Ein seltsames Hochzeitsgeschenk - Walther Kabel - E-Book

Ein seltsames Hochzeitsgeschenk E-Book

Walther Kabel

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Beschreibung

… Seitdem ist meine Frau von niemandem mehr gesehen worden. Die hiesige Polizei hat sich die größte Mühe gegeben, den Vorfall aufzuklären — ohne jeden Erfolg!
Ich stehe hier vor einem unfaßbaren Rätsel, das insofern noch eine besonders dunkle Seite hat, als meine Frau in ihrem Schlafzimmer in einer Truhe (wie ich bei einer Durchsuchung des Raumes feststellte) die Leiche eines neugeborenen Kindes in einem Zinkkasten versteckt hatte. — Von diesem Fund habe ich der Polizei keine Mitteilung gemacht.
Es handelt sich um das Kind einer (mir unbekannten) Eingeborenen, um die kleine Leiche eines Knaben, die in dem Zinkkasten in Kampfer eingebettet lag.

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Der Detektiv

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

 

Band 171

 

Ein seltsames Hochzeitsgeschenk

 

© 2023 Librorium Editions

ISBN : 9782383838494

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Ein seltsames Hochzeitsgeschenk

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

Granvellers zweites Ich.

1. Kapitel.

2. Kapitel.

3. Kapitel.

4. Kapitel.

5. Kapitel.

 

1. Kapitel.

Der Brief erreichte uns gerade an dem Tage, als der Radscha Mar Shing Dabsal von seinem Jagdschloß in den Bergen nach seiner Residenz Pudukattai zurückgekehrt war — und wir mit ihm.

Harst prüfte die abgestempelte Postmarke …

»Aus Ceylon, aus Kolombo, mein Alter …«

Sehr geehrter Herr Harst,

aus den Zeitungen ersah ich, daß Sie in Pudukattai weilen. Hoffentlich trifft mein Brief Sie dort noch an.

Gestatten Sie, daß ich zunächst Ihnen über meine Person Aufschluß gebe. Im Jahre 1883 begab sich mein Vater, der ebenfalls Major der Heilsarmee war, mit mehreren anderen Offizieren und Soldaten hier nach Kolombo, um, wie wir uns ausdrücken, den Glaubensfeldzug zu beginnen. Seitdem haben zahllose verirrte Seelen sich vor der Bußbank eingefunden, und unser Werk gedieh zu Ehren Gottes auf das herrlichste.

Ich als einziges Kind meiner inzwischen dahingegangenen Eltern heiratete hier vor acht Jahren eine Glaubensschwester, die ehemals der so verachteten Kaste der Rodias angehörte.

Elizabeth, meine Frau, ist nun vor zwei Wochen unter ganz besonderen Begleitumständen verschwunden. Schon vor längerer Zeit merkte ich ihr eine völlige Veränderung an. Sie wurde still und in sich gekehrt, und dieser seelische Druck verstärkte sich bis zu tiefer Schwermut. Umsonst flehte ich sie an, mir die Ursache ihres geheimen Kummers zu nennen. Sie antwortete mir stets ausweichend, und nur zuweilen deutete sie mir an, daß sie dieses Schwere allein durchkämpfen müsse.

Dann stellte ich vor einem Monat fest, daß sie nachts sich aus unserem Hause entfernte und stundenlang wegblieb. Sie hatte auf ihren Wunsch ein eigenes Schlafzimmer bezogen, und nur durch einen Zufall kam ich dahinter, daß sie diese nächtlichen Spaziergänge unternahm. Zweimal versuchte ich ihr zu folgen. Sie war jedoch sehr vorsichtig, ahnte, daß ich hinter ihr her war und kehrte auf Umwegen wieder heim.

Von mir befragt, wohin sie diese nächtlichen Ausflüge führten, verweigerte sie mir jede Antwort und weinte nur so herzzerbrechend, daß ich nicht weiter in sie drang.

Drei Tage später hörte ich gegen Mitternacht Elizabeth in ihrem Schlafzimmer, das neben dem meinen liegt, laut aufschreien. Ich fand die Verbindungstür verschlossen und mußte daher erst auf die Veranda hinaus, um durch eins der Fenster das Zimmer betreten zu können.

Das Zimmer war leer, Herr Harst. Das Bett unbenutzt. Und der eine Fensterflügel stand weit offen.

