Ein Ort ohne Zeugen - Andrea Schorn - E-Book
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Andrea Schorn

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Beschreibung

Ich warte auf dich, wo alles angefangen hat.
Aufgrund heftiger Stimmungsschwankungen hat Eugen seine Frau und seine Stelle als Lehrer verloren. Zudem leidet er unter Gedächtnisverlust, seit seine Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind, den er selbst nur knapp überlebt hat. Nun will er alles daran setzen, sein Leben zu verbessern, das um ihn herum zerfällt.  
Als ein Brief seiner Jugendfreundin Yolanda aus seiner alten Heimat in Rumänien eintrifft, sieht Eugen darin eine Chance, Licht in die Dunkelheit seiner Erinnerungen zu bringen. 
Zusammen mit Yolanda will er aufdecken, warum seine Eltern sterben mussten und welche Grauen der Ort seiner Kindheit verbirgt. 
Doch in dem Dorf, in dem er aufgewachsen ist, begegnet ihm bloß Misstrauen und Ablehnung. Und am Ende eines dunklen Pfades in den Wäldern muss er sich letztendlich den Dämonen der Vergangenheit stellen – und einer bestialischen Bedrohung, die allzu gegenwärtig ist …

"Ein Ort ohne Zeugen" ist ein packender Thriller über die Gefahren, die in der eigenen Vergangenheit warten können.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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EIN ORT OHNE ZEUGEN

ANDREA SCHORN

Verlag:

Zeilenfluss

Werinherstr. 3

81541 München

Deutschland

_____________________________

Texte: Andrea Schorn

Cover: Zeilenfluss Verlag

Satz: Zeilenfluss Verlag

Korrektorat:

Dr. Andreas Fischer, Johannes Eickhorst

_____________________________

ISBN: 978-3-96714-456-7

_____________________________

Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Für meine allerliebste Freundin Vera,

Du bist mein Fels in der Brandung.

PROLOG

Bei jedem ihrer hektischen Atemzüge hob und senkte sich ihr Brustkorb. Sie verspürte einen Kloß in ihrem ausgedörrten Hals; versuchte, den Widerstand trocken herunterzuschlucken, was ihr jedoch nicht gelingen wollte. In der Ferne vernahm sie das Heulen der Wölfe, die hauchfeinen Härchen an ihren Unterarmen stellten sich auf. Eine Mischung aus Blut und Matsch bedeckte ihr schmerzhaft pochendes Knie an den Stellen, wo sie beim Ausrutschen auf dem unebenen Waldboden aufgeschlagen war. Ihr Herz hämmerte so hart im Stakkato gegen ihre schmalen Rippen, dass sie sich sicher war, sie würden es hören.

Gelbe Augen starrten sie feindselig aus der Dunkelheit an. Musterten sie mit einem undurchdringlichen Blick, der sich bis in ihre Seele zu bohren schien. Ihr Knurren ging ihr durch Mark und Bein.

Sie sind harmlos, erinnerte sie sich. Das hatte ihr Vater ihr von klein auf zugesichert, und auf dessen Wort konnte man schließlich vertrauen, nicht? ›Du darfst ihnen nicht in die Augen sehen‹, hatte er gesagt, doch nun sah sie genau dort hinein, weil das das Einzige war, was sie in der Finsternis und dem schwachen Schein des zunehmenden Mondes erkennen konnte. Nur ein paar einzelne Sterne hatten sich am Himmel verirrt und schienen sanft durch die undichten Stellen im sonst undurchdringlichen Blätterdach um die kleine Lichtung herum. Die schwarzen Bäume, die sie umgaben, bildeten eine Wand aus Holz und Ästen. Es wirkte, als hätten sie einen Kreis um sie herum errichtet. Da standen sie, wie stumme Richter, die dafür sorgten, dass das grausame, für sie vorgesehene Schicksal sie auch wirklich ereilen konnte.

Sie sind harmlos. Doch ihr Vater hatte ihr ebenfalls beigebracht, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen. Warum spürte sie diese abscheuliche Angst, wenn keine Gefahr von ihnen ausging? Selbst in ihrem zarten Alter fiel ihr dieser Widerspruch auf. Erneut ein trockenes Schlucken. Kalter Schweiß rann ihr langsam über die Haut ihres Gesichtes. Oder waren es Tränen? Würde sie noch in der Lage sein, zu weinen, wenn sie mit ihr fertig waren?

Sie sind harmlos. Sie. Sind. Harmlos. Wie ein beruhigendes Mantra sagte sie sich diesen einen Satz immer und immer wieder selbst auf, während sich ihr die hungrigen, gelben Augen langsam näherten. Wie viele waren es wohl? Zehn? Zwanzig? Es hätten hunderte sein können, sie wusste es nicht. Überall schlichen sie um die Bäume herum. Sie machten sie nervös; spielten mit ihrer Angst. Sie schnappte keuchend nach Luft.

Sie mussten immer zusammenbleiben, vor allem im Wald. Sie hatten nicht gehen dürfen, ehe sie dies versprachen. Aber nun stand sie allein da, starrte in die gelben, erbarmungslosen Augenpaare und zerrte panisch an ihren Fesseln. Ein bedrohliches Grollen erreichte ihr Ohr und ließ sie frösteln. Wie würde der Tod sich anfühlen? Sie fürchtete sich vor den Schmerzen. Das Seil schnitt in die feine Haut ihrer Handgelenke. Es wurde nur umso fester, je mehr sie daran zog. Sie heulten den Mond an, so als würden sie sich untereinander absprechen. Waren sie nähergekommen? Hektisch sah sie sich um. Sie keuchte und wimmerte vor Angst. Wieder ein bedrohliches Grollen. Die schweißnassen Hände hatte sie hinter ihrem Rücken zu Fäusten geballt.

Sie sind harmlos; sie sind harmlos; sie sind harmlos«, flüsterte sie und befand sich mittlerweile in flammender Panik. Das war ihr letzter Gedanke, als die gelben Augen sich aus der Dunkelheit an sie heranpirschten und sich letztendlich hungrig und zähnefletschend mit aggressivem Knurren auf sie stürzten.

KAPITELEINS

»Du musst das hier noch gegenzeichnen, einmal hier und dann noch da, in dieser Spalte. Das sind ein paar neue Anordnungen von ganz oben. Du sollst mit deiner Unterschrift bestätigen, dass du alles zur Kenntnis genommen hast.« Nadine Georgi fing ihren Kollegen kurz vorm Ausgang ab und hielt ihm ein eng bedrucktes Blatt Papier entgegen. Ihre Absätze klackerten laut auf dem alten, abgenutzten Dielenboden des in die Jahre gekommenen Schulgebäudes. Eugen Vogt nahm ihr das Klemmbrett wortlos aus der Hand und unterschrieb den Wisch, nachdem er nur einen kurzen Blick darauf geworfen hatte.

»Du hast das nicht wirklich alles so schnell gelesen, oder?« Sie zog lachend die Ärmel ihrer Strickweste lang.

