Engelsschatten: Alle Bände der magisch-romantischen »Engelsschatten«-Dilogie in einer E-Box! - Leni Wambach - E-Book

Engelsschatten: Alle Bände der magisch-romantischen »Engelsschatten«-Dilogie in einer E-Box! E-Book

Leni Wambach

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Beschreibung

Lass dich auf eine himmlisch-höllische Reise mitnehmen, auf der Engel zu Gejagten und Dämonen zu Geliebten werden.   Maggie soll fallen! Niemals hätte der temperamentvolle Engel damit gerechnet, dass sie für ihre Aufmüpfigkeit die schlimmste Bestrafung der Engel erwarten könnte. Sie flieht auf die Erde – und landet ausgerechnet in den Armen des teuflisch charismatischen Dämons Eresz. An seiner Seite muss sie erkennen, dass auch unter den Menschen viele Gefahren lauern...   //Textauszug: »Sie werden dich nicht kriegen. Ich beschütze dich.« »Versprochen?« »Ja, ich schwöre es.«//   //Diese E-Box enthält alle Bände der himmlischen Liebesgeschichte »Engelsschatten«: -- Engelsschatten 1: Gejagte des Himmels -- Engelsschatten 2: Erwählte der Hölle// Diese Fantasy-Serie ist abgeschlossen.

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Impress Ein Imprint der CARLSEN Verlag GmbH © der Originalausgabe by CARLSEN Verlag GmbH, Hamburg 2019 Text © Leni Wambach, 2019 Lektorat: Li-Sa Vo Dieu Coverbild: shutterstock.com / © Nick Starichenko / © Marco Govel / © HorenkO / 123rf.de / © martm Covergestaltung der Einzelbände: ungecovert - Buchcover und mehr (Kim Leopold) Gestaltung E-Book-Template: Gunta Lauck / Derya Yildirim Satz und E-Book-Umsetzung: readbox publishing, Dortmund ISBN 978-3-646-60567-9www.carlsen.de

Leni Wambach

Engelsschatten 1: Gejagte des Himmels

**Die Jagd der Engel beginnt …** Das himmlische Dasein als Engel könnte für die temperamentvolle Außenseiterin Maggie nicht unerträglicher sein. Die strengen Regeln treiben sie immer wieder aufs Neue an ihre Grenzen. Doch niemals hätte sie damit gerechnet, dass sie für ihre Aufmüpfigkeit die schlimmste Bestrafung für einen Engel erwartet: Sie soll fallen! Voller Entsetzen flieht sie auf die Erde – und landet ausgerechnet in den Armen eines teuflisch charismatischen Dämons …

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Vita

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© privat

Leni Wambach wurde 1997 geboren und lebt noch in ihrem Geburtsort Essen. Derzeit studiert sie Anglistik und Linguistik und belegt Sprachkurse in Italienisch, um eines Tages in ihrer Herzensheimat Italien wohnen zu können. Sie schreibt, seit sie denken kann, und taucht am liebsten in fantastische Welten ein – sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben. Wenn sie keines von beidem tut, macht sie Musik oder ist auf einem Pferderücken zu finden.

Für die, die diese Zeilen nicht mehr lesen können,

aber immer in ihnen weiterleben werden.

1. Kapitel

Magdalena

Ich starrte angestrengt auf den Boden. Wolkenfetzen umspielten meine nackten Füße. Sanfte Musik erklang. Gut, dass ich nichts zum Frühstück gehabt hatte, sonst wäre mir spätestens in diesem Moment alles hochgekommen.

Und dann erwachte der Chor. Säuselnde hohe Stimmen, die anschwollen, je näher sie kam. Ich verschränkte meine Finger miteinander, verlagerte mein Gewicht, zupfte an dem weißen, langen Kleid – Beweisstück A für die Geschmacksverirrungen der Schneider – und schielte zur Seite. Zu Samuel, dem einzigen Freund, den ich hatte.

»Ich bin so aufgeregt. Es ist eine unglaubliche Ehre! Unser Bezirk ist so weit außen und sie kommt hier her!«, sprudelte er heraus.

Ich brummte etwas, was wohl zustimmend klang. Würde ich sagen, dass das alles ziemlich albern war, eine reine Zeitverschwendung, würde er einen Herzinfarkt bekommen. Oder so etwas Ähnliches. Konnten Engel einen Herzinfarkt bekommen?

Das Raunen um mich herum verstummte, die Luft wurde schwerer – sie war da. Erst als die anderen um mich herum auf die Knie sanken, die Augen gen Boden gerichtet, fiel mir ein, dass ich das vermutlich auch tun sollte. Jaja, wir waren alle gleich, alle demütige Diener der Quelle – außer die, die besser waren als wir. Beinahe musste ich lachen. Beinahe.

Alles in meinem Leben war beinahe. Nicht knapp genug, um mit ernsthaften Konsequenzen rechnen zu müssen, aber genug, um gemieden zu werden. Nicht, dass ich viel Interesse an der Gesellschaft der anderen hatte, denn sie waren alle sittsam und brav und nett – also total langweilig. Wie Engel zu sein hatten. Und Maria, einer der höchsten Engel, war der Gipfel der langweiligen Perfektion. Ausgerechnet sie stattete meinem Dorf einen Besuch ab. Auch wenn ich sie nicht ausstehen konnte, ich war neugierig. Wie sah wohl jemand aus, der so angebetet wurde wie sie?

Bei dem Versuch, einen Blick auf sie zu erhaschen, begann ich zu schielen, doch das Einzige, was ich erkennen konnte, war der goldene Saum ihres Kleides, als sie vorüberschwebte. Gold! Wer trug noch goldene Sachen? Dennoch, ein weiterer Beweis, dass sie »besser« war als wir. Dabei war sie die größte Heuchlerin, die ich je gesehen hatte. Sie tat immer freundlich, sanft und gütig, aber sie interessierte sich für niemanden, der ihr untergeben war.

Früher hatte ich sie bewundert, so wie alle. Eine Lichtgestalt hatten wir angebetet, mehr Traum als Wirklichkeit. Wie stolz wir alle mit Erreichen des zwölften Lebensjahres vor den Rat getreten waren, damit über unser Leben entschieden wurde.

Wochenlang war ich aufgeregt gewesen. Von der Schneiderin hatte ich sogar ein besonders schönes Kleid bekommen, natürlich weiß und aus ganz weichem Stoff, mit zarten Ranken verziert. Am Morgen hatte ich mir die Haare geflochten, ganz ordentlich, damit keine Strähnen abstanden. Man hatte uns in eines der Ratshäuser gebracht – und wir warteten, Stunde um Stunde verging. Ich erinnerte mich daran, dass meine Kehle wie ausgedörrt war. Mein Magen rumorte und unser nervöses Getuschel war lähmender Stille gewichen. Mich riefen sie als Erste, doch statt des Rates, statt der freundlichen, strahlenden Gesellschaft, die nach einem langen Gespräch mit mir über meine Zukunft entscheiden sollte, stand dort ein ernster Engel mit einer Liste.

»Äußerster Bezirk«, sagte er knapp und hatte auf eine Tür gedeutet.

Wie betäubt hatte ich ihn angestarrt, den Engel, der in jenem Moment mein ganzes Leben ruiniert, jeden Traum in Stücke gerissen und alle Hoffnungen zerstreut hatte, wie es der Wind mit den losen Wolkenfetzen unter uns tat. Ironischerweise empfand ich es als äußert beruhigend, diesem Schauspiel zuzuschauen, unter dem meine Arbeit regelmäßig beträchtlich litt.

All diese Gedanken rauschten in den Sekunden an mir vorbei, die die Prozession zum Passieren meines Sichtfeldes brauchte, und ein jäher Jubel schreckte mich auf. Auch Samuel rief seine Freude hinaus. Wenn ich meinen Gefühlen Töne geben würde, wäre es vermutlich etwa das gleiche Geräusch, das die meisten Menschen beim Anblick einer Spinne von sich gaben. Daher schwieg ich wohl besser, wie eigentlich meistens. Außerdem schmerzte mein Kopf, sodass der Abscheu auch noch ein Schmerzenslaut hinzugekommen wäre, hätte ich meinen Mund geöffnet. Das Problem war jedoch nicht, dass ich mich nicht freute – hier hatte niemand Schmerzen. Doch seit einigen Wochen dröhnte mein Kopf, was durch die allgegenwärtige Helligkeit nicht unbedingt besser wurde.

Ich versuchte mich dennoch auf das Fest zu freuen, das nach der Prozession begann. Zugegeben, der Hauptplatz war ganz nett geschmückt und es gab mal was anderes zu essen außer dem üblichen geschmacksneutralen Kram. Sogar Honigküchlein hatte ich erspäht.

Ich machte mich gerade zum Sprung auf meine Leibspeise bereit, das meinte ich auch fast wörtlich, als ein Schatten auf mich fiel. Samuel unterhielt sich gerade mit leuchtenden Augen mit einem älteren Engel, dessen Namen ich mir einfach nicht merken konnte, schaute nun aber auf und zog besorgt die Augenbrauen zusammen. Grund genug auch für mich angespannt zu werden.

Langsam drehte ich mich zur Seite. Lukas, ein wahrer Riese von Engel, sah auf mich hinunter.

