Fake Dating with Benefits - Gefühle sind nicht zu bremsen - Kitty Harper - E-Book
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Fake Dating with Benefits - Gefühle sind nicht zu bremsen E-Book

Kitty Harper

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Beschreibung

Sie wollten die Gerüchte stoppen – doch die Gefühle sind kaum zu bremsen.

Tess Blake wollte das Blind Date nur schnell hinter sich bringen. Schließlich war es eine Strafe, die sie sich beim Junggesellinnenabschied ihrer besten Freundin eingebrockt hatte. Doch als sie beim Date auf Logan Kane trifft – den CEO, der ihre Firma einst verklagt hat – ahnt sie, dass dieser Abend alles andere als normal verlaufen wird.

Nach ein paar Drinks und einem viel zu intimen Kuss landen sie auf einem Foto, das am nächsten Tag die Runde in den sozialen Medien macht. Prompt werden Tess und Logan als neues Traumpaar gefeiert. Um den Trubel unter Kontrolle zu bringen, schmieden sie einen Plan: Sie sollen so tun, als wären sie wirklich ein Paar.

Was anfangs wie eine einfache Lösung klingt, wird schnell kompliziert. Alte Feindschaften und echte Gefühle kommen ins Spiel, und schon bald müssen Tess und Logan sich fragen, wie lange sie die Fassade aufrechterhalten können – und ob sie das überhaupt noch wollen.

Spannende und knisternde CEO-Erotika über eine Fake-Beziehung mit expliziten Szenen und Happy End.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Kapitel 1
Tess
Logan
Kapitel 2
Tess
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Kapitel 3
Tess
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Kapitel 4
Tess
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Kapitel 5
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Kapitel 6
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Kapitel 7
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Kapitel 9
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Kapitel 19
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Kapitel 20
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Kapitel 21
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Kapitel 22
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Tess
Kapitel 23
Tess
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Kapitel 24
Tess
Logan
Kapitel 25
Tess
Logan
Kapitel 26
Tess
Logan
Epilog
Tess
Danksagung
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1. Auflage, 2025

© 11. April Kitty Harper – alle Rechte vorbehalten.

Lektorat: Lektorat Franziska Schenker

Coverdesign: Dream Design - Cover and Art unter Verwendung der Grafiken 1. AdobeStock_79599007, 2. Depositphotos_67564947_XL, 3. shutterstock_500962780

Bildnachweise: pixabay, depositphotos.com, www.adobestock.com, www.shutterstock.com

Verwendete Schriften: Linux Libertine

 

[email protected]

https://www.kitty-harper.de

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Kapitel 1

Tess

Ich hatte schon bessere Tage, sehr viel bessere. Aber mein Name wäre nicht Tess Blake, wenn ich nicht jeden Stein, den mir das Schicksal vor die Füße wirft, wegkicken würde. Nur heute scheint ein besonders hartnäckiges Exemplar vor mir zu liegen.

»Was zur Hölle ist das?!«

Mein Puls rast.

Mit beiden Händen umklammere ich das Tablet, dass ich es zu zerquetschen drohe, und in meiner Brust formt sich ein Wutknoten epischen Ausmaßes. Der Hulk ist ’nen Scheißdreck gegen mich.

Inmitten des hochmodernen Kongresszentrums ergießt sich ungebremst ein Schwall goldener Schnipsel. Rhythmisch spuckt die riesige Konfettikanone eine Ladung nach der anderen und berieselt mit der funkelnden Pracht Bühne und Zuschauerraum.

So war das nicht geplant.

Überhaupt nicht.

Alles sollte perfekt funktionieren – und bis vor drei Minuten tat es das auch. Jetzt regnet es endlos glitzerndes Chaos und zum Überfluss hat die Technik komplett ihren Dienst quittiert. Und das auf der Firmenpremiere eines neuen Tech-Unternehmens.

Toll.

Absolut großartig.

Nicht.

Mein Handy vibriert, doch ich ignoriere es und wende mich an einen Mann im blauen Overall. »Können wir das irgendwie retten? Die Präsentation startet in zehn Minuten!«

Demonstrativ schauen die Techniker des Veranstaltungsortes in andere Richtungen. Typisch. Wenn’s drauf ankommt, fühlt sich keiner verantwortlich.

Erneut vibriert mein Telefon. Diesmal ziehe ich es aus der Tasche meines Jacketts. Vom Display aus grinst mich Connie an.

Tief durchatmend nehme ich den Anruf an, während ich mir ein Opfer, äh, einen Techniker aussuche und loslaufe. Obwohl in der Veranstaltungshalle angenehme Temperaturen herrschen, ist mir heiß. Der Schweiß steht mir wortwörtlich auf der Stirn und mein Nacken kribbelt angespannt.

»Dein Timing ist perfekt, Con. Was gibt’s?« Mit dem Zeigefinger deute ich auf einen jungen Mann, Anfang zwanzig, der aussieht, als ob er sich nicht allzu sehr wehren würde.

