Ein italienischer Sommer - Rosie Rushton - E-Book
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Ein italienischer Sommer E-Book

Rosie Rushton

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Beschreibung

Ein zauberhafter Liebesroman Ein Stipendium ebnet Caitlin den Weg zur Kunst und zu neuen Freunden. An der Kunsthochschule lernt sie das Mädchen Summer kennen. Summers Familie gehört zur High Society. Als Caitlin von Summer eingeladen wird, mit ihr und ihrer Familie die Ferien in der Sommervilla in Italien zu verbringen, könnte sie vor Glück in die Luft springen. Caitlin liebt die Sonne und das Licht, das Zirpen der Zikaden und Ludo, den Bruder von Summer. Ein Roman so leicht wie der Sommerwind und so erfrischend wie eine Meeresbrise.

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Seitenzahl: 240

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Rosie Rushton

Ein italienischer Sommer

Roman

Aus dem Englischen von Maren Illinger

Fischer e-books

Kapitel 1

»Niemand hätte gedacht, dass sie eine Heldin war …[1]«

»Also, bist du einverstanden? Ich komme am Samstag zu dir?« Izzy Thorpe schlenderte auf Caitlin zu, die es sich auf einem Sitzsack in der zum Aufenthaltsraum umfunktionierten Scheune bequem gemacht hatte, und schaute sie mit ihren seegrünen Augen herzerweichend an. Als wäre sie ein armes heimatloses Kind auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf und nicht die Tochter eines Staatssekretärs im Kabinett und einer Designerin, deren Strickmode bei der lokalen High Society schwer im Trend war.

»Zu mir nach Hause?« Caitlin hob nur unwillig den Blick von der neuen Ausgabe ihrer Lieblingszeitschrift Klatsch und versuchte, den Lärm der Klasse zu übertönen, die gerade zur Pause hereinströmte. Nicht, dass sie keine Zeit mit Izzy verbringen wollte – sie brannte sogar darauf, diese neue Freundschaft auszubauen. Es war nur so, dass sie diesen Ausbau an jedem anderen Ort lieber vornehmen wollte als bei sich zu Hause. Sie hatte die letzten drei Wochen lang hart gearbeitet, um sich hier an der Mulberry Court Highschool das richtige Image zu geben, und das wollte sie sich jetzt bestimmt nicht vermasseln.

Ihre Auszeichnung mit dem Hector-Oliver-Kunststipendium war erst der Anfang gewesen, da war sie sicher: das Tor zu einem Leben, von dem sie schon immer gewusst hatte, dass es für sie bestimmt war. Während des dreiwöchigen Einführungsprogramms für das kommende Schuljahr war ihr klargeworden, dass die Freundschaft mit den Leuten hier ihr Ticket in eine bessere Zukunft war.

»Caitlin!« Izzy piekste ihr ungeduldig in die Rippen. »Abgemacht? Ich kann es gar nicht erwarten, deine Familie kennenzulernen!«

»Fragt sich bloß – warum?« Caitlin, die ihre Familie nur zu gut kannte, hielt das für eine durchaus berechtigte Frage.

»Warum?«, echote Summer Tilney, lief an ihnen vorbei und füllte sich einen Becher am Wasserspender. »Denk doch mal nach! Sie redet schon seit Tagen von nichts anderem.«

Caitlin seufzte innerlich, warf ihre Zeitschrift beiseite und verzichtete vorerst darauf, in die pikanten Einzelheiten der geheimen Liebesgeschichte von Reality-Showstar Linda Loretta einzutauchen. Offenbar hatte Izzy keine Ahnung, was es hieß, eine alte Bruchbude mit vier Geschwistern, zwei Hunden, einem Haufen Katzen, Hamstern, Mäusen und Hühnern zu teilen, ganz zu schweigen von einem Elternpaar, das eindeutig nicht laut genug »Hier!« geschrien hatte, als es um die Verteilung jener Qualitäten ging, die etwas mit Stil oder Eleganz zu tun haben könnten. Ihr Vater verdiente eine Menge Geld, das schon, aber er war so sehr damit beschäftigt, für einen »Regentag« zu sparen, wie er sich ausdrückte, dass nichts davon jemals für etwas ausgegeben wurde, das auch nur im Entferntesten an einen kultivierteren Lifestyle erinnerte.

Im Vergleich zu allen anderen, die sie an der Mulberry Court kennengelernt hatte, führte Caitlin ohne Zweifel das langweiligste und banalste Leben. Summer, die drei Instrumente beherrschte und wie ein Engel singen konnte, war die Tochter des Marmeladefabrikanten Mr Tilney; Isabellas Vater war Mitglied des Parlaments und machte gemeinsam mit seiner Frau Schlagzeilen im Monatstakt; und Bianca Josephs Mutter war eine alternde Rock-Diva mit Privatflugzeug und Häusern auf drei verschiedenen Kontinenten. Selbst die Leute mit weniger hochkarätigen Eltern schienen ein faszinierendes Leben zu haben, jedes Wochenende in den neuesten Clubs ein und aus zu gehen, zwischen geschiedenen Elternteilen hin- und herzujetten und auf beiden Seiten Designerklamotten und die neuesten MP3-Player abzustauben.

