Eisiger Blick - Dennis Marschall - E-Book

Eisiger Blick E-Book

Dennis Marschall

0,0

Beschreibung

Ein scheinbar Wahnsinniger tötet in Hamburg Frauen auf grausame Weise und inszeniert ihre Körper wie Kunstwerke in der Stadt. Der ehemalige Privatdetektiv Tony Ziegler ist überzeugt, dass der Mörder seine Freundin Hanna auf dem Gewissen hat, ein Fall, der nie aufgeklärt wurde. Gemeinsam mit seiner neuen Partnerin nimmt er die Spur des brutalen Serienkillers auf. Während der intensiven Jagd kämpft Tony immer wieder mit seinen inneren Konflikten. Kann er dem Drang nach Rache widerstehen oder wird er am Ende selbst zum Mörder? Während Tony ermittelt, setzt der Täter seine grausamen Taten fort und versetzt die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Bist du vielleicht sein nächstes Opfer?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 535

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Über den Autor: Dennis Marschall, wurde am 28.05.1986 in Bad Oldesloe geboren und ist in Schleswig Holstein und Hamburg aufgewachsen. Nachdem er seinen Hauptschulabschluss gemacht und eine Ausbildung zum Zentralheizungs- und Lüftungsbauer erfolgreich abgeschlossen hat, führte ihn sein Weg quer durch Deutschland bis er endlich seinen Hafen in einem kleinen Ort namens Wriedel fand. Dort lebt er mit seiner Familie. Bis September 2023 arbeitet er als Karosseriebauer, das neben dem schreiben, seine größte Leidenschaft ist. Aus gesundheitlichen Gründen bekam er jedoch ein Berufsverbot und kann sich nun voll und ganz dem Schreiben widmen. Schon als kleiner Junge entdeckte er seine Liebe zum geschriebenen Wort und las alles was er zwischen die Finger bekam und war sich sicher dass er irgendwann einmal sein eigenes Buch veröffentlichen wird.

Danksagung und Widmung

Die Gedanken, du kannst das nicht und es wird nichts, waren alles Gründe die mich am Schreiben eines richtigen Buchs gehindert haben. Kleine Geschichten für meine Kinder waren kein Problem, denn sie waren ja nur für mich und meine Kinder. Niemand außer meinen Kindern würde diese Geschichten bewerten. Aber meinen Traum von einem richtigen Buch, den ich seit Kindheitstagen habe, für viele andere begeisterte Leser zu schreiben, traute ich mich nicht. Doch plötzlich kam der Zeitpunkt wo ich endlich all meinem Mut zusammennahm und mich an die Arbeit machte. Die Idee und die Story schlummerte schon lange in mir und so flossen die Worte nur so aus meinen Fingern. Nun ist es endlich fertig und bereit anderen Menschen eine entspannte zeit zu verschaffen. Oder vielleicht sollte ich lieber eine Nervenzerreisende von Spannung und Grauen durchzogene Zeit sagen.Es ist mein erstes Buch, etwas ganz besonderes für mich und deswegen möchte ich es auch besonderen Menschen widmen. Die Liebe zum schreiben ist jetzt noch stärker und ich kann es kaum erwarten das zweite Buch zu schreiben. Dank meiner Frau, die mich in allem unterstützt und hinter mir steht, wird es nicht lange dauern bis das zweite fertig ist. Und genau dir Juliane möchte ich danken. Danke für deine Unterstützung und danke das du an mich glaubst und immer für mich da bist. Danke das es dich gibt.

Ich widme dieses Buch meiner Frau Juliane und meinen Kindern. Ich liebe euch über alles und dieses Buch ist für euch.