»Nein, da steht doch sowieso immer der gleiche Scheiß drin. So, ich werde dann mal. Bis morgen, Nadine.« Eugen hängte sich seine lederne Schultasche um und wandte sich zum Gehen.

»Nicht so schnell. Du sollst noch zum Alten kommen.«

Eugen betrachtete sein Gegenüber stirnrunzelnd. Seine Hände griffen fester um das Leder seiner Tasche, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

»Was will der Direktor von mir? Das kann doch wieder nichts Gutes bedeuten. Dafür habe ich heute echt keinen Nerv. Ich schau morgen früh vorbei. Sag ihm einfach, dass du mich verpasst hast«, bat er.

»Nein, mach das lieber nicht. Es klang wichtig. Du solltest das nicht auf die lange Bank schieben. Außerdem hast du gerade unterschrieben, wie kann ich dich da verpasst haben?« Nadine sah ihn mit zerknirschtem Gesichtsausdruck an. Sie zupfte erneut unschlüssig an ihrer Strickweste herum; dann richtete sie ihren Dutt, obwohl dieser noch genau so perfekt saß, wie am Morgen, als sie die Schule betreten hatte.

»So ein Scheiß. Du weißt doch, was bei mir zu Hause los ist. Das ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Aber gut, dann bringe ich es hinter mich. Ich kann mir schon denken, worum es geht.«

»Du meinst die Auseinandersetzung mit Brandon letzte Woche?«

Eugen nickte.

»Sonst habe ich mir kein ›Verbrechen‹ zuschulden kommen lassen.«

»Aber das war doch gar nicht so schlimm. Der Junge hat dich provoziert; das tut er mit uns allen.«

»Schon, aber von ›uns allen‹ habe nur ich mich dazu hinreißen lassen, ihn am Kragen zu packen.«

»Zu Recht!«, stellte sich Nadine bedingungslos auf die Seite ihres Lieblingskollegen.

»Du bist ein Schatz. Aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Wünsch mir Glück.«

»Viel Glück!«, sagte sie leise, doch das hatte Eugen schon nicht mehr gehört. Nach einem tiefen Durchatmen klopfte er an der Tür des Direktors.

»Herein. Eugen, wie schön, dass Frau Georgi Sie doch noch erwischt hat. Treten Sie doch näher. Setzen Sie sich, mein Lieber.« Professor Doktor Bernd Westwind wies mit seiner faltigen Hand auf einen Stuhl aus schwarzem Ebenholz auf der gegenüberliegenden Seite seines massiven Schreibtisches. Obwohl er freundlich wirkte und Eugen wohlgesonnen zu sein schien, brach diesem kalter Schweiß aus. Seine Handflächen wurden feucht, und sein Herzschlag beschleunigte sich unangenehm. Im Gesicht des Direktors zeichneten sich tiefe Sorgenfalten ab, als er seinen Angestellten interessiert musterte und geduldig abwartete, bis er Platz genommen hatte.

»Herr Doktor Westwind?« Eugen sah seinen Chef nicht weniger sorgenvoll an. »Ich vermute, es geht erneut um den Vorfall mit Brandon Becker letzte Woche?«

Der Direktor schüttelte zögerlich den Kopf. »Ich trage Ihnen diese Sache nicht mehr nach. Auch wenn ich an dieser Stelle selbstverständlich erneut anmerken muss, wie unprofessionell Ihr Verhalten am besagten Tag war. Ich berücksichtige jedoch auch, wie massiv Sie von diesem Schüler provoziert worden sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unverschämt besagter Junge werden kann. Doch darum geht es jetzt nicht. Wir hatten darüber gesprochen und den Vorfall bereinigt. Die Schulbehörde wird vermutlich diesbezüglich noch einige Fragen an Sie haben, aber da bin ich zuversichtlich, dass Sie mit einem blauen Auge davonkommen. Meines Erachtens werden Sie in diesem speziellen Fall mit einer simplen Verwarnung rechnen müssen und haben keine weiteren Konsequenzen zu erwarten. Sie haben den Schüler Brandon Becker nach seinen rassistischen Äußerungen Ihnen gegenüber schließlich nicht geschlagen, sondern ihn lediglich kurz am Kragen gepackt, was ich jedoch in aller Deutlichkeit nicht gutheißen kann. Darum sind Sie aber heute nicht hier.«

Ein äußerst unangenehmes Schweigen breitete sich im Raum aus. Bernd Westwind sah ihn abschätzend an und räusperte sich. Eugen schluckte trocken. Das Geräusch hörte sich im stillen Büro viel zu laut an. Nervös zitterte eines seiner Beine. Er wischte sich an seiner Jeans die schweißigen Handflächen trocken.

»Warum bin ich dann hier?«, fragte er tonlos.

»Ich … Also, wie geht es Ihnen?«, wollte der Schuldirektor wissen und rückte sich seine altmodische Brille auf der Nase zurecht. Er schenkte ihm ein betont freundliches Lächeln.

»Gut, denke ich«, antwortete Eugen mechanisch. Er fragte sich, worauf zur Hölle sein Gegenüber hinauswollte. Obwohl er es sich nicht richtig erklären konnte, ahnte er Böses. Ausgerechnet jetzt bekam er auch noch unerträgliche Kopfschmerzen. Die atypische Migräne, welche man bei ihm vor vielen Jahren diagnostiziert hatte, kam immer dann, wenn er sie am wenigsten gebrauchen konnte. In seinem Nacken pulsierte eine schmerzhafte Stelle. Nervös rieb er sich mit der Hand darüber, auch wenn er wusste, dass er dadurch keine Linderung erfahren würde. Er wollte nach Hause, die Schuhe von sich werfen und sich aufs Sofa legen. Stattdessen verplemperte er hier seine Zeit mit einem Gesprächspartner, welcher einfach nicht auf den Punkt kommen wollte. Er seufzte tief.

»Und wie geht es Ihnen wirklich?«, hakte der Mann nach. Dabei hatte er seine Stimme auffallend sanft klingen lassen, als versuchte er, beruhigend auf ein ängstliches Kind einzureden.

Eugen blickte ihn irritiert an und fragte sich, wie viel sein Vorgesetzter wusste. Und natürlich, woher dieser seine Informationen hatte. Von Nadine sicher nicht, jedenfalls hatte er sich bis jetzt immer auf ihre Loyalität ihm gegenüber verlassen können.

»Es ging mir schon mal besser. Sie haben sicher mitbekommen, dass meine Frau mich verlassen hat. Das ist natürlich eine schwierige Zeit, verständlich. Aber da muss ich nun durch, und das gelingt mir bisher ganz gut, schätze ich.« Zufrieden mit sich und seiner Antwort nickte Eugen abschließend. Was erwartete der Alte von ihm? Wie sollte es ihm gehen, so kurz nach der Trennung? Er war authentisch gewesen.