»Och, nichts. Ich wollte dich nur an dein Date heute Abend erinnern. Blind Date. Du weißt schon, die kleine Strafe für das Debakel auf meinem Junggesellinnenabschied …«

Ein lautes Knacken reißt mich aus der Konzentration. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und drehe mich in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.

Einer der Lautsprecher landet mit einem dumpfen Schlag auf der Bühne. Schwarze Plastikteile spritzen über den Boden und ein Techniker hüpft mit einem kurzen Schrei zur Seite.

Das war knapp!

Was zur Hölle …?

»Ich werde einfach so tun, als ob ich es vergessen habe.« Tief atme ich durch und schließe für einen Augenblick die Augen.

Ruhig bleiben.

Nicht ausflippen.

Du kannst das.

»Warum tue ich mir das nur an?« Ich hätte dem Rat meiner Mutter folgen und Kindergärtnerin werden sollen.

Vor meinem inneren Auge sehe ich rotzende Kindernasen, aufgeschlagene Knie und tobende Eltern.

Oh, nein. Dann lieber das Chaos hier. Damit kenne ich mich aus.

»Weil du meine Feier beinahe ruiniert hast und ich es dir bis in alle Ewigkeiten nachtragen werde, wenn du heute Abend nicht zu dem Date erscheinst.« Connies schallendes Lachen klingelt mir in den Ohren.

»Hey, so viel habe ich gar nicht getrunken. Nur ein bisschen über den Durst.« Und anschließend quer über den Tresen gekotzt. Verlegen räuspere ich mich.

»Keine Chance, Tess. Strafe muss sein.« Vor mir sehe ich Connie praktisch grinsen. Fehlen nur noch zwei winzige Teufelshörner, die ihr aus dem Kopf wachsen. »Soll ich dir beim Zurechtmachen helfen? Zufällig weiß ich genau, worauf der Kerl steht, den ich für dich ausgesucht habe.«

Ich verdrehe die Augen. »Nein, ich kann mich allein anziehen. Bin schon groß. Ich werde einfach einen Kartoffelsack überwerfen und –«

»Wag es ja nicht, Anastasia Blake! Wenn du das tust, musst du bei meiner Hochzeit am Kindertisch sitzen.« Connies Stimme überschlägt sich, sodass ich kichern muss. Gleich hyperventiliert sie. »Du darfst meine Hochzeit nicht ruinieren. Das ist der wichtigste Tag in meinem Leben und du bist ein Teil davon. Du –«

»Okay, okay. Werde ich nicht, Liebes. Versprochen. Ich halte mich strikt vom Alkohol fern.« Vielleicht sollte ich mir stattdessen heute Abend die Kante geben. Die Versuchung ist groß. Ich habe keine Zeit für so ein bescheuertes Date und all die Verpflichtungen, die eine Beziehung mit sich bringt.

»Du gehst also hin? Benimmst dich? Bist nett, zuvorkommend und sorgst dafür, dass du wenigstens einmal in deinem Leben mit einer Begleitung erscheinst? Kriegen wir das hin?«

Genervt stöhne ich, aber da Connie wie eine Schwester ist, immer für mich da war, wenn es mir schlecht ging, werde ich mich zusammenreißen. »Dieses eine Mal. Weil mich das schlechte Gewissen umbringt und ich dich lieb habe.« Vor meinen Augen greift ein Mann im blauen Overall nach einem Besen und kehrt das Konfetti zusammen.

Moment.

Auf dem dunkelblauen Teppich sieht der Glitzer irgendwie … edel aus.

»Darf ich jetzt diese Veranstaltung retten? Bitte?«

»Natürlich. Tess wie sie leibt und lebt, immer dabei, die Welt zu retten.«

Mir entweicht ein Kichern. »Ha-ha.«

»Bis später, und denk an den Beweis. Ich will sehen, dass du bei dem Date warst.«

Innerlich verdrehe ich die Augen. »Alles klar.« Dann drücke ich das Gespräch weg und reibe mir die Schläfen.

Okay, Blake. Du hast schon Schlimmeres gemeistert. Das hier kriegst du hin.

Mit langen Schritten durchschreite ich den Raum. Im Vorbeigehen pflücke ich dem Techniker den Besen aus der Hand und steige auf die Bühne.

»Planänderung, Leute«, rufe ich ins Mikro. »Stellt sicher, dass wir die Bühne irgendwie abdecken, und startet die Präsentation auf dem Back-up-Bildschirm.« Ich deute neben mich. »Die Kanone bleibt aus. Und jemand soll sich um die verdammten Lautsprecher kümmern. Fahrt sie alle zurück, bevor der nächste runterkommt!«

Mein Puls rast, doch die Leute befolgen meine Anweisungen wie am Fließband. Emsig wuseln sie durch den Veranstaltungsraum. In weniger als sieben Minuten startet die Show.

Noch bevor die Gäste eintreten, ist das Chaos beseitigt.

»Tess? Das Konfetti?« Einer der Techniker schaut mich fragend an.

