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Anti-Feminismus und Diskriminierung von Behinderten sind noch immer Teil unserer Gesellschaft. Mit ihrer eigenen Biografie im Hintergrund setzt sich Rollstuhlfahrerin Sissy Harnack mit diesen Themen auseinander und fordert die Politik und Gesellschaft auf, sich mehr einzusetzen im Kampf gegen die Unterdrückung von Menschen mit Einschränkungen. Sowohl in eigenen Worten als auch aus dem Blick von fiktiven Personen, die ihre Geschichte erzählen, beschäftigt sich das Buch mit Themen wie sozialen Medien, sexualisierter Gewalt, Kinder- und Jugendpolitik, den Leistungen des Sozialstaats und Rechtsradikalismus. Ein Rundumschlag gegen die sozialen und gesellschaftlichen Mängel der heutigen Zeit und ein Appell an die Politik, Maßnahmen für mehr Inklusion und gegen die Diskriminierung zu ergreifen!
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2024
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.
© 2024 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99146-418-1
ISBN e-book: 978-3-99146-419-8
Lektorat: Andrea Sprenger
Umschlagfoto: Ruth Black | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
www.novumverlag.com
Autorenbeschreibung
Sissy Harnack ist eine deutsche gelernte Autorin. Sie will ihr Hobby gern zum Beruf machen. Seit 19.03.2007 betreibt * Sissy Harnack einen Blog. Dieser heißt: http://www.sissys-ziel.de. Auf diesem veröffentlicht sie Kurzgeschichten und Gedichte. Da * Sissy Harnack Rollstuhlnutzer*in ist, ist das Ziel ihrer Literatur, anderen Menschen mit Behinderung und queerem Lifestyle, mit Migrationsgeschichte, Mut zu machen, sich in die Mitte der Gesellschaft zu stellen und nicht an den Rand zu stellen. 2012 absolvierte sie den Studiengang Kreatives Schreiben erfolgreich.
Hochzeitspläne
Autor*in: Sissy Harnack
Wir schreiben das Jahr 1905. Willkommen in Welvihn. Nanu, was ist denn da los? Aus dem kleinen Schlösschen drang fürchterliches Geschrei. Kommt, wir sehen mal nach, was da los ist! Eine junge Frau mit langen, braunen Locken saß am Tisch, der inmitten des Esszimmers stand. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. Vor ihr stand eine alte Frau. Sie schaute verdrießlich drein. Dann fauchte sie wutentbrannt:
„Johann heiraten? Diesen Schweinehirten.“ Ich glaube, ich kläre euch jetzt mal besser auf: Die Frau, die am Tisch saß, hieß Laura Marie de Klod. Ihre Vorfahren waren adlig. Aber ihr Vater, der Thronerbe von Welvihn, hatte sich strikt gegen ein Leben im goldenen Käfig geweigert. Er mochte lieber seine Leidenschaft für ferne Länder bewahren, da er leidenschaftlich gern umherreiste. Auf seiner Entdeckungsreise in Italien verliebte er sich in eine Straßenkünstlerin. Sie brannten durch und später ereilte ihn das Vaterglück. Adelheids Mutter war verärgert über seinen Entschluss. Also bestieg sie den Thron. Doch da sie alt war, spielte sie mit dem Gedanken, Laura gut zu verheiraten. Doch diese verweigerte es, den Bund der Ehe einzugehen.
So, nun wisst ihr Bescheid: „Das muss ich mir nicht geben“, brüllte Laura Marie. Sie stürmte die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Dort stülpte sie sich ihren Reisemantel über. Rasch verriegelte sie die Tür, damit ihre Oma nicht auf dumme Gedanken kommen konnte. Ohne zu überlegen kletterte sie aus dem Fenster. Gott sei Dank konnte sie sich nix brechen, da die Fenster tief angelegt waren und sie gleich mit den Füßen auf der Wiese stand. Sie eilte auf dem schnellsten Weg in den Schweinestall, wo Laura Johann bei der Arbeit vorfand. „Ich hatte schon Sehnsucht nach dir“, sagte er. „Tut mir leid, aber Oma ist im Dreieck gesprungen. Ich musste rausschleichen“, antwortete sie. „Na, Hauptsache, du bist da“, erwiderte er und küsste sie. Die Kerze, die er in der Hand hielt, fiel zu Boden. Sekunden später stand der Schweinestall in lodernden Flammen. Hustend versuchten sie die Schweine zu retten. Doch zu spät. Sie waren tot. Rasch holten sie Wassereimer und löschten den Brand. „Tja, das war mal ein Schweinestall“, seufzte Johann. „Wir kriegen das schon hin“, tröstete sie ihn. Die Tür ging auf und der Gutsherr trat ein. Sein wütender Gesichtsausdruck und die Glatze ließen sein Gesicht wie eine Marzipankartoffel wirken. „Johann Mischberger, wer sonst?“ und er starrte Laura an, als sei sie eine Hexe. Offenbar war er völlig überrascht über ihre Gegenwart. Als er die Fassung wiedergewonnen hatte, verbeugte er sich vor ihr. „Oh, Ihre Hoheit, ich dachte nicht, dass Ihr hier seid. Offen gesagt ist das eine bodenlose Frechheit. Ich lasse den Nachtwächter rufen, er soll Euch nach Hause bringen. Es ist nicht nötig, dass Ihr für noch mehr Aufruhr sorgt und mit Eurer Oma werde ich auch ein Wörtchen reden. Nachts umherschleichen, wo gibt es denn sowas und noch dazu, wo Ihr die Gräfin von Welvihn seid“, rief er kopfschüttelnd. Er zog Johann am Ohr aus dem Schweinestall.
Am nächsten Morgen herrschte beim Frühstück auf dem Anwesen von Welvihn dicke Luft. „Bist du irgendwie sauer auf mich, Oma?“, fragte Laura mit großem Unbehagen in der Stimme. „Nein, ganz und gar nicht“, meinte sie ironisch. Laura versprach ihr hoch und heilig, nachts nicht mehr umherzuspazieren. Doch sie ließ sich von dem Plan, eine zusätzliche Magd einzustellen, nicht abbringen. Die Bewerberinnen für die Stelle waren alle entweder stinklangweilig, zu alt oder sie hatten zu verkorkste Ansichten. Laura musste schon einen Knoten in der Zunge gehabt haben, so oft wie sie Tante Adelheid „Ich mag sie nicht haben“ gesagt hatte. Doch dann kam er … Der Traummann schlechthin. Er war groß, schlank und hatte lockige, dunkle Haare. Im Schlepptau hatte er ein junges, verschüchtertes Mädchen, das die Stelle als Magd dringend brauchte. Der Mann war ihr Vater. Die beiden Mädels verstanden sich auf Anhieb. „Eure Enkelin ist von übersinnlicher Schönheit. Wenn sie erlaubt, würde ich ihr gern meine Aufwartung machen“, sagte er.