F. F. Sprung - Raino Erlander - E-Book

F. F. Sprung E-Book

Raino Erlander

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Beschreibung

Nehmen wir an, die erste Riege der Super-Agenten fällt aus. Wegen Long Covid, chronischer Unlust oder selbst genehmigtem Urlaub. Dann muss eben die Ersatz-Garnitur her, die zweite Wahl. Und wenn nichts anderes mehr da ist, halt auch ein Team aus Halbhelden. Wer lange genug über Fehler stolpert, kommt auch ans Ziel! Mal ehrlich: Allmählich werden diese unkaputtbaren und strahlenden Weltenretter, vom Schlage eines James Bond, doch sowieso langweilig. Diese Halbhelden hier werden zügig in ihre Desaster geführt. Und strampeln sich wieder heraus. Und zum Glück gibt es da ja noch die Nebenfiguren, die unbedeutenden Statisten im Hintergrund. Die übernehmen manchmal das Ruder an heiklen Stellen. Kippen die abgesackten Waagschalen wieder in den grünen Bereich. Das alles bringt Erlander in einem lockeren. erfrischenden Sprachstil.

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Seitenzahl: 322

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Nehmen wir an: Die erste Riege der Super-Agenten fällt aus – wegen Long Covid, chronischer Unlust oder selbst genehmigtem Urlaub. Dann muss eben die Ersatz-Garnitur her, die zweite Wahl. Und wenn nichts anderes mehr da ist, halt auch ein Team aus Halb-Helden. Wer lange genug über Fehler stolpert, kommt auch ans Ziel!

Mal ehrlich: Allmählich werden diese unkaputtbaren und strahlenden Weltenretter, vom Schlage eines James Bond, doch sowieso langweilig. Diese Halb-Helden werden zügig in ihre Desaster geführt. Und strampeln sich wieder heraus. – Und zum Glück gibt es da ja noch die Nebenfiguren, die unbedeutenden Statisten im Hintergrund. Die übernehmen manchmal das Ruder an heiklen Stellen. Kippen die abgesackten Waagschalen wieder in den grünen Bereich. Das alles bringt Erlander in einem locker-erfrischenden Sprachstil.

+++

Raino Erlander ist das Pseudonym eines Newcomers, der sonst in Lehramt und Beruf ganz andere Texte zu schreiben hatte. Er lebt in Mittelfranken und genießt nun die Freiflüge seiner Fantasie.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Hauptakteure

Neugierig? Einstiegsfertig? – Packen wir’s an …

Blanker Horror – oder: Handlanger des Wahnsinns

Auch Agenten waren einmal Kinder, waren einmal (ziemlich) ‚normal‘

„Fridolinchen – wir kriegen dich!“

Ein Fury-Tritt für den General oder: Wer über Generäle stolpert, kann immer noch Agent werden

Ersterfahrungen als Agent: (stark gekürzte und rundum zensierteFreigabe-Version)

Obskure Hirschbrunft oder: die Paparazzi von Camp Poser

Wer küsst zuerst den Platzhirsch?

Das große Poser-Filmfestival: „And the winner is …“

Schlechtes Namensgedächtnis

Urlaubserinnerungen an Rio? – äh, Trio? (oder an wo-auch-immer)

Lange, äh verlorene Gesichter

Aktion „Rücksendung Seefalke 5.0“

Alarm-Gequake

Action – oder besser: Lost in action

Taktischer Dreisprung

Ausgetüftelte Strategie – gebotene

Die Hüterin

Tragende Aufgaben – erträgliche

Naturmedizin

Fliegender Wechsel im Inter-Hotel

Horch, wer klopft denn da?

Aufregender Nachteinsatz

Auf ins Piranha-Becken

Alarm-Meldung

Ein verzwickter Wettbewerb – mit brisantem Beiprogramm

„Erlkönig hat mir ein Leids getan …“

Die Ratte

Rückkehr vor kleinem Publikum

Dr. Angk-sal – Frankensteins 5. Klon

Ein Essen – teilweise schwer verdaulich

Zwei Funksprüche

Gewagte Bettgeschichte

Alte Bergsteiger-Regel: Der Rückweg ist der schwierigere Teil

Hasenjagd

Stimmen hallen durch das Chaos

Show-down an der Küste

Rekrutiert, um zu sterben

Ausgebootet

Im Bauch des Wales

Geständnisse von Verrätern

Bruder – oder Brutus? – Das ist hier die Frage!

Umleitung auf hoher See

Nostradamus: Quantensprünge ins Ungewisse

Vorwort

Zügig und mit einem Schmunzeln führt Raino Erlander durch die Kindheit und chaotische Militärzeit des zappeligen Haupt-Filous. Danach landen die Leser an einem lauschigen Strand: Erholung für gestresste Agenten sozusagen.

Doch mit einem Spritzer Möwenkacke zerplatzt die scheinbare Idylle. Neugestylt sinnen unsere fünf Helden dann nach Rache.

Gleich darauf geht es im Zielgebiet weiter: in den Bergen Nordkoreas. Eingeflogen per Tarnkappen-Jet, abgesetzt als Gleitschirmflieger, geben sie sich dort als Einheimische aus. Der Plan: Sie müssen sich in der Provinzhauptstadt gegen ihre offiziell einreisendenden Doppelgänger austauschen. Auf Einladung des Geheimdienst-Chefs sollen diese zu einem Volksbelustigungs-Spektakel an dessen Provinzsitz kommen …

Nach sportlichen Alpträumen und Höhepunkten ziehen sie ihre tödliche Spur durch den Palast-Morast. Und versuchen dann verzweifelt, dort auch wieder herauszukommen …

Weiter geht es rasant zu einem ziemlich üblen Showdown an der Steilküste.

Nach zwei Rettungsversuchen scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Doch es gibt zwei ‘Ratten’ an Bord! Alles erweist sich als völlig anders als es aussah. Der Gegner hat nämlich auch noch ein paar Asse im Ärmel …

Chaos – Selbstzweifel – die volle Krise wird angerührt.

Schluss-Cut: Uncle Sam trennt die Liebenden und Freunde. Die Spezial-Agenten werden in eine neue Mission entsandt …

Gut, dass es da noch den Quantenrechner „Nostradamus“ gibt … mit seinen Prognosen.

Die Hauptakteure

Super-Agent Fridolin Fury Sprung: ABC – Agent (Abräumer, Berserker, Chamäleon) für besonders heikle Missionen und notfalls sogar De-Missionen. Sieht aus, wie der typische ‘nette Junge, aber langweilige Streber’ von nebenan. Wird daher erfreulicherweise oft unterschätzt; entzündet bei Bedarf jedoch sein volles Potential; geht dann ab, wie eine Rakete. Erwiesenermaßen ein Knaller! Hat aber, leider, nicht immer den vollen Durchblick.

