Eine Lüge, die Liebe, meine Familie und ich 6 - Miriam Covi - E-Book

Eine Lüge, die Liebe, meine Familie und ich 6 E-Book

Miriam Covi

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Beschreibung

Lügen haben runde Bäuche! - Teil 6 des sechsteiligen Serials »Eine Lüge, die Liebe, meine Familie und ich« Weil ihre Cousine heiratet, reist Nina Behringer nach Rocky Harbour an der kanadischen Atlantikküste. Früher hat sie hier oft ihre Sommerferien verbracht – bis Matt ihr das Herz brach. Vierzehn Jahre ist das nun her. Vierzehn Jahre und zehn Kilogramm. Wieso muss ihr da als allererstes nach ihrer Ankunft Matt über den Weg laufen, der zu allem Überfluss noch attraktiver ist als damals - und kein bisschen zugenommen hat? Und warum muss ihre reizende Cousine auf Ninas Bauch starren und entzückt fragen, ob sie schwanger sei? Kurzerhand bejaht Nina die indiskrete Frage. Diese kleine Bauchlüge erweist sich aber als äußerst unpraktisch, als ihr klar wird, dass ihre Gefühle für ihre erste große Liebe alles andere als erkaltet sind. Dumm nur, dass ihr Ex nichts mehr hasst als Lügner. Als auch noch der Rest von Ninas exzentrischer Familie auftaucht, nimmt das Chaos in den kanadischen Wäldern seinen Lauf ... Ein witziges, aber auch berührendes Verwirrspiel in der aufregenden Umgebung Kanadas!

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Seitenzahl: 108

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Miriam Covi

Eine Lüge,die Liebe,meine Familieund ich

Serial Teil 6

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49Epilog
[home]

Kapitel 42

Es ist der Vormittag unseres vierten Tages auf Cape Breton, als ich zum ersten Mal wieder Handyempfang habe.

Cape Breton bietet zwar atemberaubende Natur, aber leider auch ein mehr als dürftiges Handynetz. Ausgerechnet an Bord eines Motorbootes namens »Sea Breeze«, auf dem wir gemeinsam mit neun weiteren Touristen sitzen, piept es in meiner Umhängetasche. Während die vier Japaner, zwei Amerikaner, die dreiköpfige deutsche Familie und meine Schwester wie gebannt auf den Atlantik hinausstarren, in der Erwartung, einen Wal zu sehen, höre ich meine Voicemail ab.

Ich habe zwei neue Nachrichten.

Ich drücke auf die Taste 1 und warte auf die erste Mitteilung, während ich auf meine kunterbunten Fußnägel schaue. Und auf die ganze rote Verquollenheit meiner Beine darüber.

Nach unserer ersten unbequemen Nacht auf dem Campingplatz haben Leo und ich beschlossen, in ein Motel umzusiedeln. Wir versuchten, unser Zelt und die Schlafsäcke trocken zu bekommen, was uns leider nicht wirklich gelang – und was den muffigen Geruch in meinem Mietwagen erklärt. Auf dem Weg Richtung »Cape Breton Highlands Nationalpark« hielten wir nach einem Drogeriemarkt und einem Motel Ausschau. Beides fanden wir zum Glück und checkten wenig später mit einer Tube Gel gegen Juckreiz durch Insektenstiche und ein paar Nagellackfläschchen im »Highland Motel« ein.

»Was wir jetzt brauchen, sind schöne Füße«, hatte Leo im Drogeriemarkt verkündet. »Dann fallen auch deine zerstochenen Beine nicht mehr so auf.«

Während ich auf der »Sea Breeze« sitze und Isas Stimme auf meiner Voicemail zuhöre, wackele ich mit meinen Zehen, deren Nägel mir in Pink, Lila, Gelb, Orange und Türkis entgegenleuchten. Doch auch diese ganze Farbpracht kann nicht von meinen Beinen ablenken. Ich sehe genau, dass das kleine deutsche Mädchen, das mir gegenübersitzt, mit einer Mischung aus Ekel und Belustigung auf das starrt, was mal meine Schienbeine waren. Bevor Blutsauger über sie hergefallen sind.

Gedankenverloren kratze ich mich an einem Mückenstich und lasse dann das Handy sinken. »Scheiße.«

Das kleine Mädchen reißt die Augen auf und rammt seinem Vater den Ellbogen in die Seite. »Die Frau hat das S-Wort gesagt«, verkündet die Kleine und sieht mich beinahe andächtig an.

