DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Vietnam - Martin H. Petrich - E-Book

DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Vietnam E-Book

Martin H. Petrich

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Beschreibung

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Das E-Book basiert auf: 4. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Für die 4. Auflage des DuMont Reise-Handbuches war Autor Martin Petrich wieder intensiv vor Ort unterwegs. Vietnam ist in Bewegung, und das in einer Geschwindigkeit, die sprachlos macht. Neben all den neuen Entwicklungen hat aber auch Altvertrautes Bestand. So hat Martin Petrich sich für diese Auflage intensiv auf den Märkten, wie dem Long-Bien-Markt in Hanoi, umgesehen und sich durch die berühmte Straßenküche in Saigon gefuttert.

Von der Hauptstadt Hanoi im Norden bis zum Mekong-Delta im Süden werden alle sehenswerten Regionen und Städte beschrieben. Zu jedem Kapitel präsentiert eine Doppelseite »Auf einen Blick« die Highlights, die schönsten Routen, aktive Naturerlebnisse und besondere Tipps des Autors. Ort für Ort hat Martin Petrich ausgesuchte Unterkünfte, Restaurants oder Einkaufsadressen zusammengestellt, die in den Cityplänen eingezeichnet sind. Wanderungen erschließen die schönsten Landschaften, etwa die bildschöne Umgebung der Ha-Long-Bucht oder der Tram-Chim-Nationalpark nordwestlich der Stadt Cao Lanh. Die reizvolle Bergwelt im hohen Norden um Ha Giang wird auch gern per Modped erkundet.

Viel Wissenswertes über Vietnam, über die Geschichte und Gegenwart oder den Alltag der Menschen, lässt sich in der einführenden Landeskunde wie in den eingestreuten Themenseiten nachlesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 898

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Inhalt

Zwischen Konfuzius und Coca-Cola

Vietnam als Reiseland

Planungshilfe für Ihre Reise

Vorschläge für Rundreisen

Wissenswertes über Vietnam

Steckbrief Vietnam

Natur und Umwelt

Wirtschaft, Soziales und aktuelle Politik

Geschichte

Zeittafel

Gesellschaft, Alltagskultur und Glaubenswelten

Architektur und Kunst

Wissenswertes für die Reise

Anreise und Verkehr

Übernachten

Essen und Trinken

Outdoor

Feste und Veranstaltungen

Reiseinfos von A bis Z

Unterwegs in Vietnam

Kapitel 1 – Hanoi und Umgebung

Auf einen Blick: Hanoi und Umgebung

Hanoi

Stadtgeschichte

Hoan-Kiem-See

Westlich des Ho Hoan Kiem

Ehemalige Ville Française

Altstadt

Aktiv: Wege durch den Altstadtdschungel

Ba-Dinh-Distrikt

Am Westsee

Westliche Stadtteile

Südliche Stadtteile

Umgebung von Hanoi

Touren

Nördlich von Hanoi

Östlich von Hanoi

Westlich von Hanoi

Südlich von Hanoi

Kapitel 2 – Vietnams Norden

Auf einen Blick: Vietnams Norden

Am Golf von Tongking

Von Hanoi ans Meer · Hai Phong

Do Son · Cat-Ba-Archipel

Ha-Long-Bucht

Aktiv: Kayaking in der Ha-Long-Bucht

Bai Tu Long

Delta des Roten Flusses

Von Ha Long nach Ninh Binh

Aktiv: Per Fahrrad nach Hoa Lu und Tam Coc

Trockene Ha-Long-Bucht

Van Long

Kenh Ga

Phat Diem (Kim Son)

Cuc-Phuong- Nationalpark

Aktiv: Touren im Cuc-Phuong-Nationalpark

Bergland im Nordwesten

Hoa Binh und Umgebung

Mai-Chau-Tal und Pu Luong

Moc Chau · Son La

Aktiv: Trekking im Pu-Luong-Schutzgebiet

Dien Bien Phu

Ausflüge von Dien Bien Phu

Von Dien Bien Phu nach Sa Pa

Aktiv: Wanderungen rund um Sa Pa

Sa Pa

An der chinesischen Grenze

Vietnams hoher Norden

Ha Giang

Zur chinesischen Grenze

Aktiv: Per Moped durch die Bergwelt

Lang Son

Kapitel 3 – Zentralvietnam

Auf einen Blick: Zentralvietnam

Von Thanh Hoa nach Hue

Richtung Süden

Thanh Hoa und Umgebung

Vinh

Kim Lien

Cua Lo

Über den Ngang-Pass

Dong Hoi

Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark

Entmilitarisierte Zone

Entlang der Nationalstraße 9

Hue

Letzte Königsmetropole

Zitadelle (Äußere Stadt)

Königsstadt

Dong-Ba-Markt

Europäisches Viertel

Im Süden der Stadt

Aktiv: Spaziergang durch Kim Long

Am Parfümfluss entlang

Königsgräber

In Richtung Meer

Über den Wolkenpass nach Hoi An

Bach-Ma-Nationalpark

Von Cau Hai zum Wolkenpass

Aktiv: Wanderungen im Bach-Ma-Nationalpark

Da Nang

Strände südlich von Da Nang

Marmorberge

Ba Na

Hoi An

Einstiger Welthafen

Geschichte

Altstadt südlich der Tran Phu

Altstadt nördlich der Tran Phu

Umgebung von Hoi An

My Son

Entlang der Küste nach Nha Trang

Cham-Türme

Quang Ngai und Umgebung

Unterwegs nach Qui Nhon

An der Nationalstraße 19

Duong Long

Qui Nhon und Umgebung

Küstenstraße nach Nha Trang

Nha Trang

Geschichte

Po Nagar (Thap Ba)

Fischerhafen

Zentrum

Südlich des Zentrums

Hon Chong

Meeresschutzgebiet Hon Mun

Entlang der Küste nach Ho-Chi-Minh-Stadt

Cam-Ranh-Bucht

Hoa Lai

Phan Rang-Thap Cham

Ca Na

Phan Thiet

Mui Ne

Von Kon Tum nach Buon Ma Thuot

Zentrales Hochland

Kon Tum

Plei Ku

Buon Ma Thuot

Umgebung von Buon Ma Thuot

Von Da Lat nach Ho-Chi-Minh-Stadt

Da Lat

Aktiv: Ausflüge in die Umgebung von Da Lat

Entlang der Nationalstraße 20

Aktiv: Touren durch den Cat-Tien-Nationalpark

Kapitel 4 – Ho-Chi-Minh-Stadt und der Süden

Auf einen Blick: Ho-Chi-Minh-Stadt und der Süden

Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon)

Rastlose Metropole

300 Jahre Stadtgeschichte

Orientierung

Entlang der Dong Khoi

Vom Wiedervereinigungspalast zum Zoo

Vom Stadtpark zum Saigon-Fluss

Sehenswürdigkeiten im Dritten Distrikt

Nordöstlich des Zentrums

Cho Lon

Nördlich von Cho Lon

Im tiefen Süden

Can-Gio-Biosphärenreservat · Vung Tau

Von Long Hai bis Binh Chau

Aktiv: Wandern im Con-Dao-Nationalpark

Con-Dao-Archipel

Von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Tay Ninh

Kapitel 5 – Mekong-Delta

Auf einen Blick: Mekong-Delta

Von My Tho nach Tra Vinh

My Tho

Ben-Tre-Provinz

Vinh Long

Aktiv: Fahrradtour im Mekong-Delta

Sa Dec · Tra Vinh

Aktiv: Bootstour im Tram-Chim-Nationalpark

Südliches Delta

Can Tho

Cai Rang

Von Can Tho nach Ca Mau

Ca Mau

Am Golf von Thailand

Von Can Tho nach Long Xuyen

Chau Doc

Nui Sam

Südwestlich von Chau Doc

Von Rach Gia nach Kambodscha

Phu Quoc

Kulinarisches Lexikon

Sprachführer

Impressum

Themen

Mekong – Lebensader für Millionen

Karstlandschaften

Wirtschaftswunder mit Schatten

Vergangene Hochkultur – die Cham

Yin und Yang des Lebens

Áo dài – zwischen Tracht und Fashion

Ho Chi Minh – der Übervater

Das Dorf – Heimat hinter Bambushecken

Vietnamesische Völkerkunde

Gejagt und gequält

Frauen im Palast – zwischen Pracht und Tristesse

Heimat in der Fremde

Der lange Schatten von My Lai

Die Nord-Süd-Kluft

Cao Dai – alles so schön bunt

Alle Karten auf einen Blick

Hanoi und Umgebung: Überblick

Hanoi

Hanoi-Altstadt

Umgebung von Hanoi

Vietnams Norden: Überblick

Hai Phong

Ha-Long-Bucht

Touren im Cuc-Phuong-Nationalpark

Trekking im Pu-Luong-Schutzgebiet

Wanderungen rund um Sa Pa

Per Moped durch die Bergwelt

Zentralvietnam: Überblick

Hue: Königsstadt

Hue

Hue-Zentrum

Lang Tu Duc

Lang Minh Mang

Wanderungen im Bach-Ma-Nationalpark

Da Nang

Hoi An

My Son

Nha Trang

Da Lat

Ausflüge in die Umgebung von Da Lat

Touren durch den Cat-Tien-Nationalpark

Ho-Chi-Minh-Stadt und der Süden: Überblick

Ho-Chi-Min-Stadt-(Saigon-)Zentrum

Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon)

Cho Lon

Wandern im Con-Dao-Nationalpark

Mekong-Delta: Überblick

Fahrradtour im Mekong-Delta

Bootstour im Tram-Chim-Nationalpark

Can Tho

Phu Quoc

© Laif, Köln: Dirk Eisermann

Auch im Götterhimmel gefragt: vietnamesische Dong-Scheine

Zwischen Konfuzius und Coca-Cola

Der Krieg ist Vergangenheit, vorbei die sozialistische Tristesse. Mit Schwung und Zukunftsoptimismus bewegt sich das Land zwischen Konfuzius und Coca-Cola, zwischen Ho Chi Minh und Hip-Hop. Quirlige Metropolen, pittoreske Berglandschaften und endlose Strände – Vietnam präsentiert sich als verlockendes und vielseitiges Reiseziel.

Wie ein Bienenschwarm sausen die Mopeds über die Kreuzung, umschwirren Autos und Passanten, um sich bei der nächsten roten Ampel wieder zu stauen. Dazwischen bahnt sich eine alte Frau ihren Weg und balanciert geschickt die Bambusstange. Auf dem Gepäckträger eines Zweirads ist ein Schwein quergelegt, ein anderes Moped ist mit einer vierköpfigen Familie voll bepackt. Auf einer knallbunten Vespa sitzt aufrecht elegant eine junge Frau in ihrem seidendünnen Áo dài, ihre Arme zum Sonnenschutz mit langen Handschuhen überzogen. Neben ihr knattert ein Bauer mit seiner alten Mühle in Richtung Markt, von der Lenkstange baumeln in beängstigender Zahl Hühner mit gesenkten Köpfen. Straßenszenen, die in jeder größeren Stadt zu beobachten sind. Kleinkapitalismus auf zwei Rädern könnte man dies nennen in einem Land, dessen Herz noch immer sozialistisch schlägt.

