz auch »Marrakesch« und »Marokko – Der Süden«.

Marokko als Reiseland

In Marokko reisen

Marokko ist auf dem deutschen Reisemarkt seit Jahrzehnten eine gut eingeführte Destination, ein klassisches Reiseland mit einer zwar Schwankungen unterworfenen, insgesamt aber relativ stabilen Klientel. Vielleicht lockt der schwer fassbare Zauber des Orients, dieser einzigartigen Schnittstelle zwischen Europa, Afrika und arabischem Maghreb. Ohne den Reisenden mit den Härten schwarzafrikanischer Urlaubsländer zu konfrontieren, verheißt Marokko den ganzen Zauber der Fremde, eine durchaus exotische Atmosphäre, die es so in Europa nicht gibt.

Der kunstgeschichtliche Reichtum an Baudenkmälern in den vier Königsstädten, eine schillernde Metropole wie Tanger, die Oasenketten und Dünenzüge im südöstlichen Marokko, die Straße der Kasbahs, das fashionable Agadir, ein Ensemble an spektakulären Landschaften zwischen Hochgebirge und Wüste, ein vielfach noch uralten Traditionen verpflichtetes Kunsthandwerk, hinreißende Strände und Buchten, der bis heute prägende Gegensatz von Großstadt und ländlicher Welt, von Berbern und Arabern, die Zeugnisse einer zutiefst islamischen Zivilisation: Man weiß kaum, wo beginnen und wo enden, wenn man das Faszinosum Marokko auch nur in Ansätzen skizzieren will.

Marokko bietet im afrikanischen Vergleich zweifellos touristischeInfrastrukturen, die zu den besten des Kontinents gehören. Dies beginnt bei einem hervorragend ausgebauten Netz asphaltierter Straßen selbst in den entlegensten Regionen, dazu gehören fertiggestellte Autobahnteilstrecken, ein exzellent funktionierendes Bankenwesen, eine Kommunikationstechnologie, die auf mitteleuropäischem Standard anzusiedeln ist. Dazu gehört auch eine weit gefächerte Hotellerie, die von luxuriösen 5-Sterne-Häusern bis zu einfachen Herbergen für jeden Geldbeutel das passende Angebot bereithält.

Man sollte alle Schauermärchen, die gerade über Marokko kursieren, getrost ins Reich der Fabel verbannen: Marokko gehört unbedingt zu den vergleichsweise sicheren Reiseländern – was Attentate wie den Anschlag vom Juni 2003 in Casablanca oder vom April 2011 in Marrakesch nicht ausschließt, nicht ausschließen kann. Es gehört zu den durchaus zweischneidigen Konsequenzen einer regierenden absoluten Monarchie, dass die Geheim- und Sicherheitsdienste gerade in Marokko, auch die Tourismuspolizei, außerordentlich wachsam und effizient agieren.

Schließlich hat sich Marokko jüngst geradezu zu einem Eldorado für Sport- undAktivurlauber entwickelt, die vor Ort einzigartige Bedingungen vorfinden. Golfer, Bergsteiger, Skifahrer, Surfer, Kanuten wie Segler schwärmen von Marokko in höchsten Tönen.

Marokko kann zu einer sinnlichen Sensation werden, für den, der ein Sensorium für diese Art Fremde aufzubauen vermag und sich ihr öffnen kann. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen mag es in Afrika vielfach geben – so wie in Marokko aber wird der Reisende ihr eher selten begegnen.

Die klassischen Sehenswürdigkeiten

Die klassischen Sehenswürdigkeiten, also Paläste, Stadttore, Medersen, Moscheen, Fondouks, Brunnen- und Befestigungsanlagen findet man in der Medina der vier Königsstädte (Rabat, Meknes, Fès und Marrakesch), wobei vermutlich – aber schon hier gehen die Meinungen weit auseinander – Fès und Marrakesch die spektakulärsten sind. Eine so zauberhafte Stadt wie Essaouira eignet sich gerade für Marokkoneulinge vorzüglich als Einstieg in das Land, die Grande Mosquée Hassan II in Casablanca und die Kasbah in Tanger sollte man ebenfalls gesehen haben. Asilah an der nördlichen Atlantikküste und Chefchaouen in der Rifregion sind zwar Kleinstädte ohne fest umrissenen Fundus architektonischer Sehenswürdigkeiten, sie lohnen aber durch ihre besondere Atmosphäre einen Besuch. Ähnliches gilt auch für Taroudannt.

Hochgebirgs- und Wüstenland

Um einen Eindruck vom Hochgebirgs- wie auch vom Wüstenland Marokko zu bekommen, empfehlen sich ein Abstecher von Marrakesch ins Ourikatal und ins Djebel-Toubkal-Massiv sowie eine Tour ins südöstliche Marokko: von Ouarzazate ins Tafilalet (Straße der Kasbahs, Dades- und Todrhaschlucht, Region um Erfoud) oder von Ouarzazate, dem Lauf des Dra folgend, bis in die Region um Zagora (möglichst bis Mhamid).

© Laif, Köln: (hemis.fr)

Die Kasbah Ait Arbi in der Dadesschlucht

Strandleben

Südlich von Essaouira kann man in der Regel das ganze Jahr über baden, zwischen Essaouira und Agadir, auch um Sidi Ifni und an der Plage Blanche finden sich hinreißende Strände und einsame Buchten.

Pauschalarrangements

Fast alle großen in Deutschland tätigen Reiseveranstalter haben Marokko im Programm. Wer das Land noch nicht kennt, mit den Gepflogenheiten im arabischen Raum (etwa beim Handeln oder beim Umgang mit den bisweilen sehr penetranten, selbst ernannten Fremdenführern) wenig vertraut ist, wer kaum oder kein Französisch spricht und wem die traditionellen Werte des Islam nicht geläufig sind, der ist vermutlich gut beraten, eine Pauschalreise zu buchen. Die meisten Angebote kombinieren Strandurlaub, zumeist in Agadir, mit einer Rundreise, die häufig in die Königsstädte und/oder ins südöstliche Marokko (Hoher Atlas, Straße der Kasbahs, Dratal, Tafilalet) führt. Etliche Veranstalter arbeiten mit marokkanischen Partnern, die sich – wie Globus Voyages Maroc – gerade auf die deutsche Klientel spezialisiert haben. Ausnahmen mögen die Regel bestätigen, nach der die marokkanischen Firmen zumeist durch zuverlässige Organisation, einen modernen Busfuhrpark und kompetente, fast immer exzellent deutsch sprechende Reiseleiter überzeugen.

Individualreisen

Marokko ist ein ideales Reiseland für Individualtouristen. Wer auch nur ein wenig Talent zum Improvisieren hat, wer sich etwas für Land und Leute interessiert und eine – womöglich bisher unentdeckte – Begabung für die oft fintenreichen Prozeduren beim Handeln entwickelt, wer sein vielleicht verschüttetes Schulfranzösisch zu aktivieren vermag und sich zutraut, eine Unterkunft auf eigene Faust zu suchen, kurz, wer Reisen auch als nicht vollkommen planbares Erlebnis und Abenteuer begreift, der sollte unbedingt als Individualtourist durch Marokko reisen.

Das hervorragende Busnetz, eine breite Palette auch preisgünstiger Unterkünfte, die exzellenten Infrastrukturen und nicht zuletzt die vor allem im ländlichen Milieu bis heute sehr ausgeprägte Gastfreundschaft der Marokkaner kommen gerade Individualtouristen mit eher kargem Reisebudget sehr entgegen. Und wer sich bemüht, Arabisch zu sprechen, sei es auch noch so rudimentär, für den werden sich, oft unverhofft, manche Türen öffnen.

Fremdenführer vor Ort?

Mit Ausnahme von Fès El Bali und den Souks von Marrakesch sollte man überall in Marokko eigentlich auch ohne Fremdenführer zurechtkommen. Ein Fremdenführer ist dann zu empfehlen, wenn man für die Besichtigung einer größeren Stadt wenig Zeit hat und sich schnell und gezielt orientieren will. Die offiziellen, von den Délégation-du-Tourisme-Büros vermittelten Führer (guides) können sich durch Prüfungszertifikat und Plakette ausweisen; überwiegend kennen sie ›ihre‹ Stadt recht gut und sprechen mehrere Sprachen einigermaßen fließend.

Zu den größten Plagen Marokkos gehört das Heer der (speziell in Marrakesch) unerreicht hartnäckigen falschen Touristenführer (guides noirs), die mit Tricks und Ausreden auf Kundenfang gehen und ihre Klientel oftmals in Läden in den Souks lotsen, wo sie Provisionen kassieren, falls es zum Kauf kommt. Die Tourismuspolizei hat sich jüngst mit einigem Erfolg diesem Problem gestellt und die übelsten Auswüchse in diesem Gewerbe vereitelt.

Man sollte die Tarife für einen Fremdenführer (ca. 100 DH für einen halben, ca. 150 DH für einen ganzen Tag) eindeutig im Voraus aushandeln und im Nachhinein auf keinen Fall an diesen Abmachungen rütteln lassen. Wer in den Souks nichts kaufen will, sollte dies auch unmissverständlich klarmachen!

Für abgelegene Wüstenpisten sowie für Bergtouren in den Atlasmassiven (besonders im Winter) sind Fremdenführer u. U. unentbehrlich.

