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In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt. Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. »So meine Süße, jetzt fehlen nur noch deine Freunde, und dein neues Bett ist perfekt«, rief Sandra Gerstner ihrer Tochter zu. Die saß, umgeben von ihren Kuscheltieren, im Wohnzimmer auf dem Fußboden und spielte. Rasch strich Sandra noch die hübsche Tagesdecke glatt und sah sich prüfend im Zimmer von Aurélie um. Die junge Mutter war zufrieden. Schön war es geworden. Und anscheinend genau so, wie eine sechsjährige Prinzessin es heute verlangte, denn Aurélie kam angehüpft und rief: »Oh ja, Maman, das sieht so schön aus. Isch freue misch so sehr.« »Ich freue mich so sehr«, wiederholte ihre Mutter lächelnd. »Ach, Maman, das schaffe isch nie, das ganz rischtig zu lernen«, antwortete Aurélie traurig. Sandra hob mit einer Hand das dunkle Lockenköpfchen der Kleinen leicht an, sah ihr in die Augen und sagte: »Aurélie, du weißt doch, dass wir beide beschlossen haben, das Wort ›nie‹ für uns nicht gelten zu lassen. Wir beide zusammen sind ganz mutig und trauen uns viele Sachen zu. Und das mit der Aussprache klappt doch schon von Tag zu Tag besser!« Aurélie umfasste mit ihren zarten Ärmchen die Taille ihrer Mutter und drückte sie ganz fest. »Stimmt Maman, du hast rescht, wir schaffen das.« Sandra streichelte zärtlich über die widerspenstigen Locken ihrer Kleinen. Wie tapfer ihre Tochter die neue Lebenssituation für sie beide mittrug! »So, jetzt wollen wir uns aber ein wenig beeilen.
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2021
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»So meine Süße, jetzt fehlen nur noch deine Freunde, und dein neues Bett ist perfekt«, rief Sandra Gerstner ihrer Tochter zu. Die saß, umgeben von ihren Kuscheltieren, im Wohnzimmer auf dem Fußboden und spielte. Rasch strich Sandra noch die hübsche Tagesdecke glatt und sah sich prüfend im Zimmer von Aurélie um. Die junge Mutter war zufrieden. Schön war es geworden. Und anscheinend genau so, wie eine sechsjährige Prinzessin es heute verlangte, denn Aurélie kam angehüpft und rief: »Oh ja, Maman, das sieht so schön aus. Isch freue misch so sehr.«
»Ich freue mich so sehr«, wiederholte ihre Mutter lächelnd.
»Ach, Maman, das schaffe isch nie, das ganz rischtig zu lernen«, antwortete Aurélie traurig.
Sandra hob mit einer Hand das dunkle Lockenköpfchen der Kleinen leicht an, sah ihr in die Augen und sagte: »Aurélie, du weißt doch, dass wir beide beschlossen haben, das Wort ›nie‹ für uns nicht gelten zu lassen. Wir beide zusammen sind ganz mutig und trauen uns viele Sachen zu. Und das mit der Aussprache klappt doch schon von Tag zu Tag besser!«
Aurélie umfasste mit ihren zarten Ärmchen die Taille ihrer Mutter und drückte sie ganz fest. »Stimmt Maman, du hast rescht, wir schaffen das.«
Sandra streichelte zärtlich über die widerspenstigen Locken ihrer Kleinen. Wie tapfer ihre Tochter die neue Lebenssituation für sie beide mittrug! »So, jetzt wollen wir uns aber ein wenig beeilen. Es ist schon recht spät geworden, und du möchtest doch sicherlich zusammen mit deinen Kuscheltieren in deinem neuen Bett schlafen. Also ab ins Bad mit dir.«
Einige Minuten später kuschelte sich die Kleine schon ganz müde von all den Aufregungen in ihr Bett, und schon während der Gutenacht-Geschichte schlief sie ein.
Auch Sandra fühlte sich erschöpft und müde. Der ganze Umzug von Frankreich nach Maibach war schon eine große Herausforderung gewesen. Dazu kam, dass sie das Ganze alleine stemmen musste, ohne Partner und Familie.
