Eine Novelle aus dem Powder-Mage-Universum: Mord im Kinnen-Hotel - Brian McClellan - E-Book

Eine Novelle aus dem Powder-Mage-Universum: Mord im Kinnen-Hotel E-Book

Brian McClellan

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Beschreibung

Sonderermittler Adamat ist vielleicht der fähigste junge Ermittler in ganz Adopest. Er ist schlau, aufmerksam, und seine besondere magische Fähigkeit verleiht ihm ein perfektes Gedächtnis. Seine Versetzung ins Erste Revier scheint die perfekte Gelegenheit zu sein, sein Können unter Beweis zu stellen und seine Karriere voranzutreiben. Doch im Ersten Revier läuft der Hase anders. Durch den Mord an der Geliebten eines Geschäftsmannes wird Adamat in eine unerwartete Welt voller Verschwörungen und politischen Machenschaften gezogen, wo er seinen ganzen Verstand aufbringen muss, um seinen unsichtbaren Feinden einen Schritt voraus zu sein und seine Freunde – und sich selbst – vor der Guillotine zu bewahren. Die fantastische Romansaga wird derzeit als TV-Serie umgesetzt.

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Eine Novelle aus dem Powder-Mage-Universum

von

Brian McClellan

Ins Deutsche übersetzt vonJohannes Neubert

Die deutsche Ausgabe von

MORD IM KINNEN-HOTEL – EINE NOVELLE AUS DEM POWDER-MAGE-UNIVERSUM

wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.

Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: Johannes Neubert; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Kerstin Feuersänger; Korrektorat: Peter Schild; Satz: Rowan Rüster; Cover-Illustration: René Aigner.

Titel der Originalausgabe:

MURDER AT THE KINNEN HOTEL copyright © Brian McClellan, 2014. All rights reserved.

Published by Arrangement with Brian McClellan

German translation copyright © 2021, by Cross Cult.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

E-Book ISBN 978-3-96658-401-2 (Mai 2021)

WWW.CROSS-CULT.DE

INHALT

Mord im Kinnen-Hotel

MORD IM KINNEN-HOTEL

Zweiundzwanzig Jahre vor den Ereignissen aus »Blutschwur« …

Adamat stiefelte durch den Matsch und Schnee auf den Straßen und betrat den freigeschaufelten Zugang zum Haus des Viscount Brezé. Das vierstöckige Stadthaus im Samalian-Bezirk war von einem drei Meter hohen, schmiedeeisernen Zaun umgeben, und der winzige Vorgarten war schneebedeckt. Ein halbes Dutzend Polizisten wuselte auf der Straße vor dem Stadthaus herum, und im Inneren des Hauses befanden sich wahrscheinlich noch einmal doppelt so viele. Zwei große Polizeiwagen parkten auf der Straße und blockierten sie, was nur dafür sorgte, dass die wachsende Traube von Schaulustigen noch größer wurde.

Subtiles Vorgehen, dachte sich Adamat, ist nicht die Stärke der Adopester Polizei vom Ersten Revier.

Sein altes Revier wäre niemals so schlampig gewesen. Das würde er gegenüber dem Captain erwähnen müssen. Eine Ansage an die Kutscher, nicht mitten im Verkehr zu parken, würde schon ausreichen. Er betrat das Haus, zog seinen Übermantel und seinen Hut aus und schüttelte den geschmolzenen Schnee ab, bevor er beides dem Butler übergab.

