Eulenzauber (10). Im Kreis der Goldflügel - Ina Brandt - E-Book

Eulenzauber (10). Im Kreis der Goldflügel E-Book

Ina Brandt

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Beschreibung

Endlich Ferien! Schon seit Wochen freut sich Flora auf das Zeltlager des Reiterhofs. Zusammen mit ihrer Freundin Miri wird sie mit Ponys über Wiesen reiten und tolle Ausflüge erleben. Was könnte es Schöneres geben? Doch als Flora in einem Bach auf eine Eulenversteinerung stößt, ziehen sich im Zauberreich Athenaria plötzlich Risse durch den Thron der Herrschereulen. Werden sie etwa von einer bösen Macht angegriffen? Und ist Flora an allem schuld? Dieses Mal genügen Goldwings magische Kräfte nicht, um Athenaria zu retten. Stattdessen müssen alle Zaubereulen zusammenkommen - und die Zeit rennt! 

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Seitenzahl: 133

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Ina Brandt

Eulenzauber

Im Kreis der Goldflügel

In der Reihe Eulenzauber von Ina Brandt sind im Arena Verlag erschienen:

Eulenzauber. Ein goldenes Geheimnis (Band 1)

Eulenzauber. Rettung für Silberpfote (Band 2)

Eulenzauber. Eine wunderbare Freundschaft (Band 3)

Eulenzauber. Magie im Glitzerwald (Band 4)

Eulenzauber. Rätsel um die Goldfeder (Band 5)

Eulenzauber. Hilfe für das kleine Fohlen (Band 6)

Eulenzauber. Geheimnisvoller Edelstein (Band 7)

Eulenzauber. Ein neuer Freund für Goldwing (Band 8)

Eulenzauber. Der große Herzenswunsch (Band 9)

Eulenzauber. Flora und das Weihnachtswunder

Eulenzauber. Mein Freundebuch

Eulenzauber. Mein magisches Malbuch

Ina Brandt

Im Kreis der Goldflügel

Mit Illustrationen von Irene Mohr

 

 

 

Über dieses Buch

Endlich Ferien! Schon seit Wochen freut sich Flora auf das Zeltlager des Reiterhofs. Zusammen mit ihrer Freundin Miri wird sie mit Ponys über Wiesen reiten und tolle Ausflüge erleben. Was könnte es Schöneres geben? Doch als Flora in einem Bach auf eine Eulenversteinerung stößt, ziehen sich im Zauberreich Athenaria plötzlich Risse durch den Thron der Herrschereulen.Werden sie etwa von einer bösen Macht angegriffen? Und ist Flora an allem schuld? Dieses Mal genügen Goldwings magische Kräfte nicht, um Athenaria zu retten. Stattdessen müssen alle Zaubereulen Zusammenkommen – und die Zeit rennt!

 

 

 

Für alle, die Mut haben zu träumen

 

1

Ein wunderschöner Vogel

»Duck dich!«, zischte Miri. Sie kauerte ganz in der Nähe hinter einem Busch und bedeutete Flora aufgeregt, sich noch besser zu verstecken. Flora hörte nicht weit von sich Schritte. Laub raschelte, ein paar Zweige knackten. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Hoffentlich verriet sie ihr Glitzer-T-Shirt zwischen den lichten Zweigen der halbhohen Tannen nicht. Sie machte sich so klein wie möglich und kniff die Augen zusammen. Früher beim Versteckspielen hatte sie immer gedacht, wenn sie niemanden sah, dann würde auch sie nicht gesehen. Sie hielt die Luft an. Hoffentlich hatte sie Glück!

»He, Paul, komm hier rüber! Ich glaube, ich habe sie gesehen!«, hörte sie da eine Stimme rufen. Das klang nach Jonathan. Voller Erleichterung stellte Flora fest, dass die Schritte sich entfernten.

Sie sah, wie Miri übers Gebüsch spähte. Sie winkte Flora, ihr zu folgen, und raste los.

So schnell sie konnten, liefen die beiden durch den Wald bis zu der großen Kastanie, die am Rand der Wiese stand.

»Miri, freigeschlagen!«, rief Miri keuchend.

»Flora, freigeschlagen!«, schloss Flora sich an. Auch sie war ziemlich außer Puste. Ein paar Jungs kamen mit langen Gesichtern aus dem Wald.