»Das ist mir bereits zu Ohren gekommen, Eugen. Und ich bedauere das wirklich sehr. So ist es zuvor schon einigen Lehrkräften im Kollegium ergangen; eine unschöne Sache. Natürlich habe ich volles Verständnis dafür, dass es Ihnen da nicht besonders gutgeht. Doch insgesamt habe ich derzeit den Eindruck … Wie soll ich es formulieren, ohne Ihnen dabei auf die Füße zu treten? Nun, dass Sie momentan emotional ein wenig instabil wirken.«

»Instabil?«, wiederholte Eugen den Vorwurf und kam sich vor wie ein Papagei. Unfähig, die passenden Worte zu seiner Verteidigung vorzubringen.

»Ja … Sie wirken fahrig und unkonzentriert. Und leider immer häufiger aggressiv und ungehalten, wenn ich das anmerken darf.«

Eugen schnappte nach Luft. Diese Vorwürfe waren absolut ungerechtfertigt.

»Aggressiv und ungehalten?«, versicherte er sich, denn erneut wollten ihm die richtigen Worte über seine Empörung nicht einfallen. Seine Hände zitterten unkontrolliert. Daher ballte er sie zu Fäusten und versteckte diese unter dem massiven Schreibtisch. Er biss sich auf die Unterlippe, bis diese zu schmerzen begann. Zu dem Pochen im Nacken gesellte sich ein unangenehmes Druckgefühl in seiner rechten Schläfe. Er stand auf, weil er die sitzende Position auf einmal nicht mehr aushielt, so sehr stand er unter Druck.

»Es geht also doch um Brandon? Ich wusste es. Der Kerl ist rotzfrech, und ich brauche mir wirklich nicht alles gefallen zu lassen. Dieser unverschämte kleine Mistkerl hat mich wegen meiner Herkunft rassistisch beleidigt, wenn ich Sie daran erinnern darf; mich einen ›rumänischen, schwanzlutschenden Stricher‹ genannt und das nur, weil er von mir eine absolut gerechtfertigte Fünf in Mathe kassiert hat. Da ist mir der Kragen geplatzt. Seien Sie dankbar, dass ich ihn nur am Shirt gepackt habe. Dem Kerl sollte mal jemand eine Tracht Prügel verpassen.« Eugens Gesicht war rot angelaufen. Nun war auch seine Stirn schweißig.

»Herr Vogt; Eugen! Beruhigen Sie sich und nehmen Sie bitte wieder Platz. Ich kann Ihre Wut auf Brandon Becker absolut verstehen, darum musste er auch einen einwöchigen Schulverweis über sich ergehen lassen.« Bernd Westwind hob beschwichtigend beide Hände in die Höhe, als würde er ein sich aufbäumendes Pferd zu beschwichtigen versuchen, welches seine Vorderbeine in die Luft geworfen und seinen Kopf hochgerissen hatte, um größer zu wirken und seinen Angreifer einzuschüchtern.

»Bei allem Respekt, Herr Direktor. Dieser Schulverweis war lächerlich. Was ist das denn bitte für eine Strafe? Brandon hat zu Hause mit Sicherheit die ganze Nacht lang gezockt und tagsüber seinen Ar… Allerwertesten nicht aus dem Bett bekommen; und sich über uns totgelacht, dass wir ihm diesen Sonderurlaub auch noch offiziell genehmigt haben, als wäre es eine Belohnung. Glauben Sie wirklich, dass der Junge zu Hause im stillen Kämmerlein über seine Taten nachgedacht, Reue gezeigt und Buße getan hat? Im Leben nicht!« Erschöpft von seiner zornigen Rede ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken.

»Wie gesagt, darum geht es heute auch gar nicht. Einige Ihrer Kollegen haben in letzter Zeit den Eindruck, dass Sie etwas desorientiert wirken; fahrig und schnell gereizt sind. Und dann diese Zitteranfälle. Ich bitte Sie, Herr Vogt. Bei allem Respekt, das ist doch nicht normal. Sie scheinen derzeit nervlich am Ende zu sein, und in diesem Zustand macht das Unterrichten von pubertierenden Schülern doch keinen Sinn, denken Sie nicht auch?«

Jetzt verstand Eugen endlich, wo der Hase langlief. Wissend nickte er und bedachte sein Gegenüber mit einem bitteren, eiskalten Blick. »Sie suspendieren mich also? Wollen Sie darauf hinaus?«

»Nein, Herr Vogt. Eugen. Ich suspendiere Sie doch nicht. Warum auch? Ich biete Ihnen einfach nur eine Art … Sonderurlaub an. Sie haben erst von Ihrer anstehenden Scheidung erfahren und brauchen Zeit und Ruhe, um wieder zu sich zu finden. Das ist keine Schande. Wir sind alle nur Menschen. Ich halte einen Zeitraum von vorerst zwei Monaten für angemessen. Wie finden Sie diese Idee?«

Eugen atmete mehrfach tief ein und aus, bevor er sich ausreichend gesammelt hatte, um seinem Gegenüber eine angemessene Antwort zu geben, ohne dabei zu explodieren.

»Wer spricht denn hier von Scheidung? Darüber habe ich kein Wort gesagt, sondern lediglich, dass meine Frau mich verlassen hat. Sie wollen wissen, was ich von Ihrer Idee halte? Wirklich jetzt? Ich finde sie beschissen, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich nehme an, dass Sie in diesem Punkt nicht nach meiner Meinung fragen, oder?«, wollte Eugen wissen. Unterm Schreibtisch ballte er erneut die Hände zu Fäusten. Er kniff die Augen einen Moment lang fest zu, um die aufflammenden Kopfschmerzen in Schach zu halten. Sein rechtes Sehfeld war bereits durch die Migräne eingeschränkt, und er wollte noch mit dem Auto nach Hause fahren. Ich darf mich nicht so aufregen, sonst kann ich zu Fuß nach Hause laufen. Reiß dich verdammt nochmal zusammen.

»Es ist nur zu Ihrem Besten, Herr Vogt. Kurieren Sie sich mal richtig aus. Selbstverständlich ist eine Entgeltfortzahlung Ihres Lohnes auch für die Ausfallzeit vorgesehen, machen Sie sich darum bitte keine Sorgen. Es geht in keiner Weise darum, Ihnen schaden zu wollen. Ich möchte Ihnen mit dieser bezahlten Auszeit einfach nur wieder auf die Beine helfen, weil Sie ein geschätzter Kollege sind.«

»Ich bin nicht krank, sondern nur getrennt«, erinnerte Eugen sein Gegenüber. Dabei biss er die Zähne zusammen, um seine Wut möglichst zu unterdrücken.

»Sie sind aufgebracht, das verstehe ich absolut. Gehen Sie bitte nach Hause, ruhen Sie sich aus und regeln Sie in Ruhe alle Ihre persönlichen Angelegenheiten. Vielleicht sollten Sie eine Weile ans Meer fahren. Mich beruhigt diese Umgebung stets am meisten, wenn ich in privaten Unannehmlichkeiten stecke.« Professor Doktor Westwind betrachtete sein Gegenüber besorgt. Er legte sich einen Zeigefinger auf die Lippen, als würde er noch abwägen, ob er das Folgende überhaupt ansprechen durfte.

