Eine alte Geschichte. Neue Version - Jonathan Littell - E-Book

Eine alte Geschichte. Neue Version E-Book

Jonathan Littell

0,0

Beschreibung

Ein Mann kommt nach Hause, badet seinen kleinen Sohn, liebt seine Frau und verlässt dann das Idyll. Er läuft durch einen Gang, bis er eine Türklinke sieht und den Raum dahinter betritt. Als Getriebener, in wechselnden Identitäten, mal Mann, mal Frau, hetzt er durch ein Labyrinth immer neuer Szenerien. Jede Tür führt in neue Abgründe, geprägt von Sex, Macht und Gewalt, aus denen sich der Erzähler jeweils durch einen Sprung in klares Wasser rettet, bis aus dem Herumirren eine Suche wird – doch nach was?
Jonathan Littell hat sein Buch „ Eine alte Geschichte“ neu- und fortgeschrieben. Er erspart seinen Lesern nichts. Doch genau darum geht es Littell: Er gestattet uns nicht zu vergessen, dass nichts ungeheurer ist als der Mensch.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 569

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

Ein Mann kommt nach Hause, badet seinen kleinen Sohn, liebt seine Frau und verlässt dann das Idyll. Er läuft durch einen Gang, bis er eine Türklinke sieht und den Raum dahinter betritt. Als Getriebener, in wechselnden Identitäten, mal Mann, mal Frau, hetzt er durch ein Labyrinth immer neuer Szenerien. Jede Tür führt in neue Abgründe, geprägt von Sex, Macht und Gewalt, aus denen sich der Erzähler jeweils durch einen Sprung in klares Wasser rettet, bis aus dem Herumirren eine Suche wird — doch nach was?Jonathan Littell hat sein Buch » Eine alte Geschichte« neu- und fortgeschrieben. Er erspart seinen Lesern nichts. Doch genau darum geht es Littell: Er gestattet uns nicht zu vergessen, dass nichts ungeheurer ist als der Mensch.

Jonathan Littell

Eine alte Geschichte

Neue Version

Roman

Aus dem Französischen von Hainer Kober

Hanser Berlin

All das war wirklich, merkt Euch das!

Maurice Blanchot, Der Wahnsinn des Tages

I

Mein Kopf brach durch die Oberfläche, der Mund öffnete sich, um nach Luft zu schnappen, während die Hände unter einem prasselnden Tropfenregen den Beckenrand suchten, im Zupacken übertrug sich die Kraft meines Schwungs auf die Schultern, und mein triefender Körper hob sich aus dem Wasser. Einen Augenblick balancierte ich auf dem Beckenrand, betäubt vom gedämpften Widerhall der Schreie und Wassergeräusche und verwirrt vom Zersplittern meines Körperbilds in den großen, das Becken umgebenden Spiegeln. Zu meinen Füßen bildete sich eine rasch größer werdende Pfütze; als ein Kind dicht an mir vorbeilief, wäre ich fast wieder rückwärts ins Wasser gefallen. Ich fing mich, nahm Badekappe und Schwimmbrille ab, und mit einem letzten Blick über die Schulter auf die schimmernde Linie meiner Rückenmuskeln verließ ich die Halle durch die Schwingtür. Abgetrocknet und mit einem grauen seidigen Trainingsanzug bekleidet, der angenehm auf der Haut lag, trat ich auf den Flur. Ohne zu zögern entschied ich mich an einer Weggabelung, dann an einer weiteren, hier war es ziemlich dunkel, in dem ungewissen Licht waren die Wände kaum zu erkennen, ich begann zu laufen, mit kleinen Schritten wie beim Joggen. Zu beiden Seiten glitten die Wände eintönig und grau an mir vorbei, gelegentlich glaubte ich, eine Öffnung zu erkennen oder zumindest eine etwas dunklere Fläche, ich konnte mich dessen beim besten Willen nicht vergewissern, manchmal streifte ich auch mit dem Stoff meiner Jacke die Mauer, woraufhin ich mich wieder zur Mitte des Gangs orientierte, der offenbar eine Biegung machte, leicht, fast unmerklich, gerade ausreichend, um die Gleichmäßigkeit des Laufens infrage zu stellen, ich begann schon zu schwitzen, dabei war es weder warm noch kalt, ich atmete regelmäßig, sog bei jedem dritten Schritt abgestandene Luft ein, bevor ich sie fast pfeifend wieder ausstieß, Ellenbogen dicht am Körper, um nicht gegen die Mauern zu stoßen, die sich mal entfernten und mal näherten, als verliefe der Gang jetzt in Schlangenlinien. Vor mir war nichts zu erkennen, ich bewegte mich aufs Geratewohl vorwärts, die Decke über meinem Kopf war nicht zu sehen, vielleicht lief ich schon an der frischen Luft, vielleicht auch nicht. Als mich ein heftiger Schlag am Ellenbogen traf, zuckte ich zusammen, rieb mir mechanisch die schmerzende Stelle und wandte mich um: Aus der grauen Fläche der Wand ragte ein glänzender Gegenstand. Ich packte ihn, es handelte sich um einen Griff; als ich mich gegen sie lehnte, öffnete sich die Tür und zog mich mit sich. Still und friedlich umgab mich ein vertrauter Garten: Die Sonne schien, Lichtflecken übersäten die ineinander verschlungenen Blätter des Efeus und der sauber beschnittenen Bougainvilleen auf ihren Spalieren, ein Stück weiter kamen die verflochtenen Stämme der alten Glyzinie aus der Erde; sie bedeckte die hohe, wie ein Turm vor mir aufragende Fassade des Hauses mit ihrem Grün. Es war heiß, und ich wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß ab, der mir über das Gesicht lief. An der Seite, teilweise von dem Gebäude verborgen, zeigte sich die spiegelnde Fläche eines Pools oder Schwimmbeckens, ein blaues Viereck, von einem Kalksteinrand umgeben, die helle Fläche von weißen Streifen durchzogen und halb im Schatten der langen, gebogenen Wedel einer untersetzten, massiven Palme. Zu meinen Füßen tauchte eine Katze auf und rieb sich mit aufgerichtetem Schwanz an meinen Waden. Ich schob sie mit der Fußspitze zurück, und sie schlüpfte durch die halbgeöffnete Tür. Ich folgte ihr. Durch eine halbgeöffnete Tür am Ende des Flurs drangen eine Reihe merkwürdiger Geräusche an mein Ohr, mehr oder weniger kräftige Explosionslaute, unterbrochen von Zischgeräuschen: Offenbar spielte das Kind schon wieder Krieg, indem es seine Bleisoldaten in einer Orgie von Schüssen und Explosionen einen nach dem anderen umwarf. Ich überließ es seinem Spiel, stieg die Wendeltreppe hinauf, die ins Obergeschoss führte, und hielt auf dem Treppenabsatz einen Augenblick inne, um den ironischen, ins Leere gehenden Blick der Dame mit dem Hermelin zu betrachten, von der dort eine große, gerahmte Reproduktion hing. Die Frau befand sich in der Küche; als sie meine Schritte hörte, legte sie das Messer nieder, wandte sich mit einem Lächeln um und schmiegte sich zärtlich an mich. Sie trug ein hübsches, leichtes Kleid in Perlgrau, ich liebkoste ihre zarte Hüfte durch den Stoff, dann vergrub ich mein Gesicht in ihrem rotblonden Haar, das sie zu einem kunstvoll zerzausten Knoten hochgesteckt hatte, und sog seinen Duft ein, diese Mischung aus Heidekraut, Moos und Mandeln. Sie lachte leise und löste sich aus meiner Umarmung. »Ich mache gerade Abendessen. Gleich bin ich so weit.« Sie streichelte mir mit den Fingerspitzen übers Gesicht. »Der Kleine spielt.« — »Ja, ich weiß. Ich habe ihn beim Reinkommen gehört.« — »Kannst du ihn baden?« — »Natürlich. Hast du einen schönen Tag gehabt?« — »Ja, ich habe die Fotos geholt, sie liegen oben auf der Kommode. Ach, noch etwas: Es gibt ein Problem mit den elektrischen Leitungen. Die Nachbarin hat angerufen.« — »Was wollte sie?« — »Offenbar hat es eine Überlastung der Leitungen gegeben, das führt bei ihnen zu Stromausfällen.« Ich wurde wütend. »Die spinnt. Ich habe die Leitungen zweimal von einem Elektriker nachsehen lassen.« — Sie lächelte. Ich wandte mich ab und ging wieder die Treppe hinunter. Der Schlachtenlärm war verstummt. Bevor ich die Tür öffnete, ging ich ins angrenzende Badezimmer, um das Wasser einlaufen zu lassen, und überprüfte die Temperatur, damit es nicht zu heiß war. Dann betrat ich das Kinderzimmer. Der Kleine trug nur ein T-Shirt; mit nacktem Po saß er in der Hocke und filmte mit einer kleinen Digitalkamera die Katze, die, vor- und zurückspringend, ihren Spaß daran hatte, mit schnellen Pfotenhieben die Bleisoldaten mit ihren Lanzen und Karabinern umzuwerfen, die der Junge sorgfältig auf dem großen Perserteppich aufgereiht hatte. Einen Augenblick lang betrachtete ich ihn wie durch eine gläserne Wand. Dann ging ich zu ihm und gab ihm einen Klaps auf den Po: »Ab ins Bad, es ist Zeit.« Er ließ die Kamera fallen, warf sich in meine Arme und kreischte vor Freude. Ich hob ihn auf und trug ihn ins Badezimmer, wo ich ihn auszog und ins Wasser setzte. Sofort begann er, mit den Händen ins Wasser zu schlagen, lachend spritzte er die Wände nass. Ich stimmte in sein Lachen ein, wich aber gleichzeitig zurück, lehnte mich an die Tür und sah zu, wie er vollständig untertauchte.