»Lass liegen.« Ich hebe die Hände. »Wir improvisieren einfach. Die Gäste werden denken, es gehört dazu.«

Und als die Menschen hereinströmen, bedeckt ein Meer aus glitzerndem Goldstaub den Boden. Fast wirkt es, als hätten wir den Sternenhimmel ausgekippt. Hinter mir erscheint die Präsentation auf dem Back-up-Bildschirm. Das Tablet klemme ich mir unter den Arm, als ich die ersten Glückwünsche für das geniale Design entgegennehme.

Niemand vermutet bei meinem stolzen Lächeln, wie knapp das Event in letzter Sekunde an einem absoluten Desaster und ich an einem Herzinfarkt vorbeischlitterte.

Nicht heute, Chaos.

Logan

Mir raucht der Kopf. Seit geraumer Zeit spüre ich mein Hinterteil nicht mehr und das Innere meines Schädels fühlt sich an, als würde statt eines Gehirns Wackelpudding mir den Kopf ausfüllen. Normalerweise hätte ich eine Pause eingelegt, doch morgen muss ich dieses eine wichtige Meeting abhalten, von dem möglicherweise der Erfolg meiner Firma abhängt.

Die Tür zu meinem Büro wird aufgerissen. Ohne anzuklopfen, selbstverständlich.

»Hey, Logan, du musst mir helfen, Bruder!« Ethan steht in der Tür, wippt auf den Fersen herum, die Hände gefaltet, als ob sein Leben an einem seidenen Faden hinge.

Mit einem Seufzen lehne ich mich in meinem Stuhl zurück. »Was hast du diesmal angestellt?«

»Nichts?« Ethan verschränkt die Hände auf dem Rücken und schlendert in mein Büro. Die Tür ist aus einem Grund geschlossen, doch für meinen Bruder haben solche Hinweise keine Bedeutung.

»Wegen nichts würdest du nicht hier reinplatzen.« Ich strecke mich und verschränke die Finger in meinem Nacken. »Also spuck’s aus. Oder ich lasse mir eine besonders fiese Aufgabe für dich einfallen.«

Die Lider zu Schlitzen verengt, lässt sich Ethan auf einen der beiden Besucherstühle fallen. »Du vergisst, dass ich freiberuflich bei dir arbeite. Wenn ich nicht will, muss ich gar nichts.«

Scharf ziehe ich die Luft ein. »Auch wieder wahr. Also – was hast du ausgefressen?« Erneut strecke ich mich, bis die Wirbel in meinem Rücken einrasten, bevor ich mich vorbeuge und auf der Tischplatte abstütze.

»Mom … hat …« Ethan setzt seine leidende Mich-haben-die-bösen-Jungs-verkloppt-Miene auf.

»Was hat Mom?«

Angestrengt verzieht Ethan das Gesicht und schaut über meiner rechten Schulter aus dem Fenster.

Genervt atme ich aus. »Ethan! Ich habe weder die Zeit noch die Lust, deine Hand zu halten, bis du endlich den Mut aufgebracht hast, mir zu sagen, wo es dich drückt. Dieses Meeting raubt mir jeden Nerv. Also spuck es aus oder lass es bleiben. Dafür habe ich keine Zeit, Herrgott noch mal!«

»Ein Date!«, platzt es aus Ethan heraus. »Mom hat mir ein Date besorgt.«

Geschäftig schiebe ich meine Unterlagen so zusammen, dass die Blätter Kante auf Kante liegen. Den Bleistift lege ich sorgfältig daneben, sodass die Abstände gleich sind. »Wie wunderbar.«

»Logan!«

Bei Ethans Empörung muss ich mir ein Lächeln verkneifen. »Wer ist denn der Glückliche?«

Mein Bruder stößt ein Knurren aus. »Nicht der, die! Die Glückliche!«

»Ich dachte, du stehst nicht auf Frauen.«

Mein Tacker ist verrückt. So was auch. Eilig rücke ich ihn gerade, sodass er im Neunzig-Grad-Winkel an der Unterlage ausgerichtet ist. Dann entdecke ich den Fleck.

Vorhin hat mir Mildred einen Kaffee gebracht und vermutlich die Tasse nicht abgewischt. Ich verziehe das Gesicht. Wie ich es hasse, wenn die Glasplatte dreckig ist.

»Tue ich auch nicht.« Ethan stößt ein leidendes Geräusch aus. »Kannst du bitte aufhören, deinen perfekt organisierten Schreibtisch aufzuräumen, und mir zuhören! Mom hat mir ein Date mit einer Frau organisiert. Mit einer Frau! Kannst du das glauben?«

Der Kleine klingt arg verzweifelt. »Und? Geh halt hin, zeige dich von deiner schlechtesten Seite, dann wird sie dich sofort abservieren und Mom in ihrer App ’nen Korb verpassen.«

Flehend klammert sich Ethan an meinen Schreibtisch. »Kannst du nicht irgendwie ihren Zugang sperren? Ich hab’s langsam satt, ständig zu irgendwelchen Dates zu müssen. Ist es nicht strafbar, sich als jemand anderes auszugeben und für denjenigen Dates zu organisieren? Da steht doch bestimmt irgendetwas in den Nutzungsbedingungen.«

»Bestimmt. Schreib dem Betreiber ’ne Mail.«

»Mach ich, aber bis dahin …«

Unwillkürlich sehe ich auf.

