Eine Lilie, eine Rose - Sally Nicholls - E-Book

Eine Lilie, eine Rose E-Book

Sally Nicholls

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

England zur Zeit König Edwards III.: Lady Elinor von Hardford ist verliebt. Ihre erste große Liebe ist ihr Cousin Dan, der zum Ritter ausgebildet wird. Doch Elinors Vater hat andere Pläne. Elinor soll den Freund ihres Vaters heiraten, Sir William von Courtney, einen fast 50-jährigen Mann! Elinor wehrt sich tatkräftig gegen diese Heirat. Schließlich liebt sie Dan! Wird es Elinor gelingen, ihren Vater umzustimmen und doch noch mit Dan glücklich zu werden?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 50

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sally Nicholls

Eine Lilie, eine Rose

Aus dem Englischenvon Birgitt Kollmann

Für all die Menschen, die Spiele mit mir spielen.Ihr wisst, dass ihr gemeint seid.Danke.

Erstes KapitelFreunde

Als ich vierzehn war, gab es auf der ganzen Welt keinen Menschen, den ich lieber mochte als meinen Cousin Dan.

Dan war auf die Burg meines Vaters gekommen, als ich dreizehn war. Er sollte zum Ritter ausgebildet werden, und so hatten seine Eltern ihn zu uns geschickt, damit er von meinem Vater alles lernen sollte, was ein Kämpfer wissen musste.

Vater war selbst ein Ritter. Er hatte in Schottland an vielen Schlachten teilgenommen, gegen Robert the Bruice und die Schotten. Als ich noch klein war, war Vater jahrelang fort. Er kämpfte im Krieg oder lebte am Hofe des Königs in Westminster. Doch als der neue König gekrönt wurde, König Edward III, kehrte Vater nach Hause zurück. Ich wusste auch, warum. Vater war ein Freund von Roger Mortimer, dem Mann, der König Edwards Vater getötet hatte. Roger Mortimer und seine Freunde waren daher nicht gut angesehen in Westminster, als König Edward den Thron bestieg.

Vater passte es gar nicht, dass er nicht mehr in Westminster lebte, doch mir gefiel es. Ich fand es schön, ihn zu Hause zu haben. Mutter war gestorben, als ich noch ganz klein war, und so war ich oft sehr einsam gewesen, wenn mein Vater im Krieg war.

Doch dann kam Dan. Ich war so aufgeregt. Ich kannte kaum Gleichaltrige außer den Jüngeren unter den Dienstboten und einigen der Soldaten, die unsere Burg bewachten. Geschwister hatte ich nicht, und es gab in unserer Nähe auch keine Familien mit Kindern. Bevor Dan zu uns kam, waren meine besten Freunde Alice, meine Magd, und Mondlicht, mein Pferd. Ich liebte beide, aber Pferde können nicht sprechen, und Alice kommandierte mich herum. Immer schalt sie mich, weil ich zu viel redete, weil mein neues Kleid Schmutzflecken bekommen hatte oder weil ich laut rufend über den Burghof gerannt war. Alice wollte, dass ich mich wie eine Dame benahm.

Ich war auch eine Dame, Lady Elinor of Hardford Castle. Aber ich fühlte mich nicht wie eine Adlige. Meistens fühlte ich mich nur wie ein kleines Mädchen. Mit vierzehn fand ich mich noch zu jung, um schon eine Dame zu sein.

Ich war so glücklich, als Dan zu uns kam. Wir machten alles zusammen: Tagsüber ritten wir oder gingen auf die Jagd, an den Abenden würfelten wir oder spielten Schach. Wir lasen uns gegenseitig Bücher vor und kicherten gemeinsam über derbe Stellen. Es war wundervoll, einen Freund zu haben, der genauso alt war wie ich. Dan war gerne albern, so wie ich auch. In der Kirche schnitten wir Grimassen, um zu sehen, wer wen zuerst zum Lachen bringen konnte. Wir schwammen im Burgteich und verbrachten ganze Nachmittage im Obstgarten, wo wir uns Pflaumen und Äpfel pflückten. Es war einfach herrlich.

Eines Abends saßen wir alle im Wohngemach der Burg, einem kleinen, warmen Raum mit Holztäfelung. An den Wänden hingen wollene Teppiche, in die die Gesichter von Rittern und Burgherrinnen eingewebt waren.

Mitten im Raum brannte ein Feuer. Alice flickte mein Kleid, in dem schon wieder ein Loch war. Vater saß in einer Ecke an einem Tisch und schrieb.

Dan und ich spielten Schach. Ich liebte dieses Spiel. Etwas Besseres kannte ich nicht. Ich konnte es von früh bis spät spielen und war glücklich.

Dan mochte Würfelspiele oder Wurfzabel lieber.

»Ich weiß gar nicht, wieso wir dauernd Schach spielen«, murrte er. »Du gewinnst doch sowieso immer.«

»Weil ich besser darin bin«, erklärte ich. »Ich kann eben alles besser als du – reiten – jagen – tanzen ...«

»Elinor«, sagte Alice. »Benimm dich. Eine Dame prahlt nicht.«

Ich streckte ihr die Zunge raus. Dan kicherte.

»Ich werde immer besser sein als du«, sagte ich. »Du wirst mich nie schlagen.«

»Wollen wir wetten?«, fragte er.

»Wetten? Dass ich immer alles besser können werde als du?«

»Nein«, antwortete Dan. »Dass du diese Schachpartie gewinnst.«

War er jetzt verrückt geworden? Dan mochte vielleicht besser sein als ich im – hm, Bogenschießen oder im Schwertkampf oder anderen Sachen, die Jungen lernten. Aber was das Schachspielen anging, da war ich immer, immer besser.

»Lass uns wetten«, sagte Dan. »Wenn ich gewinne, musst du mir etwas geben. Wenn du gewinnst, gebe ich dir etwas.«

»Und was könnte das sein?«, fragte ich. Für mich hörte es sich nach einem Trick an. Vielleicht würde Dan mir einen Fußtritt geben oder eine Handvoll Lehm oder eine tote Kröte.

»Etwas Schönes«, antwortete Dan. »Der Verlierer bestimmt es selbst. Aber es muss etwas Gutes sein.«

Die Wette kam mir seltsam vor, aber auch interessant.

»Einverstanden«, sagte ich.

An jenem Abend spielte Dan richtig schlecht.

»Legst du es darauf an zu verlieren?«, fragte ich ihn.

»Nein!«, sagte er. Aber er verlor trotzdem.

»Gewonnen!«, rief ich. »Ich habe gewonnen! Was bekomme ich jetzt? Sag schon!«

Aber Dan wollte es mir nicht verraten.

»Nicht hier«, sagte er. »Es ist noch geheim. Morgen bekommst du es, nach dem Unterricht.«

Jeden Morgen hatte ich Unterricht bei unserem Geistlichen, Father Henry. Ich lernte Latein und Griechisch und Englisch sowie alles über Gott und Jesus. Dan hingegen lernte von meinem Vater lauter Dinge, die ein Ritter beherrschen musste, wie Bogenschießen, Schwertkampf oder Lanzenstechen. Auf Englisch konnte er nicht einmal Hallo sagen.

»Wieso sollte ich Englisch lernen?«, fragte er. »Alle wichtigen Leute sprechen Französisch.«

Das stimmte. Aber mein Vater war der Meinung, eine Dame solle auch Englisch sprechen.

»Eines Tages wirst du dein eigenes Heim haben und eigene Dienstboten«, sagte er. »Dann solltest du auch mit denen sprechen können, die für dich arbeiten.«