Ein fast perfektes Spiel - Rolf Palm - E-Book
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Ein fast perfektes Spiel E-Book

Rolf Palm

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Beschreibung

So mitreißend wie „Ocean's Eleven“, so atemlos spannend wie „Money Heist“: Der Kriminalroman „Ein fast perfektes Spiel“ von Rolf Palm als eBook bei dotbooks. Oskar hat einen interessanten Beruf: An der Côte d’Azur hält er dem schüchternen Millionär Martin Somerset die Schmarotzer vom Leib – außer natürlich, es sind hübschen Models und Starlets. Eigentlich ein Traumjob, aber dann lernt er Nadine kennen, so gerissen wie schön. Der Playboy und das Partygirl schließen einen Pakt: Gemeinsam und mit allerhand Tricks wollen sie an das Geld der besseren Gesellschaft von Monte Carlo kommen. Man lebt ja nicht von Champagner und Austern allein! Doch ihr Erfolg ist nicht nur der Polizei, sondern bald auch der Mafia ein Dorn im Auge … Ein turbulenter Krimi, so leichtfüßig und elegant wie ein Sommer an der Riviera - Fans von Klüpfel & Kobrs „Die Unverbesserlichen“ werden begeistert sein! Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der heitere Frankreichkrimi „Ein fast perfektes Spiel“ von Rolf Palm. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 224

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Über dieses Buch:

Oskar hat einen interessanten Beruf: An der Côte d’Azur hält er dem schüchternen Millionär Martin Somerset die Schmarotzer vom Leib – außer natürlich, es sind hübsche Models und Starlets. Eigentlich ein Traumjob, aber dann lernt er Nadine kennen, so gerissen wie schön. Der Playboy und das Partygirl schließen einen Pakt: Gemeinsam und mit allerhand Tricks wollen sie an das Geld der besseren Gesellschaft von Monte Carlo kommen. Man lebt ja nicht von Champagner und Austern allein! Doch ihr Erfolg ist nicht nur der Polizei, sondern bald auch der Mafia ein Dorn im Auge …

Ein turbulenter Krimi – so leichtfüßig und elegant, als hätte Ian Fleming mit den Ocean’s Eleven einen Kriminalroman geschrieben!

Über den Autor:

Rolf Palm wurde 1932 in Köln geboren und arbeitete als Journalist auf allen Kontinenten. Nach einer Recherche im Fürstentum verliebte er sich in die Märchenstadt an der Côte d`Azur: Seit 1973 lebt er dort als freier Autor und kennt alle Geheimnisse der Schönen, der Reichen und der ganz schön Reichen.

Rolf Palm veröffentlichte bei dotbooks bereits den Roman »Die Glücksprinzessin«

Der Autor im Internet: www.facebook.com/rolf.palm1

***

eBook-Neuausgabe August 2017

Dieses Buch erschien bereits 1983 unter dem Titel »Das Phantom von Monte Carlo« bei Marion von Schröder Verlag GmbH.

Copyright © der Originalausgabe 1983 by Marion von Schröder Verlag GmbH, Düsseldorf

Copyright © der Neuausgabe 2017 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Sebastian Gora Photography

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95824-966-0

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

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***

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Rolf Palm

Ein fast perfektes Spiel

Ein Monte-Carlo-Krimi

dotbooks.

1. Kapitel Zwei tote Killer verraten ein Geheimnis

Der große Blonde mit dem offenen Hemd und dem Goldkettchen über der sonnengebräunten Brust packte den kurzsichtigen Herrn im Smoking an den samtenen Jackenrevers.

»Was dir fehlt, Martin, ist eine richtige Frau!« schrie Oskar. »Nicht wieder so eine von diesen Pißnelken, die sich albern kichernd auf deiner Yacht vernaschen lassen, bloß weil du sie alle mit Champagner vollaufen läßt!«

»Ich muß doch bitten, Oskar!« flüsterte Martin Somerset und blickte sich nervös um. Von der Terrasse des Hôtel de Paris, gleich neben dem marmorweiß angestrahlten Spielcasino, wehten ein paar Geigenklänge in den Park herüber und verloren sich zwischen den plätschernden Springbrunnen unter den hohen, uralten Palmen und den exotischen Luftwurzelbäumen.

