Ein verführerisches Arrangement - Catherine Mann - E-Book

Ein verführerisches Arrangement E-Book

Catherine Mann

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Beschreibung

"Heirate mich!" Ihr sexy Boss Xander Lourdes will mit ihr eine Scheinehe eingehen? Verblüfft hört Maureen seinen Antrag. Aber es ist die perfekte Lösung: Xander muss verheiratet sein, damit seine Schwiegereltern nicht das Sorgerecht für seine kleine Tochter einklagen, und Maureen braucht eine Aufenthaltserlaubnis. Doch die schöne Irin hat die Rechnung ohne die Leidenschaft gemacht. Mit jedem Tag, den sie sich ihrer Hochzeit auf Key Largo nähert, brennt ihr Verlangen nach Xander heißer. Dabei war bei ihrem Arrangement von Gefühlen nie die Rede …

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Seitenzahl: 197

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Catherine Mann Originaltitel: „The Boss’s Baby Arrangement“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2000 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Victoria Werner

Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733723965

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Xander Lourdes hatte die Liebe seines Lebens, seine Seelenverwandte, verloren.

Er saß in einem Deckchair am Strand des Golfs von Mexiko und dachte an Terri. Eine solche Liebe würde er kein zweites Mal finden. Mehr als ein Jahr war vergangen, seit seine Frau an einem Aneurysma gestorben war. Seither lag sein einziger Trost darin, ihr Andenken bestmöglich zu wahren, indem er sich um ihr kleines Mädchen kümmerte.

Und indem er ein in Finanznot geratenes Wildtierreservat wiederbelebte, hier auf den Florida Keys, der Kette aus Koralleninseln, die seine Frau so geliebt hatte. Er hatte die Hälfte seines Privatvermögens in das Projekt gesteckt. Was das Management anbetraf, so war das kein Problem. Es machte ihm Spaß.

Aber die Spendenpartys? Dieser endlose Smalltalk? All das war ihm ein Gräuel. Am liebsten verbrachte er die Abende mit seiner Tochter Rose oder im Büro. Gesellschaftliche Ereignisse stellten seine Geduld auf eine harte Bewährungsprobe. Er musste daran denken, wie seine Frau sich immer um solche Dinge gekümmert hatte. Sie hatten sich wirklich wunderbar ergänzt.

Aber für sie wollte er sogar diese Strandparty ertragen.

Xander trank einen Tonic und hörte nur mit halbem Ohr zu, wie der Politiker neben ihm sich in Erinnerungen an den Lieblingssittich seiner Kindheit erging.

Die Wellen rollten an den Strand, während die Scheite des Lagerfeuers knisterten. Rundum waren Petroleumfackeln aufgestellt. Eine Steeldrum-Band spielte, und in der Ferne waren die Geräusche nachtaktiver Wesen zu hören.

Ein langes Buffet und eine Bar sorgten für das leibliche Wohl der Gäste, die sich unterhielten oder barfuß im Sand tanzten. Seide und Diamanten glänzten im Mondlicht. Die Männer hatten die Krawatten gelockert. Sein Bruder – der leitende Tierarzt der Station – und seine sexy Mitarbeiterin waren die Seele der Party. Die rothaarige Zoologin war genau die Richtige, um die Stimmung anzufeuern.

Terri, Xanders Frau, hatte nicht gern getanzt, aber sie liebte Musik. Als sie erfuhren, dass sie schwanger war, hatte sie sich als Erstes darum bemüht, ein Gerät aufzutreiben, mit dem sie ihr Kind noch im Mutterleib mit klassischer Musik berieseln konnte. Sie war überzeugt, dass Musik das Leben eines Menschen verändern konnte, weil sie Gefühle intensiver ausdrückte als jede Sprache.

Seit ihrem Tod verging kein Tag, an dem er sie nicht vermisste.

Doch Terri hatte ihm ein Vermächtnis hinterlassen – ihre gemeinsame Tochter, die ihm alles bedeutete.

Bei dem Gedanken an seine Frau verspürte Xander plötzlich einen Kloß im Hals. Schnell spülte er ihn mit einem Schluck Tonic hinunter und nickte als Reaktion auf irgendetwas, das der Politiker zu einer Erweiterung der Vogelauffangstation des Wildtierreservats sagte. Jetzt war kein Platz für Gedanken an Terri. Es wäre der Sache, der sie so viel Zeit und Kraft gewidmet hatte, nicht förderlich.

