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Spracharchäologie auf anderem Niveau. Ansprechpartner nicht nur Linguisten alten Stils. Auch wer Latein oder Chinesisch lernt oder gelernt hat, wird seine Freude haben. Germanisten willkommen!
Ausgehend von prähistorischen Fakten aus Geologie, Klimatologie und Archäologie entwickelt sich vor den Augen des Lesers auf Basis klassisch etymologischer Sammlungen ein lebendiges Bild des täglichen Lebens in der Steinzeit. Aus dem Sinngehalt einzelner Buchstaben schält sich ein Panorama semantischer Brillanz von Kulturepochen längst vergessener Zeiten heraus.
Mannigfaltige Querbeziehungen des indoeuropäischen Raumes zu sino-tibetischen Kulturen her- und hinüber schaffen ein Bild prägnanter Formenvielfalt, reich an Nuancen, die sich nur auf Grundlage eines gemeinsamen Ursprunges beider Sprachgruppen deuten lassen; dieser wird in Teilen rekonstruiert.
Mit der Aufdeckung systematischer Lautverschiebungsgesetze offenbart sich dem Leser eine Vergangenheit eigener Natur. Zusammenhänge ungeahnten Ausmaßes verknüpfen die Kulturen Europas mit denen Ostasiens. Eine Fundgrube für sprachlich Interessierte. Und für den Prähistoriker eröffnet sich eine reichhaltige Quelle zur Gewinnung nie für möglich gehaltener Erkenntnisse über das Paläo- wie Neolithikum - trotz des Fehlens schriftlicher Überlieferungen.
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Veröffentlichungsjahr: 2015
Über nicht belegte Fakten lässt es sich prächtig spekulieren, insbesondere solange offizielle Rahmendatierungen noch derart im Fluss sind. Doch Forschung ist Versuch und Irrtum: Man versucht einen halbwegs plausibel erscheinenden Ansatz und prüft anschließend dessen Konsequenzen. Sind jene intolerabel, so verwirft man den Ansatz und probiert den nächsten aus – so lange bis man eine logische Struktur gefunden hat, die einerseits nicht aneckt und andererseits nachprüfbare Fakten korrekt reproduziert. Selbst die Naturwissenschaften arbeiten nicht anders. Ein viel versprechender Ansatz wird dergestalt zur These, Hypothese, zum Modell, zur Theorie, zum Gesetz. Gefragt sind primär also Ansätze.
Gedanken an eine einheitliche Ursprache der Menschheit sind nicht neu. Nur rankten sich solche Vorstellungen historisch viel zu oft um den Begriff einer „babylonischen Sprachverwirrung“, die eine vorher als existent postulierte Einheit der Sprache aufgehoben habe. Und jene einheitliche Sprache sei irgendwann einmal fix und fertig vom Himmel gefallen. Um diese zu ergründen, scheuten sich Herrscher nicht, Kleinkinder zu isolieren – in der Erwartung, dass diese, unbeeinflusst von außen, dann jene Ursprache zu sprechen begönnen.
So wie sich die Sintflut-Sagen in aller Welt über Hunderte von Generationen hinweg mit ziemlicher Sicherheit als ferne Überlieferungen des dramatisch raschen Anstiegs des Meeresspiegels um die 120 Meter am Ende der letzten Eiszeit in das Gedächtnis der Menschheit eingefroren haben, als alle Küstenlinien wie auch zahlreiche Inlandbecken überflutet wurden, so könnte die Metapher einer „babylonischen Sprachverwirrung“ auf ein weit älteres Gedenken an Naturkatastrophen hindeuten.
Primär am Pranger stünde die Klimakatastrophe vor 140.000 Jahren, als die Riss-Eiszeit an ihrem Ende das gesamte tropische Afrika mit einer extremen Dürre überzogen hatte. Details wären noch zu klären. Jedenfalls soll dieses Armageddon die Mannigfaltigkeit der mitochondralen Gen-Variabilität des Homō sapiēns – damals noch auf Afrika beschränkt – derart einschneidend reduziert haben, dass unsere Rasse seither auf einen Stammbaum von lediglich noch 600 überlebenden Linien insgesamt zurückgreifen kann. Die genetische Datierung ist allerdings recht ungenau.
Der Ausbruch von Supervulkanen, wie zuletzt dem Toba auf Sumatra vor 75.000 Jahren, der den Übergang vom Homō sapiēns zum Homō sapiēns sapiēns terminiert, dürfte mit den Schrecken ihrer „atomaren“ Folge-Winter diese Langzeit-Erinnerungen immer erneut aufgefrischt haben.
Von der einst breiten Fächerung verwandter Sprachen mit all ihren Übergangsformen waren demnach nur einige wenige, isolierte Sprachinseln übrig geblieben: die Basis für unsere heutigen Sprachgruppen im Groben! Ihre Übergangsformen ineinander waren radikal zugrunde gegangen. Niemand mehr konnte sich, wie zuvor noch mit seinen Nachbarn, mit anderen Menschen verständigen – so der Umherirrende überhaupt noch auf Überlebende stieß.