Eisiger Blick! Dieses Wort hallte noch durch die Dunkelheit als Tony Ziegler aus seinem Traum gerissen wurde und schweißgebadet erwachte. Er schaltete das Licht ein und schaute neben sich aufs Bett, es war leer und das schon seit Monaten. Jedes Mal, wenn er aus diesem Traum erwacht, hoffte er das, wenn er sich umdrehte seine Hanna neben ihm dort im Bett liegen würde, doch immer wieder kam die schmerzhafte Erkenntnis das sie nie wieder dort liegen würde, nie wieder würde sie ihn anlächeln oder mit ihm einschlafen. Vor fast drei Jahren war sie ermordet worden, wurde plötzlich und ohne jede Vorwarnung aus seinem Leben gerissen. Seit jener schicksalshaften Nacht in der Tony seine Frau sterbend im Arm hielt, verfolgen ihn diese Alpträume. Immer wieder durchlebte er diese Nacht in seinen Träumen, geplagt von dem Wissen, das der Täter nie gefunden wurde. Lange Zeit wurde er selbst für den Täter gehalten, jedoch wurden nie irgendwelche Beweise gefunden, die ihn belastet hätten. Es hatte ihm seinen Ruf gekostet, seine Detektei hatte schwer gelitten unter den Vorwürfen und stand kurz vor der Pleite. Tony hatte sich geschworen, dass er den Täter finden würde, und er würde ihm seiner gerechten Strafe zuführen, das war er Hanna schuldig. Er hatte sich schon oft ausgemalt was er tun würde, wenn er ihn finden würde. Je nachdem in welchem Zustand er sich gerade befand fielen seine Ergebnisse mal mehr und mal weniger düster aus. In den Hassmomenten die er im Alkohol ertränkte, malte er sich meistens aus wie der Mann handelte unmenschliche Qualen durch seine Hand erleiden musste bevor er letztendlich sterben würde. Wenn er jedoch einen dieser sentimentalen trauernden Momente hatte, die er ebenso versuchte im Alkohol zu ertränken, dann würde der Mann bis an sein Lebensende im Knast verrotten. Die gerechte Strafe wäre in seinen Augen, diesem Monster, ebenfalls das Leben zu nehmen. Doch hätte Hanna das gewollt, hätte sie gewollt dass er zum Mörder wurde. Tony rieb sich den Schlaf aus seinen müden Augen. Langsam und noch immer seinen Gedanken nachhängend schwang er sich aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Ein Blick in den Spiegel zeigte sein von kurzen Nächten gezeichnetes Gesicht. Dunkle Ringe zierten seine Augen und auch sein Bart könnte mal wieder eine Rasur vertragen stellte er fest. „Die Tage sind einfach zu lang.“, dachte er sich, während er heißes Wasser ins Waschbecken laufen ließ. Tony griff nach dem Rasierschaum und begann sich das Gesicht einzuschäumen. In der Tat wurden die Nächte immer sehr lang, oft saß er bis in die frühen Morgenstunden in seinem Arbeitszimmer und suchte immer wieder nach Hinweisen auf den Mörder von Hanna. Unzählige Male war er die Erkenntnisse und Hinweise durchgegangen, die er im Laufe der Zeit zusammengetragen hatte, doch ohne Erfolg. Es war fast so als ob sich der Täter in Luft aufgelöst hatte. Doch wenn dieser Mann irgendwann erneut zuschlagen würde und dabei sein Zeichen hinter ließ, dann würde er es herausfinden, da war er sich sicher. Zu seinem Leidwesen musste er immer wieder feststellen das die Hinweise und Erkenntnisse die er bis jetzt hatte sehr gering waren. Die Polizei hatte den Fall nach einiger Zeit als sogenannten Raubmord zu den Akten gelegt. Doch für ihn stand schon damals fest, dass dies kein Raubmord gewesen sein konnte. Hannas Portemonnaie und Ihr Schmuck waren noch da gewesen. Auch aus dem Haus waren keine Wertgegenstände entwendet worden. Als Tony damals diese Tatsache äußerte, tat die Polizei seinen Einwand mit der Begründung ab, dass der Täter bei seinem eigentlichen Vorhaben von Hanna gestört worden war. Er verdrängte die Erinnerungen und versuchte sich auf seine Rasur zu konzentrieren. Doch das wollte ihm nicht so recht gelingen, denn schon drängte sich ein neuer Gedanke in seinen Kopf. Seine Tagesplanung. Tony war ein Mann der seinen Tag normalerweise immer im Vorfeld komplett durchplante. Dinge die einfach dazwischen kamen ohne sich vorher anzumelden versetzten ihn immer in unnötigen Stress. Gestern hatte er sich seinen Plan für heute zurechtgelegt und ging ihn nun in Gedanken noch einmal sorgfältig durch. Heute würde er nach dem Frühstück losfahren und einen großen Strauß Blumen besorgen. Danach würde er auf dem Friedhof dem Grab von Hanna einen Besuch abstatten. Nachmittags wollte er sich wieder seinen Nachforschungen widmen und in der Hoffnung endlich etwas Brauchbares zu finden das Internet durchforsten. Tony zog seine Boxershorts aus und stellte die Dusche ein. Sein Blick glitt erneut zum Spiegel und er grinste, als er sich dabei erwischte, wie er seinen Körper betrachtete. Tony war 35 und mit seinen 1,87m hatte er eine gute Größe. Seine breiten Schultern und die durchtrainierte Figur brachten in seiner Vergangenheit so manche Frau ins Schwärmen. Die Tattoos auf seinen Armen und der Brust machten ihn nicht weniger attraktiv. Trotz seines Bad-Boy haften Aussehens war er ein netter Kerl, freundlich, zuvorkommend und alles andere als ein Macho. Tony musste an seine stürmische Jugend denken, dort hatte er keinen Flirt ausgelassen. Trotz seiner Schüchternheit war es nie ein Problem gewesen Frauen kennenzulernen, was allerdings daran lag das sie auf ihn zugekommen waren, er selbst war nie in der Lage gewesen eine Frau anzusprechen. Seine Anzahl an One Night Stands würden eher auf jemanden schließen lassen der draufgängerisch und ständig nur daran interessiert war Frauen aufzureißen. ihm wäre nie der Gedanke gekommen, wenn er feiern war sich eine Frau „klar“ zu machen nur um sie später flachzulegen. Wenn er mit Freunden feiern ging, wollte er genau das, feiern. Irgendwie war er jedoch fast nie am nächsten Morgen alleine aufgewacht, irgendeine Schönheit hatte fast immer neben ihm gelegen. Meistens machte er sich früh morgens unauffällig aus dem Staub, jedoch nicht aus Respektlosigkeit, sondern weil er nicht wusste wie er mit der Situation hätte umgehen sollen. Doch als er Hanna kennenlernte, war alles anders geworden, sie stellte sein Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf. Er erinnerte sich noch genau an den Tag als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Völlig planlos stand er damals beim Einkaufen vor dem Regal mit Asiatischen Zutaten und suchte verzweifelt nach Currypaste. Die ganzen vielen Zutaten überforderten ihn total. Während er suchend das Regal anstarrte sprach ihn plötzlich eine freundliche Frauenstimme an. „Suchen sie etwas Bestimmtes” fragte sie ihn mit amüsiertem Ton und als er sich umdrehte sah er in die schönsten grünen Augen die er bis dahin gesehen hatte. Mit ihren langen bis zum Hintern reichenden roten Haaren, dem hübschen Gesicht sah sie ihn fragend an und statt zu antworten starrte er sie nur an. „Alles in Ordnung?” Es dauerte einen Moment bis er seine Sprache wieder fand. Er erinnerte sich wie er stotternd antwortete: „Currypaste.” Lächelnd griff sie ins Regal, nahm zwei Tüten heraus und hielt sie lasziv vor sich. „Mögen sie es eher mild oder lieber scharf?”, fragte sie wobei das Wort „Scharf” in ihrem verführerischen Tonfall ziemlich anzüglich klang. Am Ende verließ er den Laden mit einer Tüte voller Einkäufe, und einer Einladung zum Essen. Hanna war die erste Frau gewesen, die es in sein Herz berührte und Gefühle wie Liebe in ihm weckte. Nach vielen weiteren Abendessen und anderen Unternehmungen war er sich sicher gewesen mit ihr eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu wollen. In seinen Augen war sie ungewöhnlich, eben etwas ganz Besonderes. Tony hatte sich von Partys und Frauenbekanntschaften distanziert, und es hatte ihn nie gestört, im Gegenteil denn er glücklich mit seinem neuen Leben. Sie waren irgendwann zusammengezogen, schmiedeten Pläne und führten eine harmonische und liebevolle Beziehung. Doch das Leben schien scheinbar andere Pläne zu haben. Es kam dieser schicksalshafte Tag, an dem sie ihm genommen wurde und ihm die nächste Veränderung bevorstand. Tony riss seinen Blick von Spiegelbild los und stieg in die Dusche. Sofort spürte er wie langsam seine Lebensgeister zurückkehrten, während das heiße Wasser seinen Körper hinunterlief. Dampfende Nebelschwaden breiteten sich im Badezimmer aus. Seine Gedanken glitten von Hanna wieder zurück zur Tagesplanung. Voller Vorfreude dachte er an das Abendessen mit Katharina das für heute Abend angedacht war. Unwillkürlich legte sich ein Lächeln über sein Gesicht und er dachte daran, wie sie sich kennengelernt hatten. Katharina war die Frau, die es nach Hanna geschafft hat in seinem Leben zu bleiben. Nach dem Tod von Hanna war er sich sicher gewesen nie wieder lieben zu können. Doch Katharina überzeugte ihn recht schnell vom Gegenteil. Tony erinnerte sich daran wie viel Mühe es sie gekostet hatte bis sie schlussendlich Erfolg gehabt hatte. Katharina ließ nicht locker, immer wieder versuchte sie ihn für sich zu gewinnen und am Ende war er ihr verfallen. Kennengelernt hatten sie sich vor knapp zwei Jahren in der Asklepios Klinik in Harburg. Tony war dort eingeliefert worden als er bewusstlos im Harburger Stadtpark aufgefunden wurde. Passanten beobachteten eines Nachmittags wie er im Stadtpark herum getorkelt war, dann zusammenbrach und reglos in seinem Erbrochenen liegen blieb. Zu seinem Glück rief einer der Spaziergänger einen Krankenwagen statt ihn einfach zu ignorieren, wie es heutzutage leider üblich war. Nach dem Tod von Hanna versuchte er seine Trauer und Wut im Alkohol zu ertränken. Zu der Zeit war eine Flasche Wodka täglich an der Tagesordnung gewesen. Dieser Umstand bescherte ihm eine satte Alkoholvergiftung, die ihn letztendlich ins Krankenhaus beförderte. Jeder dort hatte ihn ohne drüber nachzudenken