Während der Mahlzeit saß das Kind plappernd zwischen uns und berichtete von seinen Schlachten. Zerstreut lauschte ich seiner Erzählung und genoss den kühlen Wein und die in Knoblauch gebratenen Langostinos. Auch die Frau, das zarte Gesicht von den blonden Strähnen umrahmt, die sich aus dem Knoten gelöst hatten, lächelte und trank. Schließlich schwieg das Kind und machte sich verbissen über einen Langostino her, wobei es versuchte, eine der Scheren mit seinen kleinen Milchzähnen aufzubrechen; ich tupfte mir mit der Serviette den Mund ab und strich ihm mit den Fingerspitzen über das Haar, das blond war wie das seiner Mutter. Als der Kleine aufgegessen hatte, räumte er rasch ab, verschwand in Richtung Treppe und wischte sich seine fettigen Finger am Pyjama ab, wofür ich ihn liebevoll tadelte. Ich räumte den Rest ab, während die Frau hinunterging und ihn ins Bett brachte; sorgfältig wusch ich mir die Hände, bevor ich zurückkehrte, um den Wein auszutrinken. Auf der Stereoanlage lag eine CD-Box — eine neuere Einspielung von Don Giovanni; ich legte die dritte CD ein, setzte mich an das große Fenster und betrachtete, während ich in einen kleinen roten Apfel biss, den ich mir aus einer Schale genommen hatte, das safrangelbe Abendlicht auf dem Grün des Gartens. Der Komtur war im Begriff, zum Souper zu erscheinen, und ich dachte über den tieferen Sinn dieser bedrohlichen und so überaus moralischen Figur nach. Vor allem wollte er dem rebellischen jungen Mann sein Gesetz aufzwingen; aber hatte dieser ihn nicht zu Beginn des ersten Aktes mit seinem Degen durchbohrt? Offenbar hatte das nichts genutzt, denn der Komtur kam ja zurück, noch monumentaler und mörderischer als zuvor, der Spielverderber schlechthin. Als das Ende nahte, wehrte sich der Jüngling hartnäckig, durchtrieben und verstockt, nicht gewillt, sich diesem toten, überholten, erstickenden Gesetz zu beugen, und wenn es ihn das Leben kostete. Draußen war es Nacht geworden, ich legte das Kerngehäuse ab, um im Wohnzimmer eine Lampe nach der anderen einzuschalten. Dann goss ich mir noch ein Glas Wein ein. Schon endete die Disc in einem kleinen buffonesken Finale, das klang, als wolle sich der unbelehrbare Galgenstrick mit einem spöttischen Lachen verabschieden. In meinem Mund mischten sich die holzigen Noten des Weins mit dem süßen, etwas widerlichen Geschmack des Apfels. Später kam die Frau wieder nach oben, und ich folgte ihr in das Stockwerk über uns. Sacht wiegten sich ihre Hüften in dem Halbdunkel der Treppe. Während sie duschte, sah ich rasch die Fotografien durch, die sie auf der Kommode ausgebreitet hatte: Alle zeigten sie mich in Begleitung des Kindes, zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Situationen, im Zirkus, am Strand, in einem Boot. Keines war darunter, das mich ansprach, ich legte sie zurück, bevor ich mich auszog und zerstreut meine schmalen Muskeln in dem großen, senkrechten Spiegel neben der Tür betrachtete. In der Rückenansicht schien mir mein Körper fast feminin, der Hintern war weiß und rund wie der der Frau; nur meine Haare, zwar ebenfalls blond, aber kurz, schienen mich von ihr zu unterscheiden. Als sie aus dem Badezimmer kam, nackt und noch feucht, die schönen Haare in ein Handtuch gewickelt, packte ich sie an den Schultern und stieß sie auf die Tagesdecke, aus dickem goldfarbenen Stoff, auf den lange grüne Grashalme gestickt waren. Mit einem kleinen Schrei ließ sie sich auf den Bauch fallen, und ich streckte die Hand aus, um das Licht zu löschen. Jetzt erhellte nur noch der bleiche Mondschein das Zimmer, floss durch die Fensterscheiben, hinter denen sich die bizarren Windungen der Glyzinientriebe abzeichneten, und beleuchtete die grünen Blätter der Stickerei und den weißen Leib, der darauf lag — den langen schmalen Rücken, das Kreuz, die Doppelwölbung des Gesäßes. Ich streckte mich auf diesem Körper aus, und er erschauerte. Das Handtuch war heruntergefallen, die Haare bedeckten ihr Gesicht. Mit den Fußspitzen spreizte ich ihr die Beine, führte eine Hand unter ihren Bauch, um ihr Becken anzuheben, und drückte mein aufgerichtetes Geschlecht gegen sie. Aber sie war trocken, daher zog ich mich ein wenig zurück, ließ Speichel auf meine Finger tropfen und rieb sie damit ein, wobei ich sie sanft massierte. Daraufhin konnte ich mühelos eindringen. Sie atmete rascher, ihr Hintern begann sich unter mir zu bewegen, ihr langer Körper, von meinen beiden Händen gehalten, straffte sich, und sie stieß einen Schrei aus, den sie aber sofort unterdrückte. Ich selbst hatte das Gefühl, mich in dieser Süße aufzulösen, die Lust drang mir als lange dünne Nadel in den Rücken, spannte die Haut in meinem Nacken und elektrisierte sie. Ich wandte den Kopf: Im Spiegel sah ich, vom Mondlicht gebleicht, erneut meinen Arsch, den sehnigen Ansatz meiner Oberschenkel, die ihren darunter eingezwängt und dazwischen, dunkel und rötlich, unbestimmte Formen. Von dem obszönen Schauspiel fasziniert, verlangsamte ich meine Bewegung, die Frau, deren Körper sich in den langen, gestickten Grashalmen der Tagesdecke verlor, keuchte, ihre Hand tastete nach meiner Hüfte, ich sah es im Spiegel, die lackierten Nägel, die sich in meine Muskeln krallten, während sich neben dem Spiegel die Tür öffnete und ich im Schein des Mondes das kleine spitze Gesicht des Kindes erblickte, mit weit geöffneten Augen und trotzig aufgeworfenen Lippen. Ich erstarrte. Auch das Gesicht blieb unbewegt; direkt daneben sah ich im Spiegel noch immer die Doppelmasse der Hintern und zwischen ihnen die unscharfen Umrisse der Organe. Ich spürte die Lust aufsteigen, die Frau stöhnte, ich zog mich abrupt zurück und rollte zur Seite, mein Schwanz, feucht und scharlachrot, zitterte, ich kam in langen Kontraktionen, fast ohne es zu bemerken, das Gesicht des Kleinen war im Dunkel der Treppe verschwunden, ich hörte das hastige Getrappel seiner kleinen nackten Füße auf den Steinstufen, die Frau sah mich bestürzt und verstört an, ich ejakulierte noch immer. Schweißnass und außer Atem drehte ich mich auf den Rücken und wischte mir den Bauch zerstreut mit der Tagesdecke ab, während die Frau, schon stehend, einen Morgenrock anzog, um dem Kind zu folgen.

