Ein Leuchten - Jon Fosse - E-Book

Ein Leuchten E-Book

Jon Fosse

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Beschreibung

Das neueste Werk des Nobelpreisträgers Jon Fosse – über den schmalen Grat zwischen Leben und Tod und eine Begegnung mit dem Licht in tiefer Dunkelheit Ein Mann setzt sich ins Auto und beginnt zu fahren, ohne zu wissen, wohin er will. Er biegt mal rechts, mal links ab und bleibt schließlich am Ende eines Waldweges stecken. Es dämmert und beginnt zu schneien, doch anstatt umzukehren und Hilfe zu holen, wagt sich der Mann törichterweise in den dunklen Wald hinein. Tiefer und tiefer dringt er vor in die Dunkelheit, bis er sich unweigerlich verirrt. Er ist müde und friert, als ihm tief in der Finsternis des Waldes ein leuchtendes Wesen begegnet. Eindringlich und traumhaft: Ein Leuchten ist das neueste Werk von Jon Fosse, dem «Beckett des einundzwanzigsten Jahrhunderts» (Le Monde).

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Jon Fosse

Ein Leuchten

 

 

 

Über dieses Buch

Der neueste Roman des Nobelpreisträgers Jon Fosse – über den schmalen Grat zwischen Leben und Tod und eine Begegnung mit dem Licht in tiefer Dunkelheit.

Ein Mann setzt sich ins Auto und beginnt zu fahren, ohne zu wissen, wohin er will. Er biegt mal rechts, mal links ab und bleibt schließlich am Ende eines Waldweges stecken. Es dämmert und beginnt zu schneien, doch anstatt umzukehren und Hilfe zu holen, wagt sich der Mann törichterweise in den dunklen Wald hinein. Tiefer und tiefer dringt er vor in die Dunkelheit, bis er sich unweigerlich verirrt. Er ist müde und friert, als ihm tief in der Finsternis des Waldes ein leuchtendes Wesen begegnet.

Eindringlich und traumhaft: Ein Leuchten ist das neueste Werk von Jon Fosse, dem «Beckett des einundzwanzigsten Jahrhunderts» (Le Monde).

Vita

Jon Fosse,1959 in Haugesund, Norwegen geboren, gilt als einer der wichtigsten europäischen Schriftsteller unserer Zeit. International bekannt wurde er zunächst durch seine mehr als dreißig Theaterstücke, die weltweit aufgeführt werden und ihm zahlreiche Preise einbrachten. Für seinen Roman Trilogie bekam er den Literaturpreis des Nordischen Rates verliehen. Auch die Bände seines Werks Heptalogie wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und waren u. a. für den International Booker Prize nominiert. Seit 2022 ist Fosse Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2023 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, lebt in Berlin. Seit 1995 ist er Jon Fosses deutsche Stimme. Er übersetzt auch Jean Echenoz, L.-F. Céline, Tomas Espedal, Henrik Ibsen und viele andere. Ausgezeichnet wurde er etwa mit dem Jane Scatcherd-Preis, dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds und dem Straelener Übersetzerpreis.

Impressum

Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel Kvitleik bei Det Norske Samlaget, Oslo.

 

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Januar 2024

Copyright © 2024 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

«Kvitleik» Copyright © 2023 by Det Norske Samlaget, Oslo

 

Die Publikation der Übersetzung wurde von NORLA, Norwegian Literature Abroad, gefördert.

 

