Ex und tot - Hannah Corvey - E-Book

Ex und tot E-Book

Hannah Corvey

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Beschreibung

Nach der Trennung von Christine sinnt Stefan auf Rache. Über Jahre haben sich Zorn und Eifersucht bei ihm aufgestaut. Als er nun auch noch das gemeinsame Leben mit seinen Kindern verliert, die bei der Mutter bleiben, ist er endgültig am Ende. Stefans neue Partnerin Sylvia fängt ihn zunächst auf, doch er kennt ihr dunkles Geheimnis nicht, und so gerät er in einen Strudel sich überschlagender Ereignisse, die in eine Katastrophe zu führen drohen …

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Hannah Corvey

Ex und tot

Kriminalroman

Zum Buch

Liebe, Hass und Wahnsinn Christine Gabriel lebt mit ihrem Partner Stefan, den gemeinsamen Söhnen und Stefans Tochter Cosima, die aus einer früheren Beziehung stammt, in einer schlecht funktionierenden Patchwork-Familie. Stefan sieht Cosima durch Christine abgelehnt und ignoriert – sein eigener Vater wollte lebenslang keinen Kontakt zu ihm, sein Stiefvater war grob und lieblos. Nach einem Familienurlaub, in dem sich die Situation weiter zuspitzt, trennt sich Christine mit anwaltlicher Unterstützung von Stefan. Der sinnt auf Rache, zumal er es nicht hinnehmen kann, dass die gemeinsamen Söhne bei Christine leben. Seine neue Partnerin Sylvia fängt ihn zunächst auf und scheint alles zu tun, um ihm eine heile Familie bieten zu können. Doch Stefan kennt ihr dunkles Geheimnis nicht. Er gerät in einen Strudel sich überschlagender Ereignisse, die in die Katastrophe zu führen drohen.

Hannah Corvey stammt aus einem kleinen Ort an der Mosel. Sie studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Nach Stationen in Nancy, Frankfurt und München lebt und arbeitet sie seit 2001 in ihrer zweiten Heimat Heidelberg. In ihren Krimis spürt sie Abgründe hinter der gesellschaftstauglichen Fassade auf und ist fasziniert von den Leichen im Keller, die überall lauern.

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © Martin Koos / photocase.de

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-5904-7

Zitat

Du altes Beingerüst von einem armen Sünder,

Bekehre Herz und Sinn der neuen Bosheitskinder!

Johann Jakob Scheuchzer

1. Kapitel

»Ja, gut so, noch ein Stück höher und dann raus mit ihm.« Der Mann stemmte die Stange des Wagenhebers nach unten, sein Kollege hebelte an der Frontseite des alten Sportwagens. Das grelle Licht der aufgestellten Scheinwerfer ließ den Schriftzug auf dem Rücken der Jacke in hellem Silber reflektieren, FEUERWEHR.

Knarrend hob sich der Alpha Spider nach oben. Die Farbe des Lacks glich der des dunkelroten Rinnsals, das unter dem Auto hervor über den Betonboden der Garage lief. Etwa einen Meter entfernt stand der Notarzt.

Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

»Okay, jetzt vorsichtig nach vorne raus.«

Die beiden Feuerwehrleute knieten sich links und rechts neben die Turnschuhe, die wie die Schenkel eines Vs nach oben zeigten. Danach verschwanden ihre Arme unter der Karosserie des Wagens und begannen zu schieben. Langsam wurde mehr von den Beinen des Mannes sichtbar. Um den Reißverschluss seiner Jeans herum war der Stoff rot gefärbt.

Die Männer schoben weiter. Das Rollbrett, auf dem der Mann lag, gab ein quietschendes Geräusch von sich, wie das eines fremdartigen Tieres. Dann kam der Torso zum Vorschein. Eine helle Knochenspitze ragte aus der rechten Flanke, der Brustkorb war merkwürdig flach, die dunkelroten Flächen auf dem weißen T-Shirt erinnerten an die Zeichnungen von Koi-Karpfen.

»Ganz raus«, sagte einer der Feuerwehrmänner.

Jetzt kam der Kopf. Ein Teil des Schädels stand versetzt zu dem anderen Teil, das Gesicht war eingedrückt, die Nase kaum noch erkennbar. Zwei hellgraue Augen starrten gebrochen ins Leere.

»Ihr könnt abräumen«, sagte der Notarzt zu den beiden Rettungssanitätern am Eingang der Garage. Sie nickten und brachten Defibrillator, Beatmungsbeutel und den rot-gelben Notfallkoffer nach draußen.

Der Arzt trat an den Toten heran und ging in die Hocke. »Ruft ihr den Bestatter?«, fragte er an die Feuerwehrmänner gewandt und begann, etwas auf einem Formular zu notieren.

2. Kapitel

Stefan Heidmann schälte sich aus dem Bett. Er hatte schlecht geschlafen, was angesichts seines Privatlebens kein Wunder war. Neben ihm lag Vincent, sein älterer Sohn, der kleine Aron schlief in seinem Kinderbett im Elternschlafzimmer. Aus diesem war Stefan vor über anderthalb Jahren ausgezogen.

Es war Freitagmorgen, am späten Nachmittag holte er Cosima ab, und das bedeutete Stress. Seine elfjährige Tochter war jedes zweite Wochenende und jeden Mittwoch auf Donnerstag bei ihm und seiner neuen Familie. Nun standen die Sommerferien vor der Tür, und Cosima würde zwei Wochen da sein. Aber es gab Probleme – seine Lebensgefährtin Christine machte Probleme.

Am Anfang war Stefan überzeugt gewesen, mit Christine die Frau fürs Leben gefunden zu haben, er hatte sich bei ihr so verstanden gefühlt. Aber das war lange her.

Damals war er fasziniert gewesen von dieser schlanken Frau mit dem langen dunklen Haar, der hellen Haut und den besonderen grünen Augen. Christine war intelligent und humorvoll, sie hatte eine unaufdringliche Art und ein kehliges Lachen. Stefan hatte geglaubt, mit dieser Frau ginge alles.

Außerdem schien Christine wunderbar mit Cosima zurechtzukommen, er hatte die beiden schnell miteinander bekannt gemacht. Und schon bald wünschte er sich eine richtige Familie.

Nach anderthalb Jahren war Vincent geboren worden, aber von da an war das Verhältnis zwischen Stefans Lebensgefährtin und seiner Tochter immer schlechter geworden. Der kleine Aron war von ihm aus nicht geplant gewesen, aber natürlich liebte Stefan alle drei Kinder.

Er musste sich beeilen, Freitagmorgen fand eine regelmäßige Besprechung mit seinen Mitarbeitern statt.

Nach einer kurzen Dusche traf er in der Küche auf Christine, die offenbar bereits schlechter Laune war und ihn keines Blickes würdigte. Als sich Stefan einen Kaffee machte, ging sie wortlos, und kurz darauf hörte er die Schlafzimmertür ins Schloss fallen.