als Alkoholiker abgestempelt. Sie wollten ihn nur wieder soweit auf die Beine bringen das er das Krankenhaus wieder verlassen konnte. Und wenn er durch die Tür gegangen wäre, dann wäre er auch schon aus ihren Erinnerungen verschwunden. Nur ein weiter Alkoholiker der sein Leben wegwarf. Tony konnte ihnen keinen Vorwurf machen, denn sie sahen wahrscheinlich zu viele die nie wieder auf die Beine gekommen waren. Katharina sah scheinbar mehr in ihm als den Säufer der sein Leben den Bach runter gehen ließ und in Selbstmitleid versank. Von Anfang an war in Tony das Gefühl aufgekommen das sie sich mehr um ihn kümmerte und sorgte als es der Beruf von ihr verlangte. Katharina erkundigte sich nach den Gründen die seinen Absturz herbeigeführt hatten und irgendwann erzählte er ihr ein wenig über sich. Er erinnerte sich noch was sie zu ihm sagte, an dem Tag an dem er das Krankenhaus verlassen durfte. „Irgendwann wird der Tag kommen an dem du mir die Wahrheit über dich erzählen wirst, und dann werde ich da sein und zuhören.” Tony nahm es damals nicht ernst und hielt dies nur für eine daher gesagte Floskel, heute wusste er wie sehr man sich täuschen konnte. Als er wieder entlassen wurde klingelte noch am selben Abend sein Telefon. Er war gerade dabei gewesen sich ein Glas Wodka einzufüllen als es in der Ecke seines Wohnzimmers klingelte. Verdutzt starrte er das Haustelefon an, denn eigentlich klingelte es so gut wie nie, schon gar nicht zu so später Stunde. Niemand rief ihn auf dem Festnetz an, seine Freunde von denen er dank seiner Sauferei nur noch sehr wenige besaß, riefen immer auf seinem Handy an und ebenso seine Kunden von denen es jedoch auch so gut wie keine mehr gab. Nach einer gefühlten Ewigkeit rappelte er sich auf und war langsam, ja schon fast ängstlich zum Telefon geschlichen. Er nahm das Mobilteil ab und meldete sich zögernd mit seinem Namen. „Hi, hier ist Katharina, deine Krankenschwester.“, meldete sich eine attraktive Frauenstimme. Tony erinnerte sich das er einen Moment brauchte um zu begreifen wer dort am anderen Ende der Leitung war und als er es endlich begriff, legte er vor Schreck auf. Perplex hatte er dagestanden und den Hörer angestarrt bis dieser erneut klingelte. Sofort nahm er das Gespräch erneut entgegen nur um sich stotternd fürs Auflegen zu entschuldigen. Fast drei Stunden dauerte das erste Telefonat, erinnerte er sich lächelnd. Katharina erkundigte sich anfangs über sein Befinden und lenkte dann geschickt das Gespräch in eine private Richtung. Nachdem sie das Gespräch beendet hatten wollte er eigentlich ins Bett gehen, doch auf dem Weg dorthin fielen ihm die Flasche mit dem Wodka und das volle Glas auf dem Tisch auf. Während des Telefonats hatte er nicht eine Sekunde ans trinken gedacht, und nun bemerkte er das es ihm gar nicht fehlte. Er nahm die Flasche und das Glas vom Tisch und ging in die Küche. Dort angekommen kippte er den Inhalt in die Spüle und war dann ins Schlafzimmer gegangen. Seit diesem Tag rief sie ihn jeden Abend oder vor Beginn Ihrer Schicht als Krankenschwester an, um sich zu erkundigen wie es Ihm ginge und um jedes Mal ein Stückchen mehr privates von ihm zu entlocken. Anfangs fand er es zugegeben sehr ungewohnt, aber mit jedem Telefonat das er mit ihr führte änderte sich dieses Gefühl. Ihre Sorge um Ihn und die privaten Gespräche hatten etwas in seinem Inneren ausgelöst, so ein lang vergessenes Kribbeln und eine neue Art der Freiheit. Katharina weckte neuen Lebensmut in ihm und statt zu trinken steckte er nun all seine Energie in die Suche nach dem Mörder. Die erste Zeit war es schwer gewesen auf den Alkohol zu verzichten, der so lange sein treuer Begleiter gewesen war. Doch nicht zuletzt wegen Katharina wie er sich eingestehen musste, hatte er es geschafft und durchgehalten. Mit der Zeit konnte er sogar das tägliche telefonieren mit Ihr gar nicht mehr erwarten. Er erwischte sich mehr als einmal dabei wie er abends vor dem Telefon saß um auf ihren Anruf zu warten. Eines Tages klingelte es an der Tür und als er sie öffnete stand sie dort und lächelte ihn schüchtern an. „Ich war gerade in der Gegend und dachte mir ich schaue mal nach wie es dir geht” hatte sie etwas verlegen gesagt, doch er spürte sofort dass dies nicht der wahre Grund ihres Besuchs war. Ihr war anzusehen gewesen wie aufgeregt und nervös sie war. Überrascht bat er sie hinein und mit klopfendem Herzen führte er sie in die Küche. „Möchtest du einen Kaffee?”, hatte er sie gefragt während sie am Tisch Platz nahm. „Gern, mit Zucker bitte.“ Sie sah ihm schweigend zu wie er den Kaffee schon fast liebevoll zubereitete. „Oh Mann, der ist echt gut!”, sagte sie nach dem ersten Schluck und verzog genießerisch das Gesicht. Der Blick mit dem sie ihn angeschaut hatte war eindringlich gewesen. Tony wusste noch wie er versuchte seine Aufregung zu verbergen als er sie ansprach. „Verrätst du mir nun auch den wahren Grund warum du hier bist?“ Eine zarte röte war in Katharinas Gesicht gestiegen und ihre Finger fuhren sich nervös durchs lange pinke Haar. „Oka, erwischt, ich wollte tatsächlich nicht nur sehen wie es die geht.” Sie hatte gezögert bevor sie fortgefahren war. „In Wirklichkeit wollte ich dich einfach sehen.” Ihr Blick hatte sie danach verlegen zu Boden gerichtet. In diesem Moment war auch Tony ganz verlegen geworden. Tony hatte schon länger den Verdacht gehabt das sie mehr für ihn empfand als Freundschaft, doch so richtig sicher war er sich nicht gewesen. Eingeschüchtert und verlegen wusste er in diesem Moment nicht was er erwidern sollte. Auch wenn er eine bewegte Vergangenheit hatte und Frauen nie Mangelware gewesen waren, diese Situation war etwas anderes. Hier ging es nicht um reinen Sex für eine Nacht, sondern um etwas Ernstes. Tony erinnerte sich daran wie seine Schüchternheit wieder zum Vorschein gekommen war, diese Situation überforderte ihn. Er hatte nicht gewusst wie er damit umgehen sollte. Auch wenn er es schon länger geahnt hatte, überraschte es ihn doch. „Du wolltest mich sehen?”, fragte er gespielt erstaunt und hätte sich im selben Moment selber ohrfeigen können. Eine blödere Antwort hätte er ihr nicht geben können. „Ja genau ich wollte dich sehen.“, wiederholte sie und fixierte dabei stur ihre Kaffeetasse. Etwas unbeholfen antwortete er ihr. „Ich freue mich dass du mich sehen willst und nicht nur aus Pflichtgefühl hier bist.” Die Erleichterung war ihr deutlich anzusehen gewesen während sie tief durchatmete. „Es ist so.”, begann sie etwas verlegen und fuhr sich wieder nervös durchs Haar. „Nachdem du aus dem Krankenhaus entlassen wurdest, habe ich mich nicht nur wegen meines Berufs um dich gesorgt, vielmehr habe ich es getan, weil ich in dir etwas gesehen habe, und weil ich etwas in deiner Gegenwart gefühlt habe.” Während sie sprach vermied sie jeden Blickkontakt, schaute sich stattdessen scheinbar interessiert in der Küche um. „Du hast mich so dermaßen angezogen das ich mehr über dich erfahren wollte, und im Laufe unserer Telefonate wurde dieses Gefühl dich richtig kennenlernen zu wollen immer stärker.“, fuhr sie fort. Sie hatte eine kurze Pause gemacht um ihre Tasse zu leeren. Vor seinem inneren Auge erschien das Bild wie sie in der Küche saß und nervös mit einer Strähne ihres langen Haares spielte. „Und um ehrlich zu sein, bin ich heute aus einem ganz bestimmten Grund hier.“ Katharina war die Anspannung deutlich anzusehen gewesen. „Ich möchte dich nach einem Date fragen.” Bei ihren letzten Worten zitterte ihre Stimme, zwar nur leicht aber er hatte es hören können. Tony war ziemlich perplex gewesen und hatte erst mal schlucken müssen. Diese Frau war echt unglaublich. Er war fasziniert davon gewesen, dass sie so ehrlich war und dass sie es war die nach einem Date gefragt hatte. ihre Entschlossenheit imponierte ihm. Tony müsste lügen, wenn er behaupten würde das er nicht auch das ein oder andere Mal an sie gedacht und dabei für ein paar Minuten mal seine Sorgen hat vergessen können. „Wow, ich bin gerade etwas überrascht.“, unterbrach er die Stille die für kurze Zeit in der Küche entstanden war. Sein Gesicht fühlte sich an als würde es in Flammen stehen während er die nächsten Worte sprach. „Ein Date mit dir wäre klasse.“, hatte er verlegen gestammelt. Ihr ist deutlich anzumerken gewesen, dass ihr ein riesiger Stein vom Herzen gefallen war. „Gott sein Dank!”, entfuhr es ihr erleichtert und sie hatte schnell noch einen Schluck Kaffee genommen damit sie ihn nicht ansehen musste. Tony hatte gelächelt. Es fühlte sich an wie damals in der Schule als er noch ein kleiner Junge gewesen war und schüchtern Liebesbriefe schrieb. „Wie wäre es mit morgen Abend, ich kenne eine wunderschöne kleine Pizzeria, die haben da die besten Rigatoni al Forno der Stadt?” Sie erwiderte sein Lächeln während sie auf seine Antwort gewartet hatte. „Klingt sehr gut.” „Okay, dann holst du mich um 17 Uhr bei mir zuhause ab.” Wieder diese entschlossene und direkte Art die ihm so imponierte. Sie hatte ihm ihre Adresse aufgeschrieben und war nach einem weiteren Kaffee dann gegangen. Von da an trafen sie sich immer öfter und Tony lernte eine neue Seite in seinem Leben kennen. Katharina gab ihm dieses Gefühl von Freiheit, gab ihm wieder Hoffnung und Liebe. Seit langem fühlte er endlich wieder etwas anderes als Trauer und Schmerz. Als das Wasser plötzlich eiskalt wurde riss es ihn aus seiner Erinnerung. „Verdammt ich muss unbedingt mal jemanden wegen der Heizung kommen lassen.”, fluchte er. Schnell seifte er sich ein und duschte sich noch einmal ab. Tony stieg aus der Dusche, griff nach dem Handtuch und trocknete sich ab. Er ging ins Schlafzimmer suchte sich seine Kleidung aus dem Schrank heraus und zog sich an.