Caitlin empfand es als unfair, dass ein Mädchen wie sie – ein Mädchen mit Leidenschaft und Gefühl und einer innigen Neigung zu den feinsinnigeren Dingen des Lebens – mit einer Familie geschlagen war, die einen Oscar für den langweiligsten Lebensstil gewinnen könnte. Mitunter fragte sie sich, ob ihre Mutter, die man während ihrer Hochphasen bestenfalls als geistesabwesend bezeichnen konnte, vielleicht das falsche Baby aus der Säuglingsstation mitgenommen hatte und ob sie nicht in Wirklichkeit aus einer Familie stammte, die vor Klasse und Extravaganz nur so sprühte und mit jeder Faser nach Glanz und Abenteuer strebte.

So gern Caitlin ihre Eltern auch mochte, war sie sich doch völlig darüber im Klaren, dass sie nicht unbedingt wahnsinnig aufregend waren. Ihr Vater war die Sorte Mann, die man in früheren Zeiten »ehrwürdig« genannt hätte. Edward Morland war nicht nur Seniorpartner in der renommierten Kanzlei Morland, Croft & Isingworth, er stand auch zahlreichen Wohltätigkeitsverbänden vor, setzte sich für die Verkehrsberuhigung der Hauptstraße und ökologische Mülltrennung ein, chauffierte alte Damen zur Kirche (auch wenn sie dort gar nicht hinwollten) und spielte, wenn er einmal die Zeit fand, etwas für sich selbst zu tun, Schach. Und zwar nicht einfach zum Spaß, an einem Abend, an dem nichts Vernünftiges im Fernsehen lief, sondern im Schachverein, und er war sogar Mitglied in einer Organisation, die sich Chess42morrow nannte, was hip wirken sollte, aber in Wahrheit nur dazu diente, unschuldigen Kindern ein Spiel beizubringen, das sie zu genau solchen Langweilern machen sollte, wie er selbst einer war.

Und was ihre Mutter betraf, Lynne Morland, so entsprach sie voll und ganz dem Klischee der bodenständigen Vollbluthausfrau: Seit sie, nach der ungeplanten Ankunft von Kind Nummer fünf, endlich die Reproduktion eingestellt hatte, backte sie von morgens bis abends Vollkornbrot, baute Biogemüse in ihrem Garten in Ditchcombe an (dreimal in Folge zum schönsten Dorf in Sussex gewählt), organisierte die örtliche Gartenschau und vermied jede Art von Aktivität, die sie ins einundzwanzigste Jahrhundert katapultieren könnte. Caitlin liebte ihre Mutter von Herzen, aber es wäre ihr nie in den Sinn gekommen, sie und ihren zweifelhaften Kleidungsstil ihren neuen Freundinnen vorzuführen – vor allem dann nicht, wenn diese Freundinnen Eltern hatten, die sehr wohl wussten, was klasse ist.

»Caitlin!« Izzy piekste ihr erneut in die Rippen. »Du träumst schon wieder! Also, ich komme dann bei dir vorbei! Ich muss unbedingt meine Party planen, das können wir doch zusammen bei dir machen.«

»Aber wir wollten doch Samstagabend nach Brighton – und den Partykram können wir auch bei dir erledigen«, widersprach Caitlin. Laut Summer waren Izzys Eltern absolut locker und kümmerten sich kein Stück darum, was ihre Kinder gerade trieben. Caitlins Eltern dagegen erschnüffelten eine versteckte Wodkaflasche zehn Meilen gegen den Wind und hatten keine Hemmungen, in halbstündigen Intervallen in ihr Zimmer zu marschieren, um sicherzustellen, dass dort nichts auch nur annähernd Interessantes vorging. Ihren Bruder behandelten sie selbstverständlich nicht so, aber der –

»Es ist wegen Jamie!«, sprudelte es aus Caitlin heraus, als ihr der Grund für Izzys Hartnäckigkeit endlich klarwurde. »Seinetwegen willst du unbedingt vorbeikommen – na los, gib es zu!«

Izzy wurde rot und wich Caitlins Blick aus.

»Du spinnst doch … natürlich nicht«, stammelte sie. »Ist Jamie etwa am Wochenende zu Hause?«

Caitlin seufzte. Was genau an ihrem Bruder dran war, wusste sie nicht, aber obwohl er nicht das geringste Interesse an Mädchen hatte, schaffte er es, dass sie sich ihm reihenweise zu Füßen legten. Caitlins Liebesgeschichten hingegen würden sich gut und gerne auf die Rückseite einer Briefmarke schreiben lassen, und dann wäre vermutlich immer noch Platz übrig.