Vietnam ist in Bewegung. Und das in einer Geschwindigkeit, die selbst hartgesottene Asienbesucher sprachlos macht. Überall wird gebaut und gewerkelt. Der berüchtigte Ho-Chi-Minh-Pfad ist heute eine Autobahn, die Städte breiten sich wie Pilze aus. Wo gestern noch eine einfache Hütte stand, erhebt sich heute ein fünfstöckiges Haus, wo einst Enten schnatternd im Teich ihre Runden drehten, arbeiten nun Menschen schwitzend im Akkord an den Fließbändern der Fabriken. Der bärtige Marx ist in die Amtsstuben verbannt, auf den Straßen herrscht der ungestüme Markt. Im Laufschritt will Vietnam an die anderen Tigerstaaten anschließen. Die Globalisierung hat das Land fest im Griff.

Doch es gibt auch noch die stillen Szenen: gebückte Bauern unter ihren konischen Hüten verborgen, schlafende Fischer im Schatten ihres Bootes, der kleine Junge auf dem mächtigen Wasserbüffel, der alte Mann über seine Kalligrafie gebeugt, einfache Dörfer in den Nebelbergen und bizarre Karstkegel im Morgendunst, endlose Reisfelder in saftigem Grün und einsame Strände in gleißendem Gelb.

Ob bei einer gepflegten Kulturreise oder einem entspannten Badeurlaub, ob auf Abenteuertrip durch die Berge oder im Kaufrausch durch die hektischen Städte – Vietnam hat für jeden Geschmack etwas zu bieten. So vielseitig wie seine Küche, so bunt bietet sich das schmale Land seinen Besuchern dar. Das Delta des Roten Flusses mit seinen weiten Ebenen erstreckt sich im Norden von den Bergen bis zum Südchinesischen Meer. Mit seinen Tempeln und Pagoden, seinen alten Handwerksdörfern und fruchtbaren Feldern präsentiert es sich als abwechslungsreiche Kulturlandschaft. Karstberge liegen wie verlorene Perlen verstreut und bilden einen Kontrast zum dominierenden Grün. In der malerischen Ha-Long-Bucht formen sie eine grandiose Inselwelt. Im Nordwesten wiederum türmen sich hohe Berge, und wilde Flüsse winden sich durch tief eingeschnittene Täler. Hier haben zahlreiche Volksgruppen ihre Heimat. Ein schmales Band von Bergen und Küste zieht sich weiter gen Süden. In der Mitte des Landes liegen nicht weit voneinander entfernt gleich drei UNESCO-Welterbestätten: die letzte Königsstadt Hue, das wie ein Freiluftmuseum anmutende Hafenstädtchen Hoi An und die verwunschene Tempelstadt My Son. Je weiter es nach Süden geht, desto tropischer wird das Klima. Entlang der Küste locken zahlreiche Traumstrände, sei es in Qui Nhon, Nha Trang oder Phan Thiet. Auf dem Hochland siedelt eine Reihe ethnischer Minderheiten; hier liegt auch Da Lat, die Stadt des ewigen Frühlings. Das Land endet, wie es im Norden beginnt: üppig grün, nur schwül-heißer. Im Mekong-Delta schließlich dreht sich alles ums Wasser. Ob als mächtiger Strom oder schmaler Kanal – stetig sein Gesicht ändernd mäandert der 4800 km lange Fluss zum Meer.

Wie zwei ungleiche Geschwister muten die beiden größten Metropolen des Landes an: das ehrwürdige Hanoi im Norden und das ungestüme Saigon im Süden. Vietnams Hauptstadt Hanoi mit Ho-Chi-Minh-Mausoleum, engen Altstadtgassen und historischen Sehenswürdigkeiten ist ein Kaleidoskop der bewegten Geschichte des Landes. Saigon, wie die meisten Vietnamesen Ho-Chi-Minh-Stadt nach wie vor nennen, ist indes ein Brennpunkt des modernen Asien. Die Riesenmetropole zeigt sich rastlos und geschäftig, zuweilen frech und frivol, stets aber neugierig und offen.

Am nachhaltigsten beeindrucken jedoch die Menschen. Wie sie trotz ihrer schweren Vergangenheit nach vorne blicken und das Beste aus ihrem wahrlich nicht einfachen Leben machen, ist ungemein beeindruckend. Für den legendären Fotoreporter Philip Jones Griffiths, der bis zu seinem Tod 2008 wie kaum ein anderer das Land seit den Kriegstagen porträtiert hat, vereinen sie all das, was man an einer Person schätzt: Aufmerksamkeit, Bescheidenheit, Freundlichkeit, Stärke und vieles mehr. Sie sind sicherlich einer der Hauptgründe, wieso das Land immer mehr Besucher in seinen Bann zieht.

Der Autor

© Martin H. Petrich, Berlin

Martin H. Petrich

www.dumontreise.de/magazin/autoren

Martin H. Petrich ist Reisejournalist und Studienreiseleiter. Aufgewachsen in Radolfzell am Bodensee, beschäftigte sich der Wahlberliner schon früh mit den Kulturen Asiens. Mit Vietnam fühlt sich der Asienfan seit 1993 verbunden, als er sich dort im Rahmen eines Stipendiums für ein halbes Jahr aufhielt. Als studierter Theologe beeindruckt ihn der religiöse Pragmatismus der Vietnamesen und als kulinarisch verwöhnter Südbadener ihre herrliche Küche. Zu seinen Lieblingsregionen zählen der bergige Norden und das Mekong-Delta. Für DuMont schrieb er u. a. das Reise-Taschenbuch »Sri Lanka« und das Reise-Handbuch »Myanmar«.

Vietnam als Reiseland

Während zurzeit noch sehr viele Besucher das Land im Rahmen einer Pauschalreise besuchen, wollen immer mehr Touristen Vietnam individuell bereisen. Zu Recht, denn es ist überhaupt kein Problem, vor Ort die Route nach eigenem Geschmack zusammenzustellen. In den touristischen Zentren ist die Infrastruktur perfekt auf Individualtouristen eingestellt, nur abseits der ausgetretenen Pfade zeigt sie sich noch etwas rudimentär. Doch auch wenn es mit der Kommunikation hapern mag, findet man sich dank der gastfreundlichen Vietnamesen mit ihrem angeborenen Pragmatismus auch dort schnell zurecht. Vom Aktivurlaub in den Bergen bis zum entspannten Aufenthalt im Wellnessresort, vom gepflegten Golfspiel in schickem Ambiente bis zum Strandaufenthalt unter Palmen ist in Vietnam alles möglich. Derzeit dominiert allerdings noch die Kultur- und Naturreise, die häufig in Hanoi beginnt und in Ho-Chi-Minh-Stadt endet (oder umgekehrt). Beliebt ist auch eine Reisekombination mit den westlichen Nachbarländern Laos und Kambodscha, die dank offener Grenzen und guter Flugverbindungen leicht zu erreichen sind.

Sehenswertes im Norden

Das 1000-jährige Hanoi ist mit seiner quirligen Altstadt, seinem kolonialen Flair und vielen Sehenswürdigkeiten nicht nur eine attraktive Touristendestination, sondern auch eine perfekte Ausgangsbasis für ein- oder mehrtägige Ausflüge ins nähere oder weitere Umland, allen voran in die Ha-Long-Bucht. Im weiten Delta des Roten Flusses gibt es noch einige Perlen zu entdecken, seien es alte Pagoden und Tempel, rege Handwerksdörfer oder die wunderbare Trockene Ha-Long-Bucht. Immer mehr Besucher erkunden von Sa Pa aus den schon recht alpinen Nordwesten mit seinen vielen Bergvölkern. Das unweit der laotischen Grenze gelegene Dien Bien Phu ist nicht nur aufgrund seiner Kriegsgeschichte interessant, sondern auch wegen der schönen Berglandschaft. Wenig bekannt ist der hohe Norden, wo der vietnamesische ›Königssee‹, Ho Ba Be, zu Bootstouren einlädt und die Grenzregion bei Cao Bang einige landschaftliche Attraktionen birgt.

… im Zentrum

In der Mitte Vietnams liegen gleich drei UNESCO-Welterbestätten nahe beieinander: die letzte Königsstadt Hue, die Cham-Ruinen im Tal von My Son und das einstige Hafenstädtchen Hoi An. Ein beliebtes Ziel unter Outdoor-Enthusiasten ist der ebenfalls in die UNESCO-Liste aufgenommene Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark bei Dong Hoi mit seinen weltberühmten Tropfsteinhöhlen. Das Zentrale Hochland wird weniger besucht, reizt aber mit teilweise sehr attraktiven Berglandschaften und Dörfern der Minderheiten rund um die Kaffeestadt Kon Tum und Plei Ku sowie einigen Nationalparks, darunter der Yok Don in der Provinz Dak Lak. Entlang der Küste bieten sich Qui Nhon, Nha Trang und die Strände zwischen Mui Ne und Phan Thiet für einige Tage Entspannung am Strand an.

… im Süden

Abgesehen von der quirligen Metropole Saigon fasziniert im Süden die endlose Ebene des Mekong-Deltas. Hier kann man problemlos mehrere Tage verbringen, um das Labyrinth aus Flussarmen und Kanälen per Boot zu erkunden, sei es von My Tho,Vinh Long oder Can Tho aus. Schließlich wartet im Golf von Thailand mit der Insel Phu Quoc ein wahres Tropenparadies. Ein populärer Ausflug führt von Saigon zu den Viet-Cong-Tunneln von Cu Chi und der Cao-Dai-Hochburg Tay Ninh. Wem es zu heiß wird, der kann ins Hochland nach Da Lat entfliehen. Stadt und Landschaft muten hier fast europäisch an.

Natur und Abenteuer

Auch wenn Vietnams Nationalparks durchaus sehenswert sind, hapert es zumeist noch mit der Infrastruktur. Sehr gut erschlossen ist Vietnams ältestes Schutzgebiet Cuc Phuong südwestlich von Hanoi. Südlich von Mai Chau liegt ein Schutzgebiet, das sicherlich das größte Potenzial für Trekkingtourismus hat: Pu Luong. Auf der Insel Cat Ba am Rand der Ha-Long-Bucht gibt es ebenfalls einige lohnende Wanderrouten.

Auch die Nationalparks im südlichen Hochland haben einiges zu bieten, etwa Cat Tien zwischen Da Lat und Saigon mit einer bunten Tierwelt oder Yok Don an der kambodschanischen Grenze. Dort wird auch Elefantenreiten angeboten.

