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Die 12-jährige Esme träumt davon, Journalistin zu werden. Ihr Cousin Igor ist ein Computerfreak. Zusammen managen sie die Schülerzeitung, immer auf der Suche nach einer abgefahrenen Story! Da kommen die drei Rollenspieler (Zauberer, Zwerg und Dieb), die nachts Botschaften austauschen, gerade recht. Esme beobachtet, wie sie eine Brücke in Brand stecken und im Hafen für Chaos sorgen. Dort liegt auch die Luxusyacht eines amerikanischen Millionärs vor Anker. Und eines Tages verschwindet seine kleine Tochter. Stecken die Rollenspieler dahinter?
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Veröffentlichungsjahr: 2012
© Vivi Vestergaard
Bodil El Jørgensen, geboren 1958, lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen. In Dänemark ist sie bekannt als Schauspielerin und Theaterregisseurin, aber auch als Kinderbuchautorin. Mit der Serie „Esme & Igor“ gewann sie den renommierten Wettbewerb um die beste Detektivgeschichte, ausgeschrieben von dem renommierten Verlag Gyldendal, unter Vorsitz des international bekannten Autors Bjarne Reuter.
Nachts, wenn die Stadt schläft, tauchen drei Rollenspieler – Zauberer, Zwerg und Dieb – auf und hinterlegen geheime Botschaften. Kurz darauf brennt eine Brücke, ein Zwerg wird vor dem Ertrinken gerettet und eine Millionärstochter verschwindet spurlos. Niemand scheint einen Zusammenhang zu sehen. Außer Esme & Igor!
Die Autorin bedankt sich bei Autorkontoen
des dänischen Schriftstellerverbands und
Kunstrådets Litteraturudvalg für die finanzielle
Unterstützung bei der Arbeit an diesem Buch.
Kaum hatte es zur großen Pause geklingelt, da stand ich auch schon vorm Büro unseres Rektors Jan Laursen und klopfte an die Tür. Er wolle mit mir sprechen, hatte man mir ausgerichtet.
Auf seinem Schreibtisch lag aufgeschlagen das nagelneue Heft unserer Schülerzeitung Inselstraße. Darauf war ich besonders stolz, denn das war die beste Ausgabe, die wir je gemacht hatten. Natürlich gab es darin die üblichen Artikel wie
Bei der Einschulung erneuter Läuseangriff
Themenwoche der fünften Klasse: Das Mittelalter
Ausflug der dritten Klasse in den Erlebnispark Regenwald Randers,
aber es gab außerdem auch noch …
»Esmeralda«, sagte Jan Laursen und deutete auf einen Stuhl, »setz dich.«
Ich setzte mich, dabei unterdrückte ich einen Seufzer. Esmeralda. Wie ich diesen Namen hasse. Klingt überhaupt nicht wie eine berühmte Journalistin. Mehr wie eine Kuchen backende Tante in einem Bilderbuch für Babys.
»Esme, nennen Sie mich doch einfach Esme«, murmelte ich.
»Äh, Esme.« Er lehnte sich vor. Der Blick, mit dem er mich ansah, sollte bestimmt pädagogisch sein. »Ich finde eure Schülerzeitungsinitiative sehr gut«, fuhr er freundlich fort. »Sogar mit Fotos und allem Drum und Dran. Und alles sehr gut zusammengestellt.«
»Das war Igor«, erläuterte ich. »Er ist super in Photoshop.«
»Ja, das sehe ich. Sehr schön, wirklich sehr, sehr schön. Aber so etwas wie das hier …«
Er deutete auf die Zeitung, direkt auf den Artikel über Sisse. Eine junge Frau mit einer komischen Frisur, die Igor und ich hinter dem Supermarkt Brugsen auf dem Hof getroffen hatten. Sie hatte dort im Abfallcontainer des Ladens gewühlt und Lebensmittel rausgeholt. Milch, Kohlköpfe, Negerküsse. Wir interviewten sie auf der Stelle für unsere Schülerzeitung, und obwohl sie so merkwürdig aussah, war sie total nett. Sie lebe von Weggeworfenem, das noch gut sei, hatte sie erklärt. Weil sie dagegen sei, dass Essen verschwendet wird, wenn überall auf der Welt Menschen hungern und …
Jan Laursen räusperte sich und klopfte mit seinem Zeigefinger auf den Text. »Das hier, finde ich, gehört nicht in eine Schülerzeitung«, sagte er.