Wichtige Fragen vor der Reise

Welche Ausweise braucht man für die Einreise und beim Reisen? s. >>>>

Welches Budget muss ich pro Tag für einen Urlaub in Marokko einplanen? s. >>>>

Pauschalarrangement oder Individualreise – was ist für wen warum geeignet? s. >>>>

Welche Unterkünfte eignen sich am besten? s. >>>>

Sollte man schon zu Hause Geld tauschen oder erst im Land? s. >>>>

Mit welchen Verkehrsmitteln reist man am besten innerhalb Marokkos? s. >>>>

Sind Fremdenführer wirklich unentbehrlich oder kommt man auch ohne fremde Hilfe zurecht? s. >>>>

Wie ist es um die medizinische Versorgung in Marokko bestellt, welche Vorsorgemaßnahmen sind wichtig? s. >>>>

Gibt es bestimmte Benimmregeln und Tabus in einem islamischen Land wie Marokko?s. >>>>

Wie lässt sich die aktuelle Sicherheitslage im Land einschätzen? s. >>>>

Planungshilfe für Ihre Reise

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Die Kapitel in diesem Buch

1. Mittelmeerküste, Rif und Nordosten:s. >>>>

2. Der Mittlere Atlas:s. >>>>

3. Marrakesch und der Hohe Atlas:s. >>>>

4. Der Südosten:s. >>>>

5. Die Atlantikküste und der Süden:s. >>>>

Kulturerlebnis

      

Naturerlebnis

Angaben zur Zeitplanung

Bei den folgenden Zeitangaben für die Reise handelt es sich um Empfehlungswerte für Reisende, die ihr Zeitbudget eher knapp kalkulieren.

1. Mittelmeerküste, Rif und Nordosten

Seit Nador saisonal direkt von Deutschland angeflogen wird, hat die marokkanische Mittelmeerküste erheblich an touristischer Bedeutung gewonnen. Die Küstenregion – insbesondere die Orte im Großraum Tetouan, die Fischerdörfer an der küstennahen N 16 und die Buchten um Al Hoceima – ist eine klassische Sommerdestination, im Winter sind hier etliche Hotelanlagen geschlossen. Eine Tour in die ostmarokkanische Meseta im Grenzgebiet zu Algerien bis in die Oasensiedlung Figuig ist auch heute noch eine echte Expedition in ein kaum erschlossenes, dafür umso urwüchsigeres, authentisches Marokko.

Chefchaouen

Gut zu wissen: Die Bustouren auf der kurvenreichen N 2 durch das schroff zerklüftete Rifgebirge können sich hinziehen, von Tetouan bis Al Hoceima sind um die acht (!) Stunden Fahrzeit zu kalkulieren. Der Raum um Ketama ist ein einschlägig bekanntes Aktionsfeld von Drogenhändlern und Drogenkurieren – wer hier im eigenen Auto unterwegs ist, tut gut daran, keine Zwischenstopps einzulegen.

Zeitplanung

Tanger:    2 Tage

Tetouan:    1 Tag

2. Der Mittlere Atlas

Eine spektakuläre Region für Reisende, die an Kultur und Geschichte interessiert sind: An der Nordwestflanke des Mittleren Atlas liegen mit Fès und Meknes zwei der marokkanischen Königsstädte. Fès, eine Stadtgründung aus dem frühen 8. Jh. und Sitz einer der ältesten Universitäten der Welt, ist ein Juwel muslimischer Hochkultur. Eine Meknesvisite sollte man unbedingt mit einem Abstecher in den Wallfahrtsort Moulay Idriss und nach Volubilis (bedeutendste Stadtgründung aus der römischen Antike in Marokko; Thermen, Forum, Kapitol, Basilika, Triumphbögen, Mosaiken aus dem 2. und 3. Jh. n. Chr.) verbinden.

• Fès

• Meknes

Gut zu wissen: Die N 13 durch den Mittleren Atlas (Meknes–Er Rachidia) mit Passhöhen um die 2000 m kann im Winter nach heftigen Schneefällen unpassierbar sein; als eine der Hauptverkehrsadern der Region wird sie jedoch zumeist recht zügig geräumt.

Zeitplanung

Fès:                                                     3–4 Tage

Meknes (mit Moulay Idriss und Volubilis):                                     3 Tage

3. Marrakesch und der Hohe Atlas

Hugo von Hofmannsthal hat 1925 von Marrakesch als dem »Paris der Sahara« geschwärmt – ein Ausdruck, der trotz seiner emphatischen Überhöhung den Nimbus dieser Stadt in ein Bild von frappierender Gültigkeit fasst. Eine Oasenstadt vor den Schneegipfeln des Hohen Atlas, ein urbanes Märchen zwischen Tradition und Moderne, uralt und zugleich hypermodern, mondän und authentisch, Kultur- und Kongressstadt, Magnet für Künstler aller Metiers, hippe Partymeile und ein Eldorado für die Snobs der westlichen Welt. Marrakesch, inzwischen eine Millionenstadt, ist die spannendste Kapitale des Landes. – Die Passstraßen über den Tizi n’Test (2092 m) nach Taroudannt und über den Tizi n’Tichka (2260 m) nach Ouarzazate führen durch grandiose Landschaftspanoramen – Marokko als Hochgebirgsland.

• Marrakesch

• Taroudannt

• Ait Benhaddou

Gut zu wissen: Es empfiehlt sich unbedingt, zwischen Marrakesch und Ouarzazate nicht zweimal die N 9 zu befahren, sondern auf der Hin- oder Rückfahrt auf die P 1506 auszuweichen; diese Strecke führt direkt zu den imponierenden Kasbahkomplexen von Telouet und Ait Benhaddou. – Der Parcours ist von einigen Furten und Geröllstrecken abgesehen durchgängig asphaltiert und lässt sich im Prinzip auch ohne Geländewagen bewältigen. Nördlich und südlich der Passhöhe des Tizi n’Tichka wird die N 9 derzeit ausgebaut (Überholspuren).

Zeitplanung

Marrakesch:      4–5 Tage

Taroudannt:            1 Tag

Ouarzazate:             1 Tag

4. Der Südosten

Die berühmte Route des Kasbahs zwischen Ouarzazate und Er Rachidia, die canyonartig zerklüfteten Schluchten von Dades und Todrha, die riesige, sich zwischen Agdz und Zagora am Ufersaum des Dra hinziehende Flussoase mit ihren weitläufigen Palmenhainen und aus Stampflehm erbauten Wehrdörfern, schließlich die Dünenkämme des Erg Chebbi bei Merzouga, bei Tinfou, im Erg Lihoudi und im Erg Chagaga als erste Ahnung der unermesslichen Sahara – gerade der Südosten Marokkos präsentiert ein ganzes Ensemble grandioser und geradezu majestätischer Landschaften. Straßen, Infrastrukturen, Hotelkapazitäten sind in dieser ländlich geprägten, überwiegend von Berbern besiedelten Region in den vergangenen Jahren rasant ausgebaut worden. An landschaftlicher Vielfalt gehört der Südosten zum Spektakulärsten, was Marokko zu bieten hat.

Das Tafilalet

         

• Dratal

• Dades- und Todrhaschlucht

• Erg Chebbi

Gut zu wissen: Wer im Südosten Marokkos ohne eigenes Auto, mit Fernbussen oder Sammeltaxis unterwegs ist, muss auf der R 108/N 12 (Tansikht–Tazzarine–Nekob – Alnif–Mecissi–Rissani) mit einer sehr dünnen Frequenz an öffentlichen Verkehrsmitteln rechnen.

Zeitplanung

Route des Kasbahs:           2 Tage

Erfoud / Merzouga :            2 Tage

Agdz/Zagora/Mhamid (ohne Wüstenexkursionen): 2–3 Tage

5. Die Atlantikküste und der große Süden

Die marokkanische Atlantikküste zieht sich weit über 2000 km von Tanger bis hin zur mauretanischen Grenze. Ausgedehnte Sandstrände, Felsküste, Buchten und Klippen prägen die Szenerie, Metropolen wie Rabat, Casablanca, Agadir und Laayoune liegen am Weg, aber auch verträumte kleine Fischer- und Badeorte wie Asilah, Oualidia, Sidi Kaouki, Taghazoute, Sidi Rbat, Gourizim, Mirleft und Sidi Ifni.

• Asilah

• Rabat

• Essaouira

           

• Paradise Valley und Les Cascades d’Imouzzer

• Vallée des Ammeln

Gut zu wissen: Wer die Küstentour bis in die Gebiete der Westsahara fortsetzen will – die staatliche Busgesellschaft CTM fährt auf hervorragend ausgebauter Strecke inzwischen bis Dakhla – sollte sich auf keinen Fall von der Sehnsucht nach Wüstenromantik leiten lassen. Das riesige Gebiet ist von eher öder Geröll- und Steinwüste geprägt – und, zumal im Großraum Laayoune, von eher bedrückender Polizei- und Militärpräsenz. Solange der völkerrechtliche Status der Westsahara umstritten ist, sollte man sich hier aller politischen Diskussionen strikt enthalten.

Zeitplanung

Rabat:                   2 Tage

Casablanca:         1 Tag

El Jadida:             1 Tag

Essaouira:            2 Tage

Agadir und Umgebung: 3–4 Tage

Vorschläge für Rundreisen

  Südliche Atlantikküste, Hoher Atlas und Südostmarokko (

2

Wochen)

1. Tag: Agadir.

2.–5. Tag: Agadir, Stadtbesichtigung/Erholung am Strand; optional Tagestouren nach Tiznit, Essaouira oder Tafraout.

6. Tag: Fahrt via Taroudannt und den Tizi n’Test, Tin Mal (Besichtigung) nach Marrakesch.

7. Tag: Marrakesch, Stadtbesichtigung (Medina, Ville nouvelle, Palmeraie).

8. Tag: Marrakesch, Fortsetzung der Stadtbesichtigung; optional Tagesausflug nach Oukaimeden (Toubkalmassiv/Hoher Atlas).

