E-Book 351-360 - Patricia Vandenberg - E-Book

E-Book 351-360 E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. E-Book 1: Es ist kein Spiel, Simone E-Book 2: Eine Freundin, die keine war E-Book 3: Was ist es, das uns trennt E-Book 4: Das Mädchen aus Finnland E-Book 5: Weil sie ihn so sehr liebte E-Book 6: Eine verzweifelte Frau braucht Hilfe E-Book 7: Glück aus fremder Hand E-Book 8: Missbraucht er mein Vertrauen? E-Book 9: Sie ahnte nicht, was einmal war E-Book 10: Was sie tat, geschah aus Liebe

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Inhalt

Es ist kein Spiel, Simone

Eine Freundin, die keine war

Was ist es, das uns trennt

Das Mädchen aus Finnland

Weil sie ihn so sehr liebte

Eine verzweifelte Frau braucht Hilfe

Glück aus fremder Hand

Missbraucht er mein Vertrauen?

Sie ahnte nicht, was einmal war

Was sie tat, geschah aus Liebe

Dr. Norden Bestseller – Staffel 36 –

E-Book 351-360

Patricia Vandenberg

Es ist kein Spiel, Simone

Roman von Vandenberg, Patricia

Fee Norden ging mit ihren Kindern spazieren, und auf dem Heimweg kamen sie durch die stillen Straßen, in denen noch in großen eingewachsenen Grundstücken alte Villen standen.

Früher waren sie sicher ein Zeichen von Wohlstand gewesen, aber bis auf einige, die modernisiert worden waren, wirkten sie nun doch schon recht heruntergekommen. So nach und nach würden sie wohl alle modernen Häusern Platz machen. Fee und Daniel Norden waren auch interessiert, eines dieser Grundstücke zu erwerben, wenn der Preis nicht so hoch geschraubt wäre, denn sie wollten auch ein größeres Haus bauen, weil es in ihrem doch bald zu eng werden würde, wenn die Zwillinge heranwuchsen. Sie hatten auch schon überlegt, daß sie dann die Praxis in ihr jetziges Wohnhaus verlegen könnten. Aber sie wollten Wohnung und Praxis natürlich möglichst nahe beieinander haben.

»Meinst, daß das Hexenhäusel auch bald abgerissen wird, Mami?« fragte Felix, als sie vor einem recht verwilderten Grundstück standen. Das Haus war fast nicht zu sehen, so hoch und dicht waren die Bäume.

»Ist kein Hexenhäusel«, sagte Anneka, »ist ein Spukhaus.«

»So ein Quatsch«, warf Danny ein.

»Das sagt aber Frau Merkel, und sie hat dort lange genug saubergemacht«, beharrte Anneka. »Dann ist es eben ein Geisterhaus. Jedenfalls spukt da noch so eine alte Baronin herum, die dort eines rätselhaften Todes gestorben ist. Das sagt nicht nur Frau Merkel sondern auch Mickys Oma. Sie hat nämlich die alte Baronin noch gekannt.«

Fee wollte Annekas Fantasie nicht noch mehr anregen, aber sie wußte auch, daß um dieses Haus wilde Gerüchte rankten.

Die letzten Besitzer waren schon lange tot. Der Mann war im Krieg gefallen, die Frau war mit ihren beiden Kindern evakuiert.

Das alles hatte Fee Norden mal von Frau Wallinger erfahren, der Großmutter von Annekas Schulfreundin Micky. Und die Baronin Wallenberg, deren Geist noch in jenem Haus herumspuken sollte, war noch um einiges älter gewesen. Sie gehörte einer Generation des vorigen Jahrhunderts an. Einstmals mußte es auch ein schönes Haus gewesen sein, nicht sehr groß, aber doch im Stil eines kleinen Palais erbaut. Fee aber reizte das Grundstück. Es war sehr groß, und jetzt bestand die Hoffnung, daß der Erbe dieses Terrain verkaufen würde. Fee hatte es von dem Immobilienmakler Meyer erfahren, der darauf hoffte, ihnen das richtige Projekt vermitteln zu können, da er ein dankbarer Patient von Dr. Norden war.

Die Kinder hatten von solchen Plänen freilich keine Ahnung, sonst hätte die Fragerei gar nicht mehr aufgehört. Aber was aus dem »Spukhaus« werden würde, interessierte sie sehr.

»Da sind Leute im Garten«, sagte Danny ganz aufgeregt. »Ob sie einziehen wollen?«

Der Gedanke gefiel Fee gar nicht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß moderne junge Leute dort wohnen wollten. Vor dem Grundstück stand ein großes Auto der gehobenen Preisklasse. Und nun kam ein junges Paar aus dem knarrenden Gartentor.

»Wir müssen es doch nicht sofort verkaufen, Chris«, sagte die junge Frau so laut, daß Fee es hören konnte. Es war eine aparte, sehr elegant gekleidete junge Frau, und der dazugehörige Mann war auch noch jung und sah sehr gut aus.

»Was wollen wir denn damit, Mone«, sagte er. »Es bringt sicher einen guten Preis, und du kannst dir dann ein Haus aussuchen, das all deinen Vorstellungen entspricht.«

»Aber es ist so romantisch«, sagte sie. Mehr konnte man nicht hören, denn sie bestiegen den Wagen und fuhren davon.

Fee hegte die Hoffnung, daß sich der Mann durchsetzen würde, und sie wollte gleich Herrn Meyer anrufen, damit er das Haus nicht aus den Augen lasse.

Christopher Rüding bekam von seiner jungen Frau auf der Fahrt zu ihrer Wohnung in Ebenhausen noch allerhand zu hören. Sie waren seit zwei Jahren verheiratet, und eigentlich erfüllte er ihr jeden Wunsch, denn unbescheiden war Simone nie. Aber was sie mit diesem alten und schon baufälligen Haus machen sollten, begriff er wirklich nicht.

»Es gibt nur einen Haufen Ärger, wenn wir das Haus abreißen und ein neues hineinbauen, Mone«, erklärte er ruhig. »Und es dauert ewig. Aber wenn wir alles verkaufen, können wir den Bungalow kaufen, der dir so gut gefallen hat. Da wissen wir gleich, was wir bekommen und könnten in ein paar Wochen einziehen.«

»Ich möchte erst die alten Sachen durchschauen, die da überall herumstehen, Chris«, sagte sie gedankenverloren.

»Meinst du etwa, du würdest einen Schatz finden?« lachte er. »Wenn was Wertvolles vorhanden war, haben Generationen dafür gesorgt, daß es verschwindet, Schätzchen.«

»Aber auf dem Speicher stehen alte Kisten, die bestimmt keiner angerührt hat.«

»Du bist und bleibst ein ­Träumerchen«, meinte er nachsichtig.

»Ich meine nur, daß man nicht einfach so weggeben kann, was man geerbt hat. Deine Großeltern haben es vierzig Jahre bewohnt, und eigentlich ist es doch immer in der Familie geblieben, wenn auch in der weiteren Verwandtschaft. Aber deine Großmutter war eine geborene von Wallenberg, und die haben es seinerzeit gebaut.«

Er seufzte. Er wußte zwar nicht, daß es »Hexen- oder Spukhaus« genannt wurde, aber er war ein realistischer Mann, der sich immer über Simones Ahnenforschung ein bißchen amüsiert hatte. Vielleicht war das zu ihrem Hobby geworden, weil sie selbst aus einer Familie stammte, die aus verschiedenen Nationalitäten zusammengewürfelt war und keine Tradition hatte, die man rückverfolgen konnte.

Simone hatte eine französische Mutter und einen deutschen Vater. Er wiederum hatte eine aus Österreich stammende Mutter gehabt, deren Familie in Südtirol ansässig gewesen war. Und alle waren sie eigene Wege gegangen, hatten keinen Kontakt zueinander gepflegt. Bei den Rüdings war es anders, obgleich auch verschiedene Namen im Generationswechsel auftauchten. Die Baronin von Wallenberg, die mit ihrem Ehemann einst dieses Haus bewohnte, war eine geborene Gräfin Fedorowa, und allein dieser Name hatte Simone schon irgendwie fasziniert.

»Das Haus steht mehr als hundert Jahre und hat zwei Kriege überdauert, Chris«, sagte Simone gedankenverloren.

»Unter Denkmalschutz steht es jedenfalls nicht. Hoffentlich fällt ihnen das jetzt nicht ein. Aber dann wäre es sowieso besser, wir würden es schnell verkaufen, dann würden die Käufer all die Auflagen bekommen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand interessiert sein könnte, das Haus zu renovieren.«

»Ich möchte es ja auch nur gründlich inspizieren, Chris«, sagte Simone bittend.

»Dann tu es, wenn du es unbedingt willst, so schnell wird es ja nicht verkauft werden. Aber es wäre ganz lieb von dir, wenn du mich damit verschonen würdest. Ich habe nämlich was anderes zu tun. Die Konkurrenz schläft nicht.«

Er war Verkaufsleiter einer großen Maschinenfabrik und zugleich Gesellschafter des Unternehmens. Mit seinen zweiunddreißig Jahren besaß er schon mehr Autorität, als sein Vater jemals erreicht hatte.

