Ein grausamer Pakt - Ulrike Hildebrandt - E-Book

Ein grausamer Pakt E-Book

Ulrike Hildebrandt

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Beschreibung

Dr. Ruprecht Arndt, Psychologe und Kriminologe, kann nicht glauben, was er von seiner kleinen Patientin Laura erfährt. Er wendet sich an die Polizei und arbeitet mit ihr zusammen. Die Beamten rollen Ermittlungen zu einem Unfall auf, der vor einiger Zeit geschehen ist. Hat Lauras Mutter Liane ihren Ehemann getötet? Wenn ja, dann wie? Erst gibt es nur Indizien, aber dann werden Tagebücher gefunden. Lauras Onkel Frank ist verschwunden. Hat er seiner Schwester geholfen? Es tauchen viele Fragen auf. Gibt es eine Lösung?

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Ein grausamer Pakt

Ein Buch aus dem Buchwerk Verlag

1. Auflage, erschienen 1-2017

Umschlaggestaltung, Layout, Druck: Buchwerk Verlag

Titelfoto: © Karin & Uwe Annas - fotolia.com

Text: Ulrike Hildebrandt und Dr. Ramiro Annas

ISBN (E-Book): 978-3-96229-941-5

Copyright ©

Buchwerk Verlag

Inh.: Manfred Schenk KG, Klosterstr. 1, 41363 Jüchen

Persönlich haftender Gesellschafter: Manfred Schenk

www.buchwerk-verlag.de

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Gewissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandenen Unrichtigkeiten.

Ein grausamer Pakt

Ulrike Hildebrandt und Dr. Ramiro Annas

Der Psychologe Dr. Arndt kann nicht glauben, was er von seiner kleinen Patientin erfährt. Er wendet sich an die Polizei, und nach und nach wird eine grausame Geschichte aufgedeckt.

Kapitel 1

Es war ein warmer Frühlingstag, und ich wollte eigentlich mal wieder am Rhein spazieren gehen. Doch jetzt saß ich in meiner Praxis und sah mir mit großem Interesse mehrere Kinderzeichnungen an. Hiermit hatte alles angefangen. Eine unglaubliche Geschichte....

Auf einer Tagung zum Thema „Adoption“ war ich vor Kurzem mit dem Grundschulrektor eines Internats in der Nähe von Köln ins Gespräch gekommen. Ich bin Psychologe und Kriminologe, und deshalb hatte er mich um Hilfe gebeten. Gezeichnet worden waren die Bilder von einem achtjährigen Mädchen. Eine Zeichnung sah wie die andere aus.

Es ist schwierig, Kinderzeichnungen zu analysieren. Bei Kindern denkt man immer zuerst an sexuellen Missbrauch. Aber Kinderzeichnungen können genauso gut auf Misshandlung, Vernachlässigung oder auf etwas ganz Anderes hinweisen.

Auf diesen Bildern waren zwei Motorräder und drei Personen zu sehen. Zwei von ihnen saßen auf einem Motorrad. In der Motorradtasche saß ein kleiner Hund. Eine Person lag neben einem liegenden Motorrad. Das sah nach einem Unfall aus. Mehr konnte ich zunächst nicht erkennen. Neben das liegende Motorrad hatte die Kleine eine Art Schlaufe gezeichnet. Die konnte ich aber nicht einordnen.

Zwei Tage später, an einem Mittwoch, hatte ich einen Termin in der Schule, um das Mädchen kennenzulernen. Laura, so hieß die Kleine, kam vorsichtig mit dem Rektor, Herrn Dietrich, in das Zimmer, in dem wir uns treffen sollten. Sie sah mich ängstlich an, setzte sich aber zu mir an den Tisch und rutschte unruhig hin und her. „Ich heiße Ruprecht“, stellte ich mich vor. „Und wie heißt du?“ „Laura“, antwortete sie ganz leise. Allerdings schaute sie mich dabei nicht an. Ich erklärte ihr, dass ich mich gerne mit ihr unterhalten würde und, wenn sie Lust hätte, auch mit ihr spielen würde. Wir kamen langsam ins Gespräch und verabredeten uns für den nächsten Freitag zum Spielen.

