Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Geschichte von Hartmut und Sybille ist eine moderne, optimistische Liebesgeschichte über zwei Menschen, die nicht mehr ganz jung sind. Sie haben sich online gefunden, per WhatsApp verliebt und einem Treffen entgegengefiebert, das bisher nicht stattfinden konnte. Die lebensfrohe Heldin Sybille lässt WhatsApp-Verläufe und Telefonate Revue passieren. Ihre persönlichen Gedanken und die erzählten Geschichtchen sind mal ernst, mal prickelnd und emotional, mal mit ihrem ganz eigenem Humor gewürzt, den sie auch trotz ihrer gescheiterten Ehe nicht verloren hat. Die Geschichte nimmt uns mit auf eine Reise durch Sybilles Facetten: Liebe, Herzschmerz, Schmetterlinge im Bauch und unerfüllte Sehnsüchte kennen kein Verfallsdatum. Sybille zeigt, dass die Suche nach Liebe und die damit verbundenen Emotionen zeitlos sind. Nach acht intensiven, spannenden Wochen per WhatsApp mit Hartmut steht eines fest: Sybille, Ü60, liebt ein Phantom.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 203
Veröffentlichungsjahr: 2024
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Eine „WhatsApp-Geschichte“ – Ü60, Teil 1
1. Auflage, erschienen 12-2023
Umschlaggestaltung: ROMEON Verlag
Text: Sybille P. Pastaw
Layout: Romeon Verlag
ISBN (E-Book): 978-3-96229-620-9
www.romeon-verlag.de
Copyright © Romeon Verlag, Jüchen
Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.
Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Gewissen erstellt. Sie erfolgen ohne jegliche Verpflichtung oder Garantie des Verlages. Er übernimmt deshalb keinerlei Verantwortung und Haftung für etwa vorhandene Unrichtigkeiten.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.
Sybille P. Pastaw
Eine„WhatsApp-Geschichte“– Ü60
Ich liebe ein Phantom Teil 1
VorwortIch – weiblich – Ü60
Einleitung
Kapitel 1Partnersuche Ü60 – moderne Senioren suchen online
Kapitel 2So einfach geht Whatsapp!
Kapitel 3Ein ganz normaler Whatsapp-Tag mit Hartmut
Kapitel 4Es fängt an zu kribbeln
Kapitel 5Ein Wochenende mit ohne Hartmut
Kapitel 6Fast schon eine Beziehung … per Whatsapp
Kapitel 7Zehn Sonnenuntergänge und ein Wohnmobil
Kapitel 8Der ernste Hartmut
Kapitel 9Ich hasse Corona!
Kapitel 10Wenn krank, dann krank
Kapitel 11Irgendwas ist anders
Kapitel 12Ostern macht jeder seins – auch nichts Neues
Kapitel 13Hartmut macht sich rar
Kapitel 14Jetzt auch noch Peter …
Kapitel 15Ist das das Ende?
Bei meinem letzten Arztbesuch meinte Frau Dr. mit durchaus ernster Miene, dass ich ja auch zu den Senioren in ihrer Praxis gehöre und für mich einige Impfungen Ü60 interessant wären …
Oh … ich gehöre zu den Senioren!
Was sagt denn Google zum Thema Ü60?
Ü60 – Altersgrenze zum Senior … 60-75 Jahre sind „ältere Menschen“ … 75-90 Jahre sind „alte Menschen“, darunter gelten 75- bis 80-Jährige als „betagt“… 90-100 Jahre sind „sehr alte Menschen“ und mit Ü100 gilt man als „langlebig“.
Es folgen Eintragungen zu den Themen: Seniorentreff – Party – Sprüche – Reisen – Witze – Mode – Messe.
Bei den ersten 30 Einträgen zu Ü60 trumpft Google mit Partnervermittlung … Liebe Ü60 … OnlinedatingÜ60 …
Partnersuche – noch mal neu verlieben … Seniorentreff und Ähnlichem auf. Danach folgen empfohlene Impfungen Ü60 und Sportvereine Ü60.