Schibal! (Das ist Koreanisch und bedeutet »verflixt und zugenäht«.) Warum muss der sich einmischen?
»Wie bitte?«, rief ich empört. »Und warum nicht?«
Jan Laursen hob begütigend beide Hände. »Esme! Wenn die Zeitung auf dem Drucker der Schule ausgedruckt wird, muss sie auch Schulthemen behandeln. Und nicht alle möglichen anderen Sachen.«
Der Blick, mit dem er mich ansah, bedeutete: Das Gespräch ist beendet. Zum Glück fiel mir gerade noch etwas ein. Igor hatte es mir vor Kurzem gezeigt, als er wie immer vor seinem Computer hockte und ich wie immer in seinem Zimmer auf dem Fußboden lag und das Arhuser Abendblatt las.
Ich erhob mich vom Besucherstuhl und richtete mich zu voller Größe auf. Einhundertachtunddreißig Zentimeter. Mit Schuhen. Das entspricht in Nordeuropa haargenau der Durchschnittsgröße einer Neunjährigen. Bestens. Also wenn man neun Jahre alt ist. Nur wahnsinnig ärgerlich, wenn man demnächst zwölf wird. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Das ergab zwei Zentimeter mehr. So sah ich Jan Laursen wenigstens direkt in die Augen.
»Soll das heißen, dass Paragraph 77 für unsere Schülerzeitung nicht gilt?«, fragte ich. Igor war im Internet zufällig auf diesen Paragraphen 77 gestoßen. »Wenn du eine richtige Journalistin sein willst, musst du den kennen«, hatte er gesagt. Dann hatte er ihn vorgelesen.
»Äh … Paragraph 77?« Jan Laursen wirkte verblüfft.
»Ja. ›Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten‹«,erklärte ich hilfsbereit. »Wenn man in Dänemark wohnt, hat man ein Recht darauf, sagen und schreiben zu dürfen, was man will. Nennt man das nicht Meinungsfreiheit?«
»Mm, na ja, das nennt man so«, murmelte Jan Laursen. »Äh … du bist doch in der fünften Klasse, oder?«
»In der sechsten«, korrigierte ich und fuhr dann fort: »Wenn es in Dänemark Meinungsfreiheit gibt, warum dürfen wir dann in der Schülerzeitung nicht schreiben, was wir wollen?«
Jan Laursen lehnte sich zurück. Dabei wedelte er abwehrend mit beiden Händen. »Also, nun hör mal zu«, murmelte er. Er legte eine Denkpause ein.
Ich stellte mich wieder flach auf die Füße. Zwar wollte ich immer noch gern größer wirken, aber mir taten inzwischen die Zehen weh. Derweil sah ich Jan Laursen abwartend an. Er antwortete immer noch nicht. Stattdessen verschoben sich seine Mundwinkel widerstrebend zu einem kleinen Lächeln nach oben.
»Esmeralda!«, rief er plötzlich. »Also du bist … wirklich schon sehr weit …«
»Esme, nennen Sie mich einfach Esme«, wiederholte ich.
Stumm betrachtete er mich. Dann seufzte er und schüttelte den Kopf. »Zieh Leine«, sagte er und fing an, in irgendwelchen Papieren auf seinem Schreibtisch zu blättern. »Schreibt in der Zeitung, was ihr wollt. Aber etwas davon muss von der Schule handeln! Ansonsten … Und jetzt zisch ab!«
Hurra!
»Ich bekomme Ärger mit den Eltern«, rief mir Jan Laursen hinterher, als ich schon fast aus der Tür war. »Zwei Mütter haben wegen des Abfallartikels schon angerufen.«
Schnell machte ich die Tür hinter mir zu. In Gedanken war ich bereits bei den Themen der nächsten Nummer unserer Zeitung …
»Hihi.« Igor kicherte, als ich ihm auf dem Heimweg nach der Schule von meiner Unterhaltung mit unserem Rektor erzählte. »Da kannst du mal sehen. Wenn ich nicht so viel im Internet unterwegs wäre, dann wäre ich nie über diesen Paragraphen gestolpert. Und dann hättest du bei Jan Laursen nicht damit angeben können!«
Das musste ich zugeben, obwohl ich finde, dass Igor viel zu viel vor dem Bildschirm und an der Tastatur klebt.
