Eine Geschichte über das Leben - Martina Eberle - E-Book

Eine Geschichte über das Leben E-Book

Martina Eberle

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Beschreibung

Anna, äußerlich eine erwachsene Frau, innerlich ein gebrochenes Kind, vernimmt eines Tages eine liebliche Stimme, die sie dazu auffordert, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Da ihr ein Geschenk versprochen wird und sie neugierig ist, macht Anna, wie es ihr geheißen. Mutig nimmt sie den Weg auf sich und erlangt durch verschiedene Erfahrungen das notwendige Bewusstsein, um Korrekturen in ihrem Leben vorzunehmen. Durch die eigene Selbstmeisterung der Seele findet sie zu ihrem inneren Glück und zu ihrem wahren Ursprung zurück - zu Liebe, Freundschaft und Sinn.

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-99131-919-1

ISBN e-book: 978-3-99131-920-7

Umschlagfoto: Esti Wulandari | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe

und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,

in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille

sich lautlos auf. Dann geht ein Bild hinein,

geht durch der Glieder angespannte Stille,

und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke

06.11.1902, Paris Jardin des Plantes

Kapitel 1 - Das Leben ist eine Geschichte

Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über das Leben. Hören Sie zu. Es ist ein Abenteuer. Es ist die Geschichte von Anna. …

… Die Geschichte begann vor zwei mal sieben Jahren. Damals war Anna äußerlich eine erwachsene Frau, doch innerlich war sie ein gebrochenes Kind. Seit Jahren trieb sie mit einem kleinen Stück Holz auf dem offenen Meer herum, und sie hatte alles vergessen, was ihr jemals wichtig war.

Als sie eines Tages in den weiten, hohen Himmel sah, vernahm sie eine liebliche, leise Stimme, die zu ihr sprach: „Anna, geh an Land. Geh in die Wüste.“ Dann war es still. Anna blinzelte und glaubte, nur das Echo der Wellen vernommen zu haben. Doch die liebliche Stimme sprach weiter: „Die Wüste ist karg, doch sie hat ihren Zauber. Bepflanze sie und der Zauber wird dir offenbart. Nun geh. Es ist Zeit, das Meer und seine Stürme hinter dir zu lassen.“ Nun versuchte Anna zu sehen, wer aus dem Himmel mit ihr sprach. Doch sie sah nur die üblichen Wolken, die jeden Tag aufs Neue an ihr vorbeizogen. Und da war ein goldener Kreis, doch sie dachte sich nichts dabei, denn sie sah in ihrer Einsamkeit viele Dinge, die nicht wirklich existierten. Da es ihr langweilig war und die schöne Stimme sie interessierte, fragte sie neugierig zurück: „Warum soll ich das denn tun? Das Meer ist doch gut für mich, ich habe mich längst an seine Stürme gewöhnt. Warum soll ich es verlassen? Für die Wüste? Sie hat mir nichts zu bieten.“ Sie presste die Lippen zusammen und verformte ihr Gesicht zu einer leichten Grimasse. Sie war sich darüber im Klaren, dass nur die Fantasie mit ihr sprach. Ohne Erwartungen auf eine Antwort und höchst amüsiert paddelte sie lustig im Kreis herum. Doch zu ihrem Erstaunen hörte sie die Stimme erneut: „Weil dir die Wüste sehr wohl etwas bieten kann.“ Dann folgte eine lange Pause.