»Wir hätten euch sowieso gleich gehabt«, maulte Paul.

»Dann musst du nächstes Mal die Augen aber besser aufmachen«, meinte Miri. »So knapp bist du an Flora vorbei.« Sie deutete mit Daumen und Zeigefinger ungefähr zwei Zentimeter an.

»Wer’s glaubt …«, erwiderte Paul kopfschüttelnd.

Frau Green, ihre Musiklehrerin, klatschte in die Hände.

»Come on, boys and girls, wir üben noch mal unser Lied!«, rief sie und schlug zwei Joghurtbecher aneinander.

Immer mehr Kinder strömten aus dem Wald und schnappten sich ihre Becher. Frau Green, die aus Amerika kam, sah heute mal wieder supercool aus, fand Flora. In ihrem bunt bedruckten schulterfreien Blumenkleid und den Riemchensandalen mit Glitzersteinen sah sie in der Wiese aus wie ein exotischer Vogel. Vielleicht nicht ganz passend für ein Grillfest, aber das war ja egal.

Zum Abschluss des Schuljahres hatte sie mit den Kindern ein Lied für Eltern und Geschwister eingeübt. Und das klappte mittlerweile richtig gut, auch wenn die verschiedenen Klopfeinlagen mit den Bechern gar nicht so einfach waren.

Nach und nach kamen die Familien aus Floras Klasse an. Sogar Leas Eltern mit der kleinen Paula, die erst ein paar Monate alt war. Stolz schob Lea den rot-weiß gepunkteten Kinderwagen über die Wiese. Flora, Miri und ein paar andere Kinder liefen zu ihr, um der kleinen Paula Hallo zu sagen. Mit großen, strahlend blauen Kulleraugen blickte das Baby erstaunt in die vielen fremden Gesichter.

»Oh, wie süß!« und »Schau mal, die winzigen Finger!«, erklangen verzückte Ausrufe.

Nathalie, die auch einen Blick in den Kinderwagen geworfen hatte, wandte sich kopfschüttelnd ab.

»Sieht aus wie jedes andere Baby auch«, sagte sie zu Emilie. »Mit denen kann man doch nichts anfangen. Schlafen, essen, schreien und stinken. Mehr passiert da eh nicht.«

Obwohl Nathalie leise gesprochen hatte, hatte Lea sie gehört. Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht und sie warf Nathalie einen missmutigen Blick zu.

»Da passiert ganz schön viel«, widersprach sie. »Paula kann zum Beispiel seit ein paar Tagen an ihrem großen Zeh lutschen. Das musst du erst mal nachmachen. Und dann lacht sie sich jedes Mal kaputt dabei. Das ist wirklich lustig.«

Nathalie verdrehte die Augen. »Wahnsinnig lustig. Ich lach mich schlapp.«

Mit diesen Worten ließ sie die anderen stehen und zog Emilie mit sich fort. Lea blickte ihr gekränkt hinterher.

Miri seufzte. »Nathalie ist ja mal wieder in Hochform.«

»Sie kann es eben einfach nicht lassen. Am besten hörst du gar nicht hin«, versuchte Flora, Lea zu trösten.

»Und wenn das während dem Zeltlager dauernd so weitergeht?«, fragte Lea geknickt.

»Ach was, da ist doch Paula nicht dabei. Und wir sind ja auch noch da«, erwiderte Miri und lächelte Lea zu. Sie nahm sich Nathalies blödes Gerede nicht so zu Herzen und war nie um eine Antwort verlegen.

Flora dagegen war manchmal einfach sprachlos, wie man so gemein sein konnte. Auch wenn sie Nathalie inzwischen ein bisschen besser verstand, seit sie zufällig mitbekommen hatte, dass Nathalie adoptiert war. Sie hatte ihre richtigen Eltern nie kennengelernt und Flora glaubte, sie wünschte sich einfach eine ganz normale Familie. Sicher auch mit Geschwistern. Nur deswegen war sie so bissig.

Flora war fest entschlossen, sich das Zeltlager von ihr nicht vermiesen zu lassen. Sie freuten sich schon seit Wochen darauf! Genauer gesagt seit Sarah, die Besitzerin des Reiterhofs, ihnen von ihrer Idee erzählt hatte, mit den Pferden zelten zu gehen. Drei Tage lang konnten sie sich von morgens bis abends um sie kümmern, lange Ausritte machen, ihnen auf der Koppel zuschauen …

Plötzlich traf Flora etwas Hartes am Rücken. Sie drehte sich um und sah ihren Bruder Felix, der bereits mit dem zweiten unreifen Apfel nach ihr zielte.