Constantin schaute auf die Uhr, schon 22 Uhr durch. Er erhob sich aus seinem Stuhl, griff nach seiner Taschenlampe und nach seinem Handscanner, es war Zeit für seinen Rundgang. Er verließ den Provisorischen Bürocontainer und verschloss sorgfältig die Tür hinter sich bevor er seine Runde begann. Eine Stunde dauerte in der Regel sein Rundgang durch den unteren Bereich des alten Industriegebäudes, wenn nichts dazwischenkam und er einfach nur seine Stationen abklappern konnte. Lost Places dachte er, dieser Hype war dafür verantwortlich, dass ein Wachschutz sich um dieses Gebäude kümmerte. Niemand hatte mehr Respekt, sei es vor Menschen oder vor solch alten und historischen Gebäuden wie diesem. Alles drehte sich nur noch um Sozial Media und eine erfolgreiche Selbstdarstellung im Internet. Die neusten Klamotten, die teuersten Autos und die schickesten Hotels alles wurde ausgeschlachtet um sich möglichst produktiv zu vermarkten. Und nun seit neusten auch mit der Erkundung von sogenannten Lost Places. Verlassene Orte, deren Ruhe gestört wurde nur um Atemberaubende Fotos zu schießen und Videos zu drehen, halsbrecherische Touren zur Selbstdarstellung. Das schlimme war in seinen Augen gar nicht das unbefugte eindringen in das Gebäude, sondern die Gründe aus denen sie es taten. Sie kamen nicht aus Neugier oder weil sie sich für die Geschichte von diesem Gebäude interessierten, sondern einfach nur aus Geltungsdrang. Wäre es die liebe zu dieser Anlage dann könnte er es sogar verstehen, ja er würde es wahrscheinlich auch tun, nur um etwas von diesem Charme in sich aufzunehmen den dieses Gebäude ausstrahlte. Doch die meisten Menschen die hier eindringen verursachen nur Chaos, hinterlassen ihren Müll und zerstören aus reiner Freude. Der obere Bereich war unzugänglich und einsturzgefährdet weswegen sich die Rundgänge nur auf das untere Areal beschränkten. Früher war das Gebäude an der Neuländerstraße/Ecke Nartenstraße eine große Fabrik die Gummiwaren herstellte gewesen, seit 2009 allerdings stand das Gebäude unweit der Süderelbe leer, und wurde sich selbst überlassen. Es war zu einem Spekulationsobjekt verkommen und ein Paradies für Graffiti-Sprayer geworden. Unzählige bunte Graffiti zierten die Wände, und einige davon die fand Constantin, waren wirklich richtig gut gelungen. Es waren zwar keine Monets oder van Goghs aber trotzdem auf ihre eigene Art und Weise wirkliche Kunstwerke. Die meisten waren jedoch einfache Schmierereien und eine Schande für dieses geschichtsträchtige Gebäude. Constantin mochte dieses Gebäude, es war alt und aus schönem rotem Backstein gemauert, unzählige Fenster teils mit Rundbögen zierten die Außenfassaden und versprühten diesen Charakteristischen Charme der so typisch für Hamburg ist. Damals war es ein eindrucksvolles und wunderschönes Fabrikgebäude gewesen. Heute waren die Scheiben zum Teil eingeschlagen und teils mit Spanplatten notdürftig zugenagelt worden. Unzählige Warnschilder waren von außen am Gebäude angebracht worden. Derjenige der mit dem Vorhaben kam hier einzudringen, wurde vor dem unbefugten eindringen gewarnt. So warnen die Schilder vor einem freilaufenden Wachhund, wiesen darauf hin dass das Betreten der Baustelle verboten ist und Unfallgefahr steht. Auch wird darauf hingewiesen, dass das Gelände videoüberwacht ist, was jedoch niemanden zu stören schien. Am Mauerwerk nagte der Zahn der Zeit, es bröckelte und zerfiel immer mehr. Innen wellte sich die Farbe von den Wänden, Schimmel kroch die Wände hinauf und die dauernde Feuchtigkeit hatte den Putz von der Decke rieseln lassen. Überall lagen noch vereinzelt Reste der ehemaligen Produktion herum und zeugten vom einstigen Erfolg dieses Unternehmens. Heute ließ nur noch die Fantasie erahnen wie geschäftig es damals hier zugegangen sein musste. Er erreichte den ersten Checkpoint, scannte den Barcode neben der schweren Stahltür mit seinem Handscanner, schloss die Tür auf und betrat die riesige Halle. Eine Schande das alles hier verkommen zu lassen, die roten bröckeligen Backsteine, die alten Stahlträger und unzähligen Rohrleitungen bedurfte nur ein wenig Liebe und Zuwendung dann wären es richtig schöne Wohnungen, dachte er. Während er die Halle mit seiner leistungsstarken Mag-Lite ausleuchtete überkam ihm dieses Gefühl der Ehrfurcht, wie jedes Mal wenn er das Gebäude betrat. Nichts Ungewöhnliches zu sehen, keine neuen Graffiti`s oder andere Schmierereien, auch hatte es sich hier nicht wieder ein Obdachloser gemütlich gemacht, so wie letzte Woche als er nachts seine Runde drehte und plötzlich ein Landstreicher im Strahl seiner Lampe auftauchte. Nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte und auch der Obdachlose sich von dieser unerwarteten Begegnung erholt hatte, waren sie ins Gespräch gekommen. Erst hatte Constantin ihn wegjagen wollen doch einer inneren Eingebung folgend hatte er darauf verzichtet und sich mit dem Obdachlosen ein wenig unterhalten. Nach einem kurzen Gespräch bot Constantin ihm an diese Nacht in dem alten Fabrikgebäude zu verbringen. Draußen war es kalt und der Schnee tobte im Wind, er konnte es aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund nicht mit seinem Gewissen vereinbaren diesen armen Mann nach draußen in die Kälte zu jagen. Constantin setzte seine Runde fort, scannte jeden Kontrollpunkt sorgfältig und dann stand er vor seiner Tür. Die Tür die er als seine Tür bezeichnete, unterschied sich nur bei genauerer Betrachtung von den anderen. Es war ebenso wie die anderen eine Doppelflügeltür, genauso rostig und alt, doch außer dem normalen schloss gab es noch ein weiteres Schloss an dieser Tür. Er holte ein kleines Schlüsselbund aus seiner Tasche an dem nur 3 Schlüssel hingen. Jeder dieser Schlüssel war mit einem kleinen Klebepunkt versehen, einen Roten, einen Gelben und einen Grünen, zwei dieser Punkte fanden sich auch auf der Tür über den Schlössern wieder, der Rote und der Gelbe, denn anders wie bei den übrigen Türen gab es hier für jedes Schloss einen eigenen Schlüssel, während die anderen Türen, von denen es nicht mehr allzu viele gab, alle mit einem Generalschlüssel zu öffnen gingen Nachdem er beide Schlösser entriegelt hatte, öffnete er die Tür, kein quietschen oder Knarren wie man es hätte erwarten können, nein dafür hatte er gesorgt. Vorsichtig stieg er die grauen von Schimmel durchzogenen Betonstufen hinunter und stand kurz darauf in einem alten Heizungskeller. Auch hier eroberte die Natur sich langsam aber stetig ihren Platz zurück, schwere Wurzeln hatten sich ihren Weg durch das Mauerwerk gebahnt und kletterten jetzt an den Wänden empor. Constantin leuchtete den Raum ab, ein alter maroder Heizkessel stand in der Ecke, es roch nach rostigen Eisen, von der Decke hingen Spinnweben die genauso alt zu sein schienen wie das Gebäude selbst. Alte Reste aus der Gummiproduktion lagen vereinzelt auf dem Boden herum. Ein massiver Stützpfeiler stand mittig im Raum, der Beton war an einigen Stellen abgeplatzt und das rostige Furniereisen war zum Vorschein gekommen. Constantin ging an ihm vorbei und leuchtete in den dunklen Gang der vom Heizungsraum wegführte, nach ca. 5m gelangte man in einen Raum der ca. 8m x 6m Maß und eine Deckenhöhe von ungefähr 2,5m besaß. Bedächtig schaute er sich um, malte sich aus wie es aussehen würde, wenn er damit fertig war den Raum so herzurichten wie er ihn benötigte. Gestern hatte er schon den Boden und die Wände sauber gemacht, hatte die Wurzeln und den Dreck der sich über die Jahre angesammelt hatte entfernt. Seine Uhr piepte, jetzt musste er sich allerdings beeilen und zum nächsten Kontrollpunkt zu gehen, schließlich wollte er jede Unregelmäßigkeit vermeiden. Er setzte sich in Bewegung, verschloss die Tür wieder hinter sich und setzte seine Runde fort. Während er den nächsten Barcode scannte, kam ihm eine Idee, der Obdachlose den er eine Nacht hatte hier schlafen lassen, könnte ihm tatsächlich von Nutzen sein. Er lächelte als ihm bewusst wurde welcher inneren Eingebung er gefolgt