Laura fasste nach und nach Vertrauen zu mir. Nach einigen Treffen fragte ich sie, ob sie gerne ihre Familie zeichnen wolle. Sie zeichnete ihren Vater in die linke Ecke des Bildes, ihre Mutter in die rechte, den kleinen Bruder, ein Baby, neben die Mutter und sich selbst weit entfernt von den anderen, aber am nächsten beim Vater. Auf meine Frage, warum sie sich so weit entfernt von den anderen gezeichnet habe, antwortete sie: „Ich bin ganz alleine. Meine Mama liebt mich nicht. Keiner hat mich lieb.“

Ein anderes Mal sah ich mir mit ihr die Bildergeschichte vom kleinen Hund Blacky an.

Zu den Bildern meinte sie: „Die Hundemutter liebt ihr Kind nicht. Die guckt weg, wenn es trinkt. Der Hundegott schimpft mit Blacky, weil er ein Geheimnis erzählt hat. Blacky ist traurig.“

Einmal sollte Laura sich selber zeichnen. Sie zeichnete ein trauriges Mädchen und auf einem anderen Blatt einen kleinen traurigen Jungen. Auf meine Frage, wer der Junge sei, sagte sie: „Das ist mein Papa. Er ist traurig, weil meine Mama ihn totgemacht hat.“

Ich fragte: „Warum?“ aber sie gab keine Antwort. Für diesen Tag beendete ich das Treffen.

Dass der Vater einen Motorradunfall hatte und gestorben war, hatte mir Herr Dietrich inzwischen gesagt. Auch, dass Laura immer weine, wenn sie am Wochenende nach Hause fahren müsse. Wir konnten uns aber nicht erklären, was Laura erlebt hatte.

Nachdem wir uns ungefähr vier Monate kannten, weinte sie nicht mehr, wenn sie nach Hause fuhr. Das war der Zeitpunkt, an dem sie das erste Mal den Tod ihres Vaters erwähnt hatte. „Papa ist traurig, weil meine Mama ihn totgemacht hat.“ Dieser Satz ging mir immer durch den Kopf. Irgendetwas Schlimmes musste passiert sein, es schien das Kind verstört zu haben.

Beieinemunserer nächsten Treffen legte ich alle Zeichnungen, die sie angefertigt hatte, auf den Tisch. Ich sagte ihr, dass mir alle Bilder gut gefielen, aber ich würde gerne wissen, was die Motorradbilder zeigten. Sie antwortete: „Ich möchte es dir sagen, aber ich kann nicht.“

Plötzlich fing sie an zu weinen. Ich versuchte sie zu beruhigen: „Ich helfe dir. Wie heißt denn der kleine Hund?“ „Das ist Pepito“, erklärte sie. „Der ist immer hinten in der Tasche eingequetscht. Das ist doof, aber der Kopf guckt raus, und dann kann er uns alle sehen. Da war mein Bruder auch schon drin. Papa liegt im Graben. Er bewegt sich nicht. Das Seil war um seinen Hals. Das hat Mama gemacht.“ Laura saß ganz ruhig da, aber nach einer Weile redete sie weiter: „Mama ist runter gelaufen. Sie war ganz lange weg. Ich habe geweint. Dann hat Mama die Polizei angerufen und den Krankenwagen und die Feuerwehr und den ADAC. Alle waren sie da. Papa war dann im Krankenwagen. Dann war er weg. Ich habe ihn nie mehr wiedergesehen. Ein Polizist hat mich und Pepito nach Hause gefahren. Da war aber keiner, und wir mussten zu Frau Hartung. Die wohnt bei uns nebenan. Jan war ja auch da. Mama ist nicht gekommen.“ Jan ist ihr zweijähriger Bruder.

Jetzt war Laura außer Atem und müde vom Erzählen, und wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Mal.

Ich konnte es nicht fassen und war ziemlich erschüttert. Ich musste erst mal in Ruhe über alles nachdenken. War die „Schlaufe“, die Laura neben das Motorrad gezeichnet hatte, ein Seil? Aber wie kann man einen Menschen mit einem Seil töten, wenn er auf einem Motorrad sitzt?