Ethan grinst mich an. Dabei wirkt er, als sei er fünf Jahre alt und hätte seine Finger in der Keksdose. »Könntest du nicht –«

»Nein!« Abwehrend strecke ich die Hände aus. »Kommt überhaupt nicht infrage.«

»Aber ich habe heute Abend schon etwas vor.« Mit einer fließenden Bewegung rutscht Ethan von der Sitzfläche, umrundet meinen Schreibtisch und lehnt sich gegen die Kante. »Mit einem unglaublich heißen Typen. Der hat einen –« Er hält die Hände dreißig Zentimeter auseinander und formt dann ein O.

Oh Gott!

»Hör sofort auf!«

Schallend lacht er. »Würde ich, wenn du für mich zu diesem Date gehst.« Ethan beugt sich vor und macht einen Schmollmund. »Nur noch dieses eine Mal. Bitte!«

Ich spitze die Lippen. »Und dann outest du dich? Erzählst Mom, dass sie bei dir nicht auf Enkelkinder zu hoffen braucht?«

Mitten in der Bewegung erstarrt er. »Noch nicht. Ich … brauche noch Zeit.«

Tief atme ich durch. »Und was habe ich damit zu tun?«

»Du musst sie ablenken.« Flehend sieht er mich an. »Wenn du das Date übernimmst und so tust, als wäre ich … du weißt schon … auf dem richtigen Weg, dann kann ich in Ruhe überlegen, wie ich Mom beibringe, dass ich … na ja …«

Ich kneife die Augen zusammen. »Du willst, dass ich zu dem Date gehe und so tue, als wäre ich du?« Fragend zeige ich auf ihn.

Eifrig nickt Ethan. »Nur heute Abend. Bitte!«

»Du weißt, dass die Frau, wenn ich mit ihr ausgehe, bestimmt auf ein weiteres Date besteht.« Mit einem Grinsen streiche ich mir das Haar zurück. »Sie stehen alle auf mich.«

Ethan rollt mit den Augen. »Dann benimm du dich halt daneben. Das wirst du doch hinkriegen.« Charmant wie immer lächelt er mich an.

Dieser kleine Mistkerl weiß genau, dass ich ihm nichts abschlagen kann. Ich lasse ihn für mich arbeiten, halte ihm den Rücken frei, decke ihn bei Mom. »Irgendwann muss das aufhören, Ethan.«

Und schon hat er gewonnen.

»Nur noch einmal.«

Seufzend betrachte ich meinen Bruder. »Das ist die letzte Ausnahme.«

Vor mir fällt Ethan auf die Knie. »Danke, danke!«

»Ich kann nicht auf ewig deinen Platzhalter spielen.« Spielerisch kralle ich die Finger in sein Haar und ruckle. »Du kleiner Mistkerl.«

Trotzdem strahlt mich Ethan an. »Danke, Mann. Du rettest mir den Arsch.«

Seufzend schüttle ich den Kopf. »Na, hoffentlich ist er es wert.«

Kapitel 2

Tess

»Gott, wie ich das hasse.« Fluchend zupfe ich mir das ultraknappe, in bunten Farben schillernde Cocktailkleidchen zurecht, zerre am Saum, damit es sich nicht über meinem Hintern zusammenrollt. Mit einem kräftigen Ruck ziehe ich daran.

Es ratscht.

Scheiße.

Klopfenden Herzens bleibe ich mitten auf dem Fußgängerüberweg stehen, starre ins Leere. Stoßweise atme ich aus.

»Das ist jetzt nicht wirklich passiert.« Wie ein Mantra bete ich die Worte vor mich hin, schließe die Augen. Mit einem wohlüberlegten Atemzug will ich mich konzentrieren, um –

Huup!

Panisch strauchle ich auf meinen Absätzen, rudere mit den Armen. Im letzten Moment kann ich mich noch abfangen.

Vor mir steht ein silbergrauer Sportwagen, der Motor röhrt auf. Aus dessen Fahrerseite reckt mir ein Kerl mit Sonnenbrille seine Faust entgegen. »Sag mal, willst du da Wurzeln schlagen oder wann bewegst du deinen Arsch endlich auf die andere Seite?«

»Selber Arsch!« Brodelnd vor Zorn stecke ich ihm die Zunge heraus, schiebe mir meine Strandtasche so weit über den Hintern, dass man hoffentlich weder Riss noch Pobacken sehen kann, und stöckle dann hocherhobenen Hauptes weiter.

Natürlich strahlt mich ein fettes Rotlicht von der anderen Straßenseite an. Ist mir aber egal.

Heute ist mir so ziemlich alles egal. Dieses Date muss einfach beschissen werden. Immerhin strenge ich mich richtig an.

»Was bildet der Kerl sich eigentlich ein! So was Unverschämtes. Unerhört!« Ich gebe mir gar nicht erst Mühe, mich zu beruhigen.