war als er den Landstreicher nicht verjagt hatte, sondern ihm einen Schlafplatz angeboten hatte. Aus dem Gespräch mit dem Obdachlosen wusste Constantin das er sich Tagsüber immer an einem Kiosk an der Blohmstraße Ecke Kanalplatz herumtrieb. Constantin war sich ziemlich sicher, dass er ihn dort antreffen würde. Dort würde er ihm einen Vorschlag unterbreiten den er bestimmt nicht ablehnen würde. Der Mann hatte einen vernünftigen Eindruck gemacht, hatte nicht nach Alkohol gerochen oder den Anschein erweckt das er Drogen nehmen würde, das waren schon mal gute Voraussetzungen. Für ein paar Euro, Essen und einen warmen Platz zum Schlafen wäre er bestimmt bereit ihm einen Gefallen zu tun. Constantin nahm sich vor ihm den alten Wohnwagen zur Verfügung zu stellen den er vor einiger Zeit erworben und hier in einer der Hallen untergestellt hatte. Dort hatte er alles was er brauchte, einen Platz zum Schlafen, waschen und dank des kleinen Gas Herdes sogar etwas zum Kochen, und einen Heizlüfter würde er sicherlich auch noch auftreiben können. Das würde ausreichen um ihn zu überzeugen, da war sich Constantin sicher. Constantin notierte in Gedanken den Wassertank aufzufüllen damit im Wohnwagen auch Wasser zur Verfügung stünde. Um das Angebot perfekt abzurunden würde er noch ein paar Hygieneartikel, Konserven und andere Lebensmittel besorgen. Das würde ihn zwar einiges kosten, aber das war es wert und er war sich sicher das sich seine Investition auszahlen würde. „Dein Plan ist perfekt.“, lobte er sich selbst. Glasscherben knirschten unter seinen Füßen als er das Gebäude umrundete. Der Strahl seiner Lampe wanderte das Mauerwerk empor und er sah dass wieder einige Scheiben eingeschlagen wurden. Kopfschüttelnd schob er mit dem Fuß die Scherben beiseite. Hatte denn niemand mehr Respekt vor fremdem Eigentum fragte er sich. Constantin erinnerte sich wie er einmal einen dabei erwischt hatte der mit herumliegenden Steinen mutwillig die Scheiben eingeworfen hatte. Ein Bengel ungefähr zwanzig Jahre alt hatte sich einen Spaß draus gemacht systematisch eine Scheibe nach der anderen zu zerstören. Das Lachen war ihm allerdings schnell vergangen als er ihm am Kragen gepackt und ordentlich eine gelangt hatte. Danach hatte der Knabe seine Beine in die Hand genommen und war in Windeseile vom Gelände gerannt. Er erreichte die Tür mit dem grünen Punkt über dem Schloss und begutachtete sie, keine Einbruchsspuren, alles war in Ordnung. Beruhigt setzte er seinen Weg über den Asphaltierten Platz fort, unter seinen Füßen drückte sich der Schnee platt der sich hier schon mehrere Zentimeter hoch aufgetürmt hatte. Constantin mochte den Winter, er hatte so etwas Friedliches für ihn, die Schneeflocken die vom Himmel fielen und ihm vom Wind ins Gesicht geweht worden störten ihn nicht, auch die Kälte die sie mit sich brachten machte ihm nichts aus. Genaugenommen spürte er eigentlich überhaupt nichts. Wieder in seinem Bürocontainer angekommen setzte er sich an seinen Schreibtisch und füllte sein Rundgangs Protokoll aus. Alles musste seine Richtigkeit haben, die kleinste Abweichung könnte Fragen aufwerfen und eventuell eine Überprüfung nach sich ziehen und dies galt es unbedingt zu vermeiden. Nachdem er alles sorgfältig ausgefüllt hatte, griff er nach seiner Thermoskanne, goss sich einen Becher Tee ein und schaltete den Fernseher ein. Constantin zappte durchs Programm und blieb auf einem Sender hängen auf dem Alfred Hitchcocks Psycho lief. Er lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück und starte auf den Bildschirm. Seine Gedanken waren allerdings weniger bei dem Film als bei dem was kommen wird. Vorfreude kroch in ihm hoch, breitete sich in ihm aus und wärmte ihn mehr als jeder Tee es hätte tun können. Dieser Job war echt genial für sein Vorhaben und das Objekt das er alleine zu bewachen hatte war einfach perfekt, hier konnte er tun und lassen was er wollte. Um die Lost Places Besucher machte er sich keine Sorgen, seitdem er hier seine Runden drehte hatten die Versuche in das Gebäude einzudringen stark nachgelassen. Seine Schicht ging immer von 21 Uhr bis um 7 Uhr morgens, und um 16 Uhr bis 20 Uhr fuhr er ab und zu noch nebenbei Taxi aber das war eher ein Mittel zum Zweck, eigentlich hasste er es, jeden Tag die ganzen Menschen die ihm mit allem möglichen nervten statt sich einfach ruhig zu verhalten während er sie zu ihrem Ziel chauffierte. Früher war er diesem Job Vollzeit nachgegangen, doch dann hatte er die Stellenanzeige für den Objektschutz gelesen und sich beworben, er konnte seinen Arbeitgeber sofort überzeugen das er der richtige für diesen Job ist und seitdem drehte er nun jede Nacht seine Runden. Constantin wusste dass er nicht zuletzt aufgrund seiner Erscheinung den Job bekommen hatte. Dabei war es nicht einmal seine definierte Muskulöse Statur, wohl eher war es seine Ausstrahlung gewesen die ihm den Job gesichert hatte. Er wusste schon immer um seine Wirkung auf andere, sie mieden ihn und man sagte ihm nach er hätte etwas Bedrohliches und Unheimliches am sich. Von da an fuhr er immer mal wieder seine Runden durch die Stadt. Durch sein gutes Verhältnis zu seinem Chef konnte er sich die Tage aussuchen wann er fahren wollte und wann nicht, ein weiterer Vorteil der ihm in die Karten spielte. Irgendwann hatte er gespürt dass sein inneres dunkles Verlangen sich immer mehr ausbreitete, und drohte unkontrolliert auszubrechen. Eines Abends war dann plötzlich dieser Fall eingetreten. Ein unkontrollierter Impuls war in ihm ausgelöst worden und hatte seine dunkle Vergangenheit ausbrechen lassen. Zu seinem Leidwesen hatte er in diesem kurzen Moment die Kontrolle verloren und eine Frau getötet. Wochenlang hatte er in Angst gelebt das irgendwann die Polizei bei ihm auftauchen würde und er für immer in den Knast wandern würde, doch es war nichts passiert. Noch heute bereute er diesen Vorfall, und hatte sich geschworen dass so etwas nie wieder vorkommen durfte. Er wollte die Kontrolle behalten und dann war dieser Plan in ihm gereift, der Plan seinem Drang nachzugeben und trotzdem die Kontrolle zu behalten. Constantin wusste ganz genau welche Faktoren sein Verlangen auslösten, doch er wollte nicht das wieder eine unschuldige ihr Leben lassen musste. Es musste alles passen, erst dann würde er seinem Drang nachgeben. Und nun waren die Vorbereitungen fast abgeschlossen, es fehlte nur noch der feinschliff damit es perfekt sein würde. Constantin war stolz auf seinen Plan, war er doch durchdacht und nahezu perfekt, Fehler wie sie anderen passierten die einfach unkontrolliert ihren Trieb nachgingen würden ihm nicht unterlaufen. Auch würde er nicht wahllos sein, oder gar gewöhnlich brutal, nein er würde Kunst erschaffen, grauenvolle Kunst die seinen Namen über die Stadtgrenze hinaus bekannt machen würde. Er war sich sicher dass die Angst in seiner Stadt umgehen wird, sofern die Dunkelheit anbricht, wenn der Schnee beginnt zu fallen würde jedes Mal sein Name in den Erinnerungen der Bewohner auftauchen. Er war sich sicher dass sie vor Furcht erblassen würden, denn eines stand fest, er war viel zu clever um sich fassen zu lassen. Wie lange würde es wohl dauern bis sie bemerkte das SIE das eigentliche Ziel seines Treibens war, würde sie es nach dem ersten Opfer schon ahnen fragte er sich? Gewiss sie war alt aber er wusste dass sie noch immer die Medien verfolgte und es würde der Tag kommen an dem sie dort sein Schaffen sehen würde. Er schüttelte seine Gedanken ab und nahm noch einen Schluck Tee. Constantin öffnete die oberste Schublade seines Schreibtisches und nahm seinen Zeichenblock und ein paar Stifte heraus. Er begann zu zeichnen und verlor sich in absoluter Ruhe. Schon als Kind träumte er von einer Karriere als Künstler, doch es war alles anders gekommen. Eine bekannte Melodie drang schwach an sein Ohr und er schaute zum Fernseher. Gerade lief die berühmte Szene unter der Dusche, die jedem anderen einen Schauer über den Rücken jagen würde, ihn ließ es jedoch völlig kalt.