Schon verrückt, wofür sich „ältere“ Menschen interessieren sollten!
Was lerne ich daraus?
Senioren sind nicht alt, sondern nur älter als …
Fakt ist eines … ich bin Ü60 und fühle mich nicht anders als Ü50, Ü40 …
Mein Herz ist noch dasselbe und ich bin zu großen Empfindungen fähig. Ich habe Sehnsüchte und Wünsche und alt fühle ich mich überhaupt nicht.
Und wenn da schon mal ein neuer Markt „Partnersuche Ü60“ entstanden ist, dann stürze ich mich da rein …
Gesagt, getan!!!
Ich habe viele interessante, spannende, hochemotionale, prickelnde und nicht so prickelnde Dinge erlebt. Ich habe ein Stückchen Herz verloren, mich geschüttelt und bin wieder aufgestanden.
Auch Senioren können glücklich sein, lieben und weinen. Das Verrückte an der Sache ist, das alles kann heutzutage über Whatsapp laufen.
Ich habe es erlebt und beschlossen, die vergangenen vier spannenden, intensiven Monate meines Seniorendaseins aufzuschreiben.
Ich schreibe ein Buch …
… und erzähle die Geschichte von einem lieben, tollen Mann und mir.
Für E.
Den Mann,
den ich nie kennenlernen durfte,
aber dennoch das Gefühl habe,
ihn zu kennen …
Ich danke …
… meinen Eltern, meinen Schwestern, meiner Grundschullehrerin, meinen Kindern und Enkeln, meinem Gesangslehrer von damals, meiner besten Freundin Bettina, der Kassiererin bei Netto, meiner Kosmetikerin, meinen Whatsapp-Followern, all meinen ehemaligen Kommilitonen, den Menschen, die mir über den Weg gelaufen sind, meinen Nachbarn – außer der Streitsüchtigen. Ich danke nicht meinen beiden Ex-Männern, aber
ich danke E. –
diesem tollen Mann, der mir in den vergangenen Monaten Erfahrungen beschert hat, die es wert sind, aufgeschrieben zu werden.
Danke!
Ich schreibe ein Buch …
Ich besitze ein Buch mit dem Titel: „Jeder kann zeichnen“. Seit ich dieses Buch gekauft hatte, male ich wieder und gar nicht so schlecht, behauptet man.
Und schon habe ich einen Plan.
Buch bestellen! Online werde ich fündig:
„Schreiben kann jeder! Ein Ratgeber für alle, die schreiben wollen“ … Lieferung übermorgen;
„Schreib dein bestes Buch: Der Planer für Autoren“. Das passt. Muss ja das beste Buch werden, habe ja noch keines geschrieben;
„Ich kann Sätze schreiben“ … für die 1. und 2. Klasse … und vieles mehr.
Dann schaut sich dieser Onlinelieferant meinen Browserverlauf an und empfiehlt:
„Loslassen – Wie ich mich von Ballast befreie“
„Waldküche“
„Ernte an Wegen, Wiesen und Wäldern“
„Ein Buch schreiben – Der ultimative Ratgeber zum Schreiben“
„Wortschatz erweitern“
Und jetzt kommt es: Ich habe mit meinem Browserverlauf einen Onlinevertrieb inspiriert:
„Deinen ersten Roman schreiben“
„Mein Buchplaner“ – Buch planen und veröffentlichen „Ein Buch schreiben und Autor werden“
„Schriftsteller werden“
„Schreib dein nächstes Buch“
„Essbare Wildpflanzen“
Puh! So viele Bücher! Ich wollte nicht lesen, sondern schreiben.
