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Peter ist der Sohn eines Handwerkers, der aber selbst über kein handwerkliches Talent verfügt. Er versagt außerdem in der Schule und hat Schwierigkeiten dabei, Freundschaften zu schließen. Seine Eltern verstehen das alles nicht, sondern sind von ihm enttäuscht und lassen ihn mit seinen Problemen allein. Jeden Tag kämpft er mit seinen vielen Ängsten, aber trotzdem gibt er nicht auf, denn er glaubt daran, dass er sein Glück finden kann, auch wenn der Weg dahin oft steinig ist.
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.
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© 2025 novum publishing gmbh
Rathausgasse 73, A-7311 Neckenmarkt
ISBN Printausgabe: 978-3-7116-0103-2
ISBN e-book: 978-3-7116-0104-9
Lektorat: LH
Umschlagabbildung: Andrey Chaikin | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Vorwort
Dieses Buch habe ich in erster Linie für meine Tante geschrieben, die jetzt über 90 Jahre alt ist und meine einzige Verwandte ist, die mich liebt und immer geliebt hat.
Ich schreibe dieses Buch auch für Menschen, die mich gekannt haben, kennen und erkennen, und vielleicht kann ich damit ja auch sehr viel mehr Menschen unterhalten und ein Lächeln oder eine Träne bei ihnen hervorrufen.
Ich brauche einfach noch viele Pluspunkte beim lieben Gott und muss meine Minuspunkte abbauen und irgendwie bilde ich mir ein, wenn ich bei Menschen Emotionen erwecke, hilft das.
Ich befinde mich jetzt im letzten Abschnitt meines Lebens, und dass ich dieses Buch veröffentliche, gehört einfach zu meinem Leben dazu, wie mein kleiner Finger.
Ich möchte mit diesem Buch niemanden verletzten oder beschuldigen. Der Inhalt entspricht meiner subjektiven Wahrnehmung der Welt.
Kapitel 1
Die Geburt und ersten Tage
Wieso bin ich jetzt da? Das Licht wird heller.
Die geborgene Zeit vorbei.
Jetzt höre ich nur noch dieses Geschrei.
Das bin ja ich,
so klein und laut.
Ist ja noch viel zu früh! Sechs Wochen zu früh höre ich ihn sagen,
einen Mann mit weißem Mantel und mit weißem Kragen.
1961, das schon noch gefährlich war.
Die Medizin war noch nicht so weit.
Ich bin gesund, kein Contergan.
Meine Mutter, trotz ihrer vielen Schmerzen,
eine andere Tablette nahm
Eine Glatze mit ein paar blonden Haaren hatte ich,
wie ich dann später mal erfahren habe.
Dann sehe ich sie, bisher oft nur Geschrei gehört,
ihr Weinen und auch ihr Lachen,
gespürt habe ich auch ihre Wut.
Lange schwarze Haare,
die Wangen gerötet, total verschwitzt.
Der August brachte extrem heiße Tage.
Ich wurde gewogen,
an ein schreckliches Gerät angeschlossen.
Drei Tage lang habe ich Tränen vergossen,
fern von der Frau mit den schwarzen Haaren.
Es ging nach Hause. Meine Wiege war vorbereitet,
aber was soll ich da? Mann, ist das langweilig.
Ich schreie, habe Hunger, Durst und bin allein.
Wo sind denn die verdammten Schweine,
die Schuld sind, dass ich hier sein muss,
statt weiter auf der Wolke zu schweben
Ich bin voller Verdruss.
So also wird mein Leben sein.
Ich sterbe in der Einsamkeit
und niemand steht für mich bereit.
Dann kam ein schlanker, dünner Mann vorbei
mit strahlenden blautürkisen Augen.
Das ist ja unverschämt, kaum zu glauben,
bei mir sollten es braungrüne werden.
Die sollte ich von meiner Mutter erben.
Der Mann war mein Vater. Damals 22 Jahre alt.
Er war herzlich, hat sich um mich gekümmert,
doch wenig gesprochen
und sich oft in sein Schneckenhäuschen
verkrochen.
Er hatte tolles schwarzes Haar,
war ein Fan von Bill Hayley,
ein super Rock’n’Roll Tänzer,
gern gesehen bei den Frauen
und auch ein Schulschwänzer.
Warum er ausgerechnet meine Mutter dann fand,
ist mir ein Rätsel, ist mir nicht bekannt.
Mein Vater war Maurer, später Stuckateur.
Er konnte nicht schreiben, hatte es nie richtig gelernt.
Er war aber bestimmt nicht doof.