»Was du wirklich brauchst«, fuhr Oskar ungerührt fort, »ist eine Frau, die dich so liebt, wie du bist.«

»Ach, Oskar …« sagte Martin und ließ den Kopf über seiner diamantbesetzten Smokingschleife hängen. Auf der Casinoterrasse spielten sie jetzt: »Was kann der Sigismund dafür, daß er so schön ist!« Oder so was Ähnliches.

»Eine Frau«, verfügte Oskar streng, »die vielleicht sogar ein paar Ideen hat, wie man all dein Geld endlich einmal vernünftig investiert.«

»Solche Frauen«, sagte Martin Somerset trotzig und versuchte mal wieder ebenso hochnäsig wie erfolglos, den genußfreudigen Mann von Welt zu spielen, »haben meistens keinen Busen und eine Nickelbrille auf der Nase.« Er ließ Oskar stehen und stapfte aufs Casino zu.

»Aber deine Filmsternchen und deine Fotomodelle!« rief Oskar wütend hinter ihm her. »Die nur mit dir ins Bett steigen, weil sie bei dir Kaviar löffelweise kriegen! Die machen dich glücklich?« Er holte neben Somerset auf. »Ach, Martin! Was bist du doch für ein armer Mensch!«

Somerset ließ Oskar stehen und stieg zwischen einem Rolls- Royce und einem De Tomaso Pantera die Freitreppe zum Casino hoch. Vom Hôtel de Paris torkelte ein großer Trunkenbold heran, der auf Dean Martin machte und links und rechts von zwei langhaarigen Wuschelblonden gestützt wurde, die beide wie Farah Fawcett- Major aus Drei Engel für Charlie aussahen. Der Trunkenbold grölte »Everybody loves somebody sometimes« vor sich hin, denn das spielte die Musik jetzt auf der Hotelterrasse.

Eine Kompanie Touristen entquoll einem Transeuropa-Bus (mit eingebauter Toilette) aus Wanne-Eickel, und ein paar füllige Muttchen hoben ihre Blitzlichtkameras und knipsten den Dean-Martin- Darsteller – offenbar Abonnentinnen der Zeitschrift Frau mit Seele, die zu einem Wettbewerb »Amateure schießen Prominente« aufgerufen hatte.

»Lieber noch eine Kiste Champagner als eine ganze Wanne Eickel!« rülpste der Dean Martin in die Objektive, woraufhin ein Tourist im Netzhemd abwinkte: »Schade um den Film – oder meint ihr vielleicht, der spricht auch im Privatleben mit deutscher Synchronstimme?«

Oskar drängte sich durch die Touristen und fand Somerset erst im großen Speisesaal des Casinos wieder. Der junge Millionär war immer noch erregt. Er legte Oskar die Hände auf die Schultern. Er schluckte heftig. »Hör zu, ich will dir etwas sagen. Aber nur dieses eine Mal. Und danach nie wieder. Du mußt es auch gleich wieder vergessen.«

»Machst du’s aber spannend!« sagte Oskar und starrte verlegen in die kurzsichtigen Augen in dem blassen Igelgesicht, das nun rot angelaufen war. »Also, was ist dein sehnlichster Wunsch im Leben?«

»Oskar – ich möchte so sein wie du. So aussehen wie du, so wirken wie du, soviel Talent zum Glücklichsein haben wie du.«

Oskar erstarrte. »Mensch, Martin!« lachte er. »Wenn das meine Mutter wüßte! Die hat nämlich nur ein kleines Milchgeschäft in Köln-Nippes. Aber nun sag ich dir, was mein sehnlichster Wunsch im Leben ist, Martin.«

»Kriegst du denn nicht alles, was du willst?« fragte Martin.

»Nee, mein Lieber. So viel Geld, wie du hast – das krieg ich nie!«

»Siehst du!« Martin hob den Zeigefinger wie ein Lehrer. »Deshalb müssen wir zwei auch Zusammenhalten. Ich mit meinem Geld und du mit deinem Charme – wir sind das ideale Gespann. Zusammen erobern wir alle Frauen der Welt!«

»Wenn du meinst, daß das für dich gut ist«, sagte Oskar und schüttelte den Kopf, »dann bitte!«

In diesem Augenblick sahen sie Nadine. Die hochgewachsene, elegante Frau mit den langen schwarzen Haaren und dem teuren Schmuck stand an einem Spieltisch schräg neben einem Herrn mit beginnender Stirnglatze, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Vor ihm lag ein halbes Dutzend Zettel mit Tabellen, Ausrechnungen und komplizierten Gleichungen – aber nur noch ein Jeton zu 1000 Francs. Die Frau blickte, den Mund zu einem ironischen Lächeln verzogen, auf ihn herab.

