Eine Kriminalgeschichte - Karoline Pierson - E-Book

Eine Kriminalgeschichte E-Book

Karoline Pierson

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Beschreibung

Ein Adelskrimi aus dem 19. Jahrhundert. Die junge Constanze liebt Arwind von Aarenhof. Doch ihr Vater, Graf Hohenburg, hat ihre Hand bereits einem alten und zwielichtigen Bekannten, dem Fürsten von Wolfenstein, versprochen und er ist entschlossen, sein Wort zu halten. Constanze vermutet hinter diesem alten Versprechen ein Verbrechen, das weit in der Vergangenheit liegen muss. Zwischen Hofbällen, Verlobungsfeiern und Familienbesuchen versucht Constanze herauszufinden, wieso der Vater in der Schuld eines Fremden steht. Als Bonusgeschichte: »Das graue Haus in der Rue Richelieu in Paris« Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Karoline Pierson

Eine Kriminalgeschichte

Und Das graue Haus in der Rue Richelieu

Karoline Pierson

Eine Kriminalgeschichte

Und Das graue Haus in der Rue Richelieu

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954187-90-4

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Die Au­to­rin

Eine Kri­mi­nal­ge­schich­te

I. Eine Un­ter­re­dung

II. Uner­war­te­tes

III. Der Graf und sei­ne Töch­ter

IV. Das Flie­der­häus­chen

V. Der Gast

VI. Bei der Grot­te

VII. Die Ver­lo­bung

VIII. Auf Wol­fen­stein

IX. Das Be­kennt­nis

X. Der Trau­ungs­tag

XI. Er­klä­run­gen

Das graue Haus in der Rue Ri­che­lieu in Pa­ris

I

II

III

IV

V

VI

VII

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

Kri­mis bei Null Pa­pier

Der Frau­en­mör­der

Eine De­tek­ti­vin

Hem­mungs­los

Der Mann, der zu viel wuss­te

Noch mehr De­tek­tiv­ge­schich­ten

Sher­lock Hol­mes – Samm­lung

Eine Kri­mi­nal­ge­schich­te & Das graue Haus in der Rue Ri­che­lieu

Der Dop­pel­mord in der Rue Morgue

In­di­sche Kri­mi­na­ler­zäh­lun­gen

Kri­mi­nal­ge­schich­ten

und wei­te­re …

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Die Autorin

Ka­ro­li­ne Pier­son, ge­bo­re­ne Leon­hardt, wur­de am 6. Ja­nu­ar 1811 als Toch­ter ei­nes säch­si­schen Haupt­manns in Zit­tau ge­bo­ren. Kurz nach ih­rer Ge­burt starb die Mut­ter, und drei Jah­re spä­ter er­lag der Va­ter, der sich wie­der ver­hei­ra­tet hat­te, sei­nen im rus­si­schen Feld­zu­ge er­hal­te­nen Wun­den. Ka­ro­li­nes Stief­mut­ter hei­ra­te­te spä­ter den säch­si­schen Haupt­mann Dre­ver­hoff, so­dass die Toch­ter nun auch einen Stief­va­ter er­hal­ten hat­te.

Im Hau­se der Stief­groß­el­tern er­hielt sie eine vor­treff­li­che Er­zie­hung und durch den dor­ti­gen Ver­kehr mit ge­bil­de­ten und ge­lehr­ten Män­nern viel­sei­ti­ge An­re­gung. Be­gabt mit ei­ner re­gen, nie mü­den Phan­ta­sie, er­zähl­te sie schon als Kind jene Mär­chen, Sa­gen und Ge­schich­ten, wor­an die Ober­lau­sitz so reich ist, und die sie bei ih­rem Ta­lent so schön aus­zu­schmücken ver­stand. Ge­le­gent­lich ei­ner Schul­prü­fung ver­riet sich, als Ka­ro­li­ne zwölf Jah­re alt war, ihr so­ge­nann­tes Im­pro­vi­sa­ti­ons­ta­lent, in­fol­ge des­sen sie von ih­rem Leh­rer An­lei­tung im deut­schen Vers­bau er­hielt. Sie schrieb nun vie­le Ge­dich­te, die nicht so man­gel­haft ge­we­sen sein kön­nen, da ei­ni­ge der­sel­ben ge­wür­digt wur­den, auf dem Stadt­ar­chiv in Zit­tau auf­be­wahrt zu wer­den. Die An­ge­hö­ri­gen der jun­gen Dich­te­rin ver­hiel­ten sich ih­rer Nei­gung ge­gen­über mehr ab­leh­nend als auf­mun­ternd; da­ge­gen be­schäf­tig­ten sich ihre Leh­rer, meist aus­ge­zeich­ne­te Ge­lehr­te, viel mit ihr, und be­son­ders der Di­rek­tor Bur­dach ver­stand es, ihr poe­ti­sches Ta­lent zu för­dern.

