Ein Jahr in der Provence - Rita Henß - E-Book

Ein Jahr in der Provence E-Book

Rita Henss

4,4

Beschreibung

"'Attention mademoiselle!' Fast wäre ich direkt in den großen, kräftigen Mann hineingelaufen, der plötzlich vor mir steht, eine Hand in die Hüften gestemmt, mit der anderen ein riesiges Blech balancierend. Croissants! Direkt aus dem Ofen. Mmmmh." In vollen Zügen genießt Rita Henß das Abenteuer Provence.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 230

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,4 (16 Bewertungen)
9
5
2
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Rita Henß

Ein Jahr in der Provence

Reise in den Alltag

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlagkonzeption: Agentur RME Roland Eschlbeck

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv:© AGE/Mauritius Images

ISBN (E-Book) 978-3-451-34567-8

ISBN (Buch) 978-3-451-06529-3

Inhalt

Aufbruch ins Abenteuer

September

Zeit der Feigen

Oktober

Grünes Wetter

November

Farbvariationen

Dezember

Musen und kleine Heilige

Januar

Der Duft der Erinnerung

Februar

Hafenfantasien

März

Boogie-Woogie aus dem Ruder-Flügel

April

Im Zeichen der Künste

Mai

Boulisten und Bratapfelgeplauder

Juni

Ein Holzelefant am Kanal

Juli

Korkenzieher in Pink

August

Allein über die Alpilles

Epilog

Aufbruch ins Abenteuer

Acht Jahre Inselleben hinterlassen Spuren. Und wecken immer wieder Sehnsüchte. Irgendwann brechen sie sich Bahn. Mal wieder raus aus deiner Stadt, aus deinem Land, sagte eine innere Stimme. Aber wohin? Exotische Ferne? Oder lieber das vertraute Europa? Der Zufall entschied. Vive la France! Auszeit in der Provence. Letztlich blieb nur noch eine Frage: Trüffelsaison oder Lavendelblüte? Schneefall oder Sommergewitter? Weihnachtsdinner oder Picknick am Strand? Wann soll ich mein provenzalisches Jahr beginnen?

Fast alle Freunde vor Ort, alle Kenner der Region in meinem Frankfurter Umfeld befinden: Im Mai! „En mai fais ce qu’il te plaît“, zitiert Suzanne ein französisches Sprichwort. „Im Mai kannst du alles machen, was du willst.“ – Und die Bäume blühen. Der Wonnemonat also als Starttermin? Dann steht aber gleich der Juni vor der Tür, und mit ihm schwillt der Touristenstrom. Juli, August: les grandes vacances. Mindestens halb Frankreich zieht es in den großen Ferien in den Süden. Und ein paar andere Nationen auch.

Ich liebäugele mit dem Herbst. Weinlese. Kastanienfeste. Wunderbares Licht. Wenig Trubel. „Aber viel Regen“, unkt Ben. „Manchmal fallen bis zu vierzig Prozent des Jahresniederschlages an einem Tag.“ Mein resigniert-böser Blick entlockt dem scheinbar Allwissenden zum Glück den kleinen Nachsatz: „Stand jedenfalls irgendwo im Netz.“ Eh bien, cher Benjamin; ich ignoriere deine www-Warnung und wage es.

„Machen wir noch eine Fläschchen auf von dem Côte du Rhône?“, fragt Suzanne, die offenbar vor meinem Weinregal in der Küche steht. Warum nicht. Die Beraterrunde um den Esstisch zeigt zwar schon erste Anzeichen satter Müdigkeit. Aber meine Sinne sind plötzlich alle wieder wach. Les jeux sont faits! Die Würfel sind gefallen. Im September fahre ich los! Nach der rentrée scolaire und nach meinem Geburtstag. Noch gut ein halbes Jahr. „Nimm lieber den Crémant!“, rufe ich vom Esszimmertisch in Richtung Küche. „Wir feiern schon mal meine Entscheidung.“

Sechs Monate später ist mir gar nicht mehr feierlich zumute. Zwar habe ich in Aix ein Zimmerchen reserviert, ganz zentral, in „Teresas Bed & Breakfast“, das ich schon von einem früheren Aufenthalt kenne. Aber nur für die erste Woche. Dann muss ich eine feste Bleibe finden. „Das geht am besten vor Ort“, hatte Suzanne mir großspurig versichert. „Bei mir jedenfalls hat es noch jedes Mal funktioniert.“ Ach ja? All die Erstsemester des neuen Uni-Halbjahres wollen in dieser beliebten Studentenstadt doch auch irgendwo wohnen ...