Ich grinse den Vater entschuldigend an und wende mich dann Leo zu. Meine Schwester scheint gar nicht mitbekommen zu haben, dass ich meine Voicemail abgehört habe. Sie hält ihr Gesicht in die frische Meeresbrise und starrt Richtung Horizont, wo leider weit und breit kein Wal zu sehen ist.

»Wann sehen wir denn endlich einen Wal?«, jammert das deutsche Mädchen.

»Leo, welcher Tag ist heute?«, frage ich.

Ohne mich anzusehen, sagt meine Schwester: »Samstag.«

»Scheiße!«

»Schon wieder, Papa, hast du das gehört?«

»Leo, wieso hast du das denn nicht früher gesagt?«

Nun schaut meine Schwester mich doch an. Sie streicht sich ein paar wild im Wind tanzende Locken aus dem Gesicht und fragt: »Warum? Was dachtest du denn, was heute für ein Tag ist?«

»Freitag!«

»Nee, tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Von wem war denn die Nachricht?«

»Eine war von Papa, der sich Sorgen macht, weil wir uns so lange nicht gemeldet haben. Und die zweite war von Isa. Mensch, Leo, die Hochzeit ist heute und Isa wollte wissen, wo ihre Brautjungfern stecken!«

»Scheiße in Tüten.«

»Papa!«

 

Die übrigen Touristen fanden es nicht so lustig, dass Leo akute Schwangerschaftsübelkeit simulierte und den Kapitän der »Sea Breeze« eindringlich darum bat, sie und mich vorzeitig in den Hafen von »Neil’s Harbour« zurückzubringen. Aber diese Umstände erforderten einfach egoistisches Handeln. Ich entschuldigte mich tausendmal auf Deutsch und Englisch bei den Touristen, die immer noch keinen Wal zu Gesicht bekommen hatten, und folgte meiner Schwester so schnell wie möglich die Gangway hinab und auf festen Boden.

Wenn die Touristen uns jetzt sehen könnten, wüssten sie sofort, dass Leo die Übelkeit vorgetäuscht hat.

»Leo, fahr nicht so schnell, du bist schwanger!«

»Willst du nun als Brautjungfer bei Isas Hochzeit dabei sein oder nicht?«

Natürlich will ich das. Besonders, weil Isa gestern Abend nicht auf meine Voicemail gesprochen, sondern geweint hat. Geweint! Mit gebrochener Stimme hat sie gefragt, ob ich ihr nicht verzeihen könnte, dass sie damals mit Matt geschlafen hat. Das sei doch so lange her, sie sei damals jung und dumm gewesen. Und Matt auch. Ob wir nicht zurückkommen und ihre Brautjungfern sein könnten, denn die Hochzeit fände nun doch statt, so wie geplant.

Ich schlucke, als ich an ihr Schluchzen denke. Ganz verziehen habe ich die Sache zwar weder ihr noch Matt. Aber nach all dem, was Isa in den letzten Tagen durchgemacht hat, kann ich nicht einfach ihrer Hochzeit fernbleiben. Ich bin so froh, dass die Feier nun doch stattfinden soll! Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass Isa es sich anders überlegen und nicht alles absagen würde. Unser Plan war, morgen in aller Frühe wieder zurück nach Rocky Harbour zu fahren. Weil ich glaubte, morgen wäre Samstag. Und Leo glaubte, die Hochzeit fände Sonntag statt.

»Ich habe Schwangerschaftsdemenz«, sagte Leo, als wir am Rande des Hafens in unseren Mietwagen sprangen, »aber was hast du für eine Entschuldigung?«

Das frage ich mich auch, während ich tiefer in den Beifahrersitz rutsche. Zwar gefällt es mir gar nicht, wie Leo das Gaspedal durchdrückt (immerhin könnte vor unserem Wagen plötzlich ein Elch den Trans-Canada-Highway überqueren!), aber wir haben wohl keine andere Wahl. Wenn wir Isas Trauung nicht verpassen wollen, müssen wir die gut sechseinhalb Stunden Fahrtzeit irgendwie auf sechs Stunden verkürzen. Denn es ist jetzt elf Uhr vormittags und die Trauung soll um 17 Uhr stattfinden. Allerdings nicht in der Smugglers’ Cove Marina.

