Eine verliebte Kuh, eine magische Karte und ein Strauß in geheimer Mission - Julie Berry - E-Book

Eine verliebte Kuh, eine magische Karte und ein Strauß in geheimer Mission E-Book

Julie Berry

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Beschreibung

Ungewöhnlich, phantastisch, skurril – ein turbulentes Fantasy-Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren.

Das Kaiserreich ist in heller Aufregung – der Thronfolger, ein verwöhnter und launischer Kerl, ist kurz vor seiner Krönung verschwunden. Und sein kaiserlicher Vogelstrauß wird auch vermisst. Wurden die beiden entführt? Eine groß angelegte Suche beginnt.

Auch Begonia ist auf der Suche, aber nach etwas ganz anderem, ihr ist ihre Lieblingskuh Afalfa entlaufen. Zusammen mit ihrem Freund Key besteht sie die verrücktesten Abenteuer und rettet schließlich sogar das ganze Kaiserreich. Ein Happy End für alle, auch für die verliebte Kuh und ihren kaiserlichen Strauß.

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Das Buch

Begonia hat ein Riesenproblem. Ihre beste Kuh, Alfalfa, ist entlaufen! Nicht ahnend, dass diese Reise ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird, bricht Begonia auf, um sie zu suchen. Eine magische Landkarte, ein tollkühner Vogel Strauß und ein entführter Kaiser sind dabei nur der Anfang eines unglaublichen Abenteuers, dessen Ausgang über das Schicksal des ganzen Kaiserreichs entscheidet.

Die Autorin

© Bruce Lucier

Julie Berry, hat einen Masterabschluss des Vermont College. Ihre Jugendbücher wurden für verschiedene Auszeichnungen nominiert, standen auf Bestenlisten und erhielten zahlreiche lobende Pressestimmen. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Söhnen in einem Vorort von Boston. Dort arbeitet sie als Marketingleiterin eines Start-up-Unternehmens.

Mehr über Julie Berry: www.julieberrybooks.com

Julie Berry auf Facebook: www.facebook.com/julieberrybookspage/

Der Verlag

Du liebst Geschichten? Wir bei Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH auch!

Wir wählen unsere Geschichten sorgfältig aus, überarbeiten sie gründlich mit Autoren und Übersetzern, gestalten sie gemeinsam mit Illustratoren und produzieren sie als Bücher in bester Qualität für euch.

Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

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Viel Spaß beim Lesen!

Nach Mitternacht außerhalb des Palastes.

In der Voliere, auf der anderen Seite der Palastgärten, schliefen unter leisem Gepiepe und Federgeraschel die Vögel der kaiserlichen Menagerie.

Ein Strauß, ein prachtvoller, männlicher Jungvogel, wurde aus dem Schlaf gerissen. Etwas lauerte dicht an seiner Seite in der Dunkelheit, doch nicht einmal seine riesigen Straußenaugen konnten erkennen, um was es sich handelte.

»Mein Freund, ich habe eine Mission für dich«, sagte das Etwas.

Der Strauß verstand vom Sprechen genauso wenig wie vom Kuchenbacken, doch in seinem Kopf tauchte das Bild eines kleinen, dürren Wesens auf. Sogleich kam ihm ein Straußenküken in den Sinn, denn er hatte nur ein sehr kleines Gehirn zum Denken. Er konnte ihn sehen. Seine Stimme hören. Seinen Geruch riechen. Dieser Mensch gehörte jetzt zu ihm.

»Finde ihn. Pass auf ihn auf.«

Dringlichkeit. Der Strauß spürte, wie sie ihm durch die langen Glieder fuhr. Er stand auf und breitete seine schützenden Flügel aus. Er musste dieses Menschenküken finden. Es tat nichts zur Sache, dass dieser junge Straußenvogel noch keine Partnerin gefunden, geschweige denn ein eigenes Küken aufgezogen hatte. Der Beschützerinstinkt eines Straußenvaters hatte ihn ergriffen. Er war bereit, loszurennen und zu kämpfen, wenn es nötig war.