Als sie wieder ins Bett kam, muss ich geschlafen haben. Der Himmel hinter den Fenstern wurde schon hell, als ich schließlich erwachte. Sanft wiegten sich die Tentakel der Glyzinien; zwitschernd begannen die Vögel, die in den Zweigen nisteten, ihr schrilles Konzert. Die Frau wandte mir halb den Rücken zu, das Gesicht erneut von dem langen aufgelösten Haar bedeckt, ich ließ sie schlafen, ging ins Badezimmer, stellte mich breitbeinig hin, pisste lange und lauschte mit geschlossenen Augen dem perlenden Ton, den mein Strahl erzeugte, als er auf das Wasser in der Kloschüssel traf. Als ich vornübergebeugt vor dem Spiegel stand und mir die Zähne putzte, brach sich das schräg einfallende Morgenlicht, im Wasserstrahl und warf einen zitternden Wirbel auf den Rand des Waschbeckens. Das währte nur einen kurzen Augenblick, denn die Sonne wanderte weiter, und als ich die Zahncreme ausspuckte, lag das weiße Porzellan schon halb im Schatten. Ich zog meinen Jogginganzug an und ging die Treppe hinunter, machte aber nicht im Wohnzimmer halt, sondern stieg eine Etage tiefer hinab, wo der Junge in seinem schmalen, hölzernen Bett schlief, zu einer Kugel zusammengerollt, die Katze an sich gedrückt, den Kopf auf einem rosa Teddy mit blauen Glasaugen. Ich setzte mich auf die Bettkante und betrachtete sein ernstes Gesicht, auf das schräg das Morgenlicht fiel. Auch dieses Zimmer war vom Gesang der Vögel erfüllt. Der Kleine schien schwer zu atmen, schweißnass klebten die blonden Haare an seiner Stirn, ich strich sie ihm aus dem Gesicht, und er öffnete die Augen. »Gehst du weg?«, sagte er, ohne sich zu rühren. Ich nickte. »Ich will das nicht«, sagte er eigensinnig, fast verbissen. »Aber ich muss.« — »Warum?« Ich dachte nach, dann antwortete ich: »Weil ich dazu Lust habe.« Sein Blick, zugleich hilflos und trotzig, verschleierte sich: »Dann bin ich also unglücklich, wenn du glücklich bist. Und du bist unglücklich, wenn ich glücklich bin.« — »Aber nein, so ist es nicht. Das hast du falsch verstanden.« Die Katze hob den Kopf und sah mich mit ihren gelben Augen an, ohne zu blinzeln. Ich beugte mich hinunter, küsste ihn zart auf die feuchte Stirn, stand auf und ging. Im Garten war alles still, die Blätter raschelten leise und verbargen die ruckartigen Bewegungen der Vögel, die immer noch nicht verstummten, es war schon warm, eine drückende Morgenhitze, die an der Haut klebte. Die Tür ließ sich leicht öffnen, und ich war erneut in dem Gang, verfiel wieder in den ruhigen Laufstil, die langen, vom Rhythmus meiner Atmung bestimmten Schritte. Der Gang war jetzt etwas heller, ich konnte die Kurven leichter erkennen, auch wenn ich die Wände und die Decke — so es denn eine gab — immer noch nicht genau ausmachen konnte. Hier war die Temperatur etwas gemäßigter, aber der Schweiß meines vom Laufen erhitzten Körpers floss in den Trainingsanzug, die Hose klebte mir am Kreuz, was mich jedoch nicht daran hinderte, das Gleichmaß meines Rhythmus wie eine gut geölte Maschine beizubehalten. Ohne das Tempo zu drosseln, lief ich an dunklen Öffnungen vorbei — Abzweigungen oder einfachen Nischen; schließlich nahm linker Hand etwas meine Aufmerksamkeit gefangen, ein metallischer Schimmer, den ich aus den Augenwinkeln wahrnahm; ohne zu zögern packte ich den Griff, öffnete die Tür und überquerte die Schwelle. Mein Fuß versank in etwas Weichem, und ich blieb abrupt stehen. Ich befand mich in einem ziemlich geräumigen, dämmrigen Zimmer, das spärlich möbliert war; das goldene Weinlaub der Tapete kletterte in verschlungenen Mustern an den Wänden hinauf; den Fußboden bedeckte ein dunkelroter, fast blutfarbener Teppichboden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers, jenseits des Bettes, auf dem eine schwere bestickte Decke lag — grüne Grashalme auf goldenem Grund —, stand eine Gestalt mit kurz geschnittenem pechschwarzem Haar vor dem Fenster; die Fensterläden waren geschlossen, aber sie betrachtete etwas in der Fensterscheibe, vielleicht ihr Spiegelbild. Ich selbst musterte sie einen Augenblick mit einem Gefühl der Distanz und Leichtigkeit, fast erschreckt. Als die Tür ins Schloss fiel, wandte sie sich um, da sah ich, dass es sich um eine Frau handelte, mit einem dunkel getönten, scharf geschnittenen Gesicht, die mich reglos ansah, wobei ein etwas schmerzliches Lächeln um ihre Lippen spielte. Dann legte sie sich auf das Bett und streckte die Arme nach mir aus. Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich, ohne mich zu bücken, die Laufschuhe mit den Fußspitzen abstreifte und mich, auf die Ellenbogen gestützt, auf sie legte und mit den Fingern spielerisch durch ihr dichtes Haar fuhr. Ihr Gesicht war meinem sehr nah, ernst, feierlich; zart fasste sie meinen Nacken und hob die Lippen, bis sie meine berührte. Die blieben einen Augenblick steif, dann entspannten sie sich und empfingen den Kuss. Mein Dreitagebart musste ihr die Haut zerkratzen, aber augenscheinlich gefiel ihr das, sie umklammerte meine Hüften mit den Beinen und zog mich eng an sich, wobei sie mir leidenschaftlich Haare, Schultern und Bizeps liebkoste und an meinem Hals und meinen Haaren schnüffelte, als wollte sie meinen Geruch tief in sich einsaugen. Ihre Haare kitzelten mich in der Nase und umgaben mein Gesicht mit einem Duft nach Erde und Zimt. Nun ließ ich meine Hände wandern und machte ziemlich unbeholfene Anstalten, ihr die helle Tüllbluse aufzuknöpfen, streifte den steifen Büstenhalter ab und berührte eine ihrer Brüste. Sofort richtete sich die Warze unter meinen Fingern auf, sie drückte sie fester in meine Handfläche und machte mit der gleichen Bewegung ein Hohlkreuz, sodass sich ihr Schritt stärker gegen meinen Oberschenkel presste. Dann stieß sie mich zurück, sodass ich im Zurückweichen auf den Knien landete, während ihre Finger durch den Stoff der Jogginghose meinen Schwanz ertasteten, unter den Gummizug des Slips glitten, leicht über die Haut und die krausen Schamhaare fuhren, tiefer forschten und meine Eier zart umfassten. Ich hatte nur einen Halbsteifen, sie zog meinen Slip herunter, befreite mein Geschlecht, beugte sich hinunter und nahm es zwischen die Lippen. Sie zog die Vorhaut von der Eichel, rollte sie auf der Zunge und saugte dann, während ich erneut mit ihrem dichten schwarzen Haar spielte, meinen Schwanz noch tiefer ein, sodass ihre Lippen an meinen Schamhügel stießen. Noch immer stand er mir nicht richtig, sodass sie ihn mühelos in den Mund nehmen konnte, jetzt glitt sie mit den Lippen vor und zurück und krallte sich gleichzeitig an meinen Hüften fest, was mir nur auf die Nerven ging. Ich machte mich los, stopfte meinen Schwanz wieder in den Slip und zog meine Jogginghose hoch. Ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, richtete sie sich auf die Knie auf, lächelte, fragte: »Hast du Hunger?« Sie wartete keine Antwort ab, griff nach dem Telefon neben dem Bett, wählte und bestellte ein paar Gerichte von einem Flyer. Ich stand auf, schüttelte meine eingeschlafenen Beine und ging ins Badezimmer, wo ich die schweren Porzellanhähne der Badewanne ganz aufdrehte und die Finger in den Wasserstrahl hielt, um die Temperatur zu prüfen.