Tony ging mit gesenktem Kopf den verschneiten Schotterweg entlang. Wie jedes Mal, wenn er das Grab seiner verstorbenen Frau besucht überkam ihn dieses beklemmende Gefühl, eine Mischung aus Trauer und Wut. Wut vor allem auf sich selbst, wozu war er denn Privatdetektiv, wenn er bis jetzt nicht mal die kleinste Spur finden konnte die ihn zu ihrem Mörder führte. Der Wind blies kräftig und eine Mischung aus Schnee und Nieselregen fegte ihm ins Gesicht. Er schlug den Kragen hoch und ging einen Schritt schneller. Als er das Grab erreichte kniete er sich nieder, legte einen Strauß Rosen ab und gab einen leichten Kuss auf den Grabstein. Es war ein gepflegtes Grab auch wenn nur ein weiterer frischer Blumenstrauß vor dem Stein lag, der Rest war aufgrund der Jahreszeit sehr kahl. Es war ein Strauß Lilien wie jedes Jahr und Tony fragte sich erneut von wem der Strauß wohl kam. Außer ihm legte hier eigentlich keiner Blumen nieder. Er schaute sich um, doch außer Ihm war keine Menschenseele zu sehen. Vorsichtig nahm er den Strauß in die Hand und untersuchte ihn sorgfältig, fand aber keine Hinweise von wem der Strauß abgelegt wurde. Auch konnte er nichts finden was darauf schließen lassen würde wo der Strauß gekauft wurde. Behutsam legte er den Strauß zurück und widmete sich wieder dem Grabstein. Seine Inschrift fiel ihm ins Auge und ihm wurde schwer ums Herz. „Kein Ende ist wirklich ein Ende, denn in meinem Herzen lebst du auf ewig weiter" stand dort in geschwungener Schrift. Flankiert wurde die Inschrift von zwei Engeln dir ein Herz in der Hand halten. Jedes Mal wieder erschütterte es ihn, wenn er diese Worte las, nicht nur weil sie ihn immer wieder sagten das seine geliebte Hanna tot ist, sondern weil diese Worte noch eine andere unschöne Botschaft enthielten. Seine verstorbene Frau war ihr ganzes Leben Alleine gewesen, ihre Eltern haben sie nach der Geburt weggegeben, sie wuchs in Heimen auf und war ein Einzelgänger, auch Freunde hatte sie nie wirklich gehabt. Er erinnerte sich wie sie immer gesagt hat „Wenn du immer nur enttäuscht wirst dann willst du keine Freunde, aus Angst sie würden dich auch nur enttäuschen, bitte enttäusche du mich nicht". Bei dieser Erinnerung stiegen ihm Tränen in die Augen und leise fing er an zu weinen. Auch wenn er mit Katharina eine wundervolle neue Frau an seiner Seite hatte, fehlte sie ihm. Einige Blätter hatten sich auf den Grabstein gelegt, er wischte sie fort und strich liebevoll über die Inschrift. „Ich weiß das du mehr von mir erwartet hast, und ich gebe mein bestes aber ich weiß nicht weiter” sagte er leise. „Du fehlst mir so sehr”, seine Tränen rannen ihm das Gesicht entlang und fielen zu Boden. „Ich werde dich nicht enttäuschen und ihn finden, das verspreche ich dir.” Er stand auf, küsste noch einmal den Grabstein und wollte sich gerade auf den Weg machen, als ihm etwas ins Auge fiel. Etwas lag auf dem Boden ca. einen halben Meter vom Grab entfernt. Er hob es auf und betrachtete es. Es war ein kleines dünnes Metallschildchen mit einem Band dran, er las die Worte die drauf standen. „Lisas Blumen Paradiese”. Wieder glitt sein Blick über die Grabsteine doch es war niemand zusehen. Ein beklemmendes Gefühl stieg in ihm auf, er hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Tony wendete sich wieder dem Schild in seiner Hand zu. Ob das wohl zu den Blumen gehört die jedes Jahr hier abgelegt werden, fragte er sich? Er würde dem Nachgehen dachte er und steckte das Schild ein. Er verabschiedete sich von seiner toten Frau. „Ich komme bald wieder und dann möchte ich dir jemanden vorstellen" sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann machte er sich auf den Weg, er wollte noch einmal alle Informationen durchgehen die er bis jetzt gesammelt hatte. Seine Gedanken glitten hinüber zu heute Abend und er lächelte. Er hatte sich mit Katharina für heute Abend zum Essen verabredet. Tony hatte beim Griechen einen Tisch reserviert und darum gebeten ihn romantisch zu dekorieren. Er wusste das sie so etwas liebte und für ein Lächeln in ihrem Gesicht würde er alles tun, außerdem hatten sie Jahrestag und wollte einfach einen schönen Abend verbringen der nur Ihnen gehörte. Dabei wollten sie auch gleich noch über den Umzug sprechen. Vor einiger Zeit hatten sie beschlossen, das Sie zu ihm ziehen würde und in ein paar Tagen war es dann soweit. Doch vorher hatte er noch eine andere unangenehme Aufgabe zu erledigen und alleine bei dem Gedanken daran wurde ihm ganz anders. Er hatte ein Geheimnis vor ihr und das wollte er ihr heute beichten und zeigen, in der Hoffnung dass sie ihm verzeihen würde. Es ärgerte ihn dies heute tun zu müssen, aber er hatte keine Wahl, sie hatte ihm so viel gegeben und vertraute ihm, er war es ihr einfach schuldig. Sie wusste zwar, dass er eine vorherige Beziehung hatte und auch das sie verstorben war, die Umstände kannte sie jedoch nicht. Oft war er kurz davor gewesen ihr alles zu erzählen doch er hatte sich nie überwinden können, die Angst sie zu verletzen oder gar zu verlieren war einfach zu groß gewesen. Er hatte keine Vorstellung wie sie reagieren würde, und genau das war es was ihm die größten Sorgen bereitete. Gedankenverloren stieg er in sein Auto, einen alten aber gepflegten 7er BMW und fuhr los. Auf dem Weg hielt er noch kurz beim Blumenladen an und kaufte einen Strauß rosa Rosen. Tony hoffte das die Blumen sie sanfter Stimmen würden, wenn er ihr sein Geheimnis offenbarte. Als er sein Zuhause erreichte hatte sich der Nieselregen in reinen Schnee verwandelt und leichte Flocken rieselten vom Himmel. Er schloss die Tür seines Hauses, was mitten in Hamburg Harburg lag auf und ging hinein, hängte seinen nassen Mantel an die Garderobe und wollte gerade in die Küche gehen als er den Fleck auf dem Boden sah. Wasser tropfte von seinem Mantel und auf dem Boden bildete sich eine kleine Lache. Er betrachtete die Pfütze zu seinen Füßen und Bilder schossen ihm in den Kopf. Vor seinem inneren Auge spielte sich die Szene vom Tag des Todes seiner Frau ab. Das Bild vom vielen Blut das aus ihrer Kehle gelaufen und genau wie das Wasser seines Mantels einen See aus Blut auf dem Boden gebildet hatte brannte sich vor seinem inneren Auge fest. Er schüttelte die Gedanken und Bilder ab, ging in die Küche schaltete seinen Kaffeevollautomaten an und bereitete sich einen großen Kaffee zu. Tony liebte diesen Duft von frisch gemahlenem Kaffee, Stark und schwarz so mochte er ihn am liebsten. Er nahm den dampfenden Becher und ging nach oben, schloss die Tür auf und betrat sein Arbeitszimmer. Es war geräumig aber nur mit dem Nötigsten ausgestattet, ein Notebook summte leise auf dem Schreibtisch vor sich hin, daneben ein weiterer Monitor. Ein Foto von ihm und Hanna aus glücklichen Zeiten stand links auf dem Schreibtisch und verursachte jedes Mal ein Gefühl der Trauer in ihm. Zeitgleich war es jedoch auch Ansporn niemals aufzugeben. Rechts neben dem Schreibtisch war noch ein Regal voller Aktenordner. Er setzte sich und weckte das Notebook aus seinem Ruhezustand, klickte auf das Icon fürs Internet und suchte sich ersten Mal alle Schlagzeilen sämtlicher Tageszeitungen heraus. Resigniert musste er feststellen dass nichts Auffälliges dabei war, keine Morde oder gar Leichenfunde. Der Hund der sein Herrchen vor dem überfahren gerettet hatte war das aufregendste was die Presse am heutigen Tag zu bieten hatte. Er schüttelte den Kopf nachdem er den reißerischen Artikel gelesen hatte. „Der Presse muss es echt schlecht gehen“ murmelte er vor sich hin. Ein schlechtes Gewissen überkam ihn, eigentlich sollte er sich freuen dass niemand getötet wurde, stattdessen ärgerte er sich darüber. „Wann tötest du wieder” sagte er zu sich selbst und schlug so hart mit der Faust auf den Tisch das seine Hand schmerzte, er brauchte neue Hinweise, irgendwas was ihm zum Mörder führen würde aber es gab absolut nichts. Tony tippte stundenlang auf der Tastatur herum, gab alles Mögliche an Suchbegriffen ein die auch nur ansatzweise auf einen Mord deuten könnten, doch am Ende war er genauso ratlos wie vorher. „Verdammt, schon so spät” rief er erschrocken als er auf dem Bildschirm die Uhrzeit sah, in einer Stunde musste er schon bei Katharina sein und er wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Tony sprang von seinem Stuhl auf und verließ das Arbeitszimmer. Schloss hinter sich die Tür ab und ging ins Bad um noch