»Also, ist er zu Hause?« Izzy konnte die Aufregung in ihrer Stimme nicht verbergen.

Caitlin zuckte die Schultern.

»Keine Ahnung«, antwortete sie. »Bei dem weiß man nie. Aber wenn ich ihm sage, dass du kommst …«

»Auf keinen Fall! Wag es bloß nicht!«, kreischte Izzy. »Er soll auf keinen Fall denken, dass ich –«

»… dass du wie verrückt in ihn verknallt bist?«, unterbrach Summer, leerte ihr Wasser mit einem Zug und warf den Becher schwungvoll in den Mülleimer. »Oder war das gestern? Wie wir alle wissen, wechselst du die Männer wie andere Mädchen den Lipgloss!«

»Das tue ich nicht! Und außerdem: Musst du immer jedes Gefühl auf das allerniedrigste Niveau herunterbrechen?«, fauchte Izzy zurück und machte ein missmutiges Gesicht. »Ich bin nicht in ihn verknallt – was für eine pubertäre Terminologie!«

Summer schüttelte den Kopf und hob ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen, sagte aber nichts.

»Ich finde ihn einfach interessant«, schloss Izzy wenig überzeugend und inspizierte dabei mit angeekelter Miene einen abgebrochenen Fingernagel.

»Wenn Izzy jemanden interessant findet«, flüsterte Summer Caitlin ins Ohr, »bedeutet das zwei Dinge: Erstens ist er echt heiß, und zweitens macht sie früher oder später Hackfleisch aus ihm. Pass bloß auf, dass du nicht deinen Freund in ihre Nähe kommen lässt, wenn sie ihre Party gibt!«

Caitlin lächelte ein, wie sie hoffte, rätselhaftes Lächeln, drehte sich um und machte sich daran, ihre Zeitschriften und Bücher einzusammeln. Sie wollte ungern gestehen, dass sie keinen Freund hatte und momentan nicht einmal mit einem Jungen enger befreundet war. Würde sie so aussehen wie Izzy, die mit ihrer makellosen Haut und dem lakritzfarbenen Haar einer Zigeunerprinzessin aus einer Operette von Offenbach ähnelte, oder wie Summer, deren Haut so hell war, dass sie durchsichtig zu sein schien und an eine Fee mit hauchzarten Flügeln erinnerte, dann hätte sie vielleicht mehr Glück bei den Jungs. Aber sie war zu ihrem Leidwesen das, was ihre Mutter »mollig« nannte, hatte kastanienbraunes Haar, das sich jeden Morgen erfolgreich dem Glätteisen widersetzte, und einen so gesunden sommersprossigen Teint, dass ihr nie jemand glaubte, wenn sie sich krank fühlte.

Trotz dieser Ungerechtigkeiten war sie grundsätzlich optimistisch und richtete all ihre Hoffnungen auf das kommende Schuljahr. Mulberry Court, ein weitläufiges Gelände mit altehrwürdigen Gebäuden aus grauem Stein, wurde gepriesen als die »landesweit herausragende unabhängige Schule für expressive Künste«. Ab der zwölften Klasse gab es hier gemischtgeschlechtlichen Unterricht, und Caitlin hoffte, dass sie einige »expressive« Übungen mit einem der beiden Typen, auf die sie ein Auge geworfen hatte, würde durchführen können – Fergus Walker und Charlie Ditton. Sie hatte sich fest vorgenommen, in den Sommerferien ein paar Kilo abzunehmen, sich Strähnchen machen zu lassen und intellektuell zu werden. Außerdem wollte sie Izzy um Rat fragen, wie sie es anstellte, dass alle Jungs auf sie flogen. Ganz offensichtlich schienen Izzys Methoden bei Jamie äußerst effektiv zu sein.

Caitlin seufzte und erinnerte sich an den Morgen vor drei Wochen, als Jamie sich großmütig bereit erklärt hatte, sie zur Schule zu fahren – nicht aufgrund eines plötzlichen Anfluges von Geschwisterliebe, sondern weil er gerade von seinem dreimonatigen Australien-Trip zurückgekommen war und seinem verbeulten MG Midget eine Spritztour gönnen wollte. Caitlin kämpfte beim Aussteigen mit der klemmenden Beifahrertür – Jamie hatte sich nicht die Mühe gemacht, irgendetwas zu reparieren, das sich nicht unter der Motorhaube befand –, als Izzy neben ihr aufgetaucht war.

»Hi, ich bin Izzy!«, hatte sie strahlend gesagt und dabei ihre Augen nicht auf Caitlin, sondern auf Jamies wohlgebräunte Schultern geheftet, die von seinem knappen Shirt eindrucksvoll entblößt wurden. »Caitlin und ich sind beste Freundinnen!«

Diese Aussage hatte Caitlin nicht wenig erstaunt, da sie Izzy bislang nur an ihrem ersten Tag an der Mulberry Court getroffen hatte, und obwohl sie ihr eigentlich die Schule zeigen sollte, war Izzy hauptsächlich damit beschäftigt gewesen, ihre Nägel zu feilen und die Jungs aus der Zwölften zu begutachten.