Er war ein Landkind, groß geworden auf einem Bauernhof,
und ein Kriegskind war er auch.
Sie haben die Sieben- bis Vierzehnjährigen
in eine Klasse gesteckt. Wer mitkam, hatte Glück
und wer nicht mitkam, hatte Pech.
Oft erzählte er mir Geschichten vom Krieg,
wie die Kinder auf dem Schulweg in die extra dafürvorbereitenden Löcher springen sollten, um sich vorden englischen Bombern zu schützen, oder wie sein Vater, also mein Opa, in russischer Strafgefangenschaft war und dank seiner gesanglichen Begabung viel früher heimkam.
Auch mein Vater sang gerne und konnte zum Beispiel das Lied vom Weiß Ferdl „Ein Wagen von der Linie 8“ auswendig. Das sang er mir eigentlich immer vor, wenn wir zusammen in der kleinen Badewanne badeten.
Er war auch oft traurig und still,
und er sagte immer zu mir, rede doch nicht so viel.
Er wurde auch dann sehr, sehr laut,
wenn man nicht zuhörte oder sich traute,
etwas gegen ihn zu sagen. Widerworte zu verwenden,
konnte dann sehr böse enden.
Lautes Gebrüll war dann zu hören
und man durfte ihn eine Zeit lang nicht stören.
Unsere erste Wohnung war so klein, da konnten
Wir nur zu dritt sein.
Meine Mutter war 19 Jahre alt, als ich geboren wurde.
Sie wollte aus ihrem Zuhause ausbrechen.
Der zweite Mann meiner Großmutter war ihr nicht geheuer.
Ein schwerer Mann, für sie ein Ungeheuer?
Aber klar, mit so einem Mann ab dem vierzehnten Lebensjahr
Zeit zu verbringen ohne Dusche und Bad und mit Waschenam Waschbecken in einer alten Münchner Stadtwohnung
mit einer Gemeinschaftstoilette pro Etage ist auch nichtgerade wunderbar.
Sie ging in München auf die Handelsschule, konnte gut Englisch, ein paar Brocken Französisch und hatte eine gute Anstellung bei einer Versicherung.
Und dann kam ich!
Dieser seltsame Mensch, der sich heute noch in die Lage als Zweijähriger versetzen kann. Na ja, jetzt will ich mal nicht übertreiben, als Dreijähriger.
Der heute hier sitzt und sowas schreibt, der oft ein Einzelgängerwar, vielleicht nicht wirklich ein Einzelgänger, aber ein Einzelgänger in seinem Kopf, und es werden noch viele Beispiele in diesem Text, Roman, Gedicht folgen, die das belegen.
Kapitel 2
Kleines Kind
Oh, bin ich ein hübsches Kind! Ach, bin ich lieb!
Blonde Haare, der Vater hatte die als Bub auch.
Die Tanten so begeistert.
Der reiche Großbauer vernarrt.
Gekriegt habe ich alles.
Die Schubladen waren
immer gefüllt mit Süßigkeiten.
Dieses Problem begleitet mich heute noch beizeiten.
Recht früh konnte ich sprechen, eher spät gehen.
Jetzt war das Leben richtig schön.
Doch eines Tages, als ich etwa drei war, war es mit dem Frieden vorbei.
Ich hatte schlimme und seltsame Träume.
Meine Mutter hat so viel geweint.
Mein Vater war noch ruhiger als sonst,
außer wenn sie laut stritten.
Du Matz, du blöder Hund, waren noch harmlose Worte.
Einmal hat mein Vater mehrere Messer gegen die Haustür
geschmissen. Ich hatte keine Ahnung, was das war. Für mich war doch alles wunderbar.
Erst viele Jahre später habe ich erfahren,was in dieser Zeit passiert war.
Meine Großmutter hat alles organisiert.
Meine Mutter ist nach Wien gefahren undhat meinen ungeborenen Bruder abgetrieben.
Ein Jahr später kam meine Schwester auf die Welt.
Schwarze lange Haare, sie sah schon bei der Geburt aus wie eine Hexe.
Wenn sie ins Bett musste, musste ich mit.
Jahrelang konnte ich nur einschlafen, wenn ich irgendetwas sang, oft war mir fürchterlich bang.
Ich träumte von Christkindern, auf deren Popos ich tanzte, und vom Teufel, der mich holte. Einmal war das so schlimm, dass ich mich zu meiner Schwester ins Bett legte und die ganze Nacht fiebrig war. Manchmal drehte ich mich gern im Kreis und sah Geister, die immer im Türrahmen waren. Den Traum, dass ich auf einen hohen Berg kletterte und herunterfiel und kurz vor dem Aufprall die Augen aufriss und froh war, noch zu leben, hatte ich sehr oft.