»Wer sind Sie?«, fragte der Butler mehr als nur ein wenig feindselig. »Niemand sonst darf das Haus betreten. Es trampelt hier schon jeder ein und aus, und die Dame des Hauses …«

»Ich«, fiel Adamat ihm ins Wort, »bin Sonderermittler Wachtmeister Adamat. Ich bin hier auf Geheiß des Reviercaptains. Bitte zeigen Sie mir, wo sich der Tatort befindet.«

Der Butler schloss seinen Mund und richtete sich kerzengerade auf. Er nahm Adamats Hut und Stock entgegen und zeigte den Gang hinunter. »Im Esszimmer.«

Adamat verfluchte seine Dummheit, als er in Richtung Esszimmer ging. Er hätte den Butler ausreden lassen sollen. Was war mit der Dame des Hauses? Hatte sie einen Wutanfall? Trauerte sie? Irgendetwas dazwischen? Es hätte ihm weitere Informationen gegeben, mit denen er sich ein Bild von den politischen Verhältnissen des Haushalts hätte machen können. Denn Politik würde eine Rolle spielen. Hinter jedem Adligen, der seine Spielchen auf dem großen Spielfeld der adronischen Politik spielte, stand ein ganzer Haushalt, in dem jeden Tag ganz ähnliche Spielchen in einem kleineren Rahmen gespielt wurden.

Und manchmal, so wie an diesem Morgen, führten diese Spielchen zu Mord.

Er gab dem Wetter die Schuld für seine Ungeduld und schlüpfte zwischen zwei Polizisten hindurch, die am Eingang zum Esszimmer standen und glotzten. Im Esszimmer hielt er kurz inne, um ein Taschentuch aus seiner Tasche zu holen und es sich vor die Nase zu halten.

Er hatte in seiner jungen Karriere bei der Adopester Polizei schon schlimmere Tatorte gesehen, aber nicht viele.

Viscount Brezé war ein großer, schlanker Mann in seinen Dreißigern gewesen, der vorzeitig kahlköpfig geworden war und seinen Schnurrbart lang wachsen gelassen hatte, um eine vorstehende Oberlippe zu verbergen. Er lag mit dem Gesicht nach unten in der Nähe der kalten Feuerstelle inmitten eines dunkelroten Flecks. Im halben Esszimmer waren Blut und Stückchen seines Gehirns und Schädels verteilt.

Adamat sah sich den Tatort an und prägte sich alles innerhalb eines Augenblicks in sein Gedächtnis ein. Dazu bediente er sich seiner Begabung, einer geringen magischen Fähigkeit, die es ihm erlaubte, sich an absolut alles zu erinnern. Er fragte sich, wie irgendein Polizeiermittler ohne diese Fähigkeit zurechtkam.

Er bemerkte die blutige Bratpfanne, die in der Ecke lag, und den blutverschmierten Kerzenhalter neben der Leiche.

Ein Mann mittleren Alters mit schmaler Taille und breiten Schultern kniete über der Leiche des Viscounts. Wie Adamat trug er eine braune Anzugjacke und eine dazu passende Weste und Hose anstatt dem Schwarz und Silber der Adopester Polizei, aber sein Auftreten und die Sorgfalt, mit der er die Leiche untersuchte, reichten aus, dass Adamat bereits eine Ahnung hatte, um wen es sich handelte.

»Leutnant Dorry?«, fragte Adamat.

»Der bin ich«, antwortete Dorry. Ohne aufzusehen, winkte er die beiden Polizisten im Eingang zu sich. »Dann wollen wir ihn mal umdrehen.«

»Warten Sie noch einen Moment«, sagte Adamat. »Ich würde mir die Leiche gerne noch ein paar Momente lang anschauen, bevor sie bewegt wird.«

Dorry schaute leicht verärgert hoch. »Und Sie sind?«

»Sonderermittler Wachtmeister Adamat.«

»Oh. Sie.« Dorry schniefte. »Sie sind mit dem neuen Captain vom Zwölften Revier gekommen?«

»Das bin ich«, antwortete Adamat. »Sobald ich heute Morgen angekommen war, hat mich der Captain hierhergeschickt. Ich kann ab hier übernehmen.«

Dorry schaute fassungslos zu den beiden Polizisten hoch. »Wie alt sind Sie?«

»Dreiundzwanzig«, antwortete Adamat und versuchte, seine Verärgerung zu verbergen. Alle wollten immer sein Alter wissen. Alter taugte höchstens als Gradmesser dafür, wie viel Erfahrung man besaß, aber Adamat hatte mehr Erfahrung als Ermittler als der Großteil der adronischen Polizei.