Jamie, der gewöhnlich eher über Grunzlaute als in vollständigen Sätzen kommunizierte, hatte ihr ein schiefes Lächeln geschenkt, »Hi Izzy, schön, dich kennenzulernen« geraunt, den ersten Gang eingelegt und die Reifen quietschen lassen. Allerdings war sein Machoabgang schon nach wenigen Metern gebremst worden, weil er dem Doppeldecker-Schulbus die Vorfahrt gewähren musste.

»Wo«, hatte Izzy gekeucht und Caitlin beim Handgelenk gepackt, »hast du den denn gefunden? Er ist göttlich!«

»Göttlich? Jamie? Komm runter«, hatte Caitlin lachend geantwortet.

»Heißt das – er ist nicht dein Freund?«, hatte Izzy gefragt.

»Natürlich nicht«, hatte Caitlin entgegnet. »Er ist mein Bruder!«

»O mein Gott!« Izzy hatte eine perfekt manikürte Hand an den Mund gehoben, sich bei Caitlin untergehakt und sie mit sich durch das pompöse Eingangstor von Mulberry Court gezogen. »Oh nein, was musst du jetzt von mir denken! Ich meine, ich dachte, er wäre dein Freund, und ich wollte nur – na ja, du weißt schon – nett sein und so.«

Sie hatte eine Schwingtür mit einem Tritt aufgestoßen.

»Schöne Halskette übrigens«, hatte sie angemerkt und auf Caitlins Anhänger gezeigt. »Ich hätte auch gerne mehr solche Sachen – mein ganzer Schmuck ist echt, und hier damit rumzulaufen wäre echt voll daneben, wenn du weißt, was ich meine. Also, das hier ist die Tagesscheune – oder der Aufenthaltsraum, für den Rest der Menschheit. Du kannst deine Sachen da hinlegen. Ach übrigens, hat dein Bruder eine Freundin?«

Caitlin hatte den Kopf geschüttelt.

»Nichts Ernstes. Die meiste Zeit verbringt er mit alten Autos«, hatte sie geseufzt. »Wieso?«

»Ach, nur so«, hatte Izzy versichert.

Von da an hatte Izzy regelmäßig ihr Interesse bekundet, und das erklärte eindeutig, dachte Caitlin, warum sie so scharf darauf war, am Samstag zu ihr nach Hause zu kommen.

Zu ihrer Überraschung schien auch Jamie von Izzy Notiz genommen zu haben. Er hatte in der folgenden Woche mehrmals darauf bestanden, Caitlin zur Schule zu bringen, immer mit der Ausrede, dass der Wagen noch weiter getrimmt werden müsste.

Nach einem »Ciao, Izzy, man sieht sich!« war er dazu übergegangen, Caitlin jeden Abend die Frage zu stellen: »Wie geht’s deiner Freundin Izzy?« Und einmal hatte er ihr doch tatsächlich zugezwinkert. Das mochte bei manchen Leuten nicht viel heißen, aber bei Caitlins zurückhaltendem Bruder kam das schon fast einer Liebeserklärung gleich. Und die Botschaft war bei Izzy offensichtlich angekommen, und sie schien entschlossen, sich ins Gefecht zu stürzen.

»Also, dann ist ja alles klar«, sagte Izzy, als die Pausenglocke läutete. »Ich schaue am Samstag bei dir vorbei. Wir können abends immer noch nach Brighton fahren. Erst mal planen wir die Party und laden Jamie und seine Freunde ein und dann –«

»Jamie? Du willst Jamie einladen?«, rief Caitlin überrascht.

»Und tust dabei auch noch so, als würdest du nicht auf ihn stehen?«, fügte Summer hinzu.

Izzy bedachte sie mit einem strafenden Blick.

»Ich mache es für Caitlin«, sagte sie würdevoll. »Sie kennt hier noch nicht so viele Leute, und es wird angenehmer für sie sein, wenn Jamie dabei ist. Was ist denn los? Warum lacht ihr?«

 

»Und jetzt beschreibt mir bitte, was euch an diesem Bild auffällt!«

Robina Cathcart, die neue Lehrerin für Kunstgeschichte, tippte eine Taste ihres Laptops an, und Die drei Grazien erschienen auf der Bildfläche an der Wand.

»Bedenkliche Cellulitis!«, rief Izzy und zeigte auf die drei nackten Damen mit nicht gerade zierlichen Proportionen. Der ganze Saal brach in Gekicher aus. Izzy machte kein Geheimnis daraus, dass Kunst nicht ihr Ding war; sie war auf mehr als eine Weise die Diva der Schule.