9. Tag: Marrakesch, Fortsetzung der Stadtbesichtigung; optional Tagesausflug nach Setti Fatma (Ourikatal).

10. Tag: Fahrt über den Tizi-n’Tichka-Pass (mit Abstecher nach Ait Benhaddou, nur mit eigenem Fahrzeug) nach Ouarzazate.

11. Tag: Weiterfahrt am Dra-Ufer entlang nach Zagora.

12. Tag: Weiterfahrt Richtung Mhamid mit Besuch von Tamegroute, den Dünen von Tinfou, Oulad Driss.

13. Tag: Fahrt in den Erg Lihoudi oder Rückfahrt nach Ouarzazate via Tansikht, Nekob, Tazzarine, Alnif, Rissani, Erfoud, Tinerhir, Boumalne du Dades.

14. Tag: Rückfahrt nach Agadir.

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  Nördliche Atlantikküste, Königsstädte, Rif, Mittlerer Atlas, Sous-Ebene (

4

Wochen)

1. Tag: Von Agadir nach Essaouira.

2.–3. Tag: Essaouira, Stadtbesichtigung.

4. Tag: Fahrt nach Casablanca mit Stopps in Oualidia, El Jadida und/oder Azemmour.

5. Tag: Casablanca mit Besuch der Grande Mosquée Hassan II.

6. Tag: Fahrt nach Rabat, Stadtbesichtigung.

7. Tag: Rabat, Stadtbesichtigung.

8. Tag: Fahrt via Larache nach Asilah.

9. Tag: Weiterfahrt nach Tanger, Stadtbesichtigung Tanger.

10. Tag: Tanger, Stadtbesichtigung.

11. Tag: Fahrt via Tetouan nach Chefchaouen.

12. Tag: Chefchaouen, Stadtbesichtigung.

13. Tag: Fahrt via Ouazzane nach Meknes.

14. Tag: Meknes, Stadtbesichtigung (Medina, Ville impériale).

15. Tag: (Halb-)Tagesausflug nach Moulay Idriss und Volubilis.

16. Tag: Meknes, Fortsetzung der Stadtbesichtigung.

17. Tag: Weiterfahrt nach Fès, Stadtbesichtigung (Fès El Djedid, Fès El Bali, Neustadt).

18. Tag: Ausflug nach Azrou, Ifrane, Mischliffen.

19. Tag: Fès, Fortsetzung der Stadtbesichtigung.

20. Tag: Fahrt Richtung Marrakesch, bei Bedarf Zwischenübernachtung in Khenifra oder Beni Mellal.

21. Tag: Marrakesch, Stadtbesichtigung (Medina, Ville nouvelle, Palmeraie).

22. Tag: Marrakesch, Fortsetzung der Stadtbesichtigung.

23. Tag: Marrakesch, Fortsetzung der Stadtbesichtigung; optional Ausflug nach Oukaimeden (Toubkalmassiv/Hoher Atlas).

24. Tag: Marrakesch, Fortsetzung der Stadtbesichtigung; optional Ausflug nach Setti Fatma (Ourikatal).

25. Tag: Fahrt über den Tizi n’Test und Tin Mal nach Agadir.

26.–27. Tag: Strandtage in Agadir; optional Tagesausflug nach Taroudannt.

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  Klassische Rundreise Königsstädte (16–

17

Tage)

1.–4. Tag: Marrakesch, Stadtbesichtigung (Medina, Ville nouvelle, Palmeraie); optional Halbtagesausflug nach Setti Fatma (Ourikatal) oder Oukaimeden (Toubkalmassiv/Hoher Atlas).

5. Tag: Fahrt durch den Mittleren Atlas über Beni Mellal und Azrou nach Fès.

6.–9. Tag: Fès, Stadtbesichtigung (Fès El Djedid, Fès El Bali, Neustadt); optional Tagesausflug ins Umland (Sefrou, Azrou).

10. Tag: Fahrt nach Meknes, Stadtbesichtigung Meknes (Medina, Ville impériale).

11. Tag: Meknes, (Halb-)Tagesausflug nach Moulay Idriss und Volubilis.

12. Tag: Meknes, Fortsetzung der Stadtbesichtigung (Medina, Ville impériale).

13. Tag: Fahrt nach Rabat, Stadtbesichtigung (Medina).

14.–15. Tag: Rabat, Fortsetzung der Stadtbesichtigung (Medina, Neustadt).

16./17. Tag: Rückfahrt nach Marrakesch; optional Ausflug nach Casablanca mit/ohne Übernachtung, Besichtigung der Grande Mosquée Hassan II, am Folgetag Rückfahrt von Rabat oder Casablanca nach Marrakesch.

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Wissenswertes über Marokko

»Marokko ist ein komplexes Ganzes voller Widersprüche, voller gegensätzlicher Sehweisen, ein offenes Buch, das die Unbeständigkeit der Zeit und die Vielfalt des Raumes geschrieben haben und aus dem mit verschiedenen Stimmen gelesen wird. Ich würde sagen, daß Marokko einer Zimmerflucht gleicht, deren Türen sich öffnen, wenn man durch sie hindurchgeht.«

Tahar Ben Jelloun, Wege in den Maghreb

© Look, München: (robertharding)

In den Souks von Fès

Steckbrief Marokko

Daten und Fakten

Name:Al Maghrib

Fläche:458 730 km2

(Westsahara:252 120 km2)

Hauptstadt:Rabat (seit 1912)

Amtssprache:Arabisch; Französisch ist als Geschäfts-, Wirtschafts- und Bildungssprache sehr verbreitet.

Einwohner:ca. 35,2 Mio.

Bevölkerungswachstum:ca. 1,5 % pro Jahr

Lebenserwartung:ca. 64 Jahre für Männer, ca. 67 Jahre für Frauen

Analphabetenrate:offiziell um 55 %, in der Realität – zumal im ländlichen Milieu und bei Frauen – deutlich höher

Währung:Marokkanischer Dirham (DH)

Zeitzone:Rabat MEZ -1 Std; während der relativ kurzen marokkanischen Sommerzeit (Juni–Sept.) ebenfalls -1 Std., während der Monate, welche die europäische Sommerzeit länger dauert (April/Mai, Okt.) -2 Std.

Landesvorwahl:00 212

Internet-Kennung:ma

Landesflagge:Der fünfzackige grüne Stern steht für die fünf Säulen des Islam, Grün gilt als Farbe des Islam. Der rote Untergrund – Rot gilt als die Farbe der Alaouiten – verweist auf die herrschende Dynastie.

Geografie

Marokko bildet den ›Nordwestpfeiler‹ Afrikas. Die Oberflächenstruktur des Landes wird durch die Gebirgsriegel des Mittleren Atlas, des Hohen Atlas (Djebel Toubkal: 4165 m) und des Antiatlas bestimmt, welche von Nordosten nach Südwesten verlaufen und eine Klimascheide bilden. Im Norden ist das schroff zerklüftete Rifgebirge mit seinen Zedernwäldern vorgelagert, die am dichtesten besiedelte und landwirtschaftlich am intensivsten genutzte Region ist die Zentralmeseta. Südlich des Antiatlas beginnt die Übergangszone zur Wüste, südöstlich des Hohen Atlas folgt eine von Oasenketten (Dra- und Dadestal, Tafilalet) durchsetzte Halbwüstenlandschaft. Die ostmarokkanische Meseta im Grenzgebiet zu Algerien prägen ausgedehnte karge, steppenartige Hochplateaus.

Geschichte

In der Antike Besiedlung durch Phönizier, Karthager und Römer; im 8. Jh. Beginn der Arabisierung und Islamisierung der ansässigen Berberstämme. Um 788 gründete Idriss I. das erste marokkanische Reich; auf ihn bezieht sich die Tradition der marokkanischen Monarchie bis heute. Die Landesgeschichte ist ganz wesentlich Dynastiengeschichte (Idrissiden, Almoraviden, Almohaden, Meriniden, Saadier); die Alaouiten regieren seit 1667. 1912 wurde Marokko französisches und (in der Nordzone) spanisches Protektorat. Ein verlustreicher, jahrelanger Befreiungskrieg führte 1956 zur Unabhängigkeit.

Staat und Politik

Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie, der König (als Staatsoberhaupt zugleich die höchste politische und religiöse Instanz) genießt zahlreiche dirigistische Vollmachten – seit 1999 König Mohamed VI., der 1963 geborene, älteste Sohn des langjährigen Königs Hassan II. (1961–99). Seit 1997 agiert ein Zweikammernparlament (Unterhaus und Senat) mit stark eingeschränkten legislativen Befugnissen. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen vom 25. November 2011 (395 Sitze, Mandat für fünf Jahre) errangen die gemäßigten Islamisten der PJD mit 107 Sitzen einen überwältigenden Wahlsieg. Ende November 2011 ernannte Mohamed VI. den PJD-Generalsekretär Abdelilah Benkirane zum neuen Premierminister. Damit hatte Marokko erstmals in seiner Geschichte einen islamistischen Regierungschef. Benkirane scheiterte nach den 2016 von der PJD gewonnenen Parlamentswahlen (Wahlbeteiligung: offiziell 43 %!) mit der Regierungsbildung; im April 2017 ernannte Mohamed VI. Saadeddine Othmani (PJD) zum neuen Premierminister. Die Verfassung garantiert nominell alle bürgerlichen Freiheitsrechte, die Verwaltung folgt mit der Einteilung in Provinzen und Stadtpräfekturen in Ansätzen einem föderalen Aufbau. Außenpolitisch gilt Marokko als verlässlicher Partner des westlichen Bündnisses.