Anna blieb still, rümpfte ihre Nase und streckte den Kopf noch höher in die Luft. Wer sprach mit ihr? Sie versuchte, etwas zu sehen, doch sie sah nur diesen gewöhnlichen Himmel mit diesem eigenartigen, goldenen Kreis. Sie war verwirrt. Und erneut sprach jemand zu ihr, ohne dass sie etwas sah: „Geh in die Wüste, bepflanze sie und erfahre den Zauber. So wirst du ein Geschenk für dich vorfinden. Es wartet auf dich.“ „Oh, ein Geschenk“, rief Anna entzückt. „Dann hole ich es mir und gehe gleich zurück ins Meer“, schmiedete sie sich in Worten und Gedanken ihren sicheren Plan. Und sich zu diesem eigenartigen Himmel wendend sprach sie: „Na gut, ich gehe hin. Ich hole mein Geschenk und nachher kehre ich zurück ins Meer, hörst du?“ Doch es blieb still. Nur die Wellen, die regelmäßig gegen ihr kleines Stück Holz schlugen, antworteten ihr. „Das Geschenk soll schon bereit sein, denn ich habe keine Zeit zu bleiben. Hörst du? Verstehst du mich, Himmel?“ Bestärkt durch ihre klaren Worte kehrte sie dem Meer, ihrer Heimat für viele Jahre, den Rücken zu und schwamm der Küste entgegen. Langsam. Mechanisch. Monoton. Doch je mehr das Land in Sicht war, desto größer wurden auch ihre Erwartungen und damit ihre Bewegungen schneller und lebendiger, und die Vorfreude auf eine Belohnung ihrer Mühsal wurde stärker und begieriger, je mehr sie dem Land entgegeneilte. Ohne Pause, nach etlichen Tagen und Nächten, erreichte sie freudig und außer Atem den langersehnten Strand mit ihrem Geschenk!

Da lag sie nun vor ihr. Die Wüste. Karg und leer und weit. Es gab nichts zu sehen und nichts zu hören. Nur Sand und nur Wind. Die Enttäuschung war groß! Denn die Vorstellung ihrer wildgewordenen Fantasie eines fein säuberlich verpackten, köstlichen Geschenkes war ganz anders als das, was sie nun vorfand. Ein Nichts breitete sich vor ihr aus und Anna lief hastig den Strand hinauf und hinab, mehrere Male und immer wieder, durchsuchte jede noch so kleine Ecke, doch sie fand weder einen Grashalm noch irgendein Geschenk. „Hier gibt es einfach nichts außer diesem Nichts in einem öden, weiten Nichts“, beschimpfte sie tief verärgert dieses Nichts. Weiter grummelnd und brummelnd „nichts, nichts, nichts“, setzte sie sich in den heißen Sand, verschränkte ihre Ärmchen vor der Brust, gewillt, dem Himmel, der sie hierhergeführt hatte, ihre ganze Wut entgegenzusetzen, denn hatte er ihr nicht ein Geschenk versprochen? Und so wartete sie. Sie wartete stundenlang. Ohne sich zu rühren. Ohne dass irgendetwas passierte. Stille überall.

Ihr Siegeswille schwand von Stunde zu Stunde und Hilflosigkeit umhüllte sie wie ein löchriger Mantel. Anna schluchzte: „Dieser blöde Himmel, warum nur habe ich ihm geglaubt?“ Und so sah sie in der letzten Hoffnung zum Himmel hinauf und schrie verzweifelt: „Hallo, Hallo, Haaaallo! Ist da jemand? Wo bist du? Wo ist mein Geschenk?“ Doch dieses Mal sah sie weder Wolken noch einen goldenen Kreis noch erhielt sie eine Antwort auf ihre Fragen. Sie rief und rief, doch sie hörte nichts als ihre eigene Stimme, ihr eigenes Echo in der weiten Wüste, in diesem großen, leeren Nichts. Sie gab auf. Es war sinnlos. Die Nacht brach herein. Dem angerufenen Himmel ein letztes Mal trotzend nahm sie drei Körnchen von Weizen in die Hand, die sie neben sich im Sand fand, und bohrte sie tief in den Boden hinein. Verächtlich, ängstlich und wütend schrie sie mit letzter Kraft: „War das mein Geschenk? Diese drei kleinen Körnchen? Nein, hier gibt es kein Geschenk! Hier gibt es keinen Zauber! Und du, du existierst auch nicht!“ Schluchzend brach sie zusammen und die Dunkelheit wiegte sie erschöpft in den Schlaf.