»Was für ein Weib!« flüsterte Martin Somerset. Wie so viele Männer mit Minderwertigkeitskomplexen fühlte er sich von einer souveränen, überlegenen, beherrschenden Frau sofort geheimnisvoll angezogen. »Kennst du sie?«

Oskar schüttelte den Kopf. »Nie gesehen. Aber den Mann kenne ich. Das ist Hubert Bellac, ein berühmter Systemspieler. In Deauville hat er einmal die Bank gesprengt. In Campione hat er Spielverbot. Wegen Bandenspiel. Gewinnt gigantisch, verliert maßlos.«

Bellac setzte seinen letzten Jeton auf Rot. Es kam Schwarz. Bellac stand auf. Er führte die schöne Frau ein paar Schritte zur Seite. Nun standen die beiden unmittelbar hinter Oskar und Martin.

»Gib mir deine Kette«, flüsterte Bellac. »An der Bar sitzt Morgan, der zahlt mir bestimmt 10000 Francs dafür.«

»Ich denke nicht daran!« sagte die Frau.

»Wenn ich nicht weiterspiele, können wir nicht mal das Hotel bezahlen. Und die Rechnung ist seit drei Tagen fällig.«

Die Frau zuckte nur die Schultern und wandte sich zum Gehen.

Bellac riß sie am Arm herum. »Deinen ganzen Schmuck hast du von mir!« zischte er. »Also gib schon her!«

Die Frau machte sich mit einer gelangweilten Geste von Bellacs Hand frei. »Geschenkt ist geschenkt«, sagte sie lächelnd. »Nichts geht mehr.«

»Gib mir wenigstens Geld für eine Flugkarte nach Paris!« Bellac verlegte sich jetzt aufs Betteln.

»Warum fährst du nicht per Anhalter?« Sie sah ihn mitleidlos aus ihren großen grünen Augen an.

»Als ich im Gewinnen war, bist du mir nachgelaufen wie ein Hündchen!« stieß Bellac hervor. »Aber jetzt …«

»Jetzt bist du ein Verlierer«, sagte die Frau. »Ich finde Verlierer erbärmlich.« Dann ließ sie ihn einfach stehen.

Oskar und Martin sahen sich vielsagend an. »Mann, ist das ein kaltes Biest«, stöhnte Oskar.

Martin hatte dem Wortwechsel nur eines entnommen: Die Frau war jetzt frei und suchte offensichtlich dringend einen neuen Begleiter. Die Faszination, die von ihr ausging, machte ihn völlig kritiklos. »Die schnappen wir uns jetzt«, sagte Martin. »Mach dich ran, Oskar. Ich stelle inzwischen ein paar Weichen …«

Oskar folgte der Frau zur Bar. Er setzte sich neben sie. Er spürte die Blicke einiger Neugieriger. Er wußte, was sie dachten: Wird der hübsche Blonde mit den breiten Schultern es schaffen, die schwarze Tigerin zu zähmen – oder ist er nur ein neues Opfer, das sich fressen lassen will? Aber das war ihm egal.

»Ich heiße Oskar und trinke Champagner«, eröffnete er das Spiel. »Und was ist mit Ihnen?«

»Ich heiße Nadine und trinke mit«, sagte sie. Ihr Lächeln traf ihn in die Magengrube wie ein Schweißbrenner. Das Grün in ihren Augen schimmerte jetzt tief und geheimnisvoll. Ihre sinnlichen Lippen waren feucht und versprachen heiße Nächte. Zynismus, Kälte, Überlegenheit – alles war verweht. War das noch die Frau von vorhin? Oskar spürte, wie sich ihre Netze um ihn legten, und er fühlte sich wohl darin. Sie redeten Belangloses und wußten beide, daß sie sich in Gedanken schon umarmten.

»Ich bin müde«, sagte Nadine. »Ich möchte jetzt gehen.«

»Ich begleite Sie zum Hotel«, sagte Oskar und stand auf. Er half ihr vom Barhocker und hielt ihren Körper einen Augenblick lang fest in seinen starken Armen.

»Gehen wir nun?« hörte er sie plötzlich sagen. Er wachte auf. Er hatte nicht gemerkt, daß aus dem Augenblick eine kleine Ewigkeit geworden war. Ein paar Leute an der Bar sahen sich bedeutungsvoll an und grinsten schon.

