Ein Schokoholic will Meer - Karin Lindberg - E-Book

Ein Schokoholic will Meer E-Book

Karin Lindberg

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Beschreibung

Die Sieben Sommersünden gehen in die 6. Runde. Sommer, Sonne, Strand und Meer – der Inbegriff des perfekten Urlaubs. Steckt nicht in jedem von uns ein Schokoholic? Weil er ihre Schokoladensucht nicht mehr ertragen konnte, hat Lauras Freund sie sitzengelassen. Die lang geplante gemeinsame Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer tritt Laura alleine an und lernt gleich bei ihrer Ankunft den gutaussehenden Max kennen. Da hübsche Männer ihrer Erfahrung nach jedoch nur Probleme machen, lässt sie ihn eiskalt abblitzen und genießt stattdessen einen harmlosen Flirt mit dem Schweizer Peter. Aber so leicht gibt Max nicht auf: Mit raffinierten Mitteln wirbt er um Laura und erreicht schließlich sein Ziel. Doch das junge Liebesglück wird durch ein Missverständnis getrübt. Laura wirft sich frustriert in die Arme des anderen Mannes – und dann sieht Max rot … Ein humorvoller Liebesroman von Karin Lindberg Jedes Buch steht unter dem Motto einer Sünde und erzählt die heitere Liebesgeschichte der jeweiligen Passagiere an Bord. Die Liebeswirren der Crewmitglieder ziehen sich über alle 7 Bände - und es bleibt spannend, wer mit wem letztendlich in den Hafen der Liebe einläuft ... Die ›Sieben Sommersünden‹ im Überblick: 1. Band Neid: ›SOS! Versenkt den Milliardär‹ von Mira Morton 2. Band Hochmut: ›Seesterne küssen nicht‹ von Martina Gercke 3. Band Zorn: ›Wirf die Braut über Bord!‹ von Rose Snow 4. Band Geiz: ›Rettung für die Liebe‹ von Mila Summers 5. Band Faulheit: ›Ein Rettungsboot für mein Herz‹ von Annie Stone 6. Band Völlerei: ›Ein Schokoholic will Meer‹ von Karin Lindberg 7. Band Wollust: ›Die Versuchung und das Meer‹ von Wendt & Hünnebeck

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Ein Schokoholic will Meer

Sieben Sommersünden 6

Karin Lindberg

Karin Lindberg

Inhalt

Reihenfolge Sieben Sommersünden

1. Unerwarteter Aufstieg

2. Auf gute Nachbarschaft

3. Ein sündiges Dessert

4. Fröhliches Entgiften

5. Casino Royale

6. Eine besondere Stadtführung

7. Über den Wolken

8. Bittere Erkenntnis

9. Liebreizende Besatzung

10. Ich lasse mir die Sache noch mal durch den Kopf gehen

11. No hard feelings

Epilog – Zufälle gibt’s

Bonuskapitel

12. Vorschau Band 7 Die Versuchung und das Meer

Kostenloses E-Book im Newsletter

Covergestaltung: Catrin Sommer www.rausch-gold.com

Unter Verwendung von shutterstock_245941942, shutterstock_122344309

Lektorat: Katrin Engstfeld

Korrektorat: Martina König

K. Baldvinsson

Am Petersberg 6a

21407 Deutsch Evern

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Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Erstellt mit Vellum

Reihenfolge Sieben Sommersünden

Sieben Sommersünden

1. Band Neid: ›SOS! Versenkt den Milliardär‹ von Mira Morton

2. Band Hochmut: ›Seesterne küssen nicht‹ von Martina Gercke

3. Band Zorn: ›Wirf die Braut über Bord!‹ von Rose Snow

4. Band Geiz: ›Rettung für die Liebe‹ von Mila Summers

5. Band Faulheit: ›Ein Rettungsboot für mein Herz‹ von Annie Stone

6. Band Völlerei: ›Ein Schokoholic will Meer‹ von Karin Lindberg

7. Band Wollust: ›Die Versuchung und das Meer‹ von Kirsten Wendt & Marcus Hünnebeck

Inhalt:

Unerwarteter Aufstieg

Als ich in Valletta aus dem klimatisierten Bus des Reiseveranstalters aussteige, schlägt mir eine Hitzewelle entgegen, die mich beinahe umhaut. Es ist viel zu warm hier. Ich marschiere mit meinem Köfferchen in Richtung Anmeldung, er ist nicht schwer. Viel habe ich nicht mitgenommen, schließlich habe ich nicht vor, großartig etwas zu unternehmen. Eigentlich frage ich mich sogar, was ich hier überhaupt mache, denn extreme Temperaturen konnte ich noch nie ab. Aber es gibt einen Schuldigen: Das alles hat mir mein Ex Steve eingebrockt, der zum Buchungszeitpunkt noch mein Partner war. Ich hätte die kühleren Hurtigruten gebucht, aber nein, er hat auf die (Tor-)Tour „Östliches Mittelmeer“ bestanden. Nun ist es zu spät und verfallen lassen wollte ich die Reise auch nicht, etwas Abstand und Erholung habe ich nämlich bitter nötig.