Das Tierschutzprojekt war ihr sehr wichtig gewesen. Als Xanders Bruder begann, im Wildtierreservat zu arbeiten, war ihr Interesse sofort geweckt. Dann hatte sie ihre große Leidenschaft entdeckt: das Organisieren von Spendengalas, um Mittel zum Ausbau der Station zusammenzubekommen.

Sein Bruder, Easton, hatte die medizinische Leitung des Projekts übernommen. Als Tiermediziner war er auf exotische Tiere spezialisiert und hatte ein Team von Zoologen und medizinischen Mitarbeitern zusammengestellt. Die Tiere interessierten ihn mehr als das Geld, das er in irgendeiner Touristenfalle hätte verdienen können. Xander hatte das Projekt zunächst mit Spenden unterstützt, inzwischen brachte er sich auch mit persönlichem Engagement ein. Er war zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt worden. Terri hatte lange gehofft, er könnte diese Rolle übernehmen. Nun würde sie nicht mehr erfahren, dass sich ihre Hoffnung erfüllt hatte und er sich mit Leib und Seele für das Projekt einsetzte.

Verdammt!

Xander hatte genug von dem Smalltalk und erhob sich. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie sich die Zeit für unsere kleine Party genommen haben. Bitte entschuldigen Sie mich, aber mein Bruder wird sich sicher sehr für Ihre Ideen interessieren. Ich hole ihn.“

Easton tanzte immer noch mit der rothaarigen Zoologin. Xander schob sich zwischen den Partygästen hindurch, nickte dem einen oder anderen zu, ohne stehen zu bleiben, bis er die Tanzenden erreicht hatte. Entschlossen tippte er Easton auf die Schulter.

„Darf ich dich kurz unterbrechen?“

Sein jüngerer Bruder drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn stirnrunzelnd, Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Was ist los?“

Easton trug den Prada-Anzug, den Xander speziell für diesen Anlass hatte kommen lassen, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, eine passende Krawatte dazu umzubinden. Das war nicht überraschend. Dr. Easton Lourdes hatte sich in Khaki-Hose und T-Shirt schon immer am wohlsten gefühlt.

Mit dem Kopf deutete Xander auf den Politiker, der sich gerade einen Drink genehmigte. „Da drüben steht ein möglicher Sponsor. Es geht um eine Erweiterung der Vogelauffangstation.“

Die Stirn seines Bruders glättete sich, und ein breites Lächeln erhellte seine Züge. „Ich kümmere mich darum.“ Freundschaftlich schlug er Xander auf die Schulter. „Danke für die Party. Sie wird sich für das Projekt auszahlen.“

Und schon war Easton verschwunden und ließ seine Tanzpartnerin stehen.

Maureen Burke. Eine rothaarige Granate, hochintelligent und voller Energie. Sie war gebürtige Irin, lebte aber bereits seit drei Jahren in den Staaten. Ihr Studium der Zoologie und ihre Erfahrungen mit Tierschutzprogrammen machten sie zur idealen Stellvertreterin seines Bruders. Glücklicherweise hatte sie ihr Arbeitsvisum genau zum richtigen Zeitpunkt erhalten. Sie war extrovertiert, aber auch sehr auf ihre Arbeit fokussiert. Bei ihr musste Xander nicht fürchten, dass sie es auf das über Generationen angehäufte Vermögen seiner Familie abgesehen hatte. Xander hatte es noch einmal verdoppelt, was das Interesse der Frauen an Easton weiter erhöhte.

Maureen kam nicht auf die Idee, seine Aufmerksamkeit als männliches Interesse zu deuten. In Sachen Romantik schien sie es wie Xander zu halten: kein Interesse.

Er hatte gehört, dass sie geschieden war. Ihrer Miene nach zu urteilen, wenn sie darüber sprach, war es keine einvernehmliche Trennung gewesen. Zweifellos war der Mann ein Idiot, wenn er eine derart attraktive, intelligente Frau gehen ließ.

