ESPRIT DU SUD - Mein Jahr in Südfrankreich. In diesem Buch entführt der deutsch-französisch stämmige Autor die Leser auf eine faszinierende Reise nach Südfrankreich. - Joachim Ferrang - E-Book

ESPRIT DU SUD - Mein Jahr in Südfrankreich. In diesem Buch entführt der deutsch-französisch stämmige Autor die Leser auf eine faszinierende Reise nach Südfrankreich. E-Book

Joachim Ferrang

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Beschreibung

In meinem Buch "ESPRIT DU SUD – Mein Jahr in Südfrankreich" entführe ich die Leser in das malerische südfranzösische Mittelmeer, wo ich im Verlauf eines Jahres 25 fesselnde teils selbsterlebte Kurzgeschichten niedergeschrieben habe. Als deutschstämmiger Franzose offenbare ich die Tücken der südfranzösischen Mentalität, sei es im Umgang mit Handwerkern, Behörden oder im täglichen Miteinander. Die Erzählungen spiegeln meine eigene Alltagserfahrung wider und erlauben dem Leser einen einzigartigen Blick auf die Eigenheiten beider Nationalitäten. Mit Charme und Humor nehme ich als Deutscher manche südfranzösischen Eigenheiten aufs Korn, während ich als Südfranzose die Deutschen, die alles nach dem Terminkalender regeln, in den Fokus nehme. Dabei fließen die nationalen Besonderheiten organisch in die Erzählungen ein, ohne den Leser zu überfordern. Die Kulisse bildet nicht nur die atemberaubende Landschaft Südfrankreichs, sondern auch das berühmte Savoir-vivre, das Lebensgefühl der Region. Mit meinem alten 2CV, dem Döschwo, einem originellen französischen Kult-Auto, und meiner französischen Velosolex, diesem Fahhrad mit Hilfsmotor, erlebt der Leser nicht nur die Geschichten, sondern bekommt auch Einblicke in den Alltag eines integrierten Fremden. Die Erzählungen sind gespickt mit französischen Begriffen, die den Leser in die lokale Atmosphäre eintauchen lassen. Doch keine Sorge, Französischkenntnisse sind keine Voraussetzung für das Verständnis der Geschichten. Die Charaktere meiner südfranzösischen Nachbarn Paco und Madeleine, die mich in ihre Freundes- und Bekanntenkreise einführen, verleihen dem Buch Authentizität und Tiefe.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 190

Veröffentlichungsjahr: 2024

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ESPRIT DU SUD

© 2024 Joachim Ferrang

Kontakt: [email protected]

Lektorat:

Dr. Sigrid Vollmann

Buchfotos innen:

Joachim Ferrang

Autorenfoto:

Franz-Josef Bonenberger

Auflage 1

2024

ISBN

Hardcover

978-3-384-07575-8

eBook

978-3-384-07576-5

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Joachim Ferrang, Bergstraße 11, 666606 St. Wendel, Germany.

Die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Joachim Ferrang

ESPRIT DU SUD

Mein Jahr in Südfrankreich

Gewidmet

Meinen Freunden und Bekannten

in Südfrankreich

Mes amis et connaissances

dans le midi

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Urheberrechte

Titelblatt

Widmung

Na sowas aber

Zum verrückt werden

Der Ort, der Sinne betört

Der Dackel in der Clique

Die Rettung - Essen, das glücklich macht

Im Stress

Vollkommen

Der Kulturschock

Die Frauen vom Käsestand

Auch der Kater hält Siesta

Mon dieu, die Welt steht kopf

Das ist ja ein Ding

Allez les boules

Narbonne erwacht

Wozu staubsaugen?

Von Nerven, die an Decken hängen

Et voila: Paella mit Gesang

Das Trinken verkraften

Er kühlt und benebelt

Der Suff vor dem Schuss

Ohlala, die Alten aus Perpignan

Nur nicht verzweifeln

Die Gefürchteten in knallorange

Réveillon de Noël - kulinarisches Fest der Sinne

Mein Weg war mein Ziel

Resümee

ESPRIT DU SUD - Mein Jahr in Südfrankreich. In diesem Buch entführt der deutsch-französisch stämmige Autor die Leser auf eine faszinierende Reise nach Südfrankreich.