»Was willst du?«, fragte ich seufzend und konnte mich gerade davon abhalten, mir die Schläfen zu massieren. Bis ich in den Außenbezirk gekommen war, hatte er Samuel immer schikaniert. Mittlerweile war ich sein erklärtes Ziel.

»Was machst du hier? Niemand will dich dabeihaben«, gab Lukas zurück. »Mit deiner bloßen Anwesenheit verdirbst du das Fest für die Herrin Maria.«

»Das war es schon, als sie dein Gesicht gesehen hat«, erwiderte ich. Jaaaa, ich und mein loses Mundwerk, wir waren gute Freunde. Aber ich war es leid, dass er mir ständig sagte, ich würde stören. Dabei hatte ich überhaupt nichts gemacht und bis zu diesem Gespräch mit niemandem ein Wort gewechselt. Egal was ich tat, egal ob ich mir Mühe gab, niemand wollte mich hierhaben. Also hatte ich aufgehört, es Engeln wie Lukas recht zu machen.

Lukas runzelte die Stirn, was einem Wutanfall bei einem Engel am nächsten kam. Hui, da bekam ich fast Angst.

»Es sind deine unfreundlichen Worte und deine Zweifel, die immer alles kaputt machen!«

Warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe? Ich hätte kein Problem damit gehabt, einfach schweigend das Fest über mich ergehen zu lassen. Ich biss die Zähne zusammen, um mich nicht auf ihn zu stürzen. Eine giftige Erwiderung lag mir dennoch auf der Zunge. Doch bevor ich es ihm zurückgeben konnte, ging Samuel dazwischen.

»Lukas, Jonathan möchte mit dir sprechen«, sagte er freundlich.

Lukas warf mir einen warnenden Blick zu, und Samuel einen abschätzigen, was für einen Engel schon echt unfreundlich war, dann ging er.

»Das kam spät«, murrte ich und griff mir ein paar Honigküchlein.

Samuel sah mich ruhig an. Wie schaffte er es nur, so ausgeglichen zu wirken?

»Ich habe dir nichts getan, Magdalena«, antwortete er, vermutlich als Reaktion auf meinen Tonfall, und ich senkte den Kopf in einem Anflug von Schuldbewusstsein.

»Ich weiß.«

»Und es tut dir leid?«, versuchte Samuel eine Reaktion aus mir herauszulocken. Weil er dabei immer noch freundlich aussah, verpuffte ein großer Teil meiner Aggression. Wenn ich ehrlich war, hatte er es auch nicht verdient, meine schlechte Laune abzukriegen.

»Ich … denke? Kann ich gehen, bitte? Ich habe bitte gesagt!«, fügte ich fast flehend hinzu.

Samuel sah kurz zu Jonathan, einem unserer Aufseher. »In Ordnung, wenn er mich fragt, ich weiß nicht, wo du bist.«

Am Rand der Wolkenfelder, aber das war außerhalb der Arbeitszeiten verbotenes Terrain.

Ich lächelte Samuel kurz zu und machte, dass ich davonkam. Zu mehr fühlte ich mich echt nicht in der Lage. Die unterschwellige Wut auf Maria, die Auseinandersetzung mit Lukas, die Kopfschmerzen … und ständig das Gefühl, fehl am Platz zu sein; das alles raubte mir mit jeder Minute mehr Kraft und Selbstbeherrschung. Von der ich sowieso nicht allzu viel hatte, das musste ich ehrlich zugeben.

Mit meinen Honigküchlein in der Hand lief ich kauend im großen Bogen um den Hauptplatz herum zu dem Haus, in dem ich wohnte. Essen und die Bewegung beruhigten mich zumindest ein bisschen.

Ich ging so weit außen, dass die Wolken schon fast durchsichtig waren. Der seichte Wind zerrte an meinen Haaren und Kleidern, einige grau-weiße Schleier wurden weggetragen. Als Kind hatte ich mich oft gefragt, ob sich meine Welt beständig weiter auflöste und irgendwann auseinanderfallen und uns alle im freien Sturz gen Erde dem Schicksal überlassen würde. Diesen Moment des Fliegens hatte ich immer gefürchtet und gleichzeitig herbeigesehnt. Auch jetzt stand ich dicht am Rand, dort, wo wir eigentlich nicht hindurften, da es zu gefährlich war. Tief unter mir waren andere Wolken, normale Wolken, durch die ich einfach hindurchfallen würde.

In dem Moment hörte ich Stimmen aus einem der Häuser. Langsam ging ich auf die Quelle der Geräusche zu. Es war die Stimme der Aufseherin und eine mir unbekannte. Sie war hell und irgendwie leuchtend. Natürlich war sie das, was auch sonst? Wir waren immerhin Engel. Anständige Engel hatten leuchtend zu sein! Zumindest, wenn es nach den Menschen ging.

»… Anzeichen?«

»Nicht mehr als in den Jahren zuvor. Sie bleibt für sich. Es war gut, dass man sie von der Quelle ferngehalten und hierhingeschickt hat.«

Ich runzelte die Stirn und schlich näher. Eine wilde Neugierde hatte mich gepackt. Worum ging es? Und wer unterhielt sich dort?

»Das ist wohl richtig. Dennoch äußerte der Rat Bedenken, ihr Alter … ihr Kern, ihr Licht ist verdorben. Schande und Dunkelheit werden immer einen Weg finden.«

Ein Schaudern überlief meinen Rücken. Wie konnte eine so schöne Stimme nur so kalt klingen? Ich drückte mich an die Wolkenwand des Hauses und presste mich daran entlang zum Fenster, um einen kurzen Blick auf die mir unbekannte Person zu erhaschen.

»Herrin …«

»Ich weiß, sie steht unter Eurem Schutz, doch selbst hier, weit entfernt, ist sie zu gefährlich. Wir werden sie mitnehmen und sie wird fallen.«

Ich sog scharf die Luft ein. Über wen auch immer sie da sprachen … Diese Person, offensichtlich weiblich, würde fallen. Die schlimmste Strafe, die es gab, denn man fiel und fiel und fiel …

Und schließlich erreichte man ein Gefängnis aus Feuer und Asche, aus Schwefel und giftigen Dämpfen. Ein Gefängnis für die Ewigkeit, bis die Erde aufhörte zu existieren. Zumindest hatte man uns das immer so erzählt und ich war nicht scharf darauf, das zu überprüfen.

Ich warf einen raschen Blick durch die Öffnung in der Wand – und mir blieb der Mund offen stehen. Dort saß niemand anderes als sie. Und sie war wunderschön und von einem überirdischen – zugegeben, ein schlechtes Wortspiel – goldenen Schimmer umgeben. Doch der Ausdruck in ihrem makellosen Gesicht war berechnend und ihre himmelblauen Augen glommen kalt, wie Winterwolken. Ich vergaß ganz, dass ich nur einmal kurz schauen wollte, doch die beiden waren so sehr im Gespräch vertieft, dass sie mich nicht bemerkten und auch ich konzentrierte mich wieder auf ihre Worte.

»Nun gut, sie hat keine Verwandten und keine Freunde hier, außer Samuel. Ich werde ihm sagen, dass Ihr sie mitgenommen habt, und er wird denken, ihr sei eine große Ehre zuteilgeworden«, stimmte meine Aufseherin zu und es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich ihre Worte verstanden hatte.

Keine Verwandten. Keine Freunde außer Samuel. Blieb für sich alleine. Ich. Sie redeten über mich. Ich sollte fallen. Warum? Warum, was hatte ich getan? Ich war gefährlich? Mein Magen zog sich zusammen, verkrampfte sich unangenehm, während mein Verstand noch versuchte zu begreifen, was vor sich ging. Das musste ein Irrtum sein! Ich hatte nie jemandem etwas getan. Wenn man von dem Tag absah, als ich … Doch das war lange her und ich war damals noch ein Kind!

Erst nach einigen Sekunden, kostbare Sekunden, bemerkte ich, dass das Gespräch verstummt war, und mich zwei Augenpaare durchbohrten.

»Äh, … verdammt«, murmelte ich, davon überrumpelt, beim Lauschen erwischt worden zu sein. Hm, okay, vielleicht gab es doch ein paar Gründe, mich bestrafen zu wollen. Offensichtlich stand ich unter Schock, denn ich dachte noch mehr Blödsinn als sonst.

»Ergreift sie!«, befahl die Herrin mit kalter, schneidender Stimme – und ich rannte.

Sie würden mich nicht mitnehmen und bestrafen, das würde ich nicht zulassen! Ich mochte es hier oben nicht, aber im Gefängnis verrotten würde ich auch nicht. Was also tun? Hinter mir hörte ich Schritte, es war mehr als ein Wächter. Vor mir wurde die Wolkenschicht dünner und durchsichtiger. Unter meinen Füßen konnte ich den blauen endlosen Himmel sehen und auf einmal war mir klar, was ich tun musste.

Springen.

Man hatte noch nie von jemandem gehört, der einen Sprung überlebt hatte. Vielleicht würde ich einfach nur ewig durch Wolken fallen. Oder ich würde auf der Erdoberfläche zerschellen und nur noch blutigen Knochenmatsch hinterlassen. Das klang doch ermutigend. Die Alternative waren ewige Qualen. Springen und zermatscht werden war vielleicht gar nicht so schlimm.