Besser, ich bin ordentlich in Fahrt, wenn ich bei dem Date aufschlage. Dann weiß dieser Ethan genau, was ihn erwartet.

Jawohl!

Zielsicher steuere ich Le Sommet an. Dieses edle Restaurant lockt mit hochkarätigen Speisen. Ruf und Ambiente sollen erstklassig sein. Zu schade, dass Ethan es für unser erstes Date ausgewählt hat. Wirklich schade.

Andererseits reizt mich die Vorstellung, diesem schneidigen Milchbubi-Gesicht einen schockierten Ausdruck zu verpassen.

Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, derweil ich mich in die Schlange der Gäste einreihe. Geduldig warte ich, bis ich vor den Kellner trete. Pikiert mustert er meinen Aufzug, als ob ich nicht hierhergehöre. Tue ich auch nicht.

»Sie wünschen, Madame?«, sagt er mit näselnder Stimme.

Am liebsten wäre mir, er würde mich gar nicht erst reinlassen. Aber dann bucht Connie mir das nächste Date. Sollte ich mich anstrengen, damit ich eine Begleitung für ihre Hochzeit habe? Danach könnte ich ihn wieder abservieren.

Ach, Mensch. Es ist zum Haareraufen.

»Ich bin hier mit einem Ethan Kane verabredet.« Leicht neige ich den Kopf zur Seite und schiele ins Innere. Vielleicht ist er schon da? Auf dem Foto wirkte er ganz ansehnlich. Möglicherweise wird der Abend nicht so schlimm.

»Sehr wohl.« Der Kellner betrachtet mich nochmals mit angeekeltem Ausdruck und faselt dann etwas von moderner Mode, bevor er sich herumdreht. »Bitte folgen Sie mir.«

»Moderne … was?« Zweifelnd schaue ich an mir herunter. Ich sehe aus wie ein Papagei im Morgenmantel.

»Ihr Kleid, Madame.« Der Kellner wirft mir einen Blick zu. »Letzte Woche fand in New York die neue Haute-Couture-Präsentation statt. Ich wusste gleich, als ich Sie sah, dass Sie ein Stück von Dior tragen.«

Schockiert schnappe ich nach Luft. »Dior?« Dieser Fummel hat vielleicht zehn Dollar im Schlussverkauf gekostet.

»Natürlich. Tun Sie nicht so, als wollten Sie uns testen. Unser Haus hat eine exklusive Klientel. Selbstverständlich erkenne ich Dior auf den ersten Blick.«

Mir steigt die Hitze ins Gesicht. »Da-anke.« Perplex folge ich ihm, hindurch zwischen Tischen und Stühlen.

Dior? Ist denn das zu fassen?

Goldenes Licht taucht das Innere des Le Sommet in eine anheimelnde Atmosphäre, und ich fühle mich sofort wohl. Der Duft von leckerem Essen erfüllt die Luft, sodass mir genüsslich das Wasser im Mund zusammenläuft.

Kein Wunder, denn meine letzte Mahlzeit bestand nur aus einem Proteinshake, heute Morgen. Dann das Chaos im Kongresszentrum. Essen spielte in den vergangenen Stunden eine untergeordnete Rolle.

Abrupt bleibt der Kellner stehen, und ich lande prompt mit der Nase an seinem breiten Kreuz. Toll.

Mein betreffendes Riechorgan reibend, trete ich einen Schritt zurück. »Warum bleiben Sie denn einfach stehen?«, murmle ich, verziehe das Gesicht. Tränen steigen mir in die Augen und behindern meine Sicht.

»Weil wir da sind. Bitte.«

Verschwommen nehme ich wahr, wie der Mann sich zur Seite dreht und galant den Arm ausstreckt. Seine Fingerspitzen deuten auf einen Stuhl.

»Danke«, nuschle ich und lasse mich auf den Platz gleiten.

Mir gegenüber sitzt ein Schemen. Mehr kann ich nicht erkennen. Breite Schultern, ein Bartschatten, dunkles, volles Haar, grauer Anzug, der auf den ersten Blick nicht zu eng scheint. Er hat die Hände gefaltet und schaut mich an.

»Die Speisekarten, bitte.«

Eine tiefe Stimme rollt mir über den Rücken und hinterlässt ein wohliges Erschaudern, ein Gefühl, welches ich schon seit Jahren nicht mehr verspürt habe und von dem ich geglaubt habe, es nie wieder zu fühlen.

Was zur Hölle ist das?

»Hi.« Langsam lasse ich die Hand sinken. »Sorry, ich kann dich nicht erkennen. Bin eben in den Kellner gerannt.« Meine Nase kribbelt. »Oje!« Heftig muss ich niesen, wodurch meine Augen noch mehr jucken. »Ah!«

»Bitte.« Mir wird ein Tuch gereicht, welches ich ergreife und mir die schmerzende Nase putze.

»Das tut mir wahnsinnig leid. Hoffentlich ist nichts gebrochen.« Probehalber befühle ich meinen Nasenrücken, aber bis auf ein schmerzhaftes Pochen scheint alles intakt zu sein.