Also: Ich bestelle jetzt das Buch „Schreiben kann jeder“. Dieses lege ich neben meine Notizen auf den Schreibtisch, blicke immer mal wieder darauf und sage mir: „Sybille, du kannst es … kann doch jeder!“ 😉
Oder: Ich bestelle das Buch „Ein Roman in 60 Tagen“, denn ich will mich ja nicht ewig damit aufhalten. Außerdem lerne ich mit diesem Buch, wie ich in 60 kleinen Häppchen eine Idee ausarbeite, einen Roman plotte, Figuren entwickle (also lieber Hartmut, dann werde ich dich entwickeln!) usw.
Was soll`s, ich bestelle beide Bücher und bis die Lieferung ankommt, plotte ich.
Ich möchte auch keine Ratgeber lesen, sondern einfach schreiben. Ich werde schreiben, was ich erlebt habe und was mein Herz mir diktiert …
Lange 25 Jahre habe ich meinen Mann geliebt, für ihn gelebt, gearbeitet und mich zurückgenommen. Jetzt bin ich in mein eigenes Leben geflohen und habe tiefe Wunden in meinem Herzen und Kratzer auf meiner Seele mitgenommen. Aber ich bin immer noch ich …
… die Frau, die aufsteht, sich schüttelt und nach vorne sehen kann.
… die Frau, die neugierig auf das Leben ist und Neuem entgegenlächelt.
… die Frau mit dem großen Herzen, in dem auch wieder Platz für eine neue Liebe ist.
Deshalb stürze ich mich in die Partnersuche Ü60, suche mir ein Onlineportal und schaue mal, was die Senioren-Männerwelt für mich bereithält.
Hallo, ihr Männer zwischen 60 und 65, vielleicht findet mich ja jemand, der auch wieder an ein „Gemeinsam“ denkt. Ich bin nicht dumm, manchmal ein bisschen frech, aber mit einem sehr großen Herzen, in dem neben meinen Kindern und Enkeln auch noch ein Platz für dich frei wäre.
Ich suche jemanden, mit dem ich meine Gefühle, Gedanken und auch meine Zeit teilen möchte.
Ich habe viele Hobbys, Interessen, bin offen für Neues und kann auch das eine oder andere. Mit mir wird es bestimmt nicht langweilig.
Was ich nicht bin, ist ein Model, denn mit 63 darf man schon mal was auf den Rippen haben. Wer damit ein Problem hat, braucht gar nicht zu schreiben, denn so was hatte ich gerade erst. Übrigens mag ich auch keine dünnen Männer. Ein bisschen Bauch wäre schon in Ordnung.
Ich freue mich darauf, jemanden kennenzulernen, der mich mögen könnte, der sich auch gern in der Natur bewegt und der das Lachen noch nicht verlernt hat.
Ach, und bevor du fragst: Die roten Haare sind nicht ganz echt (die Haare schon, die Farbe nicht). In meinem Alter darf man graue Haare auch anstreichen. 🙂
Jetzt noch die Fragen beantworten.
Sybille … 63 Jahre … aus Wittenberg … 159 cm klein … rauche nicht … suche eine ernsthafte Beziehung.
Meine Superkraft … verrate ich nicht, ich brauche ja noch eine Geheimwaffe, um dich zu verzaubern.
Wenn ich eine Stunde mehr Zeit am Tag hätte … dann müsste ich ja alle meine Uhren wegwerfen … die können nur bis 24 zählen. 😉😉
Mein Traumurlaub ist … mit einem Mann, mit dem ich Spaß haben kann.
Diese Dinge nehme ich überallhin mit … meinen Humor und meinen Charme.
Was sind das nur für Fragen???
Noch 15 Hobbys anklicken, ein paar Kriterien auswählen, welchen Mann ich suche, und ein paar Bilder von mir, denn ich habe nichts zu verbergen:
Sybille lacht, Sybille mit Sonnenbrille, Sybille mit selbst gekochter Marmelade, Sybille ausgehfertig und ein Steinpilz vom letzten Herbst.
Fertig!