In der Hotelhalle, vor dem Empfang, zögerte Nadine. »Ich weiß nicht …« begann sie.

Oskar grinste. »Ich weiß alles«, sagte er. Ein paar Sekunden lang genoß er Nadines Unsicherheit. Nun hat sie Angst vor der Hotelrechnung, dachte er. Wie hübsch, daß auch solch eine Frau einmal ihre Selbstsicherheit verlieren kann. Das macht sie sehr liebenswert. Man müßte ihr viel öfter Angst machen.

»Vielleicht …« nahm sie einen neuen Anlauf.

Der Portier kam auf sie zu. Nadines Augen wurden schmal. »Ihr Schlüssel, Madame de Stainville«, sagte der Portier. »Sie haben jetzt 412. Das ständige Appartement von Mister Somerset. Wir haben Ihre Sachen schon dorthin gebracht.«

»Aber …« Nadine machte große Augen.

»Ach ja«, sagte der Portier. »Die Quittung über die Restsumme für das Zimmer, das Sie bisher hatten. Bitteschön. Monsieur Bellac hat sein Gepäck bereits abgeholt. Mister Somerset hat alles geregelt. Weiterhin angenehmen Aufenthalt, Madame.«

Nadine sah Oskar lauernd an. »Ich dachte, Sie heißen Oskar? Wer ist Somerset?«

»Das erkläre ich Ihnen später«, lachte er, nahm sie beim Arm und trat mit ihr in den Lift.

Da sie schon im Aufzug wie reißende Tiere übereinander herfielen, kam Oskar in dieser Nacht nicht mehr dazu, ihr etwas zu erklären.

Das war allerdings ein Fehler.

»Wann kommt sie?« fragte Martin, als Oskar – kurz bevor hinter dem Cap St. Martin die Sonne rotglühend aus dem Meer stieg – die Yacht betrat. Martin stand an der Reling. Er war die ganze Nacht aufgeblieben. In den Hollywoodschaukeln und den Deckstühlen schmusten noch einige Pärchen, die von der Party am Vorabend übriggeblieben waren.

»Vielleicht heute abend«, sagte Oskar ausweichend. Dann log er tapfer weiter: »Sie war in schlechter Stimmung. Sie hat mir ihr ganzes Schicksal erzählt. Sie leidet sehr unter der Trennung von Bellac. Man muß ihr Zeit lassen.«

Martin sah ihn durchdringend an. »Als Seelentröster kenn ich dich eigentlich weniger«, sagte er.

»Ich arbeite eben mit allen Mitteln«, lachte Oskar. Er spürte, daß sein Lachen einen falschen Klang hatte. Mein Gott, dachte er, ich kann lügen, ohne rot zu werden. Aber Martin ist wirklich ein armes Schwein, jetzt hau sogar ich ihn in die Pfanne. »Deine Idee, Bellacs Rechnung zu bezahlen und Nadine dein Luxusappartement zu geben, hat Wunder gewirkt«, sagte er. »Wirklich ein Wunder.«

Dann wandte er sich schnell ab, ging in seine Kabine und kippte noch einen vierstöckigen Whisky, bevor er sich ausgepowert schlafen legte.

Am nächsten Abend passierte es dann. Martin Somerset war mit seinem Riesengefolge von Schmarotzern und Trittbrettfahrern, mit seinen Partygirls und Urlaubsabenteuerinnen ins Le Pirat gezogen. Eigentlich nur ein Strandrestaurant, ist Le Pirat mit seinen Strauchhütten, seinen offenen Grillfeuern und seinen von Tisch zu Tisch durch den Park ziehenden Musikanten ein Lieblingsspielplatz des Jet-sets an der Riviera. Oskar wußte, daß Martin dieses Fest eigentlich nur für Nadine gab. Deshalb hielt er sich auch, so gut es ging, von Nadine fern.

Es ging aber nicht so gut. Wenn er mit anderen Mädchen tanzte, holte sie ihn weg. Wenn er mit anderen Cliquen trank, setzte sie sich ihm auf den Schoß. Als er zum Strand lief und in die Bucht hinausschwamm, riß sie sich die Kleider vom Leib und sprang splitternackt hinter ihm her. Martin hatte kaum eine Chance. Sie sah Martin überhaupt nicht.