Christoph hatte für die Firma das Ansehen wiedergewonnen, das sein Vater fast verspielt hatte. Das war ein Kapitel in der Familiengeschichte, das Christoph nicht erwähnt wissen wollte. Und da er wußte, daß die Familie überhaupt eine bewegte Vergangenheit hatte, wollte er diese lieber ruhen sehen. Andererseits sagte er sich aber auch, daß da kaum noch etwas ans Tageslicht kommen könnte, und so wollte er Simone den Spaß gönnen, der auch ein Zeitvertreib für sie war, da er in nächster Zeit sehr beansprucht und viel auswärts sein würde.

Sie bewohnten eine sehr schöne, moderne Wohnung in einem Zweifamilienhaus am Hang.

Es war eine Dreizimmerwohnung, aber da sie noch keine Kinder hatten, reichte sie ihnen vorerst. Sie hatten sich noch nicht festlegen wollen, da sie ein passendes Haus noch nicht gefunden hatten, und der Bungalow, von dem die Rede war, war ihnen zu teuer.

Da war nun diese Erbschaft gekommen, da die letzte Besitzerin, eine geborene Rüding, ohne Kinder gestorben war und auch ohne Testament.

Christoph hatte sich nicht viel um seine verzweigte Familie gekümmert, das hatte erst Simone getan, nachdem sie eine Familienchronik gefunden hatte.

Ein bißchen mochte es ihr wohl im Blut liegen, da ihr Vater ein bekannter Altertumsforscher gewesen war, an der eigenen Familie aber gar nicht sehr viel Interesse hatte.

Simone hatte ein paar Semester Zeitungswissenschaften studiert, das Studium nach der Heirat aber aufgegeben, weil sie Christoph auf seinen Reisen begleiten wollte. Sie versuchte sich als Schriftstellerin und hatte mit ein paar Kurzromanen auch Erfolg. Insgeheim plante sie ein Drehbuch für einen Krimi zu schreiben, aber das verriet sie nicht einmal ihrem Mann. Sie war sehr zurückhaltend, wenn es um sie selbst ging, obwohl sie wahrlich über ein Wissen verfügte, das sich sehen lassen konnte. Aber ihr lag es nicht, sich zu produzieren.

Sie war sechsundzwanzig und eine außergewöhnlich aparte Frau. Christoph war auch unsagbar stolz auf sie, neigte aber auch zu starker Eifersucht, und wenn sie sich brennend für etwas interessierte meinte er schon, ins Hintertreffen zu geraten.

Was das alte Haus anbetraf, war er nachsichtig und großzügig, denn er meinte, daß dabei doch nicht viel herauskommen würde und Simone der Entschluß, es möglichst schnell zu verkaufen, dadurch nur leichter fallen könnte.

*

Fee hatte mit Franz Meyer, dem Makler, telefoniert und sich gleich für den nächsten Vormittag, wenn die Kinder in der Schule waren, mit ihm verabredet. Er hatte noch nichts davon gehört, daß das Anwesen verkauft werden sollte, wußte aber, daß sich eine Baufirma schon lange für einige Grundstücke in dieser Straße interessierte.

»Da müssen Sie am Drücker bleiben, Herr Meyer«, sagte sie, »also bis morgen.«

»Warum soll Herr Meyer am Drücker bleiben, Mami?« fragte Anneka, »und was ist morgen?«

»Ich wollte mich nur mal erkundigen, ob das Haus verkauft wird«, redete sich Fee heraus, weil sie genau wußte, daß Anneka auch nicht so schnell locker ließ.

»Das Spukhaus?« fragte Anneka, »willst du das etwa kaufen?«

»Nein, aber das Grundstück ist sehr schön. Ich kenne Leute, die sich dafür interessieren.«

»Wer zum Beispiel«, fragte Anneka.

»Leitners und Brettschneiders zum Beispiel, und wir kennen Herrn Meyer recht gut.«

»Er ist auch sehr nett«, sagte Anneka und gab sich damit zufrieden.

Über das Grundstack sprach Fee dann erst mit Daniel, als die Kinder schon schliefen.

»Es wird teuer sein, Fee«, sagte er, »in dieser Gegend sind die Preise immens gestiegen.«

»Informieren kostet ja nichts«, meinte sie. »Hat Frau Steffen eigentlich nie darüber gesprochen, wer das Haus mal erbt?«

Adelheid Steffen, geborene Rüding war nämlich auch eine Patientin von Daniel gewesen, aber eine, die nur notfalls nach dem Arzt rief.

»Um Himmels willen, sie wollte doch nicht ans Sterben erinnert werden«, erwiderte er. »Sie meinte, das ewige Leben zu haben, dann stürzt sie in der Badewanne und bricht sich die Knochen, und wird erst am nächsten Tag von der Putzfrau gefunden.«

»Von welcher Putzfrau? Ich dachte, Frau Merkel hat geholfen?«

»Doch nur ab und zu. Ich habe mich natürlich nicht um Frau Steffens Hilfen gekümmert, Schatz. Ich wurde ja glücklicherweise auch nicht ins Haus gerufen. Die Polizei hat alles weitere veranlaßt, weil Frau Steffen behauptet hat, man hätte sie umbringen wollen. Wenn ich abergläubisch wäre, würde ich mit diesem Haus wirklich nichts zu tun haben wollen.«

»Es geht doch nur um das Grundstück. Es sind mindestens zwölfhundert Quadratmeter, Daniel. Man könnte ein großzügiges Haus hineinbauen.«

»Das muß gut überlegt sein.«

»Ich weiß, daß wir beide vorsichtig sind, Daniel, aber für die Praxis zahlst du doch jetzt schon eine irrsinnige Miete, und die wird bestimmt wieder gesteigert.«

»Hast ja auch recht, Feelein, du denkst weiter als ich.«

»Du denkst immer an deine Patienten, mein Schatz, aber sie werden dich bestimmt nicht im Stich lassen, und sie würden noch lieber in ein Haus kommen, in dem nicht solch Betrieb ist.«

»Aber wir wollen uns nicht so in diese Idee verrennen, Fee, sonst sind wir doppelt enttäuscht, wenn nichts daraus wird.«

»Ich habe ein gutes Gefühl«, sagte Fee.

*

Sie traf sich am nächsten Vormittag um zehn Uhr mit Franz Meyer. Er hatte sich schon umgehört.

»Das Haus hat ein entfernter Verwandter geerbt, ein Großneffe, Christoph Rüding heißt er. Sie war eine geborene Rüding, und die geisterhafte Baronin, die immer noch herumspuken soll, war eine Urahnin der Familie Rüding.«

Fee erzählte ihm, was sie am gestrigen Nachmittag gehört hatte, und Franz Meyer, clever wie er war, sagte auch gleich, daß man der jungen Frau ja von den Gerüchten erzählen könnte.

»Irgendwie werde ich schon an sie herankommen«, meinte er. »Jedenfalls wird die Baufirma kein Glück haben, es werden zu viele Auflagen gemacht, da es ein Villenviertel bleiben soll. Billig wird es aber nicht werden, Frau Doktor.«

»Das ahne ich«, sagte sie seufzend, »aber ich rechne schon, wenn wir die Miete für die Praxis sparen können. Schön wäre es, wenn wir in der Gegend was finden würden, es muß nicht unbedingt das sein.«

»Ich bleibe am Drücker, ich habe es Ihnen versprochen.«

Der Zufall wollte es, daß Fee Frau Wallinger traf, die gar zu gern ein Schwätzchen mit ihr machte. Sie war eine sehr nette alte Dame, eine richtige Großmutter wie aus dem Bilderbuch.

»Es sind junge Leute, die da neulich in Frau Steffens Haus waren«, sagte sie, denn informiert war sie immer gleich. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie da einziehen wollen, auch wenn sie es geerbt haben. Es spukt da drin, da bin ich ganz sicher, da sind nachts ganz komische Geräusche. Ich höre doch alles, weil ich nicht mehr so fest schlafe. Also, ich würde keinen Schritt in das Haus setzen. Es lohnt doch auch nicht mehr, es zu renovieren. Das modert schon.«

Fee hörte schon deshalb geduldig zu, weil sie ja ganz andere Pläne hatte, und da Frau Wallinger weit über siebzig war, konnte man ihr auch nicht übelnehmen, wenn sie schon ein bißchen fantasierte. Sie hatte für ihre Enkel viele Geschichten erfunden, das war Fee auch bekannt.

»Wenn ich mal nicht mehr bin, werden die Kinder auch ein neues Haus bauen«, fuhr sie seufzend fort. »Ich verstehe es ja auch, aber ich kann mich nicht trennen von allem, was mir lieb ist. Aber wir haben ja auch immer wieder eine Menge Geld hineingesteckt, um es gemütlich zu haben.«

»Es ist ja auch das schönste Haus in der Straße, Frau Wallinger«, sagte Fee. »Und wenn Ihre Kinder sich nicht wohl fühlen würden, hätten sie sich sicher schon was anderes gesucht.«

»Ich kann mich auch nicht über meine Kinder beklagen. Es ist selten, daß man eine solch liebe Schwiegertochter bekommt, und meine Enkel sind ja mein ein und alles«, sagte die alte Dame. »Nichts für ungut, daß ich Sie so lange aufgehalten habe, Frau Doktor, aber man fühlt sich schon wohl in so einem Viertel, wo man auch den besten Doktor hat.«

Für Fee hieß es nun zu warten.