Die Sultane/Könige der seit 1667 herrschenden Alaouitendynastie betrachten sich selbst als Scherifen, direkte Nachkommen des Propheten Mohammed. Nach diesem Verständnis vollendet der marokkanische König gleichsam einen göttlichen Auftrag; bis in die Sprachregelungen der königlichen Dekrete hinein wird alle offizielle Politik in Marokko in einem religiösen Kontext, als eine Art heilsgeschichtliches Handeln inszeniert.

Wirtschaft und Tourismus

Die Säulen der Nationalökonomie bilden die Überweisungen der im Ausland tätigen Marokkaner, die Landwirtschaft, der Bergbau (Phosphatexport) und der Tourismussektor. Dürreperioden, sinkende Weltmarktpreise für Rohstoffe, Einbrüche im Tourismusgeschäft (Bombenattentat in Casablanca im Mai 2003, in Marrakesch im April 2011), eine chronisch defizitäre Handelsbilanz, lähmende Auslandsverschuldung und hohe Arbeitslosenquoten: Das sind nur die alarmierendsten Herausforderungen, denen sich die Volkswirtschaft ausgesetzt sieht. Seit den frühen 1990er-Jahren versucht die Regierung durch eine entschiedene Privatisierungspolitik und weitreichende Steuererleichterungen, ausländische Investoren ins Land zu holen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung lag im Jahr 2017 bei 3151 US-$, 2018 bei 3435 US-$, für 2019 werden 3626 US-$ prognostiziert.

Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen gehört der Tourismus, der noch stark ausgebaut werden soll. 2017 besuchten etwa 11,35 Mio. Reisende Marokko, darunter etwa 690 500 deutsche Touristen.

Bevölkerung, Sprachen und Religion

Berber, arabisierte Berber und Araber bilden die Bevölkerung Marokkos; eine eindeutige ethnische Unterscheidung ist kaum noch möglich. Mit Sicherheit hat Marokkos Bevölkerung den höchsten Berberanteil im gesamten Maghreb; Schätzungen gehen von bis zu 50 % aus. Die größten Berberethnien sind die Chleuh (Sprache: Tachelhait), die Beraber (Sprache: Tamazirht) und die Rifkabylen (Sprache: Tarifi). Die Haratin, die marokkanischen Juden sowie die im Land lebenden Europäer stellen die wichtigsten Bevölkerungsminderheiten dar.

Der Islam ist Staatsreligion; etwa 95 % der Marokkaner sind sunnitische Muslime der malekitischen Rechtsschule. Daneben gibt es vor allem jüdische und christliche Minderheiten. Unter der Oberfläche des offiziellen Islam haben sich verschiedene Formen der Volksfrömmigkeit (religiöse Bruderschaften, Reliquienverehrung, Maraboutismus etc.) erhalten.

Natur und Umwelt

Schon ein flüchtiger Blick auf die Landkarte bestätigt es: Marokko ist von grundverschiedenen Landschaften und Naturräumen geprägt – Schneegipfel im Hohen Atlas und Palmenoasen im Tafilalet, Sandstrände und karstige Hochebenen, Dünenkämme und Felsküsten, Wälder und Wüste. Die ökologischen Herausforderungen, besonders durch einen ungezügelten Bauboom gerade in den Ballungszentren der Metropolen, sind unübersehbar.

Geografie

Marokko, lediglich durch die 13 km breite Straße von Gibraltar vom europäischen Festland getrennt, bildet den sogenannten Nordwestpfeiler des afrikanischen Kontinents. Die offiziellen Statistiken beziffern die Staatsfläche mit 458 730 km2(Bundesrepublik Deutschland: knapp 357 000 km2), die von Marokko annektierte Westsahara, immerhin ein Gebiet von 252 120 km2, gilt als ›integraler‹ Bestandteil des Landes. Die Grenze zu Algerien ist nur im Norden präzise festgelegt, bestimmte Randgebiete sind umstritten. Desgleichen beansprucht Marokko seit langem die spanischen Besitzungen in Ceuta und Melilla. Das Land besitzt ausgedehnte Küsten (etwa 470 km am Mittelmeer; im Westen grenzt es mit rund 1700 km an den Atlantik).

Die Zentralebene und die Gebirge

Die Oberflächenstruktur weist Marokko als außerordentlich vielgestaltig und gebirgig aus. Kernlandschaft (und am dichtesten besiedelt) ist die Zentralebene, die marokkanische Meseta. Ihre Randgebiete – besonders die atlantische Küstenebene im Westen und das Seboubecken im Norden – werden landwirtschaftlich intensiv genutzt.

Landschaftlich wird Marokko durch die mächtigen Gebirgsriegel des Atlas gegliedert, die von Nordosten nach Südwesten verlaufen und als Klimascheide wirken. Der etwa 300 km lange Mittlere Atlas erreicht Höhen bis 3340 m; der Hohe Atlas, der sich über etwa 800 km Länge erstreckt, ist das höchste Gebirge Nordafrikas mit dem Djebel Toubkal (4165 m) als höchstem Berg; der Antiatlas, bis 2531 m hoch und etwa 500 km lang, schließt die fruchtbare Sous-Ebene nach Osten und Süden hin ab.

Im Norden, jenseits der Sebouebene, durchschneidet das schroff zerklüftete, bis 2456 m hohe Rifgebirge das Land.

Die dünn besiedelte ostmarokkanische Meseta ist von kargen, steppenartigen Hochplateaus gekennzeichnet; im Südosten und Süden schließt sich eine von großen Oasenketten (Dra, Dades, Tafilalet) durchsetzte Halbwüstenlandschaft an, die südlich des Djebel Bani in Vollwüste (Steinwüste, nur wenige Sanddünengebiete) übergeht.

Die Flüsse

Marokko besitzt das reichste Gewässernetz aller Maghrebstaaten; freilich werden die Flüsse fast ausschließlich zur Bewässerung und nicht als Verkehrsadern genutzt. Die Schifffahrt beschränkt sich auf den Bereich der Flussmündungen. Die wichtigsten Flüsse, die in den Atlantik münden, sind Loukkos, Sebou, Bou Regreg, Oum Er Rbia, Tensift und Sous. Ins Mittelmeer mündet der im östlichen Mittleren Atlas entspringende Moulouya. Die vom Südhang des Hohen Atlas entspringenden Flüsse Dades, Dra, Rheris und Ziz versickern in der Wüste (nur nach sehr ergiebigen Niederschlägen erreicht der Dra nördlich von Tan Tan Plage den Atlantik). Die Gebirgsmassive des Mittleren und des Hohen Atlas bilden ein bedeutendes Wasserreservoir.

Pflanzen- und Tierwelt

Flora

Mit über 4000 Arten ist die Pflanzenwelt Marokkos sehr reichhaltig. Wälder (besonders Steineichen, Zypressen, Eisenholzbäume und Korkeichen) nehmen ein Fünftel seiner Fläche ein. Zusammenhängende Waldgebiete finden sich besonders im Rif und im westlichen Mittleren Atlas. Nahezu alle großen Forste sind Staatsbesitz. Der Holzeinschlag kann nur etwa ein Drittel des Landesbedarfs decken; ein weltbankgefördertes Aufforstungsprogramm, bei dem ca. 4000 km2mit Nadelbäumen und dazu ca. 700 km2mit Laubbäumen bepflanzt werden sollten, wurde teilweise realisiert.

Mediterrane Vegetation, die sich kaum von der Südspaniens unterscheidet, weist die Mittelmeerküste auf. Neben Pinien, Zwergpalmen und Macchiasträuchern gedeihen hier zahlreiche Obstbäume: Oliven, Mandeln, Zitrusfrüchte, Pfirsiche und Granatäpfel gehören zu den wichtigsten Obsterträgen.

© Laif, Köln: (Reiner Harscher)

Tinerhir inmitten einer ausgedehnten Palmenoase

Die Vegetationsdichte der Zentralebene nimmt von Norden nach Süden ab. Im Norden gibt es noch zahlreiche dichte Buschwälder, die mit Ulmen, Pappeln und Eschen durchsetzt sind. Nach Süden zu erfolgt der allmähliche Übergang zur Steppe, einer mit Kakteen und Agaven durchsetzten Graslandschaft. Bei Marrakesch tauchen die ersten Dattelpalmen auf. Nur der Nordhang des Hohen Atlas und einige Küstenabschnitte tragen noch reichere Vegetation (Arganien zwischen Essaouira und Agadir, Thuja und Buchsbaum im Hohen Atlas).

Jenseits des Gebirgskranzes wird die Vegetation zunehmend karg, das Halfagras der östlichen Hochplateaus sowie das Dornengestrüpp und die Kakteen der Halbwüste weichen schließlich der nahezu vegetationslosen Wüste. Nur in den Oasen findet sich noch nennenswerter Pflanzenwuchs, vor allem natürlich die Dattelpalme.

Fauna

Der einst sehr artenreiche Bestand an Wildtieren ist durch intensive Jagd seit der Zeit der Römer stark dezimiert worden. Der Berberlöwe ist inzwischen ausgerottet; Schakale, Leoparden und Affen sind sehr selten geworden. In großer Zahl finden sich dagegen noch Hasen, Wildkaninchen, Wildschweine, Stachelschweine, Eidechsen, Frösche, Schildkröten und Chamäleons. Im Mittleren Atlas leben Mufflons, am Wüstenrand Gazellen, Wüstenfüchse (Fenneks), Leguane und Felseichhörnchen (Palmratte). Im Süden gibt es viele Schlangenarten, darunter die sehr giftige Puffotter, außerdem Skorpione. In manchen Jahren werden Regionen im südlichen Marokko von Wanderheuschrecken heimgesucht.