Und dann kam, was kommen mußte. Oskar sah Nadine in einer Hollywoodschaukel sitzen – und Martin saß neben ihr. Oskar schlich heran und verbarg sich hinter einem riesigen Kakteenstrauch. Durch das Gelächter und die Musik drangen ihre Stimmen zu ihm hin.

»Ich hab mich noch nie darum gekümmert, wer meine Appartements bezahlt«, hörte er Nadine lachen.

»Aber ich habe Sie eingeladen, weil ich rettungslos in Sie verliebt bin.« Das war jetzt Martins Stimme. Ziemlich gepreßt und fiebrig, wie es Oskar schien. Er macht wieder alles falsch, der arme Junge, dachte Oskar. Warum muß er auch zu einer Frau wie Nadine gleich von Liebe reden.

»Pech für Sie«, lachte Nadine. »Mein Typ sind Sie überhaupt nicht.«

»Vielleicht gewöhnen Sie sich noch an mich«, sagte Martin hoffnungsvoll. »Sie können mein Appartement haben, solange Sie wollen. Bis Sie sich an mich gewöhnt haben.«

»Solange das Wetter schön ist, will ich’s gern versuchen«, sagte Nadine kokett.

»Dann zeigen Sie mir jetzt einmal ihre Brüste«, sagte Martin und verschluckte sich dabei fast. Oskar hielt die Luft an.

»Und dann?«

»Nichts. Nur mal zum Anschauen. Mehr will ich gar nicht.«

Nicht zu fassen, dachte Oskar hinter seinem Kakteenstrauch. Der Junge hat aber auch überhaupt nichts von mir gelernt.

»Das ist mir zu wenig«, sagte Nadine. »Eine Frau wie mich kriegt man entweder ganz oder gar nicht.«

»Aber ich möchte doch nur …« Martin war von rührender Naivität.

»Im Augenblick langweilen Sie mich entsetzlich«, sagte Nadine und stand auf. »Versuchen Sie doch mal, ob Sie mich kriegen!« Sie lief ihm durch den Park von Le Pirat davon, zu den Parkplätzen, wo die Rolls-Royce, die Cadillacs und die schnellen, offenen Sportwagen standen.

»Nadine! Nadine!« rief Martin flehend hinter ihr. Dann begann auch er zu laufen.

Oskar schnitt ihm den Weg ab. Bevor er noch ein Wort sagen konnte, drückte Martin ihm ein paar Autoschlüssel in die Hand. »Schnell! Sie haut ab! Hol sie ein! Nimm den Maserati!«

Nadine hatte inzwischen einen offenen Triumph gefunden, in dem die Schlüssel steckten. Mit quietschenden Reifen raste sie davon. Oskar warf den Maserati an und fetzte hinter ihr her.

Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit brauste Nadine nach Monte Carlo hinein, schleuderte um das Rondell vorm Casino, als wäre sie im »Grand Prix«-Rennen, preschte zum Hafen hinunter und auf der anderen Seite wieder zum Fürstentum hinaus. Oskar gab Gas, daß die Polizisten hinter ihm her pfiffen, kümmerte sich aber nicht darum, weil er wußte, daß die monegassische Polizei außerhalb des anderthalb Quadratkilometer großen Fürstentums keine Amtsbefugnisse hatte.

Hinter dem Cap d’Ail holte er Nadine fast ein. Aber auf der schmalen, gewundenen Küstenstraße hatte sie es mit dem kleineren Wagen leichter. Beaulieu war um diese Nachtstunde fast menschenleer. Von den dunklen Häuserwänden dröhnte das Auspuffecho auf ihn zurück. Als sich vor Villefranche die Straße noch mehr verengte, spürte Oskar den Schweiß in Strömen über seine Schulter rinnen. Das Mädel ist wahnsinnig, dachte er. Wenn uns jemand entgegenkommt, sind wir alle im Eimer. Dann drückte er das Gaspedal voll durch.

Der Lichtschein des entgegenkommenden Wagens riß die steilen Felswände auf der rechten Straßenseite nur für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Dunkel. Nadines Bremslichter zuckten grell auf. Aber dann war die Straße vor Nadines Wagen plötzlich wieder ganz leer.

Oskar schleuderte mit kreischenden Bremsen an Nadines Triumph heran. Dreißig Zentimeter hinter ihr kam er zum Stehen. Mit schlotternden Knien stieg er aus. Als er neben dem Triumph stand, mußte er sich an der Windschutzscheibe festhalten. Nadine starrte ihm mit totenbleichem Gesicht entgegen.