Cover

Urheberrechte

Titelblatt

Widmung

Na sowas aber

ESPRIT DU SUD - Mein Jahr in Südfrankreich. In diesem Buch entführt der deutsch-französisch stämmige Autor die Leser auf eine faszinierende Reise nach Südfrankreich.

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Na sowas aber

Mittwoch, 5. Februar, es ist kalt. Ich habe soeben auf dem Thermometer auf der Terrasse zwölf Grad gemessen.

Der Tramontan, der Nordwind, bläst und die Luft ist schneidend. Dieser kalte Nordwind hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Er bringt Sonnenschein und glasklare Luft. Während dieser Wetterlage genießt man von Anhöhen aus Fernsichten über 100 Kilometer über die gesamte Küste des Golfs du Lion, die sich zwischen dem spanischen Kap Creus bei Cadaqués und der französischen Stadt Toulon erstreckt. Die Luftfeuchtigkeit ist heute mit 38 Prozent niedrig. Die Landschaft ist trocken, Feldwege sind staubig, Gemüsegärten müssen bewässert werden. Wann es das letzte Mal geregnet hat, weiß ich nicht mehr.

Ich lebe hier in der Küstenregion und habe mich an die oft andauernden Schönwetterlagen gewöhnt, meinen Tagesablauf habe ich darauf eingestellt. Arbeiten um das Haus sind das ganz Jahr über möglich, ohne zuvor den Wetterbericht schon tagelang zu verfolgen, wie ich es von Deutschland her kenne.

Malerarbeiten im Garten sind bis in den Dezember möglich, sofern die Wetterlage keine Feuchtigkeit vom Mittelmeer bringt. Spaziergänge, Wanderungen oder Ausflüge plane ich, ohne mir Gedanken zu machen über Regenschirm oder wetterfeste Kleidung. Ich erfreue mich an den prächtig bunten Wochenmärkten der Umgebung mit frischem Obst, Gemüse, Weinen aus der Region, Honig vom Imker aus der Nähe oder fangfrischem Fisch, hier werden auch Meeresfrüchte und Austern feilgeboten. Sonne und tiefblauer Himmel sind fast immer präsent. Ich käme nicht auf die Idee, schlechtes Wetter einzuplanen und unnütze Schutzkleidung für Marktbesuche mitzuschleppen.

Sichere Anzeichen langer Trockenperioden selbst im Winter machen sich spätestens dann bemerkbar, wenn Grünpflanzen im Garten hängen lassen oder Bäche und Flüsse ausgetrocknet sind und Stauseen im Hinterland kaum noch Wasser führen. Das sind auch die Folgen des Klimawandels, für den sich die französische Regierung mit einschneidenden Verordnungen zum Wassersparen rüsten will.

Trotz der Trockenheit tritt an der Küstenregion Südfrankreichs das Phänomen auf, dass die Mandelblüte die gesamte Region in ein wahres Blütenmeer verwandelt. Es ist traumhaft schön.

In Gruissan, diesem malerischen Küstenort am Mittelmeer in Südfrankreich, beginnt der Februar mit diesem zauberhaften Spektakel – der Mandelblüte. Die Landschaft wird von einem atemberaubenden Blütenteppich überzogen, als ob die Natur selbst einen Hauch von Frühling in die Luft zaubert. Die Mandelbäume recken ihre zarten Blüten gen Himmel, und die Luft ist erfüllt von einem süßen Duft, der das Erwachen der Natur ankündigt.

Ich, mitten in diesem kleinen Paradies lebend, empfinde jedes Jahr aufs Neue eine tiefe Dankbarkeit für die Schönheit meiner Umgebung. Die warmen Sonnenstrahlen streicheln meine Haut, während ich durch blühende Alleen spaziere. Der Anblick des azurblauen Mittelmeers vor mir und die Mandelblüte um mich herum füllen mein Herz mit Freude und Glück.