»Was ist Ihnen denn passiert?« Über seinen pikierten Tonfall stutze ich.

»Eigentlich nichts.« Mit den Fingern gleite ich an meiner Nase entlang. Schließlich wische ich mir die Tränen von den Wangen und lasse das Tuch sinken. Allmählich klärt sich die Sicht. »Bin nur tollpatschig.« Zwar hatte ich die Situation nicht so geplant, aber das Missgeschick kommt mir gelegen.

»Was Sie nicht sagen.«

Irritiert runzle ich die Stirn. Was?

»Die Speisekarte, bitte.« Der Typ mir gegenüber schlägt seine Karte auf und studiert die erste Seite.

»Ähm, willst du nichts dazu sagen? Oder dich … vorstellen?«

Genervt seufzt er und klappt die Karte zu. Die Hände faltet er auf dem Tisch und fixiert mich mit einem so … verächtlichen Blick, dass ich unwillkürlich meinen Rücken gegen die Lehne drücke.

Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?

»Hör zu, ich will nicht hier sein und Sie offensichtlich genauso wenig.« Abschätzig mustert er meinen Aufzug.

»Wie kommst du denn da drauf?«

Er hebt eine Augenbraue. »Das Kleid? Warum sollten Sie sonst herumlaufen wie ein Paradiesvogel?«

Urplötzlich überkommt mich das Verlangen, mein Kleid zu verteidigen. Egal, ob ich es im Schlussverkauf erstanden habe und es nur ein paar Dollar gekostet hat. Es ist meins, und ich trage es mit Stolz. Genauso gut könnte es von Dior sein.

»Vielleicht, weil ich einer bin?« Schwungvoll klappe ich die Speisekarte auf. Sie rutscht über das seidige Tischtuch und landet dem vorbeigehenden Kellner vor den Füßen. Der strauchelt, kann jedoch sich und die Terrine, welche er auf einem Tablett balanciert, mit einem beherzten Hechtsprung retten.

»Was soll denn das?« Laut schimpfend dreht er sich zu mir um.

»Tschuldigung.« Mit eingezogenem Kopf bücke ich mich nach der Speisekarte und hebe den Kopf. Ethan – oder wie auch immer er heißt – sieht auf mich herab, als sei ich persönlich für das Leid der Welt verantwortlich.

»Ethan?«

Der Typ lacht auf. »Wohl kaum.«

Langsam erhebe ich mich, immer darauf bedacht, den Schlitz über meinem Hintern nicht durch eine unachtsame Bewegung zu vergrößern, und gleite auf meine Seite. Erst jetzt klärt sich endgültig meine Sicht, und ich kann ihn betrachten.

In dem maßgeschneiderten grauen Anzug steckt ein kräftig gebauter Kerl. Sein dunkles Haar ist akkurat zurückgestylt und perfekt geschnitten. Doch was mir besonders auffällt, sind seine Augen. Braun, satt und intensiv mustern sie mich, als ob sie jede Faser meines Körpers abchecken würden.

Irgendwie kommt er mir bekannt vor, aber ich kenne keinen Ethan. Und das scheint auch nicht sein Name zu sein.

»Wie dann?« Mit beiden Händen umschließe ich die Speisekarte, damit sie mir nicht erneut entwischt, und klappe sie auf.

Nicht-Ethan seufzt theatralisch auf. »Mein Bruder. Er ist leider verhindert und hat mich gebeten, an seiner Stelle zu kommen.«

Sein Bruder? Oh, Mann. Von der Sorte laufen zwei herum?

»Und mit wem habe ich dann das Vergnügen?«

Ein Schmunzeln setzt sich in seinem Mundwinkel fest, doch er kann es nicht festhalten. »Kane, Logan Kane.« Er reicht mir die Hand, welche ich automatisch ergreife.

Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

Logan Kane?

Oh. Mein. Gott.

Ganz langsam breitet sich der Schock der Erkenntnis in mir aus.

Wie auf Autopilot schüttle ich seine Hand.

»Und du bist –«

Seinen Wechsel zum persönlichen Du bekomme ich nur am Rande mit. Juckt mich auch überhaupt nicht. Mit diesem Kerl werde ich nicht zu Abend essen, geschweige denn ein Date haben. Nein. Einfach nur nein.

»Nicht interessiert.«

Logan

»Nicht …? Was?«

Bei mir ist noch jede Frau schwach geworden. Nicht, dass ich auf eine Beziehung aus bin, aber das Fahrgestell, das unter diesem Papageienoutfit steckt, scheint ansehnlich, auch wenn es das Mundwerk und ihr Talent für Chaos nicht zu sein scheinen.

»Weil ich dich kenne, du Arschgeige.« Wütend reckt sie das Kinn. »Logan Kane, das ich nicht lache! Von allen Kerlen musst ausgerechnet du mir gegenübersitzen. Aber so nicht. Ich werde einfach gehen und Connie sagen, dass sie sich diese Dating-Geschichte sonst wohin schieben kann.« Zornig stützt sie sich auf der Tischplatte ab. »Scheiß auf das Selfie.«

»Nun warte doch.« Beschwichtigend hebe ich die Hände. »Du scheinst mich offensichtlich zu kennen. Wärst du so gut, mich aufzuklären?«

»Nein. Mit dir will ich absolut nichts zu tun haben. Nie wieder!« Vehement verschränkt sie die Arme vor ihrem bebenden Busen und reckt das Kinn.