*

Christopher und Simone Rüding hatten an diesem Abend nicht mehr über das Haus gesprochen. Sie waren mit einem anderen jungen Paar zum Essen verabredet gewesen, und es war von ihnen beschlossen, nicht über das Erbe zu reden. Ulrich Sander war leitender Ingenieur in Christophers Firma, und seine Frau Susanne war Fremdsprachenkorrespondentin. Die beiden Paare hatten viele gemeinsame Interessen, und es hatte sich zwischen ihnen eine echte Freundschaft entwickelt, wenn sie auch nicht allzuoft zusammentrafen, denn jeder hatte seinen eigenen Lebensbereich.

Die beiden Männer unterhielten sich über geschäftliche Dinge, weil Christopher in nächster Zeit einige wichtige Entscheidungen zu treffen hatte, Simone und Susanne unterhielten sich über einen interessanten Film, den sie zufällig beide im Fernsehen angeschaut hatten.

Beim Abschied sagte Susanne, daß Simone sie doch mal besuchen könnte, wenn Christopher auswärts sei.

»Ich habe allerhand zu tun, aber sollte ich mich langweilen, rufe ich dich an, Susanne«, sagte Simone.

Jetzt dachte sie schon wieder an das Haus, und da hatte sie sich wahrlich auch ganz viel vorgenommen.

Christopher äußerte sich nicht mehr dazu. Sie wird schon bald genug haben, dachte er für sich und beschloß doch, sich bald mal mit einem Makler in Verbindung zu setzen. Es eilte nicht, er wollte nichts überstürzen, und wenn Simone ihren Spaß daran hatte, sollte sie ihn haben.

»Bei mir wird es wahrscheinlich spät werden«, sagte er, als er sich am nächsten Morgen mit einem Kuß von ihr verabschiedete. »Und da ich mit Geschäftsfreunden esse, werde ich auch nicht hungrig heimkommen.«

Simone hielt sich nicht lange bei ihrer Morgentoilette auf, denn was sie vorhatte, verlangte kein perfektes Aussehen. Aber selbst in Jeans und saloppem Pulli, ohne jedes Make-up, wirkte sie ungemein anziehend. Sie hatte eine Ausstrahlung, die ihre inneren Werte verriet, ihre positive Einstellung zum Leben und ihre Warmherzigkeit.

Sie setzte sich in ihren Wagen, aber dann fiel ihr ein, daß sie die Schlüssel für das Haus vergessen hatte, und sie eilte noch mal in die Wohnung.

Da hätte ich aber blöd ausgeschaut, dachte sie, als sie nun losfahren konnte. Es war ganz ruhig in der Kreuzstraße, als sie dort ankam. Nur ein paar Autos standen auf der Straße, und als Simone ausstieg, kam Frau Wallinger aus ihrem Haus. Natürlich war sie neugierig, aber es war jetzt tatsächlich ein Zufall, daß sie sich gerade anschickte, einkaufen zu gehen.

»Guten Morgen«, sagte Simone freundlich, und Frau Wallinger war überrascht, aber sie erwiderte den Gruß ebenso freundlich.

»Sie wohnen hier?« fragte Simone.

»Wallinger ist mein Name, ja ich wohne schon sehr lange hier.«

»Wundern Sie sich dann bitte nicht, wenn ich hier ein- und ausgehe. Wir haben das Haus geerbt. Rüding ist mein Name.«

»Sie wollen hier einziehen?« fragte Frau Wallinger bestürzt.

»Nein, das haben wir nicht vor, jedenfalls nicht in dieses Haus. Es ist zu alt und ohne jeden Komfort. Es würde sich wohl auch nicht lohnen, es renovieren zu lassen.«

»So sind noch einige Häuser hier«, nickte Frau Wallinger.

»Ihr Haus ist aber sehr gut erhalten«, stellte Simone fest.

»Wir haben auch viel Geld hineingesteckt, und mein Sohn macht auch vieles selbst.«

»Dazu hätte mein Mann keine Zeit und auch kein Talent«, meinte Simone lächelnd. »Nett, daß wir uns gleich kennengelernt haben, Frau Wallinger.«

»Wenn Sie etwas brauchen, können Sie gern zu uns kommen, und falls Sie verkaufen wollen, gibt es sicher viele Interessenten. Herr Meyer ist ein bekannter und sehr seriöser Makler.«

Rosa Wallinger war es vorerst zufrieden, daß es eine so nette junge Frau war, die nicht hochnäsig an ihr vorüberging. Und sie hätte auch nichts gegen solche Nachbarn gehabt, wenn das Haus zu ihnen gepaßt hätte. Wie es drinnen aussah, wußte sie schon gar nicht mehr. Es war ewig her, daß sie Frau Steffen mal besucht hatte, die dann aber immer wunderlicher geworden war und nur Besuch von einer Bekannten bekam, der Frau Wallinger lieber aus dem Wege ging, so kalt und unfreundlich war diese. Und dann kam nur die Zugehfrau und manchmal Frau Merkel, wenn Frau Schneider verhindert war. Frau Merkel war hilfsbereit, aber sie hatte auch manchmal gesagt, daß es mit Frau Steffen immer schlimmer würde.

Es war noch nicht lange her, daß Hermine Steffen dann halbtot in ihrer Badewanne gefunden wurde, und sie hatte auch nicht mehr lange gelebt. Frau Wallinger hatte es schon recht aufregend gefunden, als die Polizei dann herumfragte, ob jemand etwas Ungewöhnliches bemerkt hätte, aber wer hatte sich denn schon um die alte Frau Steffen gekümmert, die selbst nie Kontakte gesucht hatte?

Als Simone nun im Haus die Fenster öffnete, wirbelte der Staub herum, und sie mußte ein paar Mal kräftig niesen. Und wenn das Sonnenlicht hereinfiel, sah man erst recht die Spuren des Verfalls, wenngleich ein paar alte Möbel, Teppiche und Gobelins auch heute noch ihren Wert haben mochten.

Simone wollte systematisch vorgehen, einen Raum nach dem andern inspizieren, aber sie wußte nicht, wo sie anfangen sollte. Sie entschloß sich für die Küche, weil sie sicher Appetit auf einen Kaffee bekommen würde, und zu essen hatte sie sich etwas mitgebracht, aber in der Küche war es so schmutzig, daß sie das kalte Grausen packte. Nun gut, das Haus stand schon Monate leer, aber diese Küche war bestimmt am meisten vernachlässigt worden. Durch die Fenster konnte man zwar in allen Räumen nicht mehr durchschauen, aber Simone hatte nicht die Absicht, einen großen Hausputz zu veranstalten. Sie wollte nur registrieren was möglicherweise doch noch Wert hatte.

Im Wohnzimmer fand sie noch Silber und altes Porzellan. Es war zwar nichts mehr vollständig, aber es hatte auch mal seinen Wert gehabt. Es herrschte ein recht wildes Durcheinander: Interesse erweckte dann der Sekretär bei Simone. Es war ein wertvolles Möbel, echtes Chippendale mit Intarsien, und auch gut erhalten. Die Schubladen waren vollgestopft mit Schreibmappen und Pappkästchen, die zum Teil Schlüssel enthielten, aber in einem befanden sich auch ein paar Broschen, die Patina angesetzt hatten, aber mit Schmuck kannte sich Simone aus und stellte fest, daß es wertvolle Stücke waren, wenn sie auf den ersten Blick auch nicht so wirkten. Anscheinend lohnte es sich doch, alles aufmerksam durchzusehen, wenngleich die staubige Luft sie immer wieder zum Niesen reizte. Einen Staubsauger konnte sie nirgends finden, sonst hätte sie sich an die Arbeit gemacht. Nun, es mochte sein, daß so manches schon aus diesem Hause verschwunden war, und darüber wollte sie sich auch keine Gedanken machen.

Vielleicht hatte die Putzfrau manches mitgenommen, aber es sollte ihr vergönnt sein, meinte Simone. Der Nachlaßverwalter hatte das Haus so belassen, wie er es vorgefunden hatte, und die Bankguthaben von etwa dreißigtausend Mark waren Christopher schon überschrieben worden.

Mit dem Inhalt des Sekretärs wollte sich Simone jetzt nicht weiter beschäftigen. Sie ging in das Schlafzimmer. Ein unbehagliches Gefühl engte sie ein, als sie den düsteren Raum betrachtete, der selbst durch das Sonnenlicht nicht anheimelnder wirkte. Die fast schwarzen Möbel, die dunkle Tapete, die dunkelblauen Samtvorhänge – sie konnte sich nicht vorstellen, daß man hier schlafen konnte, ohne von schweren Träumen geplagt zu werden. Und nun fragte sie sich, ob diese Möbel hier schon seit der Zeit vorhanden waren, als die Baronin Wallenberg hier das Sagen hatte. Was mochte sie für ein Mensch gewesen sein? Simone hoffte, wenigstens ein Bild von ihr zu finden, und dieser Wunsch sollte sich erfüllen, als sie das Schrankzimmer betrat. Da gab es nur ein schmales Fenster. Es roch nach Mottenkugeln, und eine Lampe war auch nicht vorhanden. Es hätte auch nichts genützt, weil der Strom abgeschaltet war, aber Simone hatte vorgesorgt und eine Taschenlampe mitgebracht, die sie immer in ihrem Wagen mit sich führte.