Im Wasser wandte sie mir den Rücken zu und lehnte ihren langen braunen Körper gegen meinen, und ich liebkoste ihre Arme, den Bauch, die Oberseite ihrer Brüste, die an der schaumigen Wasseroberfläche schwammen. Zahlreiche kleine Narben bedeckten ihre dunkel getönte Haut, ziemlich dicke Wülste, mal länger und mal kürzer, je nachdem, wo sie sich befanden, den Schaum beiseiteschiebend, zählte ich drei Narben an der linken Schulter, eine in der Leistengegend, eine große an den Rippen, unmittelbar unter der rechten Brust, und eine gabelförmige am Unterkiefer. Ein kurzes Klopfen war an der Zimmertür zu hören. Heftig planschend, drehte sich das Mädchen im Wasser um, gab mir einen raschen Kuss auf die Lippen, sprang aus der Badewanne und hüllte ihren tropfenden Körper in einen weiten Bademantel, bevor sie öffnen ging. Ich ließ mich so tief ins Wasser zurücksinken, dass mein Gesicht kaum noch herausschaute. Ein Gefühl der Unruhe ergriff meinen Körper, eine ungewisse, ungreifbare Furcht, die ein Gefühl der Leere hinterließ. Einige Geräusche, durch das Wasser gedämpft und zur Unkenntlichkeit verzerrt, erreichten meine Ohren. Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich rasch ab, zog den anderen Bademantel an, der dort hing, und kehrte, ohne mir die Mühe zu machen, ihn zu schließen, in das Zimmer zurück. Wieder auf der grünen Tagesdecke kniend, betrachtete das Mädchen ein großes Tablett mit einer Reihe lackierter Holzteller, auf denen roher Fisch und eingelegtes Gemüse angerichtet waren. Zwei goldfarbene Biere schäumten in den nach oben breiter werdenden Gläsern. »Mit dir zu essen, das hat mir gefehlt«, sagte sie liebevoll. Ich antwortete nicht und hockte mich ihr gegenüber hin. Sie hob ihr Glas, stieß mit mir an und blickte mir in die Augen; dann nahm sie zwei Stäbchen und begann zu essen. Wortlos folgte ich ihrem Beispiel. Vom Klicken der Essstäbchen abgesehen, herrschte vollkommene Stille; jenseits der Fensterläden, hinter denen sich eine Straße oder ein Hof befinden musste, war kein Ton zu vernehmen; nur die Lampe auf dem Nachttisch beleuchtete uns mit ihrem gelblichen Schein; den Kopf wendend, erblickte ich unsere Spiegelbilder in den Fensterscheiben, zwei etwas verschwommene Silhouetten, weiß gekleidet, die sich von der grünen Wiese der Tagesdecke abhoben. Die Gegenwart des Mädchens verwirrte mich, und obwohl ich mich stark von ihrem schlanken Körper angezogen fühlte, hatte ich auch das Empfinden, so weit von ihr entfernt zu sein wie von ihrem verschwommenen Spiegelbild im Fenster. Plötzlich unterbrach sie das Schweigen: »Erzähl mir was«, forderte sie mich mit einem leichten, rätselhaften Lächeln auf. Ich räusperte mich, aß noch ein Stück Fisch und antwortete dann: »Ich habe kürzlich etwas Entsetzliches geträumt.« — »Weißt du es noch?« — »Man hat ein Kind getötet. Einen kleinen blonden Jungen. Es war schrecklich.« — »Wer war das? Wer hat ihn getötet? Und wie?« — »Ich kann mich nicht erinnern.« Sie überlegte: »Vielleicht warst du der kleine Junge?« Ärgerlich antwortete ich: »Du bist verrückt. Warum sagst du das?« Zärtlich lachend erwiderte sie: »Sei nicht böse. Ich habe das nur so gesagt. Puh, ist das trocken hier.« Sie trank ihr Glas in einem Zug aus, erhob sich, ließ den Bademantel zu Boden gleiten und ging ins Badezimmer. Mit einem fast abstrakten Blick folgte ich der Bewegung ihrer Schultern, ihrer Hüften, ihres Hinterns. Einen Augenblick später erschien sie wieder mit einer kleinen Tube, einer Creme, die zu den vielen Produkten gehörte, die das Etablissement zur Verfügung stellte. Sie drückte sie in ihre Handfläche aus, verteilte sie zunächst mit schnellen Strichen auf ihrem Körper und massierte sie dann sorgfältig in die Haut ein. Auf die Ellenbogen gestützt, lag ich auf der grünbedruckten Decke und beobachtete sie, woraufhin sie mir einen spöttischen Blick zuwarf. »Hilf mir lieber, statt zu glotzen.« Ich zog ein Gesicht, aber sie kümmerte sich nicht darum, beugte sich vor, um sich ein letztes Stück eingelegtes Gemüse zu holen, und leckte sich die ölglänzenden Finger ab, während sie mich weiterhin ironisch musterte. Dann stellte sie das Tablett in einer Ecke des Zimmers auf den Fußboden, wobei sie mir ihren braunen Hintern entgegenstreckte. Auf das Bett zurückgekehrt, zeigte sie mit dem Finger auf meinen Bademantel: »Willst du den anbehalten? Macht nichts.« Sie legte sich aufs Bett, stützte sich auf die Ellenbogen, öffnete die Frotteeschöße und steckte sich meinen schlaffen Schwanz wieder in den schönen Mund. Dabei streckte sie den Hintern heraus, spreizte die Schenkel, umfasste meinen Sack mit einer Hand und ging mit großer Geschäftigkeit zu Werke. Doch ich bekam noch immer keinen hoch. Ein wenig genervt, betrachtete ich die Stuckaturen an der Decke und wandte dann den Kopf zur Seite: In den Fenstern auf der anderen Seite des Bettes konnte ich die Doppelkurve ihres Hinterns erkennen, aufgerichtet in der grünen Wiese, eine dunklere Zone, verschwommen, aber durch einen gewölbten, leuchtend rosafarbenen Fleck in seiner Mitte hervorgehoben. Sie schob meinen Bademantel noch weiter auseinander, rückte auf ihren Knien weiter vor, bis sie rittlings auf mir saß, presste ihr Geschlecht, das jetzt nass war und angeschwollen, ganz eng gegen meinen Schwanz und massierte ihn geduldig zwischen ihren gespreizten Lippen. Aufmerksam verfolgte ich ihre Bemühungen und fühlte mich verpflichtet, ihre Schenkel zu streicheln. Sie wurde steif, verschränkte ihre Finger in ihrem rasierten Nacken und streckte ihre kleinen spitzen Brüste heraus: »Fass sie an!«, befahl sie. Ich gehorchte und versuchte ohne großen Erfolg, meine mangelnde Begeisterung zu verbergen. Verzweifelt kniff sie mir in meinen immer noch schlaffen Schwanz und versuchte ihn in ihre Vagina zu stopfen, wohl in der vergeblichen Hoffnung, dass er dann doch hart würde. Verärgert schob ich sie sanft zurück, löste mich von ihr und bedeckte meinen Unterleib mit dem Bademantel. »Tut mir wirklich leid«, murmelte ich ein bisschen verlegen, »ich schaff es nicht.« Sie lächelte freundlich, beugte sich zu mir herunter, küsste mich, streichelte mir Schulter und Hals und drückte mir plötzlich eine der Narben auf ihrer braunen Haut an meine Lippen. »Das ist nicht schlimm, nimm’s nicht tragisch. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich gehe.« Ich verspürte einen Stich im Herzen, und tiefe Traurigkeit überkam mich. Ich empfand nicht das geringste Verlangen, selbst die Feuchtigkeit ihres Geschlechts, in dem ich meine Finger unwillig versenkt hatte, ließ mich kalt, aber ich wollte nicht, dass sie ging. »Bleib, bitte!« Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, bewegte ich die Finger ein wenig, sie seufzte und schob ihr Becken dem Druck entgegen. Wieder hob ich den Kopf, um das Spiegelbild ihres Hinterns im Fenster zu betrachten: Im selben Augenblick ging das Licht aus, wischte das Bild aus und tauchte das Zimmer in Dunkelheit, ich konnte nicht mehr das Geringste sehen, es musste sich um einen Stromausfall handeln. Ich beschleunigte die Bewegungen der Finger, verstrich die Sekretion auf den Lippen und den rauen Schamhaaren und suchte die Spitze inmitten ihres Fleisches, hart wie eine Knospe, die im Begriff ist, sich zu öffnen, sie seufzte erneut, dicht an meinem Ohr, die Finger ihrer einen Hand hatten sich in meine Brust verkrallt, während sie mich mit der anderen krampfhaft an den Haaren zog, in ihren keuchenden Atem mischte sich ein leises Stöhnen, schließlich bäumte sie sich auf und biss mir in die Schädelbasis, sodass mir ein kurzer Schmerz durch den Kopf fuhr und sich mit ihrem Keuchen verband, das plötzlich abbrach, als sie erschlaffte und auf meinem Körper zusammensank. Während meine Hand unbequem zwischen ihren immer noch zuckenden Schenkeln steckte, blieb ich unbeweglich liegen, hatte die Augen in der Dunkelheit weit offen und lauschte ihrem leise pfeifenden Atem dicht neben mir.

