Ein Pest-Lesebuch - Axel Schnell (Hrsg.) - E-Book

Ein Pest-Lesebuch E-Book

Axel Schnell (Hrsg.)

0,0
2,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Bei der verheerenden Pest wussten unsere Vorfahren über Jahrhunderte nicht, was sie tötete, und sahen diese Heimsuchung oft als Strafe Gottes an. Der vorliegende Band ist eine literarische Collage, in der unter anderem ausgewählte Texte der Meisterwerke der Pestliteratur präsentiert werden. Entstanden ist so ein aufwändig editiertes Pest-Lesebuch mit Informationen zu den Autoren und historischen Einordnungen – eine Reise in das Herz der Finsternis.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Axel Schnell (Hrsg.)

Ein Pest-Lesebuch

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Das Dekameron ‒ Giovanni Boccaccio

 

1348 brach die Pest in Florenz aus.

Die Menschen starben in Massen und ein süßlicher Verwesungsgeruch hing über der Stadt, in der Chaos und Gewalt ausbrachen. Mehr als die Hälfte der rund 100.000 Einwohner fiel dem Schwarzen Tod zum Opfer.

Aus diesem Horror ließ der Dichter Giovanni Boccaccio sieben junge Frauen und drei junge Männer auf einen idyllischen Landsitz flüchten. Nachmittags kamen sie zusammen, um sich Geschichten zu erzählen. Das Ergebnis sind die 100 Novellen des »Il Decamerone«.

Dieses Werk der Weltliteratur entstand in der Toskana, wo Boccaccio sich die Novellen ausgedacht und kurz nach dem Pestausbruch mit der Niederschrift begonnen hatte.

 

Giovanni Boccaccio wurde am 16. Juni 1313 in Florenz als Sohn eines Kaufmanns geboren. Als sein Vater beim Pestausbruch in der Stadt starb, erbte er das üppige Familienvermögen und verfasst innerhalb von vier Jahren »Das Dekamaron«, was ihm in Florenz zu großem Ansehen verhalf. So ernannte ihn Papst Innozenz VI. zum Geistlichen, obwohl der Dichter Vater von fünf unehelichen Kindern mit verschiedenen Frauen war. Boccaccio starb am 21. Dezember 1375, vermutlich an Wassersucht.

 

Das Dekameron von Giovanni di Boccaccio, Aus dem Italienischen übersetzt von Karl Witte, F.A. Brockhaus, Leipzig 1843

 

Ich sage, dass seit der Heil bringenden Menschwerdung des Gottessohnes eintausenddreihundertachtundvierzig Jahre vergangen waren, als in die herrliche Stadt Florenz, die vor allen andern in Italien schön ist, das tödliche Pestübel gelangte, welches – entweder durch Einwirkung der Himmelskörper entstanden oder im gerechten Zorn über unseren sündlichen Wandel von Gott als Strafe über den Menschen verhängt – einige Jahre früher in den Morgenlanden begonnen, dort eine unzählbare Menge von Menschen getötet hatte und dann, ohne anzuhalten, von Ort zu Ort sich verbreitend, jammerbringend nach dem Abendlande vorgedrungen war.

 

Gegen dieses Übel half keine Klugheit oder Vorkehrung, obgleich man es daran nicht fehlen und die Stadt durch eigens dazu ernannte Beamte von allem Unrat reinigen ließ, auch jedem Kranken den Eintritt verwehrte und manchen Ratschlag über die Bewahrung der Gesundheit erteilte. Ebenso wenig nützten die demütigen Gebete, die von den Frommen nicht ein, sondern viele Male in feierlichen Bittgängen und auf andere Weise Gott vorgetragen wurden.

 

Etwa zu Frühlingsanfang des genannten Jahres begann die Krankheit schrecklich und erstaunlich ihre verheerenden Wirkungen zu zeigen. Dabei war aber nicht, wie im Orient, das Nasenbluten ein offenbares Zeichen unvermeidlichen Todes, sondern es kamen zu Anfang der Krankheit gleichermaßen bei Mann und Weib an den Leisten oder in den Achselhöhlen gewisse Geschwulste zum Vorschein, die manchmal so groß wie ein gewöhnlicher Apfel, manchmal wie ein Ei wurden, bei den einen sich in größerer, bei den andern in geringerer Anzahl zeigten und schlechtweg Pestbeulen genannt wurden.

Später aber gewann die Krankheit eine neue Gestalt, und viele bekamen auf den Armen, den Lenden und allen übrigen Teilen des Körpers schwarze und bräunliche Flecke, die bei einigen groß und gering an Zahl, bei andern aber klein und dicht waren. Und so wie früher die Pestbeule ein sicheres Zeichen unvermeidlichen Todes gewesen und bei manchen noch war, so waren es nun diese Flecke für alle, bei denen sie sich zeigten.