‚Fridolin’, dieser Namensteil steht für Frische, Kompetenz, zielorientiertes Handeln. ‘Fury’ - diese Charakterbeimischung garantiert seine Bissigkeit, sowie seine Schlagkraft; (O-Ton seiner Ausbilder: „Oh Mann – der tritt aber zu wie ein Pferd!“) Er wird bei der im Buch geschilderten Special-Revenche-Mission als „Nummer 4“ geführt.

Agiert typisch auf seine Art: Sozusagen weich, aber ungemein schmerzlich! Hier noch ein Spruch von ihm: „Sorry, manchmal keilt der Fury in mir heftig aus! Ich liebe es!“

Super-Agent Hake Plavoss: ABC – Agent (die o.g. Sondereigenschaften, wie gehabt) für alles Technische an den besonders heiklen Missionen (von De-Missionen ist bei ihm nichts bekannt)

Plavoss ist der Spezelfizist, äh Spazierofist – nein: Spe-zia-list (geht doch!) für technische Effekte, Computer-, Funk-, Hack- oder Infrastruktur-Angelegenheiten.

Bei der geschilderten Mission weiß er selber nicht so recht, ob er tatsächlich Nummer 1 ist. Technisch aber funktioniert er bestens! Sein Lieblings-Ausspruch: „Tanze mit dem Gegner – aber: tritt ihm dabei immer auf die Füße!“

Super-Agent Rovel Wendehals: ABC – Agent, wie die andern. Mit den herausragenden Eigenschaften: spontanes Handeln, blitzartiges Anpassen an unvorhergesehene Situationen, geschickte Wendemanöver – Umsicht im 360 Grad-Winkel sozusagen.

Und nein: Sein Nachname ist kein Indiz für eine mögliche Unzuverlässigkeit. Rovel heißt wirklich so. Von seinen deutschen Vorfahren her, stammt er aus einer alten, ehrbaren Familie: Die Dynastie der Wendehälse hat Professoren und Doktoren; Abgeordnete und auch Literaten hervorgebracht. Rovel aber ist der erste ABC-Agent. Er kann sich beim geschilderten „Nr.-Einsatz“ eindeutig als Nr. 3 ausweisen.

Typisch für den guten Rovel: „Wir kochen nur mit Wasser – das aber kochend heiß!“

Super-Agent Lotus Sitz: (Bitte, glauben Sie mir: Er heißt wirklich so!) ABC – Agent, wie schon gehabt. Seine hervorstechenden Kennzeichen: Er ist der Stabile, unbeirrbar Coole – er sitzt jede Gefahr und Bedrohung aus. Deshalb ist er gerade auch bei dieser Mission der Beton-Sockel, der Auffang-Korb und Stabilisator. Man wird ihn zweifellos in der Nr. 5 wiederentdecken.

Ein ‘goldenes Wort’ von Lotus: „Hast du eine unlösbare Aufgabe? Meditiere! Sitz’ sie aus! – Ach, und dann knack’ das Ding – aber schnell!“

Super-Agenten-Anwärter Bingo Trevour (Nachname im Text trivial mit ‘Treffer’ wiedergegeben.) Noch im Wartestand auf die ABC-Vollreife. Aber schon ein ausgereifter, mit Argusaugen und Zeiss-Spezialpupillen modifizierter Scharfschütze. Er trifft einfach alle und jeden. – Für das Spezial-Team unersetzlich als Rückendecker, Ausknipser. Ihm gebührt während des Einsatzes die Nummer 2.

Wie pflegt der Gute zu sagen: „Benutze dein Messer, solange es noch eine Klinge hat!“

‘Bruder’ Baek-hyun – und seine Schwestern Ahri und Puma - glänzen zunächst mit ihrer asiatischen Zurückhaltung. Sie sind aber im Verlauf der Mission für jede Überraschung gut – und kommen erst zum Schluss mit ihren Spezialeigenschaften zur Wirkung. (Deshalb trinke ich jetzt jeweils eine Schale Reisschnaps auf deren spezielles Wohl!)

Baek-hyun’s Devise: „Gutel Leis macht stalk. Du leißt jedem den Alsch auf!“

Gro-byan Nim – Vertrauter von Kim Jong Un. General und Geheimdienstchef; als korrupter und grausamer Provinz-Kommandeur gefürchtet. Von Untergebenen, Gegnern und der Bevölkerung heimlich ‘der Schlächter’ genannt. (Aber nur ganz heimlich – alles andere wäre absolut tödlich.) Seinetwegen kommt es zu dieser haarsträubenden Mission.

Kapitän Jeremiah Homer – Geschwaderkommandeur und Kapitän der U.S.S. Whale. Fähiger und sympathischer Commodore; ein Offizier der alten Garde. Hat ein Faible für Spezialagenten. Und versprüht unter diesen besonders sein Wohlwollen an F. F. Sprung.

Neugierig? Einstiegsfertig? – Packen wir’s an …

Blanker Horror – oder: Handlanger des Wahnsinns

Sie haben mich! Und wie sie mich haben! Das volle Programm: Sie drehen mich durch die Mangel. Prügeln und tauchen mich. Immer wieder. Und jedes Mal länger und brutaler! Tauchen und prügeln mich. Pausenlos. – Sie brüllen: „Für welche Spezialeinheit arbeitest du? Was ist dein Auftrag?“ So geht das weiter. Stundenlang. Sie unterbrechen nur, wenn sie merken, dass ich jetzt gleich sterben werde. Dann werfen sie mich auf den gefliesten Boden. Lassen mir wenige qualvolle Minuten zum Luftholen. Plötzlich ein Fußtritt in die Rippen. Sie reißen mich wieder hoch. Es geht weiter …

Und doch … trotz der qualvollen Luftnot klammere ich mich an die beschwörende Stimme meines Ausbilders: „Ihr müsst euch innerlich total abhärten! Müsst euch vorkonditionieren! Niemand, wirklich keiner – auch der größte Folterer nicht! – darf euch irgendein Geheimnis entlocken! Alles – aber auch wirklich ALLES!!! – ist TOP SECRET!!!“

‘Doch wie lange noch – wie kann ich diese Torturen nur durchstehen’? Bange, quälende Gedanken.

Für einen Moment halten sie inne. Ah, dem einen tut das Handgelenk weh! Der muss mich ja mit aller Gewalt unter Wasser drücken. ‘Blödes Weichei’! - Ein triumphierendes Hochgefühl vibriert kurz in mir: ‘Nein, solche miesen Wichser knacken mich nicht’!