Für Trekkingtourismus ist die Bergwelt im Nordwesten und Norden Vietnams prädestiniert (s. >>>>). Der Reiz liegt nicht nur in der Landschaft, sondern auch in der Vielzahl von Volksgruppen, die dort leben. Bei mehrtägigen Wanderungen nächtigt man zumeist in Privathütten. Am beliebtesten und leider entsprechend touristisch sind eintägige Wanderungen rund um Sa Pa. Schöne Wandervarianten gibt es zudem in der Gegend rund um Bac Ha.

Eine äußerst reizvolle mehrtägige Wanderroute führt durch die abgelegene Provinz Cao Bang im hohen Norden des Landes. Geführte Touren werden allerdings derzeit nur von wenigen Veranstaltern angeboten. Das sehr pittoresk gelegene Mai Chau im Südwesten Hanois ist ebenfalls eine gute Basis für Wanderungen.

Immer beliebter werden Motorradtouren durch Vietnams Berge, besonders rund um Ha Giang. Dort liegt der UNESCO-Geopark Dong Van nahe der chinesischen Grenze, eine der beeindruckendsten Karstlandschaften Vietnams.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Martin Sasse

Hmong-Frauen beim Schwätzchen

Entspannen am Strand

Urlaub unter Palmen ist in Vietnam ganzjährig möglich. Zu den Klassikern des Strandurlaubs zählt das Surfer-Dorado Mui Ne bei Phan Thiet, dessen Strandabschnitte jedoch massiv mit Erosion zu kämpfen haben. Dank internationalem Flughafen hat ihm die Insel Phu Quoc mittlerweile den Rang abgelaufen, da dort die Auswahl an Stränden größer ist. Nha Trang ist das Richtige für alle, die es etwas lebhafter mögen und gerne mit Russen und Chinesen beachen. Nördlich des urbanen Seebads gibt es einige ruhigere Buchten. Dort ist auch die weniger überlaufene ›Walfischinsel‹ Hon Ong zu finden, ein wahres Schnorchler- und Taucherparadies.

In Qui Nhon,Cua Dai bei Hoi An und Dong Hoi nördlich von Hue gibt es sehr schöne Resorts und Strandabschnitte mit einer großen Auswahl an guten Hotels. Das gilt auch für die Strände bei Da Nang, darunter der etwas südlich gelegene China Beach (My Khe). Seit sich im Vietnamkrieg die US-Soldaten dort erholten, ist er in aller Welt bekannt, wird aber zunehmend zugebaut. Die beste Reisezeit für die vier genannten Strände sind die Monate März bis Oktober. Infolge des rasant anwachsenden Tourismus leiden jedoch alle Strände unter zunehmenden Umweltproblemen.

Organisierte Touren

In den touristischen Zentren Vietnams gibt es örtliche Reiseagenturen wie Sand am Meer. Wer dort eine Reise bucht, sollte die Programme kritisch vergleichen. Gerade bei verlockend günstigen Angeboten lässt die Kompetenz häufig zu wünschen übrig. Die meisten der in diesem Buch aufgeführten Agenturen sind nicht gerade preiswert, bieten aber dafür einen guten Service und hohe Qualität. Zudem bemühen sie sich in der Regel um einen sozial- und umweltverträglichen Tourismus. Einige Agenturen haben auch Niederlassungen in den Nachbarländern Laos und Kambodscha, sodass sie auch kombinierte Touren arrangieren können.

Gerade für Trekkingtouren in entlegeneren Regionen ist es ratsam, sich an einen nachhaltig operierenden Veranstalter zu wenden (s. auch ›Nachhaltig Reisen‹, s. >>>>). Beim Besuch in einem Dorf der ethnischen Minderheiten sollte unbedingt ein lokaler Guide engagiert werden, um mit den Bewohnern kommunizieren zu können. Der Guide sollte auch über die nötige Sensibilität verfügen, Bräuche der lokalen Bevölkerung und örtliche Gepflogenheiten zu respektieren. Einige Empfehlungen finden sich in diesem Buch.

Gut zu wissen

In der Hochsaison und rund ums Tết-Fest sollte man Transport und Unterkünfte rechtzeitig buchen. Längere Strecken kann man per Flugzeug oder Zug zurücklegen und sich für Rundtouren vor Ort einen Wagen mit Fahrer mieten. Mietwagen für Selbstfahrer können derzeit von Touristen noch nicht gebucht werden. Dazu bedarf es eines vietnamesischen Führerscheins, den jedoch nur Ausländer mit einem Visum für einen Aufenthalt von mindestens drei Monaten beantragen dürfen. Motorräder bis 50 ccm Hubraum und Elektroscooter dürfen ohne Führerschein gefahren werden, für motorisierte Zweiräder über 50 ccm gilt die gleiche Bestimmung wie für Autos. Beliebt und günstig sind die sog. Open Tours privater Reiseunternehmen, die regelmäßige Busverbindungen zwischen den wichtigsten Orten unterhalten.

Wichtige Fragen vor der Reise

Benötige ich ein Visum für Vietnam? s. >>>>

Kann ich problemlos mit Zug und Bus durch Vietnam reisen? s. >>>>

Welche lokalen Gepflogenheiten muss ich auf der Reise besonders beachten? s. >>>>

Kann man mit Kreditkarte bezahlen und braucht man US-Dollar?s. >>>>

Welche Impfungen werden empfohlen, welche Medikamente sollte man unbedingt dabeihaben? s. >>>>

Welche Kleidung muss in den Koffer? s. >>>>

Lässt sich das Land auch während der Regenzeit bereisen? s. >>>>

Welches Budget muss ich für eine zweiwöchige Rundreise einplanen? s. >>>>

Komme ich überall locker ins Internet?s. >>>>

Wie steht es um die Sicherheit im Land? Welche Vorkehrungen sollte man treffen? s. >>>>

Planungshilfe für Ihre Reise

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Angaben zur Zeitplanung

Bei den folgenden Zeitangaben handelt es sich um Empfehlungswerte für Reisende, die ihr Zeitbudget eher knapp kalkulieren.

Die Kapitel in diesem Buch

1. Hanoi und Umgebung:s. >>>>

2. Vietnams Norden:s. >>>>

3. Zentralvietnam:s. >>>>

4. Ho-Chi-Minh-Stadt und derSüden:s. >>>>

5. Mekong-Delta:s. >>>>

Kulturerlebnis

Naturerlebnis

1. Hanoi und Umgebung

Mit seiner reichen Geschichte ist Hanoi ein guter Auftakt für eine Vietnamreise, locken doch mit dem Ho-Chi-Minh-Mausoleum und dem Literaturtempel interessante Sehenswürdigkeiten. Auch eine Runde um den Hoan-Kiem-See und ein Altstadtbummel dürfen nicht fehlen. Neben dem Historischen Museum empfiehlt sich der Besuch des äußerst ansprechend gestalteten Ethnologischen Museums. Auch als Ausgangspunkt für mehrere Tagesausflüge bietet sich die Hauptstadt an. Neben der sich nördlich anschließenden Provinz Ha Tay mit ihren Handwerksdörfern lohnt sich eine Ganztagstour zur Parfümpagode (Chua Huong) im Süden inklusive einer idyllischen Bootsfahrt auf dem Yen-Strom. Die But-Thap-Pagode kann man im Rahmen einer Halbtagestour mit dem Besuch verschiedener Handwerksdörfer verbinden.

Hanoi

Gut zu wissen: Zwischen Dezember und März ist Hanoi alles andere als tropisch: Zwar ist es zum Jahreswechsel oft sonnig, aber dafür empfindlich kalt (nachts sinkt die Temperatur zuweilen auf unter 10 °C). Wolkenverhangen und regnerisch präsentieren sich häufig die Monate Februar bis April, schwül und heiß die Monate Juni bis September. Der meiste Niederschlag fällt im Juli und August. Für Ausflüge in die Umgebung mietet man in Hanoi am besten einen Wagen mit Fahrer. Hanois Taxifahrer manipulieren gerne ihre Taxameter.

Zeitplanung:

Hanoi:      2 Tage

Umgebung:      2–3 Tage

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Martin Sasse

Handtuchschmal oder himmelhoch: Häuser an Hanois Truc-Bach-See

2. Vietnams Norden

Um die landschaftliche Vielfalt des Nordens richtig kennenzulernen, benötigt man gut zwei Wochen, denn sie reicht von der fantastischen Inselwelt der Ha-Long-Bucht über das Delta des Roten Flusses mit seinen weiten Ebenen bis zu den hohen Bergen rund um Sa Pa. Wer wenig Zeit hat, kann von der Hauptstadt einen Abstecher in die Berglandschaft rund um Mai Chau unternehmen. Von Ha Long besteht die Möglichkeit zur Weiterfahrt über die Nationalstraße 10 ins Delta des Roten Flusses. Dort ist Ninh Binh ein guter Ausgangspunkt für Abstecher nach Phat Diem, in die Trockene Ha-Long-Bucht oder zum Cuc-Phuong-Nationalpark.

Das Gros der Besucher erkundet die Bergwelt im Nordwesten von Sa Pa aus, das per Zug über Lao Cai zu erreichen ist. Eine intensive Rundtour verläuft über Son La, Dien Bien Phu und Sa Pa.

Der hohe Norden zieht noch relativ wenige Besucher an. Hier liegen der idyllische Ba-Be-See und die fantastische Landschaft rund um Cao Bang an der Grenze zu China.

• Ha-Long-Bucht

• Trockene Ha-Long-Bucht

• Cuc-Phuong-Nationalpark

• Sa Pa

Gut zu wissen: Zwischen Dezember und März kann es im Norden ziemlich frisch sein, warme wetterfeste Kleidung gehört daher unbedingt ins Reisegepäck. Ninh Binh eignet sich auch als Ausgangspunkt für die Zugfahrt gen Süden.

Zeitplanung:

Ha-Long-Bucht:      2 Tage

Sa Pa:      2–3 Tage

Son La, Dien Bien Phu und Sa Pa:      5–7 Tage

Ba-Be-See und Cao Bang:      4–5 Tage

Alternative: Die Grenzstädte Lao Cai und Lang Son bieten sich zur Weiterreise nach China an.

3. Zentralvietnam

Besuchermagneten sind die drei UNESCO-Welterbestätten Hue, Hoi An und My Son im Herzen Zentralvietnams. Wer von Norden kommt, kann den 500 km langen Abschnitt zwischen Thanh Hoa und Hue durchaus ignorieren, obgleich dort im Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark sehr eindrucksvolle Karstlandschaften und Höhlensysteme liegen. Weiter gen Süden reihen sich entlang der Nationalstraße 1 mit Qui Nhon, Nha Trang und Mui Ne bei Phan Thiet einige der bekanntesten Seebäder des Landes aneinander. Das Zentrale Hochland wird häufig links liegen gelassen, auch wenn es rund um die Kaffeestadt Buon Ma Thuot und die alte koloniale Sommerfrische Da Lat durchaus einiges zu sehen gibt.