So, ihr Männer, jetzt dürft ihr mich anschreiben, und bis da was passiert, schaue ich doch auch mal, wer sich auf diesem Portal verewigt hat.
Da wären:
Peter … ganz schön groß und raucht
Michael … sieht lieb aus, aber wohnt so weit weg
Andreas … mag Disco und klassische Musik, aber möchte nur neue Leute kennenlernen. Ich suche schon eine ernsthafte Beziehung.
Gerd … schreibt: „Wer mich findet, darf mich behalten.“ Oje, wie lange wartest du denn schon darauf, dass du gefunden wirst?
Jetzt muss ich die Suche eingrenzen:
60-65 Jahre, weniger als 100 km entfernt, 1,70 bis 1,85 m groß, 80-100 kg, möchte eine ernsthafte Beziehung, raucht nicht oder nur gelegentlich
Circa 100 Treffer. Viele suchen eine große, schlanke Frau mit langen, blonden Haaren. Andere suchen „Zärtlichkeit und Nähe“, mit 63 Jahren ist man für viele schon zu alt, der eine oder andere hat seine Jugendfotos wieder gefunden und ins Profil gestellt, und es gibt natürlich auch ehrliche Männer, denen ich sicher gefallen würde. Es muss aber auch auf Gegenseitigkeit beruhen.
Und dann finde ich Arne …
Mich schaut ein Nordmann mit 3-Tage-Bart und klaren blauen Augen an.
80 km entfernt, 63 Jahre alt, sucht eine ernste Beziehung, Größe, Figur, Aussehen – stimmt alles und sein Text haut mich um:
Zweisamkeit ist immer auch der Freiraum, den jeder braucht. Ich suche eine starke, selbstbewusste Frau, die sich auch einmal anlehnen möchte. Sie darf mal Prinzessin sein und auch mal schmutzige Hände haben. Darf, wie jeder, Ecken, Kanten und Fehler haben.
Wir sind alle fertige Menschen. Über die Macken des Partners schmunzeln und lachen können. Einschlafen und aufwachen mit einem Lächeln.
Hummer und auch Nudelsuppe Dafür gibt es:
Einen nicht immer normalen Kerl, der das Leben liebt und der nicht der Nabel der Welt ist, aber Selbstbewusstsein ohne Ende hat und ehrlich ist, auch wenn es wehtut.
Ich liebe das Gebrüll der Vögel am Morgen und das Aufwachen der Welt, den Geruch von Gehwegplatten nach einem Sommerregen, das Knirschen von kaltem Schnee.
Kalter Po an warmen Bauch beim Einschlafen. Das liebe Gesicht beim Aufwachen, ungeschminkt und zerzauste Haare.
Nicht weniger. Dazu bin ich schon zu alt.
PS: Das letzte Foto ist das neueste, keines älter als ein Jahr.
Es folgen Arne mit Hut, Arne beim Angeln mit Fisch, Arne mit Hund, der Wandersmann Arne, Selfie Arne im Urlaub, der seriöse Geschäftsmann Arne ohne Bart …
Sein Traumurlaub ist … Skandinavien, immer und immer wieder
Seine Superkraft … ich resigniere nie!
Diese Dinge nehme ich überallhin mit … Brille. Sonst ist es zu verschwommen und ich liebe Klarheit.
Verrückt!!! Ich glaube, er sucht mich.
Ehe ich lange warte, bis Arne mich findet, werde ich mich bemerkbar machen. Dafür gibt es ja diesen Chat.
7. März
Sybille: Hallo, Arne, du hast ja tolle Dinge auf dein Profil geschrieben. Ich mag Hummer und auch Nudelsuppe. Wenn die Bilder wirklich echt sind, könntest du mir gefallen. LG von Sybille
Und schon kommt eine Antwort. Das ging schnell. Er muss auf mich gewartet haben.