Zu den einheimischen Vogelarten (Raubvögel, Kolkraben, Störche, Ibisse, Marabus) gesellen sich im Winter zahlreiche europäische Zugvögel.

Unter den Nutztieren dominieren Schafe und Ziegen, daneben werden Esel, Rinder, Kamele, Pferde und Geflügel gehalten.

Die marokkanischen Atlantikgewässer zählen zu den fischreichsten der Welt und verfügen über eine artenreiche Unterwasserflora.

Umweltprobleme

Wilde Müllkippen, verseuchte Böden, ungeklärte Abwässer – Marokko wird in den nächsten Jahren mit gewaltigen ökologischen Problemen konfrontiert sein, die schon jetzt die Tourismusbranche um ihre Einnahmen fürchten lässt. Es gibt – noch – keine sonderlich ausgeprägte Sensibilität angesichts der ökologischen Herausforderungen; dies zeigt deutlich der bedenkenlose Umgang mit Hausmüll. Katalysatortechnik, Solaranlagen, ressourcenschonender Umgang mit Energie, Recyclingkonzepte, spezielle Entsorgung von Giftmüll und Chemieabfällen, Gewässerschutz, Investitionen in Klärwerke: Das alles sind noch Fremdworte, und eine öffentliche Debatte zu Umweltthemen lässt sich erst in zaghaften Ansätzen ausmachen. Immerhin hat das größte marokkanische Industrieunternehmen, O.C.P. (Office Chérifien des Phosphates), seit 1998 ein eigenes Umweltschutzprogramm aufgelegt.

Eine weitere Gefahr ist die vielbefahrene Tankerroute, die an der westafrikanischen Küste entlangführt. Ein Tankerunglück (Beinahe-Havarien gab es mehrfach) würde die Strände an der marokkanischen Atlantikküste auf Jahre hinaus verseuchen – abgesehen von den ökologischen Folgen wäre es dann auch mit den dringend benötigten Tourismuseinnahmen auf lange Sicht vorbei.

Die Nationalparks

Die bekanntesten Nationalparks Marokkos liegen in der Djebel-Toubkal-Region im Hohen Atlas und im Mündungsgebiet des Oued Massa südlich von Agadir. Weitere Nationalparks befinden sich im Mittleren und im Hohen Atlas im Süden der Provinz Khenifra, am – derzeit allerdings ausgetrockneten – Lac Iriqui (70–80 km westlich von Mhamid), in der Küstenregion um Al Hoceima (Mittelmeerküste), in der Region um den Djebel Tazekka (südwestlich von Taza), um Ifrane (Westhang des Mittleren Atlas, etwa 20 km nordöstlich von Azrou) und in der Küstenregion um Dakhla (Südspitze der gleichnamigen Halbinsel, Westsahara). Umso erstaunlicher, dass Marokko das touristische Kapital seiner Nationalparks, von den beiden erstgenannten einmal abgesehen, bislang nur in Ansätzen oder gar nicht vermarktet.

Immerhin scheinen die Pläne, ausgerechnet in der Region um Sidi Rbat, mitten in einem Naturschutzgebiet an der Oued-Massa-Mündung gelegen, einen gigantischen Hotelkomplex hinzuklotzen, endgültig vom Tisch zu sein. Bedenklich stimmen freilich die Dimensionen des derzeitigen Baubooms besonders an der Atlantikküste zwischen Rabat und Casablanca, in Marrakesch und in Agadir. Im Stadtteil Founty, etwa 3 km südöstlich des Stadtzentrums von Agadir, sind inzwischen die ersten 500-Zimmer-Hotels einer neuen riesigen résidence touristique fertiggestellt. Der Grundwasserspiegel wird hier noch weiter absinken, es wird noch mehr Müll anfallen und es wird noch mehr Landschaftsfläche versiegelt werden.

Die Dattelpalme

Sie gilt als Inbegriff südlicher Sehnsüchte und romantischer Orientfantasien: die Dattelpalme. Um die 20 verschiedene Palmenarten gibt es in Marokko, die ausgedehntesten Dattelpalmenkulturen finden sich im Ziz- und im Dratal sowie im Tafilalet.

© Breisach a. R.

Dattelpalmen sind schon für das 4. Jt. v. Chr. in den antiken Sumererreichen des Zweistromlands (des heutigen Irak) bezeugt; über Ägypten fand die Pflanze Ausbreitung im gesamten Maghreb, in Marokko wurde sie in der karthagisch-römischen Epoche heimisch. Die Palmenplantagen im südlichen Marokko – Marrakesch ist die nördlichste Großstadt inmitten einer riesigen palmeraie – umfassen etwa 4 Mio. Dattelpalmen auf einer Nutzfläche von um die 85 000 ha. Diese großen Monokulturen haben sich in den vergangenen Jahren gegenüber dem Bayoud, einer Schlauchpilzerkrankung, als außerordentlich anfällig erwiesen.

Die prächtigen Dattelfeste (etwa in Erfoud, s. >>>>) künden von der Bedeutung der Pflanze, der bis heute magische Kräfte zugeschrieben werden. Auf den Märkten im Tafilalet kann man sich einen Überblick über die reichhaltigen Dattelsortimente verschaffen; die Händler thronen oft über ihren Auslagen, Spezialisten haben bis zu 20 Sorten im Angebot. Die Dattel, reich an Vitaminen und Kohlehydraten, ist inzwischen zu einem wirtschaftlich bedeutenden Exportartikel avanciert; im gesamten Orient gehörte sie lange Zeit zu den Grundnahrungsmitteln.

Bewässert wurden die Palmenoasen zumeist über einen von einem Quellbecken oder einer Zisterne gespeisten Hauptkanal (seguia), von dem kleinere Nebenkanäle abführen, deren Wasserführung durch Schieber reguliert wird. Die Dattelpalme besitzt ein feines, sich netzartig verzweigendes Wurzelgeflecht, über das sie große Mengen Wasser aufnehmen kann. Nicht nur die Früchte, auch das Stammholz, die Fasern (für Matten und Körbe) und die Wedel (als Windschutz und zum Befestigen von Wanderdünen) werden wirtschaftlich genutzt.

Eine Dattelpalme trägt erst nach mehreren Jahren Früchte. Ihre weiblichen und männlichen Blütenstände sind auf verschiedene Bäume verteilt, wobei das Verhältnis weiblich zu männlich in etwa 80 % zu 20 % ausmacht. In den Oasen werden die Palmenkulturen durch Gärtner von Hand bestäubt; dazu müssen die männlichen Blütenstände herausgeschnitten und auf die weiblichen aufgesteckt werden. Diese Prozedur erfolgt zumeist im Frühjahr – in 15–20 m Höhe eine halsbrecherische Arbeit! Die Erträge der Dattelpalme variieren je nach Sorte und Region sehr stark, noch in den 1990er-Jahren konnte man 12–15 t/ha pro Jahr kalkulieren; durch den Bayoud müssen diese Zahlen inzwischen wohl stark nach unten korrigiert werden.

Vermutlich gehören die Palmenhaine zu jenen Assoziationen, die sich beim Stichwort Marokko unweigerlich einstellen. Eine Nacht in einer Palmenoase, wenn der Wind in den Palmwedeln wispert und die Sterne aus dem Nachtschwarz des Wüstenhimmels funkeln, gehört zu den Erlebnissen, die ein Marokkoreisender nie vergisst.

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Zwischen Schwellenland und Dritte-Welt-Staat: Die marokkanische Volkswirtschaft, im Wesentlichen immer noch agrarisch geprägt, steht im neuen Jahrtausend vor gewaltigen Herausforderungen. Mohamed VI., bei seiner Thronbesteigung von der Bevölkerung enthusiastisch als ›König der Armen‹ gepriesen, hat die immensen sozialen Gegensätze im Land bisher nicht ausgleichen können.

Wirtschaft

Die marokkanische Volkswirtschaft hat sich seit den 1990er-Jahren als enorm krisenanfällig erwiesen, vor allem weil ihre wichtigsten Sektoren außerordentlich schwierig zu kalkulieren sind. So haben der Golfkrieg (1990/91) und der Terroranschlag von Casablanca (2003) die gesamte Tourismusbranche zusammenbrechen lassen, die Turbulenzen an den Weltmärkten für Rohstoffe beeinflussen die Devisenerlöse für marokkanische Rohphosphatexporte ganz entscheidend, und selbst die Unwägbarkeiten des Klimas tangieren, weil der ganze Agrarsektor davon abhängt, die volkswirtschaftlichen Bilanzen.

Die relativen Erfolge der späten 1990er-Jahre, vornehmlich einer entschiedenen Privatisierungspolitik zu verdanken, können über gravierende strukturelle ökonomische Hindernisse nicht hinwegtäuschen. Die mit 46,3 Mrd. US-$ (2016; 2015: 43,0 Mrd. US-$, 2014: 42,8 Mrd. US-$) dramatisch hohe Auslandsverschuldung mit entsprechenden investitionshinderlichen Schuldendienstquoten markiert ein Hindernis ersten Ranges. Hinzu kommen die wettbewerbsfeindliche Vernetzung ganzer Schlüsselindustrien im von Mohamed VI. gesteuerten Unternehmensverbund Omnium Nord Africain (ONA; s. Thema s. >>>>), die immensen Kosten für den Krieg in der Westsahara (internationale Presseberichte sprechen von 1,5–2,5 Mio. US-$ am Tag!) sowie ein den GATT-Abkommen gehorchender, für die einheimischen Unternehmer aber oft ruinöser Zollabbau.