Kleidung aus vergangenen Zeiten, Bettwäsche, die vergilbt war, und wieder Kartons und Koffer. Aber dann, ganz hinten in einem Schrank, hinter Decken das Gemälde in einem kostbaren vergoldeten Rahmen, das Bildnis einer Frau.

Simone hätte es an einer bevorzugten Stelle aufgehängt, so faszinierend wirkte es auf sie. – Ein edles Gesicht, klassisch schön zu nennen, große dunkle, rätselhafte Augen, ein voller Mund mit einem Lächeln, als mache sie sich über alles lustig, schwarzes gelocktes Haar von einem schmalen Brillantdiadem zurückgehalten, so daß die glatte hohe Stirn nicht verdeckt wurde.

Simone hatte etwas gefunden, was sie nicht mehr hergeben wollte, und sie fragte sich nur, warum dieses Bildnis versteckt worden war und vor wem.

Sie trug das Bild ins Wohnzimmer. Es war schwer, sehr schwer sogar, aber sie wollte es nicht in dem dunklen Schrank lassen. Es erschien ihr verletzend, wie eine Sünde. Es war Christophers Urahnin, Baronin Olga von Wallenberg, eine geborene Gräfin Fedorowa.

Plötzlich kam ihr in den Sinn, daß die Nachbarin Wallinger hieß, und Simone fand das sehr eigenartig, aber es gab ja solche Zufälle. Sie wollte ihrer Fantasie nicht zuviel Spielraum geben. Aber plötzlich zog es sie zum Speicher hinauf, zu diesen verstaubten Kisten, die niemand beachtet zu haben schien in all den vielen Jahren. Oder sollte manch einer vergeblich versucht haben, sie zu öffnen?

Sie nahm ein nasses Tuch mit hinauf, damit ihr nicht wieder zuviel Staub in die Nase stieg, denn diese Nieserei empfand sie als höchst unangenehm.

Dann stand sie in dem Speicherabteil vor den Kisten, die mit kräftigen Schlössern versehen waren. Wie sollte sie die aufbringen? Verrostet waren sie auch. Ob da wohl welche von den Schlüsseln passen konnten, die sie in den kleinen Kartons im Sekretär gefunden hatte?

Sie ging wieder hinunter und holte den Karton.

Als sie wieder hinaufkam, erschreckte sie ein Rascheln und dann seltsam gurrende Laute, die ganz deutlich zu vernehmen waren.

Sie war nicht ängstlich. Das müssen Tauben sein, dachte sie, vielleicht nisten sie sogar in der Nähe.

Sie wischte die Kisten ab und suchte dann nach Schlüsseln, die möglicherweise passen konnten, und endlich fand sie auch einen, aber das Schloß war so verrostet, daß der Schlüssel sich nicht drehen ließ. Sie wollte die Kiste näher zum Licht ziehen, das durch die Dachluke fiel, die anscheinend immer mal vom Regen reingewaschen worden war, aber sie ließ sich nicht bewegen, so schwer war sie.

Simone überlegte. Sie brauchte Hilfe, wollte sie sich von dem Inhalt der Kisten überzeugen. Aber sie fand es vor allem merkwürdig, daß diese unbeschädigt hier oben verstaubten und niemand sich um sie gekümmert zu haben schien.

Christopher würde sie auslachen, wenn sie ihn herholen würde, um ihr zu helfen. Er wollte von vergangenen Zeiten und ihren möglichen Geheimnissen nichts wissen, aber Simones Fantasie trieb nun Blüten, und sie wußte genau, daß sie keine Ruhe geben würde, bevor sie nicht alles durchsucht hatte, auch wenn es letztlich nur Enttäuschungen geben sollte.

Aber jetzt mußte sie erst einmal frische Luft schnappen, und so ging sie hinunter in den Garten, und dabei erinnerte sie sich an Frau Wallingers freundliches Angebot, sich an sie zu wenden, wenn sie etwas brauchen sollte.

Als sie durch den verwilderten Garten ging, sah sie zwei kleine Mädchen an der Gartenpforte stehen.

»Hallo!« rief das blonde Mädchen und Simone, die Kinder sehr mochte, ging rasch zur Pforte.

»Hallo«, sagte sie lächelnd, »wer seid ihr denn?«

»Ich bin die Micky Wallinger, wir wohnen nebenan«, sagte die Blonde, aber Simones Augen hingen schon an dem bezaubernden Gesichtchen des dunkelhaarigen Kindes. »Und ich bin Anneka Norden«, sagte sie.

»Ihr Vater ist der Dr. Norden. Sie wohnen auch in der Nähe«, erklärte Micky.

»Und ich heiße Simone Rüding.«

»Willst du hier wohnen?« fragte Micky.

»O nein, das jetzt sicher nicht.«

»Spukt es wieder?« fragte Micky.

»Nein, davon kann keine Rede sein«, erwiderte Simone lachend.

»Aber es spukt hier ganz bestimmt, weil die Baronin keine Ruhe findet«, sagte Micky. »Wir sagen ja auch Spukschloß.«

»Ich würde gern mal ’reinschauen«, sagte Anneka mutig.

»Ich aber nicht«, rief Micky, »und du gehst auch nicht, Anneka.«

»Es ist auch alles sehr schmutzig« erklärte Simone. »Ich würde deine Großmama gern mal was fragen, Micky. Ich habe sie heute morgen schon kennengelernt.«

»Aber Omi geht nie und nimmer in dieses Haus. Sie ist nicht mal reingegangen, als Frau Steffen noch gelebt hat. Es spukt ganz bestimmt, du kannst es glauben.«

Simone hatte Verständnis dafür, denn sie war auch als Kind schon fantasievoll gewesen, und Kinder hatten Spukgeschichten gern. Sie konnte sich auch vorstellen, daß ein verwilderter Garten und ein altes Haus solche Vorstellungen direkt herausforderten. Sie dachte auch an das Rascheln auf dem Speicher und das Gurren der Tauben, aber waren es denn wirklich Tauben gewesen? Gesehen hatte sie keine.

Sie ging mit den Kindern zum Nachbarhaus. Anneka verabschiedete sich mit einem Knicks. »Ich komme auch jeden Tag hier vorbei, und mit meiner Mami und meinen Brüdern gehen wir hier auch öfter lang.«

»Dann sehen wir uns ja sicher öfter«, sagte Simone. »Wenn du dich nicht fürchtest, kannst du dir das Haus gern mal anschauen, Anneka.«

Frau Wallinger öffnete die Tür. »Die Dame möchte dich was fragen, Omi«, rief Micky.

»Kommen Sie doch bitte herein, Frau Rüding«, sagte Rosa Wallinger.

»Sehr gut gemeint, aber ich bin schon total verstaubt, und ich wollte Sie fragen, ob Sie jemanden wissen, der mir ein paar Kisten öffnen könnte.«

»Der Hannemann macht so was. Er macht überhaupt alles, auch Gartenarbeit. Er verdient gern was zu seiner Rente. Soll ich ihn anrufen? Er wohnt nicht hier.«

»Das wäre sehr nett«, erwiderte Simone. »Er braucht sich nicht zu fürchten. Es spukt wirklich nicht, es ist nur alles schrecklich verstaubt.«

»Ich rufe ihn dann gleich an. Wenn er zu Hause ist, wird er bald kommen. Er ist fleißig und ehrlich.«

Simone bedankte sich und ging wieder hinüber, und schon nach einer halben Stunde erschien Hannemann, ein kräftiger, untersetzter Mann, der nicht viel redete und nur fragte, was er machen solle. Einen Werkzeugkasten hatte er mitgebracht.

*

Anneka konnte es gar nicht erwarten, der übrigen Familie zu erzählen, daß sie Simone kennengelernt hatte.

»Sie ist wunderhübsch«, fing sie an, »da braucht man sich wirklich nicht fürchten. Und wenn ich keine Angst habe, darf ich mir das Haus auch angucken.«

»Paß nur auf, manche Leute tun bloß freundlich«, sagte Felix warnend.

»Wollen sie doch einziehen?« fragte Daniel nebenbei, denn sein Interesse war nicht so groß wie das von Fee. Und er hatte Hunger.

»Nein, einziehen wollen sie nicht«, sagte Anneka, »es muß schrecklich schmutzig sein, aber sie ist wirklich sehr hübsch und sehr nett. Und sie heißt Simone, das gefallt mir auch.«

»Und wenn es spukt, hat sie da keine Angst?« fragte Felix.

»Sie sagt, es spukt nicht, und ich habe auch keine Angst. Micky ist ein Angsthase. Du kannst ja mitkommen, Mami«, räumte sie aber doch ein. Und das wollte sich Fee nicht zweimal sagen lassen. Sie war sehr interessiert, Simone Rüding so bald wie möglich kennenzulernen, damit ihnen niemand zuvorkommen sollte, falls das Anwesen doch verkauft würde.

Simone bestaunte inzwischen die handwerklichen Fertigkeiten von Joseph Hannemann, und der wiederum staunte, was das für gewichtige Kisten waren, die er da geöffnet hatte. Innen waren sie mit Weißblech verschalt und randvoll gefüllt.

»Hoffentlich ist auch was Wertvolles drin, gnädige Frau«, sagte Hannemann. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«

»Es wäre da allerhand auszuräumen«, erwiderte sie. »Haben Sie vielleicht jemanden, der einen Kleintransporter hat, oder kann man hier einen Container bekommen?«

»Wollen Sie denn alles wegwerfen?« fragte er.