Auch ih­rem Ver­wand­ten, dem be­rühm­ten Archäo­lo­gen Dr. Pe­scheck, ver­dank­te sie viel, so­dass ihr, als sie spä­ter als Im­pro­vi­sa­tri­ce auf­trat, eine tüch­ti­ge wis­sen­schaft­li­che Bil­dung dienst­bar war. Auch über eine schö­ne Sing­stim­me ver­füg­te sie, und da sie viel Leb­haf­tig­keit bei ih­ren Vor­trä­gen ent­wi­ckel­te, so riet ihr ihr Lands­mann Hein­rich Mar­sch­ner, sich für die Büh­ne aus­zu­bil­den; al­lein Fa­mi­li­en­ver­hält­nis­se und vor al­lem des jun­gen Mäd­chens Nei­gung für li­te­ra­ri­sche Ar­bei­ten ver­hin­der­ten dies. Der Schu­le ent­wach­sen, ging Ka­ro­li­ne nach Dres­den, wo sie un­ter dem Schut­ze ei­ner wür­di­gen Dame leb­te und schrift­stel­le­risch tä­tig war. Fried­rich Kind, Lud­wig Tieck u. A. zoll­ten ih­ren Ar­bei­ten ge­büh­ren­de Aner­ken­nung, und be­son­ders der Ers­te war es, der sie in li­te­ra­ri­sche Krei­se ein­führ­te, ihr die nö­ti­ge Un­ter­stüt­zung und An­re­gung zur Ver­tie­fung ih­rer Bil­dung ge­währ­te und ihr na­ment­lich eine weit­ge­hen­de Per­spek­ti­ve in die Ge­set­ze der Pros­odik und Me­trik er­öff­ne­te.

Im Jahr 1834 trat sie mit ei­ner Samm­lung ih­rer Ge­dich­te u. d. T.: »Lie­der­kranz« an die Öf­fent­lich­keit. Fried­rich Rückert spen­de­te die­sen Lie­dern war­mes Lob; C. G. Reis­si­ger, Jul. Otto, C. E. He­ring, Otto Ni­co­lai setz­ten meh­re­re der­sel­ben in Mu­sik, und selbst Wolf­gang Men­zel, der ab­ge­sag­te Feind al­ler Frau­en­poe­sie, sprach ein güns­ti­ges Ur­teil über sie. Dann folg­ten die Tex­te zu den Opern »Con­ra­din von Schwa­ben« (1834, Mu­sik von C. E. He­ring) und »Ber­t­ha von Bre­ta­gne« (1835, Mu­sik von J. Ra­st­rel­li). Im J. 1836 ver­hei­ra­te­te sich Ka­ro­li­ne mit dem un­ter dem Na­men J. P. Ly­ser be­kann­ten Schrift­stel­ler, ei­nem Soh­ne des Dres­de­ner Hof­schau­spie­lers Bur­meis­ter; doch war die Ehe, der zwei Töch­ter ent­spros­sen, nicht glück­lich und wur­de nach sechs Jah­ren wie­der ge­trennt.