Xander reichte ihr die Hand. „Tut mir leid, dass ich dir den Tanzpartner gestohlen habe. Mein Bruder muss sich um einen möglichen Sponsor kümmern. Tanzt du mit mir?“

„Tanzen? Mit dir?“ Sie warf die rote Mähne über die Schulter. Ihr Gesicht war gerötet von der Hitze und der Anstrengung.

„Ist das eine so abartige Bitte?“

„Ich wusste nicht, dass du überhaupt tanzen kannst. Schon gar nicht einen irischen Volkstanz.“

Er verzog das Gesicht. „Einen irischen Volkstanz?“

Sie lachte leise und deutete auf die Bühne. Ihre Fingernägel waren kurz geschnitten, aber als Tribut an die Party goldglänzend lackiert. „Das ist der nächste Titel auf der Wunschliste der Band. Dein Bruder hat mich dazu herausgefordert.“

Kein Wunder, dass Easton mit so einem breiten Grinsen verschwunden war. Er hatte gewusst, was kommen würde!

Xander war nicht der Typ, der vor einer Herausforderung davonlief. „Ich habe viele Talente. Unsere Mutter hat darauf bestanden, dass wir Jungen Tanzstunden nehmen. Was ich nicht weiß, kannst du mir beibringen.“

Sie stemmte eine Hand in die Seite. Ihr fließendes gelbes Kleid umschmeichelte ihre Kurven, während sie ihn aus ihren grünen Augen musterte. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. „Warum nicht? Ich würde gern sehen, wie der Big Boss sich daran versucht.“

„Nicht vergessen, du musst mir die Schritte zuerst noch mal zeigen.“

„Wir werden es einfach halten.“ Sie hob einen Ellenbogen. „Steeldrums sind eine ungewöhnliche Besetzung für irische Volksmusik.“

Er verneigte sich leicht, bevor sie sich bei ihm einhakte. Verdammt. Er hatte schon ganz vergessen, wie weich sich die Haut einer Frau anfühlte. Er machte ihre Schritte nach, an die sich immer wieder eine Drehung anschloss. Ihr Haar flog gegen seine Brust, wenn sie herumwirbelten.

Sein Körper reagierte spontan auf die leichte Berührung.

Offenbar vernebelte der Mangel an Sex ihm schon den Verstand.

Der Tanz schien ewig weiterzugehen, und sein Blutdruck stieg mit jeder Sekunde, bis die Band endlich einen langsameren Takt anschlug. Aus unerfindlichen Gründen ließ er die Chance, sich zu verabschieden, ungenutzt und zog seine Partnerin zu dem traditionelleren Tanz in seine Arme. Ihr leichter Duft nach Limone und Grapefruit umschmeichelte seine Nase wie ein Aphrodisiakum.

Vielleicht war dieser Tanz doch keine so gute Idee gewesen.

Er rang nach Worten, um sich mit einer Unterhaltung von der Nähe ihres Körpers abzulenken. „Es freut mich, dass du den Abend genießt.“

„Ich genieße alles, was unserem Projekt Geld bringt.“ Ihre Augen funkelten im Mondschein, und ihr langes Haar streifte seine Hand, die an ihrer Taille lag. „Ich liebe meine Arbeit hier.“

„Dein Engagement ist bewundernswert.“

„Danke.“ Sie lächelte unsicher.

„Du glaubst mir nicht?“

„Das ist es nicht. Aber lass uns jetzt nicht von der Arbeit sprechen und den Moment verderben. Wir können morgen darüber reden.“ Sie nagte an ihrer Unterlippe. „Ich habe einen Termin bei dir.“

„Wirklich? Ich kann mich nicht erinnern, deinen Namen in meinem Kalender gesehen zu haben.“

„Nicht jeder von uns hat eine persönliche Assistentin, die sich um die Termine kümmert.“

„Höre ich da Kritik?“ Er hatte eine Sekretärin, aber im Gegensatz zu seinem Bruder keine persönliche Assistentin, die ihm auf Schritt und Tritt folgte. Easton war allerdings eher der Typ zerstreuter Professor.