Seitdem ist meine Frau von niemandem mehr gesehen worden. Die hiesige Polizei hat sich die größte Mühe gegeben, den Vorfall aufzuklären — ohne jeden Erfolg!

Ich stehe hier vor einem unfaßbaren Rätsel, das insofern noch eine besonders dunkle Seite hat, als meine Frau in ihrem Schlafzimmer in einer Truhe (wie ich bei einer Durchsuchung des Raumes feststellte) die Leiche eines neugeborenen Kindes in einem Zinkkasten versteckt hatte. — Von diesem Fund habe ich der Polizei keine Mitteilung gemacht.

Es handelt sich um das Kind einer (mir unbekannten) Eingeborenen, um die kleine Leiche eines Knaben, die in dem Zinkkasten in Kampfer eingebettet lag.

Sie werden begreifen, Herr Harst, daß dieser entsetzliche Fund mich vollkommen niedergeschmettert hat. Ich als Kommandeur der hiesigen Heilsarmee wäre für immer gesellschaftlich und auch für die Gläubigen erledigt gewesen, wenn ich irgend jemandem hiervon Mitteilung gemacht hätte. Auch so schon bin ich stark bloßgestellt und müßte eigentlich von meinem Posten zurücktreten. Damit wäre aber niemandem geholfen.

Ich bitte Sie nun inständig, in meinem Interesse hierher zu kommen und das Dunkel dieser Ereignisse zu lüften. Über die Honorarfrage werden wir einig werden.

Ihr sehr ergebenerDaniel Bolling,Kolombo, Cinnamom Gardens,Kalkuttastr. 6. 

»Der Mann gefällt mir,« sagte Harald, nachdem er mir den Brief vorgelesen hatte. »Er macht keine überflüssigen Worte und deutet doch an, wie tief ihn das Verschwinden seiner Frau getroffen hat …« —

Es war Zeit, zum Abendessen in den Speisesaal hinabzugehen.

Harald teilte dem Fürsten dann im Laufe der Unterhaltung mit, daß wir einen Ausflug nach Kolombo unternehmen möchten …

Radscha Dabsal erklärte, er stelle uns gern seine Privatjacht zur Verfügung, und so kam es denn, daß wir schon am nächsten Morgen den Pudu-Fluß abwärts dampften und achtzehn Stunden später im Hafen von Kolombo Anker warfen.

Da wir nachts in den Hafen eingelaufen waren, konnten wir beide denn auch unbemerkt in einer passenden Verkleidung an Land gehen und uns in einer Fremdenpension am Hafen als amerikanische Touristen einmieten.

Hier im Pensionat nahmen wir ein Bad, frühstückten und begaben uns in die Villenvorstadt Cinnamom Gardens, was eigentlich Zimtgärten bedeutet. Von diesen von den Portugiesen einst angelegten Zimtplantagen ist nichts mehr vorhanden als der Name, — und der umfaßt jetzt eine Gartenvorstadt von zauberhafter Schönheit.

Die Kalkuttastraße war bald gefunden.

Das Grundstück Nr. 6, ein großer Garten mit einem schneeweißen Holzhause mit breiter Veranda, gefiel uns sofort durch seine peinliche Sauberkeit und die wundervollen alten Bäume.

Und dann der Major Daniel Bolling …

Ein kräftiger, blühender Mann mit blondem Vollbart …

Ein Mann, in dessen Augen jetzt der Ausdruck tiefen Leides lag … —

Wir hatten uns unter anderen Namen anmelden lassen: Horter und Schrack … — Und saßen nun mit Bolling im Garten in einem Holzpavillon, wo wir unmöglich belauscht werden konnten …

Bolling hatte uns mit kurzem Dankeswort nochmals die Hand gedrückt …

»Herr Harst,« erklärte er nun, »fragen Sie, was Sie noch zu fragen haben … Mein Brief war ja nur kurz … Ich werde Ihnen nichts verhehlen — nichts …«

Harald, jetzt Mr. Horter, begann denn auch sogleich sein Verhör …

»Mr. Bolling, Ihre Gattin war eine Rodia. Mir ist bekannt, daß die Rodias selbst heute noch von den Singhalesen und den Tamilen, den Hauptvölkern Ceylons, gemieden werden … Selbst die moderne Zeit hat die Kastenunterschiede nicht verwischen können. — Woher stammte Ihre Frau?«