Als das Licht wieder anging, wachte ich auf und öffnete die Augen. Die Nachttischlampe brannte, das Mädchen stand neben dem Bett, zog seinen Slip an und kämpfte mit der Jeans, die fast zu eng für ihre Hüfte war. »Gehst du?« Sie zog ein Handy aus der Tasche, schaute auf das Display und steckte es mit einer raschen Bewegung wieder ein. »Ja«, sagte sie, »es wird Zeit.« Ich sah sie an und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das traf. »Bleib doch noch ein bisschen. Bitte.« — »Ich muss los«, sagte sie leise. — »Aber warum denn?« Ihr hilfloser, verstockter Blick verschleierte sich: »Weil ich Lust dazu habe.« Dazu gab es nichts mehr zu sagen, und ich beobachtete schweigend, wie sie sich weiter anzog. Als sie fertig war, küsste sie mich flüchtig auf die Lippen und ging hinaus. Ich drehte mich auf den Rücken, die Hand auf dem Bauch, und stieß wütend die bedruckte Decke mit den Füßen fort. Mein Mund war trocken und pelzig; ich sprang auf, betrat das Badezimmer und trank, im grellen Neonlicht blinzelnd, lange aus dem Wasserhahn. Dann ging ich ins Zimmer zurück und sah mich um: das zerwühlte Bett, mein achtlos zusammengerollter Jogginganzug, das abgestellte Tablett in der Ecke, die Weinreben der Tapete, die auf der Wand zu schwanken schienen, das blasse und verschwommene Spiegelbild meines müden Körpers im Fenster — alle diese undeutlichen Formen und verstreuten Objekte erschienen mir wie Echos auf das leere Rauschen in meinem Körper, das mich aller Gefühle beraubte. Meine Haut war trocken und rau: Die Heizung musste heruntergedreht werden, sagte ich mir missmutig. Aber ich sah kein Thermostat und keinen Griff am Heizkörper. Schließlich füllte ich die beiden leeren Biergläser mit Wasser und stellte sie auf den gusseisernen Heizkörper, bevor ich das Licht ausschaltete und mich wieder hinlegte, im Kopf einen dumpfen, verdrossenen Zorn ohne Ziel. Ich konnte nicht einschlafen, drehte mich auf den Bauch und fasste mir zwischen die Beine. Aber ich holte mir keinen runter — ich verspürte noch immer kein Verlangen —, sondern begnügte mich damit, mechanisch mit der weichen Masse meines Geschlechts zu spielen, indem ich es zwischen meinen Fingern knetete. So schlief ich schließlich ein, eine Hand zwischen den Schenkeln, die andere unter meiner Wange. Als das Telefon läutete, war ich augenblicklich wach. Ohne zu überlegen, nahm ich den Hörer auf: Es war eine automatische Zeitansage, und ich legte sofort auf. Einen Augenblick blieb ich noch liegen und reckte mich. Schließlich richtete ich mich auf, ging ins Badezimmer und stellte mich breitbeinig vor die Kloschüssel, um zu pissen. So vor dem Spiegel stehend, fühlte ich mich plötzlich alt: Mein Körper, der schöne starke und feste Körper meiner Jugend, erschlaffte, zerfloss, schwand. Ich spritzte mir Wasser ins Gesicht strich mir das Haar rasch mit den nassen Fingern zurecht und kehrte ins Zimmer zurück, um mich anzuziehen. Der glatte, seidige Stoff des Jogginganzugs lag angenehm auf der Haut. Beim Verlassen des Zimmers zögerte ich: Es gab zwei einander gegenüberliegende Türen, das hatte ich nicht bemerkt. Durch welche war das Mädchen verschwunden? Egal. Auf gut Glück öffnete ich die eine und schritt entschlossen über die Schwelle; schon nahmen meine Füße in ihren federleichten Laufschuhen wieder ihren Schritt auf, ich hielt die Ellenbogen eng am Körper und konzentrierte mich auf die Atmung, indem ich im Rhythmus meiner Schritte durch den Mund einatmete. Hier war die Luft nicht so trocken, der Schweiß floss mir übers Gesicht, nässte mir die Achselhöhlen und das Kreuz, ich folgte dem grauen Gang und lief fast lautlos. Es war dunkel, aber das störte nicht sonderlich, ich konnte trotzdem genug sehen; allerdings war nicht eine einzige Lichtquelle zu entdecken, die Mauern wirkten glatt, ebenmäßig, undeutlich, abwesend fragte ich mich, woher die Beleuchtung kommen mochte, obwohl ich wusste, dass das völlig bedeutungslos war. Hier und da schien ein dunklerer Abschnitt in eine Kammer oder sogar einen Tunnel mit ungewissem Ziel zu führen, ich lief weiter, ohne mein Tempo zu verringern, der Biegung folgend, die immer länger wurde, ich streckte die Hand aus und ließ meine Finger wie ein Kind an der Mauer entlangstreifen, bis sie auf einen Gegenstand stießen, den ich nicht bemerkt hatte. Es war ein Griff, ich drückte und öffnete die Tür. Der Raum sagte mir sofort zu. Es handelte sich um ein sehr geräumiges, helles Apartment, die Wände voller Bücher und am anderen Ende ein großes Panoramafenster, das auf eine Reihe von kleinen Terrassenhäusern blickte, dahinter ein Streifen grau schimmerndes Meer. Die Hände auf den langen Tisch vor dem Fenster gestützt, betrachtete ich die Stadt und das Farbenspiel der Fassaden im abnehmenden Licht, während ich abwesend die roten, grünen und gelben Äpfel zwischen den Fingern rollte, die dort in einer großen Schale lagen. Einen Augenblick lang verfolgte ich mit den Augen eine Taube, die quer über den Himmel flog, dann wandte ich mich um. Auf der Stereoanlage stand eine CD-Box, alte Aufnahmen einiger Klavierkonzerte von Mozart; auf gut Glück legte ich eines auf, ging im Apartment umher, während ich auf die ersten Töne lauschte, und ließ meinen Blick zerstreut über die Bücherreihen und die zahlreichen Stiche und Reproduktionen zwischen den Regalen wandern. Die fröhlichen, klaren Töne tanzten durch das Zimmer und erfüllten mich mit einem intensiven Gefühl schwereloser Heiterkeit. Ich goss mir einen Schnaps ein, zündete mir einen Zigarillo an, den ich in einer Schachtel gefunden hatte, und ließ mich in ein Sofa aus schwarzem Leder sinken; ich blätterte in einem Bildband, der dort auf einem niedrigen Tischchen lag. Querformatig und in weißes Leinen gebunden, enthielt er zahlreiche Fotografien von nackten Männern und Frauen in verschiedenen Bewegungen, die von dem Aufnahmegerät in separate Bildsequenzen zerlegt worden waren. Bei einer Bildtafel hielt ich inne: Mit einer kraftvollen Bewegung schleuderte ein Mann einen anderen um seinen Körper herum und warf ihn bäuchlings zu Boden, um sich dann auf ihn zu werfen, und sein Kopf schien mit dem seines Widersachers eins zu werden, während die Zwillingskugeln der Gesäßbacken und die sehnigen Schenkel aufeinanderlagen, auf immer erstarrt durch die sukzessive Betätigung des Auslösers.