Ich hole tief Luft. Wird schon klappen. Und überhaupt: Muss es denn unbedingt Aix sein? Niemand zwingt mich, dort mein Quartier zu nehmen. Ich habe ja sowieso beschlossen, nicht nur an einem Ort zu leben in diesen zwölf Monaten. Sondern ich will einfach nur die Ergebnisse meiner Recherchen in der Region gleich dort niederschreiben und ausarbeiten – anstatt, wie sonst üblich, ein paar Tage später nach Frankfurt zurückzukehren und das dann dort zu tun. Komplett eintauchen in die Materie hatte Suzanne es genannt. So wie einst zu Studienzeiten, damals in Orléans, in Barcelona, in Paris. (Vielleicht sollte ich für meinen Weg nach Süden ein wenig in Erinnerungen schwelgen an diesen Lebensabschnitt und die Route über die Seine-Metropole nehmen und auch mal wieder in dem Loire-Städtchen vorbeischauen, wo sich mein Alltag allerdings hauptsächlich auf dem Campus des Trabantenviertels La Source abspielte, nun ja, wenn wir nicht gerade in die Sologne fuhren oder zu den Kellereien von Vouvray oder zu diesem Architekturstudenten und seiner Freundin im 5. Arrondissement von Paris – aber das ist noch mal eine andere Geschichte ...) Aber seit ich arbeite, war ich nie länger als sechs Wochen en bloc weg aus Deutschland. Und jetzt: Büroplatz gekündigt, Wohnung für ein Jahr auf den Markt gegeben – und eigentlich keinen Plan für das Danach. Euphorie fühlt sich indes anders an.

Mein Koffer, der Rucksack und die Laptoptasche stehen Spalier im Flur; Ben kommt wie immer zu spät. Dafür hatte ich das Vergnügen, meine Zwischenmieterin schon näher kennenzulernen. Sie reiste drei Tage früher an als ursprünglich geplant – der neue Chef wollte sie nicht erst zum Wochen-, sondern schon zum Monatsbeginn am Donnerstag an ihrem Schreibtisch sehen.

Ben, wo bleibst du? Ich muss und will jetzt los. Trage ich mein Gepäck halt allein. Ist mir eigentlich eh lieber so – keine Abschiedsszenen, keine Tränen, keine Sprüche mehr. Allez – on y va! Ab in den Süden; ins Sehnsuchtsländchen britischer Ex-PRler und amerikanischer Weinfreaks, in die Welt windmühlenverliebter und untergrundkämpferischer Dichter, in die Wahlheimat und Wiege farbmächtiger Künstler. Ja, sie alle sind mir lang vertraut, aus Büchern, Filmen, Texten, Ausstellungen – und von diversen mal privaten, mal beruflichen Aufenthalten zwischen Nizza und Marseille, dem Mont Ventoux und den Alpilles ...

„Wieso hast du eigentlich nur so wenig Gepäck?“, staunt Ben, als er schließlich doch noch auftaucht. „Planänderung“, lache ich. „Wie ...???“ – „Das Auto steht in der Werkstatt, Kupplungsseil gerissen ... Ich fahre mit dem Zug. Und nicht auch nach Aix, sondern aufs Dorf, nach Ménerbes.“ „Verstehe nur Bahnhof“, murmelt Ben. „Genau. Da müssen wir jetzt auch hin. Den Rest erklär’ ich dir unterwegs ...“

September

Zeit der Feigen

Vor meinem bodenhohen Schlafzimmerfenster steht ein Feigenbaum. Dicht schmiegt er sich an den rauen Putz der Fassade, bis hinauf zum Dach. Fast könnte ich vom Bett aus meine Hand ausstrecken zu den Früchten. Wäre da nicht das Fliegengitter ... Der feinmaschige, flächig gespannte Schutzwall hindert mich aber nicht, die beiden Türfügel weit zu öffnen und die noch sommerwarme Luft einzulassen. Auch nachts. Wunderbar!

Nachdem ich allerdings kurz vor dem Einschlafen das erste „Plopp“ durch die filigrane Drahtwand höre und dann noch eines und noch eines und noch eines die Stille der dunklen Stunden in unregelmäßigen Abständen durchdringt, bin ich versucht, doch auch das Türglas zwischen mich und das Draußen zu bringen. Mutig widerstehe ich.

Als um fünf Uhr zweiunddreißig (wie das Handy auf dem Nachttisch exakt dokumentiert) das erste Auto auf der Route de Bonnieux vorbeisaust an unserem Haus, verfluche ich meine Entscheidung. Vierzehn Minuten später höre ich die Müllabfuhr; die öffentlichen Tonnen stehen, das habe ich gestern bei meiner Ankunft schon gesehen, kaum einen Steinwurf entfernt. Immerhin scheppern ihre Plastikkörper nicht. Um sieben Uhr zwei brummt das erste Flugzeug am Himmel; der liegt sozusagen gleich vor der Haustüre, hinter dem Rücken des Petit Luberon. Auch die Entfernung nach Cavaillon und zur Autobahn zwischen Marseille und Avignon beträgt keine zwanzig Kilometer. Ideal nicht nur für Ausflüge, sondern auch nur ein Klacks für Pendler. Denn Arbeit gibt es in den Dörfern des Luberon kaum noch, wie ich schon in Deutschland gelesen hatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!