Ich träumte auch, ja führte es schon fast herbei, dass ich aus dem Fenster klettern und von Haus zu Haus durch die Luft fliegen konnte. Das gab mir ein gutes Gefühl.
Heute noch kann ich die Augen zu machen und mir den blauen Himmel mit einem Lichtstrahl oder einen See oder einen grünen Wald oder einen bewaldeten Hügel vorstellen und dann einschlafen. Ich habe keine Ahnung, ob das normal ist, aber so ist es.
Mich hat kein Spielzeug interessiert, mit dem man etwas basteln musste.
Ich spielte aber noch mindestens bis zum dreizehnten Lebensjahr am Boden mit Knöpfen und Stiften und Spielzeugautos und bildete aus ihnen Fußball- oder Eishockeymannschaften und rutschte sie herum, um einen Sieger zu ermitteln.
Ich glaube, wenn ich diese Knöpfe heute sehen würde, könnte ich noch sagen, welche Spieler sie waren.
Meine Eltern hatten nicht die geringste Ahnung, was ich da trieb.
Ich mochte meine Eltern sehr. Aus irgendeinem Grund habe ich aber nie mit meiner Mutter gekuschelt und leider habe ich eine sehr schlechte erste Erinnerung an meinen Vater. Er nahm mich damals sonntags in die eigene Stammwirtschaft der Großfamilie mit und ich schiss in die Hose. Er schrie mich an und nahm mich danach nie wieder mit.
Ich hörte meine Eltern sehr oft sagen, der gerät nach den Opas. Der Vater meines Vaters, der gut singen konnte und Bäcker war, ging auch gerne zu den Pferderennen, war ein fleißiger Mann vermutlich, aber sicher auch ein kleiner Träumer. Als ich etwa 4 war, ist er im See ertrunken und darin wurde auch sein Fahrrad gefunden. Man dachte, es war ein Unfall. Mein Vater musste ihn identifizieren. Der Vater meiner Mutter hat angeblich nie gearbeitet, nur Bilder verkauft. Seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs haben ihn dann psychisch krank gemacht und deshalb hat sich meine Großmutter die Mutter meiner Mutter von ihm getrennt. Ich habe den Erzeuger meiner Mutter als Kind vielleicht zweimal gesehen.
Ich hatte kaum Freunde, und als meine Schwester und ich mal für ein paar Tage in den Kindergarten gehen sollten, da meine Mutter den Führerschein machen wollte, haben wir so geschrien, dass eine andere Lösung gefunden werden musste. Als ich ungefähr fünf war, habe ich mich in der zweiten Wohnung meiner Eltern in der Vorratskammer eingesperrt und Selbstmord gespielt. Mit ungefähr sechs habe ich mich so lange mit der Nachbarstochter, die zwei Jahre älter war als ich, gerauft, bis sie mich als Chef der Kinderbande anerkannte.
Es durften zu der Zeit keine anderen Kinder zu uns in die Wohnung kommen.
Ich war der hübscheste kleine Bub in der ganzen Straße, war der beste Schüler in der ersten Klasse, empfand mich auch als klug, verteidigte meine kleine Schwester und trotzdem war ich schon als kleines Kind, sofern man das in dem Alter sagen kann, immer ein bisschen unglücklich und das mit der Stubenreinheit dauerte auch etwas länger als bei anderen. Ich hatte oft Angst und wusste nicht, wovor.
In der Schule bis zur vierten Klasse ging es mir ganz gut und ich hatte gute Noten. Das Übertrittszeugnis für das Gymnasium nach der 4. Klasse entsorgte ich. Bis meine Eltern das überhaupt mitbekamen, war die Sache erst mal erledigt. Nach der fünften Klasse musste ich dann aber auf das Gymnasium wechseln. Ich hatte immer noch die besten Noten, ohne zu lernen.
Ich wusste schon, was auf mich zukam, und hatte kein gutes Gefühl.
Und keiner wusste, wer ich wirklich war. Ich war schon mit 6 Jahren ein verängstigter Träumer und Spinner gewesen.
Kapitel 3
Kindheit und Pubertät
Wir sind, als ich sieben war, in ein großes Haus gezogen.
Ich bekam das große Kinderzimmer und meine Schwester das kleinere.
Ich wurde in die zweite Klasse eingeschult und neben Charlie gesetzt, einen verschüchterten kleinen Jungen, der der absolute Einzelgänger der Klasse war. Ihn mochte niemand. Er wuchs zu Hause mit seinem Vater auf.