Sie ließ sich auf das gemütliche Sofa fallen und dachte darüber nach, wie anders ihr Leben eigentlich hätte aussehen sollen. Ach, Ferdinand, seufzte sie. Wie schön wäre es, wenn du bei uns wärst!
Ferdinand von Leffersheim, ihre große Liebe und Vater ihrer Tochter, war bei einem Autounfall noch vor der Geburt ihres gemeinsamen Kindes Aurélie gestorben. Wieder einmal stiegen die Gedanken an diese schrecklichen Wochen und Monate in ihr hoch. Eigentlich hatten sie beide vorgehabt, gemeinsam nach Frankreich zu ziehen, um dort zu leben.
Ferdinand hatte ein Angebot bekommen, dort als Journalist zu arbeiten, und Sandra hatte eine Firma gefunden, in der sie als Übersetzerin tätig werden konnte. Sogar eine kleine Wohnung hatten sie schon. Ach, wie glücklich wir damals waren, obwohl der Streit mit Ferdinands Familie uns und vor allen Dingen ihm sehr zu Herzen ging, dachte Sandra.
Dieser furchtbare Streit. Erschöpft schloss Sandra die Augen. Warum nur war es Ferdinands Familie nicht möglich gewesen, eine für alle Beteiligten gute Lösung zu finden? Natürlich war es für Eltern immer eine schreckliche Enttäuschung, wenn die Kinder plötzlich eigene Pläne verwirklichen wollten. Aber deswegen so hart zu handeln?
Ferdinands Familie hatte wohl immer gehofft, dass er irgendwann das Gestüt seiner Eltern übernehmen würde. Es war ja schon seit Generationen in der Familie. Schließlich hatten sie es doch für ihn, für ihren Sohn, weitergeführt. Für die Familie war klar, dass der Journalismus nur ein Zeitvertreib sein konnte.
Und dann kam auch noch diese Sache mit ihr, Sandra Gerstner, dazwischen, dachte sie bitter. Sie war doch nur das Mädchen aus einfacheren Verhältnissen, das sich gezielt Ferdinand ausgesucht hatte, um in die gute Gesellschaft aufzusteigen. Als sie dann schwanger wurde, schien es wohl nur noch das Urteil von Ferdinands Eltern über sie zu untermauern. Die Leffersheims lehnten sie sogar so sehr ab, dass sie ihr verboten, am Begräbnis ihres Geliebten teilzunehmen. Selbst ihr zukünftiges Enkelkind – es war doch auch Ferdinands Kind – war ihnen egal.
Sandra hatte einige Male nach Ferdinands Tod versucht, Kontakt mit seinen Eltern aufzunehmen. Wie wichtig wäre es doch für alle Beteiligten gewesen, gemeinsam zu trauern. Aber sie erhielt nur den Brief eines Rechtsanwalts, in dem sie aufgefordert wurde, jegliche Kontaktversuche zu unterlassen.
Für Sandra brach eine Welt zusammen. So floh sie förmlich aus Deutschland, weg von all dem Schrecklichen, das sie erlebt hatte. Gott sei Dank hatte sie von ihren verstorbenen Eltern ein kleines Häuschen geerbt. Das konnte sie verkaufen und mit dem so gewonnenen Geld ihren Plan, nach Frankreich zu gehen, in die Tat umsetzen.
In Frankreich selber fühlte sie sich viel wohler. Dort war sie als Jugendliche einige Jahre sehr glücklich gewesen. Sie hatte dort mit ihren Eltern gelebt. Ihr Vater hatte als Ingenieur gearbeitet, und sie war in dem kleinen Ort zur Schule gegangen, hatte viele Freunde kennengelernt. Immer noch hatte sie viele Freunde und Bekannte dort und fühlte sich geborgen und angenommen. Ihre Stelle als Übersetzerin hatte sie ja schon und musste sich um die finanzielle Situation keine Sorgen machen.
Sandra schüttelte den Kopf, wie um ihre trüben Gedanken loszuwerden. Sie richtete sich auf und straffte die Schultern. Das alles lag jetzt schon so lange hinter ihr. Sie wollte in die Zukunft blicken. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Frankreich jetzt wieder zu verlassen, um nach Deutschland heimzukehren.
