Ein bisschen mehr als Liebe - Sarah Saxx - E-Book

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Sarah Saxx

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Beschreibung

Für die lebensfrohe Louise Foley beginnt ein aufregendes neues Kapitel: Die erste Arbeitsstelle nach ihrem Wirtschaftsstudium verschlägt sie in das verschlafene Städtchen Greenwater Hill, dem sie zu mehr Wirtschaftswachstum und Einwohner verhelfen soll. Als sie dort dem charismatischen Noah Baker begegnet, der ihr als Möbelpacker aushilft, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick – mit Funkenflug, Schmetterlingen im Bauch und allem, was dazu gehört. Doch dann erhält Noah das Jobangebot seiner Träume. Würde er es annehmen, wären Louise und Noah Hunderte von Meilen voneinander getrennt – was zu einer Zerreißprobe für die junge Beziehung werden könnte. Aber wofür entscheidet man sich in so einer Situation? Für die Karriere oder doch für die Liebe seines Lebens?

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Ein bisschen mehr als Liebe

Sarah Saxx

www.sarahsaxx.com

Inhalt

1. Louise

2. Noah

3. Louise

4. Noah

5. Louise

6. Noah

7. Louise

8. Noah

9. Louise

10. Noah

11. Louise

12. Noah

13. Louise

14. Noah

15. Louise

Danksagung

Kennst du schon …

Kennst du schon …

Kennst du schon …

Kennst du schon …

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Über Sarah Saxx

Copyright © 2016, Sarah Saxx

Alle Rechte vorbehalten.

Eine Kopie oder anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung von Seiten des Autors gestattet.

Lektorat: Kornelia Schwaben-Beicht, www.abc-lektorat.de

Korrektorat: Sybille Weingrill, www.swkorrekturen.eu

Verwendete Fotos: © UBER IMAGES, © JiSign – fotolia.com

Taschenbuch ISBN: 978-3-8391-4981-2

www.sarahsaxx.com

Über das Buch

Für die lebensfrohe Louise Foley beginnt ein aufregendes neues Kapitel: Die erste Arbeitsstelle nach ihrem Wirtschaftsstudium verschlägt sie in das verschlafene Städtchen Greenwater Hill, dem sie zu mehr Wirtschaftswachstum und Einwohner verhelfen soll. Als sie dort dem charismatischen Noah Baker begegnet, der ihr als Möbelpacker aushilft, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick – mit Funkenflug, Schmetterlingen im Bauch und allem, was dazu gehört.

Doch dann erhält Noah das Jobangebot seiner Träume. Würde er es annehmen, wären Louise und Noah Hunderte von Meilen voneinander getrennt – was zu einer Zerreißprobe für die junge Beziehung werden könnte. Aber wofür entscheidet man sich in so einer Situation? Für die Karriere oder doch für die Liebe seines Lebens?

Für Franzi,

Griinsekatze, helfender Engel in der Not,

Muse, beste Testleserin

und heimliches Oberhaupt von Greenwater Hill

1

Louise

»Wie bitte? Was soll das heißen, Sie werden woanders gebraucht?«

Fast wäre ich vor Schock in den Graben gefahren, als mich die Hiobsbotschaft meiner Möbelpacker mitten im Nirgendwo überrumpelte. Zum Glück behielt ich die Kontrolle über meinen alten Ford, fuhr an den Straßenrand und stieg mit zittrigen Knien aus. Der Wind blies mir kalt um die Ohren, und ich hielt meine leichte Jacke mit der freien Hand zu.

»Keine Sorge, Miss. Unser Chef sucht bereits nach einem Ersatz.«

Na, der hatte Nerven.

»Was heißt da Ersatz? Wieso können Sie nicht meine Möbel und den ganzen anderen Kram nach Greenwater Hill fahren? Wo sind Sie jetzt überhaupt? Und was passiert mit meinen Sachen? Sie können den Wagen doch nicht einfach so stehen lassen …«

»Wir sind auf dem Highway 395, etwa vierzig Meilen nach Kennewick. Wir fahren noch bis Connell, dort werden wir abgeholt.«

»Ja … aber … was passiert mit meinen Sachen?«, fragte ich noch einmal und fühlte mich zunehmend hilflos.