»Das ist nicht witzig!«, sagte Mrs Cathcart und schüttelte entrüstet den Kopf, wobei ihre riesigen grünen Ohrringe klirrten und sich einige blondgefärbte Strähnen aus ihrem Knoten lösten.

»Nein, da haben Sie völlig recht, Mrs Cathcart: Cellulitis ist wirklich nicht zum Lachen«, sagte Bianca Joseph mit gespieltem Ernst.

»Und sie muss es schließlich wissen«, flüsterte Izzy und knuffte Caitlin in die Rippen.

»Gibt es irgendjemanden in diesem Raum, der etwas Intelligentes zu Rubens’ Werk zu sagen hat?«, fragte Mrs Cathcart. »Vielleicht unsere neue Kunststipendiatin? Caitlin?«

»Ich?« Caitlin blickte erschrocken auf. Das war erst ihre zweite Stunde Kunstgeschichte, und sie fühlte sich noch nicht sonderlich kompetent. Die praktischen Dinge, Fotografieren, Malen oder Karikaturen ihrer Freunde zu zeichnen, fielen ihr leicht; aber wenn es darum ging, die Werke Monets und van Goghs miteinander zu vergleichen, war sie verloren. Alle anderen in diesem Raum schienen etliche europäische Museen abgeklappert zu haben und eine unerschütterliche Meinung zu Außenseitern wie Constable oder Whistler zu vertreten. Die Vorstellung dagegen, die Caitlins Eltern von Reisen und Familienurlaub hatten, erschöpfte sich in einem gemütlichen Landhaus auf der Isle of Wight. Und bei Caitlin zu Hause hingen bemalte Keramikteller und gerahmte Fotografien der Morland-Kinder in allen möglichen Stadien ihrer Entwicklung an der Wand – und sonst nichts.

»Ja, Caitlin, du«, ermunterte die Lehrerin sie. »Sag uns, was du siehst.«

Caitlin schluckte.

»Also«, begann sie und starrte das Bild an, »anscheinend geht es der Frau in der Mitte nicht so gut – vielleicht hat sie Zoff mit den anderen beiden oder so. Die tun zwar freundlich, aber man sieht, dass sie sie ganz schön fertigmachen – über ihre Figur lästern und so weiter. Sehen Sie, wie fest sie ihre Arme umklammern? Könnte sein, dass sie irgendeinen Kerl angemacht hat, auf den die andren beiden stehen, und deswegen …«

Sie stockte mitten im Satz. Die halbe Klasse hatte sich umgedreht und starrte ihr mit einer Mischung aus Erstaunen und Belustigung ins Gesicht.

»Okay, Caitlin, du hattest deinen Spaß«, sagte Mrs Cathcart entnervt. »Würdest du uns jetzt bitte die Fakten nennen? Wann wurde es gemalt?«

»Äh … vor ziemlich langer Zeit?«, wagte Caitlin einen Versuch.

»Um Himmels willen – warum haben wir ausgerechnet dir ein Stipendium gegeben?«

Caitlin fühlte, dass nun alle Blicke auf sie geheftet waren und alle auf einen weiteren Fehltritt warteten. Wenn sie sich jetzt nicht wehrte, würde sie nie an die coolen Leute herankommen. Sogar Summer, deren Augen normalerweise an der Tafel klebten und die eine ziemliche Streberin war, schien sie dazu zu drängen, sich zu verteidigen.

»Vermutlich, weil ich ziemlich gut zeichnen kann, meine Fotomappe außergewöhnlich originell war und weil sich, wenn ich erst mal eine Top-Designerin bin, sowieso niemand dafür interessiert, ob ich weiß, wann irgendein Spinner irgendein Bild von fetten Frauen gemalt hat!«

Einen Augenblick lang hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Mrs Cathcarts große Brüste hoben sich einträchtig, ihre mohnroten Lippen pressten sich aufeinander, und Caitlin wusste, dass sie zu weit gegangen war. Man würde sie rauswerfen, bevor sie überhaupt richtig angekommen war. Dann würde ihre Familie befriedigt lächeln und sagen, es wäre ohnehin besser so und sie sollte mal schön mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben.

»Eins zu null für dich!« Mrs Cathcart musste wider Willen grinsen. »Du hast recht – zumindest teilweise. Du bist wirklich ausgesprochen talentiert, und ich werde schon noch Gelegenheit dazu haben, dir ein paar Fakten aus der Kunstgeschichte einzuhämmern. Eine Aufgabe, die eindeutig etwas Zeit brauchen wird. Weißt du was, du hast mich da gerade auf eine Idee gebracht.«

Ein Stöhnen ging durch den Raum.

»Sie hat eine Idee, und wir haben die Arbeit«, sagte Izzy. »Vielen Dank, Caitlin.«

»Ihr bekommt die Aufgabe –«, begann Mrs Cathcart.

»Das können Sie nicht machen! Das Schuljahr ist so gut wie um!«, protestierte Bianca.