Zur gleichen Zeit herrscht in Deutschland noch immer der eisige Griff des Winters. Ein kalter Wind peitscht durch die Straßen und Schnee bedeckt die Dächer und Felder. Von meinem sonnigen Rückzugsort aus betrachtet, bin ich dankbar, dass ich nicht in der Kälte dieses nordischen Februars verweilen musss. Das Mittelmeer umarmt mich mit seiner Wärme und die Mandelblüte spendet Trost inmitten der winterlichen Kälte, die anderswo noch immer vorherrscht.

Es ist nicht nur die malerische Umgebung, die meine Emotionen anspricht, sondern auch die Gemeinschaft in Gruissan. Die Menschen hier teilen die Freude über die Mandelblüte, als wären wir alle Teil eines großen, natürlichen Festes. Gemeinsam erkunden wir die blühenden Wege, tauschen Geschichten aus und feiern das Erwachen der Natur.

In diesen Momenten der Frühlingsfreude finde ich nicht nur Glück und Trost, sondern auch Inspiration zum Schreiben. Die Mandelblüte in Südfrankreich wird zu einer Quelle der Lebensfreude, die mich durch die Jahreszeiten begleitet und mich daran erinnert, wie kostbar es ist, in einem Ort voller Schönheit und Wärme zu wohnen.

Wenn ich in der Gegend unterwegs bin, fasziniert mich immer wieder die Geometrie der angelegten Rebflächen. Manche sind immens breit und reichen bis zum Ende meines Blickfeldes. Dort verjüngen sich die geraden Reihen abertausender Rebstöcke am Horizont zu einem riesigen Trapez. Diese räumliche Tiefe ist atemberaubend. Das wird umso deutlicher, wenn die Felder in der Ebene beginnen und die langen Reihen der Rebstöcke in der Ferne sanft ansteigen und sich an Erhöhungen anlehnen.

Viele Familien sind seit Generationen im Weinanbau tätig. Erzählt wurde mir von einem Weinbauer im Ort, früher habe man Kleinkindern Wein und Wasser in ihre Fläschchen gegeben, dann wären sie für Stunden ruhiggestellt gewesen. So konnten die Eltern in Ruhe ihrer Tätigkeit nachgehen. Die Kleinen seien erwachsen geworden und hätten sich an den Wein gewöhnt.

Paco, mein Nachbar, ist zu mir gekommen. Er stellt kommentarlos einen leeren Drei-Liter-Kunststoffkanister auf den Terrassentisch. Ob ich Lust hätte, mit ihm zur Winzergenossenschaft zu fahren, um seinen Vorrat an Wein für die nächsten Tage wieder aufzufüllen. Die beste Gelegenheit für mich, auch meinen Vorrat an Wein wieder nachzufüllen. Ich prüfe meinen Bestand und stelle fest, dass ich nur noch zwei Flaschen Wein habe. Und mein Drei-Liter-Kanister ist ebenfalls fast leer.

»Na so was aber!«, raunt Paco und setzt ein verschmitztes Lächeln auf. Er schüttelt verlegen den Kopf und bezweifelt, dass dies überhaupt möglich sei. Er weiß genau, dass ich erst vorgestern drei Liter Rosé gekauft hatte. Und jetzt haben wir einen Notstand.

Dabei war er es, der mir gestern Abend den letzten Liter im Kanister geleert hatte und diesen in der Ecke der Abstellkammer versteckt hat. Paco ist ein netter Nachbar und Freund, wir beiden verstehen uns bestens.

Die Freundschaft und Gastfreundschaft wird in Frankreich hochgeschätzt. Man hilft sich untereinander aus, wann immer es möglich ist. Das gehört dazu und betont die Wichtigkeit dieser Eigenschaft. Die Südfranzosen unterhalten sich gerne, sie nehmen sich Zeit füreinander und scheinen weitaus entspannter zu sein als die Deutschen.

Inzwischen hat der schneidende Wind etwas nachgelassen und durch die wärmenden Sonnenstrahlen ist es mittlerweile angenehm mild geworden.