Dass ich mit Sack und Pack von Oregon quer durch den Staat Washington unterwegs war – oder genau genommen mein Hab und Gut in einem Umzugswagen ungefähr zweihundert Meilen hinter mir folgte und sich dieser Abstand jetzt auch noch vergrößern würde –, hatte ich meinem neuen Job in Greenwater Hill zu verdanken. Entgegen dem Wunsch meiner Eltern nicht in meinem Heimatort Portland zu bleiben, sondern rund vierhundertfünfzig Meilen entfernt an der kanadischen Grenze ein neues Leben starten zu wollen, war jedoch zugegebenermaßen eine Blitzaktion.

Innerhalb von drei Wochen hatte ich mich um den Job als Advisor für Wirtschaftsförderung von Greenwater Hill beworben, war für ein Einstellungsgespräch vor Ort gewesen und hatte mich direkt nach der Zusage nach einer neuen Bleibe umgesehen. Prompt hatte ich auch Glück gehabt und ein echt schönes, kleines Häuschen gefunden, das ich relativ günstig mieten konnte.

Ich war schon immer ein spontaner Mensch gewesen und hatte keine Angst davor, meinem Leben jetzt eine neue Richtung zu geben. Immerhin war ich jung, ungebunden und hatte noch die Möglichkeit, meine Zukunft in völlig neue Bahnen zu lenken. Herauszufinden, wohin mich der Wind tragen würde, wenn ich auf die nächste Brise aufspringen würde. Das war doch toll, oder? So richtig abenteuerlich. Wobei es sich gerade in diesem Moment alles andere als aufregend anfühlte. Eher zu abenteuerlich oder gar nervenaufreibend.

»Wenn der Chef sagt, er sucht gleich nach Ersatz, dann findet er auch einen.«

Na bitte, wenn der Chef es sagt …, dachte ich und verdrehte genervt die Augen.

»Können Sie mir die Nummer von Ihrem Vorgesetzten geben? Ich würde mich gerne selbst davon überzeugen, dass meine Habseligkeiten sicher bei meiner neuen Adresse ankommen.«

Ich hatte keine Wertgegenstände. Aber das, was sich in diesem Lastwagen befand, war alles, was ich besaß. Meine Fotoalben aus der Kindheit, meine Zeugnisse, meine Klamotten, mein Bett … Verdammt! Ich würde heute nicht einmal ein Bett haben, denn mit etwas Pech würde dieses ohne mich auf dem Highway übernachten.

Für ein Zimmer in einem Motel fehlte mir aber gerade völlig das Geld. Das war auch der Grund, weshalb ich diesen Job in dem kleinen Städtchen mitten im Nirgendwo angenommen hatte. Okay, hauptsächlich eher deshalb, weil ich hoffte, dort all mein Erlerntes aus meinem Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Marketing und Finanzen einsetzen zu können. Wobei ich auch gestehen musste, dass mir eine ähnliche Anstellung in einer großen Stadt wie Portland lieber gewesen wäre – aber darauf hatte ich die letzten Monate vergeblich gewartet.

»Tut mir leid, Miss Foley, aber wir haben die strikte Anweisung erhalten, die Nummer vom Chef nicht weiterzugeben.«

»Und woher soll ich nun wissen, dass der Ersatz …« Ich betonte dieses Wort besonders abfällig. »… vertrauenswürdig ist? Geschweige denn, dass die wissen, wo sie hinmüssen. Und …«

»Miss! Noch einmal. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Beruhigen Sie sich jetzt erst mal und fahren Sie weiter. Meine Nummer haben Sie ja – sollte sich bis zum späten Nachmittag niemand bei Ihnen gemeldet und Sie Ihre Sachen noch nicht erhalten haben, rufen Sie mich erneut an. Verstanden?«

Sosehr ich mich auch bemühte, verantwortungsvoll, reif und erwachsen zu klingen, es misslang mir. Ich murmelte ein verzweifeltes »In Ordnung« ins Telefon, was mit einem »Gut. Auf Wiederhören« beantwortet wurde. Und dann war es still an meinem Ohr.

»So ein verdammter Kackmist!« Wütend kickte ich Kieselsteine vor meiner Schuhspitze weg. Dann stieg ich ein und fuhr weiter. Was anderes konnte ich ohnehin nicht machen.

Sosehr ich mich die letzten Tage und Wochen auf meine neue Aufgabe als Advisor für Wirtschaftsförderung gefreut hatte, so wurde meine Laune durch dieses Telefonat innerhalb weniger Minuten von den rosaroten Wolken ganz oben nach unten in den Matsch gezogen.