„Es war nicht als Kritik gemeint. Du hast hier etwas Großes geschaffen.“ Sie schüttelte den Kopf, sodass ihre Locken seine Hand streiften. „Ich bin nur frustriert. Hör einfach nicht hin. Lass uns weitertanzen.“

Ihre Aufforderung kam gerade, als die Band einen heißen Latinorhythmus anstimmte.

Maureen Burke tanzte mit Leidenschaft.

Selbstvergessen passte sie sich den Schritten des attraktiven Mannes mit den charismatischen blauen Augen an. Ein Mann mit Verstand. Mit einem göttlichen Körper und einem ausgeprägten Familiensinn.

Xander Lourdes war ein guter Mann.

Aber nicht ihrer.

Maureen tanzte ohne Hemmungen, wie sie es sonst nie gewagt hätte. Nicht nach allem, was sie hinter sich hatte.

Sie genoss die salzige Meeresbrise, die sich mit dem Geruch des Holzfeuers vermischte. Genoss es, frei zu sein. Auch wenn Freiheit sehr schmerzlich sein konnte. Das hatte sie erfahren, als ihr jetziger Exmann seine Freiheit zurückwollte. Er hatte die Scheidung verlangt – nach allem, was sie mit ihm durchgemacht hatte. Und nachdem sie die Ratschläge ihrer Freunde immer wieder ignoriert hatte, die ihr rieten, ihn zu verlassen. Ihn, der sie seelisch missbraucht hatte.

Maureen hatte gewusst, dass sie Probleme in ihrer Beziehung hatten. Doch sie war immer bereit, um alles zu kämpfen. Ein Versprechen bedeutete ihr etwas. Sie war davon ausgegangen, dass schon etwas Schwerwiegendes vorfallen müsste, um zu einer Scheidung zu führen – körperliche Misshandlung oder Drogenkonsum zum Beispiel. Aber nur den Satz zu hören Ich liebe dich, aber ich kann nicht mit dir leben? So als wäre sie Gift für ihn?

Jahrelang hatte er sie erniedrigt, und es hatte lange gedauert, bis sie endlich begriff, dass nicht sie, sondern er das Gift in ihrer Beziehung war.

Also war sie gegangen. Hatte ihn und Jahre der Kränkung und Demütigung hinter sich gelassen. Sie verließ County Cork, verließ Irland, um so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diesen Mann und den Schmerz, den er ihr verursacht hatte, zu bringen. Dabei half, dass sie keine Familie hatte, die sie hätte zurückhalten können. Ihre Eltern waren tot. Sie war frei, den Job in den Vereinigten Staaten anzunehmen. Einen Job in einem Arbeitsbereich, den sie wirklich liebte.

Jetzt gab sie sich ganz dem Zauber der Musik hin. Genoss den Rhythmus, der mit dem Blut in ihren Adern im selben Takt zu pulsieren schien. Genoss den Augenblick.

In Kürze würde ihr Arbeitsvisum ablaufen, und bisher war ihr Antrag auf Verlängerung nicht genehmigt worden. Falls es dabei blieb, musste sie nach Irland zurückkehren. Musste diesen wunderschönen Ort verlassen, an dem sie sich zum ersten Mal seit Langem wirklich frei gefühlt hatte.

Frei, mit einem attraktiven Mann zu tanzen und nicht befürchten zu müssen, dass ihr Ehemann ihr vorwarf zu flirten. Als ob sie gleich mit jedem Mann, der sie ansah, durchgebrannt wäre! Es hatte lange gedauert, bis sie verstand, dass seine Bemerkungen mehr mit seiner eigenen Unsicherheit zu tun hatten als mit ihrem Verhalten.

Jetzt war sie frei, den Mann, mit dem sie tanzte, anzusehen. Sein schwarzes Haar, das sich in der leichten Meeresbrise bewegte. Das markante Kinn mit dem Bartschatten. Die breiten Schultern unter dem Smoking. Schultern, die die Last der ganzen Welt tragen konnten.