Arne: Hallo, Sybille. Ja, die Bilder sind echt und was auf deinem Profil zu sehen ist, gefällt mir auch sehr. LG Arne
Sybille: Mir gefällt, dass du zu den Anglern gehörst. Ich schätze mal, der Fisch auf dem Foto ist ein Leng und du warst in Norwegen zum Fischen. Toller Fang! Ich fahre auch ganz gern mal angeln. Macht mir allein aber keinen Spaß. Da warte ich, bis mich mein Sohn und meine Enkel mal mitnehmen. Ansonsten liebe ich den Norden. In Norwegen war ich schon 2-mal zum Fischen. Aber auch in Finnland, Irland, Island, Schottland hat es mir gefallen. Ich mag die Wärme einfach nicht so.
Arne: Skandinavien ist mein Paradies. Fahre 2- bis 3-mal im Jahr dorthin. Die Wärme ist auch nichts für mich.
Sybille: Alles, was mit Wasser zu tun hat, mag ich auch sehr. Ich hab vor drei Jahren noch alle Bootsführerscheine gemacht … zur See und Binnen unter Motor und unter Segel. Und weil ich nun schon mal im Lernmodus war, habe ich gleich auch noch meinen Fischereischein gemacht. Man weiß ja nie, wofür man das noch braucht.
Arne: In Skandinavien braucht man weder das eine noch das andere. Obwohl ich so einen Schein auch habe.Sybille: Hast du auch Kinder?
Arne: Ja, 3 eigene und 2 angeheiratete, alle erwachsen, und insgesamt 6 Enkel.
Sybille: Na, da hast du ja dein tun. Ich habe 2 + 2, auch erwachsen, und 3 + 2 Enkel.Was machst du denn beruflich, wenn du am Tage Zeit hast, mit mir zu chatten?
Arne: Ich bin selbstständig, habe eine Firma und mein Handy liegt neben mir auf dem Schreibtisch, bin damit online und beobachte, ob mir die hübsche Rothaarige schreibt. Und du, musst du nicht arbeiten?
Sybille: Doch. Ich bin unterwegs und schaue immer zwischendurch aufs Handy, um zu sehen, ob ich Post von Arne habe. Ich arbeite im Pharmaaußendienst und habe dann schon immer mal einen Moment Zeit zwischen den Terminen. Muss jetzt aber weiter. Bis bald.
Arne: Bis später.
Das ging ja einfach … Es war sicher ein Zufall, dass Arne auch gerade auf der Plattform war, um seine vielen Nachrichten zu checken. Wer weiß, mit wie vielen er noch schreibt. Das muss ich unbedingt erfragen.
Heute Nachmittag oder Abend schaue ich wieder rein und werde sehen, ob er sich noch mal gemeldet hat.
19.15 Uhr
Mein Tagewerk ist getan. Büroarbeit erledigt. Abendbrot zubereitet. Heute habe ich echt mal Appetit. Mich lacht eine Röstschnitte mit Spiegelei an, angerichtet mit Minitomaten und Gurkenscheiben. Dazu gibt es ein Glas Tomatensaft und eine Tasse meines Lieblingstees: Persischer Granatapfel … Ab auf die Couch und Handy in den Onlinemodus versetzen!
Und schon sehe ich auf diesem Dating Portal die Anzeige: Ich habe vier neue Nachrichten.
Zwei Personen laden mich zum Gespräch ein.
Ich-bin-noch-zu-haben59 schreibt: „Hallo, du!“
Jack, 29 Jahre, aus Hamburg, schreibt: „Du hast ein wunderschönes Lächeln.“
Aha, was soll ich dazu sagen?
Und dann finde ich Arne wieder. Es sind inzwischen zwei Nachrichten von ihm gekommen.
Arne: Na du. Hast du schon Feierabend? Wir können gerne noch ein bisschen schreiben. Ich finde dein Lächeln sehr anziehend.
… Und weiter …
Da gibt es noch ein kleines Problem. Du suchst einen Nichtraucher. Ich rauche gelegentlich mal eine Zigarette, aber nur die ganz leichten, meine Lunge wird es mir danken.