Wenigstens bin ich Steve los. Allerdings hat er mich abserviert, und das aus einem völlig absurden Grund: wegen meiner angeblichen Disziplinlosigkeit in Sachen Schokoladenkonsum.

Wie lächerlich. Ein bisschen Schokolade hat noch niemandem geschadet! Und so schlimm bin ich nun wirklich nicht. Ich könnte ganz bestimmt auch mal einen Tag ohne Seelentröster überleben, glücklicherweise muss ich das aber nun niemandem mehr beweisen. Gut, dass ich ihn los bin.

Meine Laune bessert sich nicht, als ich das Ende der langen Warteschlange erreiche. Mir bleibt anscheinend nichts erspart. Frustriert schnappe ich mir einen Orangensaft vom Tablett einer überfreundlich lächelnden Mitarbeiterin unsers Schiffes Sonnenglück. Wenigstens etwas, der Begrüßungsdrink.

Gefühlte Stunden später bin ich endlich dran. An Schalter vier sitzt eine untersetzte Dame, die mindestens genauso sehr schwitzt wie ich.

„Ja, äh, Frau Bergmann. Wir haben da ein kleines Problem“, höre ich sie sagen und bei dem Wort Problem wird mir endgültig flau im Magen.

„Was meinen Sie?“, frage ich trotzdem höflich und zurückhaltend. Auch wenn mir eher der Sinn danach steht, die Schnepfe zu schütteln und mich eigenhändig einzuchecken. Diese Hitze macht selbst der besten Erziehung den Garaus. Ich sollte ihr raten, lieber nicht das Risiko einzugehen, mich wirklich wütend zu machen.

„Ihre Kabine wurde doppelt gebucht.“ Sie sieht mich erwartungsvoll an, als ob ich ihr eine Lösung vorschlagen könnte. Ja, klar, ich fahr wieder nach Hause.

„Na super. Und was heißt das jetzt?“ Meine Stimme klingt nun doch schrill.

Sie tippt etwas in ihrem Computer und pustet sich dabei eine Strähne aus dem aufgedunsenen Gesicht. Ich sehe wahrscheinlich auch nicht besser aus, jedenfalls bin ich sicher, dass sich auf meiner Stirn eine fette Zornesfalte gebildet hat. Ich bemühe mich um einen neutralen Gesichtsausdruck, aber es fällt mir schwer. Ich mag einfach nicht mehr, schließlich bin ich aufgrund von Flug und Anreise schon den ganzen Tag unterwegs.

„Hören Sie“, versuche ich es weiter bemüht freundlich, „ich stehe hier seit Stunden, ich möchte jetzt gerne an Bord gehen und mich frisch machen.“ Ich neige zu Übertreibungen, wenn ich aufgeregt bin, das sollte ich vielleicht erwähnen.

„Ja, das verstehe ich. Entschuldigen Sie mich kurz.“ Sie steht auf und spricht mit einem Mann, der im Bereich des VIP-Check-ins arbeitet. Vielleicht der Chef der Einchecker, was weiß ich. Ist mir schnurz, solange bald was passiert.

Ich nehme meine Anmeldepapiere und wedele damit vor meinem Gesicht herum. Eine Klimaanlage könnte hier Wunder wirken. Nach Ewigkeiten kommt die Frau mit nichtssagender Miene zurück.

„Ja, also, Frau Bergmann, alle anderen Standardkabinen sind leider ausgebucht.“ Sie macht eine bedeutungsschwangere Pause und sieht mir tief in die Augen. Dann fährt sie fort: „… aber ich konnte eine Lösung finden. Sie bekommen ein Upgrade.“

Ich kneife die Augen kurz zusammen und klappe meinen Mund wieder zu. Den hatte ich nämlich schon geöffnet, um meinen Unmut über die Unfähigkeit dieses Reiseveranstalters in die Welt zu schreien. Das ist nun scheinbar nicht mehr nötig. Meine Mundwinkel biegen sich langsam nach oben.