»Nicht alles, aber was sollen wir mit all dem Zeug machen? Da ist ein Haufen alter Kleidung und Wäsche, dann auch Möbel, das ganze Schlafzimmer. Sie können sich auch heraussuchen, was Sie möglicherweise brauchen können.«

»Wir haben drei Kinder, die können eigentlich noch alles brauchen, wenn es nicht viel kostet.«

»Ich will dafür nichts haben, Herr Hannemann, im Gegenteil, wenn Sie helfen können, werden Sie auch entlohnt.«

»Ja, wenn das so ist, dann rücke ich mal am Wochenende mit meinen beiden Söhnen an, die können einen Laster ausleihen.«

»Fein, bis dahin habe ich aussortiert, was ich mitnehme, aber viel wird es nicht sein.«

»Und was wird mit dem Haus, wenn ich fragen darf?«

»Das werden wir vielleicht doch verkaufen. Ich muß darüber noch mit meinem Mann sprechen.«

»Für das Grundstück gibt es bestimmt viele Interessenten. Der Meyer-Franz ist ein guter Makler.«

Den hatte ihr Frau Wallinger auch schon empfohlen. Simone wollte es sich merken, aber nun brannte sie darauf, die Kisten zu untersuchen, die mit mehreren Kartons gefüllt waren.

Hannemann wurde entlohnt und bedankte sich, und er versprach, alles zu organisieren.

»Ich komme dann am Freitag vorbei und frage, wieviel Sachen es werden, damit wir es auf einmal fortbringen.«

»Ja, das ist sehr gut«, erwiderte Simone. Sie war sehr zufrieden, daß alles so klappte, und diesen Leuten war vielleicht sogar geholfen mit den Möbeln. Sie wollte nur die wertvolleren behalten, und das waren der Sekretär und die beiden Perser, die sicher schon sehr alt waren. Sie fragte sich wieder, was das für Menschen gewesen sein mochten, die hier gewohnt hatten in alle den Jahren, und anscheinend alles so belassen hatten, wie es war. Wenigstens im Wohnraum, im Schlafzimmer und in einem Raum, den man früher wohl als Salon bezeichnet hatte, aber die Möbel waren arg mitgenommen.

In den anderen Räumen sah es aus, als wäre das Inventar schon zum Ausräumen bestimmt gewesen. War das auch schon so gewesen, als Adelheit Steffen noch lebte? Sie war eine geborene Rüding, aber nur eine Cousine von Christophers Vater gewesen. Soweit war Simone schon mit ihrer Ahnenforschung gekommen.

Aber jetzt wollte sie nicht länger darüber nachdenken, sondern die Kisten inspizieren, und dabei sollte sie mehr als einmal überrascht werden. In einem großen Karton befand sich ein kostbares Brautkleid mit dazugehörigem Schleier aus Brüsseler Spitze. Heute war das kaum noch erschwinglich für gewöhnlich Sterbliche, aber Simone konnte nur staunen, wie gut erhalten beides war, doch sie sollte noch mehr staunen, denn dann kamen zwei Puppen zutage, die weit mehr als hundert Jahre alt sein mochten und ein ganzer Karton mit kostbaren Puppenkleidern. Simone wußte, was heute für solche wertvollen Sammlerstücke gezahlt wurde, und es blieb ihr unbegreiflich, daß diese Kisten hier Jahrzehnte standen, ohne daß sie angerührt worden waren. Hatte man tatsächlich den Geist der Baronin gefürchtet, die auf mysteriöse Weise gestorben sein sollte?

Für Einbrecher war das Haus gewiß nicht einladend, denn wer vermutete denn schon in dem alten Gemäuer solche Kostbarkeiten. Dabei ahnte Simone nicht mal, was die andere Kisten enthielt, und was auch noch am Boden von dieser versteckt war. Es war eine Mappe voller Entwürfe für ein Haus, für Räume, Möbel und Gardinen. Entwürfe für dieses Haus waren es, und es mußte einmal zauberhaft ausgesehen haben.

Simone geriet immer mehr ins Träumen und Schwärmen, aber dann geriet sie ganz aus dem Häuschen, als sie sich der zweiten Kiste widmete. Da kamen erst einmal kleine Gemälde von verschiedenen Personen zum Vorschein, teils gerahmt, teils ungerahmt, ein ganzes Dutzend, darunter auch vier Kindergesichter über Spitzenkrägen. Vorsichtig nahm Simone sie heraus, und legte sie auf die Decke, die darüber gelegt gewesen war. Dann aber sah sie keine Kartons, sondern Leder- und Holzkassetten, vier an der Zahl und alle verschlossen, und darunter fand dann Simone auch noch ein gewaltiges, in Leder gebundenes Buch »Die Chronik der Fedorows«. Sie atmete tief durch. Es hatte sich wahrlich gelohnt, daß sie drauf bestanden hatte, alles zu inspizieren, und nicht, wie Christopher es gesagt hatte, den alten Krempel abfahren zu lassen. Er würde staunen.

Simone hatte die Zeit vergessen, auch Hunger und Durst, aber nun sank schon ganz langsam die Dämmerung herab, und sie beschloß, alles einzeln in ihr Auto zu verstauen und dann heimzufahren.

Sie wollte dem hilfsbereiten Herrn Hannemann nicht unrecht tun, aber auch er brauchte nicht zu wissen, welche Schätze hier verborgen waren, und vielleicht war das nicht mal alles.

Der Erbe war Christopher, und nach dem neuesten Stand der Dinge, hatte er mitzubestimmen, was weggegeben und was behalten werden sollte. Eins schien jedoch festzustehen, neugierig war wohl niemand von den bisherigen Bewohnern gewesen, oder sie hatten sich tatsächlich vor dem angeblichen Spuk gefürchtet.

Simone fürchtete sich auch jetzt nicht, obgleich es immer dunkler wurde und es ihr gar nicht leichtfiel, all die Kartons und dann vor allem die zum Teil immens schweren Kassetten hinunterzutragen. Sie kam dabei ganz schön ins Keuchen und Schwitzen und es war ihr dann auch verflixt flau im Magen, als sie sich endlich hinters Steuer setzen konnte.

Sie war froh, daß sie noch genug Eßbares in der Wohnung hatte, denn jetzt waren die Läden schon geschlossen, und in ein Restaurant wollte sie nicht gehen, so schmutzig wie sie war.

Sie wollte ihre Schätze nicht im Auto lassen, aber erst mußte sie etwas trinken und auch einen Bissen essen, bevor sie die Kraft hatte, nun alles in die Wohnung zu tragen.

Der Wohnungsinhaber von der oberen Etage wollte gerade mit seinem Hund spazierengehen. Der Terrier begrüßte Simone schwanzwedelnd, aber sie wurde mit einem sehr verwunderten Blick gemustert, denn hier kannte man sie nur als perfekt gekleidete Frau Rüding, und sie mußte jetzt unwillkürlich lächeln.

»Ich bin nicht salonfähig, Herr Mertens«, sagte sie, »aber Snuffy scheint es nicht zu stören. Er hat mich wenigstens erkannt.« Sie stand mit dem Ehepaar auf gutem Fuß, und sie wechselten immer ein paar freundliche Worte, wenn sie sich trafen.

»Ich habe Bekannten beim Umziehen geholfen«, sagte sie dann erklärend. Die Ausrede war ihr gerade noch eingefallen.

Gut, daß sie im Parterre wohnten, da brauchte sie nachher wenigstens nicht so viel zu schleppen. Sie war doch recht erschöpft, innerlich auch aufgeregt, und ein gehöriger Muskelkater würde wohl noch nachkommen.

Sie trank zwei Glas Mineralwasser und aß ein halbes trockenes Brötchen, um den ersten Hunger zu stillen. Sie war eigentlich nicht so veranlagt, nebenbei zu essen. Bei ihr mußte alles stilvoll und appetitanregend sein, wenn sie an ihr leibliches Wohl dachte. Das lag ihr im Blut, das war ihr angeboren. Es gab viele Feinschmecker in der Familie, besonders unter den französischen Verwandten.

Es war mittlerweile schon neunzehn Uhr vorbei, und sie war ganz froh, daß Christopher erst später kommen würde. So konnte sie die Sachen aus dem Auto noch in die Wohnung bringen und danach duschen.

So hatte sie es sich gedacht, aber sie hatte erst einen Teil hineingebracht, als Christopher kam. Er stieg aus seinem Wagen und starrte sie betroffen an.

»Wie siehst du denn aus?« fragte er beinahe entsetzt.

»Ich werde dir alles erklären, du wirst dich wundern«, erwiderte sie, sich zu einem munteren Ton zwingend, denn im Grunde war sie richtig müde.

»Was hast du denn da alles gekauft?« fragte er.

»Nicht gekauft, im Haus gefunden. Du wirst staunen, Chris.«

»Ich staune nur, daß meine Frau so herumlaufen kann«, sagte er unwillig.

»Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gekrochen?« fragte Simone anzüglich.

Er brummte etwas in sich hinein und wollte ins Haus gehen. »Du könntest mir ruhig ein bißchen helfen«, sagte sie gekränkt.