»Wie geht’s?« fragte er.

»Sie sind weg«, sagte sie. »Einfach verschwunden. Sie haben mich ganz kurz gestreift, es hat ein bißchen geknirscht, und als ich hinter mich sah, war niemand mehr da.«

Oskar blickte in die Richtung, aus der er gekommen war. Wortlos ging er die Straße zurück. Dann sah er es. Die Bremsspuren führten nach rechts hinaus. Da unten aber waren der felsige Strand und das Meer.

Nadine stand neben ihm. »Hier über die Leitplanke?« fragte sie. Ihre Stimme war kühl wie meistens.

Oskar nickte. »Er liegt auf dem Dach. Ein amerikanischer Wagen.«

Sie gingen zurück, stellten die Wagen ein Stück weiter am Straßenrand ab und suchten sich eine Stelle, wo man zum Strand hinunterklettern konnte.

Als sie vor dem abgestürzten Mustang standen, sahen sie, daß zwei Männer darin lagen, die sich nicht mehr rührten.

»Leuchte mir mal mit der Taschenlampe«, sagte er zu Nadine. Mit einem Stein schlug er ein paar steckengebliebene Glasscherben aus den Fenstern, dann zwängte er sich ins Wageninnere. Er griff den Männern nach den Händen, aber da ging kein Puls mehr. Er faßte ihnen in die Jackentaschen und holte bei dem einen einen dicken Briefumschlag heraus. Das fühlte sich nach Geld an. Er reichte Nadine den Umschlag hinaus. »Zähl mal nach«, sagte er.

Dann weckten zwei längliche Koffer seine Neugier. Er zog sie aus dem Wrack heraus und öffnete die Schlösser. Nadine leuchtete mit der Lampe hinein.

»Gewehre«, sagte Nadine.

»Das seh ich auch«, gab Oskar zurück, »aber was ist das?«

Da waren noch zwei längliche Etuis. Er öffnete auch sie, und dann stieg ein beklemmender Verdacht in ihm hoch. »Zielfernrohre. Gewehre und Zielfernrohre und …«

»… und 10000 Dollar«, sagte Nadine, die inzwischen mit dem Zählen fertig war.

»Wenn wir in einem Kriminalfilm wären«, überlegte Oskar, »würde ich sagen: zwei Berufskiller, die ein Attentat vorhatten.«

»Wir sind in einem Kriminalfilm«, sagte Nadine schroff. »Und das ist unser Glück. Wenn wir jetzt richtig handeln, merkt niemand; daß wir an dem Unfall schuld sind. Killern weint keiner eine Träne nach.«

»Ob sie wirklich jemanden umbringen wollten?« sagte Oskar und tauchte wieder ins Wrack. Diesmal kam er mit zwei Pässen und einem Notizbuch hervor.

»Amerikanische Pässe«, erkannte Nadine. »Und dieses Notizbuch …« Sie leuchtete die Seiten ab. Plötzlich schrie sie auf: »Frank d’Arcy! Das ist der reiche Waffenhändler, der in Monte Carlo lebt! Hier steht alles über ihn drin! Wie er aussieht, was er trinkt, wo er täglich hingeht, alle seine Lebensgewohnheiten – Mensch, Oskar, hinter dem also waren sie her! Das ist eine Menge Geld wert. D’Arcy wiegt uns dafür mit Gold auf!«

»Laß bloß die Finger davon«, sagte Oskar. »An so was verbrennt man sich die Nasenspitze.«

»Hast du Angst, Bübchen?« Nadines Augen funkelten gefährlich. »Stell dir doch nur mal vor …«

»Ich stell mir nur vor, daß wir hier so schnell wie möglich abhauen!« fuhr Oskar dazwischen.

»Aber die Gewehre und die Pässe nehmen wir mit. Je schwieriger die beiden zu identifizieren sind, um so sicherer sind wir.«

»Und der Wagen?«

»Da gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit«, sagte Nadine langsam. »Hol die Reservekanister aus unseren Wagen.«

In den Zeitungen stand am übernächsten Tag, daß aus ungeklärten Gründen ein Wagen von der Fahrbahn abgekommen und beim Aufschlag auf das felsige Ufer in Brand geraten wäre. Und die beiden Insassen hätten bis jetzt noch nicht identifiziert werden können. In den Wochen danach hieß es immer mal wieder, daß der rätselhafte Unfall weiter ungeklärt bliebe, da bei der Polizei keine brauchbaren Vermißtenmeldungen eingegangen seien. Allmählich geriet der Vorfall in Vergessenheit.