• Hue

• Hoi An

• My Son

• Da Lat

• Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark

• Nha Trang

• Mui Ne

Gut zu wissen: VonNovember bis Anfang Dezember ist Taifun-Saison, heftige Regenfälle sind in dieser Zeit keine Seltenheit. Eine interessante, bislang wenig wahrgenommene Reisevariante ist der Besuch des Zentralen Hochlands. Dazu verlässt man in Qui Nhon die Küste und fährt ins 165 km entfernte Plei Ku. Dort kann man das nördlich gelegene Kon Tum besuchen und sich anschließend nach Süden wenden. In Buon Ma Thuot führt die N 26 in Richtung Meer nach Ninh Hoa bei Nha Trang. Es besteht auch die Möglichkeit einer Weiterfahrt ins 180 km entfernte Da Lat. Dieser beliebte Bergferienort ist auch von Thap Chap-Phan Rang an der Küste und von Ho-Chi-Minh-Stadt aus zu erreichen.

Zeitplanung:

Thanh Hoa bis Hue:      2–3 Tage

Hue:      2 Tage

Hoi An und My Son:      2 Tage

Qui Nhon bis Nha Trang:      3 Tage

4. Ho-Chi-Minh-Stadt und der Süden

Verglichen mit seiner nordvietnamesischen Schwester besitzt das hippe Ho-Chi-Minh-Stadt zwar wenige Sehenswürdigkeiten, dafür jedoch vielfältige Einkaufs- und auch Ausgehmöglichkeiten. Der klassische Tagesausflug von Ho-Chi-Minh-Stadt aus führt nach Cu Chi und Tay Ninh. Die Halbinsel Vung Tau ist ebenfalls an einem Tag zu schaffen (etwa per Schnellboot), allerdings bietet sich angesichts der vielen Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort auch ein mehrtägiger Aufenthalt an – wenngleich die Strände nicht sonderlich schön sind. Eine herrliche Inselwelt erschließt sich Besuchern im Con-Dao-Archipel gut 180 km vor der Küste, wo man nicht nur entspannen, sondern auch schnorcheln und wandern kann.

Ho-Chi-Minh-Stadt

Gut zu wissen: Vorsicht ist auf den Straßen Saigons geboten, wo Moped-Diebe Passanten Taschen und Kameras entreißen. Wertsachen und Papiere sollte man besser gut verschlossen in der Unterkunft lassen. Den Badeort Vung Tau erreicht man am bequemsten mit dem Schnellboot.

Zeitplanung:

Ho-Chi-Minh-Stadt:     2 Tage

Vung Tau:      1 Tag

Con-Dao-Archipel:     2–3 Tage

Cu Chi und Tay Ninh:     1 Tag

5. Mekong-Delta

Um einen kleinen Eindruck vom Leben im Mekong-Delta zu erhalten, lohnt sich ein Tagesausflug von Ho-Chi-Minh-Stadt nach My Tho, doch interessanter ist die Landschaft zwischen Can Tho und Chau Doc. Auf der Fahrt von Can Tho bis Ca Mau an der Südspitze des Deltas locken vogelreiche Nationalparks und Schutzgebiete, während die lebendigen Hafenstädte Rach Gia und Ha Tien authentisches Delta-Leben zeigen. Die Tropeninsel Phu Quoc bietet sich als geografischer und zeitlicher Abschluss einer Vietnamreise von Nord nach Süd an. Angesichts der herrlichen Strände spricht jedoch nichts dagegen, dort den gesamten Urlaub zu verbringen.

Cai Rang

Phu Quoc

Gut zu wissen: In Ho-Chi-Minh-Stadt bieten zahllose Anbieter Ausflüge ins Mekong-Delta an. Dabei sollte man nicht die günstigsten Angebote wählen, denn hier hapert es meist mit der Qualität. Am schönsten sind mehrtägige Delta-Ausflüge mit dem Boot. Und je weiter man ins Delta reist, umso weniger touristisch wird es. Das gilt vor allem für die Fahrt von Can Tho in Richtung Ca Mau an der Südspitze des Deltas.

Zeitplanung:

My Tho:     1 Tag

Can Tho und Chau Doc:      3 Tage

Can Tho bis Ca Mau:      2–3 Tage

Phu Quoc:      2 Tage

Alternative: Die Grenzstädte Chau Doc und Ha Tien bieten sich zur Weiterreise nach Kambodscha an.

© Laif, Köln: hemis.fr/René Mattes

Im Mekong-Delta

Vorschläge für Rundreisen

Vietnams Norden (

1

Woche)

1. Tag: Ankunft in Hanoi, erste Erkundungen in der Altstadt. Spaziergang am Hoan-Kiem-See mit Besuch des Jadebergtempels.

2. Tag: Stadtbesichtigung mit Ho-Chi-Minh-Mausoleum und Literaturtempel als Highlights. Abends Besuch des Wasserpuppentheaters.

3. Tag: Fahrt nach Ha Long, gegen Mittag Ankunft und Bootsfahrt durch die labyrinthische Inselwelt. Übernachtung auf dem Boot oder in Ha-Long-Stadt.

4. Tag: Weiterfahrt von Ha Long nach Ninh Binh mit Stopp beim Chua Keo. Zwei Übernachtungen in Ninh Binh.

5. Tag: Besuch der Trockenen Ha-Long-Bucht inklusive Königsstadt Hoa Lu und Bootsfahrt durch Van Long.

6. Tag: Fahrt zum Cuc-Phuong-Nationalpark, Wanderungen und Fahrradtouren durch das Schutzgebiet.

7. Tag: Rückkehr nach Hanoi, Heimreise.

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Vietnams Süden (

1

Woche)

1. Tag: Ankunft in Saigon, erste Erkundungen mit einem Besuch des Markts und Tempels in Cho Lon.

2. Tag: Vormittags Fahrt nach Cu Chi, nach der Rückkehr Besuch der Altstadt von Ho-Chi-Minh-Stadt inkl. Sundowner auf dem Dach des Rex Hotels.

3. Tag: Fahrt nach Cai Be, von dort mit dem Boot nach Vinh Long, dann Weiterfahrt nach Can Tho.

4. Tag: Morgens Bootstour zum Schwimmenden Markt von Cai Rang. Rundgang durch Can Tho mit Marktbesuch, dann weiter nach Soc Trang.

5. Tag: Besichtigung der Khmer-Klöster, dann Fahrt über Bac Lieu (dort Besuch des Vogelschutzgebietes) nach Ca Mau.

6. Tag: Tagesausflug von Ca Mau zum Mui-Ca-Mau-Nationalpark an der Südspitze Vietnams.

7. Tag: Rückkehr nach Saigon, Heimreise.

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Hanoi–Saigon (

10

Tage)

1. Tag: Ankunft in Hanoi, erste Erkundungen in der Altstadt. Spaziergang am Hoan-Kiem-See mit Besuch des Jadebergtempels.

2. Tag: Stadtbesichtigung mit Ho-Chi-Minh-Museum und Literaturtempel als Highlights.

3. Tag: Fahrt nach Hai Phong, Stadtbesichtigung mit Blumenmarkt und Dinh Hang Kenh.

4. Tag: Per Schnellboot nach Cat Ba, von dort mit Charterboot durch die Inselwelt der Ha-Long-Bucht, nachmittags zurück nach Hanoi.

5. Tag: Flug nach Hue und Besichtigungen (Königsstadt, Bootsfahrt zur Chua Thien Mu).

6. Tag: Besichtigung der Königsgräber, weiter über Wolkenpass und Da Nang (Besuch des Cham-Museums) nach Hoi An.

7. Tag: Halbtagsausflug nach My Son und Besichtigungen in Hoi An.

8. Tag: Flug von Da Nang nach Saigon, dort Rundgang in der Altstadt und Shoppen im Ben-Tanh-Markt.

9. Tag: Tagesausflug nach My Tho, dort Bootstour zu den Inseln.

10. Tag: Weitere Besichtigungen in Ho-Chi-Minh-Stadt (Cho Lon), abends Heimreise.

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Hanoi–Saigon (

14

Tage)

1. Tag: Ankunft in Hanoi, erste Erkundungen in der Altstadt. Spaziergang am Hoan-Kiem-See mit Besuch des Jadebergtempels.

2. Tag: Stadtbesichtigung mit Ho-Chi-Minh-Museum und Literaturtempel als Highlights.

3. Tag: Fahrt nach Ha Long, dort Bootstour durch die Inselwelt und Übernachtung auf dem Boot oder in Ha-Long-Stadt.

4. Tag: Weiterfahrt nach Ninh Binh mit Halt bei der Chua Keo und Tempeln bei Nam Dinh.

5. Tag: Besuch der Trockenen Ha-Long-Bucht, Nachtzug nach Dong Hoi.

6. Tag: Besuch der Höhlensysteme von Phong Nha inklusive Bootsfahrt und Thien Duong.

7. Tag: Fahrt nach Hue, Besichtigung der Kaiserstadt und Bootsfahrt zur Chua Thien Mu.

8. Tag: Besuch der Königsgräber und der Gartenhäuser von Kim Long.

9. Tag: Fahrt über Da Nang (mit Cham-Museum) nach Hoi An und Besuch der Altstadt.

10. Tag: Halbtagsausflug nach My Son und weitere Erkundungen in Hoi An.

11. Tag: Fahrt nach Qui Nhon mit Stopp bei der Gedenkstädte My Lai und Entspannung am Meer.

12. Tag: Flug nach Saigon, Rundgang in der Altstadt und Shoppen im Ben-Tanh-Markt.

13. Tag: Halbtagsausflug nach Cu Chi und Erkundung von Markt und Tempel in Cho Lon.

14. Tag: Besichtigung in Saigon, Heimreise.

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Hanoi–Saigon (

21

Tage)

1. Tag: Ankunft in Hanoi, erste Erkundungen der Stadt mit Besuch des berühmten Literaturtempels.

2. Tag: Besuch des Ho-Chi-Minh-Mausoleums und der Altstadt, dann Halbtagesausflug nach Duong Lam.

3. Tag: Flug nach Dien Bien Phu, dort Erkundung der alten Kriegsschauplätze.

4. Tag: Ganztagsfahrt nach Sa Pa mit diversen Stopps.

5. Tag: Wanderungen rund um Sa Pa, etwa nach Ta Van oder Ta Phin.

6. Tag: Weitere Erkundungen in Sa Pa, Nachtzug nach Hanoi.

7. Tag: Morgens Ankunft in Hanoi, dann gleich weiter nach Ha Long mit Bootstour inkl. Übernachtung.

8. Tag: Fahrt von Ha Long nach Ninh Binh mit Halt bei der Chua Keo und den Tempeln bei Nam Dinh.

9. Tag: Besuch der Trockenen Ha-Long-Bucht (Hoa Lu, Bootsfahrt nach Tam Coc), Nachtzug nach Hue.

10. Tag: Besichtigungen in Hue mit Königsstadt und -gräbern sowie Bootstour zur Chua Thien Mu.

11. Tag: Fahrt über Da Nang (dort Besuch des Cham-Museums) nach Hoi An und Besichtigung der Altstadt.

12. Tag: Halbtagsausflug nach My Son, weitere Besichtigungen in Hoi An.

13. Tag: Flug von Da Nang nach Nha Trang, dort Bootstour durch die Bucht und Besuch der Chua Long Son.

14. Tag: Tagesfahrt nach Saigon mit Stopp beim Cham-Heiligtum Po Klong Garai.

15. Tag: Erkundung der Altstadt und Besuch in Cho Lon.

16. Tag: Fahrt nach Cai Be, von dort mit dem Boot nach Vinh Long, dann weiter nach Can Tho, Stadtrundgang mit Marktbesuch.