»Wir hätten gar nicht genug Zeit, der Aufgabe gerecht zu werden«, ergänzte Izzy mit Nachdruck.

»… eine Aufgabe für die Ferien«, erklärte Mrs Cathcart zufrieden. »Sie heißt Die Kunst in meiner Vorstellung und –«

»Bei Mr Brington hatten wir nie etwas über die Ferien auf!«, platzte Summer heraus.

»Bei ihm nicht? Tja, bei mir schon«, sagte Mrs Cathcart mit mildem Lächeln. »Ich möchte, dass jede von euch sich ein Kunstwerk aussucht und ihr es zu euch sprechen lasst – so wie die Drei Grazien zu Caitlins Phantasie gesprochen haben, wenn auch auf etwas missglückte Weise. Egal, wo ihr eure Ferien verbringt: Zeichnet, malt, fotografiert alles Mögliche, an das euch das Kunstwerk erinnert. Denkt euch Geschichten aus, schreibt Gedichte …«

Hingerissen von ihrem eigenen Einfallsreichtum strahlte sie in die Klasse.

»Und dann recherchiert ihr, was den Künstler wirklich inspiriert hat – Mythen, Legenden, ungestillte Leidenschaften –, und dann macht ihr einen Vergleich. Das wird bestimmt ungeheuer faszinierend!«

»Oh, wahnsinnig aufregend«, murmelte Bianca, als Mrs Cathcart sich umdrehte und ihren Laptop einpackte. »Glaubt sie allen Ernstes, dass ich auf den Malediven auch nur ein Museum finde?«

Auf der Isle of Wight wimmelt es auch nicht gerade von Meisterwerken, dachte Caitlin.

»Anfang des nächsten Schuljahres erwarte ich von jeder von euch eine Mappe«, schloss Mrs Cathcart. »Schönen Tag noch, meine Damen!«

 

»Das ist ja die reinste Katastrophe!«, stöhnte Caitlin, als sie mit Bianca, Summer und Izzy zum Mittagessen ging. »Ich habe so was noch nie gemacht.«

»Könnte eigentlich ganz lustig sein«, überlegte Summer.

»Könnte eigentlich ganz lustig sein«, ahmte Bianca sie nach. »Lustiger als was? Farbe beim Trocknen zuzuschauen?«

»Lustiger als die ganzen Ferien lang … ach, vergiss es!«

»Was meinst du?«, drängte Caitlin.

»Ich habe gesagt, vergiss es!« Summer drehte sich auf dem Absatz um und stürmte hinüber zum Salatbuffet.

»Ist alles in Ordnung mit ihr?«, fragte Caitlin und warf Summer einen unsicheren Blick zu. Auf keinen Fall wollte sie es sich mit einer ihrer neuen Freundinnen verscherzen, und gerade Summer war so wahnsinnig geheimnisvoll.

»Sie kriegt sich schon wieder ein«, antwortete Izzy zuversichtlich. »So ist sie halt – erst macht sie eine Andeutung, und dann schnappt sie zu, als ginge es um ein Staatsgeheimnis. Wahrscheinlich ist es wegen – na ja, du weißt schon, wegen ihrem Vater und so.«

»Was ist mit ihm?«, fragte Caitlin.

»Also, es geht das Gerücht um, dass er – warte mal, ich glaube, sie kann uns hören«, flüsterte Izzy und hob die Stimme, als sie Summer eingeholt hatten. »Hey, habt ihr Lust, nach der Schule eine Runde shoppen zu gehen? Kommst du mit, Summer?«

Summer schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte sie. »Ludo hat Karten für ein Jazz-Konzert besorgt. Tut mir leid.«

Sie ging an ihnen vorbei und steuerte auf einen Tisch am Fenster zu.

»Wer ist Ludo? Ihr Freund?«, wollte Caitlin wissen.

»Freund? Summer? Wohl kaum!«, gab Izzy zurück und nahm sich ein Brötchen mit Tomate und Mozzarella. »Wenn du mich fragst, irgendetwas stimmt mit ihr nicht.«

»Was meinst du damit, etwas stimmt mit ihr nicht?«

»Sie interessiert sich nicht für Jungs«, erklärte Izzy. »Jedenfalls habe ich sie in den zwei Jahren, seit sie an der Mulberry ist, noch nie mit einem Typen gesehen. Komisch, was?«

»Du meinst, sie ist …« Caitlin zögerte, unsicher, wie sie sich ausdrücken sollte.

»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Izzy. »Aber sie schaut nie irgendwelchen heißen Jungs hinterher, und sie ist nicht besonders kontaktfreudig. Ich meine, sie macht keine Partys oder lädt jemanden zu sich nach Hause ein oder so. Sie ist eine richtige Einzelgängerin. Sie kommt auch nie mit, wenn wir am Wochenende was machen.«

»Und wer ist dieser Ludo?« Caitlin betrachtete misstrauisch etwas, das wohl Lasagne sein sollte, entschied sich schließlich für eine Ofenkartoffel und Salat und machte sich auf den Weg zu Summers Tisch.