»Ich weiß, Herr Vogt, es geht mich als Ihren Vorgesetzten nicht das Geringste an, aber würden Sie mir auf freundschaftlicher Ebene eine persönliche Frage erlauben?«, wollte er nach einigem Zögern wissen. Eugen nickte und schluckte den Hinweis darüber, dass sie ganz sicher keine Freunde waren, mühselig herunter. »Besuchen Sie diese Psychotherapie noch immer regelmäßig? Die hat Ihnen meines Erachtens damals sehr gutgetan.«

»Einmal die Woche«, brachte Eugen gepresst hervor. Dann stand er so abrupt auf, dass er um ein Haar seinen Stuhl umgeworfen hätte.

»Lassen Sie mir schriftlich zukommen, wann ich wieder zur Arbeit erscheinen darf?«

»Selbstverständlich, Herr Vogt. Bis dahin wünsche ich Ihnen alles Gute. Nutzen Sie die freie Zeit«, riet Bernd Westwind ihm zum Abschied und streckte ihm versöhnlich die offene Handfläche entgegen. Wortlos und die Geste geflissentlich ignorierend verließ Eugen das Büro und schlug die massive Eichenholztür kraftvoll hinter sich zu.

KAPITELZWEI

»Wie fühlen Sie sich mit dieser Situation an Ihrem Arbeitsplatz?« Frau Doktor Konstanze Weimersdorf schob sich ihre Brille auf ihrem schmalen Nasenrücken zurück und sah ihn mit durchdringendem Blick an, jedoch umspielte ein weiches Lächeln ihre Mundwinkel, welches ihr zurückgegeltes blondes Haar, das sie im Nacken zu einem akkuraten Zopf geflochten hatte, weniger streng wirken ließ. Eugen dachte einen Moment über die Frage nach und versuchte, die unterschiedlichen Emotionen, welche in seinem Inneren einen Kampf ausfochten, zu ordnen.

»Ich bin wütend«, brachte er endlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

»Versuchen Sie bitte noch präziser zu formulieren, auf wen oder was genau Sie wütend sind.«

Eugen schluckte hart. Es war nicht einfach, sich mit seinem Innersten auseinanderzusetzen.

»In erster Linie auf meinen Chef. Er hat mir diesen ›Sonderurlaub‹, wie er es so hinterhältig nennt, einfach aufgezwungen.« Dabei zeichnete er ironisch mit den Fingern Anführungsstriche in die Luft.

»Wie würden Sie denn Ihre Beurlaubung nennen? Sie scheinen mit dieser Bezeichnung nicht ganz einverstanden zu sein.«

Eugen wusste ganz genau, dass sein Gegenüber es nur gut mit ihm meinte. Er verstand, dass die Psychologin durch ihr penetrantes Nachbohren beabsichtigte, seine bestehenden Ansichten so lange zu hinterfragen, bis sich ihm neue Perspektiven öffneten, er eine ganz andere Sicht auf die Dinge erlangte. Doch wenn er das wusste, warum zur Hölle fühlte er sich dann provoziert von ihren dämlichen Fragen? Er hatte nicht mal gemerkt, wie tief sich seine Fingernägel in das Fleisch seiner Hände gebohrt hatten, bis sie ihn aus seinen Gedanken riss.

»Herr Vogt? Denken Sie, dass man Sie vielleicht ungerecht behandelt, weil sich dieser Zustand gar nicht wie ein üblicher Urlaub anfühlt?«

Eugen nickte; räusperte sich, weil er den Eindruck hatte, seine Stimme würde versagen, wenn er jetzt wieder das Wort ergriff.

»Ich kann Ihre Bedenken diesbezüglich selbstverständlich nachempfinden und auch Ihre Wut darüber verstehen. Vermutlich machen Sie sich Sorgen, wie es danach an Ihrem Arbeitsplatz weitergehen wird. Aber Sie sind nach wie vor hier, um sich helfen zu lassen. Das wirkt sich auf jeden Fall positiv auf Ihren weiteren beruflichen Werdegang aus. Und wenn ich noch eben eine persönliche Einschätzung des Sachverhaltes einwerfen dürfte?« Fragend sah sie ihn an.

Eugen nickte.

»Ich weiß nicht, welche genauen Schritte Ihr Chef einleitet beziehungsweise wie er das deichseln möchte … Aber eine hundertprozentige Lohnfortzahlung über die gesamte Dauer von zwei Monaten hört sich für mich nicht nach einer Suspendierung an. Von außen betrachtet erscheint es mir eher so, dass man Ihnen damit tatsächlich helfen und Sie in keiner Weise bestrafen möchte. Bitte bedenken Sie auch dies bei Ihren Überlegungen.«

Eugen ließ sich ihre Worte einen Moment lang durch den Kopf gehen. Aus dieser Richtung hatte er das noch nicht betrachtet. Zögerlich wiegte er den Kopf hin und her und seufzte. Vielleicht hatte sie damit gar nicht mal so unrecht.

»Auf wen sind Sie sonst noch wütend?«

Es folgte ein Moment der Stille. Sie ließ ihm Raum und Zeit, seine Gedanken in Worte zu fassen.

»Auf diesen Jungen. Er bleibt eine Woche zu Hause, während ich mir eine Auszeit von zwei Monaten gefallen lassen muss.«

»Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, Herr Vogt, dann hat man Ihnen diese ›Suspendierung‹, um es mit Ihren eigenen Worten auszudrücken, gar nicht unmittelbar nach dem Vorfall mit diesem Jungen verhängt, sondern erst über eine Woche später. Woran lag das Ihrer Meinung nach?«

Als ob Eugen sich diese Frage nicht inzwischen schon tausendmal gestellt hätte. Er atmete tief durch, bevor er mühsam seine Antwort hervorbrachte.