Dann hatte ich auch schon keine Zeit mehr zu überlegen, ein Schritt, noch ein Schritt – und die letzten Wolkenfetzen lösten sich unter mir auf, während ich über die Schulter sah. Der erste Wächter streckte die Hand aus, er war dicht hinter mir gewesen, doch mein Arm entglitt ihm um Haaresbreite und unter seinem entsetzten Blick stürzte ich hinunter.

Erst schrie ich, doch schnell wurde daraus ein kreischendes Lachen. Es war ein unglaubliches Gefühl, als die Luft an mir vorbeizischte und selbst, als ich durch eine Wolke fiel und nass wurde, konnte ich nur prusten und schreien und lachen.

Vielleicht wurde ich einfach wahnsinnig. Es schien fast so, als würde nicht ich mich bewegen, sondern die Welt um mich herum. Ich breitete meine Arme aus und tat so, als könnte ich fliegen. Es kostete mich einige Mühe, die richtige Lenk-Technik zu finden, um mich auf den Rücken zu drehen.

Ich sah nach oben, konnte aber die große Wolkendecke nicht mehr erkennen. Mein Land. Den Himmel. Nur noch normale Wolken, graue und schneeweiße, waren über mir. Aber das war vielleicht gut so. Ich würde nicht nach hinten schauen, vielleicht hatte ich nur noch wenige Minuten, Sekunden zu leben. Ich sollte es genießen, das erste Mal in meinem Leben frei zu sein. Als ich nach unten blickte, sog ich scharf die Luft ein. Die Erde! Ich konnte sie sehen, klar und deutlich, die Landschaft rückte immer näher. Mein Fall schien immer schneller zu werden und ich schloss erschrocken die Augen, mein Schrei wurde vom Wind zerrissen. Dann kam der Aufprall auf den Boden.

Der war sanfter als ich vermutet hätte. Man sollte meinen, nach einem beinahe unendlichen Fall würde mehr passieren, als nur ein bisschen Zähneklappern und schmerzende Knie. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, als blutiger Matsch auf dem Boden zu enden. Vermischt mit Knochensplittern und Gehirnmasse hätte das eine hübsche Sauerei gegeben, getreu dem Motto: Ist das Kunst oder kann das weg? Da meine Augen aber nicht auf dem Asphalt herumrollten, konnte ich mich umsehen.

Und konnte nicht verhindern, dass ich staunte. Alles war voller Lichter! Richtige elektronische Lichter! Reklame blinkte, wohin ich auch sah, in der einsetzenden Abenddämmerung, eine echte glühende Abenddämmerung, sprangen die Laternen gelb leuchtend an. Ich drehte mich von links nach rechts, um nichts zu verpassen.

Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung und fuhr herum. Jemand stand direkt vor mir. Ein Mädchen mit hellen taillenlangen Haaren und weit aufgerissenen Augen

Äh, Moment. Das … war mein Spiegelbild. In einem Schaufenster.

Ich trat näher an die Scheibe heran, fasziniert von dem, was ich sah. Noch nie hatte ich mich so klar gesehen. Es gab da oben keine Spiegel, zumindest hatte ich nie einen zu sehen bekommen. Wahrscheinlich damit wir nicht sahen, wie lächerlich diese Kleider aussahen. Irgendwie hatte ich ja gehofft, ich hätte, auf irgendeine magische Art und Weise, oder so etwas in der Art, mein Outfit gewechselt, aber … nope.

»Wen haben wir denn da?«, hörte ich eine unangenehm schnarrende Stimme und drehte mich halb um.

Eine Gruppe von Männern war um die Ecke gekommen und sie stießen sich grinsend in die Seite, während sie mich musterten. Ein paar von ihnen hatten Bierflaschen in der Hand.

»Bist du vom Himmel gefallen? So süß wie du bist, kannst du nur ein Engel sein«, sagte einer von ihnen und trat näher auf mich zu.

Ich öffnete den Mund zu einer giftigen Erwiderung, aber mir fiel nichts ein, um das zu entkräften – es war schließlich die Wahrheit. Er kam immer näher auf mich zu und legte mir die haarige Hand auf den Arm.

»Willst du nicht lieber deine Zeit mit uns verbringen? Du musst doch frieren, in diesem hübschen Kleidchen … Ich könnte dich wärmen«, raunte er mir ins Ohr. Ich riss mich aus meiner Erstarrung und Verwirrung und entzog mich seinem Griff.

»Nein danke«, erwiderte ich zuckersüß, »ich würde eher eine Lungenentzündung vorziehen.«

»Zier dich nicht so! Wozu hast du sonst diesen billigen Fetzen an?«, knurrte er mit leiser Wut in der Stimme.

»Na ja, du läufst doch auch mit dem Gesicht rum und erwartest nicht, dass man dir in die Fresse schlägt, oder?«, übernahm mein loses Mundwerk und es tat verdammt gut, einfach drauflosreden zu können. Ja, verdammt gut.

Die Freunde des Kerls lachten dreckig, während sich seine Augen vor Wut verdunkelten.

»Halt bloß die Klappe!«, zischte er und kleine Spucketröpfchen landeten in meinem Gesicht.

Ich sah ihn angewidert an. Meinen ersten Kontakt auf der Erde hatte ich mir anders vorgestellt. Die anderen Typen kamen jetzt auch näher und ich wich Stück für Stück zurück. Ich wusste nicht, ob ich einem Rennen gewachsen war. Ich hob abwehrend die Hände.

»Wenn ich noch einmal darüber nachdenke, war Engel vielleicht doch kein schlechter Gedanke«, gab ich zu Bedenken, wenn auch nur um Zeit zu schinden.

Statt Wolken sammeln hätte man uns einen Kurs in »Verteidigung gegen betrunkene Arschlöcher« geben sollen. Okay, den hätte ich vielleicht sowieso nicht besuchen dürfen, aber es gab schließlich Engel, die mithilfe von sicheren Kanälen Aufgaben auf der Erde übernahmen.

Doch trotz allem war ich wie elektrisiert. Ich war auf der Erde und das erste Mal in Gefahr. Der Gedanke hinterließ ein Prickeln auf meiner Haut, entstanden aus purem Adrenalin. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, Angst zu haben. Es waren nur Menschen und ich war einem schlimmeren Schicksal entronnen … oder entfallen.

»Das hättest du dir vorher überlegen sollen.« Der haarige Typ ging drohend auf mich zu.

»Ich denke aus Prinzip vorher nicht nach«, murmelte ich unbeeindruckt.

Meine Haltung schien ihn noch mehr zu provozieren, doch bevor er wirklich gewalttätig werden konnte, verdunkelten die Wolken die letzten Sonnenstrahlen. In Sekundenschnelle wurde es finster. Eine solche Dunkelheit hatte ich noch nie gesehen, da es im Himmel nicht wirklich dunkel wurde. Keine Sekunde später rollte ein röhrendes Donnern durch die Häuserschluchten und unwillkürlich presste ich mir die Hände auf die Ohren. Die Kerle zuckten zusammen.

Als Nächstes zerriss ein Blitz den Himmel und beleuchtete die Szenerie. Machte sie scharfkantig und farblos, als gäbe es nur noch die schwarzen Schatten und das grelle Leuchten. Der nächste Donner ließ den Boden vibrieren und der darauffolgende Blitz war wie ein Kreischen. Das Gewitter, denn das musste es sein, ein waschechtes Gewitter, kam immer näher. Es regnete nicht, stattdessen schien sich die Luft weiter aufzuheizen und mir stellten sich die Haare zu Berge. Die Gruppe von Betrunkenen schien mich vergessen zu haben und verschwand erstaunlich schnell.

Auch mich überkam ein mulmiges Gefühl. Das Gewitter schien direkt über mir zu sein und durch das Grollen hinweg meinte ich ein anderes Geräusch zu hören. Den Klang von Posaunen, ein mir wohlbekanntes Geräusch. Aber was tat es hier?

Auf einmal fühlte ich mich seltsam angreifbar, hier, mitten auf der Straße. Schnell drückte ich mich an der Hauswand entlang in eine Seitengasse hinein. Mit offenem Mund beobachtete ich wie ein Blitz einige Meter von mir entfernt in den Boden einschlug. Das Beben warf mich fast von den Füßen. Vor Schreck schrie ich beinahe auf, doch genau in dem Moment presste sich eine Hand auf meinen Mund und ein warmer Körper presste sich an meinen.

»Pst, Engelchen«, flüsterte eine raue Stimme und ich erstarrte.

2. Kapitel

Eresz

Wie erstarrt beobachtete ich, wie ein helles Bündel aus Licht auf den Boden zuraste. Das war nicht üblich in dieser Gegend. Die offiziellen Kanäle mündeten in Schutzhäusern und nicht mitten auf der Straße. Ich wusste, ich sollte mich abwenden. Das ging mich nichts an, war nicht meine Sache und vielleicht täuschte ich mich und es war nicht das, was ich befürchtete.