Ich schiele hinüber zu dem Gerät, mit dem sie uns sonst die Elektroschocks verpassen. Fühle in dem Moment die verbrannten Hautstellen auf meinem Körper. Vom letzten Mal. Heute habe ich allein das Vergnügen – und ihre ganze Aufmerksamkeit. Ihre ganze hundsgemeine Professionalität. Mir ist immer noch schwarz vor den Augen.

Doch bevor die wieder anfangen, baue ich schnell meine innere Abwehr wieder auf. Wie sagte mein Ausbilder immer: „Merk dir Frido: Du musst jeder Folter, jeder Qual innerlich entkommen! Bau dir tief im Innern unbedingt einen geheimen, einen unknackbaren Rückzugs-Raum! Nimm dafür nicht den Beton deiner Selbstsicherheit! Nein, baue ihn aus dem besten Psycho-Titanium: Aus deinem stärksten Trotz! Hörst du: Aus deiner tiefsten Verzweiflung. Und pack obendrauf noch deine abscheulichste Wut! Nur dann ist dein innerer Tresor sicher! Ja, mach’ sie uneinnehmbar, deine absolute Geheimkapsel!“

‘Ach, ja: Ich weiß es. Der Scheiß stammt schließlich aus dem internen „Ertüchtigungs-Handbuch“. So ein zynischer, sarkastischer Witz! Hilft mir aber trotzdem … über die nächsten Minuten’!

Aber „blödes Weichei“ hat die kurze Pause abrupt beendet. Diese Ratte drückt mich schon wieder unter Wasser. Hätte doch nicht grinsen sollen! Habe jetzt den Mund voller Wasser. Die Kehle auch. Gurgle und blubbere wie ein Wahnsinniger. Alle Sensoren meines Körpers sind am Ausflippen: äußerste Lebensgefahr! Gleich ist die Kante des Abgrunds überschritten … dann stürze ich ins Nichts … für … immer.

Aus weiter Ferne höre ich ein entsetzliches, saugendes Geräusch. ‘Dass einer wie ich zu solch einem unwürdigen Schlürfen, Saugen und Röcheln fähig ist … Erbärmlich …’

Hämmernde Schmerzen wummern in meinen Schläfen. Bohren in meinen Eingeweiden. In mir ist eine geballte, brodelnde, ja überbordende Woge von Schmerz! Meine Lungen drohen zu platzen. Das eingedrungene Wasser kann ich nicht mehr abhusten. Die Trommelfelle in meinen Ohren dröhnen wie ein startender Düsenjäger. Gleich wird mein Gehirn einen Kurzschluss erleiden! Ach was, Gehirn – ist eh schon komplett paralysiert! Aufgemischt von den unerträglichen Schmerzen blubbert es wie eine Waldmeisterbrause kurz vor dem Überlaufen.

Versuche jetzt, in höchster Bedrängnis, in meine absolute Geheimkapsel zu kommen. Mit der Schweine-Nummer gelingt mir das am besten. Schweine – die haben keinen Namen. Schweine – die kennen keine Geheimnisse! Und sprechen können sie auch nicht! (Aber – selbst Schweine merken sich diese Drecksäue, die sie ständig quälen! Wehe euch: Ich auch!)„Ich …“ „Ich …“ grunzen irgendwelche kaputten Stimmbänder. Ja, das müssen Tierlaute sein: „… ein … Schwein … bin … ein … Schwei-ei!-nn …“ Und unendlich matt schiebe ich nach: „… kann … nur fressen … nur … grun- … grun- …-zen …“Am Rand der Ohnmacht dämmere ich entlang. Und wühle im zähen Morast meines Schmerzes. ‘Wühlen – wühlen ist gut! Also wei…ter’! Ich wühle im Schlamm meiner … falschen Entscheidungen. Auch im ganz allgemeinen Dreckszeugs des Lebens … Aber: ‘Aus mir bekommen die kein Wort heraus’!

„Ch-ch-chabe doch sowieso alles sch-sch-schon verges-sen!“ jaule ich. Und wimmere brabbelnd: „Diese fu-furchtbaren Qualen … hält doch … keikeiner aus! – Weiß meinen Namen nicht mehr. Kenne weder Zeit noch Raum“. Und dann nur noch meine trotzige Endlos-Schleife: „Ich. Bin. Ein. Schwein! Grunzen und fressen! Fressen. Grunzen!“ …

‘Warum – warum nur hören die einfach nicht auf? Bin doch eh schon komplett … gaga

… - Hey, was ist das? Bin auf einmal nicht mehr allein in meiner inneren Geheimkapsel. Da sitzt einer neben mir. Hä? Und grinst. Sieht aus wie … der Wahnsinn’! Frage ihn: „Hast ‘ne Zigarette für mich – oder einen winzigen, kleinen Whisky?“ Doch der Wahnsinn lacht nur. Und zuckt hämisch die Achseln. Es ist ein dreckiges Lachen. Wer so drauf ist wie der Wahnsinn – dem macht solche unmenschliche Abartigkeit wohl auch noch Spaß …’Ich hasse es! Brauche sein irres Grinsen hier drin nicht! – Scheiße, wie kommt der überhaupt hier rein’?!Eine heiße Woge von Wut flutet über mich. ‘Jetzt haben die wirklich meinen inneren Trigger getroffen! Aber sowas von! Jetzt werde ich es denen zeigen’: „MICH kriegt ihr NICHT! NII-IEEE!“

Da. Es – hört – auf – einmal – auf.

Es SCHREIT in mir: Wozu sollen diese üblen Quälereien gut sein? Warum all diese Schmerzen? - von den eigenen Leuten zugefügt! Sadistische Scheiße! Ob uns das wirklich hart macht? Uns vor dem Einknicken schützt? Ihr Narren: Ein Verrat, der klimpert doch oft auf ganz anderen Tasten! Schon mal an gekaufte oder an raffiniert erpresste ‘Geständnisse’ gedacht’? Kennt ihr wirklich die Preistabellen der Ehre?

‘Will diesen schmerzenden Körper nicht! Will gar nichts mehr! Nur weg! Nur sterben’! Irgendjemand legt mich behutsam auf eine Pritsche. ‘Gibt … gibt mir eine … eine Spritze ... ‘Scheiß’ drauf’!

Ich quäle mich – ganze Ewigkeiten später - hustend und stöhnend auf die Beine. Robbe mich windend wie ein vom Regen aufgeweichter Wurm hinüber zum Regal. Taste mit zitternden Fingern nach meiner Lieblingskiste. ‘Wie unbeholfen ich bin! Wie zittrig einen die Angst und das Grauen machen! – Sind das überhaupt meine Finger? Waren die schon immer so klumpig; so tapsig und nutzlos’?