»Ja, mein übergriffiges Verhalten stieß zuerst sogar auf Verständnis, aber dann habe ich mich wie ein Idiot benommen Wollten Sie das hören? Ja, zur Hölle, es geht mir derzeit einfach nicht gut und ja, das merkt man mir auch an.« Eugen sprang aufgebracht von seinem Stuhl auf und drehte rastlose Runden durchs Behandlungszimmer. Die Augen der Psychologin ruhten dabei auf ihm. Sie schwieg. »Aber sagen Sie mir bitte, wer sich nicht emotional auffällig verhält, wenn er seine große Liebe verliert? Wir sind doch erst seit vier Wochen getrennt. Ich will Valentina zurück; ich will nichts mehr, als sie zurückgewinnen, aber sie spricht kaum noch mit mir. Ich habe es versaut. Ich versaue immer alles. Ich habe das Gefühl, dass sie mich hasst. Dabei haben wir uns doch geliebt. Ich bin so verdammt wütend auf mich selbst.« Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. »Genau, eigentlich bin ich nur wütend auf mich selbst, dass ich so ein psychogeschädigtes Wrack bin und mich nicht mal mehr daran erinnern kann, warum das so ist.«

Eugens Schultern bebten unkontrolliert. Kraftlos ließ er sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Erneut rammte er sich die Fingernägel schmerzhaft in blutigen Halbmonden ins Fleisch seiner Hände. Seine Nase lief, er wischte sie achtlos mit dem Hemdärmel ab. Er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Er saß vor seiner verdammten Psychologin und flennte wie ein kleiner Schuljunge. Das hatte sie mit Absicht getan. Auch nicht, um ihm zu schaden, sondern weil sich seine hilflose Trauer in Wut umgewandelt hatte; weil er ihr keinen Weg gegeben hatte, durch Tränen aus ihm herauszufließen. Aber lieber war er wütend als so unglaublich traurig. Das war ein scheiß Gefühl. Er zog geräuschvoll die Nase hoch, dann nestelte er in seiner Jackentasche nach einem Taschentuch und putzte sie sich.

»Sehr gut. Sie haben Ihre Gefühle in passende Worte gekleidet. Bitte, Herr Vogt, atmen Sie einmal tief ein und aus. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«, fragte sie nun, ihre Stimme klang weich und mild.

»Ja, bitte.« Er saß zusammengekauert auf dem Stuhl und fühlte sich wie ein Häufchen Elend.

Sie stand auf. Als sie ihm sein Wasser brachte, legte sie einen Augenblick lang beruhigend eine Hand auf seine Schulter. Er konzentrierte sich auf seine Atmung, wie sie es ihm in einer der zahlreichen vorangegangenen Sitzungen beigebracht hatte. Die Frau wusste genau, was sie da tat. Sie war gut, das musste er ihr lassen. Jetzt fühlte er sich wie Hackfleisch, aber sie hatte es tatsächlich geschafft, dass er geweint und seine Trauer um seine zerrüttete Ehe einen Moment lang zugelassen hatte. Erneut setzte sie sich ihm gegenüber auf die andere Seite ihres Schreibtisches und musterte ihn abschätzend, ob er emotional stabil genug war, ihn für heute zu entlassen.

»Unsere Zeit ist um, Herr Vogt. Sie haben in meinen Augen einen bedeutenden Fortschritt gemacht. Sie können stolz auf sich sein. Versuchen Sie weiterhin, Ihre Traurigkeit anzunehmen und auszuleben, anstatt sie zu verdrängen, in Ordnung?«

Eugen nickte und brachte sogar ein etwas schief geratenes Lächeln zustande.

»Und wenn ich Ihnen noch einen persönlichen Rat mit auf den Weg geben dürfte?« Fragend sah sie ihn an, bis er zustimmend nickte. »An dieser wie auch immer gearteten beruflichen Auszeit können Sie nichts mehr ändern. Darum sollten Sie diese Zeit als einmalige Chance sehen und sie gut nutzen. Wieder zu Kräften kommen. Vielleicht war der Vorschlag Ihres Vorgesetzten, eine Weile allein zu verreisen, gar nicht so schlecht. Manchmal kann ein Tapetenwechsel dabei helfen, wieder eine klare Sicht auf die Dinge zu bekommen. Denken Sie wenigstens einmal in Ruhe darüber nach.«

»Danke, das werde ich«, sagte er tonlos, stand auf und machte Anstalten, die Praxis zu verlassen.

»Gerne, wir sehen uns in einer Woche wieder. Gleiche Zeit, gleiche Stelle«, verabschiedete ihn seine Psychologin und begleitete ihn mit einem aufmunternden Lächeln zur Tür.

Am Abend saß Eugen allein auf dem Sofa und kippte die mittlerweile dritte Flasche Bier fast in einem Zug herunter. Schließlich musste er am nächsten Morgen nicht pünktlich zur Arbeit erscheinen, dachte er sarkastisch. Das Bier hinterließ einen schalen Geschmack auf seiner Zunge. Hunger hatte er auch, aber keinen Appetit, und erst recht keinen Antrieb, sich zu erheben, in die Küche zu gehen und sich etwas zu essen zuzubereiten. Apropos Küche; die kleine dreckige Kochnische hatte diesen Ausdruck nicht verdient. Zu Hause, bei Valentina, da hatten sie eine wunderschöne Küche gehabt. Sie besaßen sogar eine Kochinsel mit einer massiven Arbeitsplatte aus Ebenholz; eine Maßanfertigung natürlich, auf die sie mächtig stolz waren. Die hatte ihn eine beachtliche Stange Geld gekostet, doch Valentina war ihm das allemal wert. Dort hatte ihm das Kochen Spaß bereitet. Schon deshalb, weil er wusste, dass er nicht allein essen musste. Bei dem Gedanken an seine Frau zog sich wieder ein schmerzhafter Knoten in der Magengegend zusammen.

Weiß sie, wie sehr ich sie vermisse? Wie konnte ich nur so schrecklich dumm sein? Ich krieg wirklich alles kaputt, dabei liebe ich sie doch so sehr. Wieder mal ganze Arbeit geleistet, du Volltrottel!

Seufzend streckte sich Eugen und verschränkte seine Finger auf seinem Hinterkopf. Er starrte ins Leere, seit sich der Fernseher vor etwa einer halben Stunde wegen Nichtbenutzung von allein abgestellt hatte. Sein Gedankenkarussell setzte sich unweigerlich erneut in Bewegung und drehte sich viel zu schnell, als dass er mitgekommen wäre.

Wie hatte er bloß an diesen aussichtslosen Punkt geraten können? Frau weg, Arbeit weg, was käme als Nächstes? War er schuld an diesem ganzen Dilemma? Klar, an seinem Ehedrama ohne Frage, aber an der Suspendierung? Er wusste es nicht und gab sich als Antwort mit einem Jein zufrieden. Der verfluchte Brand war schuld, der hatte ihn in ein seelisches Wrack verwandelt. Davon und von dem Verlust seiner Eltern, der damit einhergegangen war, hatte er sich nie erholt. Die Bilder von damals drängten sich unaufhaltsam in sein Gedächtnis, sosehr er es auch zu vermeiden versuchte. Auch nach etlichen Jahren Therapie war er nicht dazu in der Lage, sie zu verdrängen oder wenigstens den Zeitpunkt ihres Auftretens zu regulieren.

Als Valentina noch an seiner Seite gewesen war, da hatten sie nachgelassen, die schrecklichen Bilder. Sie war sein Schutzschild gewesen. Wenn er seinen grausamen Erinnerungen nachhing, den wenigen, welche ihm nach dem Trauma in seiner Kindheit überhaupt noch geblieben waren, dann hatte sie ihn liebevoll in ihre Arme geschlossen und ihn sanft geküsst. Schon zogen die Gedanken vorüber wie dunkle Regenwolken an einem ansonsten sonnigen Tag.