Das in absoluten Zahlen hohe Bevölkerungswachstum (etwa 1,5 % jährlich), alarmierende Arbeitslosenraten (in den Großstädten bis zu 30 %), eine extreme soziale Ungleichheit: All dies trägt zur Verschärfung der Situation bei. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der marokkanischen Bevölkerung liegt 2019 bei 3626 US-$ (Schätzung; 2018: 3435 US-$; 2017: 3151 US-$) und war damit, Mauretanien nicht mitgerechnet, das mit Abstand niedrigste des Maghreb. Marokko könnte nach seinen Kapazitäten und Ressourcen längst ein Schwellenland sein, de facto ist es ein relativ armer ›Dritte-Welt‹-Staat.

Agrarwirtschaft

Marokko ist trotz einiger industrieller Kerne und trotz bedeutender Phosphatförderung bis heute vornehmlich ein Agrarland geblieben. Die Landwirtschaft – Ackerland und Dauerkulturen nehmen rund ein Fünftel der Gesamtfläche ein – beschäftigte 2017 (Forstwirtschaft und Fischerei eingerechnet) etwa 40 % der Erwerbstätigen; auf sie entfielen etwa 13,6 % des Bruttoinlandsprodukts und knapp ein Drittel der Exporte.

Die wichtigsten Agrargebiete, in denen Überschüsse erwirtschaftet werden, sind: Seboubecken mit Rharb und Saisebene (nördliche Zentralebene), Chaouia (um Rabat und Casablanca), Doukkala (um El Jadida), Abda (um Safi), Haouz (um Marrakesch), Sousbecken, Moulouyatal und einige Oasen des Saharavorlands (besonders Dra, Dades, Tafilalet). In den übrigen Regionen decken die Erträge meist nur den lokalen Eigenbedarf.

Probleme im Agrarsektor

Der Agrarsektor steht vor vielfältigen Problemen. Immer wieder lassen lang anhaltende Dürreperioden vor allem die Getreideerträge drastisch schrumpfen, auch wenn in besonders guten Jahren bisweilen Rekordernten eingebracht werden. Die Landreform ist in Ansätzen steckengeblieben, an der Konzentration der fruchtbarsten Böden in der Hand weniger Großgrundbesitzer hat sie jedenfalls nichts zu ändern vermocht, was auch handfeste politische Gründe hat: Die konservativen Landprovinzen sind bis heute das Rückgrat der Monarchie.

Der Agrarsektor ist kleinbäuerlich strukturiert, die Aufsplitterung der Parzellen sowie ein oft verworrenes Pacht-, Boden- und Wasserrecht (oft besitzen Pächter traditionelle Wasserrechte auf Böden, die ihnen nicht gehören oder umgekehrt Böden auf Gemarkungen, wo sie die Wasserrechte erst einholen müssen!) verhindern eine rationelle Bewirtschaftung. Vielfach dominieren noch Zugtiere und Hakenpflug, der Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen ist die Ausnahme; Düngemittel und Saatgut sind Mangelware. Die Pro-Kopf-Erträge sind auf lange Sicht rückläufig, die Abschottung der EU gegenüber Agrarimporten blockiert die Exportchancen Marokkos, die Landflucht nimmt stetig zu.

Am gravierendsten freilich ist, dass etwa die Hälfte der Bauern kein eigenes Land besitzt und sich daher als Landarbeiter auf den Latifundien der großen patrons verdingen muss. Die Kleinpächter heißen khammes (von khamsa, arab., fünf), weil ihnen ein Fünftel der Ernteerträge zusteht; in der Realität ist es zumeist erheblich weniger.

Landwirtschaftliche Anbauprodukte

Neben Getreide (Weizen, Gerste, Mais, Roggen, Hafer, Hirse, Sorghum) gehören Hülsen- und Zitrusfrüchte (vor allem Apfelsinen und Mandarinen), Oliven, Obst und Gemüse zu den Hauptanbauprodukten. Von Bedeutung sind ferner Nüsse, Tabak, Baumwolle und Sisal, hinzu kommt der Hanfanbau zur Gewinnung von Kif und Haschisch in der Rifregion. Die wichtigsten Exportprodukte sind neben Fisch und Fischkonserven (die Agrarstatistiken umfassen in der Regel auch die Sektoren Fischerei, Viehzucht und Forstwirtschaft) Zitrusfrüchte, Frühgemüse, Oliven, Datteln und Kork.

Viehzucht und Fischfang

Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Erlöse entfällt auf die Viehhaltung. Neben der Erschließung von Weidegebieten im Norden des Landes hat der Viehzuchtsektor seit den 1990er-Jahren besonders durch die Zunahme des Rinderbestands (auf etwa 5 Mio. Tiere) an ökonomischer Bedeutung gewonnen. Zu den wichtigsten tierischen Erzeugnissen, die fast ausschließlich der Deckung des Eigenbedarfs dienen, zählen Rind-, Kalb- und Geflügelfleisch, Kuhmilch und Hühnereier. Reine Viehzüchter sind nur noch die Kamelnomaden der Sahara und die schafzüchtenden Nomaden der ostmarokkanischen Hochplateaus. Überwiegend von der Viehhaltung leben auch die Teilnomaden (Transhumanten) in einigen Gebirgsregionen und im Wüstenvorland. Ansonsten wird die Viehzucht gleichzeitig mit der Landwirtschaft betrieben; die Bauern halten vor allem Schafe, Ziegen, Esel, Maultiere, Kamele und Pferde.

Der Fischfang, noch weitgehend auf die Küstenfischerei beschränkt und seit 1981 von einem eigenen Ministerium gefördert, ist trotz des Fischreichtums vor Marokkos Atlantikküsten eine bisher nur unzureichend genutzte wirtschaftliche Domäne. Dies liegt an den endlosen Querelen mit der EU um Fangquoten und Preisgarantien, an den geringen Tonnagen der eigenen Hochseeflotte und vor allem an den immer wieder blockierten Ansprüchen Marokkos auf eine 200-Seemeilen-Hoheitszone. Zu Recht hat Marokko besonders Spanien vorgeworfen, für die Überfischung verschiedener Arten verantwortlich zu sein. 2017 lag der Erlös im Fischereisektor bei 4,8 Mrd. DH (2016: 4,5 Mrd. DH). Interne Schätzungen des Fischereiministeriums nehmen eine Verdopplung der Produktion binnen zwei Jahren an – für den Fall, dass Marokko seine Option auf eine 200-Seemeilen-Hoheitszone durchsetzen kann. Die wichtigsten Fischereihäfen sind Casablanca, Safi, Essaouira, Agadir und Tan Tan; außer Sardinen – Marokko ist weltweit einer der größten Erzeuger von Sardinenkonserven – werden besonders Thunfisch, Seezungen, Makrelen, Doraden, Barsche, Aale, Rochen, Austern und Tintenfische gefangen, ferner Hummer und Langusten.

Handwerk

Das noch oft genossenschaftlich organisierte Handwerk entzieht sich weitgehend dem statistischen Zugriff. In den nach Branchen gegliederten großen Souks der Königsstädte hat das traditionelle Handwerk seine wichtigsten Standorte, auch wenn dort industriell gefertigte Massenware die Handarbeit zu verdrängen beginnt. Lederarbeiten, babouches, Textilien, Keramik, Holzschnitzereien, fein ziselierte Messing- oder Kupferservice, Teppiche und Silberschmuck gehören zu den Domänen, in denen die einheimischen Handwerker auch heute noch wunderschöne Unikate schaffen. Gerade im Handwerk, besonders beim Knüpfen von Teppichen, ist Kinderarbeit immer noch sehr verbreitet.

© Look, München: (age fotostock)

Teppichproduktion – eine klassische Domäne des Handwerks, Transport in die Souks – oft per Esel

Der Außenhandel

Die marokkanischen Außenhandelsstatistiken weisen seit Jahren ein chronisches Defizit aus; 2016 betrug das Defizit in der Handelsbilanz 18,8 Mrd. US-$ (2015: 15,5 Mrd. US-$, 2014: 22,4 Mrd. US-$). Zwar hat Marokko an den internationalen Devisenmärkten inzwischen eine Teilkonvertibilität des Dirham erreicht, doch konnte das Land die avisierten wirtschaftlichen Vorteile mehrfacher Dirhamabwertungen, also Verbesserung der Exportchancen und Lohnkostenvorteile, gar nicht nutzen. Die relativ stabile Konjunktur der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass die Importe vor allem von Investitionsgütern stärker anstiegen als die Exporte – mit fatalen Konsequenzen für die marokkanischen Handelsbilanzen. Seit 2003 waren die Zuwachsraten der Importe stets zweistellig, allein im Jahre 2007 schnellten die Importe um fast 90 % nach oben.

Die Exportwirtschaft verfügt lediglich in der inzwischen außerordentlich leistungsfähigen Textilindustrie über ein solides ökonomisches Fundament. Zu den wichtigsten Exportgütern gehören außerdem Nahrungsmittel (Frischfisch, Fischkonserven, Schalentiere, Frühgemüse, Obst und Hülsenfrüchte), halbverarbeitete Produkte (Phosphorsäure, Mastfutter, Leder) sowie mineralische Rohstoffe (Kalziumphosphate, Zink, Kupfer und Bariumsulfate). Seit der Eröffnung der Renault-Werke in Tanger (Dacia-Lizenzproduktion) 2012 verzeichnet der marokkanische Automobilexport ein stetiges Wachstum. Bei den Importgütern sind die wichtigsten Warengruppen Industrieprodukte (Maschinen, Fahrzeuge, Elektrogeräte), halbverarbeitete Waren (chemische Produkte und Kunststoffe), mineralische Brennstoffe (seit Jahren ist Rohöl der mit Abstand kostenträchtigste Importposten), Nahrungsmittel (Weizen und andere Getreide), Konsumgüter (Medikamente und Baumwollgewebe) sowie Rohstoffe (Bau- und Nutzholz sowie pflanzliche Öle). Einen starken Anstieg verzeichnen Computertechnologie, Geräte der Telekommunikation, Solar- und Satellitentechnik sowie sonstige Elektronik.