»Ihr Bruder«, sagte Izzy und zuckte die Achseln. »Sie hat zwei Brüder: Freddie – der ist unglaublich cool, und Ludo – der nicht. Zwillinge, aber das würde man nie vermuten. Haben beide nach der Schule ein Jahr lang rumgegammelt und sind quer durch Europa getourt, die Glückspilze.«

»Rumgegammelt bestimmt nicht, zumindest was Ludo betrifft!« Summer blickte auf, als sie sich zu ihr an den Tisch setzten, offenbar war sie nicht mehr beleidigt. »Freddie ist der Gammelexperte, Ludo war fast die ganze Zeit in der Casa Vernazza und hat gelernt.«

»In der Casa was?«, fragte Caitlin.

»Oh, das ist unser Haus in Italien: die Casa Vernazza«, antwortete Summer und knabberte an einer schwarzen Olive. »Wir haben einen Weinberg in Begasti, ganz in der Nähe von Monterosso, der hat früher meinen Großeltern gehört. Freddie hat nicht das geringste Interesse daran, also hat mein Vater sich in den Kopf gesetzt, dass Ludo ihn eines Tages übernehmen soll.«

»Ihr habt einen Weinberg? Das ist ja unglaublich!«, rief Caitlin, die unbedingt wieder gute Stimmung herstellen wollte. »Wie in diesem Film – wie heißt der noch? Unter der Sonne der Toskana.«

»Es hört sich großartiger an, als es ist. Im Moment bringt der Weinberg fast nichts ein. Aber es ist wirklich schön dort – also, das war es zumindest, bis … O mein Gott, schon so spät? Ich muss los, Klavierunterricht.«

Sie schob ihren halbaufgegessenen Salat beiseite und rannte fast aus dem Saal.

»Hat die ein Glück«, seufzte Caitlin. »Stell dir mal vor, in Italien zu leben, umgeben von all der Geschichte und Kunst und Romantik.«

»Wie gesagt, Summer hat nichts übrig für Romantik«, sagte Izzy. »Da fällt mir ein: Wann soll ich am Samstag zu dir kommen?«

Kapitel 2

»Es muss und wird etwas geschehen, damit ein Held ihren Weg kreuzt.«

»Oh mein Gott, ist das dein Zimmer? So was habe ich noch nie gesehen!«

Izzy ließ sich auf Caitlins Bett fallen und bestaunte die Sandsteinmauern, den mitternachtsblauen Baldachin über dem Bett und die Kerzenhalter an den Wänden.

»Gefällt es dir?«, fragte Caitlin. »Das habe ich alles selbst gemacht – meine Eltern finden es natürlich grauenhaft.«

Sie war erleichtert, Izzy endlich nach oben in ihr Zimmer und aus den Fängen ihrer Mutter befördert zu haben, die Izzy seit der Minute ihrer Ankunft gleichermaßen mit Fragen, Essen und Anweisungen zugesetzt hatte.

»Also, meine liebe Isabella, deine Mutter weiß doch Bescheid, dass du hier bist, nicht wahr? Ich weiß ja, ihr jungen Leute liebt es, einfach so zu verschwinden …«

»Nun, meine Liebe, möchtest du ein Stückchen Karottenkuchen? Selbstverständlich selbstgemacht, alles ökologisch und frei von Pestiziden.«

»Liebe Isabella, da würde ich mich an deiner Stelle nicht hinsetzen – die Katze hat sich heute Morgen auf dem Kissen übergeben, und ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu waschen.«

Bei diesen Worten packte Caitlin ihre Freundin am Handgelenk, zerrte sie nach oben in ihr Zimmer und schüttelte sich innerlich bei der Vorstellung, was Izzy von ihrer Mutter denken musste. Caitlin war noch nie bei Izzy gewesen, aber es hatte schon gereicht, an ihrem Haus vorbeizufahren, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was für einen Lifestyle sie gewohnt war. Es war ein elegantes, dreistöckiges Herrenhaus mit Blick auf die Küste von Brighton, schmiedeeisernem Balkongeländer und Bogenfenstern, das nur darauf zu warten schien, die Kulisse in einer aufwendigen Historienschnulze zu spielen.

Das alte Haus ihrer Familie würde dagegen perfekt in eine dieser Aus-alt-mach-neu-Shows passen, in der Architekten und Designer erst einmal entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Für Caitlins Geschmack war es die reinste Zumutung:

Ein Mischmasch bunt durcheinandergewürfelter Farben und Stilrichtungen, jedes Zimmer vollgestopft mit Gegenständen, von denen sich ihre Mutter niemals trennen würde, obwohl sie keinen ersichtlichen praktischen Nutzen, geschweige denn Stil hatten.

