Ein Gruftwächter - Kafka Franz - E-Book

Ein Gruftwächter E-Book

Kafka Franz

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Beschreibung

"Der Gruftwächter" ist das einzige Drama von Franz Kafka, entstanden in den Jahr 1916/17. Es handelt von den verworrenen Machtverhältnissen am Hof des Fürsten, getrieben von weltlichten Kräften und irrationalen Mächten. Im Mittelpunkt stehen der Fürst und sein Kammerherr, die darüber debattieren, ob man bei der Familiengruft im Park einen weiteren Gruftwächter einstellen soll. Der alte Gruftwächter wird von Heimsuchungen geplagt, gegen die er kämpfen muss, um den Fürsten vor ihnen zu bewahren.

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Seitenzahl: 22

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Der Gruftwächter

Drama

Franz Kafka

Der Gruftwächter

© 1919 by Franz Kafka

© Lunata Berlin 2019

Inhalt

Der Gruftwächter

Über den Autor

Der Gruftwächter

Kleines Arbeitszimmer, hohes Fenster, davor ein kahler Baumwipfel. Fürst (am Schreibtisch, im Stuhl zurückgelehnt, aus dem Fenster blickend), Kammerherr (weißer Vollbart, jugendlich in ein enges Jackett gezwängt, an der Wand neben der Mitteltür).

Fürst sich vom Fenster abwendend: Nun?

Kammerherr: Ich kann es nicht empfehlen, Hoheit.

Fürst: Warum?

Kammerherr: Ich kann im Augenblick meine Bedenken nicht genau formulieren. Es ist bei weitem nicht alles, was ich sagen will, wenn ich jetzt nur den allgemein menschlichen Spruch anführe: Man soll die Toten ruhen lassen.

Fürst: Das ist auch meine Ansicht.

Kammerherr: Dann habe ich es nicht richtig verstanden.

Fürst: So scheint es.

Pause

Fürst: Das Einzige, was Sie in der Sache beirrt, ist vielleicht nur die Sonderbarkeit, daß ich die Anordnung nicht ohne weiters getroffen, sondern vorher Ihnen angekündigt habe.

Kammerherr: Die Ankündigung legt mir allerdings eine größere Verantwortung auf, der zu entsprechen ich mich bemühen muß .

Fürst: Nichts von Verantwortung!

Pause

Fürst: Also nochmals. Bisher wurde die Gruft im Friedrichspark von einem Wächter bewacht, der am Eingang des Parkes ein Häuschen hat, in dem er wohnt. War an diesem Ganzen etwas auszusetzen?

Kammerherr: Gewiß nicht. Die Gruft ist über vierhundert Jahre alt und so lange wird sie auch in dieser Weise bewacht.

Fürst: Es könnte ein Mißbrauch sein. Es ist aber kein Mißbrauch?

Kammerherr: Es ist eine notwendige Einrichtung.

Fürst: Also eine notwendige Einrichtung. Nun bin ich so lange hier auf dem Landschloß, bekomme Einblick in Einzelheiten, die bisher Fremden anvertraut waren – sie bewähren sich schlecht und recht –, und habe gefunden: Der Wächter oben im Park genügt nicht, es muß vielmehr auch ein Wächter unten in der Gruft wachen. Es wird vielleicht kein angenehmes Amt sein. Aber erfahrungsgemäß finden sich für jeden Posten bereitwillige und geeignete Leute.

Kammerherr: Natürlich wird alles, was Hoheit anordnen, ausgeführt werden, auch wenn die Notwendigkeit der Anordnung nicht begriffen wird.

Fürstauffahrend: Notwendigkeit! Ist denn die Wache am Parktor notwendig? Der Friedrichspark ist ein Teil des Schloßparkes, ist von ihm ganz umfaßt, der Schloßpark selbst ist reichlich, sogar militärisch bewacht. Wozu also die besondere Bewachung des Friedrichsparks? Ist sie nicht eine bloße Formalität? Ein freundliches Sterbelager für den armseligen Greis, der dort die Wache besorgt?

Kammerherr: Es ist eine Formalität, aber eine notwendige. Bezeugung der Ehrfurcht vor den großen Toten.

Fürst: Und eine Wache in der Gruft selbst?

Kammerherr: Sie hätte meiner Meinung nach einen polizeilichen Nebensinn, sie wäre wirkliche Bewachung unwirklicher, dem Menschlichen entrückter Dinge.

Fürst