»Ich hoffe, Leo und dir geht es gut?«, hat Papa bereits vorgestern besorgt auf meine Voicemail gesprochen. »Denkt daran, dass Samstag Isas Hochzeit ist. Sie findet zum Glück wie geplant statt. Allerdings nicht in der Marina. Ich habe Hermann zwar gestern den ganzen Tag beim Zersägen der Bäume geholfen, aber es gibt einfach zu viele Schäden ums Haus herum, die nicht so schnell repariert werden können. Matt hat alle Hände voll zu tun mit Carries Dach und dem Dach der Blacks und dem Carport von Luke LeBlanc, unter dem sein Auto begraben ist … Na ja, auf jeden Fall feiern wir die Hochzeit jetzt bei uns am See.«

 

»Ich kann es nicht fassen, dass die Hochzeit wirklich bei uns in der Blueberry Lodge stattfinden soll«, sage ich und blinke rechts, um den Highway bei der Ausfahrt »Rocky Harbour« zu verlassen. Ich habe Papa noch an Bord der »Sea Breeze« angerufen und konnte ihm sagen, dass wir auf dem Rückweg seien, bevor das Handynetz sich mal wieder verabschiedete und das Gespräch zusammenbrach.

»Und ich kann nicht fassen, dass du nicht stärker auf die Tube drückst«, sagt Leo und schaut auf ihre Armbanduhr. »Es ist schon kurz nach 17 Uhr. Isa wird uns umbringen!«

»Umziehen müssen wir uns auch noch«, murmele ich mit einem flüchtigen Blick auf mein verschwitztes Achselshirt. Der Gedanke daran, dass am See eine ganze Hochzeitsgesellschaft auf uns wartet, lässt meinen Magen Kopfstand machen. Ich biege auf die Küstenstraße ab, die uns nach Rocky Harbour führen wird, und drücke das Gaspedal durch. Zum Glück habe ich hier, auf dieser einsamen Strecke, noch nie eine Verkehrskontrolle erlebt.

»Verdammt!«

»Was ist denn los?«

Ich schaue in den Rückspiegel und bekomme schweißnasse Hände. Hinter uns ist ein Polizeiauto. Mit Blaulicht.

»Ich werde gerade zum ersten Mal in meinem Leben von der Polizei angehalten, das ist los!«

»Echt, zum ersten Mal? Du liebes Lottchen, was bist du für eine brave Autofahrerin?«

Ich werfe Leo einen genervten Blick zu, während ich auf dem Grasstreifen am Straßenrand anhalte. Hinter mir hält das Polizeiauto, und ein uniformierter Beamter steigt aus. Oh nein. Das ist doch …

»Hallo, Nina«, sagt Brian Lloyd, als er sich zu meinem offenen Fahrerfenster herabbeugt. »So sieht man sich wieder.«

»Hi, Brian«, sage ich und weiß nicht so recht, ob ich erleichtert sein soll, weil es sich um keinen fremden Polizisten handelt, oder ob ich mich lieber in Grund und Boden schämen soll. Weil ich zu schnell gefahren bin. Und weil das letzte Mal, als ich Brian gesehen habe, Matts Hände unter meinem T-Shirt waren.

»Ist das deine Schwester?«, fragt Brian und schaut zu Leo hinüber.

»Genau die bin ich«, sagt Leo und schenkt dem Polizisten ein kokettes Lächeln. An der leicht rötlichen Färbung, die Brians Wangen annehmen, lässt sich deutlich erkennen, dass Leos Charme bei ihm auf fruchtbaren Boden fällt.

»Freut mich, freut mich«, sagt er und kratzt sich in offensichtlicher Verlegenheit am glattrasierten Kinn. Schade, dass Leo in ihrer »lesbischen Phase« ist, denke ich, während ich Brian mustere. Mit seinen rotblonden Haaren und den Sommersprossen auf der Nase ist er zwar nicht mein Typ, aber er sieht nicht schlecht aus.

»Hör mal, Brian«, setze ich zu meiner Verteidigung an, solange er noch von Leos Lächeln verzaubert ist, »ich weiß, ich bin zu schnell gefahren, aber es handelt sich um einen Notfall.«

»Geht es dir nicht gut?«, fragt Brian besorgt, und sein Blick wandert zu meinem Bauch. Natürlich hat auch er von meiner Schwangerschaft gehört. Nur leider anscheinend nicht vom Ende meines Lügenmärchens.

»Ihr geht es gut, sie ist nämlich gar nicht schwanger«, sagt Leo und streicht sich eine Locke aus der Stirn. »Dafür bin ich es! Mir geht es aber auch gut.«

Brian schaut ziemlich verdattert von meinem Bauch zu Leos Bauch und wieder zurück. Ich kann ihm seine Verwirrung nicht verdenken.