„Ooookay“, höre ich mich langgezogen antworten.

Wo ist der Haken?, frage ich stumm.

Sie tippt wieder etwas in den Computer und macht hoffentlich meine Unterlagen fertig, damit ich endlich Zutritt zu dem vermaledeiten Schiff kriege.

„Entschuldigen Sie, dass es etwas länger gedauert hat. Hier, Sie bekommen die Suite Heaven. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Urlaub, Frau Bergmann.“

Ich bedanke mich und nehme die Papiere entgegen, fühle mich aber wie im falschen Film. Noch nie habe ich irgendwo ein Upgrade bekommen. Ich bin eher der Typ Mensch, der auf dem Rummel alle Nieten zieht und den Trostpreis nur vom Hörensagen kennt. Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen.

„Bitte, den Koffer lassen Sie hier, den bringen wir für Sie auf die Suite. Sie ist um achtzehn Uhr bezugsfertig. Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung, wir mussten etwas umdisponieren.“

Hey, kein Problem, denke ich. Ich genehmige mir ohnehin erst mal einen Drink an der Bar. Ich will meine neu gewonnene Freiheit und die Ankunft in einem klimatisierten Raum feiern.

„Auf Wiedersehen“, verabschiede ich mich, nun aufrichtig lächelnd. Die Frau weiß gar nicht, was für ein Glück sie hat, dass sie mich nicht in Rage erleben musste. Plötzlich kommt mir die Hitze auch gar nicht mehr so schlimm vor, als ich an den ganzen anderen Wartenden vorbeistolziere.

An Bord werde ich freundlich begrüßt, das Begrüßungskomitee sieht mein VIP-Kärtchen und sie geben sich deswegen anscheinend besondere Mühe. Meine Güte, der Erste Offizier sieht lecker aus. Männer in Uniform haben einfach was, vor allem, wenn sie so gut gebaut sind wie der da. Dunkle Haare, blaue Augen, breite Schultern und schmale Hüften. Falls es ihm auf dem Schiff mal langweilig werden sollte, würden die Chippendales ihn sicher auch nehmen, die Uniform könnte er sogar weiterverwenden ... Wenn ich auf der Suche nach einem Mann wäre, würde ich es sicher bei ihm versuchen. Aber von Kerlen habe ich momentan die Schnauze gestrichen voll. Mein Ex – der Sportsüchtige, dem ein simpler Marathonlauf nicht genug ist und der zum Spaß am Iron-Man teilnimmt – ist noch nicht mal aus meiner Wohnung ausgezogen. Mein Bedürfnis, ihn zeitnah zu ersetzen, hält sich in Grenzen. Bis ich aus dem – wie erwähnt ursprünglich gemeinsam geplanten – Urlaub zurück bin, soll er mit seinem Sack und Pack samt Chiasamen verschwunden sein. Nur weil der Kerl sich ausschließlich von Rohkost und Biofutter ernährt, muss ich das ja nicht auch tun. Mir Schokosucht vorzuwerfen, ist wirklich die Höhe. Obwohl unsere besten Zeiten ohnehin lange vorbei waren, was ich in meinen schwachen Momenten gerne zugebe.

„Entschuldigen Sie, Lena“, spreche ich die sympathische Chefhostess gemäß Namensschildchen an, „können Sie mir sagen wie ich zur Sternenlounge komme?“

Sie lächelt mich an und zückt einen Bordplan. Sie sieht aus wie ein Engel. Ehrlich. Goldblondes Haar und intensiv blaue Augen. Für diese rosige Pfirsichhaut könnte man sie glatt hassen, aber ich will mal nicht so sein, schwebe ich doch gerade auf einem VIP-Wölkchen an Bord.

„Ja, sicher, hier habe ich einen Plan für Sie, dann können Sie sich gar nicht verlaufen, äh …“

„Laura“, helfe ich ihr aus. Ich bin im Urlaub, daher spare ich mir das Tamtam mit Vor- und Nachnamen. Der tut hier auch gar nichts zur Sache.

„Laura, danke. Ich hoffe, Sie kommen zurecht, und wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt an Bord.“ Sie markiert mir darauf die Sternenlounge. Gut, das findet sogar der letzte Idiot. Ich nehme den Plan an mich und falte ihn erst einmal wieder zusammen.