Am nächsten Tag informierte ich Herrn Dietrich, und wir waren beide der Meinung, dass Laura einen Mord gesehen hatte, den Mord an ihrem Vater, begangen von ihrer Mutter. Wie die Mutter es genau gemacht hatte, war uns allerdings unklar.

Beim nächsten Treffen mit Laura legte ich noch mal alle Motorradzeichnungen auf den Tisch. Da fing sie auch schon an, zu erzählen: „Einmal waren wir in einem Garten. Da waren viele Blumen und Leute. Und eine Kiste. Die kam in ein Loch. Dann bin ich ins Internat gekommen. Mama wollte mich nicht mehr haben.“

Was musste dieses kleine Mädchen verkraften? Seit dem Tod des Vaters waren ca. zwei Jahre verstrichen, und bisher konnte sie mit niemanden darüber reden.

Ich führte noch mal ein langes Gespräch mit dem Rektor, der Frau Richter, die Klassenlehrerin dazu gebeten hatte. Als sie hörte, was Laura mir erzählt hatte, kämpfte sie mit den Tränen und war kaum zu beruhigen. Wir waren alle drei der Meinung, dass die Polizei eingeschaltet werden müsse. Das nahmen wir uns sofort für den nächsten Tag vor.

Kapitel 2

Vor dem Polizeipräsidium Köln im Stadtteil Kalk, traf ich Herrn Dietrich. Es regnete in Strömen. Das passte genau zu unserer gedrückten Stimmung. Herr Dietrich hatte uns schon angemeldet. Er kannte einen Kriminalbeamten, der uns im Eingangsbereich abholte. Herr Dietrich war ziemlich aufgeregt und wollte sofort alles erzählen nachdem wir uns gesetzt hatten.

Der Beamte, Herr Eisenhardt, meinte: „Mal langsam, wie wär’s erst mal mit ’em Täsken Kaffee?“ Aha, er kam aus dem Ruhrgebiet. Wir stimmten zu, und er goss den Kaffee ein. Nun bat er Herrn Dietrich, ob er langsam und der Reihe nach erzählen könne, was passiert sei. Nachdem sowohl Herr Dietrich als auch ich alles, was wir von Laura wussten, berichtet hatten, meinte der Beamte: „Gut, dass Sie zu uns gekommen sind. Das hört sich alles ziemlich mysteriös an. Ich erinnere mich, dass Kollegen von mir vor einiger Zeit von einem Unfall berichteten, bei dem ihnen manches komisch vorkam. Ich ruf mal eben nebenan an.“

„Klaus“, sagte er ins Telefon „Kannst du mal rüberkommen. Es ist wichtig.“ Kurz darauf ging die Tür auf, und ein großer Mann mit verstrubbelten Haaren kam herein. „Schwarz“, stellte er sich vor. Herr Eisenhardt forderte ihn auf: „Hör dir doch mal die Geschichte der beiden Herren an. Ob sie was mit eurem alten Motorradunfall zu tun hat?“

Nachdem wir uns vorgestellt und noch einmal alles erzählt hatten, fragte Herr Schwarz: „Wie ist denn der Familienname von Laura?“ „Rondorf. Sie wohnen in Klettenberg“, antwortete Herr Dietrich. „Ich glaube, das war auch der Name der Unfallbeteiligten. Haben Sie vielen Dank. Wir melden uns umgehend bei Ihnen. Ich muss jetzt erst mal mit meinen beiden Kollegen sprechen, die am Unfallort waren.“ Herr Schwarz verabschiedete sich und eilte aus dem Zimmer.

Herr Dietrich und ich bedankten uns bei Herrn Eisenhardt und wollten das Präsidium verlassen. Aber es regnete immer noch stark. Wir beschlossen, in der Polizeikantine etwas zu trinken und noch mal über alles zu sprechen.

Nach einer halben Stunde kam Herr Schwarz mit zwei Herren herein. Nachdem sie sich gesetzt hatten, sah er uns und kam an unseren Tisch. Er sagte: „Es stimmt. Es war der Unfall. Ich rufe Sie an.“ Dann ging er wieder zu seinen Kollegen.