Durch den nun grob eingerissenen Schachteldeckel purzeln mir die alten, vertrauten Fotos entgegen. Meine wunde Seele giert nach einer Linderung. Will endlich wieder was zur Nahrung: was Vertrautes und vor allem Ablenkung! Bloß raus aus diesen besch…, endlosen Alpträumen! Mit einem gequälten Aufstöhnen grapsche ich mir das nächstbeste Bild. Führe es mühsam auf Augenhöhe. Gucke und starre. Grüble und … dann kommt der erlösende Klick: Ich switche hinüber in die Zeit meiner Kindheit … Bin kein internationales Freiwild mehr. Kein Gejagter – und auch kein von kruden Befehlen Getriebener.

‘Ja-ah: warum nur bin ich nicht so was Stinknormales wie ein Kaufhaus-Detektiv geworden? Oder ein Computerspiele-Entwickler? Ach, meinetwegen auch ein Pizzabäcker oder Paketzusteller? – Aber nein: Ich musste ja Agent werden! Wie blöd kann man als junger Mensch sein! Wäre ich doch lieber in die Drogenszene abgedriftet! Hätte ich zwar auch Alpträume – aber wahrscheinlich buntere, schrillere, coole – oder’?

Das Bild in meiner Hand zittert bei diesen wirren Gedanken. Doch meine Augen saugen sich daran fest. Das ist doch jetzt ein Ausstieg aus meinen Quälträumen (oder heißen die ‘Traumqualen’)? Mir dämmerts: Das muss damals in der 4. Klasse gewesen sein! Ja, bei der Klassenfahrt in den blöden Freizeitpark. – Automatisch greife ich nach dem nächsten Bild: Juhuu, der Angeltag mit Großvater! Wie glücklich war ich da gewesen. Wie voll aus dem Häuschen, als ich den ersten Fisch meines Lebens an der Angelschnur hatte! Doch Großvater hat das glitzernde Ding mit seinem Messer ratzfatz aufgeschlitzt. Konnte nicht mal mehr schreien der Fisch! Geschlachtet – und ausgenommen hat er ihn. Ich habe augenblicklich in den Fluss gekotzt! Und seinen Wasservorrat mit einer Menge Tränen ziemlich aufgefüllt …

Meine mit Geheimfunktionen vollgepfropfte Armbanduhr zeigt mir gerade: Heute ist Nationalfeiertag! Na prima, dann habe ich wenigstens frei. War klug gewesen, mich für den Paradeumzug krankzumelden. Ich hasse dieses blöde Fähnchen-Geschwenke der aufgedrehten Massen! Außerdem kneift seit einiger Zeit meine Paradeuniform. –

Eigentlich bräuchte ich jetzt einen starken Kaffee; und ein herzhaftes Frühstück. Doch jetzt gönne ich mir erst mal einen ausgiebigen Ausflug in die schönsten Jahre meines Lebens! In all die … äh, tollen Erinnerungen will ich eintauchen. Wie gut das tut!

Auch Agenten waren einmal Kinder, waren einmal (ziemlich) ‚normal‘

Wegen eines Sprungs der Fruchtblase meiner Mutter geschah schon meine Geburt sehr hektisch, unvorbereitet und wenig professionell. Die überforderte Hebamme ließ mich im Kreißsaal mehrmals fallen. (Dafür gibt es Augenzeugen. Eine Beule auf meiner Stirn stammt wohl auch noch von damals!) – Ach, wie oft war dies unser Familienthema.

Daher ist es auch verständlich, dass Mutter für meine Namensgebung wenig Zeit und Fantasie hatte. Sie nahm einfach aus dem Stations-Wartezimmer zwei einschlägige

Comic-Hefte und deutete entnervt auf zwei dortige Namen: Ja, genau so kam ich zu meinen F.F.-Vornamen – also zu Fridolin und Fury. Diese Namen fand Mutter irgendwie cool.

Daheim in Sprung oder Urspringen? – (vergesst es!) ging es dann sehr holprig und sprunghaft weiter: Ich mochte weder Kaffee, Wasser noch Bier. Nur eine einzige Sorte Kindernahrung ließ ich mir eintrichtern. Aber das auch nur mit Mühe: Glasfläschchen bekamen spätestens nach der zweiten Fütterung einen Sprung. Plastikfläschchen verformte ich durch mein starkes Saugen so, dass sie in den Vakuum-Zustand schrumpften und weggeworfen werden mussten. War eben damals schon ein Power-Typ.

Wenn mein Opa mich auf den Arm nahm, bekam das Glas seiner Armband-Uhr jedes Mal einen Sprung. Auch meine Nachttöpfe wurden, Sprung um Sprung, undichter.

Über meine Kleinkind-Jahre decke ich lieber das Sprungtuch der Verschwiegenheit! Ja, wie oft bin ich wagemutig aus dem Stockbett gesprungen (manche behaupten: gefallen – tz, tz!). Wie oft in Fettnäpfchen gelandet oder als ‘Häschen in die Grube’ gefallen! Wie hurtig und schnell sind andere Kinder von mir weggesprungen! Ja, die hielten mein sprunghaftes Temperament genauso wenig aus wie ich.

Und erst in der Schule: Nur in den ersten Monaten holte man mich nach vorne an die Tafel. Doch die hatte hinterher dann immer einen Sprung. Tafeln waren halt nicht so mein Ding. Mindestens ein Sprung war Ehrensache, wenn ich dort zugange war. Ja, und nicht nur Quersprünge, sondern auch Längssprünge hinterließ ich!

Statt dass man aber meine zweifellos vorhandenen Superkräfte gewürdigt hätte, wurde ich zum ‘Jähzornigen’, zum ‘Hyperaktiven’ und ‘Sachbeschädiger’ abgestempelt. Mieses Schulsystem.

Schließlich bekam ich dann nur noch Malpapier. Doch weil meine gut gespitzten Stifte auch durch dieses hindurch die polierten Tischplatten zerkratzten – da unterlegte man fortan die Mal-Pappe mit strapazierfähigem Ofenblech. – Mir war das recht: So konnte ich mit den darauf erzeugten Kratzgeräuschen auch mein musikalisches Talent schulen. Die Lehrer und Mitschüler dagegen waren täglich fix und fertig. Ich aber fand diese Kratzmusik gut!