Das Etwas in der Dunkelheit war verschwunden. Der Strauß fühlte seine Abwesenheit wie einen Lufthauch. Doch die Erinnerung, die dringende Aufforderung, war noch deutlich spürbar.

Finde ihn.

Er stakste durch die Voliere, entdeckte die Tür zu seinem Gehege und die Pforte zu den Gärten, die beide aufschwangen. Das war seltsam, doch die Frage nach dem Warum war nicht sein Fachgebiet. Er schritt durch knöchelhohes, nasses Gras und lauschte.

Finde ihn.

Die Zeit verstrich, er wusste nicht wie viel, doch nicht zu finden, was er suchte, schmerzte ihn.

Ein Schrei zerriss die stille Nachtluft.

Gefahr? Ein Schakal? Ein Löwe? Ein Jäger? Eine Bedrohung für sein Menschenküken? Der Strauß fing an zu laufen. Seine kräftigen Beine wirbelten durch die Luft und trugen ihn voran.

Da, am Palastgebäude. Eins der hohen Fenster war erleuchtet. Es flog auf und eine Gestalt krabbelte nach draußen. Sie bewegte sich weg vom Fenster und balancierte den schmalen Sims entlang, rutschte ab und drohte zu stürzen, schaffte es geradeso, sich mit den Beinen strampelnd am Sims festzuhalten. Doch nicht allzu weit oben. Genau die richtige Höhe, dass der Strauß zu seinem Menschenküken rennen konnte, um es durch sein tiefes Brummen zu beruhigen. Der Mensch stieß einen Schrei aus, bevor er sich fallen ließ und auf dem Straußenrücken landete, wo er seine Beine unter die Flügel des großen Vogels schob. Als hätte eine unsichtbare Hand ihn genau dorthin platziert.

»Hiiiilfe!«, schrie das Menschenküken und hielt sich verzweifelt an dem dünnen Vogelhals fest.

Doch der Strauß störte sich nicht daran. Er galoppierte davon, ohne das geringe Gewicht seines Reiters zu spüren. Als er die Palasttore erreichte, die ebenfalls weit offen standen, stob der Strauß über den festgestampften Kies der kaiserlichen Straße davon. Die Lichter von Lotus, der Hauptstadt des gesegneten Kaiserreiches von Camellion, blinkten im Tal, doch der Strauß umrundete den Palasthügel und bog in einen dunklen Pfad ein, der in eine ländliche Gegend führte, die ihn mit beruhigendem Vogelgezwitscher und Grillengezirpe empfing. Sein menschlicher Reiter kreischte und stöhnte und zitterte vor Angst.

Der Strauß ließ das wilde Geschrei über sich ergehen. Er hatte seinen Schützling gerettet und nur das zählte. Bald würde das arme Ding sich beruhigen und einschlafen. Das Junge hatte noch alle Zeit der Welt, um zu begreifen, dass sein Straußenpapa es beschützen würde.

Mitternacht im Palast. Eine Stunde vor der nächtlichen Flucht.

Die Stille war wie der sanfte Schimmer polierten Goldes, so weich wie feiner Samt. Die Sänger der Abendschicht atmeten langsam ein und sangen dann weiter in die Messingrohre, die die tiefen, beruhigenden Klänge ins kaiserliche Schlafgemach leiteten. Ihre Stimmen vermischten sich wie leises Wasserplätschern zu Liedern, die so sanft waren, dass sie einem das Herz brachen.

Der zweite Gehilfe des kaiserlichen Mundschenks näherte sich der Tür des Schlafgemachs mit einem Tablett, auf dem ein Becher stand. Die Oberfläche der aufgeschäumten, warmen Milch regte sich nicht. Kaiserliche Becherträger konnten vollgeladene Tabletts über glühende Lavafelder tragen, ohne dass die Oberfläche des Getränks für seine kaiserliche Majestät auch nur durch die geringste Erschütterung gekräuselt wurde. Das behaupteten sie zumindest.

Der zweite Gehilfe verneigte sich vor dem Türwärter. Der Blick des Türwärters wanderte zu der Reihe von uniformierten Leibwächtern, die sich hinter den schweren roten Vorhängen bereithielten.