»Wir sind daaa!«, rief er und schleuderte das nächste Geschoss los. Flora duckte sich und der Apfel flog an ihr vorbei.

»Hab ich gemerkt«, antwortete sie leicht genervt. Da kamen auch ihre Eltern über die Wiese.

»Komm, Flora, schnitzen wir uns gleich ein paar Stöcke für die Würstchen«, schlug ihr Vater vor. »Die könnt ihr sicher später noch fürs Zeltlager brauchen.«

»Macht ihr mit?«, fragte Flora Miri und Lea. Die beiden nickten und gemeinsam mit Herrn Faltin gingen sie Richtung Wald. Felix kam auch mit, denn er wollte sich seinen Stock natürlich selbst schnitzen.

Herr Faltin suchte mit den Kindern ein paar Äste und zeigte ihnen, wie sie mit dem Messer umgehen mussten.

»Die sehen richtig gut aus«, lobte er sie, als sie fertig waren.

»Kann ich noch einen für Zoe machen?«, fragte Flora. »Sie kommt vor dem Zeltlager bestimmt nicht in den Wald wie wir.«

Ihr Vater nickte und half Flora, einen geeigneten Ast zu suchen. Zoe würde sich sicher freuen, dass Flora an sie gedacht hatte.

Sie fand es so toll, dass Zoe mitdurfte ins Zeltlager, obwohl sie noch gar nicht so gut reiten konnte. Und auch nicht wie die anderen bei Sarah auf dem Hof Unterricht nahm. Aber sie war früher Floras beste Freundin gewesen, als sie noch in der Stadt gewohnt hatte, und deswegen hatte Sarah Ja gesagt. Sie wusste, dass sie den beiden damit eine riesige Freude machte.

Und mit der gutmütigen Haflingerstute Mamalu würde Zoe bestimmt zurechtkommen.

Zufrieden betrachtete Floras Vater die Stöcke. »Das ist doch schon mal gute Vorarbeit«, meinte er. »Damit könnt ihr euch 1-a-Würstchen grillen.«

Bei dem Gedanken daran lief Flora sofort das Wasser im Mund zusammen. Plötzlich hatte sie einen Bärenhunger.

»Das testen wir jetzt gleich einmal aus«, sagte sie und warf einen Blick hinüber zur Grillstelle. Dort stieg schon Rauch auf und ein verführerischer Duft stieg Flora in die Nase.

Schnell gingen sie zu den anderen zurück und suchten sich einen Platz am Feuer. Immer wieder drehte der Wind und blies ihnen den Rauch ins Gesicht. Wie das in den Augen brannte! Flora kam es vor, als ob es ewig dauerte, bis die Würstchen endlich fertig waren. Ihr Magen knurrte immer lauter, aber schließlich war es so weit. Mit einem genussvollen Seufzen biss Flora in ihr Brötchen. Mmh, das schmeckte köstlich! Anschließend bedienten sie sich noch an dem leckeren Buffet, das auf ein paar Biertischen aufgebaut war. Flora und Miri mampften sich durch Nudelsalate, Tomaten-Mozzarella-Spieße, Melonenscheiben und Schoko-Muffins. Zum Schluss waren sie so satt, dass sie sich einfach nur noch in die Wiese fallen ließen.

Flora schaute in den blauen Himmel, an dem keine einzige Wolke zu sehen war. Die Sonne blendete sie und sie schloss die Augen. Wie herrlich! Nur noch morgen einmal in die Schule und dann waren endlich Ferien!

Am nächsten Tag würde Zoe mit ihrer Mutter kommen und Flora abholen. Endlich durfte sie wieder mal bei ihr übernachten, wie sie das früher so oft getan hatte. Flora freute sich riesig! Aber ein bisschen wehmütig war sie auch, denn das bedeutete, dass sie sich nicht wie sonst abends mit Goldwing im Garten treffen konnte. Seit sie ihre Zaubereule zum ersten Mal verwandelt hatte, hatten sie sich jeden Tag gesehen. Außer einmal, als Flora mit Fieber im Bett gelegen hatte. Es war schwer, sich vorzustellen, so weit weg von Goldwing zu sein. Flora wusste schon jetzt, sie würde sie schrecklich vermissen!