»Aha. Und seit wann«, fragte Dorry, »gibt hier ein Wachtmeister die Befehle?«

Adamat richtete sich auf. »Beim Zwölften Revier habe ich bei neun Morden die Ermittlungen geleitet, und jeder dieser Fälle wurde erfolgreich abgeschlossen.«

»Ein Wachtmeister als Ermittler«, sagte Dorry mit einem falschen Lachen. »Ich leite diese Ermittlung. Dieses Revier ist direkt dem Kommissar unterstellt. Ganz gleich, welche Privilegien Ihnen der Captain in Ihrem alten Revier eingeräumt hat, hier läuft der Hase anders. Wachtmeister leiten keine Ermittlungen, vor allem nicht bei einem Fall, bei dem der Adel involviert ist.«

Adamat blinzelte Dorry an und versuchte, sein Vorgehen zu überdenken. Er war nicht mehr im Zwölften. Und Dorry hatte recht, normalerweise leiteten Wachtmeister keine Fälle dieser Art. Er kannte diese Polizisten noch nicht, und sie kannten weder ihn noch seine Fähigkeiten. Er würde sich gedulden müssen.

»Ich bin nur hier, um zu helfen.« Adamat breitete freundschaftlich die Arme aus.

Dorry beäugte ihn ein paar Momente. »Nun«, sagte er dann, »leider werden wir Ihre Talente heute nicht in Anspruch nehmen müssen, Wachtmeister.«

Adamat umkreiste die Leiche, wobei er sorgfältig darauf achtete, nicht in das getrocknete Blut zu treten. Er bemerkte mehrere Blutspuren, die von der Leiche wegführten. »Sie haben bereits einen Verdächtigen?«

»Eine Verdächtige.«

»Und sie hat gestanden?«

»Noch nicht, aber das wird sie vor Ende des Tages. Es ist ein einfacher Fall. Ich bin mir sicher, dass selbst Sie das sehen können.«

Adamat vollendete den Kreis und hielt inne, um seinen Frust nicht zu zeigen. Im Kopf ging er durch, was er über Dorry gehört hatte: Er war ein starrköpfiger Ermittler, faul an seinen schlechtesten Tagen und nachlässig an seinen besten – und das waren Informationen, die er von Dorrys Freunden hatte. Er war außerdem der Neffe des Kommissars.

»Und wer war es?«, fragte Adamat.

Dorry stand auf und ließ die Leiche von den beiden Polizisten umdrehen. Auf der Vorderseite von Brezés Abendjacke klebte getrocknetes Blut, sein Gesicht war erstarrt mit offenem Mund und leeren, trüben Augen. Dorry verschränkte die Arme und schenkte Adamat ein schmales Lächeln. »Sie sind der Starermittler des Zwölften. Erzählen Sie’s mir.«

»Ich vermute«, sagte Adamat, »dass Sie die Köchin beschuldigen.«

Die beiden Polizisten tauschten einen Blick aus. »Dafür hat Dorry zwei Stunden gebraucht«, flüsterte einer von ihnen.

Dorry warf ihnen beiden einen bösen Blick zu. »Und wie sind Sie zu dem Schluss gekommen?«

»Da wäre zunächst die Bratpfanne«, sagte Adamat. Er durchwühlte seine sauber abgespeicherten Erinnerungen und suchte Zeitungsartikel, Gerüchte und sonstige Quellen nach Informationen über Viscount Brezé ab. »Es war bekannt, dass der Viscount sich gerne an seinen Bediensteten vergriff. Die letzte Köchin, die er angestellt hat, ist eine stämmige Frau mit starken Unterarmen, die durchaus fähig wäre, solchen Schaden mit ihren Schlägen anzurichten, aber dennoch attraktiv genug, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.«

»Woher zur Grube«, fragte Dorry, »wissen Sie bitte den letzten Teil?«

»Aus der Klatschspalte der Zeitung von vor siebzehn Tagen«, antwortete Adamat. »Wo ist sie?«

»Wird gerade im Wohnzimmer befragt«, sagte Dorry.