Es war ihr Wunsch und es wäre sicherlich auch Ferdinands Wunsch gewesen, dass ihre Tochter die alte Heimat kennenlernte. Zum Glück hatte ihre französische Firma in Maibach eine Niederlassung, und ihre Arbeitgeber waren mit einem Wechsel nach Deutschland einverstanden. Die junge Frau war glücklich. Jetzt wollte sie mit der Vergangenheit endgültig abschließen und ein neues Leben für sich und ihre Tochter aufbauen. Inzwischen war sie sogar so weit, dass sie sich eine neue Partnerschaft vorstellen konnte. Einen neuen Mann an ihrer Seite für sich und einen Vater für ihre Tochter. Sandra wusste nur zu genau, wie sehr sich ihre Kleine eine richtige Familie wünschte. Und sie selbst ertappte sich immer häufiger dabei, dass sie anderen glücklichen Paaren sehnsüchtig hinterhersah.
*
»Maman, was machen wir heute? Es ist so warm. Vielleicht müssten wir ein Eis essen, damit uns kalt wird?«, fragte Aurélie mit einem schelmischen Lächeln. Sie wusste genau, wie sie ihre Wünsche bei ihrer Mutter anbringen musste. Sandra lachte: »Den Charme hast du wohl aus Frankreich mitgebracht. Aber du hast recht, es ist wirklich ein schöner Tag, und den sollten wir nutzen. Was hältst du davon, wenn wir zu einem hübschen kleinen See fahren?«
Aurélie war begeistert. Es hielt sie nicht mehr auf ihrem Stuhl. »Oh Maman, das finde isch super. Ein rischtiger See, in dem man schwimmen kann? Ich kann zwar schwimmen, aber ich war noch nie in einem See«, freute sich die Kleine.
»Ja, wir werden sehen, mein Schatz. Tatsächlich gibt es hier einen kleinen Waldsee, in dem man wohl auch baden kann«, erklärte die Mutter und nahm Aurélie auf den Schoß. »Unsere Vermieterin hat mir vor ein paar Tagen davon erzählt und mir genau beschrieben, wie man dort hinkommt. Er befindet sich in der Nähe eines Dorfes namens Wildmoos.« Sie sah ihre Kleine prüfend an. »Leider können wir ihn nicht direkt mit unserem Auto erreichen. Wir könnten das Auto auf einem Parkplatz abzustellen, müssten dann aber noch ein ganzes Stückchen zu Fuß gehen. Der See liegt wohl sehr einsam. Schaffst du das denn?«
»Natürlisch schaffe isch das«, rief Aurélie und hüpfte vom Schoß ihrer Mutter. »Komm, wir packen schnell unsere Sachen, dann kann es schon losgehen«, jubelte sie.
»Gleich, gleich, meine Süße, ich will noch schnell etwas zum Essen einpacken. Ich kenne dich doch, du wirst bestimmt nachher hungrig sein«, erwiderte die Mutter und freute sich, dass ihr Vorschlag so gut aufgenommen wurde. Eine halbe Stunde später war alles bereit.
Und wirklich, sie fanden den von der Vermieterin beschriebenen Parkplatz und den Weg zum See ohne Probleme. Mutter und Tochter schlenderten Hand in Hand über den schmalen, von Bäumen begrenzten Weg. Und dann erreichten sie auch schon den einsam gelegenen Waldsee. Wie schön er aussah! Sonnenstrahlen fielen auf die glitzernde und schimmernde Wasseroberfläche. An einigen Stellen kräuselte ein leichter Wind das Wasser. Vogelgezwitscher war zu hören und das Rauschen in den Baumkronen. Am Ufer des Sees standen große alte Bäume, unter denen man es sich gemütlich machen konnte. Was für ein wundervoller Ort, dachte Sandra, und auch Aurélie war sehr begeistert.
Mutter und Tochter hatten gar nicht bemerkt, dass sie nicht alleine waren. Ein Mann um die Dreißig zog gerade ein Paddelboot aus dem Wasser, setzte sich dann auf einer Decke ins Gras und packte seinen Rucksack aus, in dem ein paar Brote verstaut waren. Aus der Ferne beobachtete Victor Langen lächelnd die beiden Ankömmlinge.