17. Tag: Morgens Bootstour zum Schwimmenden Markt von Cai Rang, dann weiter nach Chau Doc.

18. Tag: Marktbesuch und Bootstour, Weiterfahrt nach Ha Tien.

19. Tag: Erkundung von Ha Tien, dann Bootsfahrt nach Phu Quoc.

20. Tag: Strandaufenthalt oder Inselexkursion mit Besuch der Pfefferplantagen.

21. Tag: Flug nach Saigon, Heimreise.

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Wissenswertes über Vietnam

»Geburt, Alter, Krankheit, Tod

Dies ist das Gesetz der Natur

Je mehr jemand versucht zu entfliehen

Desto mehr verfängt er sich in der Schlinge.«

Lý Ngọc Kiều (Diệu Nhân, 1041–1113)

© Laif, Köln: Frank Heuer

Die Köstlichkeiten der vietnamesischen Küche werden vielerorts an Straßenständen angeboten, wie hier in Mui Ne

Steckbrief Vietnam

Daten und Fakten

Name: Sozialistische Republik Vietnam (SRV), Cộng Hòa Xã Hội Chủ Nghĩa Việt Nam

Fläche:331 688 km2

Hauptstadt: Hanoi

Amtssprache: Vietnamesisch

Einwohner: 93,7 Mio.

Bevölkerungswachstum:1 %

Lebenserwartung: Frauen 76,1 Jahre, Männer 70,8 Jahre

Währung: Vietnamesischer Dong (VND)

Zeitzone: MEZ + 6 Std., in der Sommerzeit + 5 Std.

Landesvorwahl: 0084

Internet-Kennung: .vn

Landesflagge: Goldener Stern auf rotem Grund. Je einer der fünf Zacken symbolisiert die Arbeiter, Bauern, Intellektuellen, Händler und Soldaten. Erstmalig 1940 während eines kommunistischen Aufstands gehisst und anschließend von der Viet Minh verwendet, war die Fahne seit 1945 die Flagge der Demokratischen Republik Vietnam (DRV). Seit dem 2. Juli 1976 weht sie als offizielle Flagge der Sozialistischen Republik Vietnam (SRV).

Geografie

Vietnam erstreckt sich zwischen dem 23. und dem 8. Grad nördlicher Breite und bildet den Abschluss des kontinentalen Südostasien. Das Land ist wie ein ›S‹ geformt und ähnelt einer Bambusstange mit zwei Tragekörben. Als der eine ›Tragekorb‹ gilt der Norden einschließlich des 14 700 km2großen Roten-Fluss-Deltas. Die gebogene ›Tragestange‹ in der Mitte besteht aus dem schmalen Küstenstreifen und den teilweise über 2000 m hohen Annamitischen Kordilleren (viet.: Truong Son). Der zweite ›Tragekorb‹ im Süden wird vom 40 000 km2großen Mekong-Delta dominiert. Die Nord-Süd-Ausdehnung des Landes beträgt 1650 km, die Ost-West-Ausdehnung zwischen ca. 50 und 600 km. Die Küstenlänge beläuft sich auf rund 3260 km.

Die größten Städte sind Ho-Chi-Minh-Stadt (ca. 8 Mio. Einwohner), die Hauptstadt Hanoi (ca. 3,5 Mio. Einwohner), Da Nang (ca. 1 Mio. Einwohner) und Hai Phong (ca. 750 000 Einwohner). Mit seinem nördlichen Nachbarn China teilt das Land 1150 km gemeinsamer Grenze, mit Laos 1957 km und mit Kambodscha 982 km.

Geschichte

Zahlreiche Funde belegen eine Besiedlung seit der Altsteinzeit. Um 111 v. Chr. begann die über 1000-jährige Zeit chinesischer Besatzung. Erst 938 erlangte das Land die Souveränität zurück und erlebte zwischen dem 11. und 13. Jh. während der Ly- und Tran-Dynastien eine Blütezeit. Nach einer weiteren Annexion durch die chinesischen Ming von 1407 bis 1428 wurde Vietnam in zunehmendem Maße von den rivalisierenden Klans der Trinh und Nguyen aufgerieben und im 17. Jh. geteilt. Erst 1802 konnte der Gia-Long-König, der erste Nguyen-Herrscher, das Land wieder einen. Doch wenige Jahrzehnte später geriet es in die Machtsphäre Frankreichs und wurde 1887 zusammen mit Laos und Kambodscha Teil der Kolonie Indochina.

Mit dem Ersten Indochina-Krieg (1946–1954) geriet das Land in den Sog des Kalten Krieges, der nach der Teilung Vietnams noch zunahm. 1964 traten die USA in den Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam ein. Militärisch haushoch überlegen, wurde ihr Engagement in Vietnam zum Desaster. Nach ihrem Rückzug erfolgte 1976 die offizielle Wiedervereinigung. Seit der 1986 eingeleiteten Reformpolitik, Đổi Mới, erlebt Vietnam einen eindrucksvollen wirtschaftlichen Aufschwung.

Staat und Politik

Die einzige zugelassene politische Kraft ist laut Verfassung die Kommunistische Partei Vietnams. Sie wählt alle fünf Jahre auf ihrem Nationalkongress das Zentralkomitee (derzeit 180 Mitglieder), welches wiederum das Politbüro (momentan 19 Mitglieder) unter Vorsitz des Generalsekretärs bestimmt. Auf den großen Parteitagen werden die Weichen für die Politik der kommenden Jahre gestellt. Der letzte (12.) Parteitag fand im Januar 2016 in Hanoi statt. Dort wurde der seit 2011 amtierende, über 75-jährige Generalsekretär Nguyen Phu Trong im Amt bestätigt.

Höchste politische Instanz und Legislative ist die alle fünf Jahre neu gewählte Nationalversammlung mit knapp 500 Mitgliedern. Sie tritt zweimal jährlich zusammen, um Gesetze zu verabschieden. Zudem wählt sie im Fünf-Jahres-Zyklus den Staatspräsidenten als höchsten Repräsentanten des Landes und den Ministerrat. Letzterem gehören der Premier, dessen Vize und die Minister an. Sie erledigen als Exekutive die täglichen Regierungsgeschäfte. Vom blinden Abnicker der Vorgaben des Politbüros hat sich die Nationalversammlung mittlerweile zu einem offeneren Forum entwickelt. Zwar ist der Raum für Kritik größer geworden, doch für private und unabhängige Medien ist nach wie vor kein Platz. Vor allem gegen Blogger gehen die Behörden rigide vor. Dekret 72 untersagt Internetnutzern, sich über private Mails und soziale Netzwerke politisch zu äußern.

Verwaltungstechnisch ist das Land in 59 Provinzen und fünf zentral verwaltete Städte – Hanoi, Ho-Chi-Minh-Stadt, Hai Phong, Da Nang und Can Tho – untergliedert.

Wirtschaft und Tourismus

Seit sich Vietnam 1986 der sozialistischen Marktwirtschaft verschrieben hat, verzeichnet es ein stetes Wirtschaftswachstum – seit 2005 zwischen 5 und 7 %. Wichtigste Exportgüter sind Textilien, Bekleidung und Schuhe (19 %), Smartphones (21,1 %) und andere Elektronikprodukte (12,1 %). Auch Meeresfrüchte (fast 4 %) und Rohöl (1,3 %) sind von Bedeutung. Im Export von Reis, Kautschuk, Pfeffer und Kaffee zählt Vietnam sogar zu den Weltmarktführern. Wichtigster Importpartner ist mit fast 30 % China. Die Abnehmerstaaten werden von den USA, China, Japan und Korea angeführt.

Der Tourismus verzeichnet enorme Zuwachsraten. 2017 reisten fast 13 Mio. Touristen ins Land, darunter 199 872 Deutsche.

Bevölkerung und Religion

54 ethnische Gruppen haben in Vietnam ihre Heimat. Dominierend sind die Viet (Kinh), die 86 % der Bevölkerung stellen und vorwiegend entlang der Küste und in den Deltagebieten siedeln. Die überwiegende Mehrheit der anderen Volksgruppen lebt in den Bergen und im Hochland.

Die vietnamesische Religiosität präsentiert sich als ein Gemisch aus Ahnenkult, konfuzianischem Ethos und volksdaoistischem Götterglauben. Viele Vietnamesen sind zudem mit unterschiedlicher Intensität Anhänger des Mahayana-Buddhismus. Dazu kommen etwas mehr als 7 % Katholiken, eine halbe Million Protestanten und etwa 100 000 Muslime. Im Mekong-Delta siedelt ein Großteil der 2 Mio. Cao-Dai- und 1,5 Mio. Hoa-Hao-Anhänger.

Natur und Umwelt

Etwa 1650 km liegen zwischen der nördlichen und der südlichen Grenze Vietnams. Entlang der Küste sind es fast doppelt so viele. Das wie ein ›S‹ geformte schmale Land mit seinen lang gezogenen Gebirgsketten und den beiden fruchtbaren Deltagebieten ist die Heimat einer vielfältigen Flora und Fauna.

Vietnam bildet den Abschluss des kontinentalen Südostasien. Geografisch dominieren die Annamitischen Kordilleren (Trường Sơn) und die beiden fruchtbaren Deltagebiete – das 14 700 km2große Delta des Roten Flusses und das über 40 000 km2große Mekong-Delta –das Land. Flächenmäßig etwas kleiner als Deutschland, ist es mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von 1650 km fast doppelt so lang. Zwischen dem 23. und 8. Grad nördlicher Breite herrschen subtropische und tropische Klimabedingungen.

Die Landschaft zeigt sich als Wechselspiel von Bergen, Flüssen und Meer. Kilometerlange Strände säumen die 3260 km lange Küste, deren Linie immer wieder Höhenzüge, Flussmündungen und weit geschwungene Buchten unterbrechen. Dazu kommen die vorgelagerten Inseln, deren Zahl in die Tausende geht – wie etwa in der berühmten Ha-Long-Bucht –, das Bergland und die Hochebenen, die mehr als drei Viertel des Gesamtterritoriums einnehmen, sowie die endlosen, von Kanälen und Flüssen unterbrochenen Deltagebiete.

Lang gestrecktes Land

Bac Bo (Der Norden)

Der Norden – von den Vietnamesen Bắc Bộ genannt – besticht durch seine landschaftliche Vielfalt. An der Grenze zu China und Laos erstrecken sich zerklüftete Gebirge, die von teilweise schroffen Taleinschnitten unterbrochen werden – im Nordwesten etwa vom Bergmassiv Hoang Lien Son mit dem 3143 m hohen Fan Si Pan, Vietnams höchstem Gipfel.