Ab der 3. Klasse zeigte sich beinahe täglich, dass ich zu Höherem berufen war. Ja, beinahe täglich, denn ich musste auch samstags in die Schule kommen, weil die

Lehrkräfte mir ihren Stoff in fünf Tagen nicht erklären konnten! Nur sonntags hatte ich frei: Da machte ich meine Haus- und Strafarbeiten. Hunderte von Seiten habe ich beschrieben. Trotzdem wurde ich kein berühmter Autor – sondern tja, Spezial-Agent. Da staunt ihr! Ein geheimer Spezial-Agent sogar.

„Fridolinchen – wir kriegen dich!“

Ursprünglich wollte ich ja Rennfahrer werden. Mein Vater spielte da so ein Computer-Spiel. Leider nie mit mir. Und meine Spielzeugautos, die warenlangweilig. Deshalb entschloss ich mich dann, doch besser Pilot zu werden. Dies wiederum hatte mit meinen Klassenkameraden zu tun. Genauer gesagt: mit meinen bösen Klassenkameraden. Von Anfang an machten die mir die Schulzeit schwer. Wenn ich das Gröbste aus dieser Zeit erzähle, werden Sie begreifen, dass ich - oft und oft - alles darum gegeben hätte, wenn ich fliegen könnte: schnell wegfliegen! – unverprügelt heimfliegen! – unerreichbar hochfliegen! Piloten haben es so gut.

Irgendwie kamen die Mitschüler schon mit meinem Namen nicht zurecht … Nein, ehrlich: Sie hassten alle meine Namen! Meine drei Namen. Fridolin – das war für sie ein ‘Zirkusname’. Niemand hieß so. Kein normales Kind gab es in der Schule, das „Fri-hi-doll-oll-in“ hieß. Nur mich. Sie spotteten über diesen Vornamen: Vom „Zirkus-Fridolin-Spielen“ bis hin zum „Tanzbären Fridolin“, der (natürlich!) gar nicht tanzen kann; sondern stets über seine eigenen „tapsigen“ Beine stolperte. Sie machten mir das vor. Ich musste es nachmachen.

Ich erinnere mich genau: Einmal wollte ich sogar mit einem farbigen Jungen, der eine sehr dunkle Haut und tolles schwarzes Kraushaar hatte, die Haut tauschen. Ha, dann würde mich keiner von denen mehr erkennen! Und: Ja – ich käme dann zu den „Afro’s“ in die Parallelklasse! (Hat nicht geklappt.)

Fury – gefiel ihnen noch besser. Den kannten sie von der Fernsehserie her. Ja, die brachten mich wirklich zum Galoppieren. Weil sie mit ihren „Lassos“ hinter mir herjagten. An einer dieser blöden Seilschlingen wäre ich einmal beinahe erstickt. Die Deppen brachten den Knoten nicht mehr auf. Frau Hewitt, die Turn-Lehrerin, rettete mir das Leben! – Darum war ich im Turnen immer gut. Oft vor der Schule schon – und noch mehr danach – hielten die Fieslinge mich fest. Forderten von mir, dass ich wie ein gefangener Mustang wieherte. Sonst würden sie mich ‘einreiten’. – Ja, davon träume ich oft immer noch. Sehr oft. Ich habe mich natürlich immer wieder gewehrt: Habe ausgetreten wie ein Pferd. (Das fanden sie toll!) Ich habe sie auch gebissen wie ein Pferd. (Das nannten sie ‘unfair’!) – Dabei waren sie die Unfairen! Sie waren – immer! – mindestens zu Dritt oder zu Viert. Manchmal auch noch mehr. Ich hatte keine Chance gegen ihre Übermacht! Und in meinem zerrissenen, gequälten Herzen schwor ich mir: Ich werde einmal ein unbesiegbarer Kampftrainer! Alle gefährlichen Kampftechniken werde ich lernen. Alle! Und dann werden wir ja sehen!

Doch am meisten zu leiden hatte ich wegen meinem Nachnamen: Sprung! –das wurde zu ihrem Lieblingskommando. Schon als Schulanfänger trieben sie mich auf die Schulbank hinauf. Dann musste ich springen. – Mit jedem Jahrwurden die Herausforderungen dann größer: Sie jagten mich auf den großen Apfelbaum im Pausenhof hinauf. Der war enorm hoch! Und der Boden darunter ganz hart. – Ich weigerte mich natürlich, herunter zu springen. Doch kein Erwachsener war da. Niemand kam mir zu Hilfe. Die Lehrerinnen und Lehrer genossen gerade ihren Pausenplausch. Als dann der Gong für die nächste Stunde ertönte., hauten meine Quälgeister ab. Doch noch immer kam keiner der Erwachsenen. Was blieb mir übrig? Ich wagte, aus purer Verzweiflung, den Sprung meines Lebens. Danach hatte ich für zwei Wochen keine Schulstunden mehr. Ich lag nämlich im örtlichen Krankenhaus.

Spätestens zwei Tage, nachdem ich wieder die Schule besuchen konnte, steckten mir die Quälgeister schon wieder eine ihrer miesen und abartigen Drohungen zu. Auf dem Zettel stand: „Fridolihin-chen – wir kriegen dich!“ (daneben Faust und Totenkopf –ganz stümperhaft gemalt). Ja, ich wusste, welche Drangsale mir da wieder blühen würden. Und – nochmal ja, ich wusste auch: Die kennen inzwischen meine ausgetüftelten Fluchtwege! Es hilft nichts, Frau Hewitt ihre Tasche zum Auto zu tragen. Nichts, mich auf der Toilette einzuschließen. Und: Die brechen mir diesmal den Hals, wenn ich wieder über das Schuldach abhauen würde. Da oben haben die bestimmt einen Posten stehen …

Nun ja, mit dem Apfelbaum im Pausenhof hatte ich mich schon angefreundet. Immerhin ragten dessen weitausladende Äste an einer Stelle über die Schulhof- Mauer hinaus. Wenn ich den Baum vor ihnen erreichte … dann könnte ich von dort aus über die Mauer springen … Dies brächte mir einen Vorsprung von ein paar Minuten.