Drei Tage später bekam ich einen Anruf von Kriminalhauptkommissar Schwarz. Er bat mich, mit meinen Unterlagen und allen Kinderzeichnungen zum KK11 zu kommen, dem Kommissariat für Todesermittlung.

Herr Schwarz holte mich im Eingangsbereich des Präsidiums ab, und wir fuhren nach oben, um uns mit seinen Kollegen von der Bereitschaftspolizei zu besprechen, die damals zuerst am Unfallort gewesen waren. In dem Raum, in dem die Besprechung stattfinden sollte, waren eine Menge Beamte. Herr Schwarz stellte sie vor. Es waren unter anderem Beamte der Spurensicherung, des Erkennungsdienstes und ein Rechtsmediziner. Nachdem Herr Schwarz auch mich vorgestellt hatte, bat er mich, zu erzählen, was ich herausgefunden hatte. Ich kam seiner Aufforderung nach und zeigte dazu Lauras Zeichnungen. Danach war es totenstill im Raum. Und dann sprachen auf einmal alle durcheinander.

Herr Schwarz erhob seine Stimme: „Jetzt mal der Reihe nach, aber vorher möchte ich noch eines sagen.“ Er schaute mich an und fuhr fort: „Also, Herr Dr. Arndt wird in seiner Funktion als Psychologe und Kriminologe bei uns mitarbeiten. Schon deswegen, weil er eine Beziehung zu dem Kind aufgebaut hat. Er ist ebenso wie wir, an die Schweigepflicht gebunden und hat schon öfter mit der Polizei zusammengearbeitet. Allerdings wird auch Frau Dr. Althoff, unsere Polizeipsychologin, hinzugezogen.“

Ein Beamter der Bereitschaftspolizei meldete sich zu Wort: „Mir kam damals direkt was komisch vor, als ich die Striemen am Hals des Toten gesehen habe. Deswegen habe ich dir ja auch die Tatortfotos gezeigt, Klaus. Aber wir konnten uns nicht erklären, wie sie entstanden waren.“

„So ging es mir auch“, sagte Dr. Steffens, der Rechtsmediziner, „aber die exakte Todesursache war die Fraktur der Halswirbelsäule, also Genickbruch. Hier steht’s.“ Dabei wedelte er hektisch mit dem Obduktionsprotokoll herum.

Während sich die Beamten noch untereinander austauschten, hatte ein Kollege alle Zeichnungen Lauras und einige meiner Unterlagen kopiert, da ich beides für die weitere Arbeit mit Laura brauchte. Herr Schwarz verschaffte sich Gehör: „Wir bilden eine Sonderkommission, die „Soko Motorrad“. An die Arbeit!“

Er sah mich an und meinte: „Herr Dr. Arndt, wir sehen uns übermorgen. Frau Dr. Althoff wird sich bei Ihnen melden. Vielen Dank!“

Kapitel 3

Am nächsten Tag traf ich Laura wieder im Internat. Wir begrüßten uns schon wie alte Freunde. Das war sehr gut, da Vertrauen die Basis für eine gute Therapie ist.

Laura wollte wieder zeichnen. Diesmal war es ein Swimmingpool oder ein Teich. Darin lag eine Person. Dieses Bild zeichnete sie noch ein paar Mal. Ich wartete, ob sie etwas dazu sagen würde, aber sie sagte nichts. Sie war ganz versunken in ihre Bilder. Ich fragte sie: „Möchtest du mir etwas zu den Bildern sagen?“

Sie antwortete: „Nein“, schaute mich aber nicht an und zeichnete weiter. An diesem Tag konnte ich nicht viel erfahren.

Abends rief mich Frau Dr. Althoff an, und wir verabredeten uns für den übernächsten Tag im Internat, eine Stunde vor der Therapie.

Auch, wenn ich heute nicht viel erfahren hatte, freute ich mich über etwas Anderes: Mein Freund Jakob kam von seiner Geschäftsreise zurück. Wir hatten uns lange nicht gesehen und hatten vor, nach einem schönen Abendessen am Rhein spazieren zu gehen.

Jakob liebt die spanische Küche, deswegen bereitete ich ein spanisches Essen vor: Fischtapas als Vorspeise, Paella, Flan, einen guten Rioja und vorneweg ein Glas Cava.