Es war kühl in dem Apartment, fast kalt. Ich legte eine neue CD ein und suchte in den Schränken nach etwas zu essen. Viel fand ich nicht, aber ich konnte mir eine kräftigende Mahlzeit aus Ölsardinen, rohen Zwiebeln, Schwarzbrot und Rosé aus dem Kühlschrank zusammenstellen. Während ich aß, bekam ich Gänsehaut vor Kälte, rasch räumte ich ab, stellte die Dusche an und wartete, bis das Wasser warm wurde, bevor ich mich auszog und in die Kabine trat. Unter dem Strahl dehnte ich meine Muskeln und genoss die Empfindungen, die diesen langen, sehnigen Körper durchfuhren. Im Schlafzimmer trocknete ich mich vor einem großen runden Spiegel ab, der am Fußende des Bettes stand, einer Matratze zu ebener Erde mit einer dicken gesteppten Tagesdecke, deren Vierecke alle das gleiche Motiv aufwiesen: lange, grüne Grashalme vor goldenem Hintergrund. Der Spiegel zeigte nur den unteren Teil meines Körpers, trotz des kleinen verschrumpelten Schwanzes auf dem Hodensack erschien er mir fast wie ein Frauenkörper, ein Eindruck, der mich nicht im Mindesten beunruhigte, sondern eher ein unbestimmtes, zärtliches Lustgefühl auslöste. Ich wandte den Kopf, um die Wölbung des Schenkels, die Krümmung des Kreuzes und das zarte Oval des Gesäßes zu betrachten. Mit dem Rücken zum Spiegel kniete ich mich auf allen vieren auf das Bett und blickte nach hinten. Der Arsch, der meinen Oberkörper verdeckte, war jetzt dem runden Spiegel zugewandt, ich fand das sehr schön und betrachtete das Bild einen Augenblick, bevor ich mich der Länge nach auf der Tagesdecke ausstreckte. Ich fror nicht mehr und schlief ein, als läge ich auf einer Wiese, gewiegt von den fröhlichen, spöttischen, verspielten Klängen des letzten Klavierkonzerts. Als ich erwachte, war es stockfinster, alles war still, ich hatte eine Gänsehaut, kroch unter die Decke und wickelte mich fest hinein, um wieder warm zu werden. Aber es gelang mir nicht, wieder einzuschlafen, schließlich stand ich auf, die Steppdecke immer noch um die Schultern, um an der Küchenzeile ein Glas Wasser zu trinken. Durch die Glasfront erblickte ich, etwas tiefer gelegen, in der Dunkelheit einen rautenförmigen Lichtfleck, das Fenster eines in der Nähe gelegenen Apartments, eine Fläche, die diagonal von einem weißen Diwan geteilt wurde, auf dem eine junge Frau in eleganter Unterwäsche hockte. Über dem Diwan war ein kleiner runder Spiegel befestigt, sie schminkte sich, kniend und das Kreuz etwas durchgedrückt, um das Gleichgewicht zu bewahren. Von Zeit zu Zeit hob sie den Arm, um den Winkel des beweglichen Kosmetikspiegels zu verändern oder um ihn näher an ihr Gesicht zu ziehen, und diese Bewegung streckte ihre Brust, die in einem Bügel-BH steckte, und ließ den äußeren Rand ihres Brustmuskels wie ein milchweißes an der Schulter befestigtes Tau hervortreten. Sie arbeitete rasch und exakt, vertieft in das unbewusste Glück der ihrem Körper so vertrauten Routine. Eine Weile beobachtete ich sie, dann legte ich mich wieder hin. Der Schlaf versetzte mich rasch an die Eingangstür eines Hauses, das meins sein musste und nach langer Abwesenheit fest verschlossen war. Durch eine Reihe von Türen gelangte ich in die Küche, aus der eine graue Katze schoss, kaum dass ich die Tür geöffnet hatte. In dem Raum stank es nach Scheiße und Abfällen, die Katze musste dort während meiner Abwesenheit eingeschlossen gewesen sein und hatte alles beschmutzt: Egal, dachte ich schulterzuckend, meine Frau wird es sauber machen. Ich öffnete die Tür, die in den kleinen Garten hinter dem Haus führte, um zu lüften, dann stieg ich in den Keller hinab; von dort gelangte ich über einen langen Gang in eine Art Grotte, die sich zum großen Vordergarten hin öffnete. Dort warteten meine Arbeiter. »Na, Emilio«, sagte ich, »wie weit seid ihr?« Der Angesprochene trat mit der Mütze in der Hand einen Schritt vor und bedeutete mir, ihm nach draußen zu folgen. Der Anblick, der mich erwartete, war entsetzlich: Der Garten, der früher in elegant geschwungenen Hügeln angelegt war und uns vor den Blicken der Nachbarn geschützt hatte, war jetzt vollkommen zugeschüttet und bildete eine ebene Fläche auf gleicher Höhe mit dem Nachbarhaus. Fassungslos blickte ich mich um: Die alte zerfallene Scheune neben dem Haus war verschwunden; Emilio hatte sie offenbar in seinem Übereifer abreißen lassen, um den Garten einzuebnen. Erbost machte ich ihm heftige Vorwürfe: »Großer Gott, Emilio! Das habe ich dir doch nicht aufgetragen!« Schüchtern versuchte Emilio, sich zu verteidigen, während ich umherlief, um den angerichteten Schaden zu taxieren. Der derart veränderte Garten endete jetzt an den Fenstern des Nachbarhauses, kaum verborgen von einigen Sträuchern, und diente als Verlängerung eines öffentlichen Weges, der vorher an der Grenze meines Grundstücks geendet hatte. In diesem Augenblick durchquerte ein Auto fröhlich hupend meinen Garten. »Siehst du, Emilio!«, rief ich, »schau dir das an! Und meine Scheune? Wer hat dir gesagt, dass du sie abreißen sollst?« Vergebens zerbrach ich mir den Kopf, wie sich der Schaden beheben ließe; die Verwüstungen waren zu groß, die Aufgabe erschien mir unlösbar. Das Auto verließ den Garten durch ein offenes Tor neben dem Nachbarhaus, und ich folgte ihm, immer noch wutschnaubend. »Gut, als Erstes machst du das hier zu!«, schnauzte ich ihn an und zeigte auf den Weg. »Himmel noch mal, das ist hier Privatbesitz und keine Durchgangsstraße!« Ich trat hinaus und betrachtete die Gasse. Ein anderes Fahrzeug kam langsam auf mich zu, am Steuer saß eine blonde Frau. Emilio war ebenfalls herausgekommen und stand neben mir, etwas versetzt. Das Auto wurde langsamer, als wollte es halten, fuhr aber weiter, bis es unter dem Krach von verbiegendem und zerreißendem Blech an dem Steinpfeiler des Tors zum Stehen kam. Ich eilte hinzu, aber die Fahrerin, die das Lenkrad immer noch mit beiden Händen umklammert hielt, war unversehrt. Ich glaubte meine Nachbarin wiederzuerkennen, die allerdings eine merkwürdige Ähnlichkeit mit meiner Frau und mit meiner Mutter hatte — beides Frauen, die auch nicht Auto fahren konnten —, ich trat näher, um sie auf unser neues Nachbarschaftsproblem anzusprechen; aber ich kam noch nicht einmal dazu, den Mund zu öffnen, da überschüttete sie mich schon durch das geöffnete Seitenfenster mit einer Flut von Vorwürfen: Ach, Sie kommen mir gerade recht! Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Stromleitungen vollkommen verrücktspielen? Ständig gibt es bei Ihnen Überlastungen, die in der Nachbarschaft zu Stromausfällen führen.« Das machte mich wütend, und ich begann meinerseits zu schreien: »Sie übertreiben, Madame! Ich habe unsere Leitungen zweimal von einem Elektriker überprüfen lassen. Es reicht!« Als ich erwachte, fiel ein kaltes Licht in das Schlafzimmer und ließ die goldene Wiese der Tagesdecke glänzen, ohne zu wärmen. Ich stand auf, zog mich rasch an, verschlang einen grünen Apfel, den ich mir im Vorbeigehen gegriffen hatte, und verließ das Apartment. Ohne zu zögern nahm ich im Gang meinen Lauf wieder auf, die körperliche Betätigung entspannte mich und vertrieb die letzten Reste des Schlafs. Allerdings war ich noch so zerstreut, dass ich mich wiederholt an den Wänden stieß, denn das ungewisse Licht verwischte mögliche Anhaltspunkte, und es gelang mir nicht immer, sie richtig einzuordnen; gelegentlich tauchten dunklere Zonen auf, vielleicht Abzweigungen oder auch Nischen, ich vermied sie und bemühte mich, in der Mitte des Gangs zu bleiben, während ich mich mit kleinen, regelmäßigen Schritten vorwärtsbewegte und meine Laufschuhe gedämpft auf den Boden trafen, der ebenso glatt war wie die Wände. Ich atmete gleichmäßig, in kurzen, raschen Zügen, ohne mich zu verausgaben, ich wusste, dass ich noch lange so weiterlaufen konnte. Von Zeit zu Zeit blickte ich zur Seite, und so bemerkte ich einen verkupferten Vorsprung, einen Griff, ich packte ihn, öffnete eine Tür und überquerte die Schwelle, ohne mein Tempo zu drosseln. Ein paar Schritte dahinter erwartete mich eine schöne, stolze Frau von üppiger Gestalt. Sie stand dort, eine Hand in der Hüfte, in der anderen eine Zigarettenspitze aus Elfenbein, die sie an ihre blutrot geschminkten Lippen führte: »Du kommst zu spät, mein Lieber«, murmelte sie, stieß eine kleine Rauchwolke aus und nahm mich bei der Hand. »Himmel, du schwitzt ja. Und umgezogen bist du auch noch nicht.« An ihrem Handgelenk klirrten goldene Armkettchen; ich beugte mich vor, berührte ihre entblößte Schulter leicht mit den Lippen, die Nase in ihren langen, rotschimmernden Locken, und sog ihren intensiven Ambraduft ein, der schon fast an Moschus erinnerte. »Verzeih, ich musste laufen.« — »Halb so schlimm. Komm!« Ich folgte ihr durch ein geräumiges Zimmer, an dessen Ende eine große offene Terrassentür ins Freie führte. Ein Rasen von intensivem Grün, auf dem zwei schöne, sich kläffend jagende Dalmatiner große, unregelmäßige Ellipsen beschrieben, erstreckte sich bis zu einer Gruppe von Palmen, Ficus-Bäumen und Bougainvilleen; eine Gruppe junger Mädchen in Hotpants und Bikinis oder Sport-BHs spielte Volleyball. »Sie sind schon alle da«, sagte meine Freundin mit einem leichten Vorwurf in der Stimme, während sie eine Steintreppe emporstieg, die an der Fassade des Gebäudes hinaufführte. Ihre Pfennigabsätze klackerten auf dem Stein, und ihre Hüften wiegten sich vor meinen Augen. Die Treppe führte zu einer weitläufigen Terrasse mit terracottafarbenen Fliesen, auf der man Liegestühle und kanariengelbe Sonnenschirme rund um einen langen, smaragdgrün schimmernden Swimmingpool verteilt hatte. Ein hochgewachsenes Mädchen mit kurzem pechschwarzem Haar und nackten Brüsten schwamm dort ihre Bahnen; am Rand des Beckens lag eine andere junge Frau, die ihren rötlich blonden Zopf zu einem Knoten hochgesteckt hatte, auf dem Bauch und folgte mir, auf die Ellenbogen gestützt, mit spöttischen Blicken; ihre hübschen kleinen Füße mit erdbeerroten Nägeln schwebten über ihrem runden Hintern, den sie in einen weißen Badeanzug mit blauen Streifen gezwängt hatte, der den langen Rücken frei ließ. Mit einem Anflug von Neid betrachtete ich diesen herrlichen Körper; aber meine Freundin zog mich bereits durch eine weitere Terrassentür in einen riesigen, in mehrere Ebenen unterteilten Salon: der Teppichboden und die Wände in Hellgrau, mit kunstvollen Draperien in Dunkelorange und Zitronengelb, die Möbel von schlichter Eleganz, in Grüntönen, die auf den draußen sichtbaren Rasen abgestimmt waren. In der Mitte thronte eine Art Lagerstatt oder Diwan ohne Rückenlehne von eindrucksvollen Ausmaßen, mit einem dicken goldfarbenen Bezug, der mit grünen Grashalmen gemustert war. Wir gingen um das Möbelstück herum und folgten einem langen Flur und gelangten in ein Schlafzimmer, dessen ebenerdige Fenster auf den Pool gingen. Das angrenzende weißgekachelte Badezimmer mit Fliesen aus poliertem Schiefer erschien mir riesig. »Geh unter die Dusche«, befahl meine Freundin. »ich hole dir etwas zum Anziehen. Klassisch, nicht wahr?« Sie fuhr mir mit ihren lackierten Fingernägeln übers Kinn: »Und rasier dich. Du kratzt.« Rasch zog ich mich aus und tat, wie mir geheißen. Ich war gerade mit Rasieren fertig, als sie mit einem Stapel Kleidungsstücke zurückkam und ihn auf einen Stuhl legte. Die Anprobe nahm einige Zeit in Anspruch, die Größen passten nicht immer; sie legte mir einen BH mit grauer Spitze an, dessen Bügel mir etwas rundere Formen verliehen, einen Slip aus besticktem Tüll und Seidenstrümpfe mit einem breiten Spitzensaum, die ebenfalls grau, aber etwas dunkler, stahlfarben waren. Auf den Absätzen der Pumps balancierend, die ich angezogen hatte, bewunderte ich im Spiegel die wohlgerundete Form meines Hinterns und der durch den Spitzensaum vorteilhaft zur Geltung gebrachten Schenkel und ließ mir Zeit, das Kleid anzuziehen. Dabei war es überwältigend, perlgrau und enganliegend, ganz ohne Naht aus einem seidig fallenden Leinen-Viskose-Jersey gefertigt, innen mit blassrosa Seide gefüttert, die glatt und zart über meine Haut glitt, als ich das Kleid über den Kopf zog. Die Träger ließen meine kantigen Schultern frei; vorne formte der BH das Kleid so, dass ich einen kleinen, aber hübschen Busen bekam. Meine Freundin strich über den Stoff auf meinen Hüften, ohne unser Bild im Spiegel aus den Augen zu lassen. Dann schminkte sie mich, Graublau für die Lieder, Hellrosa für die Lippen, ebenfalls Rosa, aber ein dunklerer Ton, für die Fingernägel; die Haare glättete sie mit Gel, frisierte eine Strähne schräg über die Stirn, während sie die Seiten zurückkämmte und mit Haarklammern hochsteckte. Sie legte mir schlichten, geschmackvoll gearbeiteten Silberschmuck an; das Ganze wurde mit einigen Tropfen Parfüm vervollständigt, einem exquisiten blumigen Duft, mit einer kaum merklichen orientalischen Herznote. Ich bewegte mich ein bisschen in meinen Pumps. »Du bist hinreißend«, flüsterte meine Freundin mit rauer Stimme; die königliche Erscheinung im Spiegel verschlang mich mit Augen, die durch Kajal und Wimperntusche größer erschienen und vor Erregung brannten. »Ich bin vielleicht nicht die Schönste des Abends«, murmelte ich, während ich auf meinen Absätzen balancierte und, über die Schulter blickend, die Rückenpartie der Gestalt im Spiegel bewunderte, »aber mein Arsch wird so manchen Schwanz zum Stehen bringen.«