Aber das war genau der Knackpunkt; Valentina war nicht hier. Und so wie es derzeit zwischen ihnen aussah, wagte er auch nicht zu hoffen, dass sie wieder zu ihm zurückkehren würde. Darum konnte niemand seine schlechten, zerstörerischen Gedanken vertreiben, und er musste sein Trauma in Form von quälenden Flashbacks wieder erleben, und wieder, und wieder …

Er war dem hilflos ausgeliefert und konnte nur hoffen, dass es bald vorbei wäre. Seine offizielle Diagnose lautete ›Posttraumatische Belastungsstörung‹ in Folge des Todes seiner Eltern und ›Dissoziative Amnesie‹. Die Unfähigkeit, sich an persönliche Informationen und Ereignisse zu erinnern, welche durch Traumata ausgelöst werden. Betroffene haben Gedächtnislücken, welche von wenigen Minuten bis hin zu Jahrzehnten reichen können, je nach Schwere des Traumas und der psychischen Verfassung.

Die Nacht, in welcher seine Eltern in ihrem eigenen Haus verbrannt und er selbst nur durch einen glücklichen Zufall gerettet worden war, weil sein Spielzeugroboter sich wie durch ein Wunder von allein angeschaltet und ihn durch seine elektronischen Geräusche geweckt hatte, bevor er ebenfalls dem Feuer erliegen konnte, hatte sein Leben für immer verändert. Er war damals als siebenjähriger Junge über die Brüstung seines Balkons aus dem zweiten Stock gesprungen, während die ersten Flammen bereits gierig an seinem bunt gemusterten Teppich leckten. Bei dem Sprung hatte er sich ein Bein gebrochen. Der Schmerz war ihm durch den gesamten Körper geschossen und hatte ihn in diesem Moment vollkommen gelähmt. Er hatte nicht aufstehen und Hilfe für seine Eltern holen können.

Vor seinem geistigen Auge sah Eugen erneut die Flammen, das hörte nie auf. Wieder konnte er das ohrenbetäubende Prasseln des Feuers vernehmen, als es sein Zuhause gierig verschlang; spürte die Hitze in seinem Gesicht und die eisige Kälte, welche vom gefrorenen Boden erbarmungslos in seine kleinen Knochen gekrochen war. Erneut durchlebte er den Moment, als er verbrannte Haare roch und erst im Anschluss registrierte, dass er noch immer so nahe an seinem lodernden Elternhaus lag, dass es ihm die Wimpern und die Augenbrauen versengte. Zuerst roch er verbrannte Haare, dann verbranntes Fleisch. Das Fleisch seiner Eltern. In dem Moment, da ihm selbst als Siebenjährigem bewusst wurde, dass Mutter und Vater keine Chance mehr hatten, aus dem mittlerweile lichterloh brennenden Haus zu fliehen, und für sie jede Hilfe zu spät kommen würde, zerbrach etwas in ihm.

Er hatte zunächst seinen Verstand verloren, dann sein Bewusstsein. Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war das Heulen der Wölfe, für welche sein Vater unendliche Liebe empfunden hatte. Dann war es trotz der lodernden Flammen stockdunkel um ihn herum geworden und still. Weder die eisige Kälte noch die brennende Hitze hatten ihm etwas anhaben können. Die Hände des Feuerwehrmannes, welche sich in letzter Sekunde beherzt um seinen schmalen Körper schlangen und ihn hektisch aus der Gefahrenzone trugen, hatte er schon nicht mehr gespürt. Und auch die Tatsache, dass er von nun an Vollwaise war, war erst sehr viel später in seinen kindlichen Verstand gedrungen.

Ein großer Teil seiner vorherigen Kindheit war zu seinem Schutz schlichtweg von seinem geistigen Bewusstsein abgespalten worden, so hatten sie es ihm damals erklärt. Sein infantiles Gehirn war mit dieser unaussprechlichen Tragödie heillos überfordert gewesen. Sie hatten gesagt, die Erinnerungen würden zurückkommen, es brauche nur seine Zeit. Sie hatten ihn therapiert, es mit Hypnose versucht, sogar mit Psychopharmaka war er trotz seines jungen Alters behandelt worden; nichts hatte geholfen! Entgegen ihren Erwartungen waren die verlorenen Erinnerungen bis heute nicht zurückgekehrt. Das war nun dreißig Jahre her. Sie hatten sich geirrt. Seine Kindheit in Rumänien vor dem Brand war weiterhin fast vollständig ausgelöscht. Ein Phänomen, welches ihm ebenfalls niemand ausreichend zu erklären vermochte. Er hatte erhebliche Gedächtnislücken, welche sich jedoch auf die Zeit vor dem schrecklichen Feuer bezogen. Wenn dies ein Schutzmechanismus seines Gehirns war, warum konnte er dann den verdammten Brand selbst nicht vergessen? Auf diese Weise war er doppelt bestraft; dreifach sogar, wenn er genau darüber nachdachte. Er hatte seine Eltern verloren, und nicht mal die Erinnerungen an seine Kindheit waren ihm geblieben. Und zur Krönung hatte er so viele Psychomacken abgekriegt, dass er nicht mal seine Ehefrau bei sich halten konnte.

Beim Gedanken an Valentina schossen ihm erneut heiße Tränen der Scham und Verzweiflung in die Augen. Er hatte es wieder einmal geschafft, alles zu vermasseln. Laut schluchzend schlug er sich beide Hände vors Gesicht; seine Schultern bebten. Seine Psychologin würde ihm zu dieser Leistung gratulieren, wenn sie jetzt hier wäre, dachte er sarkastisch.

KAPITELDREI

Ich kann nicht glauben, dass sie jetzt wirklich diese alte Schrapnelle im Schlepptau hat. Verdammte Axt, habe ich das wirklich verdient? Vermutlich schon.

»Valentina, Irma, wollen wir uns dort in diese Nische setzen?« Leicht irritiert schaute Eugen wenige Tage später zwischen seiner Frau und deren Mutter hin und her. Nachdem Irma seinen Vorschlag mit einem dezenten Naserümpfen abgenickt hatte und sich nun in die Richtung der von ihm gewünschten Nische des kleinen, gemütlichen Cafés bewegte, fasste er seine Frau sanft am Ärmel, was sofort mit einem strafenden Blick ihrerseits geahndet wurde. Er sah sie beschwörend an.

»Schatz«, flüsterte er in gemäßigtem Tonfall, doch ihr Blick wurde daraufhin nur noch finsterer, sofern eine Steigerung möglich war.

»Entschuldige, die Macht der Gewohnheit. Ich hatte dir zuliebe einem Treffen in der Öffentlichkeit zugestimmt, aber wir hatten nicht davon gesprochen, dass deine Mutter mitkommt. Ich wollte doch mit dir allein sprechen, unter vier Augen, und habe mich auf dich gefreut.« Er sah seine Ehefrau eindringlich an. Diese entzog ihm energisch ihren Arm.