Der erste Wächter trat vor und gab seinem Leutnant ein Zeichen. »Die Milch des Kaisers.«

Der Leutnant verbeugte sich vor seinem Hauptmann und zog seinen eigenen, weniger prunkvollen Becher aus der Tasche. Der zweite Gehilfe des kaiserlichen Mundschenks goss einen Fingerbreit heißer Milch in den Becher des Soldaten und wischte den Rand des kaiserlichen Trinkgefäßes ab.

Langsam trank der Leutnant seinen Schluck Milch. Dann säuberte er seinen kleinen Becher und schob ihn zurück in die Tasche. Alle warteten mit gespitzten Ohren, als würden sie auf die Geräusche in seinem Magen lauschen. Nur ein einziges Mal, dachte der Leutnant, wäre es interessant, wenn tatsächlich etwas passieren würde. Doch das würde wahrscheinlich bedeuten, dass sein Herz zu schlagen aufhörte. Denn so konnte das unglückliche Schicksal eines kaiserlichen Milchvorkosters aussehen.

Der Leutnant wippte ein paarmal auf den Füßen und tat einen tiefen, unvergifteten Atemzug.

»Sehr gut«, sagte der Türwärter zu dem zweiten Gehilfen. »Mögt Ihr eintreten?«

Der Träger des kaiserlichen Milchbechers nickte. Es war freundlich von dem Türwärter, ihn nicht wie einen kleinen Jungen zu behandeln und ihn darauf hinzuweisen, dass er das kaiserliche Schlafgemach zum ersten Mal betreten würde. »Ich werde eintreten.«

Der Türwärter tippte einen Teakholzschlegel gegen ein an der Wand befestigtes silbernes Röhrchen. Ein Glockenschlag vibrierte in der Luft und verhallte. Er wurde von einem gedämpften Glockenschlag aus dem Schlafgemach beantwortet.

Der zweite Gehilfe des Mundschenks spürte, wie sich seine Beinmuskeln verkrampften. Er wackelte mit den Zehen, die in glänzenden Schuhen steckten. Der Türwärter zog einen Schlüssel aus der Tasche, entriegelte die große Schlafzimmertür und schwang sie auf.

Ein feierlicher Schritt nach dem anderen führte den zweiten Mundschenkgehilfen durch das gewölbeartige, schummerige Schlafgemach, vorbei an Marmorbecken, in denen Orchideen träumten und goldene Karpfen umherschwammen, vorbei an beeindruckenden Statuen früherer Kaiserinnen, aus bernsteinfarbenem Granit gemeißelt und täglich mit frischen Rosenblättern geschmückt. Blüten schwammen in Wasserschalen, und parfümierte Kerzen in Kristallschälchen verströmten ihren betörenden Duft. Draußen in den Palastgärten sang ein Paradiesvogel.

Zwei Lampen bei der kaiserlichen Bettstatt verliehen den weißen Laken aus feinstem Seidendamast einen warmen, rötlichen Schimmer. Der Kaiser lag in der Mitte des Bettes, kaum mehr als ein schnaufendes, rastloses, um sich schlagendes Häuflein unter all den Decken und Laken. So viel Platz um ihn herum, und so viel Luxus, staunte der zweite Mundschenkgehilfe, und doch ist er ganz allein.

»Ich habe heute Abend keine Lust auf Milch«, sagte das Häuflein.

Der Becherträger verneigte sich und schickte sich an zu gehen.

»Ach, gib mir doch ein wenig, wo du schon einmal hier bist.« Der Kaiser setzte sich ächzend auf und der Diener beugte sich vor und presste den Becher an die Unterlippe seiner Hoheit.

Selbst im Schummerlicht des Schlafgemachs war der Becherträger wie geblendet von dem edlen Schimmer des seidenen, kaiserlichen Schlafgewandes und den funkelnden, goldenen Ohrringen. Rubine scharten sich wie glühende Verehrer auf seinen kaiserlichen Fingern, und sein Gesicht schimmerte, wo seine Haut nach der kaiserlichen Waschung von den Kammerdienerinnen mit Haselnussöl gesalbt worden war. Die langen Enden seines kaiserlichen Schnurrbarts kringelten sich zu kunstvollen, pechschwarzen Locken. Dieser lange Schnauzbart war der ganze Stolz des Kaisers. Manch älterer Mann konnte von dieser Schönheit nur träumen, die er mit nicht einmal zweiundzwanzig Jahren sein Eigen nannte!