Aus dem Bündel Licht wurde ein Mädchen, das über den Asphalt stolperte. Natürlich war sie hübsch. Ich konnte sie nicht aus den Augen lassen. Ihre Haltung war selbstbewusst, und als sie sich in einem Schaufenster sah, war ihre Miene erst überrascht und misstrauisch, dann fasziniert. Gedankenverloren fuhr sie sich durch die Haare und musterte sich kritisch. Konnte ich ihr nicht verübeln. Das Kleid war grässlich. Sogar in der Dämmerung leuchtete es abartig weiß.

Eine Horde Betrunkener bemerkte sie. Innerlich spannte ich mich an, war bereit, einzugreifen. Dennoch wollte ich mich aus ihrer Sache, die bestimmt nicht so schlimm war, heraushalten. Aber wenn ein Mädchen leicht bekleidet wie sie von einer Gruppe Männer angesprochen wurde, klickte meine gute Erziehung. Ha, meine Mutter wäre stolz auf mich.

Zu meiner grenzenlosen Überraschung und leisen Belustigung, ließ sie sich nicht einschüchtern. Sie hatte ein gefährlich loses Mundwerk und ihre Miene passte gar nicht zu der Erziehung, die sie vermutlich genossen hatte. Der Anführer des Grüppchens wurde zunehmend wütender und jetzt schien auch sie die Gefahr zu spüren und wich zurück, auf mein Versteck zu.

Dann passierte das, was ich befürchtet hatte. Es begann zu donnern. Innerhalb weniger Sekunden zog ein Gewitter heran, das die Luft elektrisch auflud. Ich hielt nach dem ersten Blitz Ausschau. Da waren sie.

»Scheiße«, fluchte ich. Die Betrunkenen entfernten sich von ihr, während sich in ihre …

Moment. Sie hatte dunkelbraune Augen. Das war nicht möglich. Mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn sie wich in die Seitengasse zurück, die mir als Versteck diente. Instinktiv verschmolz ich mit den Schatten, damit sie mich nicht bemerkte. Ich beobachtete, wie sich ihre Augen vor Panik weiteten, als ein Blitz in den Boden einschlug.

»Sie werden dich nicht kriegen. Ich beschütze dich.«

»Versprochen?«

»Ja, ich schwöre es.«

Bevor sie schreien konnte, legte ich ihr die Hand auf den Mund und flüsterte: »Pst, Engelchen. Sonst hören sie dich noch.«

Sie war mir so nahe, dass ich spürte, wie sie erstarrte.

»Nicht schreien«, warnte ich und nahm die Hand weg.

Sie wirbelte zu mir herum und funkelte mich wütend an. »Was soll das?«, zischte sie, immerhin mit gesenkter Stimme. Beeindruckend. Noch immer verlor sie nichts von ihrer Selbstsicherheit.

»Das ist kein normales Gewitter, Engelchen«, erwiderte ich gelassener, als ich mich fühlte, während ich unruhig zum Himmel sah. Die Blitze wurden häufiger.

»Machen wir es kurz. Du bist ein Engel und gerade vom Himmel gefallen; Und das gefällt denen gar nicht. Sie jagen dich, und wenn sie dich finden, droht dir Schlimmeres als nur die ewige Verbannung, kapiert?«

»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, protestierte sie schwach. In dem Moment wurden die Blitze anhaltend. Es gab keine Pause mehr zwischen ihnen und der Lärm war ohrenbetäubend. Ich tat das Einzige, was mir einfiel. Ich griff nach ihrer Hand, rannte los und zerrte sie hinter mir her.

Sie schnappte nach Luft, doch der Klang der Posaunen war nun nicht mehr hinter dem Donner versteckt. Es war der einzige Klang, der noch nachhallte. Auch sie musste wissen, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Für jemanden, der von dort oben herunterfiel, waren Posaunen in der Regel kein beruhigendes Instrument.

Ich zog sie von einer Seitengasse in die nächste, bis wir einigen Abstand zwischen uns und das Epizentrum des Gewitters gebracht hatten. Die Jagd würde jetzt wieder ein bisschen brauchen, um sie zu finden.

Sie schien auch der Meinung zu sein, dass wir weit genug gelaufen waren, denn sie blieb abrupt stehen.

»Ich werde keinen Schritt weiterlaufen, bevor du mir nicht sagst, wer du bist und was das soll!«, kommandierte sie.

Ich drehte mich mit hochgezogenen Augenbrauen zu ihr herum.

»Wie wäre es mit einem Danke?«

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Danke wofür? Ich weiß ja nicht einmal, was das war.«

»Echt nicht? Du hast noch nie von der Jagd gehört?«, fragte ich etwas verblüfft. Sie hatte gewusst, was ihr drohte; der Engel vor mir hingegen zog bloß die Augenbrauen hoch und warf mir einen Blick zu, nach dem Motto »Sehe ich so aus?«.

»Die Jagd verfolgt Engel wie dich, und wenn sie dich finden, töten sie dich. Qualvoll.«

»Engel wie mich?«, wiederholte sie skeptisch. »Ganz zu schweigen davon, dass ich wirklich gerne wissen würde, woher du von so etwas weißt. Einer von … uns bist du definitiv nicht.«

»Oh, meine hinreißenden grünen Augen haben mich verraten, oder?«, erwiderte ich und sie funkelte mich wütend an. Schließlich erbarmte ich mich doch: »Nein, ich bin keiner von euch. Ich gehöre zur anderen Fraktion.«

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Verständnis in ihrem Gesicht aufblitzte. Sie war echt wie ein offenes Buch.

»Du … du bist …«

»Jaja, können wir dich jetzt bitte in Sicherheit bringen?«

»Warum sollte ein Dämon einen Engel in Sicherheit bringen wollen?« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie war nicht annähernd so schockiert, wie ich gehofft hatte.

»Weil, Engelchen«, begann ich und beugte mich vor, »mir jede Gelegenheit, denen da oben eins auszuwischen, eine unglaubliche Freude bereitet.«

Das Gewitter kam wieder näher und sie drehte den Kopf in Richtung der Blitze, die immer dichter nebeneinander einschlugen. Sie hatten die Spur wieder aufgenommen. Der Engel biss sich auf die Unterlippe.

»Du spürst doch, dass sie gefährlich sind. Es ist mir egal, was du hier machst, und nach dieser Nacht bist du auf dich allein gestellt, aber jetzt biete ich dir die einmalige Chance, für zwölf Stunden in Sicherheit zu sein … Oh, und mein Name ist Eresz«, fügte ich etwas verspätet hinzu. Vielleicht half ja das. Ich streckte ihr die Hand entgegen. Ein Donnern ließ sie zusammenzucken.

»Magdalena«, erwiderte sie misstrauisch und nahm meine Hand – nur um sie nach einer halben Sekunde wieder loszulassen.

»Aber ich will eine bessere Erklärung, sobald wir deiner Meinung nach in Sicherheit sind, klar?«

Ich nickte resigniert. Sie war ganz schön stur! Aber wer konnte es ihr verübeln? Dass sie überhaupt mitkam, überraschte mich, aber wahrscheinlich spürte sie, dass ich ebenfalls nicht von dieser Welt war. Oder sie hatte nichts mehr zu verlieren.

3. Kapitel

Magdalena

Ich folgte Eresz durch ausgestorbene Seitengassen. Er hatte mir erklärt, dass hier normalerweise viel los war, doch durch das Unwetter schienen sich die meisten in die Bars und Häuser zurückgezogen zu haben. Wir liefen offensichtlich nicht den direkten Weg, denn immer wieder schlugen wir eine andere Richtung ein, sodass ich irgendwann absolut die Orientierung verloren hatte.

Das Gewitter folgte uns zwar immer noch, aber es war etwas zurückgefallen. Anscheinend hatte Eresz mit dem, was er vorhatte, Erfolg gehabt. Ich hatte nicht gewusst, dass die Engel eine Möglichkeit hatten, mich aufzuspüren. Ich dachte, ich wäre sie alle los, wenn ich einmal auf der Erde wäre, aber da hatte ich mich wohl geirrt.

Wir waren mittlerweile in einem Viertel angekommen, in dem es keine Bars oder Cafés mehr gab und die Gebäude nicht mehr ganz so hoch waren. Vor einem Haus blieben wir stehen.

»Hier wohnst du?«, fragte ich außer Atem und er drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir herum.

»Offensichtlich«, bemerkte er spitz.

Er holte einen Schlüssel heraus und steckte ihn ins Schloss, das leise knirschte, als er ihn drehte. Er stieß die Tür auf und ich schlüpfte hinter ihm in den dunklen Flur. Natürlich wohnte er ganz oben. So viel gelaufen war ich noch nie in meinem Leben und Treppen gab es im Himmel nicht. Alles war auf einer Ebene, und wenn nicht, sammelte man eine Wolke.

Als wir vor der Wohnung ankamen, hatte ich wirklich Schnappatmung. Eresz öffnete die Tür und schob mich unwirsch in den Flur, ehe er sie mit einem leisen Geräusch ins Schloss fallen ließ. Durch die Wände drang der Lärm des Gewitters nur noch gedämpft, aber es reichte nicht, um mich wirklich sicher zu fühlen. Die Naturgewalt dieser Jagd wirkte nicht so, als würde sie sich durch zwei Türen und ein paar Wände aufhalten lassen.

Ich drehte mich zu Eresz um und er konnte mir die Skepsis vermutlich vom Gesicht ablesen.