Ich erreichte vor ihnen den Apfelbaum. Und klettern konnte ich wie ein Eichhörnchen. Die Schar von gut elf, zwölf „Cowboys“, die mich dieses Mal einfangen wollten, lachte höhnisch, als ich auf dem Ast Richtung Mauer kletterte: „Das schaffst du nie!“ – Ich sah es auch: Da fehlte noch gut ein halber Meter bis zur Mauer. Und das dünne Ende des Astes würde sich unter meinem Gewicht sicher vorher schon runterbiegen. Oder abbrechen! – Also nahm ich auf dem Ast balancierend Anlauf – und: Ab-Sprung! Zu meinem eigenen Erstaunen kam ich dieses Mal gut auf. Ich rannte los. Doch ich konnte nur kurze Zeit meine Freiheit genießen. Die letzte Gasse, in die ich einbog, die war nämlich eine Sackgasse. Kein Hauseingang war offen. Habe ich probiert. Kein Durchschlupf bot sich meinen angstvollen Blicken. Nur ein Kanaldeckel lag gelangweilt auf seinem Platz. Ich hörte schon die eifrigen Schreie der herannahenden Meute. Ein verzweifelter Kraftstrahl schoss in meine Arme und Hände. Obwohl das für einen Jungen meines Alters eigentlich unmöglich war: Ich wuchtete den schweren Betondeckel hoch. Und prima: Ich passte in diesen Schacht sogar hinein! Wie der Blitz war ich drinnen. Und nein, ich vergaß nicht, den Deckel wieder über mir zurückzuziehen.

Zwei grundlegende, wegweisende Erfahrungen meines Lebens machte ich dort unten, im Untergrund. Erstens: Wenn es darauf ankommt, wachse ich über mich selber hinaus! (Ich habe diesen schweren Deckel weggestemmt! Diese Dreckskerle habe ich abgehängt!) – Zweitens: Wenn ich kein unbesiegbarer Kampftrainer werden kann … werde ich diese Quälgeister anders abschütteln: In den Untergrund werde ich gehen. Ist spannend hier. Wie in einer Höhle! (Na gut, ein bisschen viel Gestank ist hier schon.) – Ha, das ist die Idee: Ich werde die Schlimmsten von den Bösen da oben in den Untergrund … entführen? … sperren? Auf jeden Fall werde ich sie hier unten das Fürchten lehren. Ja, im Laufe der nächsten Jahre lernte ich die Untiefen unserer Kanalisation noch ausgiebig kennen. Wusste besser darin Bescheid als der Ingenieur, der sie einst geplant hatte. – Und die Hirnis sind nie darauf gekommen, wie – und woher - ich all diese unglaublichen Abkürzungen und Verstecke nehmen konnte.

Sorry! Musste einfach sein … Jetzt geht es wieder weiter:

Eigentlich weiß ich ja selbst nicht, für welchen Dienst oder welche Agentur ich letztlich arbeite (Agentur – sagt man das so als Agent? Und bitte: „-ur“ mit h oder ohne h?). Meine dortigen Spezial-Aufträge habe ich auch nie richtig verstanden – aber ich bin wirklich gut darin! Auf mich können die nicht verzichten! Ich dagegen verzichte gern: Auf langwierige Vorbereitungen sowieso – und, seufz, auf nachfolgendes Lob und solche Dinge auch.

Meine Eignung für dieses Agenten-Zeugs – die wurde wohl in meiner Militär-Zeit deutlich und anrüchig.

Ein Fury-Tritt für den General oder:Wer über Generäle stolpert, kann immer noch Agent werden

Ich erinnere mich noch genau: Mutter, die ganze entnervte Verwandtschaft und auch meine sämtlichen Lehrkräfte, (die zumeist ziemlich entkräftet waren durch mich,) waren sich einig: Eine normale Berufsausbildung passt nicht zu meinen zweifellosen Sonderbegabungen. Ja, junge Menschen von meinem Kaliber brauchen einen besonderen Drill; brauchen eine starke Hand: Brüllstarke Stimmen und rigorose Regeln. (Nein, mit In-Formatik hat das nichts zu tun! Eher mit Uniform-Matik …)

So steckte man mich in eine viel zu enge Uniform, presste einen grässlich engen Helm auf meinen Kopf – und machte mich zum Stuben-Ältesten (oder hieß das damals „Stuben-Reiniger“?). – Ich weiß es jedenfalls noch wie heute: Fast immer war ich der, der den Anderen vorturnen durfte. Damit meine ich: länger Exerzieren, intensiver Robben, Gräben ausheben, Laufen, Wachen schieben – zum Ausgleich weniger Freizeit, weniger Heimaturlaub, Beförderung oder solches Zeugs. Darin war ich gut. Ja, ehrlich, ich habe mir aber auch Mühe gegeben: Wo die anderen über den Kasernenhof robbten, war ich – entspannt rennend – viel schneller auf der anderen Seite! Als die Unteroffiziere deswegen zu mich bremsenden Schikanen griffen - wie zum Beispiel über den Boden gespannte Drähte, löste ich diese Aufgabe auch wieder bestens: Ich hatte meinen Seitenschneider griffbereit. Schnippschnapp: diese dummen Drähte waren schneller durchgezwickt, als die sie spannen konnten!

Meine Lieblingsbeschäftigung aber war das Gewehrreinigen. Bausätze habe ich seit der Kindheit schon gemocht. Und ein solcher Schießprügel ist ja kaum kniffliger als ein paar Duplo-Steine. – Gestaunt haben all die Vorgesetzten schon, welche Gewehr-Varianten ich aus den wenigen Teilen genial geformt habe. Unser Waffenlager hat letztendlich alle Vorräte aufgebraucht; auch die eingemotteten. Ich habe all diese Schießeisen und Panzerabwehr-Waffen neu formatiert: Waren dann quasi Prototypen …

Schließlich wurde ich im ausgeräumten Waffenlager als Fahrer eingesetzt. Zwei Tage. Als Staplerfahrer. Dann waren die beiden Stapler nicht mehr fahrtüchtig. Und man gab mir, aus Gesundheitsgründen, dann Paletten-Hubwagen zum Ziehen. Für die Stärkung meiner Armmuskulatur. Ich fand auch das Paletti. War eine schöne Zeit.

Unvergesslich ist für mich der Tag meines Karriere-Sprungs:

Im leeren Waffenlager übe ich gerade mit dem letzten heilen Paletten-hebe-Dings das Skateboard-Fahren. In weniger als einer halben Stunde habe ich das perfektioniert! Ich konnte enge Kehren fahren mit dem plumpen Teil – konnte es krass beschleunigen. Und wie. Meine Stiefelsohlen waren schnell durchgewetzt vom kraftvollen Anschub. Weil gerade das Lagertor weit offenstand, beschloss ich spontan, eine Schussfahrt nach draußen zu machen. Ich wollte damit meinen Kameraden draußen etwas Abwechslung bereiten. Ein bisschen Vergnügen eben. Meine Beschleunigung war extraorbital gut! Ich schoss nach draußen, schneller als unser schnellstes Kampffahrzeug …

Nur dass da leider gerade irgend so ein General stand … Der hatte sich in keiner Weise bei mir angemeldet. Bei all seinen ganzen Orden habe ich ihn auch fast nicht gesehen. War eh’ schon zu spät! Echt, ich wüsste gar nicht, wozu ich einen General gebraucht hätte! – Die Generalinventur im leeren Lager war doch erst. Aber er stand da. Das heißt: solange, bis ich aus der großen Lagerhalle schoss … Dann stand er nicht mehr. Er war buchstäblich so überrumpelt, dass er für mehr als zwanzig Minuten abgemeldet – und derangiert war. Aber sowas von derangiert. Will sagen: Er war kurzzeitig wieder bei den niederen, äh tieferen Rängen.