Doch trotz all des prunkvollen Glanzes konnte der junge Becherträger einen weniger ehrfürchtigen Gedanken nicht unterdrücken: Er ist nur ein Mensch. Noch dazu ein jämmerlicher Wicht.

Der Kaiser schnupperte an der wohlriechenden, warmen Milch und zog die Nase kraus. »Schon gut, stell sie auf diesen Tisch. Nein. Da wird sie verschüttet. Stell sie auf jenen Tisch. Nein, lass es sein. Ich will sie nicht. Gib sie der Katze.«

Der Becherträger drehte sich bei jeder neuen Anweisung hier- und dahin, achtete darauf, dass weder seine Gesichtszüge, noch die Oberfläche der Milch die geringste Regung zeigten. Während all der Zeit, in der er gelernt hatte, wie die kaiserlichen Getränke zu tragen, einzuschenken und anzubieten waren, hatte der zweite Gehilfe des Mundschenks nicht geahnt, wie schwer es sein würde, die Gegenwart des Kaisers zu ertragen.

»Gewiss freuen sich Eure Kaiserliche Hoheit auf Euren Geburtstag«, traute er sich zu sagen und bedauerte augenblicklich seine Kühnheit, doch seine Zunge war nicht mehr im Zaum zu halten. »Zweiundzwanzig ist ein verheißungsvolles Alter für einen Herrscher …« Entsetzen ließ seine Stimme verstummen. Ein Becherträger durfte nur reden, wenn er gefragt wurde!

Zeit hing in der Luft, wie ein zitternder Tautropfen an den Blütenblättern der Palastgärten.

Der Kaiser beugte sich vor. »Wer bist du«, fragte er langsam mit ach so sanfter Stimme, »dass du dich erdreistest, das Wort an mich zu richten?«

Der Becherträger zitterte. Was würde als Nächstes kommen? Würde er den Henker rufen lassen? Mit angehaltenem Atem erwartete er sein Schicksal.

»Gib die Milch der Katze.«

Der zweite Becherträger ging zu der Elfenbeinschale, auf die der Kaiser gezeigt hatte, und fragte sich beklommen, ob es zu spät für ihn war, auf den Schweinehof seines Onkels zurückzukehren und seine Tage dort zu verbringen, wo man seine Dienste mehr zu schätzen wüsste. Doch zumindest roch der Kaiser nicht wie ein Schwein. Er kniete sich vor die Elfenbeinschale der kaiserlichen Katze, um die Milch hineinzugießen. Die Katze, ein großer grauer Perser, thronte auf einem samtenen Diwan und beobachtete die Vorgänge mit gelangweilten, gelben Augen.

Der zweite Gehilfe neigte den Becher.

»Nein!«

Der Becherträger fing den Tropfen auf, der in die Schale zu fallen drohte.

Die kaiserliche Brust hob sich. Er schlug sich die Hand gegen die Stirn, dass seine Fingerringe klirrten. »Warum habe ich nie daran gedacht? Warum haben die Priester mich nicht darauf hingewiesen? Katzen stehen mit Dämonen im Bunde!« Er griff nach dem Schlegel, der neben dem Bett hing, und drosch auf eine silberne Röhre ein – das Gegenstück zu der Röhre, die der Türwärter ertönen lassen hatte. Verrücktes Geläute gellte durch den Raum. »Wieso kommst du hierher und störst mich mit der elenden Milch?«

Der Becherträger stellte das Tablett ab und warf sich mit dem Gesicht nach unten auf den Teppich. Er hatte nur zwei Möglichkeiten: um Gnade zu winseln oder davonzulaufen, so schnell seine Füße ihn trugen. Diener waren schon für geringere Vergehen gestorben, als einem wankelmütigen Herrscher Milch zu bringen, der um Milch gebeten hatte. Oder ihm alles Gute zum Geburtstag zu wünschen. »Wer den Kaiser erzürnt, braucht keine grauen Haare zu fürchten«, pflegten die älteren Palastdiener zu sagen. Der Becherträger hatte immer gedacht, sie wollten ihm nur Angst machen.