»Huch, was ist das denn?« Ungläubige Rufe wurden laut und Flora richtete sich auf. Da sah sie eine Eule über die Wiese fliegen! Mit lautlosen Flügelschlägen fegte sie über die Köpfe der Leute hinweg und zog dann etwas höher elegant ein paar Kreise in der Luft.

»Was für ein wunderschöner Vogel«, murmelte Leas Mutter.

Floras Herz hüpfte vor Freude. Das war Goldwing! Als ob ihre kleine Eule gespürt hätte, dass sie an sie dachte.

Sie sprang auf und ging mit Miri zu den anderen, die alle kopfschüttelnd nach oben starrten.

»Ich dachte, Tiere haben Angst vor Feuer«, meinte Felix. »Und Eulen nicht?«, fragte er seinen Vater. Er als Tierarzt musste das schließlich wissen.

Herr Faltin schüttelte den Kopf. »Doch, eigentlich schon«, erwiderte er. »Absolut ungewöhnlich, dass sie sich so nah heranwagt.«

Miri lachte. »Nicht, wenn man einen Eulen-Magneten wie Flora dabeihat. Flora zieht Eulen nämlich magisch an.«

Damit spielte sie darauf an, dass Goldwing schon öfters aufgetaucht war. Beim Wettlauf gegen die andere Schule, bei Sarahs Hoffest …

»Oder magisch von ihnen angezogen wird«, meinte Frau Faltin mit einem Blick auf Floras T-Shirt mit der Glitzereule. »Tassen, Kissen, Bilder …«, zählte sie mit den Fingern auf und zwinkerte Flora zu.

Flora lachte. Wenn Miri und ihre Mutter wüssten, dass sie mit »magisch« genau ins Schwarze getroffen hatten. Denn ihre kleine Eule hatte ja tatsächlich Zauberkräfte!

»Von Eulen kann man eben nie genug bekommen«, erwiderte sie grinsend. »Und von einer ganz besonders nicht«, fügte sie im Stillen hinzu. Von Goldwing, ihrer Zaubereule!

2

Eine Eule unter der Dusche?

Als sie wieder zu Hause waren, lief Felix gleich zum Kühlschrank und aß in Windeseile zwei Joghurtbecher leer.

»Wir singen euch ein Lied, zack, zack«, trällerte er und schlug dabei die Böden der Becher aneinander.

»Doch nicht so!«, protestierte Flora. »Da muss ein Rhythmus rein, sonst klingt das doof.«

Sie machte ihrem Bruder vor, wie sich das anhören sollte, aber Felix kriegte es nicht so schnell hin. Klar, auch Floras Klasse hatte dafür einige Male geübt.

»Vielleicht solltest du die Becher erst einmal auswaschen«, schlug Frau Faltin mit einem Blick auf Felix’ verschmierte Hände vor.

»Keine Lust«, erwiderte Felix. »Da bin ich lieber eine Eule.« Mit wilden Armbewegungen raste er in Richtung Flur.

»Da kannst du gleich mal unter die Dusche flattern!«, rief Herr Faltin ihm nach.

»Dazu musst du mich erst faaangen«, gab Felix nur zurück.

»Na warte«, meinte Herr Faltin und zwinkerte Flora zu. »Jetzt kommt der Faltin-Falke, der schnellste Vogel der Welt.« Mit diesen Worten rannte er los und schon bald war eine wilde Verfolgungsjagd im Gang.

Flora und ihre Mutter lachten. »Falke gegen Eule – wer da wohl das Rennen macht?«, fragte Frau Faltin.

In diesem Moment ertönte ein klägliches »Huuuhhuuh« aus dem Wohnzimmer und Herr Faltin erschien mit dem zappelnden Felix auf der Schulter.

»Eulen-Duschzeit!«, verkündete er, bevor er mit Felix im Bad verschwand.

Flora schmunzelte und für einen kurzen Moment stellte sie sich Goldwing unter der Dusche vor. Wenn sie sich mit ihren goldenen Flügeln das Wasser aus den Federn schüttelte – das wäre ein Anblick! Ob Goldwing das wohl gefallen würde?