In den Niederungen winden sich die Flüsse in Richtung Osten, suchen ihren Weg durch das Rote-Fluss-Delta, um sich schließlich ins Meer zu ergießen. Im Roten-Fluss-Delta leben dicht gedrängt oft über 1000 Menschen pro Quadratkilometer. Grund für diese Bevölkerungsdichte sind die fruchtbaren Böden des Deltas, die schon früh Siedler anzogen. Das Gebiet gilt als Wiege der vietnamesischen Zivilisation. Doch Taifune und Überschwemmungen gehören zum Jahreszyklus, weshalb die Flussarme eingedeicht werden müssen. Zu den bedeutendsten Strömen des Nordens zählen der Song Hong (Rote Fluss), im vietnamesischen Teilstück 510 km lang, der 543 km lange Song Da (Schwarze Fluss) und der 426 km lange Song Ma.

Zu den landschaftlichen Höhepunkten nicht nur des Nordens zählen die vielerorts anzutreffenden Karstberge.

Trung Bo (Zentralvietnam)

Ab Thanh Hoa verengt sich Vietnam zu einem Streifen, der an seiner schmalsten Stelle bei Dong Hoi nur noch 50 km misst. Trung Bộ, so die vietnamesische Bezeichnung für Zentralvietnam, wird landschaftlich von der Küste, mäandernden Flussläufen und den teilweise über 2000 m hohen Annamitischen Kordilleren (Trường Sơn) dominiert. In den Kalksteinbergen haben sich aufgrund der Witterungsprozesse zahlreiche Höhlensysteme gebildet, darunter eines der landesweit größten und spektakulärsten im Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark – seit 2003 UNESCO-Welterbe. Dort schlängelt sich unterirdisch auf etwa 20 km Länge der Song Son durch das Bergmassiv.

Zwischen Kontum und Da Lat breitet sich das Zentrale Hochland auf einer Höhe zwischen 500 und 700 m aus. Hier leben Zweidrittel der insgesamt 54 Volksgruppen. Kaffee und Tee gehören zu den wichtigsten Agrarprodukten. Von den einst dichten Regenwäldern ist kaum etwas geblieben.

Der Küstenbereich zwischen Thanh Hoa und Quang Ngai wird fast jährlich von Taifunen heimgesucht – besonders im November und Dezember.

Der Wolkenpass (Đèo Hải Vân) nördlich von Da Nang bildet eine Wetterscheide. Von hier an zeigt sich die Küstenlandschaft tropisch freundlich. Kokospalmen prägen die Landschaft, pittoreske Buchten wechseln sich mit Bergzügen ab.

Zwischen Cam Ranh und Phan Thiet erstrecken sich die trockensten Gebiete des Landes mit teilweise savannenähnlichen Landstrichen – hervorragende Bedingungen für den Anbau der Drachenfrucht.

Nam Bo (Der Süden)

Im Süden öffnet sich das Land zu einer weiten Ebene. Nam Bộ, »Südliches Land« – oder Cochinchine, wie es während der Kolonialzeit hieß – ist dank des feuchtheißen Klimas und der fruchtbaren Schwemmböden das landwirtschaftliche Rückgrat Vietnams: die Flüsse voller Fische, die Felder voller Früchte und Reispflanzen, dazu die endlos erscheinenden Kautschuk- und Obstplantagen. Hier zeigt sich die Natur von ihrer verschwenderischsten Seite.

Das gilt umso mehr für das Mekong-Delta, ein gigantisches Fluss- und Kanalsystem von 40 000 km2Fläche – fast so groß wie die Schweiz. Den Reichtum der Natur kann man mit Händen fassen. Reisfelder bis zum Horizont, Gärten mit tropischen Früchten, durchzogen von Gräben und Kanälen. Auf den breiten Flussarmen herrscht quirliges Treiben. Kaum etwas, was in dieser Gegend nicht angebaut wird. Doch die intensive Landwirtschaft und zunehmende Bebauung gehen auf Kosten der ursprünglichen Natur. Mangrovensümpfe werden durch Garnelenfarmen ersetzt, der Dschungel weicht Kokospalmenhainen. Hinzu kommen die ökologischen Folgen durch die Entlaubungsaktionen während des Vietnamkrieges. Auf den ersten Blick nicht sichtbar sind noch vielerorts die Böden dioxinverseucht. So gibt es nur noch wenige intakte Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt. Gerade noch 4,4 % des Deltas sind bewaldet.

© Mario Weigt, Berlin

Am Strand von Mui Ne

Mekong – Lebensader für Millionen

Von den Höhen des Tibet-Plateaus führt sein langer Weg in Richtung Süden. Er windet sich durch enge Schluchten und durchfließt weite Ebenen. Schließlich breitet er sich zu einem riesigen Delta aus und endet nach 4800 Kilometern im Südchinesischen Meer. Ohne den Mekong wäre die Geschichte Südostasiens ganz anders verlaufen.

© DuMont Bildarchiv, Ostfildern: Martin Sasse

Mehr als 60 Mio. Menschen sind direkt vom Mekong abhängig

Es ist, als wolle der Mekong am Schluss noch einmal alle Register ziehen. Etwa 220 km bevor er sich ins Südchinesische Meer ergießt, erweitert er sich zu einem riesigen Delta von 40 000 km2– eine Fläche fast so groß wie die Schweiz. Respektvoll nennen ihn die Vietnamesen wegen seiner vielen Flussarme dort Sông Cửu Long (Fluss der Neun Drachen). Dabei sind seine Anfänge ziemlich bescheiden. Sein Ursprung liegt auf dem durchschnittlich 5000 m hohen Tibet-Plateau. Dort vereinen sich in der Stadt Ganasongdou (Provinz Qinghai) die beiden Flüsse Dza Kar und Dza Nak. Von den Tibetern wegen seiner bräunlichen Farbe Dza Chu (Lehmiger Fluss), genannt, durchfließt er als Lancang Jiang (Turbulenter Fluss) die chinesische Autonome Region Yunnan. Schließlich führt sein Weg am Nordostrand von Myanmar entlang und durch Laos. Streckenweise als Grenzstrom zu Thailand breitet er sich in Südlaos auf 14 km aus, bevor er Kambodscha durchfließt und sich in Phnom Penh in zwei Arme teilt.

Mae Nam Khong (Mutter aller Wasser) nennen die Thais und Laoten den Strom. Der Name kommt nicht von ungefähr, denn die beiden verwandten Volksgruppen sind auf besondere Weise mit diesem Fluss verbunden. Er bewässert ihre Reisfelder, liefert fischreiche Nahrung und bietet spätnachmittags Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad. Was hat er nicht alles gesehen auf seinem langen Weg in Richtung Südchinesisches Meer: An ihm entlang wanderten ab dem 7. Jh. ihre Vorfahren, die Tai, aus dem ursprünglichen Stammesgebiet in Yunnan und Guangxi (China) in Richtung Süden und gründeten an seinen Ufern erste größere Siedlungen, muang genannt. Zu den bekanntesten Orten zählen Luang Prabang, Vientiane in Laos sowie Chiang Saen in Nordthailand. Der Mekong sah an seinen Ufern zahllose Handlungsreisende aus ganz Asien entlangziehen und die Geburt des laotischen Königreiches Lan Xang. Auf dem Strom waren französische Forscher ebenso unterwegs wie chinesische Opiumschmuggler, kambodschanische Prinzessinnen und kommunistische Partisanen. Der Mekong brachte Menschen zusammen und trennte sie – wie in den 1970er- und 1980er-Jahren, als er zum Bambusvorhang zwischen Laos und Thailand wurde. Während sich die marxistische Führung von Laos dem Ostblock zuwandte, galt das Königreich als wichtiger Partner der USA. Doch die Zeit der Spaltung ist vorbei, seit in Nong Khai 1994 die erste Freundschaftsbrücke zwischen den beiden Nachbarn eröffnete. Heute gibt es vier Brücken und weitere sind im Bau.

Auch der Aufstieg des Khmer-Reiches wäre ohne den Tonle Thom (Großes Wasser), wie die Kambodschaner ihn ehrfurchtsvoll nennen, nicht möglich gewesen. Lange bevor die Tai-Völker die Region erreichten, hatten ihre Ahnen entlang dem Mekong und in Nordostthailand bereits befestigte Siedlungen etabliert. Dies konnten Archäologen anhand von Ausgrabungen im Mündungsgebiet des Mun-Flusses in den Mekong an der thai-laotischen Grenze, in Angkor Borei südlich von Phnom Penh und Oc Eo im Mekong-Delta bestätigen. Letztere beiden Orte waren die Hauptzentren des ersten indisierten Staatenverbundes Funan, der dank chinesischer Berichte ab dem 1. Jh. nachweisbar ist. Neben dem Tonle-Sap-See war der Mekong für das spätere Angkor-Reich als ökonomisches Rückgrat unverzichtbar.

Seine wirtschaftliche Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit einer Länge von ca. 4800 km steht der Strom weltweit an zwölfter Stelle. Sein Einzugsgebiet nimmt eine Gesamtfläche von etwa 795 000 km2ein; das entspricht mehr als der doppelten Größe Deutschlands. Zwischen dem Norden von Laos bis zur Mündung sind über 60 Mio. Menschen direkt von ihm abhängig, allein ein Drittel davon lebt im Mekong-Delta. Der Fluss bewässert ihre Felder und liefert mit seinem Fischreichtum lebenswichtige Nahrung. Dank der bis zu drei Jahresernten vermögen die Anwohner über 300 Mio. Menschen mit Reis zu versorgen. Doch extreme saisonale Pegelschwankungen, Stromschnellen und Wasserfälle verhindern seine durchgängige Schiffbarkeit.

Hinsichtlich des Artenreichtums übertrifft nur der Amazonas den Mekong. Über 1300 Fischarten tummeln sich in seinen Fluten, darunter Raritäten wie die Isok-Barbe (Probarbus jullieni), der Siamesische Riesenkarpfen (Catlocarpio siamensis) und der bis zu 3 m lange Mekong-Riesenwels (Pangasius gigas). Alle drei zählen zu den weltweit größten Süßwasserfischarten. Doch sie und ihre Artgenossen sind akut bedroht. Überfischung und vor allem umstrittene Dammprojekte haben schon heute negative Auswirkungen auf den Fischreichtum. Im energiehungrigen China sind bereits sieben Staudämme fertiggestellt und 20 weitere im Bau oder geplant. Laos will mithilfe der von zwei Staudämmen erzeugten Wasserkraft zur ›Batterie Südostasiens‹ aufsteigen. Die Folgen sind schon heute zu spüren: Fischer beklagen einen Rückgang des Fangs um 50 %, der Wasserpegel liegt in der Trockenzeit um ein Drittel unter früheren Werten, dem Mekong-Delta droht die Versalzung. In Thailand und Laos müssen Touristikunternehmen immer häufiger wegen Niedrigwasser ihre Bootstouren einstellen. »Der Mekong wird langsam zu Tode gewürgt«, warnt das International Rivers Network (www.internationalrivers.org). Daran vermag auch die 1995 gegründete Mekong River Commission (www.mrcmekong.org) nur wenig zu ändern. Den Vermittlungsversuchen zwischen den widerstrebenden Interessen der Anrainerstaaten ist bislang nur geringer Erfolg beschieden.