Ich fluchte und schimpfte bestimmt noch eine halbe Stunde weiter – wenn nicht länger. Irgendwann sah ich ein, dass das Dampfablassen auch nichts an der Situation ändern würde, und drehte das Radio auf volle Lautstärke. Dann erst beruhigte ich mich etwas. Da ich jetzt mehr Zeit als erwartet hatte, beschloss ich, im nächsten Ort, den ich passieren würde, etwas zu essen zu besorgen.

Kaum in Davenport angekommen, entdeckte ich ein nett aussehendes Bistro, in dem ich einen leckeren French Toast verschlang. Es ärgerte mich, dass ich nicht auf meine Mom gehört und aus reiner Sturheit auf Proviant verzichtet hatte – aber dann hätte sie wieder ihren Willen bekommen, und das wollte ich nicht. Nie mehr.

Als ich nach meiner Pause und nach knapp drei Stunden Fahrtzeit endlich Greenwater Hill erreichte, war mein Ärger über den Anruf des Umzugsunternehmens so weit verflogen, dass ich die Umgebung neugierig betrachtete.

Das also war mein neues Zuhause. Nicht, dass ich nicht schon einmal diese Straßen entlanggefahren wäre, aber nun konnte ich mich auch richtig darauf einlassen, ohne das nervöse Gefühl eines bevorstehenden Vorstellungsgespräches in mir.

Ich fuhr an kleinen Häusern mit hellen Holzvertäfelungen und Veranden mit Hängeschaukeln vorbei. Alles wirkte auf mich idyllisch, gemütlich und stressfrei. Hier war alles viel weitläufiger angesiedelt als in Portland. Außerdem waren mir, seit ich die Stadtgrenze von Greenwater Hill passiert hatte, genau vier Autos entgegengekommen – nichts im Vergleich zu dem Verkehr einer Großstadt wie Portland oder Seattle.

Die Bäume der umliegenden Wälder leuchteten in saftigem Grün, wobei die Laubbäume noch ziemlich kahl aussahen. Doch das machte nichts. Trotzdem sah es hier einfach nach Urlaub aus. Nach Ruhe und Naturverbundenheit. Nach Entspannung und Erholung – und das war für meine aktuelle Stimmung auf jeden Fall von Vorteil.

Als ich in die Einfahrt zu meinem neuen Zuhause fuhr, war ich erleichtert, endlich angekommen zu sein. Ich beschloss, dass ich bis zum Eintreffen des Umzugswagens die wenigen Dinge, die in meinem Auto mit hierhergekommen waren, in mein neues Heim tragen wollte.

Ich hatte nur meine Handtasche in den Innenraum meines Fords gepackt sowie die drei Zimmerpflanzen, um die ich in dem Lastwagen Angst gehabt hätte. Und natürlich meine Kaffeemaschine. Sie war mein absolutes Heiligtum und musste auf jeden Fall zuallererst einziehen. Und der Kofferraum war voll mit meiner Bettwäsche, für die ich keine passende Tasche mehr hatte auftreiben können.

Ich musste schmunzeln. Wenigstens die hatte ich hier – im Notfall würde ich mich in meine Decke einwickeln und die Nacht auf dem Boden schlafen. Und morgen würde ich diesem »Chefchen« den Marsch blasen, sollte der Lastwagen tatsächlich nicht mehr heute hier auftauchen. Oh, und wehe, wenn meinen Sachen irgendwas passieren würde …

Als ich ausstieg, war ich mit einem Mal total aufgeregt. Hey, verdammt, ich befand mich auf meinem eigenen Grundstück, vor meinem eigenen Haus! Ich war zwar nicht die Eigentümerin, aber immerhin die alleinige Mieterin. Und es sah richtig malerisch aus. Ich hatte wahrscheinlich glänzende Augen wie ein kleines Kind, das vor dem Weihnachtsbaum stand.

Der Lack der weißen Holzlatten glänzte, als hätte jemand die Fassade frisch gestrichen. In dem kleinen Blumenbeet neben der Veranda blühten bereits die ersten Frühlingsboten, und der Garten dahinter ging nahtlos in das angrenzende kleine Waldstück über. Mein neues Heim lag am Stadtrand, und nur wenige Häuser waren in dieser Straße bewohnt, hatte ich mir sagen lassen, was das Gefühl von Ruhe und Urlaub noch einmal verstärkte. Endlich konnte ich das hektische Leben der Großstadt hinter mir lassen.