»›Schreibt, was ihr wollt‹«, sagte ich und hob beide Hände. »So hat er das gesagt. Jetzt müssen wir nur noch was Gescheites finden.«
»Wie wäre es denn mit dem neuen Angebot an belegten Brötchen im Schulkiosk?«, zog Igor mich auf.
»Das ist nicht unbedingt das, woran ich dachte«, schnaubte ich. »Ich dachte mehr an …«
Also eigentlich wusste ich nicht genau, woran ich dachte. Na ja, irgendwie doch. An etwas Großes jedenfalls. Etwas Wichtiges. Etwas, bei dem es nicht nur um die Schule ging. Etwas, das von der Welt handelte.
In diesem Moment kamen wir am Supermarkt vorbei.
»Sollen wir mal schnell auf den Hof gehen und nachschauen?«, schlug ich vor.
Igor nickte, und so bogen wir in den Hinterhof ein, wo der Abfallcontainer des Supermarkts steht. Seit dem Interview mit Sisse hielten auch Igor und ich hier nach verwertbaren Lebensmitteln Ausschau.
Natürlich war es Igor, der die Luke des Containers öffnete und reinschaute. Ich kam nämlich nicht dran. Schibal! Warum bin ich nur so klein geraten? Igor ist mindestens anderthalb Köpfe größer als ich. Dabei sind in unserem Alter eigentlich die Mädchen größer als die Jungen.
»Äh, was ist das denn?«, rief Igor plötzlich überrascht.
»Was ist was?«, fragte ich.
Igor angelte nach etwas, doch das, was er da aus dem Container holte, waren keine Lebensmittel. Es war eine riesige weiße Sporttasche mit dem Adidas-Logo an der Seite.
»Was macht denn die da?«, fragte ich.
Igor zuckte die Achseln und wischte ein paar alte Salatblätter von der Tasche. Dann stellte er sie auf die Erde und zog den Reißverschluss auf.
Ich schaute rein. Ganz oben lag etwas Graues.
Igor fischte es heraus.
Gab es jetzt auch Strickpullis aus Draht?
»Bizarr«, murmelte ich. Das war derzeit mein Lieblingswort.
»Ein Kettenhemd!«, stellte Igor staunend fest. »Und sieh dir das an.«
Er zog etwas anderes Merkwürdiges aus der Tasche. Einen Helm mit einer Klappe, die man vor den Augen herablassen kann. Das nennt man Visier, glaube ich. Und einen blauen Mantel. Und einen Gürtel mit einer sehr schönen Schnalle. Und ein Schwert. Und ein vergoldetes Medaillon mit drei Buchstaben.
Alles war sehr schön gearbeitet.
»Wer schmeißt denn so was weg?«, grübelte ich.
»Vielleicht wurde die Tasche gestohlen«, meinte Igor. »Oder irgendwo vergessen. Jemand hat sich Portemonnaie und Handy geschnappt und den Rest weggeworfen.«
Ich nickte. Das klang einleuchtend. »Dann will sie der Besitzer bestimmt wiederhaben«, sagte ich.
Wir fingen an, den Inhalt der Tasche zu durchwühlen, es konnte ja sein, dass irgendwo ein Name und die Anschrift standen. Ganz unten in der Tasche fanden wir schließlich ein zusammengeknülltes Blatt Papier. Behutsam strich ich es glatt.
»Steht da was drauf?«, wollte Igor wissen.