Nahrung findet der Gedanke an eine Ursprache auch immer wieder, wenn sich aus zwei als voneinander unabhängig erachteten Sprachen gleiche Strukturen oder gar eine (kleine) Anzahl ähnlich klingender Einzelvokabeln entwickelt haben. Beispiel „duō“: lateinisch „2“, chinesisch „viele“.
Trotzdem hat das Kunstwort „Krad“ (= Kraftrad) absolut nichts mit dem „Grat“ eines Gipfelberges oder mit dem lateinischen Stamm „grad-“ für „schreiten“ zu tun; erst recht ist es nicht etwa als lautliche Verkürzung für „Kraut“ zu (miss-)deuten! Andererseits sind so manche Doppelbegriffe aus dem Teekessel-Spiel der Kinder (Wasser-Hahn Gockel-Hahn) durchaus gleichen Ursprungs; die Technik entlehnt ja des Öfteren Begriffe mit neuem Inhalt fantasievoll aus umgangssprachlichen Altbegriffen.
Der Vorstellungskraft sind also kaum Grenzen gesetzt. Was bei solchen Einzelbeispielen jedoch fehlt, das ist der Nachweis einer zwingenden Gesetzmäßigkeit. Um von einer solchen sprechen zu dürfen, muss man – wo keine schriftlichen Entwicklungszeugnisse vorliegen – sehr viele unterschiedliche Beispiele aufzeigen, um mit ihnen einen systematischen Sprachwandel zu belegen. So jedenfalls handeln die Sprachforscher, wenn ihnen die „missing links“ zwischen zwei Sprachen fehlen.
Erbitterte Fehden werden ausgetragen, wenn konkurrierende Schulen unterschiedliche Thesen favorisieren. Zu beachten ist dabei, dass „Ähnlichkeiten“ grundsätzlich auf zwei Ebenen zu suchen sind, die zwar nichts miteinander zu tun haben, gleichwohl aber beide erfüllt sein müssen:
lautliche Kompatibilität (Phonologie),
inhaltliche Kompatibilität (Semantik).
Insbesondere bei Punkt 2 sind alle Optionen offen. Eifersüchtige Streitereien führten vielfach zu recht engen Auslegungen. Wäre der Wasserhahn nicht in geschichtlich nachvollziehbarer Zeit als Aufsatz auf einem Rohr entstanden, wobei einem Klempner der bildliche Vergleich mit einem Gockel auf der Stange ins Auge gestochen haben mag – als vorgeschichtliche Erfindung hätte es kein heutiger Etymologe gewagt, einen identischen Ursprung für beide „Hahn“-Begriffe auch nur in Erwägung zu ziehen!
So gilt bei den Sprachforschern häufig als Notnagel eine nichtssagende Klassifizierung als „lautnachahmend“, wenn ihnen die Klärung der weiteren Herkunft nicht gelingen will. Kann aber ein anlautendes kn- bei bestem Willen nicht als „lautnachahmend“ verkauft werden („Knolle“!), dann wird halt eine neue Klasse „verdickte Gegenstände“ erfunden. Oder man stellt das Wort als „einzelsprachlich“ in die Ecke. Lustig, wie da hochwissenschaftlich mit blühender Fantasie „von hinten durch die Brust ins Auge“ geschossen wird.
Auffallend viele Wörter des germanischen Sprachbereiches können nicht über dessen Grenzen hinweg verfolgt werden. Schaut man aber ins Chinesische – siehe da – verblüffenderweise tauchen viele dieser Wörter dort wieder auf, zum großen Teil sogar mit einer ganz ähnlichen Bedeutung – und dies bei einer – je nach Gen-Datierung – seit 50 bis 100.000 Jahren auseinander gedrifteten Entwicklungsgeschichte und (heute) total anderer Grammatik!
Geradezu amüsant mutet es an, indogermanische Wörter mit chinesischen Augen zu betrachten. Hat man erst einmal die Regeln der Lautverschiebungen durchschaut, dann kann man sich den Jux leisten, sich ein deutsches oder lateinisches oder indisches Wort vorzuknöpfen und die Lautgesetze draufzusetzen – erst die der betrachteten Sprache rückwärts über das Indogermanische bis hin zur „Ursprache“ und von dort her wieder vorwärts bis hin zum Han-Chinesischen.
Ein anschließender Blick in ein chinesisches Wörterbuch wird die so erschaffene Konstruktion in erstaunlich vielen Fällen bestätigen: Stimmt; das Wort existiert dort tatsächlich, in der Form, mit dem (näherungsweisen) Sinngehalt (… während die Gegenprobe per Zufallsauswahl nur in den seltensten Fällen auf Einzeltreffer stößt)!
Verblüffend – aber es funktioniert. Kommen Sie mit auf die Reise!
Meine Leitüberzeugung war, dass Sprache eben nicht vom Himmel gefallen sein konnte, sondern nur am Ende eines langen, sehr langen biologischen Entwicklungsprozesses zu suchen sei und dass sich wesentliche Einzelschritte dieser Entwicklung auch in irgendeiner erkennbaren Weise in der menschlichen Stammesgeschichte niedergeschlagen haben müsse. Doch wie könnte dies abgelaufen sein? Probieren wir also einen Ansatz.
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