Wir steigen ein mit unseren leeren Kanistern in meinen alten 2CV aus den Siebzigerjahren. Ich habe das Auto Luise getauft. Seit vielen Jahren gehört sie zur Familie.

Paco ist gut gelaunt und trillert ein Liedchen vor sich hin. Bei geöffnetem Verdeck ergötzen wir uns an der Sonne über uns, pfeifen schließlich im Duo, genießen die Fahrt und freuen uns auf den Wein und gedenken unserer guten Freundschaft.

Die Cave de Gruissan ist eine charmante Weinbaugenossenschaft in der gleichnamigen Küstenstadt Gruissan, die sich in Südfrankreich am Mittelmeer befindet. Diese Genossenschaft spielt eine bedeutende Rolle in der Weinproduktion und- Kultur der Region.

Sie ist nicht nur ein Ort der Weinherstellung, sondern auch eine Art Treffpunkt für Weinliebhaber und Touristen, die die reiche Weintradition dieser Region erleben möchten. Bei einem Besuch der Cave de Gruissan hat man die Gelegenheit, die verschiedenen Weinsorten der Region zu probieren und mehr über die lokalen Weinanbautechniken zu erfahren. Die Genossenschaft bringt die Ernte mehrerer Winzer aus der Umgebung zusammen und kombiniert ihre Weinproduktion, um eine breite Palette von Weinen anzubieten. Von spritzigen Weißweinen bis zu robusten Rotweinen - die Cave de Gruissan präsentiert die Vielfalt und Qualität der regionalen Weinproduktion.

Die Weinkeller der Cave de Gruissan sind oft mit Eichenfässern gefüllt, in denen die Weine reifen und ihre charakteristischen Aromen entwickeln. Die Besucher können in die faszinierende Welt der Weinherstellung eintauchen und den Prozess von der Traubenernte bis zur Abfüllung in Flaschen kennenlernen.

Diese Vereinigung der Winzer ist nicht nur ein Ort des Genusses, sondern auch ein Ort der Gemeinschaft. Bei Veranstaltungen und Verkostungen kommen Menschen zusammen, um die Liebe zum Wein zu teilen und die lokalen Erzeugnisse zu feiern. In dieser Weinbaugenossenschaft wird die Tradition gepflegt, während gleichzeitig Innovationen und moderne Techniken in die Weinherstellung integriert werden.

Die Cave de Gruissan repräsentiert somit nicht nur einen Ort des Weingenusses, sondern auch einen kulturellen Knotenpunkt, der die reiche Weintradition Südfrankreichs in den Mittelpunkt stellt. Ein Besuch in dieser einladenden Genossenschaft bietet nicht nur die Möglichkeit, exzellente Weine zu kosten, sondern auch in die faszinierende Welt des Weinbaus an der Mittelmeerküste einzutauchen.

Monsieur Levebre hat in diesem magasin, diesem Verkaufsstand, die Oberhand. Es wird von der Winzergenossenschaft betrieben. Wir kennen uns seit vielen Jahren und begrüßen uns entsprechend nett und freundlich mit Küsschen links, rechts, links - eine mir anfangs fremd erscheinende Eigenart, die mir mittlerweile lieb geworden ist. Ergänzt wird die Begrüßung durch ein ça va bieng, der obligatorischen Frage nach dem Wohlbefinden. Er wohnt hier im Ort und spricht den mir sympathischen hiesigen Dialekt. Einen Großteil ihrer Kundschaft kenne er mit Vor- und Nachnamen und wisse, welchen Wein jeder bevorzugen würde, Geschmäcker und Gewohnheiten änderten sich kaum, erklärt er uns beiden.

»Ich bin sogar eingeweiht in delikate Familiengeheimnisse.«,

flüstert Monsieur uns zu. Seine Augenbrauen sind hochgeschnellt bis unter seinen Haaransatz und seine Augen funkeln bei dieser Nachricht.

Sein rechter Zeigefinger tippt mehrmals gegen seine Stirn.

»Hier ist abgespeichert, welche Kinder wann geboren werden und wer ihre Väter sind«.

Ich blicke Paco verwundert an.