Doch irgendwann haben ihm die anderen wieder auf die Beine geholfen. Dann stand der General da. (Nicht gerade zackig – wie man das von so einem erwarten sollte.)Und musterte mich. Schweigend. Funkensprühend. Zum Brüllen hatte er nämlich noch nicht genügend Luft. – Trotzdem musterte er mich dann … aus. Mit nur einem Wort:

„Ab…vv…vvluug!“ Ha, ein Vorderzahn schien ihm zu fehlen. Mir fehlten auch die Worte …

Dann ging an dem Tag alles sehr schnell: Ich wurde im Eiltempo weiterbefördert. Man hat mich sozusagen durchgereicht: Ganz nach oben. Anscheinend war meine eben bewiesene Durchschlagskraft die beste Empfehlung – für die geheimen, ultraverdeckten Spezialkräfte. Klar, das sind die, deren Existenz jederzeit und vehement abgestritten und verleugnet wird.

Nicht mal ich durfte sehen und verstehen, wo es hinging. Ich wurde mitsamt meinen Klamotten (sauber oder schmutzig war piepegal – dabei hatte ich die in zwei Häufchen so schön, so Millimeter genau maßgerecht gefaltet) in meinen wasser- und blickdichten Seesack gesteckt. Dann schleiften die Talentscouts der Geheimen Geheimstabteilung mich durch einige Gänge … Ich roch draußen im Kasernenhof noch die Tarnfarben-Mischung des „Erlkönigs“ der Spezialkräfte (für Laien und Nullagenten: Ist ein ultragetarntes, abgedunkeltes und schalldichtes Fahrzeug: Du siehst es – und vergisst es im selben Moment wieder!) … und roch auch noch Duftspuren des Urins und Angstschweißes jenes Generals an der Kollisionsstelle … - Dank sei ihm für meine weitsichtige Beförderung!

Doch noch bevor der Motor des Erlkönigs aufheulte, warf man mir einen triefnassen Lappen in den Seesack. Nicht zur Gesichtsbefeuchtung … Anscheinend ein nicht zugelassenes Betäubungsmittel – denn schon im nächsten Augenblick hatte ich den vollen Filmriss … Total weggeballert …

Ersterfahrungen als Agent (stark gekürzte und rundum zensierte Freigabe-Version)

Nahezu die ganze erste Woche in der geheimen, namen- und konturlosen Abteilung habe ich in einem Zustand vollwattierter Gleichgültigkeit zugebracht. Diewenigen lichten Momente aber reichten mir auch. Ein einziger, fixierbarer und klarer Gedanke hat mich durch all die dortigen Anweisungen und Belehrungen, ja durch meine vermutlich durchgeführte Spezialausbildung, durchgetragen: „Ha, nun bin ich Mitglied dieser ultrageheimen Geheimstabteilung! Toll! Oder… Hä?“ – Vor allem dieses „Hä?“ kam mir ziemlich oft und ziemlich fassbar in den Sinn … Hä, aber auch! Ehrlich.

Ja, mein unter Verdunkelungsdrogen-Einfluss erworbenes Agentendasein hat schon seine Rätsel und Tücken: Ich weiß bis heute nicht im Geringsten, wo und für wen ich arbeite. Keine noch so intensive Folter könnte mir dieses Wissen also entlocken. Prima. Ich bin stolz auf mich – und auf meine Abteilung. Darf ich sie, für euer Verstehen und

Mitdenken, einfach bloß die „Fata-Morgana“ nennen. Okay, dann habt ihr dies schon mal begriffen. (Ich aber begreife immer noch nicht, ob ich für „Fata“ oder mehr für „Morgana“ arbeite. Hoffentlich nicht für beide … Sonst spielen die mit mir bloß „guter Chef / böser Chef“).

Es ist nicht bloß eine elitäre, sondern auch eine legendäre Ausbildung! Sie macht coole Jungs wie uns, zu ausgefuchsten und unschlagbaren ABC-Agenten. Ja, unsere Chef-„Programmierer“ kommen nicht nur aus allen denkbaren Sparten der Raffinesse, der Psycho- oder Macho-Kinästhetik, der lautlosen oder auch brüllenden Kampfkünste - sie imprägnieren uns zudem auch mit der Creme de la Creme jeglicher Agenten-Zauber: wie Unsichtbarkeit (haha, habe ich euch drangekriegt?), Ubiquität (da war ich leider krank!), und natürlich: mit unvorstellbarer Hinterlist und auch mit Schockwellen aussendendem Grauen. – Ja, sie mixen das auch mit einem Cocktail von unglaublicher Liebenswürdigkeit, gestalt-wandlerischer Schauspielkunst und wikipedianischem Wissen. Wir triefen sozusagen alle „von überfließenden Sonderbegabungen, sprudelnder Einsatzbereitschaft und grenzenloser Pflichterfüllung.“ – So steht es auch im Agenten-Lehrbuch, I. Kapitel, Präambel – Appell des Präsidenten.

Doch bevor wir auf dem Olymp unserer Agenten-Ausbildung sozusagen endlich unsere wohlverdienten ABC-Chips injiziert bekommen … (Vergesst die Chips! Sind geheim.) … da geht es erstmal noch in das von Geheimnissen umwaberte Camp Poser.

Obskure Hirschbrunft oder: die Paparazzi von Camp Poser

Der Flug dorthin, im neuesten Tarnkappen-Eilgleiter, ist schon eine Auszeichnung. Wer mitfliegt, gehört bereits zur engeren Auswahl. Zu den künftigen Lichtgestalten und Hoffnungsträgern. Es vergeht wohl kein Relax-Moment in all den früheren Ausbildungs-Abschnitten, wo nicht irgendeiner oder irgendeine von jenem Camp Poser flüstert, fabuliert oder phantasiert. Man hat so Unglaubliches davon schon gehört! Man fiebert seiner eigenen Auswahl dorthin entgegen. Man zittert vor dem Gedanken, nicht zu den ‘Posern’ zu gehören. – Und das hieße ja dann: Ausgemustert und reprogrammiert zu werden (natürlich in der anderen Reihenfolge!) – hieße, zum agententechnischen Sondermüll zu gehören … zu den Losern! Endstation „Navy-Seals“ sozusagen.