Der mit Abstand wichtigste Handelspartner, bei Exporten wie Importen, ist und bleibt Frankreich. Doch gerade spanische Unternehmen haben die Privatisierungsbemühungen sowie die Steuer- und Zollerleichterungen zu verstärkten Investitionen in Marokko genutzt. Bei den Hauptlieferländern rangiert Spanien inzwischen auf dem zweiten Platz, vor der Volksrepublik China, den USA, Deutschland und Italien. Auch bei den Hauptabnehmerländern steht Spanien an zweiter Stelle hinter Frankreich; es folgen Brasilien, Italien, die USA, Indien (Phosphate als Dünger) und die Türkei.

Die deutsche Außenhandelsstatistik führte Marokko 2017 bei den Einfuhren lediglich auf dem 63. Rang, bei den Ausfuhren auf dem 56. Rang. Marokko hat als Mittelmeeranrainer – freilich ohne Erfolg – mehrfach eine Vollmitgliedschaft in der EU beantragt; es bestehen etliche Assoziierungsverträge und Freihandelsabkommen mit der EU.

Bergbau und Phosphatwirtschaft

Der Bergbau hat, obschon er nur mit 4 % zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, durch den Phosphatexport erhebliche wirtschaftliche Bedeutung. So wurden 2017 ca. 40 Mio. t Rohphosphat abgebaut. Der Office Chérifien des Phosphates (O.C.P., www.ocpgroup.ma) strebt für 2020 die ehrgeizige Menge von 47 Mio. t an. Der Export an Rohphosphat lag 2017 bei 4,8 Mio. t (Erlöse aus dem Export 2017: 40,0 Mrd. DH, 2016: 35,8 Mrd. DH), an Phosphorsäure 2017 bei ca. 3,42 Mio. t. Phosphatexporte und die Produkte der weiterverarbeitenden Chemie machen knapp die Hälfte des Gesamtexports aus. Marokko verfügt über die weltweit größten Phosphatreserven, die Hauptabbaugebiete liegen bei Khouribga, Youssoufia und bei Bou Craa in der Westsahara. Da die Rebellen der Polisario die Förder- und Transportanlagen seit 1975 mehrfach lahmgelegt haben, sind die Kosten für das in der Westsahara geförderte Phosphat deutlich angestiegen. Freilich scheint die große Ära des Phosphats ohnehin unwiderruflich zu Ende zu sein: Der Einsatz von Phosphaten etwa in der Landwirtschaft (als Basis für Düngemittel) oder in Wasch- und Bleichmitteln ist weltweit stark rückläufig, in Europa besonders aus ökologischen Gründen. Längst passé sind die Zeiten, als etwa der indische Agrarsektor ein sicherer Absatzmarkt für marokkanisches Phosphat war. Doch auch wenn die Weltmarktpreise dramatisch gesunken sind (um die 300 US-$/t), ist der Phosphatexport (neben Überweisungen der Auslandsmarokkaner, Tourismuserlösen und Agrarexporten) nach wie vor einer der wichtigsten Devisenbringer des Landes.

Die Phosphatwirtschaft soll über den O.C.P. auch weiterhin einem Staatsmonopol unterliegen, doch sind ausländische Kapitalbeteiligungen vereinbart. Der Abbau anderer Bodenschätze, etwa in einer vom Konsortium ONA (s. >>>>) betriebenen, 1993 eingeweihten Zink-, Kupfer- und Bleimine bei Guemassa, soll auch privaten Konzernen offenstehen. Die Suche nach weiteren Bodenschätzen (Erdöl, Erdgas, Kohle, Uran, Kupfererz) ist noch längst nicht abgeschlossen. Gefördert werden Bleierz, Baryt, Zink-, Eisen-, Mangan- und Kupfererz, außerdem Antimon- und Silbererz, Fluorit und Betonit.

Die verarbeitende Industrie

Die Industrieproduktion ist, Tendenz steigend, mit rund einem Drittel am Bruttoinlandsprodukt beteiligt (2017: 36–38 %). Die Schwerpunkte liegen im Küstengebiet zwischen Rabat und Safi, besonders im Großraum Casablanca-Mohammedia. Die innerhalb der Fünfjahrespläne besonders geförderten Industriezweige sind die Metall- und Kunststoffverarbeitung, die Montagewerke für Kraft- fahrzeuge und Elektrogeräte sowie die Nah- rungsmittel- und Textilindustrie. Zuletzt arbeiteten die meisten Betriebe im Leder-, Textil- und Bekleidungsgewerbe, knapp gefolgt von Firmen im Ernährungsgewerbe sowie in der Tabakverarbeitung. Die von einem eigenen Ministerium koordinierten staatlichen Privatisierungsmaßnahmen zielen neben der Tourismusbranche besonders auf den industriellen Sektor, hier vornehmlich auf Unternehmen in den Bereichen Chemie (Raffinerien), Eisen und Stahl (Kfz-Montage), Textilien, Baustoffe (Zement) und Agroindustrie (Zuckerfabriken).

Der Tourismus

2017 besuchten etwa 11,35 Mio. ausländische Touristen Marokko (in dieser Zahl sind auch die im Ausland ansässigen Marokkaner enthalten, die in der Heimat Urlaub machen), unter ihnen rund 690 500 aus Deutschland. Der Tourismus, der Hotellerie, Gastronomie, etliche Handwerksbranchen und einen nicht zu unterschätzenden informellen Sektor umfasst, gehört, von einem eigenen Ministerium gefördert, seit den 1970er-Jahren zu den wichtigsten Devisenquellen des Landes. Der erste Golfkrieg (1990/91), der Bombenanschlag in Casablanca (2003) sowie die bis heute nicht völlig geklärten Verbindungen zwischen den Bombenlegern von Madrid (2004) und marokkanischen Hintermännern haben die Tourismusindustrie jedoch in ihrer ganzen Krisenanfälligkeit überführt. Die Grenzblockaden zu Algerien haben seit 1994 den Tagestourismus aus dem Nachbarland zum Erliegen gebracht, die Querelen um das Referendum in der Westsahara machen den Ausbau touristischer Infrastrukturen vor allem im Raum Laayoune seit Jahren zunichte.

Sinkender Grundwasserspiegel, explodierende Preise, erschütterte kulturelle Traditionen, Landflucht, Betteln, die guides noirs, Drogenhandel, Prostitution: Die Verheerungen des Massentourismus sind in Marokko wie überall auf der Welt unverkennbar. Profite werden überwiegend von ausländischen Konzernen, vor allem im Baubereich, oder von nationalen Unternehmerkartellen abgeschöpft; so ist die ONA (s. Thema s. >>>>) gerade im Hotelleriebereich besonders engagiert.

Die mit Abstand bedeutendste touristische Region (und Drehscheibe des internationalen Charterflugverkehrs) ist Agadir; es folgen die Königsstädte, vor allem Marrakesch, dann Tanger, Tetouan, Casablanca (arabischer Konferenz- und Kongresstourismus), Essaouira und Ouarzazate (als Verkehrsknotenpunkt). Die Regionen um Zagora und Erfoud im südöstlichen Marokko haben einen touristischen Aufschwung erlebt. Das Tourismusministerium bemüht sich um eine Dezentralisierung der touristischen Ballungsräume; besondere Investitionen galten dem Badetourismus in der Westsahara, der Region Tanger und einem Skizentrum im Hohen Atlas.

Im Kontext der Revolutionen des Arabischen Frühlings 2011/12 ist auch der Tourismus in Marokko, obschon das Land von den politischen Erschütterungen noch am wenigsten betroffen war, massiv eingebrochen.

Die ONA oder: Wem gehört Marokko?

Schon die Titelfrage ist pure Blasphemie. »A qui appartient le Maroc?«, »Wem gehört Marokko?«, hatte Moumen Diouri gefragt – und damit einen Kernbereich der marokkanischen Tabus berührt. Der König ist der mächtigste Großgrundbesitzer, Unternehmer und Bankier seines Landes, seine wirtschaftlichen Aktivitäten, besonders die Privatfinanzen des Monarchen, gelten als topsecret.

Moumen Diouri, als Regimekritiker 1964 in Marokko zum Tode verurteilt, von 1971 bis 2006 im französischen Exil lebend und 2012 in Rabat gestorben, publizierte 1992 im angesehenen Pariser Verlag L’Harmattan eine 272 Seiten umfassende Studie über die Monopolisierung der marokkanischen Volkswirtschaft. Der Band gipfelte in der Forderung, Hassan II. vor einem internationalen Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen. Seit Gilles Perraults Hassan-Biografie hat kein Buch in Marokko für einen derartigen Skandal gesorgt. Offenbar im Bewusstsein der heraufbeschworenen diplomatischen Krise hatte Frankreich, nachdem Diouri auf der Veröffentlichung seiner Recherchen bestand, den Autor nach Gabun abgeschoben – eine Eilentscheidung, die dem französischen Asylrecht Hohn sprach und die schon bald kassiert werden musste.