Seine Mutter und sein Bruder litten an einer schweren Lungenkrankheit und waren sehr lange in einer Klinik.
Ich hatte in der Volksschule nur Einser, zumindest gefühlt.
Manchmal musste ich etwas zeichnen. Das hat dann meine Mutter gemacht. Ich konnte das einfach nicht und habe eben so lange geweint, bis sie die Aufgabe für mich erledigte.
Denn für alles, was mit den Händen gemacht wird, war bzw. bin ich vollkommen unbegabt außer seltsamerweise für das Tennisspielen und Tischtennisspielen. Das galt leider auch für das Spielen von Musikinstrumenten.
Mit etwa acht trat ich dem Fußballverein bei. Hinter unserem Haus war ein großer Spielplatz mit einem Fußballplatz samt Tor.
In manchen Jahren war aber auch der ganze Spielplatz überschwemmt und wir konnten Bötchen treiben lassen oder durch das hüfthohe Wasser waten.
Dort begegneten sich Kinder aus allen Schichten und spielten und zeigten sich gegenseitig nackt. Es waren auch Kinder aus dem Sozialblock dabei. Sie waren, wenn sie dich aufgenommen und akzeptiert hatten, ganz nett. Für die, die aber nicht zu ihnen gehörten, konnte es übel ausgehen. Ein paar hinter die Ohren gab es schon, manchmal auch mehr.
Ich habe immer den Fußball gestellt, was schon mal ein Vorteil war. Später gab es da so ein Mädchen, die vielleicht 13 Jahre alt und geistig behindert war. Die wurde gerne ausprobiert, natürlich mit ihrem Einverständnis. Ich habe mich da, Gott sei Dank, rausgehalten.
Es waren schon auch ein oder zwei dabei, die dann später in ihrem Leben einsitzen mussten.
Schwimmen gelernt habe ich im Fluss. Die Kleinen haben den Großen immer zugeschaut, wie sie reinsprangen, Fluss abwärts getrieben wurden, sich dann an einem Felsen festhielten und rauskletterten. Wer das nicht machte, war ein Loser. Auf dem Spielplatz wurde ich zum Kämpfer. Es gab immer eine Rangordnung unter den Kindern. Es wurde viel gerauft und ich war meist auf Platz vier, was bedeutete, ich konnte nicht weiter aufsteigen, aber ich war so weit oben in der Hierarchie, dass sich keiner der niedrigeren Rangstufen traute, mich anzugreifen. Es war nur Ringen erlaubt und wer sich nicht daran hielt, wurde ausgeschlossen. Wir sind oft auch mit Lastwagenreifen flussaufwärts gelaufen, um uns dann flussabwärts treiben zu lassen, was für ein Spaß. Zu Hause im Garten half ich wenig. Ich war ja für Arbeit mit meinen Händen untalentiert. Einmal so mit 11 Jahren haute ich meinem Vater versehentlich mit der Spitzhacke in den Rist.
Das war an dem Tag, an dem 1972 das olympische Dorf in München überfallen wurde.
An Gemüsebeeten musste ich dann nie wieder arbeiten. So richtig gebrauchen konnte er mich später beim Bau der Garage nur zum Schleppen des Zements und für den Gerüstbau.
Den Rasen im Garten habe ich so lange im Kreis gemäht, bis ich es nicht mehr machen musste.
Ich bekam von meiner Mutter öfters Backpfeifen, weil ich ihr gern widersprach und bei Weitem nicht immer tat, was sie wollte.
Bis zum Alter von 15 Jahren war ich auch ein guter Fußballer und schaffte es bis zur oberbayrischen Auswahl, aber leider nur für ein Spiel. Mein Vater hatte wenig Zeit für mich. Er musste an den Wochenenden ja auch immer arbeiten, um Geld reinzuholen, und konnte mich nicht zum nächsten Treff fahren.
Ich glaube, er hat während meiner gesamten Fußballzeit nur bei zwei Spielen zugeschaut.
Mein Vater hat fast im Alleingang zwei Doppelhäuser gebaut, eins für, unsere Familie und eins für meine Großmutter. Das Ungeheuer, mein Stiefopa vor dem meine Mutter als Kind so Angst hatte, starb überraschend mit 50 Jahren an einem Herzinfarkt im Auto und verursachte dabei auch noch einen Unfall.
Sein Vater starb ein halbes Jahr später. Er war der Schuhmacher des Ortes gewesen.
Ich werde nie den süßlichen Geruch vergessen, der in der Luft lag, als wir meine Oma nach dem plötzlichen Tod des Ungeheuers von zu Hause abholten.