Seit ich das Häuschen besichtigt und den Mietvertrag unterzeichnet hatte, fieberte ich dem Tag entgegen, an dem ich endlich hier einziehen konnte.

Als ich die Haustür öffnete, schlug mir etwas stickige Luft entgegen, was meine Freude jedoch nicht minderte. Ich ließ die Eingangstür sperrangelweit offen und beschloss auch gleich, die übrigen Fenster im Haus aufzureißen, um Frischluft hereinzulassen. Kleine Staubflocken tanzten im Licht der Sonne, das durch die Fenster rechts von mir hereinfiel, bevor sie der Wind wild durcheinanderwirbelte und förmlich aus dem Haus zu fegen schien.

Der Geruch nach frischer Farbe und Holz lag in der Luft, und diesmal musste ich im Gegensatz zur ersten Besichtigung mit dem Makler das aufgeregte Quietschen nicht unterdrücken, als ich das Wohnzimmer betrat, in dem ein großer gemauerter Kamin stand. Ich wusste noch nicht, ob ich es jemals schaffen würde, darin Feuer zu machen – meine Eltern hatten in Portland jedenfalls keinen Kamin. Aber bis es so weit wäre und ich auf die Wärme eines prasselnden Feuers angewiesen sein würde, hatte ich – so hoffte ich – noch mindestens ein halbes Jahr Zeit.

Mein Vermieter hatte Wort gehalten und auch den einzelnen Räumen einen neuen Anstrich sowie den letzten Feinschliff verpasst. Es roch fremd und doch einfach fantastisch. Jeder meiner Schritte hallte von den kahlen Wänden wider, und ich konnte es kaum erwarten, diese mit meinen Bildern zu dekorieren und mich einzurichten.

Die Küche sah traumhaft aus mit der dunklen Granitplatte, und ich freute mich schon darauf, hier das erste Mal für mich zu kochen. Für mich ganz alleine.

»Hallo? Ist da jemand?«, hörte ich eine Stimme von draußen.

Wie nett, es kommen sofort die Nachbarn, um mich willkommen zu heißen, schoss es mir durch den Kopf.

Fast begann ich zu singen, so sehr hatte mich dieses tolle Hochgefühl gepackt. Ich hätte die ganze Welt umarmen können … oder … diesen Mann, der eben an meinem Türrahmen lehnte und mich anlächelte.

Wow!

»Hi. Ja, ich bin hier.« Was für eine intelligente Antwort. Aber angesichts der Tatsache, dass ich nicht nur wegen meiner ersten eigenen Bleibe so aufgeregt war, sondern auch wegen dieses Mannes, war ich wohl entschuldigt.

Heiliger Bimbam! Da war ich während meines Wirtschaftsstudiums in Seattle jahrelang von jungen, teils sogar wirklich attraktiven Männern umgeben gewesen – doch ich musste erst nach Greenwater Hill kommen, um diesem Traum von Mann gegenüberzustehen.

Er hatte kurze dunkelblonde Haare, seine Statur war kräftig, und mich erinnerte er an einen dieser harten Naturburschen, die mit einem Bären kämpfen würden, um eine Frau zu beschützen.

Dazu kam, dass dieser Kerl nur Jeans und ein enges T-Shirt trug und nicht zu frieren schien, während mich trotz meiner Jacke im kühlen Wind fröstelte. Ein Dreitagebart betonte seine kantige Gesichtsform, seine Jeans saß locker auf der Hüfte, und seine alten, abgewetzten Boots verrieten, dass er einer jener Männer war, die kräftig anpackten und sich für keine Arbeit zu schade waren. Wie sexy!

»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich dann doch, denn außer zu einem belustigten Grinsen hatte er sich noch zu nichts hinreißen lassen.

Reiß dich am Riemen!, schalt ich mich, doch schon wanderten meine Augen wieder zu seinen, die so grün waren wie der Wald, der sich hinter meinem Haus auftat.

»Sind Sie Louise Foley?«

Hach … alleine, wie er meinen Namen sagte! Wobei es mich meine volle Konzentration kostete, dem zu folgen, was zwischen seinen vollen, sinnlichen Lippen hervorkam. Ich war schon etwas überrascht, wie schnell die Neuigkeit, dass ich in diese kleine Stadt zog, sich offenbar herumgesprochen hatte. Sogar meinen Namen kannte man hier schon, wohingegen ich gerade mal wusste, dass die Bürgermeisterin Clara Fontaine hieß.