„Danke, den werde ich haben.“ Ich grinse sie an und mache mich auf den Weg. Dabei laufe ich beinahe dem Schiffsarzt – Dr. Mark Sievers –, erkennbar an einem extragroßen Namensschild mit Funktion, in die Arme. Meine Güte, muss man erst mal an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen, bevor man auf diesem Kahn anheuern darf? Er lächelt mich an: „Hoppla, da hat es aber jemand eilig!“ Ich spüre die Hitze an meinem Hals nach oben kriechen. „Äh, Entschuldigung!“

„Aber nicht doch, ist ja nichts passiert. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt an Bord!“

Er tritt galant einen Schritt zur Seite und nickt mir augenzwinkernd zu. Aus der Entfernung sehe ich, dass die Chefhostess uns argwöhnisch beobachtet. Oha, läuft bei denen was?

„Ja, ich muss dann auch mal …“, stottere ich und marschiere in Richtung Sternenlounge davon. Das Bedürfnis nach Alkohol ist nach diesem Beinahe-Zusammenstoß noch größer geworden. Ich bin eindeutig überspannt. Hoffentlich schaffe ich es, mich auf dieser Kreuzfahrt ein wenig zu erholen.

Ich zögere kurz, bevor ich hineingehe, bleibe einen Moment an der Reling stehen und werfe einen Blick auf all die fröhlichen Menschen, die sich verabschieden und von unten heraufwinken. Mein Wölkchen löst sich flugs wieder auf und ich knalle hart auf den Boden der Realität. Ich bin einsam und von glücklich weit entfernt, Upgrade hin oder her.

Jetzt bloß nicht sentimental werden, ermahne ich mich und recke mein Kinn in die Höhe. Ein Begrüßungsdrink muss her, der wird meine Laune verbessern.

Es ist noch nicht viel los in der Sternenlounge, aber ich bin auch nicht gänzlich allein. An einem Tisch sitzt ein älteres Pärchen, er trägt eine Spiegelreflexkamera um den Hals und beide halten einen grellgrünen Cocktail mit Schirmchen umklammert.

Ach Gott, wie süß. Ironie aus.

Nee, dann bleibe ich doch lieber allein.

Ich setze mich auf einen Barhocker mit dem Rücken zur Fensterfront, die Aussicht kann ich schließlich noch vierzehn Tage lang genießen. Der Barkeeper nickt mir zu und signalisiert mir damit, dass er gleich bei mir sein wird. Ich werfe einen Blick auf die Karte und überfliege das Angebot. Alles inklusive, bis auf spezielle fancy Drinks, denen ich ohnehin nichts abgewinnen kann.

„Hola, schöne Frau, was kann ich Ihnen bringen?“ Er strahlt mich an.

Nein, Freundchen, ich bin nicht auf der Suche, versuch es gar nicht erst. Vermutlich legt der Dunkelhaarige jede Nacht eine andere flach.

Kein Interesse.

Ich hebe eine Augenbraue und gebe knapp zurück: „Einen Aperol Spritz, bitte.“

Höflich, aber die Botschaft ist hoffentlich angekommen. Unterdessen krame ich in meiner riesigen Handtasche. Eigentlich rauche ich nicht, aber ich habe mir am Flughafen aus Protest eine Stange Zigaretten gekauft. Steve würde mich köpfen, wenn er noch was zu sagen hätte.

Hat er aber nicht. Im Geiste zeige ich ihm noch einmal den Stinkefinger und schiebe mir eine Fluppe zwischen meine rot geschminkten Lippen. Ich zücke das ebenfalls neu erstandene Feuerzeug und will sie mir gerade anstecken, als mir jemand den Glimmstängel aus dem Mund zieht und mit samtiger Stimme sagt: „Rauchen ist so ungesund, Baby!“

Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt, und blicke in ein Paar stahlblaue Augen. Gerade will ich protestieren, da setzt sich das männliche Individuum auch noch ungefragt neben mich.

Er hat ein absolut entwaffnendes Lächeln, das mir den Atem raubt. Aus meinem Mund kommt kein Ton, stelle ich überrascht fest. Dabei ist Schlagfertigkeit eigentlich mein zweiter Vorname.

„Ja, und außerdem ist hier ohnehin Nichtraucherbereich“, mischt sich der Barkeeper ein, legt eine kleine Serviette vor mir auf den Tresen und stellt meinen orangefarbenen Drink darauf ab.