»Sie können nicht in Menschenhäuser eindringen«, erklärte er und ein kleiner Teil von mir entspannte sich. Der Rest von mir blieb wachsam und misstrauisch. So ganz überzeugt war ich noch nicht.

Er war … er war ein verdammter Dämon. Ich hatte bis dato nicht einmal gewusst, ob es sie wirklich gab. Man hatte uns von ihnen erzählt, aber es hatte mehr wie Schauermärchen geklungen. Finstere, hässliche Gestalten, die in Urzeiten den Engeln auflauerten und sie brutal töteten; die Menschen verführten und in die Dunkelheit brachten. Doch angeblich fürchteten sie sich vor den Engeln und kauerten im Schatten, handelten nur, wenn sie unbeobachtet waren.

Eresz war aber weder hässlich, noch hatte er versucht mich zu töten und er sah auch nicht aus, als würde er sich vor irgendetwas fürchten. Oder irgendwo herumkauern.

Er zog sich die Jacke aus und hängte sie an die Garderobe, die eigentlich nur ein Haken an der rechten Wand war. Seine Schuhe stellte er darunter. »Komm mit, du hast Fragen.«

Ich schlüpfte aus meinen dünnen Stoffschuhen, die sich nach dem vielen Herumgerenne fast auflösten, und stellte sie zu seinen. Eine Jacke hatte ich nicht.

Ich folgte ihm. Die Küche war ähnlich spartanisch eingerichtet wie der Flur und der Zugang zum Wohnzimmer war offen. Er holte zwei Gläser aus einem Hängeschrank und goss Wasser ein, dabei tat er so, als wäre ich gar nicht da. Offensichtlich war es ihm unangenehm, dass ich hier war, aber schließlich war er es gewesen, der gewollt hatte, dass ich mitkam.

Er stellte die Gläser im Wohnzimmer auf den Tisch und setzte sich in den Sessel. Langsam setzte ich mich ebenfalls und fuhr mit den Fingern über den weichen Bezug. Es tat gut zu sitzen. Gegenüber vom Sofa hing ein gigantischer Fernseher.

»Werden sie aufgeben?«, flüsterte ich, obwohl mir gar nicht nach leise oder zurückhaltend war. Aber der Tag war anstrengend gewesen. Und verdammt nochmal, Maria hatte mich einsperren lassen wollen und ich war gesprungen. Und hatte es sogar überlebt. Jetzt saß ich mit einem Dämon in dessen Wohnung und wir plauderten. Das war doch verrückt, es musste ein Traum sein. Ein Albtraum.

»Nein, werden sie nicht. Sie werden dich jagen, bis sie dich gefunden haben«, antwortete Eresz kühl.

»Großartig. Dann kann ich ja auch jetzt gleich rausgehen und mich töten lassen.«

Er seufzte. »Warum bist du überhaupt hier? Auf der Erde meine ich?«

»Ich dachte, es ist dir egal?«

»Ich habe halt meine Meinung geändert«, erwiderte er ungeduldig. »Wir können auch gerne die ganze Zeit hier sitzen und uns anschweigen.«

Meine Miene verfinsterte sich. Allerdings hatte er mich gerettet. Und vielleicht wusste er irgendwas, was mir weiterhelfen könnte. Immerhin gehörten wir zur selben Welt. Irgendwie.

»Kennst du Maria? Eine der Oberen Engel?«, fragte ich zögernd. Etwas zuckte über sein Gesicht, was ich nur als Abscheu deuten konnte.

»Ja«, antwortete er knapp.

»Ich wohne … wohnte in einem Außenbezirk und einmal im Jahr besucht einer der großen Engel die Außenbezirke. Sie war heute da, und während alle anderen beim Fest waren, habe ich ein Gespräch belauscht. Sie hat sich mit dem Aufseher unseres Bezirkes darüber unterhalten, jemanden fallen lassen zu wollen.«

»Dieser jemand bist du«, folgerte Eresz und ich nickte.

»Sie haben mich entdeckt und die Wachen sind mir gefolgt. Dann bin ich gesprungen. Alles ist besser als ins Gefängnis zu kommen«, fügte ich bitter hinzu und er murmelte etwas Zustimmendes.

»Weißt du, warum sie dich einsperren wollen?«, fragte er nach kurzer Zeit.

»Keine Ahnung. Irgendwas davon, dass ich das Licht verderben würde mit meiner Dunkelheit. Oder so.« Ich zuckte mit den Schultern. Darüber hatte ich noch gar nicht weiter nachgedacht. Nicht, dass ich viel Zeit gehabt hatte.

Eresz beugte sich vor, auf einmal mit einem sehr interessierten Ausdruck im Gesicht. »Deine Augen sind irgendwie falsch«, bemerkte er völlig zusammenhangslos.

Ich schnaubte. »Wie charmant.«

Um seine Mundwinkel zuckte es. »So bin ich. Also, wieso hast du keine hübsch-kitschigen himmelblauen Augen?«

»Weil ich so geboren wurde?«, erwiderte ich und schüttelte genervt den Kopf.

»Das sind Menschenaugen, Engelchen.«

Ich verzog das Gesicht. Menschen. Mochte ich nicht. Ich hatte viel über sie gelernt und sie beobachtet und die meisten waren mir zuwider. Noch so etwas, was mich von den anderen unterschied. Sie wollten diesen Kreaturen helfen, während ich der Meinung war, dass sie jedes Schicksal verdienten, dass sie selbst heraufbeschworen hatten.

»Oder Dämonenaugen, aber das ist ja wohl kaum möglich«, fuhr er fort

Ich schnappte nach Luft. »Niemals!«

»Was wäre denn so schlimm daran? Du scheinst ja auch nicht sonderlich gerne da oben gewesen zu sein.«

»Ein Dämon also?«, wechselte ich das Thema. »Ich wusste nicht, dass ihr euch einfach so auf der Erde herumtreibt.«

Er wandte den Blick ab. »Tun wir auch nicht. Es gibt keine Dämonen mehr. Außer mir«, antwortete er. Die Bitterkeit in seiner Stimme war greifbar. »Aber das weißt du ja.«

Ich hielt in der Bewegung, das Wasserglas zu nehmen, inne. »Nein? Woher sollte ich?«, fragte ich überrumpelt.

Seine Augenbrauen hoben sich abschätzend. »Du verarschst mich.«

»Warum sollte ich? Abgesehen davon, dass du unhöflich bist, hast du mir ja nichts getan.«

»Die Engel haben die Dämonen verbannt. Eingesperrt. Einige konnten entkommen und die wurden aufgespürt und getötet«, erklärte er knapp.

»Wann war das?«, erkundigte ich mich stirnrunzelnd und nicht ganz sicher, ob ich ihm glauben sollte.

»Vor einundzwanzig Jahren. Wie alt bist du nochmal? Ach, selbst wenn, es wundert mich, dass die Engel nicht damit prahlen.«

»Achtzehn«, antwortete ich abwesend. Ich hatte tatsächlich noch nie davon gehört, was merkwürdig war. Die Dämonen verbannt – das klang nach etwas, womit man sich auch nach fünfzig Jahren noch brüstete.

»Ich habe noch nie davon gehört«, gestand ich nach einer Weile. »Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«

Eresz lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück. »Es ist mir gleich, was du denkst. Nach Sonnenaufgang verschwindest du sowieso. Die Jagd ist nur zwischen Abend- und Morgendämmerung unterwegs«, erwiderte er gleichgültig und sah mich wieder kühl an. Ich wurde nicht schlau aus ihm. In einem Moment war er ganz normal, im nächsten abweisend. Irgendwas versuchte er zu verbergen, da war ich mir sicher.

»Warum?«

»Weißt du gar nichts? Dafür, dass du ein Engel bist, bist du ganz schön dämlich …«

Ich presste die Lippen fest zusammen und schluckte den bissigen Kommentar runter, der mir bei seinem Ton auf den Lippen lag. Es würde nichts bringen, jetzt auszurasten, aber …

»Okay es reicht. Schon klar. Du willst mich nicht hier haben und ich werde dich nicht weiter mit meiner schrecklichen Anwesenheit quälen!«, rief ich und stand auf.

»Beruhig dich, Maggie«, sagte Eresz.

So, wie er die Kurzform meines Namens aussprach, klang es wie ein Schimpfwort.

Ein milchiges Licht lenkte mich eine Sekunde von meiner Wut ab und ich sah den Mond eine breite Bahn auf den dunklen Holzboden werfen. Ich hatte den Mond noch nie gesehen. Sein Licht war wunderschön, sanft und unaufdringlich. Wie in Trance ging ich auf das große Fenster zu, ich spürte Eresz Blick auf mir, und streckte die Hand aus. Als meine Fingerspitzen ins Mondlicht tauchten, durchfuhr mich ein rasender Schmerz. Das Letzte, was ich spürte, war, wie ich nach hinten fiel. Großartig.

***

»Maggie! He, Maggie!«, rief jemand und ich wurde sanft an der Schulter gerüttelt.

»Magdalena«, murmelte ich dumpf und stöhnte vor Schmerz. Mein ganzer Körper tat weh. Noch schlimmer als zuvor.