Sie spürte, wie sie erschauerte, registrierte, wie sehr er sie anzog. Zwar hatte sie diese Anziehungskraft schon vorher bemerkt, aber alle wussten, wie sehr er noch immer um seine verstorbene Frau trauerte, und sie hatte sich nicht auf dieses gefährliche Terrain begeben wollen. Aber da nun ihre Rückkehr nach Irland bevorstand …

Maureen war nicht an einer Beziehung interessiert, aber wenn sie abreiste, konnte sie es sich ja vielleicht gönnen …

Plötzlich wurde Xander abgelenkt. Er griff in die Tasche seines Smokings und zog sein Handy hervor, um einen Blick auf das Display zu werfen. Seine entspannte Miene war augenblicklich verschwunden. „Es ist die Nanny. Meine Tochter hat Fieber. Ich muss gehen.“

Ohne ein weiteres Wort war er verschwunden. Sein kleines Mädchen bedeutete die Welt für ihn. Alle wussten das. Und auch, wie tief er um seine verstorbene Frau trauerte.

All das machte ihn umso attraktiver für Maureen.

Und umso gefährlicher für ihren Seelenfrieden.

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne machten der Nacht ein Ende, und Xander rieb sich die Augen und unterdrückte ein Gähnen. Er war die ganze Nacht am Bett seiner Tochter geblieben. Noch am Abend war er mit ihr in die Notaufnahme gefahren. Dort hatte man festgestellt, dass sie eine Mittelohrentzündung hatte. Die Beteuerungen des Arztes, es sei nicht weiter schlimm, hatten ihn nicht beruhigen können. Sie bekam Antibiotika und fiebersenkende Mittel, aber dennoch konnte er den Blick nicht von ihr lassen. Immer noch im Smoking, saß er an ihrem Bett. Hellbraune Locken, leicht verklebt vom Schweiß, umrahmten ihr Gesichtchen. Jedes Heben und Senken der kleinen Brust sagte ihm, das alles in Ordnung war. Rose war ein gesundes, sechzehn Monate altes Kind, das an einer herkömmlichen Mittelohrentzündung litt.

Das Kinderzimmer war ganz in Weiß, Grün und Pink gehalten. Rosen rundeten das freundliche Dekor ab – ein Tribut an den Namen ihrer Tochter. Sie hatten ein zweites Bett mit ins Zimmer stellen lassen für die Nächte, in denen sie es einfach nur genossen, sie anzusehen. Oder für Elenora, die Nanny, wenn sie sich einmal hinlegen wollte. In der Ecke stand ein Schaukelstuhl, in dem Terri gesessen hatte, wenn sie der Kleinen die Brust gab. Ihr Blick war dabei so voller bedingungsloser Liebe und voller Hoffnung gewesen. Eine Woche vor Roses Geburt hatten sie beide auf dem zweiten Bett gesessen und davon geträumt, wie ihr Kind wohl aussehen würde. Wie sein Leben werden würde. So viele Träume …

Jetzt schlief sein Bruder in diesem Bett, wie so oft in diesen Tagen. Er war ein Exzentriker und dabei doch eine große Stütze. Im Geiste sah Xander vor sich, wie sein Bruder mit Maureen Burke tanzte. Auch Easton hatte in letzter Zeit nicht viel Privatleben gehabt. Xander wusste, er hätte seinem Bruder ebenso beigestanden, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären, dennoch kam es ihm unfair vor, ihm so viel von seiner Zeit zu stehlen.

Xander erhob sich aus dem Schaukelstuhl und berührte seinen Bruder leicht an der Schulter. „Hey, Easton“, sagte er. „Wach auf. Du solltest wieder in dein eigenes Bett gehen.“

Langsam hob sein Bruder die Lider. „Rose?“

„Es geht ihr viel besser. Ihr Fieber ist gesunken. Ich fahre nachher noch zu einer Nachuntersuchung mit ihr zum Kinderarzt, aber ich glaube, es ist alles in Ordnung. Es ist nicht mehr nötig, dass wir beide auf sie aufpassen.“

„Ich habe ganz gut geschlafen.“ Sein schlaksiger Bruder schwang die Beine vom Bett.

„Zusammengekrümmt wie eine Brezel. Du musst ganz steif sein. Aber vielen Dank. Wirklich. Du musst jetzt nicht mehr bleiben. Ich weiß, dass du viel Arbeit hast.“

„Du auch.“ Easton fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.