Als alle schliefen und Flora in den Garten trat, holte sie tief Luft. Ein leichter Wind, der immer noch warm war, streifte ihr Gesicht. Der Duft des Lavendels, den ihre Mutter zwischen die alten Rosenstöcke gepflanzt hatte, streifte ihre Nase. Mmh, das roch nach Sommer!

Flora liebte diese Zeit, wenn alles ruhig war und sie sich wie immer abends mit Goldwing heimlich hinten bei den Tannen traf. Mit ihr konnte sie über alles reden, auch über duschende Eulen. Davon musste sie ihr natürlich unbedingt erzählen.

Goldwing wartete bereits auf sie und Flora holte schnell den Eulenring aus ihrer Hosentasche.

»Zaubereule, komm herbei!«, flüsterte sie, als Goldwing ihren Schnabel nach dem Ring ausstreckte. Und gleich darauf überzog ein sanfter Schimmer ihre Flügel, bis sie schließlich in glitzerndem Gold strahlten. Diese Verwandlung war für Flora jedes Mal aufs Neue das pure Wunder. Dass sie wirklich eine Eulenfreundin war und dieser kleinen Waldohreule ihre Zaubergestalt verleihen konnte – nicht einmal im Traum hätte sie so etwas für möglich gehalten. Als Zaubereule verstand Goldwing die Sprache aller Tiere und auch der Menschen. Aber obwohl sie sich mit Flora unterhalten konnte, kannte sie vieles nicht aus ihrer Welt. Wie zum Beispiel Duschen.

»Ihhh, Wasser auf dem Kopf!« Sie schüttelte sich, sodass es aussah, als würde das Gold aus ihren Flügeln in alle Richtungen spritzen. »Da halte ich mich lieber mit meinem Schnabel sauber.«

»Ich mag das genauso wenig«, pflichtete Flora ihr bei. »Und dann noch Haarewaschen! Dauernd läuft einem Shampoo in die Augen. Stell dir mal vor, manche Leute machen das freiwillig jeden Tag!«

Ihr fiel Nathalie ein, die heute wie üblich ständig an ihrer Frisur rumgefummelt hatte.

»Nathalie war mal wieder richtig doof«, beklagte sie sich bei Goldwing. »Sie hat Lea wegen dem Baby so blöd angeredet. Und über uns hat sie sich lustig gemacht, weil wir Verstecken gespielt haben. Das ist ihr natürlich viel zu uncool.«

»Selbst schuld«, meinte Goldwing. »Ich glaube, wenn ich sie das nächste Mal sehe, bringe ich sie mit einem kleinen Sturzflug mal ein bisschen auf Trab. Dann ist sie bestimmt nicht mehr so cool.«

Flora lächelte, als sie sich vorstellte, wie Goldwing Nathalie über die Wiese scheuchte. Das fänden die anderen sicher auch lustig! Da fiel ihr noch etwas ganz anderes ein.

»Vorhin hat übrigens Emil angerufen«, berichtete sie. »Er war ganz aufgeregt, weil Hibu zum ersten Mal mit seiner Zauberkraft einem verletzten Eichhörnchen geholfen hat. Emil war so stolz, dass er mir das unbedingt gleich alles haarklein am Telefon erzählen musste. Natürlich heimlich, damit seine Eltern nichts mitbekommen. Ich soll dir viele Grüße ausrichten.«

»Wie schön für Hibu«, freute sich Goldwing. »Ich kann gut verstehen, dass er stolz ist. Denn das ist es ja, wofür wir Zaubereulen da sind: um anderen zu helfen.«

Flora schaute Goldwing liebevoll an. Sie war so eine tolle Zaubereule und hatte schon vielen geholfen. Silberpfote, dem verwaisten Fuchs, Mary, dem verletzten Reh, Luna, dem Zirkuspony …

Auch Flora freute sich für den kleinen Waldkauz, der seinen Eulenfreund erst vor Kurzem kennengelernt hatte. Die beiden hatten nicht so viel Erfahrung wie Flora und Goldwing und mussten noch einiges lernen. Flora schmunzelte. Sie konnte Hibu richtig vor sich sehen, wie er mit vorgereckter Brust neben dem Eichhörnchen saß.

»So klar wie heute Nacht war der Himmel, nachdem ich mit Hibu den dicken Nebel bei der Sternwarte vertrieben habe«, meinte Goldwing mit einem Blick auf die funkelnden Sterne.