Die Party war jetzt in vollem Gange. Die Frauen, die um mich herumwirbelten, verursachten mir einen leichten Schwindel, der Lärm dröhnte in meinen Ohren, Musik, Lachen, Schreie, das Klirren von Gläsern und Schmuck, ich befand mich im Zentrum verliebter Blicke, koketter Schmollmünder, leichter Berührungen, kleiner Liebkosungen, angedeuteter Bewegungen, die von den Spiegelwänden des Salons vervielfältigt wurden. Das enge Kleid zwang mich zu winzigen Schritten, und ich fühlte mich noch immer nicht auf meinen Absätzen zu Hause; aber mein Gleichgewicht festigte sich, und mit ihm gewann ich an Selbstsicherheit lachte, unterhielt mich und bewegte mich ebenso ungezwungen wie meine Gefährtinnen. Meine Freundin reichte mir einen Cocktail, einen Gin Tonic, frisch, prickelnd, fast bitter, und beugte sich vor, um mir ein paar Worte ins Ohr zu flüstern: »Hier ist alles perfekt, nicht wahr? Wir sind unter uns.« Es war zu laut, um sich zu verständigen, ich nickte. Auf einem etwas erhöhten Teil des Salons tanzten drei junge Mädchen mit wiegenden Hüften, die hübschen kleinen Hintern in Miniröcken oder Shorts gezwängt, die Beine lang und nackt und glatt. Dicht neben mir betrachtete sich eine hochmütige Frau von imposanter, überwältigender Körperlichkeit — sie überragte mich fast um einen Kopf — unverwandt in einem Spiegel, wobei sie beide Hände über Hüften und Bauch nach oben wandern ließ, um schließlich mit großer Ernsthaftigkeit ihre mächtigen Brüste zu wiegen. Die junge Frau mit dem rotblonden Knoten, die ich zuvor im gestreiften Badeanzug am Beckenrand gesehen hatte, schloss sich uns an, inzwischen in einem kurzen bestickten Kleid und um die schmalen Schultern eine violette Stola. Vertraulich umfasste sie meine Hüften und gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Hals: »Was für ein schönes Kleid! Steht dir gut.« Ich spürte, wie ich vor Freude errötete, fasste sie im Nacken, zog sie an mich und drückte meinen Mund auf den ihren. Meine Freundin neben uns lachte; in dem Spiegel vor mir sah ich den Rücken und die Hüften der jungen Frau, unsere verschlungenen Körper, ich blickte über die Haarsträhnen hinweg, die nach Heidekraut, Moos und Mandeln dufteten. Schließlich löste sie sich und sah mich mit einem kurzen, fröhlichen Lächeln an; dann strich sie mir leicht mit den Fingerspitzen über das Gesicht und entfernte sich: »Bis gleich.« Ich trank einen Schluck, während ich beobachtete, wie sie in der Menge verschwand. Meine Freundin lachte noch immer und gab mir einen Lippenstift: Ich stellte mich vor den Spiegel und zog sorgfältig meine Lippen nach; als ich sie gegeneinanderrollte, empfand ich bei dieser urweiblichen Bewegung ein sinnliches Vergnügen, das sich im ganzen Körper ausbreitete. In meiner Nähe küssten sich jetzt mehrere Mädchen, auf den Sofas liegend oder an die Wände gelehnt, ich sah Hände mit farbenfrohen Fingernägeln über Schenkel und Hintern gleiten und unter Kleidern und Röcken verschwinden, Brüste auftauchen, prall und mit aufgerichteten Warzen, die nach Lippen verlangten, das Mädchen mit dem Bubikopf, das im Pool ihre Bahnen geschwommen hatte, kniete zwischen den Schenkeln der großen imposanten Frau; über den gebeugten Kopf hinweg bewunderte die Frau sich immer noch im Spiegel, ich wandte mich dem Spiegelbild zu und versuchte ihren Blick aufzufangen, aber der blieb unverwandt auf sie selbst gerichtet, daher konnte ich sie in aller Ruhe betrachten, ohne dass sie es bemerkte, ihr Gesicht wirkte aus dieser Perspektive hart, eckig, fast männlich, während ihre Augen sich in dem Maße, wie der Kopf mit den schwarzen Haaren an ihrem Körper hinunterwanderte, verdunkelten und einen wilden, zügellosen Ausdruck annahmen; und als das Mädchen ihr endlich mit beiden Händen die Schenkel gespreizt hatte, um seinen schönen, geschminkten Mund auf ihr Geschlecht zu legen, leuchtete in diesen Augen eine unbändige, maßlose, strahlende Freude auf. Ich trank in kleinen Schlucken, ohne das Schauspiel im Spiegel aus den Augen zu lassen, während auch meine Freundin über meine Schulter das Paar beobachtete und ich vor meinem eigenen Spiegelbild das ihrer üppigen Formen und Locken wahrnahm. Ein kleines Silbertablett, das unter den Gästen kreiste, gelangte zu uns; ich beugte mich vor, ergriff vorsichtig das Glasröhrchen und sog eine Linie weißes Pulver durch die Nase ein, dann noch eine zweite; ein Zittern ging durch meinen Körper, ich richtete mich wieder auf, dank der hohen Hacken mit durchgedrücktem Kreuz und strammen Beinen, und glättete mit einer Hand den Stoff über Hüfte und Hintern. Auch meine Freundin genehmigte sich etwas Koks, und ich half ihr, das Tablett zu halten. Dann ließ ich es einer anderen Frau reichen, nahm meine Freundin bei der Hand und zog sie nach draußen. Als wir durch die Terrassentür hinaustraten, fröstelte ich, draußen war es kalt und feucht, etliche Scheinwerfer brachten den Tau auf dem Gras zum Glitzern. In die Wände des Beckens waren Strahler eingelassen, sodass inmitten der Dunkelheit ein blendend weißes Rechteck leuchtete. »Aufwändige Beleuchtung«, sagte ich zu meiner Freundin, »habt ihr keine Angst, dass die Sicherungen durchbrennen?« — »Keine Sorge, wir haben die Leitung von einer Spezialfirma überprüfen lassen, sogar zwei Mal.« Überall sah man Dutzende Partygäste, die diskutierten, sich umarmten, tranken, lachten, rauchten. In dem beleuchteten Wasser schwammen mehrere junge Mädchen, nackt bis auf einen String oder in Badeanzügen, ihre schlanken Körper von den kleinen Wellen verzerrt. Am Beckenrand kniete in einem schlichten schwarz-violetten Spitzenhöschen die junge Frau mit dem Flechtknoten, die ich geküsst hatte, und musterte ihr schillerndes Spiegelbild in dem bewegten Wasser. Von meinem Standort aus sah ich ihr Profil: ihren langen, durch den Knoten freigelegten Hals, ihre spitze Schulter, die anmutige Kurve ihres Rückens, fast die eines Jungen; aber die gerundete Form ihrer Hüften, die festen Gesäßbacken, die das durchsichtige Gewebe ihres Slips spannten, waren eindeutig die einer Frau, einer echten Frau. Ich trank immer noch, meine Freundin hatte mir ein weiteres Glas Gin Tonic gereicht, auf dessen Rand mein Lippenstift eine Spur hinterließ, ich spürte, wie meine Haut sich in der engen Unterwäsche sträubte und wie sie dort, wo sie nackt war, genüsslich den Kontakt mit dem seidigen Futter des Kleides suchte. Die Hände auf den Knien und das Gesäß nach hinten gestreckt wie ein kleines Mädchen, betrachtete sich die junge blonde Frau noch immer im weißen Wasser des Pools, ein Anblick, der mich entzückte. Dann richtete sie sich unvermittelt auf, holte, die Arme hochgereckt, die kleinen Brüste spitz nach vorn gerichtet, kräftig Schwung und tauchte, ihr Spiegelbild auslöschend, ins Wasser. Ich schaute zu, wie sich der weiße Körper durchs Wasser schlängelte, die Arme flach an die Seiten gelegt und von den Füßen vorwärtsgetrieben. Meine Freundin liebkoste mir Hüften und Hintern, sodass der flüssige Jersey des Kleids über das raschelnde Gewebe des Futters glitt, aber ich bemerkte es kaum. »Sie gefällt dir«, sagte ihre Stimme an meinem Ohr. »Besser als ich.« — »Das ist es nicht«, sagte ich traurig. »Ich bin eifersüchtig auf ihren Körper. Meiner wird nie so sein.« — »Du bist auch sehr schön.« — »Vielleicht, aber das ist nicht das Gleiche.« Mit klopfendem Herzen presste ich mich an sie. Das Mädchen kletterte aus dem leuchtenden Wasser, tropfend, mit aufgelöstem Haar, das nasse Höschen klebte auf ihrem kleinen, zarten Geschlecht. Eine andere Frau reichte ihr ein Handtuch, sie legte es sich um die Schultern, bevor sie mit Trippelschritten zu uns herübergelaufen kam: »Gebt mir was zu trinken!«, rief sie im Fortgehen und brach in ein perlendes Lachen aus. Immer noch an meine Freundin gelehnt, die mir jetzt zart über den Bauch strich, reichte ich dem Mädchen mit zärtlichem Lächeln mein Glas. Ich fühlte mich glücklich und leicht, das Bewusstsein erweitert durch Alkohol und Kokain, überwältigt von der Fülle des uneindeutigen Körpers, den ich den schönen, von meiner Freundin geliehenen Kleidungsstücken verdankte. »Du wirst dich erkälten«, sagte ich zu dem blonden Mädchen, das sichtlich fröstelte, und wischte ihr mit der Hand das Wasser ab, das auf ihrer Gänsehaut perlte. »Komm dich abtrocknen.«