Herrlich: Ich saß eines Nachts in jenem Tarnkappen-Eilgleiter! „Sonderflug – auserwählt, juhuu! – das Ausbildungsziel zum Greifen nahe“. – Ach, wie diese Worte alle in uns vibrierten und jubelten! Ungefähr zwanzig Männer und dreizehn Frauen saßen mit mir auf den Sitzen. Mit Überschallgeschwindigkeit ging es über den großen Ozean. (Genauer kann ich es nicht sagen. Ich habe es nicht gecheckt, wie viele von den Passagieren Agenten-Anwärter oder aber „Programmierer“ waren).

Die allgemeine Aufregung steigerte sich noch als unser Tarn-Shuttle endlich auf normale Geschwindigkeit ging und dann in den Sinkflug. – Nun mussten wir also im Lande eines unserer wichtigsten Verbündeten sein. Irgendwo in Europa. Wahrscheinlich in Germany. Eine ‘Training-Area. Special-Forces-Territory’. Wie dem auch sei: Ihr findet Camp Poser sowieso nicht! Da kommen Hinz und Kunz nämlich niemals hin. Camp Poser erwählt sich seine Eleven selber. Camp Poser erreicht man nur mit einer Empfehlung – mitten aus dem Pentagon.

Richtig cool war dann unser Absprung. Immer wenn unten ein Laser-Marker aufleuchtete, brüllte einer der Programmierer: „Jump!“ – und, nett, bei mir dann sogar: „Sprung!“ – Oh, ich liebe es! (Ähem, mein Name fiel vielleicht auch nur, weil ich einen Moment zu lange gezögert habe?)

Im Morgengrauen hatten wir dann die Schirme fachgerecht zusammengelegt. Eine schweigsame Eskorte von Vermummten lotste uns durch Wald und Gestrüpp in ein altes Dorf. Bäh! In ein unbewohntes, menschenleeres Dorf. Dort durften wir unsere schweren Ausrüstungen ablegen. Noch immer gaben die Vermummten keinen Ton von sich. Nicht einmal irgendeinen Wink in der Gebärdensprache! - Mist, waren das überhaupt unsere Leute? Einige aus unserer Gruppe versuchten es mit deutschen Sprachkenntnissen: „Guten Morgen, Frollein!“ – Andere mit ein paar spanischen Brocken: „Hola, Senores! - Qué debemos hacer?” Aber keine Reaktion! Nichts. Nada! Erst als eine der Frauen es mit Russisch versuchte: “Privet, devochki, a parikamkhera zdes’ net?” (Hallo, Mädels, gibt’s hier keinen Frisör?) – da gaben die Stummen doch ein belustigtes Lachen von sich.

Na, wenigstens eine Absonderung! – Leider sonderte einer der Ober-Vermummten dann, in unserer Sprache brüllend, noch folgendes von sich ab: “Einzeln ausschwärmen! Ernähren Sie sich mit Essbarem aus der Natur! -

In einer Stunde: Treffpunkt auf 1100.” Mist: Camp Poser hatten wir uns anders vorgestellt! Hatten die denn hier kein Hotel? Nicht mal ein Casino?

Ich hatte übrigens Glück: Auf einem nahegelegenen Grundstück fand ich einen Apfelbaum. Gut, dass ich die zwei noch erreichbaren Äpfel schnell hinunter gewürgt habe ... sonst hätte es wohl mit den nächsten beiden hungrig suchenden Frühstücks-Gästen noch Streit gegeben. Da ich auch noch eine Weinberg-Schnecke erspähte, ass ich die auch vorsichtshalber noch. Natürlich ohne Gehäuse. Ich sage nur: “E-kel-haft!” Aber man konnte ja nie wissen.

Am Sammelpunkt, bei 1100, ging der Survivel-Mist dann gleich weiter. Die Vermummten waren immer noch vermummt. Nach einer kurzen Sortierung (die Kriterien dafür hat keiner von uns kapiert!) brachten jeweils zwei von ihnen fünf von uns ... zu irgendwelchen Erdlöchern ...

Shit! What a fuck! (Gaben wir, so oder so ähnlich, lautlos seufzend von uns.) – Klar haben wir es gecheckt: Die Erdlöcher waren Höhleneingänge. Manche auch nur Einschlupflöcher. In der Abfolge der Gruppen an den verschiedenen Einstiegs-Positionen wurden wir durchnummeriert. Der rausgebrüllte Befehl lautete unmissverständlich:

“Team Eins bis Fünf: Orientieren Sie sich in dem Höhlen-Labyrinth! Finden Sie die Ihnen zugedachte Aufgaben-Anweisung! In maximal zwei Stunden! - Wir erwarten absolute Team-Arbeit! Los! Los!”

Na, und dann schlüpften, rutschten oder krochen wir in das feuchte Dunkel. Blackout im ersten Moment. Und diverse Abschürfungen an den blöden Felskanten. Dieses Höhlenzeugs war eine einzige Katastrofe: Da gab es Einsturz- und Absturz-Bereiche; Engstellen und solche zum Abseilen. Manche der engen Spalten waren so bescheuert, dass man bei einer falschen Durchschlupf- Methode unweigerlich darin stecken blieb. Also im Klartext: War ein Durchschlupf nur auf dem Bauch rutschend zu bewältigen, dann hatte derjenige, der es auf dem Rücken versuchte, ein Problem – aber ein schmerzhaftes! – Dummerweise gab es in dem dunklen Horrorloch auch keine Hinweisschilder oder gar Leuchtschriften. Wie sonst überall in den Staaten ... Und nur einer pro Gruppe – der Teamleader – verfügte überhaupt über einen Helm mit einer Stirnlampe. Wer also als Teamleader dem Rest seiner Gruppe nicht genaue Anweisungen zurief: “Auf dem Bauch rutschen!” – “Runter auf die Knie!” oder aber: “Steigt auf die Schultern des Vordermanns! – Und der Letzte wird mit einem Gürtel hochgezogen...” – der hatte bald schon heftige Probleme mit blutenden Kameraden ... oder mit Eingeklemmten ... oder gar mit Abgestürzten! – Jeder, aber auch wirklich jeder, tat gut daran, absolut auf die durchgegebenen Anweisungen des jeweiligen Vordermannes zu achten! Ich meine natürlich auch die Frauen, obwohl man das bei dem Dunkel sowieso nicht unterscheiden konnte.

Zum Glück hatte man mir den Grubenhelm unserer Gruppe auf den Kopf gedrückt. Für manche dieser blöden Felslöcher und Spalten brauchte ich trotz der