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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. »Diese ungeheure Welt, die ich im Kopf habe. Aber wie mich befreien und sie befreien, ohne zu zerreißen. Und tausendmal lieber zerreißen, als in mir sie zurückhalten oder begraben.« Als Einführung in Kafkas »ungeheure Welt« sind die Erzählungen aus dem Sammelband ›Ein Landarzt‹ hervorragend geeignet. Sie bieten ein buntes Spektrum ›kafkaesker‹ Themen und Figuren, die den Leser sogleich hineinreißen in den faszinierend beunruhigenden Kosmos dieses großen Erzählers.
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2010
Franz Kafka
»Diese ungeheure Welt, die ich im Kopf habe. Aber wie mich befreien und sie befreien, ohne zu zerreißen. Und tausendmal lieber zerreißen, als in mir sie zurückhalten oder begraben.« Als Einführung in Kafkas »ungeheure Welt« sind die Erzählungen aus dem Sammelband ›Ein Landarzt‹ hervorragend geeignet. Sie bieten ein buntes Spektrum ›kafkaesker‹ Themen und Figuren, die den Leser sogleich hineinreißen in den faszinierend beunruhigenden Kosmos dieses großen Erzählers.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Covergestaltung: Stefan Gelberg
Coverillustration: Franz Kafka, Archiv S. Fischer
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2010
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Dieses Ebook ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-401176-9
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Der neue Advokat
Ein Landarzt
Auf der Galerie
Ein altes Blatt
Vor dem Gesetz
Schakale und Araber
Ein Besuch im Bergwerk
Das nächste Dorf
Eine kaiserliche Botschaft
Die Sorge des Hausvaters
Elf Söhne
Ein Brudermord
Ein Traum
Ein Bericht für eine Akademie und andere Texte zum Rotpeter-Thema
Wir alle kennen den [...]
Sehr geehrter Herr Rotpeter,
Anhang
Editorische Notiz
Daten zu Leben und Werk
Abkürzungen und Siglen
Nachbemerkung
Franz Kafka, ›Ein Landarzt‹
Franz Kafka
[Kapitel]
Wir haben einen neuen Advokaten, den Dr.Bucephalus. In seinem Äußern erinnert wenig an die Zeit, da er noch Streitroß Alexanders von Macedonien war. Wer allerdings mit den Umständen vertraut ist, bemerkt einiges. Doch sah ich letzthin auf der Freitreppe selbst einen ganz einfältigen Gerichtsdiener mit dem Fachblick des kleinen Stammgastes der Wettrennen den Advokaten bestaunen, als dieser, hoch die Schenkel hebend, mit auf dem Marmor aufklingendem Schritt von Stufe zu Stufe stieg.
Im allgemeinen billigt das Barreau die Aufnahme des Bucephalus. Mit erstaunlicher Einsicht sagt man sich, daß Bucephalus bei der heutigen Gesellschaftsordnung in einer schwierigen Lage ist und daß er deshalb, sowie auch wegen seiner weltgeschichtlichen Bedeutung, jedenfalls Entgegenkommen verdient. Heute – das kann niemand leugnen – gibt es keinen großen Alexander. Zu morden verstehen zwar manche; auch an der Geschicklichkeit, mit der Lanze über den Bankettisch hinweg den Freund zu treffen, fehlt es nicht; und vielen ist Macedonien zu eng, so daß sie Philipp, den Vater, verfluchen – aber niemand, niemand kann nach Indien führen. Schon damals waren Indiens Tore unerreichbar, aber ihre Richtung war durch das Königsschwert bezeichnet. Heute sind die Tore ganz anderswohin und weiter und höher vertragen; niemand zeigt die Richtung; viele halten Schwerter, aber nur, um mit ihnen zu fuchteln; und der Blick, der ihnen folgen will, verwirrt sich.
Vielleicht ist es deshalb wirklich das Beste, sich, wie es Bucephalus getan hat, in die Gesetzbücher zu versenken. Frei, unbedrückt die Seiten von den Lenden des Reiters, bei stiller Lampe, fern dem Getöse der Alexanderschlacht, liest und wendet er die Blätter unserer alten Bücher.