In die­ser Zeit lie­fer­te sie zahl­rei­che Bei­trä­ge zu den von ih­rem Gat­ten her­aus­ge­ge­be­nen Sam­mel­wer­ken »Abend­län­di­sche Tau­send und eine Nacht« (1838--39) und »Abend­län­di­sche Ein­hun­dert und eine Nacht« (1840), schrieb u. d. T.: »Cha­rak­ter­bil­der für deut­sche Frau­en und Mäd­chen« (1838) eine Rei­he von No­vel­len, de­nen sie 1842 eine zwei­te Samm­lung »No­vel­len« fol­gen ließ, fer­ner das Dra­ma »Meis­ter Al­brecht Dü­rer« (1840; 2. Aufl. 1871), eine ih­rer bes­ten Leis­tun­gen, und gab das Ta­schen­buch »Herbst­ga­be« (1839--41) her­aus, des­sen In­halt spä­ter u. d. T.: »Zehn No­vel­len« (III, 1842) er­schi­en. Die Be­schäf­ti­gung mit dem Le­ben und Dich­ten der Lui­se Kar­schin, de­ren Bio­gra­phie [59] sie auch schrieb, er­weck­te in ihr die Lust, sich auch öf­fent­lich, wie sie es ja pri­va­tim so oft mit Er­folg ge­tan, als Steg­reif­dich­te­rin zu be­tä­ti­gen. Fried­rich Rückert, dem sie meh­re­re Pro­ben von ih­rem Ta­lent in Er­lan­gen ge­bo­ten hat­te, er­mu­tig­te sie, ih­ren Ent­schluss aus­zu­füh­ren, durch ein Ge­dicht, das die Dich­te­rin ehr­te und für sie, da es in der Frank­fur­ter »Di­das­ka­lia« ab­ge­druckt wur­de, der bes­te Emp­feh­lungs­brief ward. So trat sie denn von 1840 bis 1843 in den größ­ten Städ­ten Deutsch­lands mit kaum ge­ahn­tem Er­folg als Im­pro­vi­sa­tri­ce auf; an den Hö­fen zu Ber­lin, Wien, Han­no­ver, Dessau, Bern­burg, Pesth (zur Zeit des Erz­her­zogs Jo­seph) wur­de sie aus­ge­zeich­net und vom Kö­ni­ge von Han­no­ver an die eng­li­sche Kö­ni­gin Vic­to­ria emp­foh­len, die sich für die Dich­te­rin in­ter­es­sier­te und ihr einen Emp­feh­lungs­brief an Kö­nig Leo­pold I. von Bel­gi­en übergab. Im J. 1844 ver­hei­ra­te­te sich Ka­ro­li­ne mit dem eng­li­schen Ton­dich­ter Hen­ry Hugo Pier­son, der ei­ni­ge Zeit Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät in Edin­burg war, aber aus Vor­lie­be für Deutsch­land sich hier dau­ernd nie­der­ließ.

Ihm zu­lie­be gab Ka­ro­li­ne ihre bis­he­ri­ge Tä­tig­keit als Steg­reif­dich­te­rin auf, um sich nun ganz ih­ren Pf­lich­ten als Gat­tin und Mut­ter zu wid­men. Sie leb­te in der Fol­ge mit ih­rer Fa­mi­lie in Wien, Mainz, Würz­burg, Stutt­gart, Ham­burg und zu­letzt in Leip­zig, wo sie am 28. Ja­nu­ar 1873 ih­ren Gat­ten durch den Tod ver­lor. Zwar hat­te ihre Fe­der in die­ser Zeit nicht ganz ge­ruht; aber erst seit dem Jah­re 1860 konn­te sie ih­rer schrift­stel­le­ri­schen Tä­tig­keit mehr Zeit und Muße wid­men, und hat sie seit­dem un­ter dem Pseud­onym R. Ed­mund Hahn noch eine statt­li­che Rei­he von Ro­ma­nen ge­schrie­ben; z. B. »Das Do­ku­ment« (1865), »Star­hem­berg oder: Die Bür­ger von Wien« (1865), »Ein Jahr in der großen Welt« (II, 1866), »Das graue Haus in der Rue Ri­che­lieu« (1867), »Ho­hen­zol­lern und Wel­fen« (III, 1867--69), »Schloß Hra­wo­dar« (III, 1870), »Die Skla­ve­rei der Lie­be« (II, 1872), »Die falsche Grä­fin« (1873), »Der Zög­ling des Di­plo­ma­ten« (III, 1876), »Zu früh ver­mählt« (1876), »Schö­ne Frau­en« (II, 1881), »Im Park zu Ro­den­stein« (II, 1881), »Die bei­den Grä­fin­nen« (II, 1884), »Die Ge­heim­nis­se des Wald­schlos­ses« (II, 1885), »Ehen wer­den im Him­mel ge­schlos­sen« (1886), »Das Erb­fräu­lein« (II, 1889) u. a.

Nach dem Tode ih­res Gat­ten hat­te Ka­ro­li­ne ih­ren Wohn­sitz in Dres­den ge­nom­men, um ih­ren drei Söh­nen und ei­ner Toch­ter nahe zu sein; im Jah­re 1892 ver­leg­te sie den­sel­ben nach Cos­wig bei Dres­den, wo ei­ner ih­rer Söh­ne im »Lin­den­hof« eine nach­mals sehr be­rühm­te Heil­an­stalt er­öff­net hat­te. Dort ist sie am 2. April 1899 hoch­be­tagt ge­stor­ben.