»Ich fühle mich sicherer, wenn sie dabei ist. Und tu nicht so, als wenn wir uns zu einem Date verabredet hätten. Wir wissen doch beide sehr gut, warum wir hier sind«, sagte sie leise, um nicht die Blicke der anderen Gäste auf sich zu ziehen.

»Mensch, Valentina. Ich bin doch kein Straftäter«, flüsterte Eugen schockiert. Was hatte er seiner Frau bloß angetan, dass sie jetzt offensichtlich vollends das Vertrauen in ihn verloren hatte? Genug, wie du selbst am besten weißt, du verdammter Idiot. Also beschwer dich nicht drüber, dass es jetzt nach ihren Regeln läuft, und halt die Füße still!

»Das ist dein Glück und nur einem großen Zufall geschuldet. Wenn ich dich daran erinnern darf, hat die Vase von neulich meinen Kopf nur um wenige Zentimeter verfehlt. Wenn sie mich getroffen hätte, wärst du schneller zum Straftäter geworden, als es dir lieb gewesen wäre, mein Bester.«

Sie drehte sich um und nahm Kurs auf den Tisch, an dem ihre Mutter bereits Platz genommen hatte und die beiden kritisch beäugte.

»Valentina, es tut mir doch so leid. Da ist der Gaul mit mir durchgegangen, was unverzeihlich ist. Aber ich habe dich noch nie geschlagen, bitte.« Dabei beeilte er sich, sie einzuholen, bevor sie ihre Mutter erreichen konnte.

»Eugen, lass es bitte gut sein.« Sie setzten sich an den Tisch. »Mir geht es heute einzig und allein darum, wie wir unsere Güter am besten trennen.«

Eugen sah seine Frau flehend an. Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, wann er verloren hatte. In der nächsten Stunde nickte er ihre Bitten großzügig ab und unterschrieb, ohne zu lesen, was auch immer sie ihm vorlegte. Sie würde das Haus und die Möbel behalten, ihn aber hierfür mit einer Geldsumme entschädigen, welche sie für angemessen hielt. Natürlich nicht ohne erhebliche finanzielle Verluste seinerseits, aber das war ihm egal. Er wollte, dass sie glücklich war. Niemals hatte er etwas anderes gewollt.

Als sie über das Umgangsrecht ihres gemeinsamen Hundes verhandelten, schlichen sich Bilder in seinen Kopf, welche er nicht sehen wollte. Valentina, die sich von einem fremden Kerl auf dem Küchentisch ihres gemeinsamen Hauses flachlegen lassen würde. Keine realen Szenen, doch diese Tatsache ließ sie nicht weniger bedrohlich wirken. Allein bei dem Gedanken daran … Eugen ballte unter dem Tisch seine Hände zu Fäusten. Reiß dich zusammen. So eine ist sie nicht. Sieh lieber zu, wie du deine Ehe rettest.

»Du kannst Suleika natürlich so oft an den Wochenenden zu dir nehmen, wie du möchtest. Gerne auch mal unter der Woche, wenn du das willst. Sie wird sich freuen, dich um sich zu haben. Nur die Absprache vorher ist mir wichtig, dass du nicht ohne Anmeldung an meiner Haustür auftauchst, okay?«, riss ihn Valentina aus seinen trüben Gedanken. Hatte sie gerade ›an ihrer Haustür‹ gesagt, fragte er sich sarkastisch. Er spülte seinen Ärger mit einem großen Schluck Cola Whiskey hinunter, was ihm einen weiteren abfälligen Blick seiner Schwiegermutter einbrachte, und nickte stattdessen fast schon unterwürfig.

»Danke, das bedeutet mir sehr viel.«

»Klar, sie ist doch unser Baby.«

Eugen schossen Bilder durch den Kopf, als Suleika noch ein tapsiger Welpe gewesen war. Er liebte die Schäferhündin. »Und meinst du, ich könnte sie auch mal mit auf eine Reise nehmen, oder wäre dir das zu viel?«

»Du willst verreisen?«, fragte sie tonlos. Innerlich triumphierte Eugen fast. Ihre brüchige Stimme hatte sie verraten. Es war ihr nicht egal, ob, und vor allem mit wem, er verreiste. Für den Bruchteil einer Sekunde war ihre abgeklärte Fassade gebröckelt. Wenn ihr das nicht egal war, bedeutete es wohl, dass sie ihn noch liebte. Doch er wollte nicht mit ihren Ängsten spielen; nicht diesen Hauch von Hoffnungsschimmer zerstören. Lächelnd sah er sie an und ignorierte dabei geflissentlich das dümmlich dreinblickende Gesicht seiner Schwiegermutter, welche er noch nie hatte ausstehen können. Dass Valentina sie einfach so zu diesem Gespräch mitgebracht hatte, deutete er als eine kleine Retourkutsche für sein unmögliches Benehmen in letzter Zeit. Verdient hast du es, sind wir mal ehrlich.

»Nein, Schatz … Valentina, meinte ich. Ich habe diesbezüglich keine konkreten Pläne, aber ich denke drüber nach, einfach mal eine Weile zu verschwinden und den Kopf wieder frei zu kriegen. Allein, es sei denn, Suleika dürfte mich begleiten. Wenn du dann aber zu große Sehnsucht nach ihr hättest, würde ich sie natürlich bei dir lassen. Ich weiß ja, wie sehr du sie liebst. Du könntest auch einfach mitkommen, damit wir uns in einem solchen Fall gemeinsam um sie kümmern –«

»Schluss damit, Eugen. Jetzt bleib bitte mal etwas ernst, wir haben hier noch einige Dinge zu klären, und ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, bremste sie ihn umgehend in seinem Enthusiasmus, doch davon ließ er sich nicht abschrecken. Es war ihr eben eindeutig nicht egal, mit wem er verreisen würde, wenn er es denn täte. Das war alles, was zählte.

Vielleicht wäre es gar keine so schlechte Idee, sich tatsächlich mal für ein paar Tage aus dem Staub zu machen. Dann würde sie mich sicher schnell vermissen und merken, wie wichtig ich ihr noch bin. Doch wohin? Er versuchte sich auf Valentina zu fokussieren und nicht mehr gedanklich abzuschweifen. Diese verdammten Konzentrationsstörungen, unter denen er seit seiner Kindheit litt, machten es ihm nicht gerade einfacher.

Im weiteren Verlauf des Gespräches bemühte er sich redlich, seine Frau so gut wie möglich in allen zu klärenden Punkten zufriedenzustellen. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie ihm die Scheidungspapiere heute gleich zum Unterschreiben mitbringen würde, doch die hatte sie seltsamerweise vergessen. Was für ein Pech, dachte er, und sein Herz weitete sich für seine Frau.