Flora

Vietnam teilt mit seinen asiatischen Nachbarn die für die Tropen und Subtropen typische Pflanzenvielfalt. Bisher wurden über 9400 Arten identifiziert, von denen 30 % endemisch, d. h. nur hier beheimatet sind. Allerdings ist ihr Bestand stark gefährdet; jede zehnte Pflanze ist bedroht. Es gibt jedoch auch Bemühungen, die Natur zu schützen. So sind dank Wiederaufforstungsmaßnahmen wieder mehr als 41 % der Landesfläche mit Wald bedeckt. 1990 waren es nur noch 27 %. Davon ist jedoch Dreiviertel Nutzwald.

Edle Hölzer

Die Primärregenwälder werden jedoch weiter abgeholzt, was an dem hohen Bedarf an wertvollen Hölzern liegt. Besonders betroffen sind die artenreichen Monsunregenwälder in den Niederungen bzw. bis 700 m Höhe. Dort werden auf 1 ha Wald nicht selten über 300 Baumarten gezählt. Viele von ihnen gehören zu den Familien Shorea,Hopea und Dipterocarpus. Allein der Shorea-Familie werden 360 Unterspezies zugeordnet. Wegen ihres enormen wirtschaftlichen Nutzens fallen die mächtigen Bäume häufig der Axt zum Opfer: in Vietnam etwa eine unter dem Namen sao xanh bekannte Hopea-Art (Hopea helferi) oder der sao đen, in Forstkreisen auch Thinganbaum (Hopea odorata) genannt. Bei beiden wird die Härte und Qualität des Holzes geschätzt, was auch für andere Edelhölzer gilt, allen voran bei Teak(Tectona grandis),Eisenholz(Xylia dolabriformis) und Rosenholz(Dalbergia cochinchinensis). Viele Landbewohner verwenden noch heute das Harz des Yangbaumes(Dipterocarpus alatus) zum Abdichten von Holzbooten. Sein Stamm wird gern zu Möbeln und Baumaterial verarbeitet.

Das Hinterindische Ebenholz(Diospyros mun) wird wegen seiner schwarzen Farbe und Härte im Tempelbau verwendet oder zu Essstäbchen verarbeitet. Daher ist es mittlerweile so selten geworden, dass es auf die Rote Liste der bedrohten Arten (www.iucnredlist.org) gesetzt werden musste.

Vielseitige Palmen

Tropische Feriengefühle lässt natürlich auch in Vietnam vor allem die Kokospalme(Cocos nucifera) aufkommen. Sie ist von enormem wirtschaftlichem Nutzen und wird von der Nuss bis zum Saft vielfältig verwertet. Daher werden häufig Plantagen angelegt. Eines der bekanntesten Gebiete dafür ist die Provinz Ben Tre im Mekong-Delta.

Entlang der Kanäle und Flüsse Vietnams kann man sehr oft die aus dem Wasser ragenden Wedel der Nipapalme (Nypa fruticans) antreffen. Sie schützen das Ufer und finden als Abdeckung von Häusern Verwendung.

Nicht wegzudenken ist auf dem Land die Arekapalme (Areca catechu), deren schmaler Stamm wie eine Nadel emporragt. Grund ihrer Popularität ist die unter der Krone in Büscheln wachsende Betelnuss, die zusammen mit dem Betelpfeffer ein beliebtes Genussmittel ergibt – und später schwarze Zähne.

Ebenfalls von großer Bedeutung sind die fächerartigen Blätter der Latanpalme (Latania), denn mit ihnen werden die berühmten konischen Hüte (nón lá) hergestellt. Auch die jungen Blätter einer kleineren Verwandten der Talipotpalme, der Corypha lecomtei oder auf Vietnamesisch lá buông, finden dafür Verwendung. Die riesigen Fächer der bis zu 24 m hohen Talipotpalme(Corypha umbraculifera) wiederum wurden früher für die Palmblattmanuskripte genommen.

Auf dem Esstisch hingegen landen gern die schmackhafte Schlangenfrucht der Salakpalme(Salacca zalacca) und das Mark der Sagopalme(Metroxylon sagu), das zum Dessert verarbeitet wird.

Weniger sichtbar, da nur im Dschungel verbreitet, sind die 30 Arten der Rotangpalme, deren stachelige Stränge nach dem Schälen, Trocknen und Formen als Rattanmöbelstück im Wohnzimmer enden.

Weitere Hölzer und Pflanzen

In etwas höheren Lagen ist der Vietnamesische Zimt (Cinnamomum loureirii) verbreitet, dessen von jungen Ästen abgeschälte Rinde zur Gewinnung des süßlichen Gewürzes gefragt ist.

In Höhen von bis zu 2000 m kann man über 100 Arten von Bambus finden. »Der Bambus ernährt uns, löscht unseren Durst, erwärmt und beschützt uns«, lautet ein vietnamesisches Sprichwort in Anspielung auf seinen vielfältigen Nutzen im Alltag. Auf dem Land besteht immer noch fast die Hälfte des Baumaterials aus Bambus.

In Gebieten ab 1500 m sind im Norden Vietnams Mischwälder und landesweit je nach Lage Nebelregenwälder verbreitet. Typisch für Letztere ist der dichte Bewuchs an Baumstämmen und Ästen mit Moosen,Farnen und Orchideen.

Wer an den Küsten unterwegs ist, trifft dort häufig auf die widerstandsfähigen Kasuarinen. Leider sind Mangrovenwälder im Mündungsbereich der Flüsse zum seltenen Anblick geworden, obwohl deren Stelz- und Luftwurzeln nicht nur Heimat vieler Wassertiere, sondern auch als natürliche Salzwasserfilter und Erosionsschutz äußerst wichtig sind.

© Look, München: Priska Seisenbacher

Ein Refugium für Wildtiere, wichtig für das Weltklima und dennoch bedroht: der Regenwald

Fauna

Es war eine Sensation, als im Yok-Don-Nationalpark 2003 einige Exemplare des in Vietnam ausgestorben geglaubten Riesenibis(Pseudibis gigantea) gesichtet wurden. Die Wiederentdeckung des seltenen Vogels nach fast 70 Jahren war nur eine von mehreren Überraschungen. Forschern gelang 1992 mit dem Vu-Quang-Rind(Pseudoryx nghetinhensis), auch Sao La oder Vietnamesisches Waldrind genannt, die Entdeckung einer neuen Wildrindart. Zwei Jahre später identifizierten sie eine endemische Hochwildart: den Riesenmuntjak(Megamuntiacus vuquangensis).

Einen herben Rückschlag bedeutete jedoch 2010 der Tod des letzten Vietnamesischen Java-Nashorns(Rhinoceros sondaicus annamiticus), einer Unterart des einhörnigen Java-Rhinozeros (Rhinoceros sondaicus sondaicus). Es lebte bis zur Ausrottung im Dschungel des Cat-Tien-Nationalparks.

In Vietnam sind 10 % aller weltweit bekannten Säugetiere, Vögel und Fische beheimatet. Bis dato wurden 275 Säugetier-, 850 Vogel- und 180 Reptilienarten gelistet. Geschätzt wird zudem, dass 5500 Insektenarten herumschwirren und -krabbeln.

Leider sind viele Kreaturen aufgrund der schwindenden Lebensräume in ihrem Bestand bedroht. Möglicherweise streifen nur noch etwa 100 wild lebende Asiatische Elefanten durch die Wälder entlang der kam-bodschanischen und laotischen Grenze. Zu befürchten ist, dass die Zahl der Indochina- Tiger noch geringer ausfällt. Nur zwischen Vietnam und Thailand beheimatet, wird ihr Gesamtbestand auf weniger als 1500 Exemplare geschätzt. Glücklicherweise ist hingegen der behäbig wirkende Wasserbüffel noch häufig anzutreffen – friedlich im Teich badend oder fleißig auf dem Acker seine Kreise ziehend. Als Arbeitstier ist er aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken.

Ob die Schlange im Reisschnaps, der Affenschädel in der Apotheke, das Elfenbein im Souvenirshop oder die Haifischflosse im Feinkostgeschäft – den meisten Wildtieren ist der Mensch zum Hauptfeind geworden, weil sie seine Speisekarte bereichern, seine Potenz steigern oder schönen Schmuck liefern sollen. Wilderei ist ein lukratives Geschäft. Je seltener die Tierart, desto höher die Preise. Der zunehmende Reichtum in Asien hat zu einer höheren Nachfrage nach raren Tierprodukten geführt. Und angesichts der Armut sind viele Menschen bereit, die bedrohten Geschöpfe zu jagen.

Erst langsam greifen Bemühungen der Regierung, diesen Teufelskreis zu stoppen. Gegen Wilderei und illegalen Tierhandel verhängt sie hohe Haftstrafen. Dazu wächst die Zahl der Projekte zum Schutz bedrohter Tierarten. Eines der renommiertesten ist das Endangered Primate Rescue Center im Cuc-Phuong-Nationalpark zur Rettung der Primaten. Es wurde 1993 mit Hilfe der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt eingerichtet (s. >>>>). Dank der Finanzierungshilfe durch den Kölner Zoo läuft ein ähnliches Projekt im Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark. So bleibt die Hoffnung, dass die Delacour-Languren,Plumploris und Kleideraffen in Vietnam auch weiterhin eine Zukunft haben.

© Laif, Köln: Hoa Qui+Top

Im nördlichen und zentralen Vietnam leben noch Rotschenklige Kleideraffen

Natur auf dem Rückzug

Eine hohe Bevölkerungsdichte, zunehmende Industrialisierung, die ökologischen Zerstörungen während des Krieges, unkontrollierte Abholzung, illegale Wilderei und Brandrodung – es sind viele Faktoren, die für die Umweltzerstörung in Vietnam verantwortlich sind. Sie machen deutlich, dass der Umweltschutz auch im Land eine komplexe Angelegenheit ist. Die arme Landbevölkerung von Brandrodung und Wilderei abzubringen kann nur gelingen, wenn ihnen alternative Einkommensmöglichkeiten erschlossen werden. In den Städten wiederum fordert das rasante Wachstum seinen Tribut. Verpestete Luft, verstopfte Straßen, gewaltige Müllberge stellen die Stadtverwaltungen vor immense Probleme. Mittlerweile gehört Vietnam zu den Topverursachern von Plastikmüll. Vieles davon gelangt über die Flüsse ins Meer.