Ein paar Minuten später verließ er die geräumige Altbauwohnung in einem ruhigen Wohnviertel von Mannheim, lief zu seinem Wagen und fuhr durch den Stadtverkehr zu seinem Büro. Sein kleines Unternehmen konzept 44 hatte sich auf den Umbau von Firmengebäuden und deren Nutzung durch Nachfolgefirmen spezialisiert. Das Geschäft lief gut, mittlerweile hatte Stefan sechs Mitarbeiter, und die Aufträge wurden zunehmend lukrativer.

Er gab Gas, die Besprechung begann um acht. Aber seine Gedanken waren woanders. Wie schon so oft fragte er sich, warum seine Familie nicht zu fünft funktionierte. Stefan konnte eine regelrechte Feindseligkeit bei Christine ausmachen, dabei zerriss er sich förmlich dabei, alle zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Natürlich dachte er häufig daran, sich zu trennen, aber es war für ihn kaum vorstellbar, nicht mehr bei seinen beiden Söhnen zu leben. Die Wochenenden, an denen er seine Jungs bei sich hätte, wären zudem nicht immer die, an denen seine Tochter da war. Ein Leben als Wochenend-Vater mit drei Kindern von zwei Frauen erschien ihm schlimmer, als im jetzigen Zustand auszuharren.

Langsam lenkte Stefan den Wagen über den Hof vor seiner Firma und parkte ihn direkt neben dem Eingang. Er fühlte sich matt und abgeschlagen, so als habe er bereits einen Arbeitstag hinter sich. Gleich mussten sie erneut über den Auftrag eines anspruchsvollen Kunden sprechen. Ein Sanitätshaus in Speyer zog in größere Räumlichkeiten, und die Sanierungsarbeiten des neuen Gebäudes waren aufwendiger als erwartet.

Stefan stieg aus seinem Auto, betrat das Bürogebäude und eilte hinauf in den ersten Stock. Drei Minuten vor acht. Er ging hinüber zu dem Besprechungsraum und trat ein, fünf seiner Mitarbeiter saßen bereits dort.

»Morgen«, er grüßte in die Runde und nahm am Kopfende des Tisches Platz. So gereizt wie er war, musste er aufpassen, dass er nicht laut wurde. Cosimas Mutter hatte ihn einmal als cholerisch bezeichnet, dumme Pute, hatte er gedacht. Und nicht gewusst, dass es das reine Vergnügen mit ihr gewesen war, im Vergleich zu dem, was er jetzt hatte.

»Also, noch mal zu dem Objekt in Speyer«, kam Stefan direkt zur Sache. »Was ist mit der Halle? Der Mieter will die untervermieten und setzt voraus, dass der Boden einwandfrei in Ordnung ist. Haben wir Kostenvoranschläge?« Er blickte seine Angestellten ungeduldig an. Seit Monaten hatte er das Gefühl, am Limit zu leben. Alle zerrten an ihm herum und wollten irgendetwas. Sein Rücken meldete sich auch wieder. Die regelmäßigen Massagen, die er privat zahlte – für diese Termine kam keine Krankenkasse auf –, taten gut, allerdings verspannte sich kurz darauf alles wieder.

Stefans Woche war ausgefüllt mit Arbeit, seine Wochenenden ausgefüllt mit den Kindern, er hatte so gut wie keine Zeit mehr für sich.

Vor ein paar Jahren hatte er sich ab und an einmal eine Auszeit gegönnt. Er war zu den einschlägigen Messen des Baugewerbes gefahren, zu Schulungen oder Kongressen, hatte Clubs besucht oder einen Escort-Service in Anspruch genommen, den er sich im Internet ausgesucht hatte. Seit einem sehr unangenehmen Erlebnis, an das er nicht gerne zurückdachte und das ihn in die Notaufnahme eines Hamburger Krankenhauses gebracht hatte, war er aber kaum noch unterwegs. Das war auch Christine aufgefallen, sie hatte misstrauisch nachgefragt, aber misstrauisch war sie immer.

Dass er sich für seine Familie förmlich zerriss, sah sie offenbar nicht, und auch nicht, wie entspannt ihr Job als Übersetzerin im Vergleich zu seinem war. Christine war unzufrieden, und wenn Stefan etwas nicht leiden konnte, war es Unzufriedenheit. Dazu kam ihre Eifersucht auf Cosima, mit der sie nach und nach alles kaputt machte. Aber er ließ nicht zu, dass seine Tochter aus der Familie gedrängt wurde. In ihren unzähligen Auseinandersetzungen hatte er Christine immer wieder klargemacht: »Friss oder stirb, ich werde auf keinen Tag mit Cosi verzichten.«

Seit einem Jahr ging Cosima zu einer Kinderpsychologin, die ihr half, mit der Situation umzugehen.

Immer wieder dachte Stefan daran, wie es wäre, wenn es Christine nicht mehr gäbe oder sie als Pflegefall in einem Heim läge. Dann würden seine beiden Söhne bei ihm leben. Und Cosima war bald zwölf, er wusste, dass Kinder in diesem Alter mitunter entscheiden konnten, bei welchem Elternteil sie wohnen wollten. Er könnte seine drei Kinder bei sich haben, das Geschäft warf mittlerweile genug ab, um eine nette Kinderfrau anzustellen. Vielleicht würde er ja irgendwann sogar noch einmal eine Partnerin finden, eine, die seine Kinder akzeptierte. Tief in sich spürte er, dass er den Traum von Familie noch nicht ganz aufgegeben hatte.

Seinen eigenen Vater hatte er nie kennengelernt, dieser hatte die Mutter während der Schwangerschaft verlassen und lebenslang keinen Kontakt zu seinem Sohn gewollt. Der Mann wohnte nur rund 30 Kilometer von Stefan entfernt, seine Adresse stand im Telefonbuch.

Nach Vincents Geburt war Christine seinerzeit auf die Idee gekommen, ihm eine Karte zu schicken, dazu ein Foto des wenige Tage alten Jungen auf dem Arm seines Vaters.

Keine Reaktion.

An Weihnachten hatte sie ihm eine zweite Karte geschickt mit einem Bild von dem proper in die Kamera lachenden Vincent.

Ebenfalls keine Reaktion.

Sie fand heraus, dass er immer noch als Versicherungsmakler tätig war, also schrieb sie ihn formell an und bat um Informationen zu dem Wicki-Schutzbrief seiner Versicherung für ihren kleinen Sohn. Zehn Tage später hatten sie einen Brief im Briefkasten, verfasst in rechts gerichteter, akkurater Handschrift. Was diese Kontaktaufnahme nach all den Jahren solle, warum man ihn nicht in Ruhe ließe, er wolle diese Einmischung nicht. Und wenn Stefan unbedingt Kontakt wolle, so solle er anrufen und es nicht über die berufliche Schiene versuchen.