»Und Lady Brezé?«

»Oben. Sie will mit niemandem sprechen, bis diese Sache vorüber ist. Ihre Schwester kümmert sich um das Personal und spricht mit uns.«

Adamat legte den Kopf leicht schief. Er meinte, zu hören, wie eine Frau am anderen Ende des Ganges weinte – nein, hysterisch heulte. Es war zweifellos das Geräusch einer Person, der vorgeworfen wurde, einen Adligen getötet zu haben.

»Es war wahrscheinlich Selbstverteidigung«, sagte Dorry. »Vollkommen verständlich. Er musste versucht haben, sich ihr aufzudrängen.«

»Aber sie hat einen Adligen getötet. Dafür kommt sie garantiert unter die Guillotine.« Adamat hielt inne. »Der Viscount wurde bewusstlos geschlagen, und dann wurde mit großer Gewalt auf ihn eingeprügelt. Verrät Ihnen das irgendwas?«

»Ja«, sagte Dorry knapp. »Dass sie ihn töten wollte.«

»Ja.« Adamat seufzte innerlich. Dies war ein Verbrechen aus Rage, nicht aus Verzweiflung gewesen. Jemand musste die Bratpfanne fallen gelassen und dann den Kerzenhalter genommen haben und sichergegangen sein, dass Brezé tot war, indem er ihm dreißig oder vierzig Sekunden lang unentwegt den Schädel eingeschlagen hatte. Natürlich konnte er nicht sagen, ob die Köchin zu solcher Rage fähig war. Er würde sie unter vier Augen befragen müssen.

Dorry nickte langsam mit zusammengekniffenen Augen. Er reckte Adamat herausfordernd das Kinn entgegen. »Na gut, Wachtmeister. Was meinen Sie, was passiert ist?«

»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Adamat. »Ich versuche, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Aber ich denke nicht, dass wir andere Arten von Fremdeinwirkung ausschließen können.«

»Aha, und wer könnte es sonst gewesen sein?«

»Das werden wir herausfinden müssen. Wir müssen nach Motiven suchen und herausfinden, wer dazu fähig war. Ich würde Selbstverteidigung ausschließen – also das Motiv der Köchin –, weil er von hinten getroffen wurde. Ich werde das Personal befragen müssen.«

Dorry grinste höhnisch. »Das tun meine Männer bereits. Die Köchin ist die Einzige, die stark genug ist, um das hier zu bewerkstelligen. Sie haben den Butler gesehen. Er ist steinalt, und er ist noch so ziemlich der Rüstigste von allen, die sich zur Tatzeit im Gebäude befunden haben.«

»Könnte es ein Einbruch gewesen sein?«

»Alle Fenster und Türen waren letzte Nacht und heute Morgen abgeschlossen.«

»Was ist mit Lady Brezé?«

»Als Zeugin?«

»Als Tatverdächtige.«

Dorry schnaubte. »Lady Brezé ist dünn wie ein Zweig.«

»Lady Brezé war Preisboxerin an der Universität von Jileman und hat ihren Ehemann öffentlich für seine Liebeleien getadelt.«

»Sie ist außerdem eine Cousine zweiten Grades unseres verehrten Monarchen«, sagte eine Stimme von der Tür.

Adamat, Dorry und die beiden Polizisten beugten die Köpfe. Kommissar Aleksandre war ein Bär von einem Mann mit einem roten Gesicht und langem blondem Haar, das er streng hinter dem Kopf zurückgebunden hatte. Er war die Art von Person, die mit ihrer Größe und reinen Präsenz jeden Raum beherrschte. Er blähte die Nasenflügel auf, während er den Tatort über seinen Nasenrücken in Augenschein nahm.

»Ich habe etwas von einer Köchin gehört?«, fragte Aleksandre.