Eine Kriminalgeschichte

I. Eine Unterredung

An ei­nem schö­nen Mai­mor­gen, als der Tau noch auf den Blü­ten flim­mer­te und die Be­woh­ner des Schlos­ses zu Ho­hen­burg die wun­der­vol­len Früh­stun­den ver­schlie­fen, wur­de die klei­ne Sei­ten­tü­re des lin­ken Flü­gels ge­öff­net und eine jun­ge Dame trat aus dem Schlos­se. Ohne sich um­zu­se­hen eil­te sie durch die Blu­men­par­ti­en nach dem schat­ti­gen Park, wel­cher an den Gar­ten stieß und blieb nicht eher ste­hen, als bis sie eine alte breitäs­ti­ge Lin­de er­reicht hat­te, in de­ren Wip­feln ein Chor von Vö­geln ein Mor­gen­kon­zert hielt.

Das jun­ge Mäd­chen trug ein ein­fa­ches Mor­gen­kleid von hell­ro­tem Mons und einen wei­ßen Kra­gen, den Stroh­hut hat­te sie ab­ge­nom­men. Ihr Herz klopf­te un­ge­stüm, sie schi­en mit Un­ge­duld Je­man­den zu er­war­ten, end­lich füll­ten sich ihre strah­len­den Au­gen mit Trä­nen, sie stand auf, um zu­rück nach dem Schlos­se zu ge­hen.

Da ver­nahm ihr fei­nes Ohr den Huf­schlag ei­nes Pfer­des, schnell trock­ne­te sie die Trä­nen, setz­te sich ru­hig auf die Ra­sen­bank un­ter der Lin­de und be­müh­te sich, ihre Auf­re­gung zu ver­ber­gen.

Jetzt wur­de der Rei­ter sicht­bar, ein jun­ger schö­ner Mann von ele­gan­tes­ter Hal­tung. Gra­zi­ös schwang er sich vom Pfer­de, band es an einen Baum und be­grüß­te die jun­ge Dame.

»Ich kom­me heu­te et­was spä­ter, als ich woll­te, teu­re, süße Con­stan­ze«, sag­te der jun­ge Mann, und küß­te ihre fei­ne Hand, »aber ich habe ein Schrei­ben mei­nes Va­ters be­ant­wor­tet, das ich erst heu­te Mor­gen er­hielt, weil mein Die­ner ver­ges­sen hat­te, es mir ges­tern zu brin­gen. Du wirst mir die Ver­spä­tung ver­zei­hen?«

»Ich bin noch nicht lan­ge hier, lie­ber Ar­wind, doch was hat Dir Dein Va­ter mit­ge­teilt? Du siehst nicht hei­ter aus, me­lan­cho­lisch, und an ei­nem so herr­li­chen Mor­gen!«

»Und bei Dir, Du En­gel! Aber ich bin ein Tor, nicht glück­se­lig zu sein, jetzt, wo ich Dich sehe, ein Tor, mich Be­fürch­tun­gen hin­zu­ge­ben«.

»Und was fürch­test Du, Ar­wind?«

»Mei­ne, mei­ne Con­stan­ze, Du bist Al­les für mich, was dem Le­ben Wert und Reiz ver­leiht, Du er­in­nerst mich durch Dei­ne sanf­te, im­mer gleich­blei­ben­de Zärt­lich­keit, an mei­ne, mir zu früh ent­ris­se­ne Mut­ter, Du er­set­zest mir die oft er­sehn­te Schwes­ter, Du bist das Licht und die Se­lig­keit mei­nes Her­zens, fern von Dir, bin ich un­ru­hig, nie­der­ge­schla­gen, nicht ich selbst. Mein Va­ter hat vom Mi­nis­ter in Be­zug auf mei­ne Lauf­bahn die er­wünsch­tes­ten Zu­sa­gen er­hal­ten. Ich habe also kind­lich und of­fen an mei­nen Va­ter ge­schrie­ben, und für uns um sei­nen Se­gen ge­be­ten«.

»Dein Va­ter hat sei­ne Ein­wil­li­gung ver­sagt, Ar­wind? Ist es sei­ne Ant­wort, wel­che Dich mit Be­sorg­nis er­füllt?«

»Lies selbst sei­nen Brief, mei­ne Süße!«

Con­stan­ze nahm das Blatt, wel­ches er ihr dar­bot und las:

Mein teu­rer Ar­wind!

Es war mir er­freu­lich, von Dir zu hö­ren; durch Dich selbst, daß Du wohl­auf bist, durch Pro­fes­sor Dahl, daß Du Dein Ex­amen glor­reich be­stan­den hast.