Stefan hatte ihn nicht angerufen, und Christine hatte den Brief mit einem Schulterzucken in eine Schublade gelegt. »Vielleicht sollten wir ihn aufheben für Vincent? Viel mehr wird er wohl von seinem Großvater nicht bekommen.«

3. Kapitel

Nachdem Stefan die Wohnung verlassen hatte, betrat Christine die Küche, ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Grapefruitsaft ein. Sie bemerkte das Zittern ihrer Hand, das altbekannte Gefühl stieg auf. Ärger und eine diffuse Angst. Der Wunsch, die Beziehung zu beenden und die Furcht vor den Konsequenzen, die ihr unabsehbar schienen. Sie wollte nicht, dass ihre Söhne zwischen zwei Elternteilen hin und her pendelten und konnte nicht einschätzen, wie Stefan mit einem endgültigen Bruch umgehen würde, mit der Trennung von seinen Jungs. Die ganzen Jahre über hatte sie nicht gewusst, wer er wirklich war. Sie hatte ihn begehrt, aber er war ein Buch mit sieben Siegeln geblieben.

In der letzten Zeit wirkte er zunehmend erschöpft. Mitunter schlief er am helllichten Tag einfach ein, auf einer Bank im Zoo oder auf dem Spielplatz. Oder er machte auf dem Wohnzimmerteppich ein paar Übungen für seinen Rücken, und zwei Minuten später sah Christine ihn schlafend dort liegen. Er schien ihr ausgelaugt und zermürbt.

Als sie ihn vor sieben Jahren kennengelernt hatte, hatte sie gemerkt, dass er anders war, sie konnte ihn in keine ihrer Männer-Schubladen stecken, konnte ihn nicht einordnen. Aber sie hatte gespürt, dass sie diesen großen, schlanken Mann mit den Lachfalten und den schön geschwungenen Lippen anfassen mochte. Sie nannte es den »Bierbank-Index«, wie nah könnte man in einem überfüllten Festzelt auf einer Bierbank an jemanden heranrücken, ohne dass man seine natürliche Distanzzone verletzt sah und sich unwohl fühlte. Bei Stefan betrug der Bierbank-Index null Zentimeter. Körperkontakt. Distanzzone nicht vorhanden.

Nach ihrem ersten Treffen im Mai hatten Stefan und sie sich immer wieder verabredet, waren auf Burgruinen an der Bergstraße gefahren zum »Runtergucken« oder hatten sich bei einem Sommergewitter zum Blitze fangen getroffen. Wirklich tiefgehende Gespräche hatte Christine mit Stefan nicht gehabt, er hatte von sich und der schmerzhaften Trennung von seiner Tochter erzählt, aber wenig zu Christines Leben gefragt. Es hatte sie damals nicht gestört, und sie hatte das Gefühl gehabt, für Stefan da sein zu wollen.

Bei ihrem sechsten Rendezvous landeten sie zusammen im Bett. In ihrer dritten gemeinsamen Nacht verhüteten sie nicht mehr. Alles oder nichts. Christine wünschte sich ein Kind, und Stefan hatte so oft von Familie gesprochen.

Heute kam ihr das alles wie aus einem anderen Leben vor.

»Vincent, zieh bitte deine Schuhe an, wir müssen los«, rief Christine, trank einen Schluck Saft, eilte in den Flur und warf sich ihre Lederjacke über. Dann schnappte sie sich Aron, der ein Spielzeugauto über die Holzdielen schob, und hängte ihm seinen kleinen Rucksack über die Schultern. Die Jungs mussten in Schule und Krippe, und sie wollte heute Vormittag einen Übersetzungsauftrag abschließen.

Zu dritt verließen sie die Wohnung, gingen die Treppen hinunter und traten hinaus auf die Straße. Es war bewölkt, aber warm, in den Vorgärten des Wohnviertels grünte und blühte es. Die Sommerferien standen vor der Tür, Christine graute es davor.

4. Kapitel

Gegen 18 Uhr am späten Freitagnachmittag fuhr Stefan vom Geschäft los, um Cosima von ihrer Mutter abzuholen. Die beiden lebten in Mannheim Neuostheim in einem Häuschen mit Garten. Stefan war es wichtig, dass seine Tochter in einer guten Gegend aufwuchs.

Der Tag war zäh gewesen und Stefan unkonzentriert. Er schob eine CD mit klassischer Musik in den Player und fädelte sich in den Feierabendverkehr ein.

Ein Stück weit hatte er ja ohnehin schon resigniert. In ein paar Jahren waren seine Söhne groß genug, um sich zwischen Mutter und Vater zu entscheiden, und bis dahin wäre er bei ihnen – anders als sein eigener Vater. Christine würde ihn nicht von seinem eigen Fleisch und Blut wegekeln können.

Die Klänge des Klavierkonzerts füllten den Innenraum des Wagens. Stefan gierte nach etwas Entspannung, nach einer Auszeit. Stattdessen lag der Stress der Sommerferien vor ihm.

Als er nach 20-minütiger Fahrt bei Cosimas Haus ankam, schmerzte nicht nur sein Rücken, sondern auch der Kopf. Stefan stieg aus und läutete an der Tür. Kurz darauf wurde sie aufgerissen.

»Hallo, Papa«, seine Tochter begrüßte ihn wie immer strahlend. Das lange blonde Haar war zu einem Zopf gebunden, ihre blauen Augen waren die seinen, ihr Lächeln das ihrer Mutter. Sie umarmte ihn, und er ging mit ihr in die Wohnung.

»Mama ist in der Küche, komm mit!« Cosi zog ihn an der Hand.

»Hallo, Stefan«, Regine drehte sich zu ihm um, als er eintrat, »magst du noch einen Tee?« Sie trug ein eng anliegendes türkisfarbenes Shirt und hatte hellrot geschminkte Lippen, ihr braunes Haar fiel offen auf ihre Schultern. Stefan dachte wieder, dass sie auch mit 46 noch eine attraktive Frau war.

»Ach das ist lieb, aber wir müssen los.« Während er sprach, fragte er sich, wieso sie eigentlich los mussten. Um zu Hause auf eine mürrische Christine zu treffen? Allein die Bezeichnung »zu Hause« fand er mittlerweile unpassend. Hier bei Regine war es entspannt, hier fing er keine strafenden Blicke ein.

»Stefan, wir müssen demnächst zu einem Elterngespräch bei Frau Gaisberg.« Regine trank einen Schluck Tee und sah Stefan über den Rand der Tasse hinweg an.

»Natürlich.« Er nickte. Frau Gaisberg war Cosimas Psychotherapeutin. Sie hatte auch schon mit Christine telefoniert und sie zu einem Gespräch gebeten. Christine hatte abgelehnt – was sonst? Stefan spürte einen Druck auf seiner Brust und atmete tief ein.

»Komm, Cosi, lass uns fahren.«

Sie verabschiedeten sich von Regine, verließen das Haus und gingen die wenigen Meter hinüber zu Stefans Auto. Cosima stieg auf der Beifahrerseite ein, er warf ihre Reisetasche auf den Rücksitz und startete den Motor.