Als Eugen Stunden später, mit einem Bierkasten und einer Tiefkühlpizza beladen, im Hausflur seiner behelfsmäßigen Übergangswohnung ankam, steckte er den krummen Schlüssel ins rostige Briefkastenschloss. Er öffnete die Klappe und entnahm drei Briefe. Flüchtig überflog er sie im Gehen. Einer davon erregte sofort seine Aufmerksamkeit. Es war ein eierschalenfarbenes, von Hand beschriftetes Kuvert. Die fließenden Buchstaben wirkten auf ihn sehr feminin. Jedoch waren es der Poststempel und die Briefmarke, welche ihn überrascht innehalten ließen. Diese Marke war unverkennbar. Ihr Motiv stellte einen schwarzen, doppelschwänzigen Adler auf gelbem Hintergrund dar; das Wappen von Siebenbürgen. Sie enthielt einen Nennwert in rumänischer Währung und war in einem üblichen Standardformat gedruckt worden. Ein kreisförmiger, blauer Poststempel zierte die Marke. Neben dem Datum und der Uhrzeit, zu der der Brief aufgegeben worden war, enthielt er auch die Aufschrift der naheliegenden Gemeinde von Siebenbürgen, welche als Postamt fungierte.

Bilder taten sich vor Eugens geistigem Auge auf, wie er selbst als Schuljunge in Rumänien von seiner Mutter in den nächsten Ort geschickt worden war, um einen Brief an Verwandte abzuschicken.

›Du kennst die Regeln. Keinesfalls gehst du allein durch den Wald, Kind, versprichst du mir das?‹ Er hatte ihr sein Indianerehrenwort darauf gegeben und diesen Schwur auch eingehalten. Zum Abschied hatte sie ihn auf beide Wangen geküsst und ihm zu seinem Schutz mit dem Daumen ein nicht sichtbares Kreuz auf die Stirn gezeichnet, so wie sie es immer zu tun pflegte, wenn er das Haus verließ.

Mama, wie lange habe ich daran nicht mehr gedacht? Ich wünschte, ich könnte dich noch ein einziges Mal sehen. Es geht mir gerade beschissen, ich könnte deinen Segen jetzt gut gebrauchen.

Noch während er fasziniert den Umschlag betrachtete, hatte er den modrigen Geruch des alten Postamtes in der Nase. Es roch nach vergilbtem Papier und in die Jahre gekommenen Möbeln. In den Räumlichkeiten herrschte damals geschäftiges Treiben. Eugen sah das rote Backsteingebäude mit den traditionellen Holzelementen, den hohen Decken und großen Fenstern wieder genau vor sich. Er hatte sich in eine kurze Schlange am Schalter eingereiht und geduldig darauf gewartet, bis er an drankam. Der freundliche Postbeamte mit dem großen Schnauzbart hatte ihn begrüßt und im Anschluss durch den Prozess des Briefaufgebens geführt. Sogar an die Uniform des Mannes konnte sich Eugen noch vage erinnern. Nachdenklich bestaunte er weiterhin den Brief in seiner Hand und war überrascht, welche Emotionen und seltenen Eindrücke aus seiner Kindheit dieser in ihm hervorgerufen hatte.

Er war tatsächlich an ihn persönlich adressiert, aus seiner alten Heimatstadt in Rumänien. Eugen fragte sich, wer aus seinem Geburtsland wohl einen Brief an ihn schreiben würde. Wäre es nicht sehr viel einfacher gewesen, ihn über einen seiner Sozial-Media-Kanäle zu erreichen? Die Rückseite des Umschlages offenbarte ihm die Absenderin. Eine Frau Yolanda Lupei.

Eugen flüsterte den Namen auf dem Weg zum Wohnzimmer immer wieder vor sich hin. Yolanda Lupei … Yolanda Lupei … Warum zur Hölle war ihm dieser Name so seltsam vertraut?

Am liebsten hätte er sich gegen den Kopf geschlagen, um seinem verfluchten Gehirn auf die Sprünge zu helfen. Eine schmale kleine Hand mit herzförmigem Muttermal tauchte vor seinem inneren Auge auf, als er sich schwerfällig auf sein Sofa fallen ließ. Glockenhelles Kichern drang an sein geistiges Ohr; es blitzte ein Erinnerungsfetzen nach dem anderen in seinem Gedächtnis auf.

»Wer schneller da hinten auf der Lichtung ist, hat gewonnen. Los, Eugen, oder willst du etwa schon wieder verlieren, du lahme Schnecke? Fang mich doch, kriegst mich eh nieeemals.«

Und plötzlich sah er sie so klar vor sich, als wenn es erst wenige Tage her gewesen wäre, dass er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Yolanda, seine beste Freundin aus Kindertagen. Das kleine, blondgelockte Mädchen mit dem aufgeschürften Knie. Sie hatte wie ein Engel ausgeschaut, aber sie war wilder und mutiger als er gewesen. Sie waren auf Bäume geklettert und hatten heimlich in den dunkelsten Wäldern Siebenbürgens miteinander gespielt. Eugen erinnerte sich daran, als sie einmal zu Weihnachten sündhaft teure Lederhandschuhe von ihren Eltern geschenkt bekommen hatte. Doch als sie wieder einmal ausgelassen im Wald herumtollten, hatte sich Yolanda diese vollkommen damit ruiniert, dass sie auf einen hohen Baum geklettert und sich dann wie ein Feuerwehrmann an der Stange am Stamm herunterrutschen ließ. Danach waren die Handschuhe verdreckt und blind gewesen. Sie hatten sie in einem hohlen Stamm versteckt, und das Mädchen hatte zu Hause beteuert, sie verloren zu haben. Nur Eugen kannte ihr wahres Schicksal, doch bei ihm war es sicher verwahrt.

Er lächelte bei dem Gedanken an diese Erinnerung. Er fragte sich, ob die Handschuhe wohl heute noch an diesem geheimen Ort vor sich hin rotten würden, oder was später mit ihnen geschehen war.

Yolanda … wie lange war es bloß her, dass er auch nur ansatzweise an sie gedacht hatte? Er hatte sie schlichtweg vergessen, wie fast alles aus seiner Kindheit in Rumänien. Und jetzt saß er hier und hielt einen Brief von ihr in den Händen? Das fühlte sich vollkommen surreal an.

Aufgeregt griff er nach der kleinen Nagelschere vor sich auf dem Couchtisch, mit welcher er sich mittags vor dem Treffen mit seiner Ehefrau die Nägel gestutzt hatte. Beim Gedanken an Valentina huschte ein kurzes Lächeln über sein Gesicht.

Er öffnete das Kuvert. Dann endlich entnahm er den Brief und faltete ihn vorsichtig, wie einen Schatz, auseinander. Die feine Schrift vom Umschlag setzte sich in dem säuberlich von Hand verfassten Brief weiter fort.

Mein liebster Freund Eugen

Ich bin es, Yolanda. Von meinem Vater weiß ich, dass du seit damals … seit diesem verheerenden Brand vieles aus deiner Kindheit vergessen zu haben scheinst. Aber ich hoffe und bete, dass du dich an mich noch erinnern kannst?