»Nina ist nur deshalb ein kleines bisschen zu schnell gefahren, weil unsere Cousine Isabel heute heiratet – eigentlich genau jetzt. Und wir sind die Brautjungfern.«

»Oh.« Erschütterung löst die Verwirrung auf Brians Gesicht ab. »Das ist nicht gut.«

»Eben«, bestätigt Leo. Ich nicke zustimmend.

»Wo findet die Hochzeit denn statt?«

»Bei uns am Blueberry See«, sage ich.

»Na, dann mal los, die Damen. Ich fahre voraus, ihr folgt mir.«

Und das tun wir. Zum ersten Mal in meinem Leben überfahre ich eine rote Ampel. Was für ein Gefühl! Brian heizt mit Blaulicht und Sirene vor uns die Küstenstraße entlang, und ich drücke das Gaspedal durch. Leo kommt aus dem Juchzen gar nicht mehr heraus.

»Wie in einem Actionfilm! Das ist super!«

Nach rekordverdächtigen fünf Minuten sind wir bereits in Rocky Harbour, düsen die Dorfstraße entlang und erreichen schließlich unseren Waldweg. Brian hält auf der rechten Straßenseite, während ich unseren Wagen nach links in den Wald lenke. Leo lehnt sich aus dem Beifahrerfenster und schreit: »Du bist super, Brian, wir lieben dich!«

Im Rückspiegel sehe ich deutlich, dass Brian knallrot wird, während er uns aus seinem Polizeiauto hinterherwinkt. Ich winke ebenfalls in den Rückspiegel und werfe ihm eine Kusshand zu.

[home]

Kapitel 43

Als wir uns der Blueberry Lodge nähern, beschleunigt sich mein Herzschlag. Wird Matt da sein? Natürlich wird er das. Er und die »Rocking Reverends« machen ja sogar Musik, fällt mir siedend heiß ein. Vor der Einfahrt unserer Lodge stehen viele Autos, so dass Leo und ich in einigem Abstand parken müssen.

»Ob sie schon angefangen haben?«, frage ich und schaue nervös in Richtung See. Ich habe keine Ahnung, wo genau die Trauung überhaupt stattfinden soll.

»Das finden wir kaum heraus, wenn wir hier im Auto bleiben«, sagt Leo und hüpft auch schon aus dem Wagen. Ich steige ebenfalls aus.

»Nina, Leo!« Noch bevor ich die Fahrertür hinter mir zugeschlagen habe, kommt ein Traum in Weiß auf uns zugestürmt. »Ihr habt es geschafft, Gott sei Dank!«

Ehe ich mich versehe, schmeißt meine Cousine sich in meine Arme und drückt mich rückwärts gegen den Mietwagen. So wie bei meiner Ankunft am Blueberry-See vor einer gefühlten Ewigkeit. Ich schiebe sie sanft von mir weg und schaue sie an. Sie sieht aus, wie man sich eine perfekte Braut vorstellt: Das weiße Seidenkleid umspielt ihre schlanke Figur, das goldblonde Haar fällt in Wellen auf ihre Schultern und wird am Hinterkopf vom hauchdünnen Tüll ihres Schleiers bedeckt. In einer Hand hält Isa einen Strauß aus rosa Heckenrosen, gelben Rudbeckien und orangefarbenen Lilien, eingefasst von zartgrünen Farnblättern. Wunderschön.

»Isa, nicht weinen, du ruinierst dein Make-up«, sage ich besorgt und wische ihr spontan über die Wangen.

»Kannst du mir verzeihen?«, schluchzt meine Cousine, und ihre rosa bemalten Lippen beben gewaltig.

»Lass uns später in Ruhe darüber reden«, sage ich und werfe einen Blick über Isas Schulter. Meine Tante Helga nähert sich mit dem Schritt eines Generals, der in den Kampf zieht.

»Da seid ihr ja endlich! Wegen euch sitzen alle Gäste seit einer viertel Stunde herum und fragen sich, wann die Trauung endlich anfängt!«

»Hallo, Tante Helga, schön, dich zu sehen«, sagt Leo. »Wir haben alles gegeben, wir hatten sogar eine Polizeieskorte bis zum See.«

Unsere Tante sieht Leo an und scheint sich zu fragen, was ihre Nichte getrunken oder geraucht hat. Ich muss ein Kichern unterdrücken. Was mir vergeht, als Tante Helga sagt: »Ihr zwei seht furchtbar aus.«