„Sie ist meine Tochter.“

„Und du bist mein Bruder.“ Eastons Blick spiegelte die Liebe zu Xander wider. Sie waren immer sehr verschieden gewesen, standen sich aber sehr nah. Ihre Eltern waren durch die Welt gereist, ohne daran zu denken, dass ihre Söhne ein festes Zuhause brauchten, in dem sie Freundschaften schließen konnten. Sie hatten immer nur einander gehabt. Und das umso mehr, nachdem ihr Vater vor Kurzem gestorben war und ihre Mutter die Reiselust nun noch ungezügelter auslebte – immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, statt sich um ihre Söhne zu kümmern.

Xanders Bruder hätte in jedem Wildtierreservat der Welt arbeiten können, aber er hatte sich entschieden, hierzubleiben und ihn zu unterstützen. Das bedeutete Xander sehr viel.

Im Grunde war auch Xander für dieses Projekt überqualifiziert, aber für Terri und auch für Rose wollte er etwas aus dem Reservat machen. Ganz gleich, was er investieren musste. Dies war die Hinterlassenschaft seiner Frau an ihre Tochter.

„Danke.“

„Der einzige Dank, den ich brauche, ist, dass es der Kleinen wieder besser geht.“ Liebevoll streichelte Easton seiner Nichte über das Haar. „Und vielleicht eine Flasche guten Tequila.“

„Setz den Tequila mit auf die Liste.“ Es war eine lange Reihe von Dingen, die er seinem Bruder inzwischen schuldete. Aber irgendwann würde er es ihm zurückzahlen. Es waren schiere Gewissensbisse, die ihn bewogen zu sagen: „Falls dir der Sinn danach steht, zu einem größeren Projekt zu wechseln …“

„Dort würde man mich nicht brauchen. Gebraucht zu werden und anderen etwas zu bedeuten – das ist doch das Wichtigste im Leben.“

Xander schluckte. Genau das hatte Terri ihm mehr als einmal gesagt. Gott, wie er sie vermisste. „Du hast recht.“ Als sein Bruder schon an der Tür war, hörte er sich plötzlich sagen: „Oder bleibst du vielleicht wegen einer gewissen rothaarigen Zoologin?“

„Maureen?“ Easton sah ihn so erstaunt an, dass es schon Antwort genug war. „Nein, bestimmt nicht. Zwischen uns läuft nichts. Wir sind uns zu ähnlich.“

Er lachte leise und schüttelte den Kopf, ehe er die Tür hinter sich zuzog und Xander einigermaßen verwirrt zurückließ. Es war weniger Eastons Desinteresse, das Xander verwirrte, als vielmehr die Erleichterung, die er selbst darüber verspürte.

2. KAPITEL

Maureen lauschte auf den dezenten Doppelklick des Schlüssels. Ein Doppelklick bedeutete, dass die Tür ihrer blaugrün gestrichenen Strandhütte wirklich verschlossen war. Nur ein einziger Klick hieß, dass ein kräftiger Windstoß die Tür aufdrücken konnte. Sie würde diese kleinen Eigentümlichkeiten vermissen, wenn sie die Hütte und die Insel Key Largo mit ihren gut zehntausend Einwohnern verließ.

Aber noch war es nicht so weit. Maureen verdrängte den Gedanken und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Es war ein entspannter Spaziergang von fünf Minuten.

Die Sonne wärmte sie angenehm, während sie den Blick auf dem Weg zur weißen Strandvilla, die die Familie Lourdes auf einem Grundstück neben dem Reservat errichtet hatte, umherschweifen ließ. Sie war zum Schutz vor Hochwasser auf Stelzen gebaut, wie auf den Keys üblich.

Gedankenverloren beobachtete sie freiwillige Helfer aus der Stadt, die sich auf dem Anleger der Station sammelten und sich dann zu ihren Einsatzbereichen zerstreuten. Sie hielt nach Easton Ausschau, doch der war weit und breit nicht zu sehen.

Oder Xander. Ihre Gedanken wanderten wieder zu dem Tanz am vergangenen Abend. Sie musste daran denken, wie liebevoll er sich um seine Tochter kümmerte. Dachte an diese unglaublichen blauen Augen, deren Blick sie förmlich zu durchdringen schien.

In der Nacht hatte sie viel über ihr plötzlich aufgeflammtes Interesse an Xander nachgedacht. Nicht, dass es wirklich eine Rolle spielte. Sie versuchte, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Für heute war eine Schulklasse zu einer Führung angemeldet.