»Ich bin müde«, knurrte er. »Du kannst mit dem Geraffel machen, was du willst, das habe ich dir schon mal gesagt.«

Sie kannte ihn nicht so gereizt, er schien tatsächlich Ärger gehabt zu haben.

»Du würdest es bereuen, wenn ich es weggebe«, sagte sie versöhnlich. »Ruh dich aus, ich schaffe es schon allein.«

Aber er nahm dann doch eine Kassette mit und ächzte, daß sie mächtig schwer sei.

»Dann kannst du dir denken, daß ich auch schlapp bin«, sagte Simone, »aber das alles ist ein Vermögen wert.«

»In deiner Fantasie«, konterte er.

»Erst begutachten, dann reden.« Zweimal lief sie noch hin und her, dann sagte Christopher: »Ich habe Hunger.«

»Du sagtest doch, daß du mit den Geschäftsleuten ißt.«

»Das habe ich aber nicht, ich lasse mich doch nicht verschaukeln.

»Und ich habe nichts Warmes im Haus, außerdem muß ich jetzt duschen. Ein bißchen mußt du dich schon noch gedulden, aber du kannst dir ja inzwischen ein Schinkenbrot machen.«

Sonst machte er das auch ohne zu murren, aber er schien tatsächlich übelster Laune zu sein, und da wollte Simone einlenken.

»Ich beeile mich, Schatz«, sagte sie und eilte ins Bad.

Christopher war nach Simones Andeutungen doch neugierig geworden, wenigstens ein bißchen, wenn er es sich auch nicht eingestanden hätte. Aber er hob doch erst mal vorsichtig den Deckel einer Schachtel, der größten freilich, und seine Augen weiteten sich, als er die beiden Puppen sah.

Nach all dem Ärger, den er an diesem Tag gehabt hatte, kam jetzt doch Freude in ihm auf, da er wußte, wie sehr Simone für Puppen schwärmte, und diese waren besonders schön.

Aber ihm war es wichtiger, daß seine Frau sich um ihn kümmerte, anstatt um Puppen, und was sie da sonst noch gefunden haben mochte. Ihn beschäftigten die Veränderungen, die es in Bälde auch im geschäftlichen Bereich geben würde. Er hatte momentan wahrlich genug Sorgen.

Simone hatte sich höllisch beeilt. Ihr Haar war noch ganz naß und ringelte sich um den wohlgeformten Kopf. Unter anderen Voraussetzungen hätte Christopher ihre Natürlichkeit bewundert, aber er fühlte sich zurückgesetzt und schaute sie gar nicht an.

»Ich könnte dir ein Schinkenomelett machen, wäre dir das recht?« fragte Simone sanft.

»Wenn nichts anderes da ist«, brummte er mürrisch.

Er war immer ein bißchen schwierig, wenn er Hunger hatte. Simone wollte daraus keine Affäre machen. Sie war tolerant, und um Nichtigkeiten wurde nicht gestritten. Und sie war überzeugt, daß seine Laune sich schnell bessern würde, wenn sie alles zeigte, was sie mitgebracht hatte, wobei es ja noch das Problem gab, ob von den vielen Schlüsseln, die sie gefunden hatte, welche für die Kassetten passen würden.

Sie brachte ihm erst einmal ein kühles Bier, dann begab sie sich wieder in die Küche. Obgleich sie auch nicht mehr in Bestform war, gelangen ihr die Omeletts vorzüglich, und Salat war auch schnell zubereitet, und so hoffte sie, daß Christophers Miene sich aufhellen würde.

Das geschah langsam. Er war auch kein Streithansel, aber der vergangene Tag hatte ihm soviel Ärger bereitet, daß keine fröhliche Stimmung aufkommen wollte, auch wenn Simone noch so nachsichtig war.

»Erzähle doch, was dich bedrückt«, sagte sie aufmunternd.

»Was ist denn schiefgelaufen, Chris?«

»So ziemlich alles. Es scheint so, als wären krumme Geschäfte salonfähig und man selbst unfähig, wenn man da nicht mitmachen will.«

»Du mußt schon deutlicher werden, Chris, ich weiß nicht, worum es geht.«

»Wilhelm spinnt, er will aussteigen, damit fängt es an. Man hat ihm eine Riesensumme geboten und nun ist ihm die Firma egal, und wie es scheint, wollen mich die neuen Teilhaber, wenn es dazu kommt, auch ausbooten, es sei denn, ich mache ihre kriminellen Geschäfte mit.«

»Kriminelle Geschäfte?« fragte Simone erschrocken.

»Sagen wir solche, die nicht legal abgewickelt werden, an denen man aber viel verdienen kann. Ich lasse mich darauf keinesfalls ein. Wilhelm kann aber allein keine Entscheidungen treffen, weil er meine Zustimmung braucht.«

Simone hatte zum Glück schon einen guten Überblick über die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen den Familien Rüding und Karst. Christophers Vater Karl-Friedrich Rüding hatte Senta Karst geheiratet, die Miterbin der väterlichen Maschinenfabrik war, wie ihr Bruder Wilhelm Karst, der Schwester und Schwager überlebt hatte und auch ganz gezielt zu einer vermögenden Frau gekommen war, die aber das Zeitliche mittlerweile bereits gesegnet hatte. Sie hatten nur eine Tochter, die aber eine glänzende Partie gemacht hatte, als sie einen Großgrundbesitzer heiratete, der aber mit ihrer Familie nichts im Sinn hatte. Mit Christophers Vater hatte sich Wilhelm Karst nie sonderlich gut verstanden, hatte aber gute Miene gemacht, weil sie beide Teilhaber zu je fünfzig Prozent waren und einfach miteinander auskommen mußten. Aber als nach dem Tode von Christophers Vater der Junior Mitspracherecht bekam, prallten die so unterschiedlichen Meinungen noch härter aufeinander. Aber Christopher brachte die Firma in Schwung, die Produktion und vor allem den Verkauf. Er war hart im Verhandeln und stellte seine Bedingungen auch in bezug auf Gewinnanteile, und das machte Wilhelm Karst immer eifersüchtiger und wütender.

»Ich hätte ihm nicht zugetraut, daß er so hinterhältig sein würde«, sagte Christopher, »aber er will mich in die Knie zwingen.«

»Das wird er nicht schaffen. Wieviel Geld brauchst du, um seine Anteile zu erwerben?«

»Das kann ich nicht aufbringen, Mo, es geht um Millionen. Die Bank würde mir zwar helfen, aber zwei Millionen müßte ich selbst aufbringen. Und die Banken werden seinen Anteil natürlich als Sicherheit behalten.«

»Und daran ganz schön verdienen«, sagte Simone nachdenklich. »Für das Anwesen würden wir sicher eine Million bekommen, und den lieben Onkel Wilhelm werde ich mir vorknöpfen. Wenn du Beweise hast, daß diese neuen Interessenten dubiose Geschäfte im Auge haben, solltest du die Kripo einweihen.«

»Liebes, die sind mit allen Wassern gewaschen«, sagte Christopher müde.

»Das werden wir ja sehen. Und wir werden auch sehen, welche Schätze in den verschlossenen Kassetten verborgen sind. Ich glaube nach meinen bisherigen Erfahrungen, daß wir noch allerhand erwarten können. Raff dich mal auf, Chris. Du mußt dabei sein, wenn der alte Hausrat abgeholt wird. Ich habe schon einen Helfer gefunden durch unsere nette Nachbarin Frau Wallinger. Am Samstag wird alles geholt, was nicht von Interesse ist, aber wenn die Kisten dabei sein würden, müßten wir bestraft werden.«

Sie nahm das Brautkleid und den Schleier aus dem Karton. »Schau, allein das es ist museumsreif, und ich glaube, daß es deine Urahnin Olga getragen hat, vielleicht auch deine Großmutter Christiane. Und nun das Diadem! Was meinst du, was das wert sein mag?«

»Soll das echt sein?« rief er aus, »dann würde man es doch nicht in einer Kiste auf dem Speicher aufbewahren.«

»Warum das geschah, weiß ich auch nicht, aber vielleicht können wir es noch erfahren, wenn es eine schriftliche Hinterlassenschaft darüber gibt. Vielleicht finden wir etwas in einer dieser gewichtigen Kassetten. Aber sie sind verschlossen. Und nun, was sagst du zu den Puppen und diesen himmlischen Kleidern, und alles so gut erhalten? Du mußt doch zugeben, daß es ein guter Entschluß von mir war, alles genau anzuschauen.«

»Und du fürchtest dich nicht?« fragte er.