»Außerdem habe ich die besten Rezepte für Fischsuppen, messieurs. Ich verfeinere sie seit Jahrzehnten weiter und tausche sie mit Interessierten«.

Ich stelle fest, monsieur Levebre ist erneut ein wandelnder Computer, die Festplatte dieses Mannes ist unübertroffen, ihm entgeht nichts und er ist immer auf dem neuesten Stand.

Die Cave de Gruissan ist eine Tankstelle für Wein. Es gibt ein Bassin mit mehreren Zapfventilen. Diese unterscheiden sich kaum von denen, mit denen man das Benzin tankt. Über jedem Rüssel hängt ein handgeschriebenes Schildchen, welcher Wein hier abzufüllen ist und auch der Preis pro Liter. Es gibt ein kleines Podest, auf dem die leeren Drei- oder Zehn-Liter Kanister der Kunden abgestellt werden. Monsieur steckt das Ventil für den Rosé in die breite Schraubfassung meines Kanisters, zieht den Bügel bis zum Anschlag durch und binnen weniger Sekunden schießt das köstliche Getränk ins Innere.

Monsieur hat einen geschulten Blick und viel Übung mit seiner wichtigen Tätigkeit. Noch nie sei ihm auch nur ein Kanister in all den vielen Jahren übergelaufen, stellt er fest. Diese Nachricht höre ich, seit ich hierherkomme, jedes Mal auf das Neue von ihm. Mit Stolz wartet Monsieur wie immer auf meine Zustimmung.

Wir zahlen an der Kasse 7,90 Euro für jeweils einen Drei-Liter-Kanister Rosé.

Ich gehe noch über die andere Straßenseite, um ein knuspriges Baguette für mein Mittagessen einzukaufen. In kleine, mundgerechte Stücke gebrochen passt das Weißbrot zu jeder Mahlzeit.

Heute gibt es kleine Küche. In Scheiben geschnittener Mozzarella, beträufelt mit Olivenöl, das im Ort hergestellt wird, Balsamico aus Coursan und fleur de sel aus den Salzgärten von Gruissan. Weiter verfeinere ich das Ganze mit getrocknetem Rosmarin und Thymian, die ich in der garrique, einer mediterranen Strauchlandschaft, gesammelt habe. Das in Stücke gebrochene Baguette eignet sich ganz besonders dazu, die Tunke auf dem Teller aufzusaugen.

Jetzt, um die Mittagszeit ist es angenehm warm geworden. Aus diesem Grund habe ich unter der warmen Februarsonne auf der Terrasse eingedeckt. Zum Mozzarella gibt es einen Nizza-Salat mit Thunfisch und Ei. Eine schmackhafte Olivenöl-Vinaigrette dazu ist einfach zuzubereiten: kalt gepresstes Olivenöl, einen Schuss Balsamico-Essig, ein paar Spritzer einer ausgepressten Zitrone, etwas Ahornsirup, Salz und Pfeffer. Mit einem kühlen, süffigen Rosé aus der Winzergenossenschaft genieße ich mein Mittagessen.

Bon appétit.

Zum verrückt werden

Es ist Ende Februar. Seit Tagen weht der marin. Es handelt sich dabei um einen sehr feuchten, auflandigen Wind vom Meer im gesamten Küstengebiet. Die Luftfeuchtigkeit liegt seit Tagen zwischen 95 und 98 Prozent und die Feuchtigkeit kriecht ins Hausinnere. Der Monat Februar kann sehr wechselhaft sein: wochenlang trockene Winde aus dem Norden wechseln sich mit einem Wetterumschwung innerhalb eines Tages und dem einsetzenden Marin mit Regen und hoher Luftfeuch- tigkeit ab.