Während der Fahrt redete Cosima von der Schule und von ihren Freundinnen auf dem Reiterhof in Wiesloch. Seit einer Weile ging sie einmal die Woche dorthin und wünschte sich sehnlichst ein eigenes Pferd. Stefan hatte schon mit Regine gesprochen, sie wollten versuchen, ihrer Tochter diesen Wunsch zu erfüllen.

Eigentlich wäre er gern einfach so mit seiner vergnügt plaudernden Tochter weitergefahren. Aber schon bogen sie in die Drachenfelsstraße in Mannheim Lindenhof ein. Stefan fuhr langsamer, bremste und parkte vor dem Haus ein.

Mit dem immer gleichen beklemmenden Gefühl schloss er kurze Zeit später die Wohnungstür auf und trat mit seiner Tochter ein.

»Hallo, Papa.« Vincent kam aus seinem Zimmer heraus auf sie zu gelaufen, sein kleiner Bruder folgte ihm. Christine rührte sich nicht, vermutlich saß sie vor ihrem Computer und arbeitete.

Stefan war es gewohnt, nicht begrüßt zu werden. Seine Lebensgefährtin ignorierte ihn, und vor allem ignorierte sie Cosima, sie sah sie gar nicht. Das konnte sie problemlos tagelang.

Stefan wusste, wie es war, ignoriert zu werden. Nachdem sich seine Mutter jahrelang allein mit ihm durchgeschlagen hatte, hatte sie noch einmal geheiratet. Der Mann hatte Stefan die meiste Zeit wie Luft behandelt. Die Mutter und der Stiefvater hatten ständig gestritten, sich beschimpft und angeschrien, Geschirr war an die Wand geflogen. Stefan war es lieber gewesen, ignoriert als beschimpft zu werden, er hatte gelernt, sich zu ducken und gemerkt, wie man sich daran gewöhnen konnte, Luft zu sein.

5. Kapitel

Die erste Ferienwoche, die Cosima bei ihnen verbrachte, sah Christine sie nur morgens und abends. Tagsüber war sie auf dem Reiterhof, und Stefan fuhr in die Firma. In angespannter Stimmung vermieden Christine und er zu viel Nähe.

In der zweiten Woche entschied er am Mittwoch, dass sie von Donnerstag bis Sonntag nach Tirol fahren könnten. Er suchte im Internet und buchte ein Hotel mit Spielplatz, Indoor-Spielhalle und Pool, etwas für die Kinder. Es lag in Hintertux. So wie Christine es sah, nicht unbedingt der Nabel der Welt.

Sie konnte entweder mitfahren oder mit Aron allein zu Hause bleiben und Vincent mit seinem Vater und seiner Halbschwester ziehen lassen.

Christine entschied sich mitzukommen.

In den letzten zehn Tagen waren Stefan und sie sich so gut es ging aus dem Weg gegangen. Nun saßen sie sieben Stunden lang bei Kinderhörspielen und Teenie-Pop im Auto, und Christine überkam die Ahnung, dass es ein Fehler gewesen war, mitzufahren.

Nachdem sie endlich am Hotel angekommen waren, trug Stefan die Reisetaschen hoch. Christine hatte keine Lust, sie auszupacken. Sie stand in dem mit Fichtenmöbeln und bunten Fleckerlteppichen heimelig eingerichteten Apartment und fühlte sich in der Falle. Das Gerüst aus Alltagsroutinen und die Möglichkeit auszuweichen waren weg.

»Papa, gehen wir runter ins Schwimmbad?« Cosima kam ins Elternschlafzimmer und drückte sich an ihren Vater, hinter ihr folgte Vincent.

»Oh ja Papa, lass uns schwimmen«, rief er und klammerte sich ebenfalls an Stefan. Der lachte. »Ja hopp, zieht euch um.«

Christine überlegte ein paar Sekunden. »Nehmt ihr Aron mit?«, fragte sie. »Ich müsste noch was arbeiten.«

»Och nee, Papa, wir wollen doch Wasserball spielen. Da stört Aron doch nur.« Cosimas Mundwinkel gingen nach unten.

»Ich denke, du hast Urlaub«, sagte Stefan zu Christine. »Da kann Aron doch wohl bei dir bleiben, oder? Wo sind meine Badesachen?« Ungeduldig kramte er in einer Reisetasche.

»Da, wo du sie hingepackt hast«, entgegnete Christine unfreundlich.

»Schön, dass du in Urlaubsstimmung bist.« Stefan zog seine Badehose hervor und verließ den Raum. »Kommt, Kinder, los geht’s.«

Noch schnell drückte Christine Vincent einen Kuss auf die sommersprossige Nase, »viel Spaß, mein Schatz.« Dann nahm sie Aron an die Hand und ging mit ihm auf den Spielplatz vor der Hotelterrasse.

Ihr Sohn buddelte im Sandkasten, und sie betrachtete das weite Bergpanorama, die mächtigen Gipfel. Sie fühlte sich beengt. Mehr denn je wurde ihr deutlich, wie eingefahren die zwei Lager innerhalb der Familie waren. Stefan bündelte die Aufmerksamkeit der beiden Großen auf sich, und sie war für Aron zuständig. Aber auch der zog mehr und mehr zu seinem Vater, je älter er wurde. In ihrer Familie trafen nicht die beiden Erwachsenen gemeinsame Entscheidungen, die Allianzen lagen anders.

Später beim Abendessen saß Stefan zwischen seiner Tochter und Vincent, Christine kümmerte sich um ihren jüngeren Sohn und schnitt ihm das Essen klein.

»Papa, können wir gleich noch Tischkicker spielen?« Cosima steckte sich ein Stück Fleisch in den Mund und strahlte Stefan an.

»Es ist nach neun, Vincent und Aron müssen ins Bett.« Christine wollte den Tag beenden. Fertig, vorbei, geschafft.

»Wir sind im Urlaub«, blaffte Stefan. »Du kannst ja mit Aron schon aufs Zimmer.«

Einen Moment lang zögerte Christine. »Geh du doch mit ihm hoch, und wir gehen Tischkicker spielen«, antwortete sie.

»Nee Papa, oder?« Cosima verzog abwehrend das Gesicht. Stefan lachte.

Wortlos stand Christine auf, hob Aron aus seinem Kindersitz, ging mit ihm hinauf ins Apartment und brachte ihn ins Bett.

Anschließend versuchte sie zu arbeiten, aber sie konnte sich nicht konzentrieren, in ihr gor der Zorn. Immer wieder schweifte ihr Blick vom Computerbildschirm ab. In ihrem Kopf bohrte etwas. Das Runde passte einfach nicht ins Eckige. Aber das tat es seit Jahren nicht.

Irgendwann schlug sie mit einem Knall den Deckel des Laptops zu und ging zu Bett.

Eine Stunde später kam Stefan mit Cosima und Vincent, scheuchte sie lachend ins Bad, las ihnen anschließend noch vor und kam danach ins Elternschlafzimmer. Christine stellte sich schlafend und schlief erst lange nach Mitternacht ein.