»Ja«, antwortete ich. In altmodisch verschnörkelten Buchstaben stand da: Illynia 3. Dann las ich laut vor: »Dunkelheit hat sich über Illynia gesenkt, das Land hinter den Sturmbergen. Kaiser Angomar regiert das Land. Er betet den Dämonengott Furian an und hat mit seinem Heer aus Söldnern und Orks das friedliche Land erobert.«
»Ein Rollenspiel!«, unterbrach mich Igor. »Das ist ein Rollenspielszenario. Du kennst doch diese Rollenspiele. Dazu gehört zum Beispiel ein Spielmeister, der eine Geschichte vorgibt, von der aus man spielt und …«
»Danke, kleiner Igor, das weiß ich selbst.«
Igor deutete auf das Kostüm in der Tasche. »Das ist garantiert für ein Live-Rollenspiel.«
»Ein Live-Rollenspiel? Meinst du etwa diese Typen, die sonntags verkleidet draußen im Wald rumrennen und ihr Schwert schwingen?«
Igor nickte. Dann schauderte es ihn. Allein der Gedanke, freiwillig einen ganzen Sonntag lang draußen im Wald herumzulaufen, war zu viel für ihn.
»Ich könnte mir gut vorstellen, das mal auszuprobieren«, sagte ich, um ihn aufzuziehen. »Dann würde ich einen großen grünen Ork mit gewaltigen Hauzähnen spielen, der wild durch die Gegend rennt und die Leute mit einer Keule bedroht.«
Kopfschüttelnd betrachtete Igor mich.
Ich ignorierte ihn und las noch ein Stück weiter. Vielleicht fand sich ja etwas, das über den Besitzer der Tasche Auskunft gab.
Aber es ging im selben Stil weiter. Ich las etwas von »den Auserwählten«, die Illynia befreien sollten. Aber zuerst müssten sie aus dem Wirtshaus Zum durstigen Becher Nachschub an Bier, Brot und Silbermünzen besorgen. In der dritten Stunde nach Mitternacht würden sie zuschlagen …
»Sollten wir nicht bald mal nach Hause gehen?«, murmelte Igor.
Der Ärmste war nun schon fast eine Dreiviertelstunde im Freien. Wir stopften die Sachen wieder in die Tasche und nahmen sie mit.
»Was ist mit dem Medaillon?«, fragte ich, als wir vom Hof trabten.
»Was soll denn damit sein?«
»Da standen doch drei Buchstaben drauf, oder?«
»Ja«, bestätigte Igor, »da stand IRL.«
»Das könnten doch die ersten Buchstaben eines Namens sein«, überlegte ich. »Die könnten zum Beispiel für Igor Rainer Laursen stehen, oder so.«
»Möglich wär’s«, sagte Igor und zog die Pelzmütze tiefer über die Ohren.
Igor hasst es zu frieren. Und deshalb ist er immer so angezogen, als wollte er an einer Polarexpedition teilnehmen – und zwar vom Herbstanfang bis zum Mai. Er trägt eine gewaltige Pelzmütze, eine dicke Daunenjacke und eine Überziehhose. Also immer, wenn er rausgeht. Und rausgehen, das tut er nur dann, wenn es gar nicht anders geht. Er behauptet, er sei gegen frische Luft allergisch.
Das ist vielleicht ein bisschen eigen, aber ich bin daran gewöhnt. Ich kenne ihn, seit wir beide zur selben Krabbelgruppe in derselben Kinderkrippe Möwenweg gehörten – und dieselbe Sorte Windeln trugen.
Als wir zum Möwenweg 11 kamen, wo wir wohnen, war noch keiner zu Hause. Der Möwenweg Nummer 11 ist ein kleines Haus mit zwei Stockwerken, das so aussieht wie viele andere Häuser hier im Viertel.
Ich wohne mit meinem Vater Torbjörn und meinem kleinen Bruder Kalle im Erdgeschoss. Igor wohnt im ersten und zweiten Stock zusammen mit seinem Vater und seiner Mutter, die für Kalle und mich Tante Lizzie und Onkel Bjarne sind. Tante Lizzie ist nämlich die Schwester von unserem Vater. Weshalb Igor und ich Cousin und Cousine sind.
Igor stieg die Treppe nach oben, während ich kurz zu uns reinging. Ich wollte mir die Thermoskanne mit grünem Tee – meinem Lieblingstee – holen, den ich mir heute Morgen bereits gekocht hatte. Dann schnappte ich noch das Arhuser Abendblatt und stieg die Treppe zu Igor hinauf. Sein Zimmer liegt ganz oben unterm Dach und ist das gemütlichste im ganzen Haus.