»Das ist so ein bisschen … na ja, wie bei der Addams Family, oder?« Izzy inspizierte die Wasserspeier an der Wand und die schwarz gestrichene Decke, von der in Trauben bunte Glühbirnen herabhingen.

»Das ist gothic«, erklärte Caitlin mit Nachdruck. »Passend zum Ausblick. Das musst du dir mal anschauen!«

Izzy sprang vom Bett auf, lief zum Fenster und stieß einen Schrei aus.

»O Gott, Caitlin – das ist ja gruselig! Wie kannst du hier nur schlafen mit all diesen – also, mit denen da draußen?« Mit einer Mischung aus Grauen und Faszination starrte sie in den angrenzenden Friedhof, der von Bäumen gesäumt und von Grabsteinen in verschiedenen Verfallsstadien übersät war.

»Man gewöhnt sich dran«, versicherte Caitlin. »Natürlich spukt es da draußen, aber meistens –«

»Es spukt? Du meinst – du hast wirklich schon mal einen Geist gesehen?«

»Nicht so richtig gesehen«, gab Caitlin zögernd zu. »Eher gehört und gefühlt. Ich bin Skorpion, weißt du, und Skorpione haben eine starke Intuition –«

»Und eine ausgeprägte Phantasie!« Die Tür sprang auf, und Caitlins Mutter marschierte herein, bekleidet mit orangefarbenen Putzhandschuhen und einer nicht gerade sauberen Schürze um ihre ausladende Figur. »Kümmer dich nicht um ihre Geschichten, Isabella –«

»Mama, ich habe dir doch gesagt, sie möchte Izzy genannt werden«, unterbrach Caitlin. »Und würde es dir etwas ausmachen, nicht an der Tür zu lauschen?«

»Aber Isabella ist so ein schöner Name«, seufzte Mrs Morland, ohne sich um den Vorwurf ihrer Tochter zu kümmern. »Hör mal, Jamie hat gerade angerufen – er ist auf dem Heimweg von dieser Autoversteigerung. Er war ganz begeistert von irgendeinem Ersatzteil, das er da gefunden hat – und er bringt noch jemanden zum Essen mit. Dein Vater versucht in der Zwischenzeit, den Grill anzuwerfen –.«

»Sag bloß nicht, Jamie bringt ein Mädchen mit nach Hause!«, rief Caitlin mit gespieltem Erstaunen. Nicht, weil sie das selbst auch nur im Entferntesten für möglich gehalten hätte, sondern ausschließlich, um Izzy auf die Folter zu spannen.

»Er hat keine Geschlechtsangabe gemacht«, erklärte Mrs Morland trocken. »Aber warum nicht? Es wäre doch nett, ihn mal mit einer zuverlässigen, vernünftigen Freundin zu sehen.«

»Das schließt dich schon mal aus«, flüsterte Caitlin Izzy zu, als ihre Mutter aus dem Zimmer ging. »Also, was machen wir mit deiner Party?«

Obwohl sie sich Mühe gab, gleichgültig zu wirken, war Caitlin ziemlich aufgeregt bei dem Gedanken an Izzys Geburtstagsparty. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, sich so schnell mit dem Mädchen angefreundet zu haben, das ganz offensichtlich die Königin des Jahrgangs war. Auch wenn sie wusste, dass das hauptsächlich damit zu tun hatte, dass Izzy an Jamie herankommen wollte, hatte sie die Absicht, so viele Vorteile wie möglich daraus zu schlagen. Izzy würde ihr den Weg in die High Society ebnen – und die High Society war der Ort, an den sie gehörte.

»Keine Ahnung«, sagte Izzy. »Letztes Jahr hatte ich Beduinen und Bauchtänzerinnen als Motto, das Jahr davor war es Dschungel und Safari.«

»Heißt das etwa, es soll eine Kostümparty werden?«

»Na klar – ich mache immer Kostümpartys! Aber so langsam gehen mir die Ideen aus.«

»Geister und Dämonen?«, schlug Caitlin vor, die in Gedanken bereits fieberhaft nach einem Kostüm suchte, das sie nicht ein Vermögen kosten würde.

»Sonst noch was?«, gab Izzy zurück. »Ich will sexy aussehen – da werde ich mich wohl kaum in ein Bettlaken einwickeln. Ich will etwas Heißes, Hinreißendes, Verführerisches … Jamie wird doch kommen, oder?«

»Nicht, wenn es eine Kostümparty ist«, musste Caitlin zugeben. »Ihn aus seinen ölverschmierten Jeans herauszukriegen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Glaub mir, ich weiß es.«

Izzy sah aus wie ein begossener Pudel.

»Aber er muss einfach kommen … na ja, ich meine, eigentlich ist es mir ja egal, aber …«

Ihre letzten Worte wurden durch das Geräusch von knirschendem Kies und quietschenden Reifen auf der Auffahrt verschluckt.