Die gesamte Gegend ist klatschnass, nichts ist mehr trocken. Es ist ausgesprochen unangenehm, wenn Handtücher feucht bleiben und alles, was im Haus unverschlossen herumsteht, klamm wird. Selbst das Ausdrucken von Dokumenten während dieser Zeit ist kaum noch möglich, die Tinte verläuft auf dem Papier. Die Heizung hilft gegen die Feuchtigkeit im Haus kaum noch. Selbst beim Spazierengehen muss man wasserdichte Kleidung tragen, ansonsten riskiert man von Kopf bis Fuß klatschnass zu werden. Es ist für meine Freunde in Deutschland kaum vorstellbar, wenn ich mit ihnen telefoniere und von dieser Wetterlage erzähle. Sie haben ein anderes Bild von Südfrankreich im Kopf: Sonne, Strand, gute Laune und wohlriechende Kräuter.

Wer lange genug hier lebt, weiß jedoch, dass die Wetterlage entlang der Küste auch ungemütlich werden kann. Die Einheimischen wissen, worauf zu achten ist, wenn sich die Witterung beginnt, zu verändern. Untrügliche Hinweise hierfür kündigen sich oft bereits Tage vorher an.

Vorherrschend weht hier an der Küste an schönen Tagen der Nordwind, der Tramontane. Er ist trocken, kann aber unangenehm böig werden, die Luft ist glasklar mit Fernsichten bei etwas Glück sogar bis weit nach Spanien. Sobald es windstill wird, werden die Einheimischen nervös. Kein Wind bedeutet nichts Gutes. Die Alteingesessenen lassen den Himmel sprichwörtlich nicht mehr aus dem Blick, schauen unentwegt nach oben, schürzen ihre Münder verlegen, schütteln ungläubig die Köpfe. Sie diskutieren das Wetter und alles, was daraus an Naturgewalten entstehen kann. Im schlimmsten Fall wäre es der Marin, diese windstille, nasse Wetterlage, bei der es keine klare Sicht gibt und die neblig und nass Tage oder Wochen dauern kann. Genauso kann es unwetterartig schütten. Boote können während dieser Wetterlage nicht mehr auslaufen. Selbst frisches Baguette ist bereits kurz nach dem Kauf feucht. Außerdem schlägt diese Wetterlage auf das Gemüt, man wird nervös und gereizt.

Ein alter Südfranzose im Ort erzählte mir, Kinder, die während dieser Wetterlage gezeugt würden, seien pas fini, also nicht ganz dicht. Bisher habe ich hierfür keine Beweise finden können, aber für abwegig halte ich das auch nicht.

Die Küstenregion des Golfs du Lion wirbt mit 300 Sonnentagen im Jahr. Das halte ich keinesfalls für übertrieben. Aber in den 60 restlichen Tagen können alle erdenklichen Wetterlagen vorkommen. Einen großen Vorteil hat der Marin, weil er in der Regel sehr milde Temperaturen mit sich bringt. Tages- und Nachtwerte verändern sich kaum und sind jetzt, Ende Februar mit Tagestemperaturen mit bis zu 15 Grad sehr angenehm. Nachts sinkt das Thermometer momentan nicht unter 13 Grad, dies zu einer Zeit, in der ganz Deutschland von Schnee überzogen ist und Bäche und Flüsse zufrieren.

Beim Blick nach draußen in die beginnende Dämmerung ist zu beobachten, wie sich die nassen Palmenwedel zu bewegen beginnen, ein leichter Wind kommt auf. Vielleicht dreht er tatsächlich und die Nässe hat ein Ende.

Gegen drei Uhr in der Nacht wurde ich wach. Tosender Regen prasselte auf das Hausdach, die gewölbten Tonziegel verstärken das Niederprasseln wie einen einzigen großen, zusammenhängenden Resonanzkörper. Ein unwetterartiger Regen hat eingesetzt. Alles, was sich in den letzten Wochen offensichtlich in der Sphäre oben angesammelt hatte, fiel jetzt nieder auf die Region. Gegen fünf Uhr übermannte mich die Müdigkeit, ich schlief ein und bekam nichts mehr mit.