»Magdalena ist ein dämlicher Name.«

Es klang nicht ganz so boshaft, wie ich erwartet hatte und ich schnaubte. »Stimmt auch wieder.«

Langsam wurde ich mir meiner Umgebung bewusst. Ich lag auf etwas weichem, vermutlich das Sofa. Das Weiche bewegte sich und ich schlug die Augen auf.

Eresz Gesicht schwebte über mir. Ich sah ihn zum ersten Mal von Nahem. Er hatte sehr dunkle Augen, Dämonenaugen, unter denen dunkle Schatten lagen. Sein Gesicht war kantig und ausdrucksstärker, als ich es von männlichen Gesichtern gewohnt war. Engel waren weich und rund.

Ich wandte den Blick ab, dann fuhr ich zusammen. Ich lag mit dem Kopf auf seinem Oberschenkel. Schnell setzte ich mich auf und unterdrückte den aufkommenden Schwindel. Eresz sah mich merkwürdig an.

»Was ist los?«, fragte ich unwirsch.

»Du … Ähm, das sind keine Menschenaugen«, sagte er nüchtern.

»Wie bitte?«

Er beugte sich vor und nahm eine meiner Haarsträhnen in die Hand.

Jetzt war ich restlos verwirrt. Was zur Hölle tat er da? Er hielt mir die Strähne vors Gesicht und ich erstarrte. Sie war braun. Dunkelbraun.

»Meine Augen, wie sehen meine Augen aus?«, fragte ich mit einem Anflug von Panik in der Stimme.

»Hübsch. Hübsch … Bernstein? Jep, Bernstein«, antwortete er gelassen, doch auch in seinen Augen stand Unsicherheit.

»Was … was hat das zu bedeuten?« Ich sah ihn hilflos an.

»Keine Ahnung, so was sollte nicht passieren. Aber es gibt da vielleicht eine Erklärung. Es ist nur eine Theorie«, fügte Eresz hinzu und fuhr sich durch die Haare.

Wir saßen einander vor den großen Fenstern gegenüber und sahen auf einen vom Mondlicht beschienen Innenhof hinaus.

»Verträgst du die Sonne nicht gut?«, erkundigte er sich.

»In letzter Zeit nicht. Ich kriege Kopfschmerzen, wenn es hell ist. Der Mond ist viel schöner«, gab ich zögernd zu und erwartete einen spöttischen Kommentar – aber er kam nicht.

»Es gab immer mal wieder Gerüchte. Über Mischwesen. Halb Engel, halb Dämon. Tagsüber, unter der Sonne, sehen sie aus wie Engel; und beim ersten Mondschein, obwohl Sterne wahrscheinlich auch gehen – Neumond wäre ja sonst eine echte Enttäuschung – sehen sie aus wie Dämonen.«

»Das ist nicht möglich«, sagte ich. »Engel kommen aus dem Licht. Da kommt nicht einfach so etwas raus.«

Eresz grinste schief. Es war das erste Mal, dass ich ihn grinsen sah und es stand ihm gut. Es sah teuflisch aus.

»Engel können aber Kinder kriegen, auch mit einem Dämon.«

»Sagt Mr Es-gibt-keine-Dämonen-mehr«, höhnte ich.

Er zuckte mit den Schultern. »Es sind ja welche entkommen. Jemanden schwängern dauert nicht lange.«

»Na, du kennst dich ja aus.« Ich verdrehte die Augen.

Wir sahen uns an – und fingen an zu lachen. Ich konnte mich gar nicht mehr dran erinnern, wann ich das letzte Mal so richtig gelacht hatte. Eresz hatte ein tiefes Lachen, dass meine Haut prickeln ließ.

»Komm, wir suchen dir was anderes zum Anziehen«, sagte er schließlich, stand auf und reichte mir die Hand.

Sie war warm gegen meine kalte Haut, und als ich wieder stand, ließ ich sie schnell los. Er führte mich ins Schlafzimmer. Ein übergroßes Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch mit einem neu aussehenden Computer. Ich hatte schon immer einen in echt sehen wollen.

Eresz wühlte tief in seinem Schrank und zog schließlich ein Bündel Kleider hervor, das sich als schwarze Jeans und grünen Pullover entpuppte, dazu Unterwäsche.

»Will ich wissen, warum du Frauenkleider im Schrank hast?«, fragte ich argwöhnisch.

»Nein«, erwiderte er und deutete auf eine zweite Tür. »Da ist das Bad, du kannst auch duschen. Handtücher sind im Schrank.«

Duschen … Meine Augen leuchteten auf und ich schnappte mir die neuen Kleider. Das Bad war groß und dunkel gefliest. Die Dusche war im Boden eingelassen und es gab sogar eine Badewanne. Meine Kleider warf ich in eine Ecke. Das war irgendwie befreiend. Es war, als würde ich mich damit ein Stück weit von dem entfernen können, was mir die letzten Jahre meines Lebens gründlich versaut hatte.

Ich stieg unter die Dusche. Das Wasser war warm und wunderbar auf meiner Haut. Ich legte den Kopf in den Nacken und trotz aller Ereignisse musste ich lächeln.

***

»Eresz?«, fragte ich – in den offensichtlich leeren Raum hinein.

»Küche!«, rief er zurück und ich folgte seiner Stimme.

Die Haare fielen mir feucht und ungewohnt dunkel auf die Schultern. Die Sachen passten gut, beinahe perfekt. Er drehte sich halb zu mir um.

»Passt?«, fragte er

Ich nickte.

»Hunger?«

Nicken.

»Gut, das Essen ist nämlich fertig.«

Wir setzten uns an den Tisch und ich bekam ein Sandwich. Mittlerweile knurrte mein Magen wie verrückt und ich nahm sofort einen Bissen. Es schmeckte gut. Man sollte wohl sagen, es hatte echten Geschmack.

»Im Himmel schmeckt alles nach Nichts«, bemerkte ich kauend und nahm noch einen Bissen.

»Kann ich mir vorstellen.« Er beobachtete belustigt, wie ich das einfache Sandwich genüsslich verspeiste.

»Die Honigkuchen waren in Ordnung«, gab ich zu und ließ langsam das Sandwich sinken. »In welcher Stadt sind wir?«

»Paris, das ist in Frankreich«, antwortete er spöttisch.

»Das weiß ich, danke. Und ja, ich weiß auch, warum ich die Sprache beherrsche«, setzte ich scharf hinzu. Irgendwas in seinem Gesicht sah merkwürdig aus. Dann verstand ich. »Aber du weißt es nicht«, flüsterte ich und grinste süffisant.

»Das ist nicht wahr«, murmelte er wenig überzeugend.

Ich beugte mich vor und stützte den Kopf in die Hände.

»Soll ich es dir verraten?« Seine Augen wurden dunkler und auch er beugte sich vor. »Spielst du etwa mit mir, Engelchen?«, raunte er und ein Schaudern überlief mich.

»Sehe ich aus wie ein Engel?«

Ein Lächeln verzog seine vollen Lippen, was ich unwillkürlich erwiderte. »Nicht wie die, die ich kenne, aber …«

»Kennst du viele?«

Seine Augen wanderten über mein Gesicht und blieben an meinen Lippen hängen. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Alles hier war viel aufregender als im Himmel. Selbst wenn ich morgen sterben würde – diesen einen Tag wäre es wert gewesen.

»Es wird spät«, sagte er abrupt. »Iss auf und dann solltest du schlafen gehen.«

Weil ich tatsächlich noch Hunger hatte, aß ich rasch auf und wurde überrascht, als Eresz mir bedeutete in sein Schlafzimmer zu gehen.

»Und was ist mit dir?«, fragte ich misstrauisch. Wenn er auf die Idee kam, mit mir zusammen im Bett zu schlafen …

Als hätte er meine Gedanken gelesen, grinste er unverschämt. »Ich schlafe lieber tagsüber. Du kannst dir ein T-Shirt aus dem Schrank nehmen.«

»Ja, okay. Danke.« Das Wort ging schwer über meine Lippen, ich sagte es nicht häufig. Aber ihm schuldete ich einen Dank.

»Gute Nacht. Maggie«, sagte er leise, während ich schon die Küche verließ.

»Gute Nacht.«

Im Schlafzimmer angekommen schloss ich die Tür mit einem vernehmlichen Klicken. Geschlossene Türen waren echt eine super Erfindung.

Erst jetzt sah ich den Spiegel in der offenen Kleiderschranktür. Eigentlich sah ich ansonsten nicht viel anders aus, aber dennoch ungewohnt. Das war die erste Jeans, die ich in meinem Leben trug. Meine Haare waren dunkelbraun, auch wenn sie immer noch gleich lang waren. Trotzdem gefiel ich mir so und es schien, als ob meine Gesichtszüge vielleicht mehr wie die von Eresz waren, weniger weich. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber ich sah mehr so aus, wie ich mich fühlte. Weniger brav und irgendwie dunkel. Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und zog dann eines der T-Shirts aus dem Schrank.

4. Kapitel

Eresz

Erst als ich das Schließen der Tür hörte, konnte ich mich entspannen. Das war definitiv zu viel Aufregung für einen Abend gewesen, der eigentlich hätte ruhiger verlaufen sollen.