»Die bin ich, und Sie sind …?«

Ich streckte ihm meine Hand entgegen, die er fest packte und schüttelte. Dieser Typ hatte Kraft – das war auch an seinem Händedruck zu spüren. Ich mochte es, wenn Männer fest zupacken konnten, ohne dabei jedoch die Schmerzgrenze zu überschreiten. Es gab doch nichts Schlimmeres, als wenn ein Mann einem zur Begrüßung die Finger beinahe zerquetschte.

»Noah Baker. Ich bringe Ihre Möbel.«

Damit deutete er über seine Schulter, und als ich mich auf die Zehenspitzen stellte und an ihm vorbei einen Blick auf die Straße warf, sah ich ihn: den Lastwagen, bei dem ich vor einigen Stunden noch zugesehen hatte, wie die beiden Männer vom Umzugsservice meine Möbel und mein Leben in Kartons und Schachteln hineingeladen hatten.

So ein Mist! Das hieß dann wohl, dass ich dieses Prachtexemplar von Mann nur diesen einen Tag genießen durfte. Und das noch nicht einmal alleine …

»Okay, dann fangen Sie und Ihr Kollege mal an, alles hereinzutragen«, sagte ich, nicht ohne einer kleinen Spur von Enttäuschung in meiner Stimme. »Ich sage Ihnen, was in welchen Raum kommt.«

Jetzt war eigentlich der Zeitpunkt gekommen, an dem dieser Noah Baker auf dem Absatz umdrehen und im Laufschritt zum Lastwagen zurücksprinten sollte. Einerseits, damit ich seine bestimmt sehr ansehnliche Rückenansicht genießen durfte, und andererseits, weil die Männer vermutlich schnell fertig werden mussten, wenn es Personalengpässe gab. Bestimmt würden sie in nicht einmal einer Stunde alles ausgeräumt und aufgestellt haben. So viel besaß ich nämlich nicht.

Doch dieser Mann hatte es wohl doch nicht so eilig wie angenommen, denn er lehnte immer noch an meinem Türrahmen und lächelte mich an.

Okay, von mir aus konnten wir ja auch noch ewig so weitertun. Jede Minute, die wir auf diese Weise miteinander genossen, war doch toll. Wäre da nicht diese Sache mit meinem Bett im Lastwagen. Und jetzt, wo es in greifbarer Nähe stand, hatte ich beschlossen, dass es ganz gut wäre, doch heute Nacht darin zu schlafen und nicht mit dem harten, kalten Boden vorliebnehmen zu müssen.

»Da gibt es ein kleines Problem …«, begann er, gerade als ich vor meinem inneren Auge die Szene abspulte, wie er mein Bett in meinem Schlafzimmer aufstellte. Dieser Gedanke gefiel mir … wäre da nicht …

»Ach so? Welches denn?«

Wieder sah ich an ihm vorbei zu dem Lastwagen. Dieser sah doch ganz normal aus. Oder … hatte ihn jemand ausgeraubt? Wobei, dann wäre er bestimmt nicht hierher gefahren, um es mir zu sagen, oder?

»Meinem Kollegen, mit dem ich sonst immer zusammenarbeite, ist ein Klavier auf den Fuß gefallen.«

Ein lautes Lachen schüttelte mich, bis mir klar wurde, dass er keinen Scherz gemacht hatte.

»Das … war kein Witz?«, fragte ich dann peinlich berührt.

»Tja, so lustig das auch klingt … das ist mein voller Ernst.«

Er lächelte mit gerunzelter Stirn und fuhr sich mit der freien Hand durch seine kurzen Haare. »Also so leid es mir tut, aber ich brauche zumindest bei den großen Möbelstücken etwas Hilfe.«

Bei den großen Möbelstücken … Da waren einmal mein Schreibtisch, den ich ins Gästezimmer stellen wollte, die Schrankwand für das Wohnzimmer, die schon in meinem Zimmer bei meinen Eltern gestanden hatte, der Esszimmertisch und … mein Bett.