Sie wurde vom Quietschen der Tür geweckt und öffnete unwillig die Augen. Durch die dunkelroten Vorhänge fiel frühes Tageslicht, aber noch war alles ruhig. Halb sieben, dachte Christine, höchstens sieben. Als Nächstes hörte sie das Knarren der Bettfedern und ein leises Seufzen. Augenblicklich stellte sich ein Unwohlsein ein, das drängende Gefühl, aufstehen zu wollen.

»Papa«, flüsterte Cosima, »bist du schon wach?«

Stefan grunzte, er hatte die Augen noch geschlossen.

»Würdest du uns bitte noch ein bisschen schlafen lassen?«, zischte Christine leise zu Cosima. Die seufzte erneut und streckte sich behaglich aus. Stefan legte einen Arm um seine Tochter und schien weiter zu schlafen.

Adrenalin flutete durch Christines Adern, sie stand auf und ging ins Bad. Als sie zurückkam, lag Vincent ebenfalls im Bett neben Stefan. Aron stand in seinem Gitterbettchen im Kinderschlafzimmer und rief nach ihr.

»Guten Morgen, mein Kleiner.« Christine hob ihn hoch und drückte ihn an sich. »Gut geschlafen?«

Aron war ganz warm. Christine senkte ihre Nase in sein verstrubbeltes Haar und gab ihm einen Kuss. Dann zog sie ihn an und ging mit ihm hinunter zum Frühstück.

Eine halbe Stunde später kamen die drei anderen nach, scheinbar bester Laune, lachend und scherzend. In Christine stieg das ungute Gefühl auf, dass ihr großer Sohn ihr fremd wurde.

Die nächsten Stunden kamen ihr vor wie ein Spießrutenlaufen zwischen Schwimmbad, Spielplatz und Tischkicker, wie die seltsame Choreografie einer Familie, die keine war. Ein alleinerziehender Vater mit zwei Kindern und eine Frau mit einem Kleinkind trafen aufeinander und konnten sich nicht leiden. Der gemeinsame Urlaub richtete ein Brennglas auf das, was zwischen ihnen nicht stimmte.

Gegen 19 Uhr saßen Stefan und die beiden älteren Kinder vor dem Fernseher auf dem Bett im Elternschlafzimmer, Cosima drückte sich eng an ihren Vater.

»Gehen wir jetzt zum Abendessen?«, fragte Christine mit Aron auf dem Arm.

»Was stresst du denn hier so rum? Dann geh doch schon vor«, antwortete Cosima.

»Genau«, murmelte Stefan, und Vincent echote laut: »Genau.«

Genau. Das Wort ihres kleinen, großen Sohnes traf Christine wie ein Schlag ins Gesicht. Dann sickerte das Verstehen in ihr Gehirn. Sie verbrachte den letzten gemeinsamen Urlaub mit dieser Familie.

Mit Aron ging sie hinunter ins Restaurant, setzte sich an einen der Tische und starrte auf den Wiesenblumenstrauß in der bauchigen Glasvase.

Aron zog an der weißen Tischdecke und wackelte in seinem Kinderstuhl hin und her. Seine grünen Augen strahlten, die weißen Zähnchen blitzten in einem Lachen, sein dunkles Haar wellte sich über seiner Stirn. »Mmhh, Nudeln essen«, sagte er.

Abreisen, dachte Christine.

Plötzlich war es klar. Sie war durch. Die Dinge hatten sich wie ein Mosaik zusammengesetzt, ein Steinchen, noch eins und noch eins. Und schließlich kam das Steinchen, mit dem sie das Bild erkannte. Es ist genug, dachte sie, die Dinge dauern so lange, wie sie dauern, und das hier ist vorbei. Genau.

Am darauffolgenden Montagmorgen rief sie bei einer Anwaltskanzlei in Mannheim an und vereinbarte einen Termin.

6. Kapitel

Stefan war verärgert über den Urlaub, der keiner gewesen war. Bei der schlechten Stimmung, die Christine verbreitet hatte, hatte er sich kein bisschen erholen können. Auch Cosima hatte es nicht gefallen. Als er sie gestern Abend bei ihrer Mutter abgeliefert hatte, bat sie ihn, nächstes Mal ohne Christine zu verreisen.

Es war Montagvormittag, und schon nach dem Aufwachen waren wieder diese Wut und dieser Frust da gewesen. Mit ihnen kam das dringende Bedürfnis, etwas zu ändern, auszubrechen aus dem Käfig seines Alltags.

Stefan erhob sich von seinem Bürostuhl, er musste los. Ein Treffen mit Sylvia Greiner stand an, der Eigentümerin des Sanitätshauses in Speyer, für das sie gerade die neuen Räumlichkeiten umbauten. Im Objekt war noch viel zu tun, sie wollten sich um elf direkt vor Ort treffen, um ein paar Dinge zum Innenausbau zu besprechen.

In den letzten Wochen hatten sie einige Meetings gehabt, und Stefan hatte erfahren, dass Frau Greiners Mann vor einem halben Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Er war betroffen gewesen und hatte bei sich gedacht, dass es immer die Falschen erwischte. Offenbar waren Sylvia Greiner und ihr Mann glücklich gewesen.

Nach etwas über einer halben Stunde Fahrt über die B 9 kam er am Objekt an, einem ehemaligen Textilfachmarkt im Westen von Speyer. Er stieg aus, Sylvia Greiner wartete bereits am Eingang. Kurz darauf begrüßte sie ihn mit einem Lächeln und einem Händedruck.

Sie war groß und schlank, er sah direkt in ihre braunen Augen. Das Gesicht war schmal und etwas blass, wahrscheinlich hatte sie in den letzten Monaten einiges durchgemacht. Aber auf Stefan wirkte sie sehr apart. Sie hatte eine sanfte Art und schien trotzdem genau zu wissen, was sie wollte. Stefan hatte das schon in den früheren Gesprächen festgestellt, und es gefiel ihm.

Gemeinsam gingen sie durch das Gebäude und sprachen über die Aufteilung der Büros für die Mitarbeiter. Sylvia ließ sich die Pläne erklären, die Stefan bereithielt, und hatte einige Fragen. Ihr Zeigefinger fuhr über das Papier.

»Hier würden Sie also eine Trennwand einziehen?«, fragte sie und strich sich eine dunkelblonde Haarsträhne hinters Ohr.

»Genau. Dadurch gewinnen Sie da vorn einen größeren Raum.« Stefan streckte seine Hand aus, um die betreffende Stelle auf dem Plan zu umreißen. Dabei berührte er versehentlich Sylvias Handgelenk. Fast erschrocken sah sie auf und lächelte scheu.

Stefan wurde warm, für einen Augenblick lag zwischen ihnen eine knisternde Spannung. Und auf einmal war da dieser Impuls. Warum eigentlich nicht?, dachte er, was habe ich zu verlieren? Sein Leben ödete ihn an, es war ihm alles so über.