Ich räumte das Geschirr in die Spülmaschine und lehnte mich mit einem Glas Wodka-Cola an die Theke. Auf das Drama musste ich erstmal was trinken. Maggie war nicht in meiner Rechnung aufgetaucht. Mein Leben sollte nicht durch so jemanden durcheinandergewürfelt werden. Ich hatte mit den Engeln abgeschlossen. Aber sie war ja gar kein Engel. Nein. Sie wurde von der Jagd verfolgt und damit hatte ich nichts zu tun. Ihnen für eine Nacht eins auszuwischen, indem ich ihnen ihre sicher geglaubte Beute unter der Nase »entführte«, war das eine, aber … nein.

Nach kurzem Zögern nahm ich den Wodka und die Cola mit ins Wohnzimmer und setzte mich vor die Playstation. Menschen waren wirklich erfinderisch. Ein paar Stunden Witcher 3 würden mich ablenken. Hoffte ich.

***

Am Morgen, als sich ein paar Fäden Sonnenlicht aufdringlich hell durch die Jalousien stahlen, riss mich ein leiser Schrei aus meinem Dösen. Das war Maggie.

Ich sprang auf. Schneller, als ich wollte, durchquerte ich den Flur und riss die Schlafzimmertür auf. Ich hielt mir die Hand vor die Augen und stöhnte. Sie hatte die Jalousien des Fensters neben dem Bett nicht heruntergezogen. Ja, sie hatte vermutlich keine Ahnung.

Nachdem die Sonne mich nicht mehr so blendete, schälten sich Details aus dem Licht und ich sah Maggie zusammengerollt neben dem Bett liegen. Sie gab einen schmerzerfüllten Laut von sich.

Zum Glück hatte ich überall Sonnenbrillen rumliegen, so auch auf meinem Schreibtisch. Ich setzte sie auf und ging zügig auf sie zu, die Sonne brannte leicht auf meinen Armen und meinem Gesicht. Ohne Umschweife hob ich sie hoch, und kam nicht umhin zu bemerken, dass sie nur mit einem meiner T-Shirts und Unterwäsche bekleidet war, und drehte mich rasch von den Fenstern weg. Ich brachte sie in den Flur, wo kein einziges Fenster und auch kein Licht war.

»Sch, entspann dich. Das ist die Sonne, du wirst wieder zum Engel. Es tut weh, aber es geht vorbei«, beruhigte ich sie. Zumindest hoffte ich das. Ich wüsste nicht, was ich tun sollte, wenn sie hier und jetzt schmolz.

Langsam verließ die Spannung ihre schmalen Schultern und wie Farbe lief das silbrige Blond von oben durch ihre Haare.

Als sie die Augen öffnete waren sie wieder dunkelbraun. Sie atmete zittrig ein und auf einmal spürte ich, wie nah sie mir war. Sie blinzelte und schien es auch zu bemerken, denn sie rückte von mir ab. Was auch gut war, denn es war frühmorgens und ihre Brüste zeichneten sich unter dem weißen Shirt ab, ihre Beine waren nackt und für so eine kleine Person erstaunlich lang. Schnell wandte ich meinen Blick auf ihr Gesicht.

»Wird das immer so schwer sein?«, fragte sie mit belegter Stimme und räusperte sich. Sie setzte sich aufrecht hin, wischte sich die Unsicherheit aus dem Gesicht und ihr Blick wurde härter.

»Ich denke nicht. Du wirst dich daran gewöhnen. Ich denke, es war einfach zu viel Sonne. Probiere es beim nächsten Mal mit einem einzigen Strahl und nicht sofort mit Flutlicht«, erwiderte ich.

Sie presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Wenn ich den nächsten Sonnenaufgang überlebe, meinst du.«

Ihre Stimme war betont gleichgültig und ich konnte ihrem Blick nicht standhalten. Wer war sie nur, dass sie mir so unter die Haut kroch, dass ich mich beinahe schlecht fühlte?

»Ja. Stimmt.«

Nein. Sie würde nicht bleiben, sie würde nicht in meinem Leben bleiben. Ich hatte nichts mehr damit zu tun. Sie würde sich anziehen und gehen und dann würde ich sie vergessen. In zwölf Stunden war sie vermutlich tot, wie es alle paar Monate auch mit anderen Engeln geschah, die gefallen waren. Dass sie ein halber Dämon war, würde an meinem Entschluss nichts ändern. Halb Engel war immer noch eine Hälfte zu viel.

»Gib mir fünf Minuten und ich bin weg«, verkündete sie, stand auf und ging zurück in mein Schlafzimmer.

Ich blieb noch für einige Sekunden auf dem Boden sitzen und dann erhob ich mich. Sie hatte recht, nach fünf Minuten kam sie in die Küche. Ihre Miene war für mich schwer zu deuten, aber Angst konnte ich nicht erkennen. Aber auch keinen Vorwurf, weil ich sie wegschickte. Mein Gewissen protestierte wieder lautstark, aber es wurde von dem aufflammenden Schmerz unterdrückt. Ich konnte Engeln wie ihr nicht helfen, das hatte ich damals festgestellt.

»Ich kann die Kleider doch behalten?«, fragte sie.

»Hm? Ja, natürlich. Draußen stehen auch noch ein paar Schuhe. Die kannst du auch haben. Und hier, Geld. Damit solltest du dir was zu essen kaufen können.« Ich drückte ihr ein paar Scheine in die Hand, die sie kritisch musterte und dann in die Hosentasche steckte.

»Na dann. Leb wohl, Eresz«, sagte sie und wich meinem Blick aus.

»Ja. Mach’s gut, Maggie.«

***

Es dauerte viel zu lange, bis ich einschlafen konnte und auch dann schlief ich unruhig. Am Nachmittag gab ich es auf und stand auf. Durch die zugezogenen Fenster drang nur noch das schwache Tageslicht, die Sonne war bereits um das Haus herumgewandert. Nach all den Jahren war es mir zur Gewohnheit geworden, die Jalousien zuzuziehen, sobald der Morgen graute, sodass ich ohne Probleme in die Küche gehen und mir was zu essen machen konnte. An diesem Nachmittag war ich aber nicht zu mehr in der Lage, als mir etwas aufzuwärmen.

Lustlos stocherte ich in den Resten von Nudeln mit Tomatensoße herum. Worüber machte ich mir Gedanken? Es war noch nicht Abend. Noch stand die Sonne am Himmel. Und in dieser verrückten, großen, lauten Stadt lief ein Mädchen herum, das keine Ahnung hatte, wie das Leben auf der Erde funktionierte.

Maggie war zwar selbstbewusster als Johanna, aber sie gehörte nicht hierher. Wahrscheinlich war sie schon beinahe von mehreren Autos überfahren worden oder hatte sich mit einem halben Dutzend Leuten angelegt. Oder die Leute, mit denen sie sich angelegt hatte, hatten sie überfahren.

Ich kippte den Rest meines Essens in den Müll und ging ins Bad, um zu duschen. In einer Ecke lag das Bündel weißer Kleider und ich fuhr mir genervt durch die Haare. Das war echt zum Haare raufen. Statt es wegzuwerfen, was vernünftig wäre, ignorierte ich es für den Moment und stieg unter die Dusche.

Als ich einige Minuten später den Wasserhahn zudrehte und mir eines der Handtücher um die Hüfte schlang, schwebten Dampfschwaden durchs Bad. Damit hatte ich eine wunderbare Gelegenheit, das Kleiderbündel zu ignorieren. Ich wischte mit dem Unterarm über den beschlagenen Spiegel, zum Danke zeigte es mir mein anklagendes Gegenbild. Ich schnaubte.

»Leck mich doch«, knurrte ich.

Na toll, jetzt war es so weit. Ich führte Selbstgespräche. Dabei wusste ich ganz genau, was dem nagenden Gefühl in meiner Magengegend Abhilfe schaffen würde. Als ich Maggie heute Morgen aus dem Zimmer herausgetragen hatte, war sie Johanna viel ähnlicher gewesen. Sie würde mich hassen, wenn sie wüsste, was ich getan hatte. Dass ich jemanden, der ihr auf verrückte Art und Weise ähnlich war, einfach im Stich ließ. Außerdem würde sie mich fragen, was mein Problem sei. Ich hatte mich doch immer beschwert, dass ich weit und breit der einzige Dämon war. Maggie war … Teil meines Volkes.

Ich zuckte zusammen. Ich ließ gerade einen der wenigen verbliebenen Dämonen sterben.

Was zur Hölle war falsch mit mir?!?

5. Kapitel

Magdalena

Bei Tageslicht sah die Gegend ganz anders aus. Heller, farbenfroher und nicht mehr so einsam. Viel einladender. Ich verstand nicht, was an Wolkenhäusern so toll war. Die waren immer gleich, immer flach, immer weiß. Was die Menschen bauten, sah eindeutig aufregender aus.

Ich folgte einigen eilig laufenden Menschen und landete vor einer Métro-Station. Dort starrte ich erstmal auf die Karte und versuchte zu entschlüsseln, wie ich am besten in einen etwas belebteren Stadtteil kam. Ich hatte von Paris schon einiges in meiner Freizeit im Himmel gelesen und wollte die Stadt sehen. Immerhin hatte ich nur einen Tag, wenn ich Eresz Glauben schenkte, und wollte Croissants und Macarons und Petits Fours probieren. Schließlich war ich mir sicher, einen richtigen Weg gefunden zu haben und kaufte ein Ticket.