Allein im Badezimmer, betrachtete ich mein Gesicht im grellen, unbarmherzigen Neonlicht. Unter seiner Maske aus Farben und Puder erschien es mir eingefallen, fast fiebrig. Rasch verteilte ich etwas Rouge auf meinen brennenden Wangenknochen, bevor ich in den Salon zurückkehrte. Die junge blonde Frau war schon da und tanzte, von den Spiegeln vervielfältigt, fast nackt vor der großen Liege mit der grün-goldenen Decke. Um uns her herrschte ein unüberschaubares Durcheinander von Körpern; teilweise oder gänzlich entkleidet, öffneten sie sich einander auf den Diwanen und Teppichen im Zeichen eines fröhlichen, wilden Kommunismus, wobei die gierigen Organe, Hände und Münder sich über die Individuen hinwegsetzten, sie fortrissen, auflösten und zu einer wogenden Flut von Schreien, rauem Stöhnen und unkontrollierten Spasmen vermischten. Ich sah mich nach meiner Freundin um: Noch immer stand sie, auf ihren Pfennigabsätzen balancierend und eine Zigarette rauchend, jenseits der Terrassentür und betrachtete mit ironischer Miene diese zügellose Utopie der Körper, in deren Mitte ich mir langsam einen Weg bahnte. Als ich die blonde junge Frau erreicht hatte, fasste ich sie bei den Schultern, legte sie auf dem Bauch und drückte ihre kleinen Brüste und ihr Gesicht in die langen, verschlungenen Grashalme des Stoffes. Fast mechanisch spreizte sie die Beine, ich kniete mich hinter ihr auf den Diwan und streichelte ihre glatten, sehnigen Schenkel; als ich den hauchzarten Stoff ihres Höschens herunterzog, verkrampften sich ihre Gesäßbacken zunächst, entspannten sich dann aber und teilten sich unter dem Druck meiner Finger. Ich beugte mich hinunter und glitt mit den Lippen über ihren Arsch, der noch immer mit einer Gänsehaut bedeckt war; die Ellenbogen fest an den Körper gepresst, erschauerte sie; daraufhin fuhr ich mit der Zunge in die Spalte und schmeckte leicht Bitteres, als ich zum Anus kam, der von einem Kranz blonder Härchen umgeben war. Ich schob eine Hand unter ihren schmalen Körper, am Bauch entlang bis in die Lendengegend, wo ich den feuchten Stoff ihres Höschens herunterstreifte, bis ich ihren kleinen, schlaffen Schwanz und ihren zusammengeschrumpften Hodensack zwischen meinen Fingern spürte. Sie begann zu stöhnen, ich leckte ihre Rosette mit kurzen Zungenbewegungen, während ich mit ihrem Geschlecht spielte, mein eigener Schwanz war steif geworden, ich richtete mich auf, um ihn aus dem Höschen zu ziehen und mein Kleid hochzustreifen, feuchtete ihn mit Speichel ein, zog den Rücken und die nackten Arschbacken des Mädchen näher an mich heran und drang mit einem Stoß in sie ein, bevor ich mich nach vorne warf und meine Zähne in die gekräuselten Härchen ihres Nackens grub. Die Hände in den Sofabezug verkrallt, keuchte und röchelte die junge Frau vor Lust, ich ließ ihren schlaffen Schwanz los und streichelte eine ihrer Brüste, während ich mich ein wenig drehte und mit der anderen Hand auf ihrem Nacken abstützte: So konnte ich Teile unserer Körper im Spiegel sehen, meinen Hintern, der, immer noch vom Jersey des Kleides hervorgehoben, im Licht der Deckenbeleuchtung eine perlgraue Kurve beschrieb, und darunter, fast leuchtend rot, nackt bis auf den zusammengerollten Streifen des Höschens, hoch über dem grün-goldenen Stoff des Sofas, Schenkel und Arsch des blonden Mädchens. Ich umfasste ihren kleinen zarten Körper fest mit beiden Händen, dann suchte ich wieder ihren Schwanz, sie hatte jetzt einen Steifen, der mir zwischen meinen Fingern allerdings winzig vorkam, als ich ihr einen runterholte, während ich weiterhin ihren Arsch bearbeitete, sie keuchte und spritzte dann unter Quieken und Kreischen auf meine Hand, während ihr Rücken und Hintern unaufhörlich zuckten. Dann ließ sie sich erschöpft in die Wiese sinken, wobei mein Geschlecht herausglitt. Ich war noch nicht gekommen, mein Schwanz zuckte, ich keuchte wie sie, während ich mich mit den Händen auf ihren langen weißen Schenkeln abstützte. Doch schon drängte sich ein anderer Körper gegen meinen, und ich hob den Kopf, um ihn an ihrem zu reiben: Es war die große junge Frau mit dem Bubikopf, die ihr schwarzes dichtes Haar an mein Gesicht presste, sodass mir ein Geruch nach Erde und Zimt in die Nase stieg. Ich wandte den Kopf, um sie auf den Mund zu küssen: Unmittelbar vor meinen Augen verlief eine dicke gabelförmige Narbe quer zur Kante des Unterkiefers. Vollkommen nackt schmiegte sie sich an meinen Rücken, liebkoste meine Brust, spreizte mir die Schenkel mit ihren Knien; dann streifte sie mir das Kleid bis zu den Hüften hinauf, zog mir das Höschen bis auf die Schenkel herunter und begann ihrerseits, meinen Anus mit einem angefeuchteten Daumen zu massieren. Unbewegt beobachtete uns meine Freundin hinter dem Fenster; die blonde junge Frau hatte sich an der Seite des Diwans zusammengerollt und beobachtete uns mit großen Augen, die feucht vor Lust waren. Der Schwanz des schwarzhaarigen Mädchens ruhte schwer, warm und zart auf meinen Gesäßbacken; an ihren vor Aufregung zitternden Unterleib gepresst, spürte ich, wie mein Körper sich zusammenzog, bis er einen kurzen Augenblick lang hart wurde wie ein Kieselstein, bevor er sich süß und schmelzend aufzulösen begann. Mit heftig schlagendem Herzen griff ich nach hinten und dirigierte den vom Speichel glitschigen Schwanz in Richtung meiner Rosette, er drängte sich gegen mich, vergrößerte meine Öffnung und drang ein, unter dem Stoff des Kleides breitete sich die Lust über meinen ganzen Rücken aus. Ich hatte nicht mehr die Spur einer Erektion, schlaff schlug mein Geschlecht gegen den Spitzenbesatz des heruntergelassenen Slips, meine seidenbestrumpften Schenkel drängten sich mit Macht gegen die muskulösen Schenkel des Mädchens, das sich mit heftigen Bewegungen in mich hineinbohrte, ich ließ mich auf eine Schulter sinken, drehte mich ein wenig zur Seite, sodass ich abermals im Spiegel Teile unserer Körper sehen konnte, eine bewegte Masse von Fleisch und Kleidungsstücken, die sich über die grünliche Fläche des Sofas verteilte, über allem der runde Arsch der jungen Frau, der bei jedem Stoß erzitterte, den sie mir versetzte, darunter mein Schenkel und mein Gesäß, begrenzt vom Grau des Strumpfs und des hochgestreiften Kleids. Ihre Hände ruhten mit ihrem ganzen Gewicht auf meinem Kopf und Nacken, und so riss sich mein Körper, von ihrem prächtigen Schwanz in zwei Teile gespalten, selbstständig los und fiel wie ein Schatten auf die, die ihn umgaben — auf die, die ihn beherrschte, und alle anderen —, verwischt und verrenkt durch die Lust, die sie aufhob wie eine gewaltige Woge.