Als ich nach oben kam, saß Igor natürlich vor dem Computer. Er hatte sich noch nicht mal die Zeit genommen, die Pelzmütze abzusetzen.
Ich ging zu ihm, zog ihm die Mütze vom Kopf und warf sie auf den Tisch. Nur um sicherzugehen, dass sein Gehirn nicht zu kochen anfing. Er bemerkte es kaum. Dann schenkte ich uns beiden einen Becher grünen Tee ein und legte mich mit der Zeitung auf den Fußboden. Von ganz weit weg hörte ich, dass die Haustür ging, und an den Stimmen erkannte ich Kalle und Torbjörn. Ich las trotzdem weiter, denn nun würde auch Onkel Bjarne bald heimkommen, mit Sicherheit den Kopf ins Zimmer stecken und fragen, ob nicht jemand seine Zeitung gesehen hätte.
Zufällig blieb mein Blick an einem Artikel mit einer ungewöhnlichen Überschrift hängen: »Schwimmender Traum im Hafen von Arhus«. Darunter stand:
In dieser Woche liegt die siebzehntgrößte Luxusyacht der Welt im Hafen von Arhus. Sie gehört dem amerikanischen Computer-Multimillionär A. Simonsky. Als sehr junger Mann hielt sich Simonsky zwei Jahre in Arhus auf. Dann zog er in die USA, wo er sein Millionenvermögen aufbaute. Jetzt ist er zurückgekommen, um alte Freunde zu besuchen. Simonsky wird von seiner neunjährigen Tochter begleitet. An Bord befindet sich zudem das 21-köpfige Personal, das sich um das Schiff, Herrn Simonsky und seine Tochter kümmert.
Bizarr!
Wie das wohl war, die Tochter eines Multimillionärs zu sein und durch die ganze Welt zu fahren, während man die ganze Zeit von 21 Menschen von vorne bis hinten bedient wurde? Das könnte doch die Leser unserer Schülerzeitung interessieren! Sollten wir vielleicht versuchen, ein Interview mit dieser Multimillionärstochter zu führen?
»Sieh mal«, unterbrach Igor meine Gedanken und deutete auf den Bildschirm.
Ich stand auf und stellte mich neben ihn. Er hatte die Homepage des Live-Rollenspielclubs Arhus aufgerufen.
»Da steht auch eine Nummer«, sagte Igor. »Warum rufen wir nicht einfach bei denen an und fragen, ob sie ein Mitglied haben, dessen Namen mit den Buchstaben IRL anfängt?«
Das war echt genial! Und ich hatte geglaubt, er klebe an so einem hirnlosen Ballerspiel. Sofort zog ich das Handy aus der Tasche und tippte die Nummer ein. Ein Mann namens Markus meldete sich.
»Ich checke sofort die Mitgliederliste«, sagte er hilfsbereit, nachdem ich ihn über die Zusammenhänge informiert hatte. »Ich rufe gleich wieder an.«
Fünf Minuten später klingelte mein Telefon. Markus. Sie hätten kein Mitglied mit den Anfangsbuchstaben IRL.
»Aber ihr könnt mit dem Kostüm zum Clubhaus kommen«, schlug er vor. »Morgen haben wir eine offene Werkstatt. Vielleicht erkenne ich es dann wieder.«
»Vielen Dank für die Hilfe«, sagte ich und steckte das Handy zurück in die Tasche. Dabei sah ich zufällig auf meine Armbanduhr. Es war fünf vor fünf. Mist! Ich hatte Kalle versprochen, um fünf mit ihm loszugehen, um seine Kaninchen zu füttern.
»Bis dann!«, rief ich Igor zu.
Igor antwortete nicht. Selbstversunken hing er vor dem Bildschirm und haute in die Tastatur. Diesmal war es ein Ballerspiel, das erkannte ich an den Tönen.
»Igor«, sagte ich schon an der Tür, »wenn du groß bist, wirst du ein Nerd.«
»Ich bin ein Nerd«, antwortete er. »Und darauf bin ich stolz.«
Kopfschüttelnd verließ ich sein Zimmer und sauste die Treppe nach unten.