U-Bahn fahren war eine Geschichte für sich, wie ich schnell feststellte. Es war noch sehr früh und der Berufsverkehr war noch unterwegs. Menschen, die auf ihrem Handy herumtippten, ein paar lasen Zeitung oder ein Buch, manche telefonierten, andere sahen so aus, als schliefen sie mit ihrem Kaffee in der Hand ein und einige starrten trübsinnig ins Leere. Die brauchten alle definitiv ein paar Engel, die ihr Leben verbesserten. Ein Jammer, dass ich nicht mehr zu Verfügung stand, ich hätte ihnen ja so gerne geholfen. Nicht.

Manchmal war ich doch froh, dass ich in einem der äußeren Bezirke gelandet war und nicht im Zentrum, wo die Kanäle verliefen. Diejenigen Engel, die sich »gut« machten, wurden zu kleinen Reisen auf die Erde geschickt. Keine Ahnung, wonach die Menschen ausgewählt wurden. Angeblich wurde den Menschen geholfen, die gut und gerecht waren – na ja, wahrscheinlich war ein gut gefülltes Konto ein Ausgleich für einen miesen Charakter. Wenn ich daran dachte, wie scheinheilig manche der Engel waren, würde es mich nicht wundern, dass sie korrupter waren als gedacht.

Ich landete schließlich in der Nähe des Centre Georges-Pompidou. In den Straßen waren so viele Cafés und Bars, dass ich mich kaum entscheiden konnte, wohin ich gehen sollte. Schließlich wählte ich eines der nächstgelegenen und setzte mich an einen leeren Tisch unter dem Sonnendach. Auch wenn die Klamotten hübsch waren, wurde es unter dem dicken Stoff ziemlich warm und ich war froh, im Schatten sitzen zu können. Nicht, dass ich das laut zugeben würde, aber eines der weißen Kleider wäre hier angenehmer gewesen. Aber bei dem Gedanken an den mir so verhassten, weißen Stoff musste ich automatisch an Maria denken.

Ihre Worte kamen mir in den Sinn. Sie hatte gesagt, dass ich das Licht verderben würde … Wusste sie, dass ich ein halber Dämon war? Eigentlich war ich mir nicht sicher gewesen, ob es wirklich möglich war. Aber nach dem heutigen Morgen blieb kaum eine andere Möglichkeit, außer ich war über Nacht zum Vampir mutiert. Na ja. Immerhin fing ich nicht an zu glitzern.

Wahrscheinlich wusste sie es. Sie musste es wissen, denn ich konnte ja nicht aus dem Licht gekommen sein. Engel ploppten nicht einfach irgendwie irgendwo urplötzlich auf, sondern entstanden an der Quelle. Aber anscheinend war es ein Geheimnis, wie hatten sie es dann geheim halten können? Bei den ganzen Fragen schwirrte mir der Kopf. Und es gab niemanden, der sie würde beantworten können. Nicht vor meinem Tod und an ein Leben nach dem Tod glaubte ich nicht.

Wie war mein Leben nur so durcheinandergeraten?

Vor 24 Stunden war ich auf der Feier gewesen. Vor 24 Stunden hatte ich mich mit Samuel unterhalten. Er hatte nach meinen Kopfschmerzen gefragt, denn auch wenn er ein naiver Trottel war, war er immer aufmerksam und lieb gewesen. Ich fragte mich, ob er sich wunderte, wohin ich verschwunden war. Vermutlich würde er sich Sorgen machen, aber er würde davon ausgehen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Dass die Oberen nur Gutes bewirkten.

Ich schnaubte, was mir einen verwunderten Blick eines Mannes einfing, der an einem Kaffee schlürfte. In dem Moment kam ein Kellner und fragte nach meiner Bestellung.

»Ein Croissant und eine heiße Schokolade«, bestellte ich abwesend.

Kurz darauf bekam ich meine Bestellung. Das Croissant war noch warm und die Butter zerfloss ein wenig auf dem Gebäck. Auf der heißen Schokolade war Sahne, obwohl ich keine bestellt hatte. Der Kellner zog einen Mundwinkel im Anflug eines Lächelns nach oben.

»Sahne hilft gegen schlechte Tage«, sagte er und ich starrte ihn einen Moment überrascht an.

»Ich werd’s mir merken«, erwiderte ich überrumpelt und er schenkte mir ein letztes Lächeln, bevor er zum nächsten Tisch ging.

Das Essen war genauso lecker, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich verbrachte ungefähr eine Stunde in dem Café und trank noch eine heiße Schokolade, während ich dem Treiben der Menschen zusah. Viele von ihnen waren Touristen. Es war merkwürdig, den Wechsel zwischen den Sprachen zu bemerken, aber trotzdem jedes einzelne Wort zu verstehen. Je länger ich zuhörte, desto besser konnte ich sie unterscheiden. Fetzen von Deutsch, Englisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch und Französisch flogen mir um die Ohren, bis sich alles zu einer einzigen Kakophonie vermischte. Entnervt zahlte ich schließlich und schlenderte durch die Straßen. Vielleicht fand ich ja einige Kleider, Eresz hatte mir ja Geld mitgegeben. Woher er das wohl hatte? Egal. Nicht meine Sache. Besser, ich gab alles aus. Tot konnte ich nichts mehr damit anfangen.

Ein kleiner Laden lenkte meine Aufmerksamkeit mit bunten Kleiderständern auf sich. Er sah alt aus und schien keiner großen Modekette anzugehören. Eine kleine Glocke kündigte mein Eintreten an und eine junge Frau kam aus dem Lager hinaus. Sie lächelte mich strahlend an, was ich zögernd erwiderte.

»Kann ich dir behilflich sein?«, fragte sie.

»Äh … ja. Ich glaube schon. Ich bräuchte etwas Passenderes für den Sommer als das hier.« Ich sah an mir herunter.

Sie schmunzelte. »Da finden wir schon etwas.«

Nach einer langen Ankleideprobe entschied ich mich für ein luftiges blaues Kleid, das knapp über den Knien endete, und für eine Sonnenbrille. Außerdem ließ ich mir eine Jeansjacke aufschwatzen, falls es abends kalt wurde. Mein Abend würde nicht lang werden, aber das sagte ich ihr nicht.

Einen Moment fragte ich mich, was Eresz zu dem Outfit sagen würde und packte diesen Gedanken rasch mit den alten Kleidern in einen Beutel.

Als ich den Laden verlassen wollte, fiel mir noch etwas ein. »Ich bin nur für einen Tag hier. Was darf ich in Paris nicht verpassen?«, fragte ich die Verkäuferin.

Sie überlegte einen Moment, ehe sie antwortete. »Eine Fahrt über die Seine, Karten werden überall am Ufer verkauft. Den Sonnenuntergang auf den Treppen zu Montmartre. Die Macarons eine Straße weiter«, zählte sie auf und zwinkerte mir zu. »Ein ganzes Leben reicht nicht aus, um Paris zu erkunden.«

Ich stellte rasch fest, dass sie recht hatte. Es war schon Mittag und im Hintergrund meinte ich, eine Uhr ticken zu hören. Ich holte mir Macarons aus dem hübschen kleinen Laden, den mir die Verkäuferin empfohlen hatte – die mussten als Mittagsessen reichen – und kaufte mir am Seine-Ufer ein Ticket für eine Fahrt. Die Sonne brannte auf das obere Deck, aber es ging ein leichter Wind und mein Engel-Ich kam zum Glück ein bisschen besser mit der Sonne klar. Anders als mein dämonisches Selbst heute Morgen. Dennoch setzte ich mir die Sonnenbrille auf, wodurch ich mich gleich besser fühlte.

Durch das offenstehende Dach drang vom unteren Abteil des Schiffes eine leise Stimme herauf. Sie berichtete von den Sehenswürdigkeiten, die man auf dem Weg sah. Wir fuhren unter einem halben Dutzend Brücken durch. Zum Teil waren die mit Statuen, kleinen Verschnörkelungen und in den Stein gehauenen Mustern verziert. Beeindruckend, zu was die Menschen doch fähig waren.

Ein paar Plätze neben mir saß eine indische Familie mit vier kleinen Töchtern. Sie winkten den Leuten auf den Brücken und am Ufer zu und es gab kaum jemanden, der nicht zurückwinkte. Herzergreifend. Was nicht ganz so herzergreifend war, war das Rumgekreische der Kinder, sobald wir unter einer Brücke durchfuhren und es dunkler wurde. Aber auch die Fahrt endete und die Sonne war ein gutes Stück weitergewandert.

Ich aß die restlichen zwei Macarons. Dann musste ich mich aber auch schon schnell auf den Weg machen, um noch pünktlich zum Sonnenuntergang in Montmartre zu sein. Ich schaffte es gerade so, nachdem ich zuerst fast in die falsche Métro gestiegen war. Hier und da war auch ein Künstler, von denen einige Pärchen zeichneten und andere kitschige Bilder vom Eifelturm verkauften. Bei einem Wagen kaufte ich mir einen Crêpe. Damit war das Geld auch fast aufgebraucht.