Sybille: Hallo, Arne, jetzt habe ich Feierabend, sitze auf der Couch und freue mich darüber, dass du wieder geschrieben hast. Zum Thema Rauchen: Ich war jahrelang eine starke Raucherin und meine Lunge hat es mir nicht gedankt. Mich stört es aber nicht mehr, wenn jemand in meiner Gegenwart raucht. Er muss ja nicht im Bett rauchen oder mir den Qualm ins Gesicht blasen. Meine Gäste wissen, dass man bei mir zum Rauchen vor die Tür gehen sollte. Dann ist das für mich in Ordnung.
Arne: Ich gehe zum Rauchen auch vor die Tür, definitiv. Dann haben wir das ja geklärt.Und wie war dein Tag heute?
Sybille: Das ist aber aufmerksam von dir, dass du dich danach erkundigst. Ich hatte einen fast normalen Außendiensttag, wenn ich da nicht noch einen interessanten Mann namens Arne kennengelernt hätte.😄😄😄
Ich glaube, dieser Mann könnte mir gefallen. Er liebt den Norden, geht gerne angeln, bewegt sich gern in der Natur, hat Kinder und Enkel, ist bestimmt ein Familienmensch und ich glaube, bei ihm darf man sein, wie man ist. Ihn würde es nicht einmal stören, wenn morgens meine Haare in alle Richtungen abstehen.
Arne: 🙂Ich mag es natürlich, wir sind, wie wir sind, und entweder es passt oder nicht. Du scheinst ja auch recht locker zu sein, wenn ich dich auf den Bildern so sehe.
Sybille: Richtig, ich mag keine Langweiler und bin selbst für fast jeden Spaß zu haben. Ich lache für mein Leben gerne.So, lieber Arne, ich verabschiede mich für heute. Muss morgen früh raus. Freue mich, wenn wir morgen wieder voneinander hören. 🙂Gute Nacht. LG von Sybille
Arne: Muss morgen auch zeitig raus. Schlaf schön. Bis morgen. LG 🙂
8. März
Ich habe erstaunlich gut geschlafen. Normalerweise, oder besser „unnormalerweise“, kann ich abends nicht einschlafen, werde im 2-Stunden-Rhythmus wach und fühle mich morgens wie gerädert. So geht es mir seit vielen Jahren. Seit ich im letzten Jahr vor meinem zukünftigen Ex-Ehemann flüchten musste, weil ich seine Betrügereien, Kränkungen und Erniedrigungen nicht mehr ertragen konnte, stellte sich auch keine Besserung ein. Auch nicht hier in meinem neuen Zuhause.
Heute bin ich ausgeruht und neugierig auf den neuen Tag. Vielleicht wird es ja ein „Arne-Tag“. Ich lasse mich überraschen.
Mein Tag beginnt wie immer mit einem Pott Kaffee, einem Joghurt und dem Wetterbericht von meinem Lieblingswettermann.
Jetzt schalte ich das Handy an, gehe auf das Dating Portal und … eine Gesprächseinladung von
Andres: „Hallo, Sybille 🙂Me gustaría ver a una mujer segura de si misma a mi lado …“
Das kommt mir aber spanisch vor, und richtig … Andres aus Madrid hat mir geschrieben und ich weiß nicht einmal, was das heißt. Du siehst aus wie ein netter Kerl. Sorry, da drücke ich auf „löschen“.
Zurück auf der Seite „Meine Nachrichten“ sehe ich schon, dass Arne geschrieben hat. Na, du Frühaufsteher, da warst du schneller als ich!
Arne: Guten Morgen, Sybille, ich wünsche dir einen schönen Internationalen Frauentag.