Wie aufgeregt die Kleine ist. Es ist wirklich eine Freude, mit Kindern etwas zu unternehmen, dachte er sehnsüchtig.
»Maman, isch laufe schon zum Wasser. Sieh nur, wie schön es aussieht. Und da vorne liegt ein kleines Boot. Darf isch damit fahren?«
Sandra versuchte, ihre quirlige kleine Tochter zu beruhigen. »Einen Augenblick, Aurélie, ich komme mit und sehe es mir an.« Tatsächlich, da lag ein kleines Boot am Ufer. Neben dem Boot war ein Seil gespannt, das bis zu einer kleinen Holzplattform in der Mitte des Sees reichte. Daran sollte man sich wohl, im Boot sitzend, entlangziehen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das erlaubt ist«, meinte Sandra zweifelnd. »Wäre doch jemand hier, der mir Auskunft geben kann.« Suchend sah sie sich um. Ah, da vorne saß ein junger Mann auf einer Decke und machte Picknick.
Voller Interesse sah Victor Langen die junge Frau auf sich zukommen, deren Unterhaltung mit ihrer Tochter er schmunzelnd unfreiwillig mitverfolgt hatte. Die zwei waren wirklich reizend!
Sandra hoffte, dass der Mann ihr vielleicht weiterhelfen konnte. Und auf ihre freundliche Nachfrage versicherte er ihr, dass man für das Benutzen des Bootes nichts bezahlen müsse. »Ich selber bin gerade mit dem größeren Boot dort gefahren«, er wies zum nahen Ufer. »Auch das steht zur freien Verfügung. Wissen Sie«, meinte er erklärend, »die Gemeinde hat die beiden Boote und die Plattform erst vor einigen Tagen hierhergebracht. Man will wohl testen, ob das Angebot angenommen wird.«
Sandra bedankte sich freundlich. Dann lief sie zurück zu Aurélie und meinte: »Der freundliche Herr dort drüben hat mir gesagt, dass du das Boot tatsächlich benutzen darfst. Ich möchte aber, dass du die Schwimmweste anlegst, die im Boot liegt. Und du versprichst mir«, die vorsichtige Mutter hob das Kinn ihrer Kleinen an und sah ihr in die Augen, »dass du dich langsam am Seil entlang ziehst. Sieh mal, ich mache jetzt diesen Karabinerhaken, der zum Boot gehört, an dem anderen Seil fest, dann dürfte eigentlich nichts schiefgehen.«
Aurélie nickte und krabbelte rasch ins Boot. Sandra sah zu, wie sie überglücklich losfuhr. Und tatsächlich, es klappte gut. Sicher erreichte Aurelie die Plattform. Lachend winkte sie von dort ihrer Mutter zu und rief: »Habe isch das nicht toll gemacht? Das macht so einen Spaß!«
Die junge Mutter freute sich über den Erfolg ihrer Kleinen. Sie rief ihr zu: »Ganz toll machst du das, meine Süße. Jetzt komm genauso wieder zurück. Das klappt ja ganz wunderbar. Und bis du wieder hier am Ufer gelandet bist, habe ich das Picknick für uns beide vorbereitet.«
Nur für einen kurzen Moment wandte Sandra ihrer Tochter den Rücken zu. Und gerade als sie sich über die Kühltasche beugte, hörte sie einen Laut, der wie ein Schluchzen klang.
Sandra wirbelte herum. Tatsächlich! Ihre Tochter war mit dem Boot abgetrieben. Wie hatte das denn passieren können?! Aurélie weinte jämmerlich und rief nach ihrer Mutter.