»I wo«, lachte Simone, »da kamen mittags zwei kleine Mädchen aus der Schule, die haben mich das auch schon gefragt. Sie nennen es Spukhaus, aber ich glaube nun mal nicht daran, daß die Urahnin Olga da herumwandelt, denn sie wäre mir sicher erschienen, als ich die Kisten auspackte. Ich kann nur nicht begreifen, daß sich vor mir niemand daranwagte. Einbrecher mögen in dem alten Kasten nichts vermutet haben, aber früher muß es ein wunderschönes Haus gewesen sein. Schau dir mal die Entwürfe an, und diese Skizzen, aber es ist einhundertzwanzig Jahre her, daß es erbaut wurde.«

»Nun übertreib mal nicht, Mo.«

»Schau dir die Jahreszahl auf dem Entwurf an, Chris. Und außerdem können wir es ja genau erfahren, wenn wir die Grundbucheintragung einsehen.«

»Schatz, verschon mich heute bitte damit. Mein Schädel brummt, und morgen werde ich eine harte Auseinandersetzung mit Wilhelm haben.«

»Er kann dir doch nichts anhaben, Chris. Du bist Teilhaber und sogar aktiv tätig in der Firma, während er nur profitieren will, und wenn er jetzt verkaufen kann, dann doch nur deshalb, weil du den Betrieb hochgebracht hast. Vorher hätte doch niemand Interesse gehabt.«

»Er dreht es so, daß Vater die Firma runtergewirtschaftet hatte, aber er hat ja auch nichts dagegen unternommen. Im Gegenteil. Er hat immer nur das Geld herausgezogen.«

»Und deshalb wirst du dir nichts gefallen lassen. Irgendwo hört alle Toleranz auf, Chris. Aber vielleicht ist er nun neidisch, daß du das Anwesen geerbt hast.«

»Er hatte nie was übrig für die Rüdings, und diese Adelheid war nun mal eine geborene Rüding, aber fang jetzt bitte nicht wieder mit dem Stammbaum an, das wäre heute zuviel für mich, Mo«, sagte er seufzend. »Danke, daß du keinen Streit angefangen hast.«

»Dazu war doch kein Grund.«

»Was meinst du, warum manche Ehepaare oder auch andere Leute streiten, um Lappalien, die manchmal sogar zu Gewalttätigkeiten führen.«

»Dann gehen wir jetzt schlafen«, schlug Simone vor, und sie waren beide so müde, daß sie auch sofort einschliefen.

Doch Simone erschien in der Nacht die wunderschöne Olga, aber nicht etwa in einem Gespenstergewand, sondern in einem duftigen Flatterkleid, und sie winkte Christopher zu, der sich aber abwandte und seine Arme nach einem kleinen Kind ausstreckte, das auf ihn zugelaufen kam.

Der Traum ging Simone nicht aus dem Sinn, aber sie sprach nicht darüber zu Christopher, der beim morgendlichen Kaffee schon entspannter wirkte.

»Darf ich dich fragen, ob es dir eigentlich recht ist, wenn ich die Sachen, mit denen wir doch nichts anfangen können, abholen lasse, auch die Kleidung und die Wäsche?«

Da lächelte er sogar wieder und sagte, sie solle nur alles durchsehen, damit nicht eventuelle Schätze auch noch in Taschen verborgen wären.

»Aber wenn es mir möglich ist, werde ich am Samstag kommen, Mo, und wenn ich heute abend nicht zu müde bin, werden wir mal die Kassetten zu öffnen versuchen. Ulrich kennt da einen Kniff, der uns auch im Büro mal geholfen hat.«

»Aber erzähl nichts von den Sachen, bevor wir nicht wissen, was drinnen ist. Vielleicht können wir eine Auktion veranstalten, damit du das Geld für Wilhelms Anteile zusammenbringst.«

»Du bist und bleibst ein Optimist, mein Schatz«, sagte er, »auch wenn du ein Träumerchen bist.«

Sie schenkte ihm ein vielsagendes Lächeln. »Es kommt immer darauf an, ob man die Träume realistisch umsetzen kann, Chris. Zum Beispiel, wenn ich einen Roman schriebe und er ein Bestseller würde.«

Sie war zufrieden, daß er sie zum Abschied wieder zärtlich küßte und auch sagte, sie solle nicht böse sein, daß er am gestrigen Abend so ekelhaft gewesen sei.

»Du sollst mir auch sagen, wenn du Sorgen hast«, erwiderte sie. »Ich möchte nicht nur eine Frau für gute Tage sein.«

»Du bist die liebste, beste und allerschönste Frau. Ich liebe dich.«

Es machte sie glücklich, obgleich es solcher Worte nicht bedurfte, um ihre Gefühle füreinander auszudrücken. Aber an einem solchen Morgen freute es sie besonders, diese drei Worte von ihm zu hören.

Der Muskelkater war nicht so schlimm, wie sie gefürchtet hatte. Sie fuhr bald wieder los, aber sie wollte an diesem Tag nicht solange bleiben.

Als sie vor dem Hause hielt und ausstieg, vernahm sie ein jammervolles Stöhnen und da wurde es ihr doch ein bißchen unheimlich. Aber es war ein menschliches Stöhnen, und es kam aus dem Nachbargrundstück. Sie lief rasch hinüber und sah die alte Frau Wallinger zusammengekrümmt vor der Treppe des Hauses liegen. Erschrocken eilte Simone zu ihr.

»Was ist, Frau Wallinger?« fragte sie bebend.

»Ich bin gestolpert und gefallen. Es tut weh. Bitte, rufen Sie Dr. Norden. Es ist niemand hier, der mir helfen kann.«

Simone wagte auch nicht, ihr aufzuhelfen, da sie ja etwas gebrochen haben konnte. Zum Glück war die Haustür nicht zugefallen, und in der Diele stand das Telefon.

»Die Nummer steht gleich oben im Buch«, murmelte die alte Dame.

Simone fand sie auch sofort, denn »Dr. Norden« war dick unterstrichen. Und zum Glück meldete sich Dorthe auch gleich mit »Praxis Dr. Norden.«

»Frau Wallinger ist gestürzt, bitte helfen Sie, ich weiß nicht, was ich tun könnte. Mein Name ist Simone Rüding.«

»Dr. Norden kommt gleich«, sagte Dorthe. »Schieben Sie inzwischen ein Kissen unter Frau Wallingers Kopf.«

Ein Kissen war schnell gefunden, und behutsam schob es Simone unter Frau Wallingers Kopf, dann nahm sie deren kalte zitternde Hände und streichelte sie.

»Der Arzt kommt gleich«, sagte sie tröstend. »Ich würde Ihnen ja gern helfen, aber ich möchte nichts falsch machen.«

»Es hilft mir schon, daß Sie hier sind«, flüsterte Frau Wallinger.

»Mir ist es heute bewußt geworden, wie einsam es hier ist. Keiner kümmert sich um den andern, jeder lebt für sich allein.«

Simone hatte ein weiches Herz und die entsagungsvollen Worte trieben ihr Tränen in die Augen, und so sah Dr. Norden sie zum ersten Mal, und sofort war er von ihr angetan.

Mit Simones Hilfe brachten sie Frau Wallinger, die tapfer die Schmerzen unterdrückte, ins Haus. Gebrochen hatte sie zum Glück nichts, aber der rechte Fuß war verstaucht, und Blutergüsse bildeten sich schon an den Beinen und auf dem Rücken.

»Ausgerechnet heute muß das passieren, wo Kati meinem Sohn in der Kanzlei helfen muß«, ächzte Frau Wallinger. Und bei dieser Gelegenheit erfuhr Simone, daß Peter Wallinger Steuerberater war.

»Ich kann bleiben, Frau Wallinger«, erklärte Simone. »Drüben läuft mir nichts davon.«

Daniel Norden staunte über solche Hilfsbereitschaft, da er doch wußte, daß die Bekanntschaft zwischen den beiden erst kurz war. Aber ihm gefiel diese junge Frau in ihrer ganzen Art, die tröstend und aufmunternd auf die alte Dame wirkte.

»Micky kommt um zwölf aus der Schule, da ist sie gewohnt, Essen zu bekommen«, sagte die fürsorgliche Omi.

»Micky kann mit zu uns kommen«, erklärte Daniel Norden. »Frau Rüding kann es den Kindern sagen, denn Anneka kommt ja hier vorbei. Sie haben meine Tochter ja gestern schon kennengelernt, wie sie uns erzählte, Frau Rüding. Und meine Frau kann nachher noch mal nach Frau Wallinger sehen. Sie ist auch Ärztin, wenn sie auch nicht mehr praktiziert. Ich kann meine Patienten in der Praxis nur nicht so lange warten lassen.«

»Vielen Dank, daß Sie trotzdem gleich gekommen sind«, murmelte Frau Wallinger, die nach der schmerzstillenden Injektion schläfrig wurde.

»Es freut mich, Sie so bald kennengelernt zu haben, Herr Dr. Norden«, sagte Simone, als sie ihn hinausbegleitete. »Ihre mutige kleine Tochter hat ja keine Angst, sich das Spukhaus mal anzuschauen.«

»Glauben Sie an das Gerede?« fragte er.

»Dann würde ich dort bestimmt nicht herumstöbern. Aber darin wohnen möchte ich doch nicht, es ist zu düster und unbehaglich.«

»Werden Sie verkaufen?«

»Wahrscheinlich.«

»Dann ziehen Sie bitte uns als Interessenten zuerst in Betracht, wegen des Grundstücks. Wir können vielleicht noch darüber sprechen, wenn ich mehr Zeit habe. Aber eigentlich ist meine Frau dafür zuständig, denn es ist ihre Idee.«

Simone blickte ihm gedankenvoll nach. Er gefiel ihr, seine ganze Art war ihr sympathisch. Sie war Ärzten gegenüber kritisch eingestellt, weil nie geklärt worden war, warum ihre Mutter nach einer an sich unkomplizierten Operation an einer Embolie gestorben war, aber dieser Dr. Norden konnte ihr Vertrauen einflößen. Frau Wallinger lobte ihn mit müder Stimme in den höchsten Tönen, bevor sie einschlief.