Da hat er mich aber überrascht. Alte DDR-Schule. Damals in unserem Betrieb gab es zum 8. März für die Frauen eine Kunststoffblume zum Anstecken und die wenigen Herren der Schöpfung haben den Frauen Kaffee eingegossen. Wir waren ein sehr frauendominierter Betrieb. Und wer gute Beziehungen zu dem Gewächshaus-Personal in Piesteritz hatte, konnte seine Frau auch schon mal mit Freesien überraschen.
Da muss ich mir gleich die Bilder von Arne noch einmal ansehen. Wer ist dieser Mann?
Der Nordmann Arne mit klaren, strahlenden, blauen Augen und Hut, der Angler mit seinem imponierenden Fang, der Wandersmann mit einem spitzbübischen Lächeln und der ernste Geschäftsmann ohne Bart. Auf jedem Bild sieht er anders aus. Ein interessanter Mann.
Sybille: Guten Morgen, Arne, ich danke dir für die lieben Wünsche zum Frauentag, daran denken heutzutage nur noch die wenigsten. Habe mich darüber sehr gefreut. Musste gleich noch mal auf deinem Profil gucken, wer da so aufmerksam ist. Deine Bilder zeigen schon, wie vielseitig du sein kannst. Meine Favoriten sind „Arne mit Hut“ und der „Wandersmann“. Auf einem Bild wirkst du sehr ernst, seriös und bist frisch rasiert. Sicher war das ein geschäftlicher Anlass.
Arne: Ja, die meisten Bilder sind aus meinen Urlauben in Skandinavien. Das Bild ohne Bart war anlässlich einer Familienfeier. Und einmal im Jahr muss der Bart auch ab.
Sybille: Wer ist denn der Hund an deiner Seite? Ein sehr schönes Tier. Ich möchte noch so viel über dich erfahren und du darfst mich natürlich auch fragen, was du gerne wissen möchtest. Jetzt muss ich aber erst mal los. Die Arbeit ruft!
Arne: Habe auch zu tun. Hast du Whatsapp? Wenn du nichts dagegen hast, schicke ich dir meine Nr. Dann können wir dort weiterschreiben. Ist einfacher. Ich würde auch gern mit dir telefonieren.
Sybille: Natürlich habe ich Whatsapp. So machen wir das. Ich melde mich dann bei dir. LG Sybille
Ich danke meinen Enkelkindern …
… dafür, dass sie über einen langen Zeitraum immer wieder Überzeugungsarbeit geleistet und mir die Vorteile von Whatsapp nahegebracht haben.
„Oma, installier dir doch mal Whatsapp. Das ist ganz einfach.“ Ich glaube schon, dass das nicht schwierig ist und ich das durchaus könnte. Aber warum?
„Dann können wir dir viel öfter schreiben!“ Ihr lieben Kinder, ihr könnt mir auch so schreiben. Ich habe drei verschiedene E-Mail-Adressen und es gibt noch die altmodische Art per Post.
„Für schnelle Nachrichten ist es aber super.“ Da gibt es SMS.
„So bekommst du immer gleich aktuelle Bilder.“ Kann man auch an eine E-Mail hängen. Ich habe zwei Handys und drei Computer privat und dienstlich und alle muss ich täglich checken. Das nun auch noch? Ich bin ja nur am Checken, Checken, Checken … Das kann nicht gesund sein!
Mein Enkel Leo hat nicht lange gefackelt und mir einfach mitgeteilt:
„Oma, ich hab dir jetzt mal Whatsapp auf dein Handy geladen und dir gleich was geschickt.“
Ooooh. Aber eigentlich doch ganz schön. Seit diesem Tag gehöre ich zu den modernen Senioren, die Whatsapp nutzen. Hat mir auch schon gute Dienste geleistet und man ist sehr schnell mit vielen Menschen verbunden und kann das eine oder andere teilen.
Und jetzt hilft mir Whatsapp auch noch bei der Partnersuche.