Moumen Diouris Buch ist eine eminent materialreiche, durch Fakten und Zahlen erhärtete Innenansicht der marokkanischen Volkswirtschaft. Die zentrale These des Autors lautet: Über die im Jahre 1924 gegründete, 1980 von Hassan II. erworbene Holdinggesellschaft Omnium Nord Africain (ONA) werden die Schlüsselbranchen der Volkswirtschaft vernetzt und ihre Profite für die königliche Privatschatulle abgeschöpft. Die ONA ist inzwischen die größte private Unternehmensgruppe in Afrika; Nahrungsmittelindustrie und Hotelketten, Stahlwerke und Immobilienbesitz, Zeitungsverlage und Fernsehstationen, Banken und Versicherungsunternehmen, Transportgesellschaften und Textilfirmen, Minen und Fischfang – alles verwoben in einem königlichen Mammutkonzern namens ONA.

Diouri attackiert Hassan II., der über die ONA Beteiligungen etwa an dem Bauriesen Bouygues (der die Moschee Hassans II. in Casablanca errichtet hat) sowie dem französischen Bankenkonsortium Paribas hielt, als skrupellosen Generalunternehmer seines Landes, der Gewinne privatisiert und Kosten sozialisiert, dessen Wirtschaftspolitik die Armut in Marokko auf Jahrzehnte zementiert. Die ONA ist nach Diouris Argumentation ein übermächtiges Wettbewerbsverhinderungsinstrument, das mittels einer milliardenschweren Profitmaximierung die politische Position des Makhzen, der königlichen Zentralgewalt, festigt. Und auch die im Ausland gefeierten Privatisierungsbemühungen erscheinen nach der Lektüre von Diouris Studie in einem neuen Licht: Hassan II. habe, dokumentiert der Autor, über die ONA etliche Staatsunternehmen kurzerhand an sich selbst verkauft.

»Wem gehört Marokko?« ist eine, aufs Ganze gesehen, solide recherchierte, auf überzeugender Faktenbasis entwickelte Untersuchung über die Konzentration, genauer die Monopolisierung der marokkanischen Volkswirtschaft sowie die diese Monopolisierung steuernden politischen Motive. Mit unerreichter Akribie hat Diouri die ONA durchleuchet, ihre inneren Strukturen, verzweigten Beteiligungen, geheimen Hierarchien, ambitionierten Aktivitäten. »Un groupe tentaculaire«, die ONA als riesige Krake – das ist selten so anschaulich demonstriert worden wie hier.

© Laif, Köln: (Heiko Specht)

Gerade im Agrarbusiness macht die ONA Profite

Die Passagen, in denen Diouri über das Ziel hinausschießt – etwa in seinen Einlassungen über königliche Profite aus dem Drogengeschäft – sind als wütende Reflexe aus seiner politischen Biografie immerhin erklärlich. Niemand hat sich vor Diouri der Frage, wem Marokko eigentlich gehört, so couragiert und so engagiert gestellt. Nicht nur, weil Hassan II. und seinem Familienclan sage und schreibe 1,6 Mio. ha der fruchtbarsten Böden des Landes gehören, wird das Agrarland Marokko praktisch wie eine Privatfirma regiert. König kauft Königreich, auf diese Formel laufen alle Recherchen Diouris hinaus. Was man diffus ahnen konnte – Diouri hat es en detail nachgewiesen.

Das Buch hat seine Brisanz bis heute behalten, weil die ONA auch unter der Regentschaft König Mohameds VI. als Steuerungsinstrument der Nationalökonomie eingesetzt wird. Die ONA, im Prinzip auch ausländischen Investoren offenstehend, ist inzwischen an der Börse in Casablanca notiert; Mohamed VI. soll gegenwärtig über 50 % des ONA-Aktienbestandes halten.

Am 31. Dezember 2010 fusionierte die ONA mit der Société nationale d’investissements (SNI), – die Verschmelzung von zwei milliardenschweren Holdings unter königlicher Kontrolle. Zwar agiert die ONA seither unter dem Logo der SNI, ihre Maxime – Monopolisierung der profitträchtigen ökonomischen Schlüsselbranchen zugunsten des königlichen Portefeuilles – gilt freilich unverändert. Allenfalls lässt sich, wenn der Eindruck nicht täuscht, eine strategische Neuausrichtung des ONA-SNI-Konglomerats ausmachen: So wurde jüngst besonders in die Sektoren Immobilien, Energie, Telekommunikation, Banken und Versicherungen investiert. Mohamed VI. ist längst zum allmächtigen Großaktionär seiner Marokko AG avanciert.

Politik

Innenpolitik

Die in wohldosierten Raten bis heute vorgenommene Demokratisierung ist in erster Linie als Reaktion auf das im ersten Golfkrieg entfesselte innenpolitische Gefahrenszenario zu werten sowie als Reaktion auf die Revolten des Arabischen Frühlings (2011/12).

Etliche couragierte Personalentscheidungen, eine große Amnestiekampagne (u. a. wurden die Familienangehörigen des Putschgenerals Mohamed Oufkir aus ihrer Sippenhaft entlassen), die verfassungsrechtliche Stärkung von Parlament und Opposition waren Signale für einen Prozess der demokratischen Öffnung. Begleitet wurde er von einer Privatisierung selbst wirtschaftlicher Schlüsselbranchen, die mit den Diktaten der ›Marocanisation‹ von 1973 radikal brach. 1994 wurde ein Ministerium für Menschenrechtsangelegenheiten eingerichtet, das Konzentrationslager Tazmamart bei Ouarzazate geschleift.

Seit 1996 wurde in Marokko ein neues, aus Unterhaus und Oberhaus (Senat) bestehendes Zweikammernparlament aufgebaut. Die Mandate zum Unterhaus werden in direkten, die zum Oberhaus in indirekten Wahlen vergeben. Im Senat, der zumal in der Haushalts- und Investitionspolitik weitreichende Kompetenzen besitzt, dominiert eine konservative Abgeordnetenklientel aus Vertretern der Landstände, der Berufsgenossenschaften sowie der Gemeinde- und Regionalräte.

Wie Hassan II. 1997/98 eine drohende Selbstblockade der Parteienkartelle auflöste, sprach für den politischen Instinkt des Monarchen wie für eine Reformbereitschaft, die selbst entschiedenste Kritiker dem Staatsoberhaupt kaum noch zugetraut hatten. Im Februar 1998 ernannte der König den 1924 in Tanger geborenen Rechtsanwalt und langjährigen USFP-Generalsekretär Abderrahmane Youssoufi zum neuen Premierminister. Damit bekam Marokko nicht nur erstmals in seiner Geschichte einen sozialistischen Regierungschef, sondern auch ein ganz neuen politischen Idealen verpflichtetes Kabinett.

Mohamed VI.

Der Tod Hassans II. am 23. Juli 1999 markierte für das moderne Marokko einen Epochenwechsel ersten Ranges. Bereits wenige Stunden nach dem Tod des Monarchen bestieg sein ältester Sohn, der 1963 geborene Kronprinz Sidi Mohamed als Mohamed VI. den scherifischen Königsthron. Der Wechsel an der Staatsspitze vollzog sich reibungslos, befürchtete Terrorakte blieben vollkommen aus. Der junge König hat bisher entschieden an die von seinem Vater eingeleiteten Reformprojekte angeknüpft, gleichzeitig jedoch unübersehbar Zeichen für einen eigenständigen politischen Kurs gesetzt – »Alternance« (Wechsel) heißt das von den Tageszeitungen meistbemühte Etikett für die neue Ära.

Seine erste Thronrede sowie die Ansprache zur Parlamentseröffnung im Oktober 1999 nutzte Mohamed VI. zu ausführlichen programmatischen Ausführungen. Jenseits aller politischen Rhetorik kündigte er in der Wirtschafts- und Bildungspolitik weitreichende Veränderungen an, er unterstützte Youssoufis Bemühungen, den Justiz- und Verwaltungsapparat effizienter zu gestalten, und er sprach von einem »Autonomieprojekt« für die Westsahara. Der junge Monarch hat die umfassendste Amnestiekampagne in der Geschichte des Landes eingeleitet, die Erleichterungen für 46 000 Häftlinge vorsieht.

Am 9. November 1999 entließ der neue König den schier allmächtigen Innenminister Driss Basri (im August 2007 in Paris verstorben); mit ihm wurde der skandalumwitterte Koordinator der Sicherheits- und Geheimdienste aus der Regierung entfernt, der alle demokratischen Experimente, alle Zugeständnisse an die politische Opposition, alle Beweglichkeit in der Westsaharafrage immer blockiert hatte.

© Hartmut Buchholz, Bonn

Mohamed VI. im Kreise seiner Familie: ein für marokkanische Verhältnisse ungewohntes Bild

Zwischen Reform und Stillstand

Zu Beginn der der Jahrtausendwende befand sich Marokko in einem Umbruch, der nahezu alle politischen und gesellschaftlichen Bereiche zu erfassen scheint. Der Reformelan Mohameds VI. hatte seine Feuertaufen zu bestehen, als der Monarch und die Beraterzirkel aus seiner Generation ihre Kräfte mit den Instanzen politischer Beharrung messen mussten: mit den Gouverneuren der konservativen Agrarprovinzen, mit den Günstlingen eines komplexen Pfründen- und Patronagensystems, mit den Profiteuren korrupter Verwaltungen, mit den grauen Eminenzen im königlichen Staatsdienst, mit den Funktionären des staatstragenden Parteienkartells.

Die Euphorie in der jungen Generation ist inzwischen verflogen und zerknirschter Ernüchterung, wenn nicht unverhohlener Desillusionierung gewichen. Gerade die Jugend scheint von der offiziellen Parteienpolitik innerhalb einer ›gelenkten Demokratie‹ kaum noch erreichbar zu sein: Die Wahlbeteiligung von etwa 45 % (wohlgemerkt: 45 %der registrierten Wähler, Millionen Wahlberechtigte verzichteten auf den Eintrag ins Wahlregister!) bei den Parlamentswahlen vom November 2011