»Es ist sehr schön, Sie lächeln zu sehen«, kam es unvermittelt über seine Lippen. »Ich wünsche Ihnen viel Kraft und hoffe, dass es Ihren Kindern einigermaßen gut geht.«

Sylvia sah ihn zuerst überrascht an, dann senkte sie ihren Blick. Sekundenlang herrschte Schweigen.

»Es ist schon sehr schwer für die Kinder ohne Vater«, sagte sie schließlich leise. »Henry ist ja noch so klein, er wird sich später gar nicht an seinen Papa erinnern können.« Sie drehte einen goldenen Ring am Finger und holte tief Luft, es klang wie ein Seufzen. »Meine Tochter Mara ist wirklich tapfer, oft tröstet sie mich statt ich sie. Sie ist so ein wunderbares Mädchen, und sie erinnert mich sehr an Marco.« Jetzt standen Sylvia Tränen in den Augen.

»Kinder sind etwas Wunderbares«, gab Stefan voller Mitgefühl zurück. »Sie kommen auf die Welt, schauen einen an, und man sieht, wie weise diese kleinen Wesen schon sind.«

»Haben Sie Kinder?«

»Ja, drei. Meine Cosima ist jetzt elf, die Jungs sind sechs und eindreiviertel.«

»Drei … ach wie schön. Marco und ich haben auch über ein drittes Kind gesprochen. Ich wollte immer eine große Familie, eine richtige Rasselbande.«

Sylvia konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, die Gedanken an ein drittes Kind, das nie geboren würde, waren offenbar zu viel für sie. Ein Schluchzen entfuhr ihr, sie presste ihre Hände auf den Mund.

Einen Moment lang fühlte sich Stefan unsicher. Weinende Frauen machten ihn ratlos, und eine weinende Kundin umso mehr. Schließlich legte er ganz leicht seine Hand auf Sylvias Schulter, mittlerweile hatte sie ein Taschentuch hervorgezogen.

»Tut mir leid, aber das ist alles immer noch so schwer für mich«, murmelte sie. »Es fühlt sich an, als sei der … das alles erst gestern passiert.«

»Sie müssen sich nicht entschuldigen, einen geliebten Menschen zu verlieren ist furchtbar«, sagte Stefan und räusperte sich. Wahrscheinlich wäre es gut, das Thema zu wechseln, dachte er und beschloss, die Dinge in die Hand zu nehmen. »Möchten Sie etwas zu Mittag essen?« Er versuchte ein aufmunterndes Lächeln. »Essen schadet nicht. Ein paar Straßen weiter ist ein ganz passabler Grieche.«

Sylvia schnäuzte sich und nickte zögernd. »Ja, vielleicht ist das eine gute Idee.«

Stefan beschrieb den Weg zu dem Lokal und fuhr mit seinem Wagen vor. Kurz darauf ging er mit Sylvia vom Parkplatz des Restaurants aus zum Eingang.

Als sie eintraten, umfing sie typisch griechische Musik und der Duft von gegrilltem Fleisch und Knoblauch. Stefan bekam Hunger. Der Kellner wies auf einen kleinen Tisch im hinteren Teil des Gastraumes, mit einer galanten Handbewegung ließ Stefan Sylvia vorgehen.

Nachdem sie die Karte angesehen und bestellt hatten, achtete er darauf, das Gespräch bei Themen zu belassen, die keine schmerzlichen Erinnerungen auslösten. Eine attraktive Frau wie Sylvia sollte seiner Meinung nach in die Zukunft sehen. Er hätte ihr das gern gesagt, aber womöglich hätte es pietätlos geklungen.

Der Kellner brachte die Grillspieße, Sylvia und Stefan aßen und plauderten. Zwei, drei Mal lachte sie über einen seiner Scherze, ihr Gesicht hellte sich förmlich auf, und sie gefiel ihm immer besser. Das Leben hatte ihr übel mitgespielt, und dennoch jammerte sie nicht herum – im Gegensatz zu Christine, die alles hatte und es nicht zu schätzen wusste.

Nach dem Essen und einem Cappuccino verabschiedeten sie sich voneinander, in Stefans Kopf arbeitete es. Dann entschied er sich, einfach zu fragen.

»Hätten Sie Lust, mit mir abends einmal einen Wein trinken zu gehen? Oder ins Kino?«

Erstaunt hob Sylvia die Brauen. Gerade als Stefan dachte, dass er nicht hätte fragen sollen, spielte wieder dieses scheue Lächeln um ihre Lippen.

»Ja, eigentlich würde ich das gern. Meine Abende sind oft einsam, nachdem die Kinder im Bett sind. Es wäre schön, mal wieder rauszukommen. Passt Freitag? Da könnten meine Schwiegereltern auf die Kinder aufpassen.«

»Wunderbar.« Stefan spürte ein Kribbeln im Bauch, er freute sich. Außerdem war es auch ihm zurzeit sehr recht, von Zuhause wegzukommen. Am nächsten Wochenende war zwar Cosima bei ihm, aber ein paar Stunden konnte er sich abends freihalten, Christine war ja da.

»Um acht im DaLuigi hier in Speyer?«, fragte er.

»Sehr gerne. Bis dann.« Sylvia reichte ihm ihre schmale Hand. Er drückte sie fest.

7. Kapitel

Zum dritten Mal las Stefan die Mail.

»Uns ist doch beiden klar, dass es keinen Sinn mehr hat. Lass uns versuchen, alles einvernehmlich mit professionellem Beistand zu regeln.«

Darunter war ein Link zur Anwaltskanzlei Schäfer & Kollegen angefügt.

Tatsächlich. Christine machte Ernst. Vermutlich war sie auch bereits beim Anwalt gewesen.

Stefan stand von seinem Bürostuhl auf und ging vor dem Fenster hin und her. Gut. Wenn sie es so wollte. Er würde nicht darum bitten, dass sie es sich anders überlegen solle. Aber er würde kämpfen. Um seine Jungs. Es war für ihn schlicht nicht akzeptabel, seine Söhne nur noch jedes zweite Wochenende zu sehen. Nach der Trennung von Cosimas Mutter, und damit auch von Cosima, war er durch die Hölle gegangen. Das konnte er nicht noch einmal.

Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und tippte im Stehen: »Sicher hast du recht. Machst du einen Termin für ein Gespräch?«

Dann setzte er sich und atmete ein paar Mal tief ein. Der Kampf war eröffnet.

Sein Telefon klingelte, er sah auf das Display. Christine. Das ging schnell, dachte er.

»Ja, hallo, was gibt’s noch?«, meldete er sich.

»Hallo, Stefan. Ich rufe an wegen des Termins. Für das Mediationsgespräch in der Anwaltskanzlei.« Christine stockte. »Welche Zeiten würden bei dir passen?«

»Lass mich im Kalender nachsehen.« Stefan blätterte den Tischkalender vor sich um. »Nächste Woche Mittwochvormittag ginge es zum Beispiel.«

»Gut«, kam es vom anderen Ende der Leitung. Er sagte nichts.