»Und ich sage dir, wir hätten doch diesen Mister d’Arcy anzapfen sollen. Der hätte uns bestimmt ein paar tausend Dollar für den Tip gegeben. Die könnten wir jetzt gut gebrauchen!«

Nadine lag nackt auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und ließ sich von Oskar einölen. Sie schnurrte unter seinen Händen wie eine Katze.

»Bloß weil du gestern wieder alles verspielt hast«, sagte Oskar und begann, die Innenseiten ihrer Oberschenkel zu bearbeiten.

»Was meinst du, was der Kerl gesagt hätte? Vielen Dank für den Hinweis, aber da die Killer tot sind, besteht wohl keine Gefahr mehr. Nadine, eine Warnung vor einer Gefahr, die nicht mehr besteht, ist überhaupt nichts wert.«

»Wir könnten so tun, als bestünde die Gefahr immer noch«, spann Nadine weiter und begann, ihre Hüften zu bewegen.

»D’Arcy ist mir einfach zu gefährlich. Das ist eine Branche, in der niemand lange lebt. Mit solchen Leuten will ich nicht in die Mühle geraten.«

»Dann«, sagte Nadine und spreizte unter Oskars Griffen langsam die Schenkel, »dann warnen wir eben einfach jemanden, der nicht so gefährlichen Umgang hat.«

»Warnen? Wovor?« Oskar hielt verständnislos inne.

»Mach weiter und nimm noch mal tüchtig Öl«, sagte Nadine. »Wir warnen Leute vor Attentaten, Überfällen, Entführungen, was weiß ich. Und lassen uns hoch dafür bezahlen. Ein todsicheres Geschäft. Kein Risiko, keine Unkosten. Und Opfer gibt’s in Monte Carlo genug.«

»Also, ich weiß nicht«, zögerte Oskar.

Aber Nadine war schon Feuer und Flamme. »Wir machen eine Liste. Zuerst nehmen wir den Spielzeugmillionär Dumont, der hat eine minderjährige Geliebte, und wenn man behauptet, sie solle entführt werden, zahlt der alles. Dann nehmen wir die alte Zementmillionärswitwe Rougemont, die hat einen Enkel, der geht immer auf Rauschgiftparties. Wir behaupten, er soll dort entführt werden, und vor dem Skandal hat die Alte mehr Angst als vor der Entführung selbst. Ach, Oskar, wir werden reich, wir machen Millionen! Millionen! Millionen!«

Geld, das hatte Oskar schon lange gemerkt, wirkte auf Nadine immer so erregend wie ein Aphrodisiakum. Die Aussicht auf Millionen machte Nadine jetzt richtig scharf. Sie warf sich auf den Rücken und flüsterte: »Und nun einmal von vorne bitte, Oskar. Aber Öl brauchst du jetzt nicht mehr …«

2. Kapitel Das Phantom schlägt unheimlich zu

Das Kanönchen machte »bum«. Ein graues Rauchwölkchen hüllte die Artilleristen ein. Die Bleikugel surrte über die Eisenbahnlinien hinweg. Auf dem Turm der Burg gegenüber verloren die Verteidiger ihr Gleichgewicht. Mitsamt ihrem Fahnenträger stürzten sie über die Zinnen. Scheppernd prallten sie zwischen den Pfannen und Töpfen der Küche am Fuß der Burg auf.

»Volltreffer!« schrie Gaston Dumont und schlug sich auf die fetten Schenkel. Er lachte, daß alle Fettfalten seiner 250 Pfund Lebendgewicht zitterten. Er lachte, bis sein rundes Apfelgesicht rot anlief und das Champagnerglas in der anderen Hand überschwappte.

»Ist das nicht alles herrlich echt!« schrie Gaston. »Noch eine Flasche Champagner! Jean, wo bleibst du? Champagner!«

Mit einer tiefen Verbeugung und einer neuen Flasche näherte sich der Butler seinem Herrn.