Du hast nun kei­nen Grund mehr, in der Uni­ver­si­täts­stadt zu blei­ben und ich füge mei­nem Schrei­ben einen Wech­sel bei, zur De­ckung al­ler nö­ti­gen Aus­ga­ben. Es ist schön von Dir, mein Ar­wind, daß Du mir, Dei­nem bes­ten Freun­de, vol­les Ver­trau­en schenkst, und ich wünsch­te, Dein Bru­der Jo­seph wäre eben­so in die­sem Punk­te, al­lein ich kann lei­der Dein Ver­trau­en nur mit ei­nem Rate be­loh­nen, wel­cher Dir in die­sem Au­gen­bli­cke weh tun wird.

Sehr gern glau­be ich, daß die jun­ge Dame, wel­cher Du Dein Herz ge­schenkt hast, schön und gut ist, ich habe de­ren Mut­ter ge­kannt, sie war bei­des, aber selbst wenn ihre Nei­gung zu Dir stark und be­stän­dig ist, so wie Du glaubst, nim­mer wird ihr Va­ter in die Ver­bin­dung sei­ner Toch­ter mit Dir wil­li­gen.

Ich bin, wie Du weißt, nicht reich; das Stamm­gut, wel­ches nach dem Ge­set­ze nach mei­nem Ab­le­ben Dei­nem Bru­der Jo­seph zu­fällt, ist ver­schul­det, und ich konn­te we­nig für Dich und Dei­ne Schwes­tern zu­rück­le­gen, un­ge­ach­tet mei­ner Spar­sam­keit. Dein müt­ter­li­ches Erb­teil ist für einen Frei­herrn von Aa­ren­hof un­be­deu­tend, und wenn auch glän­zen­de An­la­gen, ver­bun­den mit Fleiß, Dir eine bril­lan­te Amts­kar­rie­re in Aus­sicht stel­len, so wirst Du doch ei­ni­ge Jah­re ohne Ge­halt da­für zu be­kom­men, ar­bei­ten müs­sen.

Du wirst mir sa­gen: daß Dei­ne An­sprü­che an Lu­xus be­schei­den sind, viel­leicht denkt Dei­ne Er­wähl­te eben­falls an glück­li­che Lie­be in der Hüt­te, auch gebe ich zu, daß Du mit Hil­fe Dei­nes Erb­teils einen be­schei­de­nen Hau­sal­tar grün­den kannst, al­lein die Ho­hen­burg-Hell­born sind ein stol­zes Ge­schlecht und das jet­zi­ge Haupt die­ser Fa­mi­lie gibt kei­ne sei­ner Töch­ter ei­nem Frei­herrn in ein­fa­chen Ver­hält­nis­sen, dar­auf ken­ne ich ihn. Soll Dei­ne Braut auf den Tod des ei­ge­nen Va­ters hof­fen? oder ohne des­sen Se­gen das Va­ter­haus ver­las­sen? Oder willst Du das schö­ne Mäd­chen, wel­ches Du liebst, zum Har­ren und Ent­sa­gen ver­dam­men? Es ist heil­sa­mer für Sie und Dich, daß Du jetzt zu mir heim­kehrst, ohne sie an Dich durch Wort und Ring ge­bun­den zu ha­ben, das glau­be mir, Dei­nem Va­ter und treues­ten Freun­de, der Jah­re und Er­fah­run­gen vor Dir vor­aus hat.

Eine Zeit wirst Du lei­den, viel­leicht auch die Grä­fin, aber in jun­gen Her­zen hei­len Wun­den leich­ter, als Du jetzt den­ken wirst und kannst. Ver­magst Du nicht zur rech­ten Zeit zu ent­sa­gen, be­rei­test Du nicht nur Dir, son­dern auch ihr, die Du ver­ehrst, mehr Qual als Dir und ihr an­dern Falls be­vor­steht. Be­her­zi­ge mei­nen ver­stän­di­gen, treu­ge­mein­ten Rat und keh­re bald heim zu

Dei­nem zärt­li­chen Va­ter Jo­seph Frei­herr von Aa­ren­hof.