»Okay, ich habe offensichtlich etwas getan. Nur leider musst du mir auf die Sprünge helfen, denn ich kann mich absolut nicht an dich erinnern.«

Entrüstet schnaubt sie und wendet mir ihr Profil zu. »Wundert mich nicht. Kerle wie du hinterlassen reihenweise verbrannte Erde.«

In mir staut sich Ärger auf. Wenn ich etwas gar nicht leiden kann, dann im Unklaren gelassen zu werden. »Okay. Willst du mich nicht aufklären?«

»Nein. Ich werde einfach gehen. Absolut lächerlich. Logan Kane, ich glaube, Connie spinnt.« Vor sich hinschimpfend, packt sie ihre Sachen zusammen. Unvermittelt hält sie inne. Ganz langsam neigt sie ihren Kopf in meine Richtung und verzieht den Mund. »Ich brauche nur eine Kleinigkeit von dir?«

»Ach?« Entgegen meinem Ärger amüsiert mich ihre Reaktion. »Von mir? Was könntest du schon von mir wollen?« Genüsslich lehne ich mich zurück.

»Ein Foto?« Mit klimpernden Wimpern stützt sie sich auf ihre gefalteten Hände und lächelt mich an, sodass ich auflachen muss.

»Vergiss es. Wenn du mir nicht sagen willst, woher wir uns kennen, mache ich ganz bestimmt kein Foto von dir.« Energisch öffne ich die Speisekarte. »Außerdem habe ich Hunger. Also nerv mich nicht.« Interessiert lese ich die Einträge. »Ich will genauso wenig hier sein wie du.«

Ein Knurren von der anderen Tischseite lässt mich aufhorchen. Offensichtlich ergeht es ihr ähnlich.

»Nicht von mir. Von uns. Als Beweis, dass ich hier war und wir uns nett unterhalten haben.« Sie beugt sich über den Tisch. Ihr üppiges Dekolleté schwingt gefährlich in meine Blickrichtung.

Oh, fuck.

»Bitte? Dann bin ich auch schon verschwunden und du kannst in aller Ruhe essen.«

»Nope.« Vehement schüttle ich den Kopf. »Ich esse, und du erzählst mir, woher wir uns kennen. Dann könnte ich mich eventuell für ein Foto zur Verfügung stellen.«

»Aber du bist es mir schuldig.« Energisch reckt sie das Kinn.

»Wieso?« Aus dem Augenwinkel beobachte ich sie, während ich versuche, die Speisekarte zu lesen.

Kein leichtes Unterfangen, aber ich bin zu neugierig. An eine Frau wie sie würde ich mich erinnern. Trotz dieses scheußlichen Kleides steckt eine atemberaubende Figur unter dem Stoff. Sinnliche Beine, ein fein geschnittenes Gesicht, wunderschöne braune Augen und langes, glattes Haar.

Und Brüste. Himmel.

Eine leidenschaftliche Schönheit, die ich zu gern anpacken würde – wenn sie den Mund hält.

Fürs Bett hat sie sich bereits disqualifiziert.

Entrüstet schnaubt sie.

»Okay.« Energisch klappe ich die Speisekarte zu. »Offensichtlich habe ich in der Vergangenheit irgendetwas getan, womit ich mir deinen Unmut zugezogen habe?«

»Darauf kannst du Gift nehmen.«

Leicht beuge ich mich vor. »Und du willst mir nicht sagen, warum?«

»Nein.«

»Okay, können wir –«

In diesem Augenblick tritt der Kellner an unseren Tisch. »Haben die Herrschaften bereits gewählt?« Mit gezücktem Stift schaut er aufmerksam von meinem Date – wobei man diese Frau wohl kaum als angenehme Gesellschaft bezeichnen kann – zu mir.

»Nein, ich werde nicht –«

»Ja, wir nehmen zweimal das Steak mit grünen Bohnen und Rosmarin-Kartoffeln. Wählen Sie bitte für uns den passenden Wein aus. Danke.« Mit diesen Worten reiche ich die Speisekarte an den Kellner weiter.

Meine Begleitung klappt der Mund auf. Fassungslos starrt sie mich an, während der Kellner die Karte vom Tisch klaubt und davonrauscht.

Lächelnd falte ich die Hände. »Was?«

»D-du kannst nicht einfach für mich bestellen.« Sie verzieht die Lippen zu einem süßen Schmollmund. »Ich habe nicht vor, mit dir zu essen.«

»Doch, denn du hast Hunger.«

»A-aber …«

»Hör zu, wir können uns darauf einigen, dass das kein Date ist, okay? Wir sind einfach zwei Fremde, die miteinander essen.«

»Du bist kein Fremder für mich. Ich kenne dich.« Angriffslustig funkelt sie mich an. Gleich wird sie wieder auf mich losgehen.