»Es tut mir so leid«, hörte er nach ein paar Sekunden Christines gepresste Stimme. »Aber es funktioniert nun mal nicht. Es ist wohl an der Zeit, sich das einzugestehen. Ständig dieser Ärger, ich kann das nicht mehr …«

»Cosima kann das auch nicht mehr«, antwortete Stefan.

Er hörte ein Knacken in der Leitung. Christine hatte das Gespräch einfach beendet. Er legte ebenfalls auf und trommelte unruhig mit den Fingerspitzen auf die Schreibtischplatte.

Jetzt plötzlich wollte sie also die Trennung. Und fast zur gleichen Zeit hatte er Sylvia näher kennengelernt und merkte, dass diese Frau es ihm angetan hatte. Aber wenn er tatsächlich ein neues Leben mit einer anderen begann, mussten seine Söhne bei ihm sein, anders ginge es nicht. Es kam ihm sonst so vor, als habe er das Leben mit dieser Frau gegen das mit seinen Söhnen eingetauscht.

Vor Kurzem hatte er sich ein Buch mit dem Titel Der Feind an Ihrer Seite zugelegt. Es behandelte die Frage, wie man im Umgang mit narzisstischen Egozentrikern überleben und wachsen kann. Er hatte sich zahlreiche Textstellen gelb markiert, in denen er Christine wiedererkannte: die Anspruchserheberin oder die moralisch rechtschaffene Märtyrerin, die strafende Blicke verteilt.

Stefan hatte erfahren, dass Narzissten zu Misstrauen, einer überhöhten Anspruchshaltung und hin und wieder auch zu Unterwerfung neigen, genau wie Christine. Bei ihm hingegen führte dieses Verhalten zu Selbstaufopferung und zur emotionalen Gehemmtheit. Genau das war es. Er sah die Dinge mittlerweile wesentlich klarer.

Sylvia war ein ganz anderer Charakter. Er freute sich darauf, sie wiederzusehen.

8. Kapitel

Stefan und Sylvia trafen sich am Freitagabend in dem italienischen Restaurant mit ausgewählter Speisekarte. Sylvia sah umwerfend aus. Sie trug einen knielangen Rock und eine helle Seidenbluse, ihre Lippen glänzten in zartem Rosé. Um ihren Hals hing ein Goldkettchen mit einem Anker-Anhänger.

Stefan bestellte Antipasti, Saltimbocca und teuren Rotwein. Mit dem zweiten Glas gingen sie zum Du über. Sylvia trank und senkte genussvoll die Lider.

»Oh, der Wein hüllt einen ein wie eine wunderbar weiche Pelzstola, ich liebe Rotwein.« Sie stellte ihr Glas ab, Stefan goss ihr nach. »Ich habe so lange mit niemandem mehr geredet, ich meine, richtig geredet, weißt du?« Sie nahm einen Bissen von der Vorspeise, Stefans Blick ruhte auf ihrem aparten Gesicht. »Ich vermisse meinen Mann jeden Tag … Aber das Wichtigste überhaupt sind die Kinder, es gibt nichts Schöneres. Wenn ich Maras Lachen höre, kann ich für einen Moment die ganze Trauer vergessen. Sie hat die Augen ihres Vaters und seinen Mund, und wenn sie mich anstrahlt, weiß ich, dass das Leben weitergeht.« Leise seufzte Sylvia auf. »Aber ich bin immer wieder so unendlich traurig. Jetzt sitze ich allein mit den Kindern in unserem Haus, und wir sind gar keine richtige Familie mehr. Dabei war die Familie mein Leben.«

Stefan hatte den starken Drang, seine Hand auf ihre zu legen, und tat es einfach. Im ersten Moment zuckte Sylvia ein wenig zurück, doch sie ließ ihre Hand unter seiner liegen.

»Aber ich rede nur von mir«, meinte sie fast verlegen. »Erzähl mir doch einmal von deinen Kindern und deiner Familie. Du musst sehr glücklich sein.«

Glücklich? Stefans Hand lag auf der einer anderen Frau. Aber er wollte ohnehin nicht mehr verbergen, dass er alles andere als glücklich mit seiner Familie war. Er hatte Vertrauen zu Sylvia gefasst und begann, sich den Ärger der letzten Wochen, Monate und Jahre von der Seele zu reden. In einem Fluss erzählte er, wie gemein seine Lebensgefährtin zu seiner Tochter war, wie ohnmächtig er daneben stand aus Angst, seine Söhne zu verlieren, wie sie auch ihn behandelte wie einen Fußabtreter, wie undankbar Christine war und wie sie alles kaputt machte.

Ungläubig sah Sylvia ihn an. »Das verstehe ich nicht. Wie kann man einen Mann, dem seine Familie über alles geht, so fertigmachen? Was kann sich eine Frau denn mehr wünschen als einen liebevollen Vater, der zu all seinen Kindern steht?«

Stefan schluckte. Wahrscheinlich hätte er es nie so weit kommen lassen dürfen, wie er es mit Christine hatte kommen lassen.

»Ich würde so viel darum geben, wenn meine Familie wieder heil wäre.« Sylvia hob ihr Glas und trank es leer, Stefan schenkte nach. »Sich deiner Tochter gegenüber so zu verhalten ist doch irgendwie … unnatürlich.«

Stefan fühlte sich verstanden wie seit Jahren nicht mehr. Unnatürlich, das war es.

Die Hauptspeise wurde serviert, und er bestellte noch eine Flasche Wein.

»Oh Stefan, langsam, ich sollte nicht so viel trinken.« Mit einer abwehrenden Handbewegung zog Sylvia ihr Glas ein Stück näher zu sich. »Weißt du, nach Marcos Tod hat mir mein Arzt ein Medikament verschrieben, ich nehme es immer noch …« Ein Glucksen kam aus ihrem Mund, verschämt hielt sie sich kurz die Hand davor. »Ich möchte so gut es geht für die Kinder da sein, weißt du …«

»Keine Angst, ich passe auf dich auf.« Stefan zwinkerte ihr zu. Sylvia trank einen tiefen Schluck, und Stefan erzählte ihr, dass seine Lebensgefährtin wohl beim Anwalt gewesen war und dass die Trennung bevorstünde. »Womöglich ist es wirklich besser so. Aber ich werde um meine Söhne kämpfen, ich kann weniger arbeiten und für sie da sein.«

Er sah Sylvia an, die Luft zwischen ihm und ihr schien zu flirren, die Kerzenflamme beleuchtete sanft ihre hohen Wangenknochen. Verlegen schlug sie die Augenlider nieder, trank und stellte das Glas etwas zu heftig ab.

»Stefan, ich glaube, ich bin ein bisschen betrunken.« Nochmals hörte er dieses Glucksen. Sie hob ihr Glas wieder an die schimmernden Lippen.