[8.3., 12:08] Sybille: Hallo, Arne, hier ist Sybille. Nun hast du auch meine Nummer. Gern können wir telefonieren. Ich weiß nicht, wann es dir passt. Bin ab 15.00 Uhr zu Hause, koch mir dann einen Kaffee und muss auch nicht noch mal los. Freue mich auf einen Anruf heute Nachmittag oder Abend. Bin schon sehr auf deine Stimme gespannt. Und du wirst dann auch merken, woher ich eigentlich stamme. Jedenfalls nicht aus Sachsen-Anhalt, wo ich die letzten 40 Jahre meines Lebens verbracht habe. LG Sybille
[8.3., 13:02] Arne: Sehr schön! Bin gerade vom Essen zurück. 🙂Du kannst ja nur aus dem Süden, Berlin oder dem Norden der DDR stammen. Bin mal gespannt … so aufgeweckt, wie du bist, tippe ich auf den Berliner Raum. 🤔
Der Anfang ist gemacht. Nun heißt es warten. Ich bin wirklich sehr gespannt auf die Stimme von Arne. Es gibt so Stimmlagen und Dialekte, die ich nicht mag. In dem Fall wäre das Ganze gleich zum Scheitern verurteilt.
16.55 Uhr – es klingelt … am anderen Ende der Leitung sagt eine sehr sympathische Stimme:
Arne:Naaaa, du.
Sybille:Ja hallo, hier ist Sybille.
Arne:Das dachte ich mir schon, und hier ist Hartmut.
Irgendetwas läuft hier jetzt falsch. Ich habe Arne erwartet. Sicher hat er bemerkt, dass ich überrascht bin, und er erklärt:
Arne:Mein Name ist Hartmut Arne. Ich habe nur den zweiten Vornamen auf der Dating Plattform benutzt, damit ich nicht gleich erkannt werde. Ansonsten mag ich diesen Namen überhaupt nicht. In meiner Kindheit war Arne ein eher ungewöhnlicher Name und ich habe oft seltsame Blicke geerntet. Mit Hartmut bin ich sehr zufrieden.
Sybille:Nun gut, dann nenne ich dich Hartmut. Ist ja auch ein guter, starker Name. Obwohl Arne sehr gut zu deinem Nordmann-Image passt. Und wenn du nicht möchtest, dass dich jemand erkennt, sind die Bilder von dir bestimmt auch nicht echt.
Hartmut:Doch, die sind alle echt. Die meisten aus Skandinavien. Ich liebe den Norden und bin so oft dort, wie es geht. Ich habe mir dort auch ein Grundstück gekauft und ein Haus gebaut. Das war eine Aktion. Alles von hier aus organisiert und mit Freunden vor Ort durchgeführt. Da sind Pannen auch nicht ausgeblieben, wenn zum Beispiel anstelle eines Herdes ein zweiter Kühlschrank geliefert wird. Aber jetzt ist alles geschafft und ich genieße dort einfach meine Auszeit, sooft ich kann.
Sybille:Und dort gehst du dann auch angeln und holst die dicken Fische raus?
Hartmut:Ja, habe dort einen Steg und ein Boot liegen. Ich angele jetzt auch nur noch besonderen Fisch, wie Leng und Dorsch. Mit Seelachs und so habe ich die Truhe voll.
Sybille:Wer ist denn dein treuer Begleiter? Ein sehr schöner Hund. Ich schätze mal, so ein italienischer Trüffelhund. Den sieht man ja hier eher selten.
Hartmut:Na, du kennst dich ja aus. Richtig geschätzt. Ein Lagotto Romagnolo. Er ist vier Jahre alt und es war gar nicht so einfach, einen solchen Hund zu bekommen. Das ging über viele Ecken. Erzähle ich dir mal bei Gelegenheit.
Sybille:Hat der Racker auch einen Namen?
Hartmut:Sein Name ist Alfredo. Sollte was Italienisches sein. Ach, da gibt es auch eine lustige Geschichte: An einem Grenzübergang saß Alfredo auf meinem Beifahrersitz.