„Danke, nein, ich möchte keine Gesellschaft“, höre ich mich schließlich sagen. Und schon gar nicht von einem Gesundheitsfanatiker, den Zigarettenrauch stört. Einen zweiten Steve, der leider auch super aussah, will ich mir keinesfalls anlachen. Mein nächster Mann muss andere Vorzüge haben als einen sexy Körper. Meine Stimme klingt dennoch, als hätte ich gerade einen Hundert-Meter-Sprint hinter mir, was mich selbst wohl am meisten irritiert.

„Ich nehme das Gleiche, bitte“, weist das dunkelblonde Geschöpf neben mir den Barkeeper an.

Vielleicht ist er ja taub?

Ich sehe ihn mir noch einmal genauer an.

Heilige Mutter Gottes, der Mann könnte glatt als Chris Hemsworth’ Double durchgehen.

Was will er von mir?

„Entschuldigung, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Max.” Er streckt mir seine Hand entgegen und ich ergreife sie tatsächlich. Mein Körper hat sich quasi verselbstständigt.

Na toll. Mir wird plötzlich ganz heiß, als ich Max’ Haut auf meiner spüre. Als ob mir nicht schon warm genug wäre …

Was geht denn hier ab?

Schnell ziehe ich meine Hand zurück und trinke von meinem Aperol, um mich ein wenig abzukühlen.

„Verrätst du mir noch, wie du heißt?“, fragt er mich und ich sehe aus dem Augenwinkel, dass er mich mit spöttisch hochgezogener Augenbraue beobachtet. O Mann, ich will es nicht wahrhaben, aber er lässt mich nicht kalt. Das passt mir ganz und gar nicht. Ich muss ihn schnellstens loswerden, bevor ich Dummheiten begehe.

„Laura“, antworte ich genervt. „Und jetzt wäre ich dir sehr zu Dank verpflichtet, wenn du mir meine Ruhe lassen würdest. Ich bin weder auf der Suche nach einem Fick noch nach einem Lebenspartner, reich bin ich auch nicht, also spar dir die Mühe.“

Ich sehe, wie dem Barkeeper sein süffisantes Grinsen aus dem Gesicht fällt und er mich ansieht, als wäre ich eine Wahnsinnige, während er Max seinen Drink serviert. Interessiert mich alles nicht. Max hingegen lacht schallend, kommentiert meine – zugegeben – hässliche Abfuhr nicht. Hart im Nehmen ist er, das muss ich ihm lassen.

Mein Aperol ist schnell ausgetrunken und ich zeige an, dass ich einen Refill möchte. Anscheinend hat der dunkelhaarige Mitarbeiter mittlerweile Angst vor mir, denn er schickt sich an, mir meinen Wunsch in Nullkommanichts zu erfüllen. Wenigstens einer, der verstanden hat, was ich will.

„Was treibst du denn so einsam hier an Bord?“, versucht mein attraktiver Sitznachbar es noch einmal. Mutig, mutig, er kennt mich halt nicht.

„Wer sagt denn, dass ich allein bin? Kann doch sein, dass gleich mein Mann mit einer Horde Kinder kommt, um mich abzuholen.“

Max hebt sein Glas an die Lippen, ich beobachte ihn und warte auf seine Reaktion.

„Dein südländisches Temperament ist ja nicht ganz ohne Charme, aber zickig zu sein, steht dir gar nicht.“

Ich presse die Lippen aufeinander und drehe mich nun mit dem Oberkörper zu ihm. Obwohl ich nachvollziehen kann, dass er denkt, ich hätte spanische, italienische oder was weiß ich für Wurzeln, liegt er damit komplett falsch. Und es ist nicht das erste Mal, dass ich diese Unterhaltung führe. Nach den ersten 31 Jahren meines Lebens muss ich sogar zugeben, dass diese Frage in mir nur noch müde Gereiztheit auslöst. Was ich ihn auch spüren lasse. Und was soll der Quatsch überhaupt, von wegen zickig? Das kann er gleich mal haben.

„Pass mal auf, äh, Max. Meine Oma kommt aus Frankfurt und deren Oma kam schon aus Frankfurt, ich bin einfach dunkelhaarig mit einer gesunden Hautfarbe und nicht nordisch blond mit Sommersprossen. Dass ich zickig bin, liegt einzig und allein daran, dass ich wirklich kein Interesse an einer Unterhaltung mit dir habe. Warum suchst du dir nicht eine Gesprächspartnerin, die es zu schätzen weiß, angebaggert zu werden?“

Seine Mundwinkel zucken, mein Herz dagegen pocht wild. Ob vor Ärger oder Aufregung, kann ich nicht sagen.

---ENDE DER LESEPROBE---