schnell eine heiße Dusche zu nehmen. Nach ca. einer halben Stunde stand Tony frisch geduscht und in einem schwarzen Anzug mit weißem Hemd unten im Flur. Unten angekommen bemerkte er, dass sein Mantel noch nass war und rannte die Treppe wieder hoch, griff in den Kleiderschrank und nahm einen neuen heraus. Während er die Treppen hinunter lief warf er sich den frischen Mantel über und verließ dann zügig das Haus. Draußen herrschte eine eisige Kälte, es schneite sanft vor sich hin während der Wind leise heulte. Pünktlich um 17 Uhr stand Tony vor Katharina Wohnungstür und atmete noch einmal tief durch. „Dann mal los“ flüsterte er und klingelte. Schritte nährten sich und kurz darauf öffnete sie die Tür. „Wow” schoss es ihm durch den Kopf. Katharina sah hinreißend aus in ihrem kurzen schwarzen Kleid und den Highheels und dann noch diese Haare, lang und wie Seide lagen sie an ihrem Körper. Sie hatte eine wundervolle weibliche Figur, die Rundungen an den richtigen Stellen. Ihre Haare waren wohl aber das auffälligste an ihrer Erscheinung, leuchtend Pink strahlen sie einem entgegen und zogen jeden Blick auf sich. „Hey, sogar pünktlich “ sage sie lachend und fiel ihm in die Arme, sie küssten sich Leidenschaftlich und er spürte wie sie seinen Duft einzog bevor sie sich von ihm löste. Er lächelte innerlich, das Parfüm welches er aufgelegt hatte versagte seinen Dienst nicht, sie liebte es und er wusste ganz genau was es bei ihr bewirkte. „Jetzt aber los, ich habe einen Mords Hunger” grinsend schob sie ihn aus der Tür und verschloss sie hinter sich. Bei diesem Satz krampfte sich unwillkürlich sein Magen zusammen. Während der Fahrt erzählte sie ihm von ihrem Tag, doch er bekam nicht viel mit, zu sehr war er mit seinen Gedanken bei seiner Beichte, malte sich die unterschiedlichsten Szenarien aus wie sie reagieren könnte. „Hey hörst du mir überhaupt zu” sagte sie laut und sah ihn fragend an während sie ihm spielerisch auf die Schulter schlug. „Sorry, hab nur nachgedacht”, etwas verlegen schaute er zu ihr rüber. „Alles okay mit dir?” „Du bist die letzten Tage sehr ruhig geworden” sagte sie und setzte eine besorgte Mine auf. „Nein, alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen.” Doch das stimmte nicht und das wusste er. Aber jetzt war noch nicht der Moment in dem er sich ihr offenbaren konnte. Tony parkte das Auto ein, stieg aus und ging zur Beifahrerseite. Wie ein echter Gentleman öffnete er ihr die Tür. “Vielen Dank mein Herr” witzelte sie und nahm lachend seine Hand die er ihr entgegenstreckte um ihr hinaus zu helfen. Das Restaurant Achilion in der Denickestraße lag direkt am Krankenhaus wo Katharina arbeitete. Tony hatte dieses Lokal extra gewählt da es direkt an dem Ort lag wo sie sich das erst mal begegnet waren. Am Eingang erwartet sie ein freundlicher Kellner und fragte nach Ihrer Reservierung. Tony nannte seinen Namen und nachdem der Kellner in seinem Buch nachgeschaut hatte führte er sie zu ihrem Tisch. „Das ist wunderschön” flüsterte Katharina in leise. Der Tisch war romantisch gedeckt, Kerzen flackerten und Rosenblätter lagen dekorativ auf der Tischdecke, ganz so wie Tony es sich vorgestellt hatte. Tony nahm ihr die Jacke ab, zog ihren Stuhl vor und bat sie Platz zu nehmen. Als er sich ihr gegenüber setzt lächelt sie Ihn verträumt an. „Ich liebe dich” flüstert sie leise. Plötzlich stand auch schon der Kellner der sich als Basil vorstellte am Tisch und fragte nach ihren Getränkewünschen. Sie bestellten Rotwein und nahmen die Speisekarten entgegen die Basil ihnen reichte. Während sie die Karte studierten glitten Tonys Gedanken immer wieder zu dem was vor ihm lag. Basil trat an ihren Tisch und servierte den Wein. Nachdem er ihnen eingeschenkt hatte, fragte er freundlich. „Haben sie schon gewählt?” Katharina nickte und zeigte auf ein Gericht in der Speisekarte. „Ich nehme das Lamm mit gegrillter Aubergine und Rotweinsoße, dazu gerne etwas Reis.” Basil nickte freundlich und sah zu Tony. „Was darf es für sie sein?” „Ich hätte gern das Lamm an Zucchini/Paprikagemüse mit Reis.” Eine sehr gute Wahl, lächelnd verschwand er um ihre Bestellung an die Küche weiter zu geben. Sie hoben ihre Gläser und stießen an. „Auf uns, und eine glückliche Zukunft“ sagte Katharina freudestrahlend. Tony wurde bei diesen Worten ganz schwermütig. „Ist mit dem Umzugsunternehmen alles geregelt” fragte Katharina und nahm noch einen Schluck von ihrem Wein. „Ja, sie kommen in 3 Tagen, 9 Uhr wollen sie bei dir sein und Planen bis 22 Uhr.” „Sehr gut, ich habe auch schon einige Kartons gepackt, und die nächsten Tage habe ich Urlaub genommen, sollte ich also alles schaffen bis dahin” erwiderte sie hoffnungsvoll. Basil trat erneut an den Tisch und servierte gebackenen Ziegenkäse mit gegrillten Tomaten und einem offensichtlich selbstgebackenen herrlichen duftenden Brot. „Ein kleiner Gruß aus der Küche, lassen Sie es sich schmecken.“ Katharina lange sofort zu und Tony sah ihr Lächelnd dabei zu bevor er selber Zugriff. Das letzte Stückchen Brot wanderte gerade in Katharinas Mund als Basil auch schon wieder an ihrem Tisch stand. In seinen Händen hielt er zwei appetitlich aussehende Teller. Ein weiterer Kellner kam herangeeilt und räumte die leeren Teller ab. Basil servierte ihr essen und erkundigte sich nach ihrer Zufriedenheit „Richten Sie der Küche aus das ihr Gruß vorzüglich gewesen ist“ sagte Katharina. Tony bestellte noch eine Flasche Wein und Wasser nach bevor sie sich dem Essen widmeten. Sie unterhielten sich noch etwas über den Umzug und über ihren Tag. Im Hintergrund lief in einer angenehmen Lautstärke griechische Musik. Tony entschuldigte sich kurz um auf die Toilette zu gehen. Auf dem Weg begegnete er Basil und bestellte bei ihm ein Dessert bevor er seinen Weg zur Toilette fortsetzte. Er Lehnte sich aufs Waschbecken und schaute in den Spiegel. „Jetzt mach bloß keinen Rückzieher“ mahnte er sich. Er schöpft sich kaltes Wasser ins Gesicht und atmete tief durch. „Du schaffst das, wird schon schiefgehen“ murmelte er und trocknete sich das Gesicht ab. Er setzte sich wieder an den Tisch und schaute Katharina eindringlich an. Das Dessert wurde serviert, es gab Joghurt mit Honig und gerösteten Mandeln. Nachdem sie fertig gegessen hatten, nahm Tony all seinen Mut zusammen. „Schatz” fing er unbeholfen an. „Es gibt da noch etwas was ich dir sagen oder besser gesagt zeigen muss bevor wir zusammen ziehen.” Sie sah ihn fragend an und Unbehagen machte sich in ihr breit. „Hast du eine andere” entfuhr es ihr ohne nachzudenken mit zitternder Stimme. „Nein, um Gottes Willen” entgegnete er lauter als beabsichtigt. „Es gibt da etwas aus meiner Vergangenheit was mich bis heute verfolgt“ sagte er ruhig. „Lass uns zu mir fahren dann zeige ich es dir und erkläre dir alles, dann wirst du es hoffentlich verstehen.” Zögernd und etwas ängstlich sagte sie „Okay.” Er winkte den Kellner heran und bezahlte die Rechnung, noch bevor er ihr in den Mantel helfen konnte hatte sie ihn schon übergeworfen. Die Fahrt zu ihm nach Hause schien schier endlos. Mit versteinerter Miene saß sie da und starrte aus dem Fenster. Das Geräusch des Motors schien lauter als sonst und die Spannung im Wagen stieg mit jedem Meter dem sie sich seinem Haus nährten. Als sie ankamen und er die Tür aufschloss drehte er sich zu ihr um. „Bitte komm rein.” Sie traten ein und legten ihre Mäntel ab, dann führte er sie die Treppe hoch. Vor seinem Arbeitszimmer blieben sie stehen. „Egal was du jetzt siehst, ich werde dir alles erklären können.” „Dein Arbeitszimmer” sie sah ihn verwundert an. Katharina war noch nie in seinem Arbeitszimmer gewesen. Wenn Sie bei ihm war hatten Sie die meiste Zeit im Wohn oder Schlafzimmer verbracht. „Wenn wir zusammen ziehen will ich keine Geheimnisse mehr vor dir haben.“ Während Tony sprach schloss er die Tür auf und betrat zögernd mit Klopfenden Herzen das Zimmer. Katharina stand zögernd im Flur. Tony sah die Beklemmung in ihrem sonst so fröhlichen Gesicht, ihm wurde schlagartig noch unwohler bei diesem Anblick. „Bitte, komm rein”, forderte er sie schon fast flehentlich auf, er wollte es endlich hinter sich bringen. Katharina trat vorsichtig und langsam ein. Still und mit weit geöffneten Augen schaute sie sich um. „Was zur Hölle ist das hier” stotterte sie und ihre Blicke flogen über die Wände. Überall hingen Fotos und Zeitungsausschnitte an der Wand. Sie las die Überschriften