Covergestaltung Anzinger und Rasp, München

Coverabbildung AdobeStock

ISBN 978-3-644-01913-3

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

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www.rowohlt.de

Ein Leuchten

Ich fuhr los. Das tat gut. Bewegung tat gut. Ich wusste nicht, wohin ich wollte. Ich fuhr einfach. Langeweile hatte mich überkommen, mich, der ich mich sonst nie langweile, hatte Langeweile überkommen. Nichts, was mir zu tun einfiel, bereitete mir Freude. Und darum tat ich einfach irgendwas. Ich setzte mich ins Auto und fuhr los, und wo ich entweder nach rechts oder nach links fahren konnte, fuhr ich nach rechts, und wenn ich bei der nächsten Kreuzung entweder nach rechts oder nach links fahren konnte, fuhr ich nach links. Und immer so weiter. Zum Schluss war ich auf einen Waldweg geraten, mit so tiefen Fahrspuren, dass der Wagen spürbar aufsetzte. Ich fuhr einfach weiter, bis der Wagen sich festfuhr. Ich versuchte zurückzusetzen, aber das ging nicht, also blieb ich stehen. Machte den Motor aus. Ich blieb im Auto sitzen. Ja, jetzt stehe ich hier, sitze ich hier, dachte ich, und ich fühlte mich leer, als ob die Langeweile zu Leere geworden wäre. Oder eher zu Beklemmung, denn ich fühlte eine Angst in mir, wie ich dasaß und vor mich hin schaute, leer, wie in einem Nichts drin. Innen in einem Nichts drin. Was ist denn das für eine Redensart, dachte ich. Da vor mir ist der Wald, nur der Wald, dachte ich. Da hatte also diese spontane Autofahrt mich in den Wald gebracht. Und es ist noch so eine andere Redensart, dass etwas, alles, zu irgendetwas anderem führen muss, was auch immer das heißen soll. Ich schaute in den Wald da vor mir. Den Wald. Ja, Bäume dicht an dicht, Kiefern, Kiefernbäume. Und zwischen den Bäumen der braune Boden, er sah aus wie getrocknete Erde. Ich fühlte mich leer. Und dazu diese Beklemmung. Wovor hatte ich Angst. Warum hatte ich Angst. Hatte ich solche Angst, dass ich nicht aussteigen konnte. Mich nicht traute. Und hier endete also dieser Waldweg, den ich entlanggefahren war, auf dem ich mich festgefahren hatte, ungefähr da, wo er endete. Und wahrscheinlich spürte ich darum diese Beklemmung, weil ich mich mit meinem Auto am Ende eines Waldweges festgefahren hatte, und hier, am Ende des Waldweges, war kein Platz zum Wenden. Und ich konnte mich nicht erinnern, einen Wendeplatz gesehen zu haben, seit ich auf diesen Waldweg eingebogen war. Aber war das möglich. Ja, denn wäre ich an einem Wendeplatz vorbeigekommen, hätte ich ganz sicher angehalten und gewendet, denn meine Langeweile wurde ja nicht etwa dadurch geringer, dass ich einen schmalen Waldweg durch diese Landschaft voll niedriger Hügel fuhr, ja, die Langeweile wurde eher größer. Aber ich war an keinem Wendeplatz vorbeigekommen, ich hatte die ganze Zeit auf einen gewartet, ja darauf, dass ich irgendwo voraus eine Stelle sehen würde, wo ich ein wenig an den Rand fahren, etwas zurücksetzen, wieder vorstoßen, das Ganze vielleicht ein paarmal machen könnte, ja bis ich den Wagen gewendet hätte natürlich, und dann den Waldweg zurückgefahren wäre, bis zur Landstraße und dann irgendwohin, aber wohin, zu einem Ort mit Leuten, wo ich vielleicht irgendwas hätte kaufen können, zum Beispiel ein heißes Würstchen im Brötchen, oder vielleicht, das war ja möglich, wäre ich zu einem kleinen Café an der Landstraße gekommen, wo ich anhalten und etwas hätte zu Abend essen können. Das war ja möglich. Und mir kam plötzlich der Gedanke, dass ich jetzt seit mehreren Tagen, ich wusste gar nicht mehr, seit wie vielen, nicht mehr zu Abend gegessen hatte. Aber so geht es einem leicht mal, wenn man allein lebt. Abendessen zu machen ist irgendwie so ein Aufwand, da greift man gern zu der einfachsten Lösung, eine Scheibe Brot, wenn ich denn Brot im Hause habe, mit irgendeinem Belag, oft einfach Mayonnaise direkt aufs Brot und darauf ein paar Scheiben Schafswurst. Aber was denke ich eigentlich, habe ich nichts Wichtigeres zu tun. Was soll das denn. Kann man so was Dummes fragen, denken. Ich habe mich auf einem Waldweg festgefahren, weit entfernt von allen Menschen, ich komme nicht mehr los, da hätte ich ja wohl Dringlicheres zu tun, ja, das heißt ja nicht umsonst so, es war dringend, den Wagen wieder loszukriegen. Denn so kann er nicht stehen bleiben. Natürlich nicht. Natürlich ist es die reinste Dummheit, so was zu denken. Und ich steige aus dem Wagen aus und stehe da und schaue meinen Wagen an, und der steht da und schaut mich irgendwie dumm an. Oder schaue ich ihn dumm an. Lieber Himmel, wie dumm der aussieht, auf Grasbüscheln festgefahren, muss man wohl sagen, da mitten auf dem Waldweg, der nur noch ein paar Meter weiter geht, dann endet er, und ein Pfad führt direkt in den Wald. Was hatte ich bloß auf diesem Waldweg zu suchen. Warum bin ich auf den eingebogen. Was für ein Einfall ist das gewesen. Welchen Grund hatte ich dafür. Keinen. Nicht den geringsten. Und warum bin ich dann auf den Waldweg eingebogen. Rein zufällig vielleicht. Ja, man kann es wohl nicht anders nennen. Aber Zufall, was soll das sein. Nein, jetzt sollte ich mich nicht mit solchen dämlichen Gedanken abgeben. Das führt nie zu etwas. Was ich jetzt schaffen muss, ist nicht mehr und nicht weniger, als den Wagen wieder loszukriegen. Und dann muss ich versuchen, ihn zu wenden. Aber wie. Denn ich bin ja an keiner Stelle vorbeigekommen, wo ich den Wagen hätte wenden können, hätte ich das gekonnt, ja, dann hätte ich längst gewendet, denn einen langweiligeren Weg als diesen Waldweg kann man sich kaum vorstellen. Nichts als flache Hügel, höchstens mal