Als Anna am nächsten Tag erwachte, erschrak sie. Sie hatte vergessen, wo sie war. Sie hatte auch vergessen, wie es war, festen Boden unter den Füßen zu spüren. Zu lange schon trieb sie im Meer herum, willenlos schaukelnd von Wellen und Wind. Hastig sprang sie auf, rieb sich wie ein kleines Kind die roten Äugelein, fuhr mit der Hand über die Nase und blickte links, rechts, vorwärts, rückwärts, wieder links, wieder rechts, auf den Boden, überall suchend nach Orientierung. Zu ihrem Erstaunen streckten die drei Weizenkörnchen, die sie letzte Nacht tief vergraben hatte, bereits ihre Köpfchen aus dem Sand, und es dünkte sie, als ob sie ihr zulächelten. Ein kurzer Moment von Wärme. Doch immer noch ohne Orientierung und vergessend, was die Wolken und der goldene Kreis ihr sagten, wollte sie dem Nichts um sich herum ihre ganze Hilflosigkeit in den Rachen schreien, als sie plötzlich, weit weg am Horizont, zwei kleine Punkte entdeckte. Sie kniff die Augen zusammen und bemerkte, dass die Punkte immer größer wurden. Anna formte die eine Hand wie ein Dach schützend über ihre Augen und erkannte in den beiden Punkten zwei Menschen, die direkt auf sie zukamen. Ein tiefer Seufzer löste all ihre Spannungen und verwandelte ihre Hilflosigkeit in Gewissheit. Ja, sie war in der Wüste und ja, nun kam ihr Geschenk direkt auf sie zu! Sie sprang, von neuer Energie erfüllt, auf der Stelle auf und ab, hoch und hinunter, hin und her und wild im Kreis herum. Jauchzend und inmitten eines feurigen Freudentanzes rief sie den herankommenden Menschen stürmisch zu: „Hallo! Ich bin hier!“ Sie hüpfte und sie warf ihre Beinchen in die Luft und die Welt um sie herum war plötzlich wunderschön. „Endlich, endlich, da kommt mein Geschenk!“ Und sie blickte in den Himmel und rief mit hochgeworfenen Armen: „Danke, lieber Himmel, danke, goldener Kreis! Danke, danke, danke!“