Frau überfallen und getötet - Lebensgefährte unter Mordverdacht

Bilder einer Frau die Blutverschmiert am Boden liegt und andere grauenvolle Bilder hingen überall. Entsetzt blieb ihr Blick an einem Artikel hängen „Brutaler Mord an junger Frau, Freund festgenommen", der Artikel war es nicht der ihr den Hals zuschnürte und sie in Angst versetzte. Es war das Foto das unter der Schlagzeile abgebildet war, es zeigte zwei Polizisten die einen Mann abführten dessen Kleidung voller Blut war. Sie schaute immer wieder auf dieses Bild, hoffte sich zu irren doch es gab keinen Zweifel, der Mann der da blutverschmiert mit gesengtem Kopf abgeführt wurde war Tony. Ihr Tony!! Er sah ihren entsetzten Blick und wollte ihre Hand nehmen „Fass mich nicht an” schrie sie und wich ängstlich zurück. „Lass es mich bitte erklären.” „Erklären” schrie sie ihn an. „Was willst du erklären, dass du ein Mörder bist, dass du mich die ganze Zeit belogen hast?” Verzweiflung lag in ihrer Stimme und Tränen rannen über ihr Gesicht. „Sollte ich dein nächstes Opfer werden? Was für ein perverses Spiel treibst du hier eigentlich?” Sie war außer sich vor Wut und Enttäuschung, doch sie hatte auch Angst. „Bitte” stammelte Tony. „Schau dir alles an bevor du mich vorschnell verurteilst” sagte er mit zitternder Stimme. Tony fühlte sich so hilflos und klein, er wusste das sein Schicksal oder besser gesagt das Schicksal ihrer Beziehung allein in ihrer Hand lag. Seine Angst dass sie ihn verlassen und alles hinwerfen würde, stieg immens. Widerwillig schaute sie sich die Artikel und Bilder, die er aus den Zeitungen ausgeschnitten hatte an, bis sie plötzlich innehielt. „Freund der getöteten Hanna M. wieder auf freiem Fuß” stand als Schlagzeile in dem Zeitungsartikel. Sie lass sich den Artikel durch.

„Der Freund der jungen Hanna M. die am 23.10 14 brutal getötet wurde, wurde heute aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Staatsanwaltschaft teilte in einer offiziellen Pressekonferenz mit das sich das Alibi des Freundes bestätigt hatte und keinerlei Verdachtsmomente mehr gegen ihn vorlagen. Es gäbe genug Beweise die seine Unschuld belegen, so die Staatsanwaltschaft weiter. Laut eines Insiders gibt es keine Spuren oder Hinweise die zum wahren Täter führen. Des Weiteren entschuldigte sich die Staatsanwaltschaft öffentlich bei dem Beschuldigten. „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten die wir Herrn Z. bereitet haben und möchten unser tiefstes Bedauern zum Ausdruck bringen."

so der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft.” Sie spürte wie ihre Angst etwas wich, weitere Artikel fielen ihr ins Auge und sie las sie gründlich durch. Viele davon handelten von seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft. Ein Artikel äußerte die Vermutung dass es sich um einen brutalen Raubmord gehandelt habe. Nach einer Weile drehte sie sich zu ihm um erschrak, Tony saß auf seinem Bürostuhl und vergrub den Kopf in seinen Händen. Als sie ihn so sah schämte sie sich schon fast für ihre Gedanken, hatte sie doch damit gerechnet er würde gleich mit einem Messer oder anderem Gegenstand auf sie losgehen. „Du hast es nicht getan?” Nur mühsam waren ihr die Worte über ihre Lippen gekommen. Tony hob langsam seinen Kopf, sie sah die Tränen in seinen Augen und trotz ihrer Wut erkannte sie wie schwer es ihm fiel ihr das alles zu offenbaren. „Nein” sagte er leise. „Ich habe sie nicht ermordet.” Er vergrub sein Gesicht erneut und ein gedämpftes Wimmern drang an ihre Ohren. Sie wusste nicht wie sie reagieren sollte, sie wollte schreien, weinen so viel Wut und Enttäuschung waren in ihr, doch dann sah sie ihn dort sitzen, zusammengekauert und weinend wie ein Häufchen Elend. „Es tut mir leid” hörte sie ihn verschwommen sagen. Sie hörte an seinem Ton wie ehrlich er es meinte, doch sie konnte nicht darauf eingehen, zu viele Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Zögernd setzte sie sich auf den Boden und schaute zu ihm auf. Zaghaft legte sie eine Hand auf seinen Oberschenkel und streichelte ihn sanft. „Was ist passiert“ flüsterte sie obwohl sie sich nicht einmal sicher war die Antwort überhaupt hören zu wollen. Doch das entsprach nicht ganz der Wahrheit, sie wollte wissen was passiert war, doch hatte sie mindestens genauso viel Angst dass sie noch weitere verstörende Dinge erfahren würde. Dinge über ihn, den Mann, den sie liebte und die ganze Zeit blind vertraut hatte. Tony schaute sie an, seine Augen waren gerötet und sein Blick voller Trauer. Langsam begann er zu erzählen. „Ich kam abends von einem Klienten nach Hause” begann er leise. „Die Haustür war nur angelehnt als ich nach Hause kam. „Ich weiß noch dass ich kurz verwundert innehielt bevor ich das Haus betrat und dann Hanna am Ende des Flurs liegen sah.” Tony machte eine kurze Pause und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich lief zu ihr und als ich bei ihr war sah ich dass sie voller Blut war.” Tony schluckte schwer und machte erneut eine kurze Pause bevor er fortfuhr. „Vorsichtig nahm ich sie in den Arm, fühlte ihren Puls, er war sehr flach aber sie lebte. Ich schrie, schrie ihren Namen doch sie regte sich einfach nicht, ich schrie um Hilfe und brach in Panik aus. „Ich griff nach meinem Handy um den Notarzt zu rufen, in dem Moment sagte Hanna etwas zu mir, ich redete auf sie ein sie solle durchhalten, dann rief ich den Notarzt, als ich sie wieder anschaute war Ihr Blick glasig und leer. Ich fühlte erneut ihren Puls doch ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Ich schüttelte sie, schrie sie wieder an doch ihr Blick blieb leer. Voller Verzweiflung drückte ich sie an mich, ich konnte nicht begreifen dass sie tot war. Nur schemenhaft bekam ich mit das mich jemand ansprach, irgendwann schrie man mich an, zerrte mich von ihr weg und legte mich in Handschellen. Stimmen die ich nicht verstand redeten noch immer auf mich ein, schrien mich an, doch ich war nicht fähig sie zu verstehen, mein Verstand wollte nicht begreifen was da gerade geschah.” Tony nahm ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und schnäuzte sich die Nase. „Noch heute habe ich Alpträume von diesem Abend, sehe sie da liegen das Shirt und Gesicht zerschnitten und alles ist voller Blut.” Er holte tief Luft und sah sie dann schweigend an. Ihre Angst wich nun vollends einem anderen Gefühl, sie konnte plötzlich seinen Schmerz fühlen, seine Trauer spüren. „Wurde der Täter gefasst.” „Nein, bis heute scheint es keine Hinweise oder Spuren vom Täter zu geben. Nach meinem Freispruch habe ich alles getan um Hinweise zu finden, irgendetwas das mich zu ihm führen würde, leider bis heute erfolglos.” Beschämt schaute er zur Seite. „Warum hast du mir nie etwas erzählt?” Noch während sie es aussprach, hasste sie sich für diese Frage, sie sah doch wie schwer es ihm fiel und wie sehr es ihn schmerzte darüber zu reden. „Ich konnte nicht, du hast mir so viel gegeben, hast mich aus meiner Lethargie geholt und mir neuen Lebensmut gegeben. Die Angst dass du es nicht verstehen würdest, dass du meine Liebe zu dir in Frage stellen würdest war einfach zu gewaltig.” „Liebst du mich” fragte sie und sah ihn ernst an. „Natürlich liebe ich dich, ich will mein Leben mit dir teilen”, sagte er und sie merkte dass er ehrlich erschrocken war. Zögernd und so behutsam wie es ihr unter diesen Umständen möglich war fragte sie. „Wie ist sie gestorben?” Sie wusste wie hart diese Frage war, aber sie wollte nun alles wissen, schließlich war es