»Maman, Maman, bitte, du musst mir helfen. Isch komme nischt mehr an das große Seil.«
Sandra hatte das Gefühl, ihr Herz bliebe stehen. Aurelie musste den Karabinerhaken aus Versehen gelöst haben, und jetzt trieb das Boot mit ihr darin Richtung Seemitte ab. Was sollte sie nur machen? Sie atmete tief ein, um sich etwas zu beruhigen, dann rief sie ihrer Tochter zu: »Bleib ruhig, Schätzchen, bleib ganz ruhig sitzen. Ich komme gleich zu dir, und du versprichst mir, nicht aufzustehen.« Sie lief zum Ufer und begann sich auszukleiden, bereit, zu ihrer Tochter zu schwimmen und das Boot irgendwie an Land zu bringen.
Der junge Mann, mit dem Sandra vorhin gesprochen hatte, hatte das Missgeschick ebenfalls mitbekommen. Er war von seinem Handtuch aufgesprungen und lief Sandra entgegen. »Hören Sie, ich nehme das große Boot hier. Damit bin ich schnell bei Ihrer Tochter, und dann kann ich ihr Boot ins Schlepptau nehmen. Es müsste eigentlich ein kleines Paddel im anderen Boot sein, aber wenn man damit nicht umgehen kann …« Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Bitte, machen Sie sich keine Sorgen«, fügte er hinzu, als er ihr sorgenvolles Gesicht sah. »Ich bin ein erfahrener Wassersportler. Sie bleiben hier stehen und reden beruhigend auf Ihre Tochter ein. Und bitte, sagen Sie ihr noch einmal, sie solle unter keinen Umständen aufstehen!«
Sandra war den Tränen nahe. Ihr kleines Mädchen in so einer Notsituation zu sehen, war unerträglich.
»Oh ja, bitte, helfen Sie, ich bin so verzweifelt! Vielen, vielen Dank dafür.« Sie sah den jungen Mann an, und in ihren Augen lag so viel Dankbarkeit, dass der Mann ganz gerührt war.
»Okay, Sie warten hier, und ich bringe Ihnen Ihre Tochter gleich zurück. Mein Name ist übrigens Victor, Victor Langen. Wie ist der Name Ihrer Tochter?«, fragte er, schon davoneilend.
»Aurélie heißt sie!«, rief Sandra ihm hinterher. Dann rief sie ihrer Tochter zu: »Sei tapfer, gleich kommt der Onkel Victor und holt dich ab.«
Victor Langen hatte unterdessen ein Seil aus seinem Rucksack geholt. Wie gut, dass er es noch von seiner letzten Tour dabei hatte! Dann schob er sein Kanu ins Wasser und paddelte los.
Derweil bemühte sich Sandra, ihre weinende Tochter zu beruhigen, obwohl sie selber große Angst um ihr Kind hatte. Wie gut, dass Aurélie wenigstens eine Schwimmweste trug und auch ganz passabel schwimmen konnte. Trotzdem trieb die Kleine immer weiter ab, weinte und rief nach ihrer Maman.
Dann endlich hatte Victor Aurélies Boot erreicht. Er warf ihr sein Seil zu, das sie fangen sollte, aber die Kleine war so verunsichert, dass sie sich das nicht zutraute.
Vom Ufer aus beobachtete Sandra das Geschehen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, als Aurélie nun auch noch aufstand! Sie schwankte und es sah so aus, als würde sie gleich ins Wasser fallen. Sandra stockte der Atem. Sie schrie: »Aurélie, bitte, setz dich sofort wieder hin!«
Victor bedeutete ihr mit einem Handzeichen, ganz still zu sein. Dann sprach er anscheinend beruhigend auf das Mädchen ein. Und tatsächlich, Aurélie setzte sich wieder hin.
Sandra sah, wie sie mit dem Kopf nickte. Und dann bugsierte er vorsichtig sein Kanu an ihres heran und vertäute das Seil sicher, sodass er sie ins Schlepp nehmen konnte. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung entfuhr der besorgten Mutter.
Wenige Minuten später konnte die überglückliche Sandra ihre Tochter wieder in die Arme schließen. Die Wangen des kleinen Mädchens glühten vor Aufregung. »Maman, du glaubst nischt, was Victor mir gesagt hat. Er hat gesagt, dass isch sehr tapfer bin und dass andere Kinder bestimmt viel mehr geweint hätten als isch. Findest du auch, dass isch tapfer war, obwohl isch ein bisschen geweint habe?«