Sämtliche Türen flogen auf und Diener, Wachen, der Kanzler, ein Priester, eine Tänzerin, eine Masseurin und ein Zuckerbäcker waren in Sekundenschnelle mit ihrem Handwerkszeug bewaffnet zur Stelle. Die Katze sprang von ihrem Diwan und verschwand mit einem eleganten Sprung unter dem kaiserlichen Bett.

»Die Katze«, zischte der Kaiser. »Verscheucht die Katze. Katzen stehen mit Dämonen im Bunde. Warum hat keiner von euch daran gedacht?«

Geleefrüchte erzitterten auf dem Teller des Zuckerbäckers. Das Tamburin der Tänzerin klingelte verzagt. Der Priester versteckte sich hinter dem Koch.

Nur der zweite Becherträger lag noch auf dem Teppich und sah die unter dem gewaltigen Bett hockende Katze, in deren goldenen Augen sich entferntes Kerzenlicht spiegelte. Oder waren es die Flammen der Hölle, fragte sich der Becherträger.

Der alte Kanzler ergriff das Wort. »Glorreicher Herrscher«, sagte er mit einer Stimme, die fast vermuten ließ, dass er sich über diese Anrede amüsierte, »seit Generationen gehören Katzen zum Leben Eurer kaiserlichen Familie. Eure erhabene Frau Mutter besaß drei Katzen und betrachtete sie als Glücksbringer. Ich erinnere mich daran, wie Ihr als kleines Kind an Eurem geliebten Kätzchen gehangen habt …«

»Genug von der Zeit, als ich ein Kind war!«, kreischte der Kaiser. »Ich bin kein Kind mehr. Ich bin jetzt der Kaiser.« Die Diener zogen die Brauen hoch, was im Beisein seiner Majestät äußerst leichtsinnig war. »Ähäm. Beziehungsweise in einer Woche werde ich der gekrönte Kaiser sein. Also sagt mir nicht, was ich tun soll, Kanzler. Ihr wisst, wie sehr mich das verdrießt. Und nun schafft mir diese widerwärtige Katze vom Leib!«

Der Becherträger schlängelte sich unter das Bett. Im schwärzlichen Dämmerlicht unter der Matratze starrten ihm die leuchtenden, gelben Katzenaugen entgegen. »Komm her, Miez, Miez«, flüsterte er. Das Tier regte sich nicht. Er streckte die Hand aus und packte die kaiserliche Katze am Nackenfell. Sie jaulte auf und versuchte, ihn mit den scharfen Krallen ihrer Hinterpfoten zu attackieren. Aber er ließ nicht los. Er zog die Katze unter dem Bett hervor und hielt sie in die Luft. Seine Schweinezüchter-Cousins hatten ihm den Trick mit ihren eigenen Rattenfängerkatzen beigebracht. Es sah zwar brutal aus, fügte der Katze jedoch keinerlei Schaden zu.

Der Kaiser hörte auf, den Kanzler zu beschimpfen und wandte sich dem Becherträger und seiner wutschnaubenden Beute zu. Unter den Locken seines makellosen kaiserlichen Schnurrbartes trat ein wunderschönes Lächeln auf seine Lippen.

»Ich danke dir, Diener«, sagte er. Eine heilige Freude ließ den Becherträger erschauern. »Von nun an ernenne ich dich zum Mundschenk. Jetzt kann ich ruhen. Scheuch die Katze fort, scheuch alle Katzen fort, und bring mir einen neuen Becher warme Milch. Diese Milch ist jetzt kalt.«

Der bisherige Mundschenk zog sich zurück, genau wie alle anderen, die auf Befehl des Kaisers herbeigeeilt waren. Der alte Kanzler trottete zu seinen Papieren, die bearbeitet werden mussten, um ein Reich zu regieren. Der frisch ernannte kaiserliche Mundschenk übergab die Katze der kaiserlichen Katzenpflegerin, einer älteren Dame, die aus dem Zimmer floh, bevor der Kaiser auf die Idee kommen konnte, die kaiserliche Katze oder sämtliche Katzen seines Reiches exekutieren zu lassen.