Fand ich es eben noch prickelnd, ihm zuzusehen, wie er mein Bett in mein Schlafzimmer stellte, so wurde mir auf einmal heiß bei der Vorstellung, es gleich tatsächlich mit ihm gemeinsam dorthin zu tragen.

Ich schluckte.

»Wäre denn vielleicht … Ihr Mann oder … Ihr Freund so nett …?«

Mein Herz klopfte schneller, und ich starrte in seine tannengrünen Augen, mit denen er mich fragend musterte. Ich räusperte mich und schüttelte dann den Kopf.

»Ähm, ja, weder … noch. Da muss ich wohl ran …«

Das schien für ihn zu genügen, denn er drehte sich um und ging auf den Lastwagen zu. Ich folgte ihm mit einigen Schritten Abstand, den Blick auf seinen verdammt knackigen Hintern gerichtet, der das Highlight seiner ansehnlichen Rückansicht war.

Nachdem er den Anhänger geöffnet hatte, packte Noah den Griff an der Seite und zog sich daran hoch. Dabei sah er aus, als wäre es ein Klacks, sich hochzuschwingen und dabei noch so lässig auszusehen.

»Okay, das haben wir gleich.« Verwirrt fuhr er sich durch seine kurzen Haare. »Ich räume eben den Platz frei, sodass wir die großen Möbel zuerst erreichen können. Dann müssen Sie nicht in der Kälte warten, bis ich die paar Kisten davor ins Haus getragen habe.«

Beeindruckt stand ich neben der Laderampe und sah ihm zu, wie er die schweren Kisten und Kartons hob und zur Seite hievte, bis er mein Bett freigelegt hatte. Dabei versuchte ich, möglichst ungerührt zu wirken, als ich das Spiel seiner Muskeln beobachtete.

»Kommen Sie mal rauf! Wir müssen das Bett auf die Laderampe stellen.«

Er streckte mir die Hand entgegen. Ich griff danach, stellte meinen Fuß auf das kleine Trittbrett und drückte mich vom Boden weg. Gleichzeitig zog er mich hoch, und als wäre ich federleicht, flog ich förmlich nach oben.

Den Schwung hatten wir aber beide unterschätzt, denn ich landete in seinen Armen. Die Situation hätte mir peinlich sein sollen, aber ich unterdrückte dieses Gefühl noch für einen Moment. Ich genoss es wirklich, an seiner starken Brust zu liegen, seine Hände auf meinem Rücken und das schnelle Klopfen seines Herzens unter meinen Fingern zu spüren.

Unsere Augen hielten aneinander fest, so wie wir uns in den Armen lagen.

»Alles in Ordnung?«, fragte er leise und mit rauer Stimme.

Alles, was mir einfiel, was ich darauf hätte sagen können, hätte mich aus dieser Umarmung gezogen. Aber ich wollte das nicht. Also nickte ich nur und genoss es, wie die Wärme seines Körpers über meine Handflächen in mich zu fließen schien und wie sein Atem, der leicht nach Minze roch, meine Wangen streifte.

»Dann … lass uns anfangen«, entschied er und ließ mich langsam los.

Nun lag es auch an mir, mich von ihm zu lösen, denn alles andere wäre mehr als seltsam und mir vor allem höchst unangenehm gewesen.

Er drückte einen Knopf an der Seite des Wagens, und die hydraulische Laderampe fuhr hoch. Als sie wie eine Verlängerung des Bodens des Lastwagens wirkte, wandte er sich wieder an mich.

»Nimm du das Bett an diesem Ende, und ich gehe nach hinten und hebe dort an.« Er deutete mit dem Kopf in die Richtung und drängte sich bereits zwischen meinen Habseligkeiten hindurch.

Ich griff nach dem Fußende meines Bettrahmens, während Noah das schwerere Kopfteil nahm.

»Dann mal los«, gab er als Anweisung, ehe er es hochhob und ich langsam im Rückwärtsgang auf die leicht federnde Laderampe stieg. Dass ich Höhenangst hatte und normalerweise nicht einmal auf eine Leiter steigen konnte, ohne dass mir schwindelig wurde, blendete ich so gut wie möglich aus. Der Wunsch, heute Nacht in meinem Bett zu schlafen, war einfach stärker als diese Panik in mir, von hier oben runterzufallen.

Noah dirigierte mich geduldig, bis wir beide auf der Rampe standen.

»Achtung, gleich geht’s abwärts«, versprach er und drückte wieder einen der Knöpfe an der Wageninnenseite.