Simone hatte ihr gesagt, daß sie dann hinübergehen würde, aber bald wieder zurückkäme.

Sie wollte jetzt den Inhalt des Sekretärs einpacken. Koffer und Taschen gab es genug in dem Haus, anscheinend auch von Generationen gesammelt.

Das war schnell geschehen und sie ging wieder zurück, gerade zur rechten Zeit, um Fee Norden zu treffen, die gerade aus ihrem Wagen stieg.

Sie machten sich formlos bekannt, und Simone sagte, daß sie nur kurz mal drüben gewesen sei, da Frau Wallinger schlafen würde.

»Welch ein Glück, daß Sie ihr helfen konnten«, sagte Fee. »Hier kommt ja selten jemand vorbei, in den paar Häusern wohnen ja fast nur alte Leute, und die jüngeren fahren früh zur Arbeit. Früher war das ein Viertel für sich, eine Gemeinde, die später erst eingemeindet wurde. Soviel ich weiß, ist Ihr Haus überhaupt das älteste, rundherum war nur eine Parklandschaft.«

»Ich bin noch nicht so informiert, aber ich beschäftige mich damit«, erklärte Simone. »Dr. Norden sagte, daß Sie sich für das Grundstück interessieren.«

»Ja, diese Idee stammt von mir, da wir in der Nähe wohnen, die Praxis aber in einer sehr verkehrsreichen Gegend liegt. Wir haben fünf Kinder und brauchen ein größeres Haus, und die Praxis könnte dann in unser jetziges verlegt werden. Mein Mann kann sich mit dem Gedanken noch nicht vertraut machen, aber er hat auch zuviel zu tun.«

»Sie wollen aber doch ein neues Haus bauen«, sagte Simone nachdenklich.

»Ja, gewiß.«

»Das habe ich auch in Betracht gezogen, aber Christopher will ein fertiges Haus kaufen, wenn dieses hier verkauft werden kann. Er meint, das gäbe zuviel Scherereien. Wollen Sie sich das zumuten?«

»Das würden wir dann dem Architekten und Bauunternehmer überlassen. Für uns wäre es wichtig, in der Gegend zu bleiben, wegen der Praxis, und hier gibt es nicht mehr viel Möglichkeiten. In dieser Straße werden nach und nach die alten Häuser verschwinden und neue gebaut werden, wie drüben in der Lerchenstraße. Wenn die alten Besitzer sterben oder ins Altersheim gehen, wollen die Nachbesitzer moderner wohnen.«

»Was ja auch verständlich ist«, sagte Simone. »In dem Haus ist anscheinend kaum etwas erneuert worden, dabei muß es einmal bildschön gewesen sein. Ich habe Entwürfe gefunden, wie es früher hier gewesen sein muß.«

»Es war immer in der Familie?« fragte Fee.

»Nicht in der direkten Linie, aber es waren immer irgendwelche Verwandte. Ich will noch nachforschen, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Es ist sehr interessant, wie alles, was ich bisher im Haus gefunden habe. Es hat mich gereizt, obgleich mein Mann nicht erbaut war davon.«

»Mich würde das auch reizen«, sagte Fee. »Wir Frauen sind eben doch romantischer.«

»Und haben mehr Fantasie. Ich möchte ein Buch darüber schreiben.«

»Sie sind Schriftstellerin?« staunte Fee.

»Ich will mich als solche versuchen. Ich habe Zeitungswissenschaften studiert, und hin und wieder schreibe ich Kurzgeschichten, wenn es mir Spaß macht. Wir haben ja noch keine Kinder, und mein Mann ist beruflich sehr eingespannt.«

»Ich finde es gut, wenn eine Frau ein Hobby hat, das keine Langeweile aufkommen läßt«, sagte Fee, »und besonders gut ist es, wenn das Hobby auch noch was einbringt.«

Sie wußten es gleich, daß sie sich verstehen würden und gut unterhalten konnten. Fee schaute dann noch nach Frau Wallinger, aber sie schlief noch. Sie schien den Sturz einigermaßen gut zu überstehen. Und das war auch mit Simone zu verdanken.

»Wir werden uns ja hoffentlich noch sehen«, sagte Fee.

»Bestimmt. Sie können sich ja auch mal im Haus umsehen, falls es Sie interessiert. Und wenn wir verkaufen, dann an Sie, falls Sie fest entschlossen sind.«

»Das ist lieb«, sagte Fee. »Und wenn die Kinder aus der Schule kommen, sagen Sie bitte, daß Micky mit zu uns kommen soll.«

»Wird Ihnen das nicht zuviel, wenn Sie selbst fünf Kinder haben? Man kann es ja nicht glauben, so wie Sie aussehen.«

»Es waren auch nur vier geplant, aber dann waren es Zwillinge«, erwiderte Fee mit leisem Lachen, »und wo fünf sind, kommt es auf eins mehr am Tisch auch nicht an.«

»Ich würde gern alle Ihre Kinder kennenlernen«, sagte Simone.

»Das wird sich machen lassen. Wir bleiben ja in Verbindung, und ich schaue mir das Haus gern mal an.«

»Am Samstag soll manches geräumt werden. Vielleicht kommen Sie morgen mal vorbei?«

»Das werde ich. Es freut mich, daß wir uns verstehen, Frau Rüding, und ich würde gern auch mehr über diese interessante Familie hören.«

»Ich bin selbst gespannt, was ich da noch herausfinden werde.«

Fee lächelte. »Jedenfalls war das Haus für uns immer geheimnisumwittert, wenn ich auch nicht daran glaube, daß es hier spukt.«

»Und gestohlen wurde hier sicher noch nichts«, stellte Simone fest, »nächtliche Diebe kann man ausschließen. Dabei stand das Haus doch lange leer. Frau Steffen hat sich anscheinend auch nicht gefürchtet, allein hier zu leben.«

»Sie war eine sehr eigenartige Frau. Mein Mann hatte ab und zu mit ihr zu tun, aber richtig krank war sie nicht.«

»Und dann stürzt sie in der Badewanne und stirbt an den Verletzungen«, sagte Simone nachdenklich. »Es ist vieles merkwürdig.«

»Besonders, wenn man viel Fantasie hat«, meinte Fee. »Wenn Sie einen Roman darüber schreiben, möchte ich ihn gern lesen.«

Simone lachte herzlich. »Ich habe mir schon viel vorgenommen und dann doch nicht ausgeführt. Mein Mann wird eifersüchtig, wenn ich nicht genügend Zeit für ihn habe, und ihm gefällt es gar nicht, daß ich mich jetzt soviel hier im Haus aufhalte. Aber wenn ich Ihnen mal erzähle, was ich da alles gefunden habe, werden Sie staunen. Nehmen wir mal an, wir hätten Ihnen alles in Bausch und Bogen verkauft, wie es war und wir es geerbt haben, hätten Sie dann alles unbesehen wegräumen lassen?«

»Das ganz bestimmt nicht, weil es viele Menschen gibt, die für jedes Möbelstück dankbar sind, und außerdem geht es mir wie Ihnen, mich reizt das Geheimnisvolle.«

Simone freute es, daß sie Verständnis dafür hatte, und alles in allem war Fee Norden auch in ihren Augen eine bewundernswerte Frau, während Fee und Daniel Norden sich einig darin waren, daß Simone Rüding alle Sympathie verdiente.

Rosa Wallinger betrachtete sie als ihren rettenden Engel. Sie hatte ihren Schock schon fast überwunden, als die Kinder aus der Schule kamen und Simone gebeten, Micky keinen Schrecken einzujagen.

Zuerst waren Micky und Anneka schon sehr verblüfft, daß Simone an ihrer Gartentür Ausschau hielt, aber sie brachte es Micky ganz behutsam bei, daß sich ihre Omi verletzt hatte und jetzt noch liegen müsse, daß Dr. Norden dagewesen wäre und Micky mit Anneka zu den Nordens gehen solle. Da war für Micky der Kummer halb so groß, denn sie war gern bei den Nordens, weil sie mit den Kindern viel schöner spielen konnte als allein.

Simone setzte sich zu Frau Wallinger ans Bett. Sie hatte Tee in der Thermosflasche mitgebracht und belegte Brote, und beides wollte sie gern mit der alten Dame teilen, doch sie nahm nur eine Tasse Tee dankend an. Hunger hatte sie keinen, und dafür hatte Simone auch Verständnis, denn solcher Schrecken nahm schon den Appetit. So konnte sie die Schmerzgeplagte nur ablenken, indem sie munter erzählte, wie sie das Haus vorgefunden hätte.

»Abgesehen davon, daß das Haus schon monatelang leer stand, kann ich nur vermuten, daß über Jahrzehnte die Sachen angesammelt, aber wenige ausrangiert wurden«, erklärte sie. »Kannten Sie einige Bewohner, Frau Wallinger?«

»Ich kannte sogar die Baronin«, erwiderte die alte Dame. »Ich war zwar noch ein Kind, als sie starb, aber meine Mutter hat mir von ihr erzählt. Sie muß eine sehr schöne Frau gewesen sein und sehr gesellig. Man hat da verschiedenes gemunkelt auch über ihren Tod, aber wie das so ist, hat man sich da wohl auch manches ausgedacht.«

»Aber Sie erinnern sich noch, was man gemunkelt hat?«