Im kaiserlichen Schlafgemach kehrte wieder Ruhe ein.

Der ehemalige zweite Gehilfe des Mundschenks kam mit einem frischen Becher warmer Milch zurück, der erneut von der Wache vorgekostet worden war.

Der Kaiser trank seine Milch und schloss die Augen.

Ein Karren voller äußerst verärgerter Palastkatzen rumpelte in die Nacht hinaus. Die Dorfbewohner entlang des Weges träumten von heulenden Teufeln und fragten sich, welchen Fluch ihre Albträume verkünden mochten.

Die Leibwachen traten leise von einem Fuß auf den anderen und beobachteten, wie sich die roten Samtvorhänge von ihren Atemzügen ein wenig wölbten.

Der frischgebackene kaiserliche Mundschenk packte seine wenigen Habseligkeiten, um seine Schlafstätte mit seinem degradierten Vorgänger zu tauschen, und erwog, seiner Mutter einen Brief über die stolze Wende in seinem Leben zu schreiben. Onkel Monds Schweinehof, also wirklich!

Die exotischen Vögel der Palastgärten zogen sich in ihre Nester zurück und steckten ihre vornehmen Schnäbel unter die grellbunten Flügel.

Es herrschte wieder Ruhe und Frieden.

Und dann …

Irgendwann kurz nach Mitternacht zerriss ein gequälter Schrei die nächtliche Stille des Palastes.

Zu ihrem Entsetzen konnten weder Wächter noch Tänzer noch Bäcker oder Mundschenk die Türen des kaiserlichen Schlafgemachs öffnen, um zu helfen.

Die Gucklöcher, die es den Wächtern ermöglichten, sich der kaiserlichen Sicherheit zu vergewissern, waren verschlossen.

Wer auch immer es wagte, die Türklinke des kaiserlichen Gemachs zu berühren, zog sich schlimme Verbrennungen zu, die nur sehr langsam verheilten.

Wächter droschen fluchend auf Tür und Wände ein. Diener liefen betend auf und ab. Dunkle Mächte mussten am Werk sein.

Wie dunkel diese Mächte waren, erfuhren sie erst am nächsten Morgen, als die Schlösser endlich nachgaben und der neue Mundschenk die kaiserliche Bettstätte leer und mit zerwühlten Laken vorfand. Der Kaiser selbst war nirgends zu sehen. Sein goldener Ohrschmuck und die Rubinringe lagen neben dem Bett auf dem Boden.

Ein Fenster stand offen, und der Mundschenk rannte hin und schaute nach, was es dahinter zu sehen gab. Draußen in den Palastgärten war keine Blume zertrampelt, kein Tier aufgescheucht.

Bis auf eines, wie sie später erfahren würden. Nachdem Horden von Dienern jeden Winkel des Schlosses und der kaiserlichen Gärten abgesucht hatten, nahm kaum jemand Notiz davon, als der kaiserliche Vogelwart meldete, dass einer der Straußenvögel fehlte.

Wenn bei den Himmelsteichen in den Gärten vor der heiligen Ahnenhalle eine halbe Stunde vor dem plötzlichen Verschwinden des Kaisers – wer wusste schon, ob Zeit in der heiligen Ahnenhalle überhaupt eine Rolle spielte? – ein Pfau herumstolziert wäre, um das Spiegelbild seines leuchtend blauen Gefieders im glasklaren Wasser zu betrachten, hätte er, wenn er gelauscht hätte, folgende Unterhaltung mit anhören können.

Ein Großvatergeist hockte gefährlich weit oben auf dem Kopf einer Drachenstatue und starrte mit gerunzelter Stirn in das stille Wasser. »Habt Ihr das gesehen? Habt Ihr ?«

Lesen Sie weiter in der vollst?ndigen Ausgabe!

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