Der Name Operation Ranch Handklingt eher nach einem Western, doch dahinter verbirgt sich eine der verheerendsten Militäraktionen während des gesamten Vietnamkrieges. Mit diesem Begriff wurde die Strategie bezeichnet, dem Feind durch die Vernichtung des Dschungels und die Vergiftung der Felder den Boden zu entziehen. Bereits 1961 begannen Flugzeuge, Entlaubungsmittel über Wälder und Felder zu sprühen. Insgesamt kamen 15 verschiedene Chemikalien zum Einsatz. Man benannte sie nach den Farben der Banderolen an den Fässern. Mit dem arsenhaltigen Agent Blue etwa wurden Reisfelder verseucht, mit Agent Purple die Wälder. Als wirkungsvollstes Mittel erwies sich das seit 1965 eingesetzte dioxinhaltige Agent Orange, von dem über 45 Mio. Liter versprüht wurden. Neueren Studien der New Yorker Columbia University zufolge fielen bis 1971 ca. 80 Mio. Liter Herbizide auf eine Fläche von der Größe Brandenburgs. 3181 Dörfer waren direkt betroffen. Bis zu 4,8 Mio. Menschen sollen mit den Giften in Kontakt gekommen sein. Die Folgen wirken bis heute nach. Noch Jahrzehnte später sind die Böden verseucht. Bislang kamen mehr als 50 000 Kinder mit Missbildungen auf die Welt. Schätzungsweise 4 Mio. Menschen leiden unter den gesundheitlichen Spätfolgen, die von Krebs bis Parkinson reichen.

Nationalparks

Vietnam zählt weltweit zu den zehn Ländern mit der größten Biodiversität. Um diese Artenvielfalt in Flora und Fauna zu erhalten, hat sich die Regierung seit den 1990er-Jahren mit Hilfe internationaler Organisationen um eine Ausdehnung der Schutzgebiete bemüht. Derzeit sind 164 geschützte Gebiete von zusammen 22 657 km2Fläche ausgewiesen, das sind 7 % des Landes. Von ihnen erhielten 32 den Status eines Nationalparks. Zwei wurden von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Für die Verwaltung der Gebiete sind zwei Ministerien zuständig: das Ministry of Agriculture and Rural Development (MARD) und das Ministry of Natural Resources and Environment (MONRE). Kärgliche Finanzmittel, mangelndes oder inkompetentes Personal sowie fehlendes Umweltbewusstsein lassen jedoch manche Bemühung verpuffen. Zudem sind die Flächen der Schutzgebiete teils recht klein, sodass sie für Tiger, Elefanten oder Gaur kaum Rückzugsmöglichkeiten bieten. Vor allem aber steht der Bevölkerungsdruck wirksamen Maßnahmen entgegen. Viele Nordvietnamesen sind in die dünn besiedelten Provinzen Kon Tum, Gia Lai and Dak Lak eingewandert, wo sich die meisten zusammenhängenden Dschungelgebiete befinden.

Durch die Einrichtung von Pufferzonen und schonendes Ressourcenmanagement soll einerseits der Lebensunterhalt der lokalen Bevölkerung sichergestellt, andererseits der Eingriff in die Natur auf ein Minimum reduziert werden. Dabei spielen auch alternative Einkommensquellen wie etwa der Ökotourismus eine große Rolle.

Bislang finden relativ wenige ausländische Touristen den Weg in die Nationalparks. Wer Safaris in den afrikanischen Savannen erlebt hat, mag enttäuscht sein. Der kleine Tonkin-Stumpfnasenaffe und seine Artgenossen zeigen sich selten der Kamera. Trotzdem lohnt sich der Besuch. Eine kleine Auswahl:

Ba Be: Ein traumhaft schöner Bergsee liefert den Hauptgrund für den Besuch dieses nur 7611 ha großen Schutzgebietes nördlich von Hanoi. Eingerahmt von Karstbergen, kann man auf dem 7,5 km langen Gewässer die pittoreske Szenerie genießen. Zudem bieten sich Wanderungen zu Grotten und Wasserfällen an.

Cat-Ba-Archipel: Ein 15 200 ha großer Teil des Archipels im Süden der Ha-Long-Bucht wurde 1991 zum Nationalpark erklärt. Im Inneren der größten Insel zeigt sich auf Wanderpfaden eine unberührte Dschungellandschaft. Sie ist Heimat des endemischen Cat-Ba-Languren (Trachypithecus poliocephalus).

Cat Tien: Am Südende des Truong-Son-Bergzuges liegt dieser 73 878 ha große Nationalpark. Von Reiz ist er aufgrund seiner landschaftlichen Vielfalt. Zudem ist er eines der letzten Refugien von Tigern und Leoparden. Der Vogelsee (Bầu Chim) macht seinem Namen alle Ehre. Hier kommen Ornithologen auf ihre Kosten.

Cuc Phuong: Vietnams ältestes Schutz- gebiet (seit 1962) ist bekannt für seine Primaten und seltenen Baumarten. Auf Wanderungen durch die Karstlandschaft des 22 200 ha großen Nationalparks kann man Schmetterlinge (über 400 Arten!) und Vögel beobachten oder sich auf die Suche nach seltenen Baumriesen begeben, darunter eine 1000-jährige Terminalia myriocarpa und Exemplare des Thitpokbaums (Tetrameles nudiflora).

Hon Mun: Seit 2001 existiert in der Bucht von Nha Trang rund um acht Inseln die 10 500 ha große Hon Mun Marine Protected Area zum Erhalt der Korallenriffe und Unterwasserfauna, eines von insgesamt 15 Meeresschutzgebieten in Vietnam. Es soll helfen, die negativen Folgen des Massentourismus und der Überfischung einzudämmen. Von Nha Trang aus bieten zahlreiche Agenturen Boots- und Tauchfahrten in die Bucht an.

Phong Nha-Ke Bang: Erst seit dem Jahr 2001 genießt ein 86 200 ha großes Gebiet 50 km nördlich von Dong Hoi Nationalparkstatus. Es ist Teil einer etwa 2000 km2großen Karstlandschaft, die sich in Laos fortsetzt. In dem Park existieren zahlreiche Höhlen, darunter die bekannte Phong-Nha-Höhle. Über 90 % des Gebietes sind mit Primärwald bedeckt. Dort warten vermutlich noch einige unbekannte Tierarten auf ihre Entdeckung.

Yok Don: Etwas abseits in der Provinz Dak Lak liegt der 2002 auf 115 545 ha erweiterte und nun landesweit größte Nationalpark. Er ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Elefanten und Tiger. Ein Eldorado ist die Region für Vogelfreunde. Mit Geduld und Glück erspähen sie Raritäten wie den Ährenträgerpfau (Pavo muticus) oder die Mekongstelze (Motacilla samveasnae).

Phu Quoc: Der 2001 etablierte Nationalpark bedeckt mit 314,2 km² mehr als die Hälfte der gleichnamigen Insel. Weitgehend von Primärregenwald dominiert, kann man Teile von ihm zu Fuß erkunden. Allerdings ist er noch kaum erschlossen, zudem zeigen sich selten Wildtiere.

Karstlandschaften

Als hätte ein Kalligraf mit seinem Pinsel naive Landschaftsbilder auf ein Blatt Papier gebracht – so unwirklich und poetisch wirken die bizarr geformten, häufig grün bewaldeten Karstberge Vietnams. Zweifellos zählen sie zu den landschaftlichen Höhepunkten des Landes.

© Glow Images, München: Deposit Photos

Karstlandschaft um Ha Giang

Wenn ein Landstrich mit Vietnam identifiziert wird, dann die Ha-Long-Bucht. Weniger berühmt sind die Trockene Ha-Long-Bucht bei Ninh Binh und der Phong-Nha-Ke- Bang-Nationalpark nordwestlich von Dong Hoi. Die fantastische Bergwelt rund um Ha Giang, die sich entlang der chinesischen Grenze zieht, ist vorwiegend unter Outdoor-Enthusiasten bekannt. Dort wurde das 2356 km² große Dong-Van-Karstplateau wegen seiner schroffen Bergformationen 2010 von der UNESCO zum Geopark erklärt. Alle genannten Gebiete haben eines gemein: Karstlandschaften ersten Ranges. Ihre bizarren Formationen entzücken nicht nur Fotografen, sie geben auch einen wunderbaren Einblick in die Erdgeschichte: Vor etwa 250 Mio. Jahren existierte ein Urmeer – nach einer griechischen Sagengestalt Tethys genannt –, das östlich des Riesenkontinents Pangäa lag und sich nach dessen Aufspaltung in die Kontinente Laurasia und Gondwana auf seiner Westseite bis zum heutigen Mittelmeer erstreckte. Der Meeresgrund wurde nach und nach mit Muschelkalkablagerungen bedeckt und während des Jungtertiärs vor 30 bis 50 Mio. Jahren, als auch Alpen und Himalaya entstanden, angehoben und trockengelegt. Er umfasst die heutigen Gebiete des Indischen Ozeans und Subkontinents, Südostasien und Teile Südchinas. Mit der Zeit begann die Zersetzung dieser Ablagerungen durch Wasser und Luftfeuchtigkeit, woraufhin sich im Laufe von Jahrmillionen trichterförmige Täler und Hohlräume bildeten. Dieser Korrosionsprozess wird Verkarstung genannt, eine Ableitung vom slowenischen kras (steiniger Boden), dem Namen eines Karstgebirges in Slowenien.

Beim tropischen Kegelkarst führen die gleichmäßig warmen Temperaturen, die zeitweise starken Niederschläge während des Monsuns und die hohe Luftfeuchtigkeit zur schnelleren und umfassenderen Verwitterung dieser Kalkablagerungen. Auch Pflanzen, etwa der Gattungen Begonia und Ficus, tragen mit ihrem sich im Fels festkrallenden Wurzelwerk zur schnelleren Verwitterung bei. Die Folge sind jene dicht bewachsenen Kegel und Kuppen, die heute aufgrund ihrer eigentümlichen Formen so fotogen erscheinen. Viele Karsthügel muten wie vertikale Gärten an, die wiederum eine entsprechende Tierwelt anlocken. Dass Teile der Karstkegel zu Inseln wurden, wie in der Ha-Long-Bucht, ist indessen eine Folge der letzten Eiszeit vor 30 000 bis 40 000 Jahren, als der Meeresspiegel angehoben wurde. Die Kraft des Wassers führte auch dazu, dass teilweise gewaltige Höhlensysteme entstanden. Ein gutes Beispiel ist die erst 1991 entdeckte Son-Doong-Höhle im Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark. Wegen ihres gewaltigen Ausmaßes Hang Son Ðoòng, Bergflusshöhle, genannt, zählt sie zu den größten Untergrundsystemen der Welt.

Für fantasievolle Betrachter ist die geologische Erklärung sicherlich zu prosaisch. Sie sehen in den eigentümlichen Erhebungen verwunschene Prinzessinnen, versteinerte Tiere und von Drachen ausgespuckte Perlen.