Das Reservat auf Key Largo lag so abgeschieden, dass Touristen nicht zufällig hineingeraten konnten. Die Öffentlichkeit erhielt nur bei geführten Touren Zutritt. Diese Regelung gefiel Maureen. Sie machte das Reservat auch zu ihrem eigenen Zufluchtsort. Der begrenzte Kontakt nach außen ermöglichte es ihr, das Leben mit den Tieren hier in der Natur wirklich zu genießen.

Sie warf einen Blick auf die Uhr. Die Schulklasse würde bald eintreffen. Das hieß, sie musste Easton schnell finden.

Und falls sie dabei Xander begegnete – umso besser.

Obwohl: Wenn sie ehrlich war, machte sie die Vorstellung, ihm absichtlich unabsichtlich über den Weg zu laufen, leicht schwindelig. Die Erinnerung an die Gefühle, die der Tanz mit ihm in ihr ausgelöst hatte, war noch zu frisch.

Überhaupt – was würde sie tun, sollte sie ihm begegnen? Sie unterdrückte ein Seufzen, als sie ihn aus dem Haus kommen sah. Nun gab es kein Entrinnen mehr – vor ein wenig harmlosem Smalltalk mit einem Mann, der ihren Puls am vergangenen Abend in Höhen getrieben hatte, die es wert gewesen wären, von den altehrwürdigen Barden der irischen Folklore besungen zu werden.

Im Gehen streifte Xander sich die Anzugjacke über. Er hatte ein Bürogebäude für das Reservat bauen lassen, als seine Frau Terri begonnen hatte, in dem Projekt mitzuarbeiten. Terri hatte sich förmlich in Key Largo und ihre ehrenamtliche Tätigkeit verliebt. Vor drei Jahren, als Maureen den Job hier angenommen hatte, war Xander noch täglich nach Miami gefahren und hatte das Büro hier nur gelegentlich genutzt. Seit dem Tod seiner Frau hatte er seine Tätigkeit ganz hierher verlegt.

Für einen Moment verweilten Maureens Gedanken bei Terri. Sie war eine ruhige, sanfte Frau mit einem großen Herzen gewesen. Ihre Freundlichkeit und ihr Mitgefühl waren echt. Verletzte Tiere beruhigten sich in ihrer Gegenwart. Als Terri schwanger wurde, hatte sie sich auf die Büroarbeit und die Kontakte zu den Sponsoren beschränkt.

Nach ihrem Tod hatte Xander sich in die Arbeit gestürzt. Anfangs hatte Maureen den Eindruck gehabt, er versuche, darin etwas von Terri wiederzufinden. Inzwischen jedoch war sie überzeugt, dass das Projekt ihn wirklich in seinen Bann gezogen hatte.

Xander zupfte sein Jackett zurecht, während er die letzten Stufen nahm, die vom Haus hinunter zum Strand führten. „Maureen?“

Er sagte ihren Namen so, als würde er sie kaum wiedererkennen. Nun ja, sie hatte sich an diesem Morgen vielleicht etwas mehr Mühe mit ihrem Äußeren gegeben. Normalerweise trug sie Jeans und ein weites T-Shirt. Dazu ein Minimum an Make-up – einen Hauch von Mascara, etwas Lipgloss – und das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Aber heute sah sie … irgendwie netter aus. Das anliegende Shirt betonte ihre Kurven, und sie hatte einen kräftigeren Lippenstift verwendet, der sie etwas, nun ja, sinnlicher wirken ließ.

„Sehe ich so anders aus?“ Maureen lächelte verlegen, während sie eine Strähne festhielt, die der Wind ihr auf die Brust geweht hatte. So viel also dazu, dass sie ihm ganz gelassen gegenübertreten wollte.

Sein Blick glitt über sie hinweg, langsam, als versuche er, etwas zu begreifen.

„Im Vergleich zu gestern Abend auf der Party? Ja.“

„Heute Morgen kommt eine Schulklasse zu einer Führung“, erklärte sie hastig. „Sie können jeden Moment hier sein, und wir sind unterbesetzt. Solltest du nicht im Büro sein?“