»Das macht gar nichts.« Ein charmantes Lächeln huschte über Stefans Gesicht. »Du siehst wunderschön aus, wenn der Wein deine Wangen rötet.«

Sie sahen sich tief in die Augen. Im Hintergrund lief L’amore che von Paolo Conte. Stefan nahm die rauchig-schmelzende Stimme wahr und senkte seinen Blick etwas tiefer, hin zu dem goldenen Anker zwischen dem hellen Seidenkragen.

»Das Saltimbocca schmeckt sehr gut«, sagte Sylvia und drehte den Stil des Rotweinglases zwischen Daumen und Zeigefinger. Es kam Stefan vor, als wolle sie aus Verlegenheit das Thema wechseln. »Weißt du, ich koche auch gern«, fügte sie an.

»Und bestimmt auch sehr gut«, erwiderte er.

»Na ja«, Sylvia schmunzelte. »Ich mache einen ganz anständigen Rollbraten.« Für ein paar Sekunden schwieg sie. »Magst du mal zum Essen kommen?«, fragte sie dann.

»Oh, sehr gerne. Wann immer du willst.«

»Wie wäre es mit nächstem Freitag?«

»Perfekt.« Die Antwort kam prompt, und Stefan war überaus angetan davon, wie sich die Dinge entwickelten. Jetzt hatte er Lust auf ein Dessert.

»Möchtest du noch was Süßes?«, fragte er mit einer Stimme, die eine halbe Oktave tiefer lag.

»Oh ja, ich liebe Süßes.« Sylvia kicherte leise. »Aber bitte keinen Wein mehr.«

Stefan goss ihr nach.

9. Kapitel

Sie schlief unruhig in dieser Nacht, vielleicht wegen des Alkohols. Irgendwann schreckte sie aus einem wirren Traum auf, in dem sie die zuckenden Beine ihres Mannes unter der Karosserie des alten Sportwagens gesehen hatte. Ihr Oberkörper schoss hoch, sie schnappte nach Luft.

Fahrig tastete ihre Hand nach dem Schalter der Nachttischlampe, einen Moment später war der Raum in sanftes Licht getaucht. Die Helligkeit half gegen die Chimären der Nacht, das wusste sie. Ihr Blick zuckte entlang der Wände. Alles war wie immer, alles war still.

Sie stand auf, ging ins Bad und öffnete den Spiegelschrank. Zitternd griff ihre Hand nach der kleinen Dose und zog den Deckel ab. Mit etwas Wasser schluckte Sylvia eine der hellgrünen Tabletten hinunter.

Es war ein schöner Abend gewesen, sie hatte sich beinahe beschwingt gefühlt an Stefans Seite. Er war besonders, das hatte sie gespürt. Charmant und doch geheimnisvoll. Anders als die anderen. Als er sie beim Abschied sanft auf die Wange geküsst hatte, hätte sie ihn gern umarmt, sie hatte Lust gehabt, ihn zu berühren. Der Abend hatte sie neugierig gemacht auf mehr.

Sie sah in den Spiegel über dem Waschbecken und strich über ihre blasse Wange, wie um die Berührung seiner Lippen zurückzuholen.

Langsam ging sie zurück ins Schlafzimmer und schlüpfte unter die Bettdecke. Es war warm darunter, die Wärme ihres eigenen Körpers. Sie lebte, und sie musste sich dessen nicht schämen.

Marco und sie waren glücklich gewesen, aber das war Vergangenheit. Sie hatten sich etwas aufgebaut gehabt, als Anlageberater bei einer großen Bank hatte Marco gut verdient, dazu kam das Einkommen aus ihrem Geschäft. Das Haus, zwei, drei Urlaube im Jahr, teure Garderobe, ein aufwendiger Lebensstil. Bei ihrer Hochzeit hatten sie sich versprochen, das Schiff gemeinsam zu segeln. Doch dann hatte Marco das Steuer verlassen, die See war ruhig gewesen, das Wasser glitzernd, die Luft mild, der Kurs klar. Und dennoch war er von Bord gegangen. Er war gierig geworden und hatte Grenzen überschritten, die niemand überschreiten durfte.

Ihre Lider wurden schwer. Sie wollte nicht mehr an die Vergangenheit denken. Marco hatte sein Schicksal selbst gewählt, und sie hatte für alles bezahlt.

10. Kapitel

Es hatte gerade erst angefangen, und schon hatte Christine den Eindruck, dass die Luft in Thomas Schäfers Büro verbraucht war. Mit Stefan und dem Anwalt saß sie um einen kleinen Glastisch herum und wäre gern wieder gegangen. Bereits bei der Begrüßung hatte sie gemerkt, dass Stefan in Angriffsstimmung war. Es war ihr unmöglich, ihn anzusehen. Ihr Blick konnte allenfalls am glänzenden Eichenparkett entlang wandern bis zu seinen Füßen, die in teuren schwarzen Lederschuhen steckten. Da blieb er hängen, der Rest des Körpers ging nicht.

Der Anwalt lehnte sich in seinem Bürostuhl zurück und verschränkte seine gepflegten Finger ineinander. Der graue Bürstenschnitt und die Lachfalten gaben ihm etwas Jugendliches, sein ganzer Habitus drückte hingegen Kompetenz und Professionalität aus.

»Also, Frau Gabriel schlägt vor, dass Vincent jedes zweite Wochenende von Freitag bis Sonntag bei seinem Vater verbringen soll sowie den Mittwochnachmittag bis abends. Aron soll erst einmal nur eine Nacht bei Ihnen übernachten. An den Umgangswochenenden können Sie ihn ansonsten tagsüber bei sich haben und natürlich auch mittwochs.«

»Wieso bekommt Aron einen Umgang zweiter Klasse mit seinem Vater?«, protestierte Stefan. »Er hat die gleichen Rechte wie sein Bruder.«

»Herr Heidmann, Aron ist noch so klein, lassen Sie ihm doch etwas Zeit, sich in das Wechseln zwischen beiden Elternteilen hineinzufinden. Natürlich soll er irgendwann auch die ganzen Wochenenden bei Ihnen verbringen.«

»Der Kleine braucht keine Zeit, er braucht seinen Vater, das ist es, was er braucht«, gab Stefan zurück. »Wieso sind wir überhaupt hier? Nur weil Christine sich wieder durchsetzen will. Wissen Sie, was das Tragische ist? Dass diese Familie nur wegen Christines Problemen mit Cosima nicht funktioniert hat, und jetzt will sie wieder alles bestimmen. Aber da mache ich nicht mit! Diese Frau da wird mir meine Söhne nicht vorenthalten.«

»Herr Heidmann, wir haben gerade eine Umgangsregelung vorgeschlagen, es kann keine Rede davon sein, Ihnen die Kinder vorzuenthalten. Aber teilen Sie uns doch Ihre Vorstellungen bezüglich des Umgangs mit«, forderte Thomas Schäfer Stefan auf.