Als die beiden Punkte bereits ganz nah waren, erkannte Anna, dass es zwei Männer waren. Als sie vor ihr standen, begrüßten sich alle drei voller Freude, denn die beiden Männer hatten lange kein so wildtanzendes Geschöpf mehr hier auf Erden gesehen. Doch kaum hatten sie sich begrüßt, wurde Anna auch schon wieder ernst. Schnell ließ sie ihren Blick an den beiden Männern hinuntergleiten, in hastiger Erwartung auf ihr Geschenk. Doch es war nicht da, die Hände der Männer waren leer. Anna rümpfte die Nase und fragte leicht gereizt: „Wo ist mein Geschenk?“ Als keine Antwort folgte und die Männer sie nur ungläubig anblickten, fuhr sie fort: „Ich warte auf mein Geschenk. Hier. Der Himmel hat es mir versprochen. Und ich habe auch keine Zeit, noch länger mit Euch zu sprechen. Denn Ihr müsst wissen, ich muss schnell zurück ins Meer.“ Um den Ernst ihrer Worte zu unterstreichen, streckte sie die eine Hand aus, die andere stemmte sie sich in die Hüfte. Die beiden Männer waren überfordert und verstanden kein Wort von dem, was diese junge Frau zu ihnen sagte. Und so sahen sich alle drei nur sekundenlang stumm an, doch Anna kam es vor wie Wochen und Monate. Die beiden Männer hatten sich gefasst. Der eine sprach mit lauter Stimme: „Nicht so hastig, junge Frau!“ Er stemmte seine Hand in die Hüfte und stellte sein Bein wie einen Pfeiler vor sich, um seine hohe Gestalt darauf zu stützen. Doch der andere fügte schnell und sanft hinzu: „Willst du uns nicht erzählen, wie du hierhergekommen bist?“ Anna blickte die beiden Männer lange an. So unterschiedlich sie sprachen, so verschieden waren sie in ihrer Erscheinung: Der Forsche war drahtig und hochgewachsen und an seinem Kopf klebte schütteres, dunkles Haar. Der Sanfte war weich in seiner Sprache und in seinen Bewegungen und sein helles, lockiges Haar versteckte er unter einer Mütze. Der Dunkelhaarige hatte einen stacheligen Ziegenbart und unterstrich seine strengen Gesichtszüge gerne mit seiner tiefen, lauten Stimme. Der andere mit seiner schönen Haarpracht war ein fröhlicher, doch schüchterner Jüngling, ohne Bart und ohne Kanten. Er war wirklich schön, doch Anna schüttelte schnell den Kopf und besann sich auf ihre Mission. Sie wollte keine weitere Zeit mehr hier in der Wüste verlieren und fragte die Männer direkt: „Seid Ihr mein Geschenk?“ Nun stemmte sie beide Hände in die Hüften und stand in einem stabilen Dreieck da. Der Jüngling, erfreut über diese junge und wagemutige Frau, erwiderte ebenso direkt wie sie: „Nein, ich bin nicht dein Geschenk, es tut mir leid. Aber ich hoffe, du wirst es bald erhalten.“ Und nach einer kurzen Pause und einem schelmischen Blick fragte er: „Willst du mit mir ein Stück weit gehen? Dann können wir uns kennenlernen und herausfinden, ob wir Freunde sind. Ich warte so lange hier mit dir, bis du dein Geschenk erhältst.“ Seine Augen strahlten und lachten und er hielt ihr seine weiche Hand entgegen. Doch der bärtige, stachelige Mann trat just in diesem Moment hervor, versperrte dem Jüngling die Sicht und sprach mit tiefer, ernster Stimme: „Ich bin dein Geschenk! Und ich bin sogar schon dein Freund. Weißt du denn nicht, dass ich die Sonne höchstpersönlich bin?“ Sein fordernder Blick richtete sich direkt auf Anna und er bäumte sich vor ihr auf wie ein hoher Turm, dessen dunkler Schatten sich auf dem Sand spiegelte. „Komm, lass uns hinaus aufs Meer gehen.“ Er drehte sich um und lief auf dem Sand direkt ins Meer hinein. Anna war eingeschüchtert und zum zweiten Mal enttäuscht. Sie hatte sich ihr Geschenk ganz anders vorgestellt. Doch weil er so groß war und sein Kopf bis in den Himmel ragte, dachte sie im Stillen: „Vielleicht ist er ja wirklich mein Geschenk. Wenn er es so sagt, wird es auch so sein.“ Und ohne weiter darüber nachzudenken, ungeduldig getrieben vom Rausch des Meeres, folgte sie nun diesem drahtigen Mann, wie einst den Wellen und dem Wasser willenlos gehorchend, direkt in die Ungewissheit zurück in die tiefe, weite See. Anna war blind für den sprießenden Weizen, den sie in der Nacht gepflanzt hatte, und Anna war taub gegenüber den freundlichen Worten des Jünglings. Der Jüngling, stumm und starr vor Schreck, sah der jungen Frau voller Sehnsucht nach, dem unausweichlichen Gang ihres drohenden Schicksals. Er seufzte und ließ seinen leeren Blick auf den Boden fallen. Mit gesenktem Haupt und hängenden Schultern ging er traurig seiner Wege. Entlang dem langen Strand, weit weg von dieser Frau, die wie eine Fata Morgana in sein Leben trat, unwirklich und so schnell, wie sie es auch wieder verließ.

Anna ließ alles zurück und folgte blind und taub diesem Mann, der vorgab, ihr Geschenk, ihr Freund und die Sonne höchstpersönlich zu sein. Bis sie ihr wahres Geschenk erhielt, vergingen zwei mal sieben Jahre. Und von all diesen Jahren erzählt diese eine Geschichte – und nun noch einmal ganz von vorne. …

Teil 1

Kapitel 2 - Wo kommen wir her und wo gehen wir hin

Jede Geburt ist ein Wunder und umhüllt von einem zarten Zauber. Durch dieses Wunder verbindet sich die Seele mit ihrem Geist und dem ihr zugeteilten Körper als Vorbereitung für das Leben auf der Erde. So wie alles scheinbar aus dem Nichts entsteht, kam Anna von irgendwoher und landete irgendwo auf diesem Planeten, in einem auserwählten Mutterleib. Das Resultat dieser Landung war ihre Geburt – für die Seele ein wahres Abenteuer! Denn das Schicksal, das sie damit auf sich nimmt, ist ein seltsamer Weg, auf dem sie sich auch mal verirrt. Scheinbar zufällig ausgewählt ist es in Wahrheit ein Prozess sorgfältigster Auswahl und jahrelanger Vorbereitung auf das Leben selbst.