Con­stan­ze blick­te lan­ge in den Brief ehe sie sprach. »Dein Va­ter be­ur­teilt den mei­nen nicht ganz un­rich­tig, aber doch zu stren­ge und mich kennt er nicht, wie könn­te ich Dir die Treue bre­chen mein Ar­wind, Du mei­nes Le­bens Ver­klä­rung und Glück!«

»Ich baue fest auf Dich, mein Lieb­ling, aber den­noch weiß ich, daß Du ohne des Va­ters Se­gen mir nicht wirst fol­gen wol­len, ach, und es ist nur zu wahr, daß Graf Ho­hen­burg für sei­ne Töch­ter und vor Al­len für Dich, Du Ju­wel, an­de­re An­sprü­che ma­chen kann, als ich zu er­fül­len ver­mag. Doch ich be­sit­ze Dei­ne Lie­be, sie er­hebt mich über alle Be­wer­ber, wel­che um den schö­nen Preis in die Schran­ken tre­ten wer­den, und so düs­ter wird un­se­re Zu­kunft nicht sein, wie mein be­sorg­ter gu­ter Va­ter sie sich aus­malt, im Ge­gen­teil, mei­ne Lie­be soll sie Dir zum Pa­ra­die­se schaf­fen«.

Sie lä­chel­te ihn an und reich­te ihm die Hand, so stand das jun­ge schö­ne Paar, um­glänzt vom Mor­gen­licht, das Herz von der reins­ten tiefs­ten Lie­be er­füllt, lan­ge Hand in Hand schwei­gend und glück­lich. End­lich ent­zog Con­stan­ze dem Ge­lieb­ten die Hand.

»Ich muß nach dem Schlos­se zu­rück«, sag­te sie, »mei­ne Ge­schwis­ter wer­den mich sonst ver­mis­sen, aber sei nun auch wie­der ganz un­be­sorgt und hei­ter. Ich wer­de heu­te noch mei­nem Va­ter vol­les Ver­trau­en schen­ken, auf wel­ches er ein Recht hat, und Du wirst sehn, er wird Dich ken­nen ler­nen wol­len und sieht er Dich nur erst, dann ha­ben wir ge­won­ne­nes Spiel.«

»Teu­re Con­stan­ze, man sagt in der Ge­gend, daß Dein Va­ter ein, ver­zei­he mir den Aus­druck, eh­ren­wer­ter, aber ei­gen­sin­ni­ger Mann sei, und selbst ge­gen sei­ne Kin­der streng.«

»Aber er liebt uns, auch bin ich ja die Jüngs­te, fast ohne al­les Ver­mö­gen, da ich nichts von der Groß­ma­ma ge­erbt habe, wel­che An­sprü­che kann er für mich er­he­ben? Mein Bru­der Gun­tram hat viel Ein­fluß auf den Va­ter, weil er der äl­tes­te von uns Ge­schwis­tern ist, auf sei­nen Bei­stand hof­fe ich auch, und nun mein Ar­wind lebe Wohl und sei über­zeugt, daß ich Dir mor­gen die bes­ten Nach­rich­ten brin­ge.«

Noch ein­mal reich­te sie dem Ge­lieb­ten die Hand und trat den Weg nach dem Schlos­se an. Ar­wind blieb wie an­ge­wur­zelt auf der Stel­le ste­hen wo er bei Con­stan­ze ver­weilt hat­te. Als das hell­ro­te Ge­wand hin­ter den letz­ten Si­ringa­bü­schen, wel­che den Park von den Gar­ten schie­den, ver­schwun­den war, band Ar­wind sein Roß los, schwang sich auf das­sel­be und jag­te wie ein ab­ge­schos­se­ner Pfeil da­von.

II. Unerwartetes

Graf Ho­hen­burg lieb­te zu je­der Jah­res­zeit das Früh­auf­ste­hen, be­son­ders aber im Len­ze, er ließ das Früh­stück in der Re­gel im großen Sa­lon auf­tra­gen der nach der Ter­ras­se führ­te und hielt dar­auf, daß sei­ne Kin­der zur be­stimm­ten Zeit ihn er­war­te­ten. Auch als sei­ne Ge­mah­lin noch leb­te war es so ge­we­sen, seit ih­rem Tode prä­si­dier­te eine Tan­te des Gra­fen an der Ta­fel, sie be­schütz­te und er­mahn­te auch die drei jun­gen Da­men, wel­che in kei­ner Pen­si­on er­zo­gen wor­den wa­ren und au­ßer den Dör­fern, wel­che zu Ho­hen­burg ge­hör­ten kei­nen an­de­ren Ort kann­ten als die nahe Uni­ver­si­täts­stadt, eine Pro­vinz­stadt, in wel­cher sich in den Win­ter­mo­na­ten der Adel der Um­ge­gend ein­fand.