Gegen acht Uhr erwachte ich erneut, das Donnern des Regens auf das Dach hat aufgehört. Beim Blick aus dem Schlafzimmerfenster präsentierte sich mir ein makelloser Morgen, leichter Wind, trocken, nichts deutete mehr hin auf dieses Geschehen der letzten Nacht und den nicht enden wollenden Marin der letzten zwei Wochen. Beim Blick aus meinem Schlafzimmerfenster sah ich am Horizont, wie sich das Mittelmeer orange färbte. In wenigen Augenblicken war mit dem blutroten Sonnenaufgang zu rechnen. Der Tag empfing mich wieder von seiner schönsten Seite, er stimmt mich erneut milde.

Ich beschließe, diesen beginnenden Tag im Hafen von Gruissan zu begrüßen. In einer windgeschützten Ecke auf der Außenterrasse eines Cafés schlürfe ich an einem grande creme und genieße die warmen Sonnenstrahlen in meinem Gesicht.

Vereinzelt ziehen Menschen mit ihrem Frühstück, einem dreiviertel Meter langen Baguette, unter dem Arm am Kai vorbei, manche haben gleich mehrere davon. Mein Blick schweift über die vielen weißen Motor- und Segelboote im Hafen. Noch schlaftrunken schlürft ein Bootsmann in Gedanken versunken seinen petit noir an der Reling angelehnt.

Ein friedlicher Morgen. Alle Fahnen im Hafen flattern im Wind mit ihrer aufgedruckten Message Gruissan – Esprit du sud, Gruissan – Elan des Südens.

An Tagen wie diesen lasse ich mich treiben. Ich erfreue mich an all den schönen Dingen der Natur, an netter Nachbarschaft und an guten Freunden, an dieses einfache, schöne Leben nach jahrzehntelanger Arbeit. Ich merke, meine innere Einstellung beginnt sich langsam zu ändern, meine Blicke beginnen sich zu schärfen und nehmen Dinge wahr, die ich lange nicht mehr gesehen habe. Langsam komme ich zu Ruhe und beginne das Leben hier in Südfrankreich bewusst wahrzunehmen.

Der Ort, der Sinne betört

Es ist der 9. März. Die Sonne scheint, wie könnte es auch anders sein, ein Wetter wie aus dem Bilderbuch. Die begonnenen Malerarbeiten von gestern unter dem Vordach meiner Terrasse verschiebe ich einfach auf die nächsten Tage. Ich habe richtig Lust, heute den Vormittag in den Markthallen in Narbonne zu verbringen. 80 Stände mit den besten Produkten. Obst, Gemüse, Fisch, Weine und Käse aus der Umgebung werden hier feilgeboten.

Die Markthalle ist einfach überwältigend mit ihrer prächtigen Metallstruktur, ihren steinernen Pfeilern und immensen Holztoren mit halbrunden Oberlichtern. Unter dem majestätischen Dach wird noch heute einer der schönsten Märkte Frankreichs abgehalten.

Auch heute wieder, wenn ich eintrete in Les halles, bietet sich ein spektakulärer Blick. Undefinierbare Gerüche ziehen mir in die Nase, eine Melange aus all dem Angebotenen der vielen Stände, der Geruch des Südens. Ein Stimmengewirr durchdringt das Kathedralen-ähnliche Innere. Ich schlendere vorbei an Bergen mit buntem Gemüse aus der Region, an langen Auslagen von Käse, Fisch und Fleisch sowie von Süßspeisen wie Baklava, Marzipankuchen und Madeleines. Hähnchen brutzeln an langen Spießen, Besucher stehen vor Wannen, gefüllt mit schwarzen und grünen, in Marinaden eingelegten Oliven und probieren diese. An den Bars und Kaffees trifft man sich und tauscht Neuigkeiten aus.

Die Atmosphäre hier drinnen ist einmalig, sie ist kaum mit Worten zu beschreiben, man muss es gesehen und erlebt haben, um es zu begreifen.

Die Markthalle ist ein einziger Feinkostladen, ein Schlemmerland von mediterranen Köstlichkeiten. Es ist keineswegs anmaßend, hier nur das Beste an großartigen Lebensmitteln einzukaufen, um sie mit großem Sachverstand gebührend und hingebungsvoll zuzubereiten. Die französische Küche ist bekannt für ihre zeitaufwendige Zubereitung.