»Ja, Sir«, sagte Dorry. »Unsere aktuelle Verdächtige.«

»Unsere erste Verdächtige, Sir«, fügte Adamat an. »Ich bin sicher, wir werden noch weitere haben.«

Aleksandre zog die Augenbrauen hoch und warf einen Blick zu Dorry. »Tut mir leid, wer waren Sie noch gleich, Wachtmeister?«

»Sonderermittler Adamat, Sir.«

»Aha«, sagte Aleksandre knapp. »Ich habe von Ihnen gehört. Der Begabte mit dem Gedächtnis?«

»Ja, Sir.«

»Wachtmeister«, sagte Dorry leise, »kann ich Sie kurz draußen sprechen?«

Adamat folgte Dorry in den Flur, wo Dorry ihn am Ärmel packte und in die Küche bugsierte.

»Was zur Grube denken Sie, was Sie da tun?«

»Ich habe mich dem Kommissar vorgestellt«, sagte Adamat sarkastisch. Dorry ging ihm langsam auf die Nerven, und wenn das passierte, neigte Adamat dazu, bockig zu werden. Er wollte einen Mordfall aufklären.

»Stellen Sie sich etwa absichtlich blöd?«, forderte Dorry. »Ich habe klargestellt, dass Sie diese Ermittlung nicht leiten.«

»Aber ich bin Teil der Ermittlung. Der Captain hat das klargestellt. Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen«, sagte Adamat.

»Der Captain weiß noch nicht, wie die Dinge im Ersten Revier laufen, Wachtmeister. Und Sie auch nicht.« Dorry stach Adamat einen Finger in die Brust. »Ich schlage vor, dass Sie schleunigst lernen, sich unterzuordnen. Und Sie werden mich nie wieder vor dem Kommissar bloßstellen.«

»Sind wir dann fertig?«, fragte Adamat.

»Das sind wir«, sagte Dorry. »Und jetzt verschwinden Sie von hier. Ich werde nicht zulassen, dass sich ein Ermittler, der frisch von der Polizeischule kommt, an meinem Tatort aufspielt.«

Vorhin war Adamat verärgert gewesen. Jetzt wurde er fuchsteufelswild. Von so einem selbstgerechten Schwachkopf von einer Ermittlung abgezogen zu werden … »Und ich werde nicht zulassen, dass eine unschuldige Köchin unter die Guillotine kommt, nur weil Sie schlampig arbeiten, Leutnant!« Adamat schloss den Mund, nachdem das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte, und sein Herz rutschte ihm in die Hose. Das war ein Fehler gewesen.

»Der Captain wird hiervon erfahren«, knurrte Dorry.

»Ja, das wird sie«, polterte Adamat zurück, obwohl sein Zorn verpufft war. Egal wie talentiert er war, er war zu weit gegangen, als er den Leutnant so angepflaumt hatte. Er zwang sich, ruhig zu atmen, und ging zurück zum Eingang, wo er seinen Hut und seinen Mantel vom Butler zurückforderte.

Er nahm eine Droschke zum Revier im Stadtzentrum und ging schnurstracks zum Büro des Captains. Er klopfte einmal und öffnete die Tür, als von drinnen ein knappes »Herein« ertönte.

Captain Hewi war eine sachliche Polizistin um die dreißig. Sie hatte braunes Haar und Augen, die alles zugleich wahrzunehmen schienen. Dank ihrer Fähigkeit, Kompetenz und Stadtpolitik in Einklang zu bringen, hatte sie es in weniger als zehn Jahren von der Wachtmeisterin zum Reviercaptain geschafft und sich bei ihrer Versetzung zum Ersten Revier aus irgendeinem Grund dazu entschieden, Adamat mitzubringen.

»Was tun Sie hier, Adamat?«, fragte Hewi. »Habe ich Sie nicht gerade zum Brezé-Anwesen geschickt?«

»Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Leutnant Dorry.« Adamat besaß die Geistesgegenwart, schuldbewusst aus der Wäsche zu gucken. Innerlich kochte er noch. Dorry war ein Schnösel.

»Sie machen Witze«, sagte Hewi.

»Nein, Ma’am. Ich vermute, er wird eine offizielle Beschwerde einreichen.«