Mit einem Ruck setzte sich der Lift in Bewegung, und ich keuchte leise auf. Meine Hände waren schweißnass, und ich krallte mich in das Holz des Bettgestells. Erst, als dieses Teil zum Stillstand kam, konnte ich wieder atmen.

»Alles okay?«, fragte er mit hochgezogenen Brauen.

»Ja, ja.« Ich bemühte mich um ein tapferes Lächeln und hob meinen Teil des Bettes an.

Noah musterte mich noch kurz, ehe er nun auch das Kopfteil hochhievte und rückwärts auf mein Haus zuging.

»Wo soll das Bett hin?«, fragte er, als wir über die Türschwelle stiegen.

»Nach links«, gab ich ihm die Anweisung, und sofort bog er ab.

Das Bett durch die Tür zu bekommen, war dann noch einmal etwas tricky. Aber wir schafften es dann doch. Ich war zwar völlig aus der Puste und meine Arme schmerzten, aber kurz darauf hatte das Bettgestell seinen finalen Platz gefunden. Und das hatte für mich heute oberste Priorität gehabt.

»Ich hole jetzt die Matratze und alles andere, was ich alleine tragen kann. Sollte ich noch mal Hilfe brauchen, melde ich mich.«

»Okay. Willst du … also … ich koche mir einen Kaffee. Möchtest du auch einen?«

Er grinste breit und zeigte mir seine geraden, weißen Zähne. »Ein Kaffee geht immer.«

Dann ging er an mir vorbei, und ich konnte es wieder nicht lassen, ihm auf seinen knackigen Hintern zu starren.

»Falls du Zucker hast, wäre das der Hammer«, sagte er, als er sich umdrehte und mir zuzwinkerte.

Verdammt! Hatte er gesehen, wie ich ihm auf seine Kehrseite gestarrt hatte?

Seufzend lehnte ich mich an die kühle Wand und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Wenn mich nicht alles täuschte, flirtete dieser Mann mit mir. Und … als wir uns im Lastwagen in die Arme gefallen waren … Mensch, ich würde alles für eine Wiederholung geben!

Dieser Kerl war zum Anbeißen.

Ich atmete tief durch und drückte mich von der Wand weg. Dann ging ich zu meinem Wagen, um Kaffeemaschine, Wasserkanister, Kaffeepulver und Tassen zu holen. Meine beiden Lieblingstassen hatte ich ebenfalls in mein Auto gepackt und sie nicht zum restlichen Geschirr in den Lastwagen gegeben. Dieses war noch originalverpackt – immerhin hatte ich bisher noch keine Verwendung dafür gehabt.

Als ich alles in der Küche aufgestellt und eingesteckt, Kaffeepulver in die Filtertüte geschaufelt, den Wassertank aufgefüllt hatte und die Kaffeemaschine ihre ersten glucksenden Geräusche von sich gab, fühlte ich mich, als wäre ich angekommen. Sofort roch es herrlich, und um diesen Duft hier drinnen zu behalten, schloss ich alle Fenster wieder. Inzwischen war es ziemlich abgekühlt, und ich konnte nur hoffen, dass die Heizung funktionierte.

Mein Gott, was für ein schlaues Mädchen ich doch war! Hätte mein Esszimmertisch schon hier gestanden, hätte ich mit dem Kopf darauf schlagen können. Aber nicht einmal mein Schreibtisch war da, der wartete ebenfalls noch im Lastwagen bei Noah …

Hätte ich nämlich vorhin weitergedacht, hätte ich zuallererst die Heizung ausprobiert und nicht erst das ganze Haus um einige Grade runtergekühlt. Ich rieb mir mit meinen Händen die Oberarme durch die Jacke und ging dann noch einmal nach draußen, um meine restlichen Sachen aus dem Auto zu holen.

Noah kam mir mit der Matratze entgegen, und als ich in seine Augen sah, hüpfte mein Herz aufgeregt. Er lächelte verschmitzt, und ich konnte nicht anders, als es ihm gleichzutun.

Mit der Bettwäsche unter dem Arm ging ich wenig später zurück ins Haus. Noah war schon wieder im Lastwagen und hievte Kisten auf die Laderampe.

Der Kaffee lief noch immer in die Glaskanne, also beschloss ich, gleich das Bett zu beziehen.

---ENDE DER LESEPROBE---