Wenn Gaston Dumont zwischen seinen Eisenbahnen, Bleisoldaten, Puppenküchen und Pipipuppen auf dem Boden saß, war er glücklich. Gaston Dumont war einer der größten Spielzeugfabrikanten Europas. Er war nicht nur 250 Pfund, sondern auch 250 Millionen schwer. Die Kanonen, die wirklich schießen konnten, und Puppen, die echte Tränen weinen und richtig die Windeln naß machen konnten, würden der Schlager der nächsten Spielzeugmesse von Paris sein. Und wenn die Buben und Mädchen so viel Spaß daran haben würden, wie an diesem Abend das Kind in dem beschwipsten Mann Gaston Dumont, dann waren neue Millionenumsätze sicher.

Dumont hielt das Champagnerglas hoch. Der Butler schenkte ein. Da klingelte das Telefon.

Butler Jean griff nach dem goldenen Apparat, der neben dem Stellwerk der elektrischen Eisenbahn stand.

»Ein Herr, der seinen Namen nicht nennen will«, sagte der Butler. »Aber es sei eine Sache von Leben und Tod.«

Dumont war gut gelaunt. »Geben Sie schon her«, sagte er und riß dem Butler den Hörer aus der Hand.

Butler Jean hielt die Schnur hoch, damit die elektrische Eisenbahn hindernisfrei ihre Runden weiterdrehen konnte.

»Was fällt Ihnen ein, mit vollem Mund zu reden!« krähte Dumont in den Apparat. Die goldene Muschel lief matt an unter seinem alkoholisierten Atem.

»Reine Vorsichtsmaßnahme«, sagte eine von belegten Brötchen belegte Stimme. »Damit Sie mich niemals wiedererkennen. Es geht um Leben und Tod. Genauer gesagt, um das Leben von Mademoiselle Gallifet.«

Dumont schluckte. Wer zum Teufel war der Unbekannte, der den Namen seiner heimlichen Geliebten kannte, die zwar nur halb so alt wie seine Tochter war, aber doppelt soviel Busen hatte?

»Mein Name«, sagte der Unbekannte vollmundig kauend, »tut nichts zur Sache. Ich habe zufällig von einem Komplott erfahren, das gegen Mademoiselle Gallifet gerichtet ist. Genauer gesagt: gegen Sie. Man will Mireille entführen. Dann will man Sie erpressen. Man rechnet sich aus, daß Sie jeden Preis zahlen. Denn Sie wollen ja sicher verhindern, daß die Öffentlichkeit erfährt, wie Sie Ihre Frau mit einem minderjährigen Nüttchen betrügen. Schon deshalb, weil Frankreichs anständige Mütter dann ihren Kindern kein Dumont- Spielzeug mehr kaufen würden.«

»Sind Sie …« Dumont stieß heftig auf. Die Flasche Champagner, die er schon intus hatte, meldete sich, mit Magensäure angereichert, zurück. »Sind Sie der Entführer?«

Dumont hörte, wie der Unbekannte ein knackiges Stück Brot abbiß. »Was essen Sie da?« sagte er tonlos.

»Weißbrot mit Kaviar«, sagte murmelnd der Unbekannte. »Den Kaviar gewissermaßen auf Vorschuß. Denn ich denke mir, daß Ihnen die Warnung eine Menge wert ist.«

»Schalten Sie doch die verdammte Eisenbahn aus!« schrie Monsieur Gaston.

»Wie bitte?« sagte der Unbekannte.

»Ich meine den Butler«, keuchte Dumont.

Der Butler machte sich am Schaltpult zu schaffen. Er drückte die falschen Hebel. Die Eisenbahnen jagten mit überhöhter Geschwindigkeit über das Schienennetz. Auf der Kreuzung krachten sie ineinander. Die Wagen purzelten in die Artilleriestellung und in die Puppenküche.

»Eine Katastrophe!« stöhnte Dumont. »Das wird Tote geben.«

»Sie können es verhindern«, sagte der Unbekannte. »Ich bin bereit, Ihnen den Entführungsplan zu enthüllen. Aber nur, wenn das Honorar angemessen ist.«

»Was soll ich denn tun?« jammerte Dumont.

»Es ist ganz einfach«, sagte der Butler. »Entweder heben wir die entgleisten Wagen mit dem Kran wieder auf die Schienen – oder aber ich mache es mit der Hand.« Der Butler begann, seine weißen Handschuhe auszuziehen.

»Idiot!« schrie Dumont.

»So lasse ich nicht mit mir reden«, sagte der Unbekannte.

»Entschuldigen Sie«, rülpste Dumont kleinlaut. »Ich bin ruiniert. Nennen Sie ihren Preis.«