Abwehrend hebe ich die Hände. »Aber für mich bist du eine, solange du mich nicht aufklärst.« Entwaffnend lächle ich sie an. »Lass mich dir als Wiedergutmachung ein Essen spendieren und dann überlege ich mir, ob ich dir dein Beweisfoto gebe.«

Mit zu Schlitzen verengten Lidern mustert sie mich.

Gott, diese Frau scheint eine ordentliche Portion Temperament zu haben, das ich gern zähmen würde. Andererseits verspricht ihr Wesen eine Menge Ärger. Für meinen Geschmack eindeutig zu viel.

Ich rechne nicht mehr mit einer Antwort, als sie ein »Okay« von sich gibt.

»Aber du wirst mir das Selfie geben, Logan Kane. Versprich es mir.«

»Erst wenn ich deinen Namen kenne und weiß, warum du so wütend bist.« Genüsslich entfalte ich die Serviette und lege sie mir auf den Schoß. Dieser Abend scheint zumindest interessant zu werden.

Mein Gegenüber atmet tief ein. »Meinetwegen.«

Kapitel 3

Tess

»Vor zwei Jahren hast du mich verklagt – oder besser gesagt, die Firma, für die ich arbeite.«

Mit verschränkten Armen sitzt mir Logan Kane gegenüber und mustert mich abwartend.

»Weiter.« Auffordernd hebt er die Hand. »Ich habe so einige Firmen verklagt, du musst schon genauer werden, weil ich –«

»Ein schrecklicher Typ bin ich.« Ich beuge mich ihm entgegen und funkle ihn an. »Infinite Events. Ich bin –«

»Tess Blake.« Sämtliche Farbe weicht ihm aus dem Gesicht.

Ich nicke. »Jawohl!« Mir brennen die Augen. Die Erinnerung schneidet schmerzhaft in meine Selbstachtung. »Ich habe alles dafür getan, dass dein Event trotz all der Probleme rundlief, und so war es auch. Trotzdem hast du uns verklagt und die Rechnung gedrückt.«

Mein Gegenüber nickt gewichtig. »Das ist das übliche Geschäftsgebaren. Ihr seid den im Vertrag festgehaltenen Verpflichtungen nicht vollumfänglich nachgekommen. Ich sah mich dazu in der Lage, die Kosten zu reduzieren. Also habe ich das getan.«

Ich schnaube. »Und damit beinahe den Ruin einer Firma herbeigeführt.«

»Du hast deinen Job nicht erledigt. So ist das Business. Nur wer gute Arbeit leistet, erhält auch den vollen Lohn.«

»Ich habe gute Arbeit geleistet, mir den Hintern aufgerissen, damit deine Präsentation das bestmögliche Umfeld erhält. Die Location war scheiße, aber du hast ja darauf bestanden.«

»Wir haben nie persönlich miteinander zu tun gehabt, oder?«

Mir klappt der Mund auf. Mit einiger Verzögerung schließe ich ihn wieder. »Nein, du hast mit meiner Chefin zusammengearbeitet. Ich war damals noch nicht mit der Projektleitung betraut. Aber ich war dabei. Auch wenn du mich nicht wahrgenommen hast, ich habe dich gesehen. Wie du durch die Tische stolziert bist, herumgemäkelt und alles madiggemacht hast. Als würdest du unsere Arbeit gar nicht schätzen.« Ich funkle ihn an. »Danach habe ich mich umgehört. Das ist deine Masche. Du zeterst und meckerst, wo es nur geht, um dann den Rechnungsbetrag zu drücken. Und wer sich nicht darauf einlässt, wird vor Gericht gezerrt.«

Nun ist er an der Reihe, mich fassungslos anzustarren. Doch der Moment vergeht so schnell, wie er gekommen ist. »Das stimmt überhaupt nicht. Du verwechselst Sorgfalt mit durchtriebenen Machenschaften.«

»Ach nein? Wann hast du jemals eine Rechnung einfach so akzeptiert?« Herausfordernd beuge ich mich vor.

»Immer, ständig. Bei jeder Gelegenheit.« Demonstrativ verschränkt er die Arme. »Wie hier zum Beispiel. Ich werde die Rechnung für unser Essen ohne zu murren bezahlen, denn ich halte mich an Absprachen. Deine Firma hat das nicht getan, und daher sah ich es als gegeben, nicht den vereinbarten Preis zu bezahlen.«

Mir entweicht ein leises Knurren.

Verblüffung huscht über Logans Miene. »Du knurrst mich an?«

»Nein, ich bringe meinen Unwillen zum Ausdruck.« Verstimmt drehe ich den Kopf weg. »Ehrlich, deine Klage hätte fast die Firma ruiniert. Wir haben nur mit viel Anstrengung überlebt.«

»Gut so. Nur wer sich anstrengt, besteht am Markt. Das Business hat keinen Platz für Schwächlinge.«

Entrüstet wirble ich herum. »So? Und was machst du hier? Gehst für deinen Bruder zu einem Date? Beschützt du ihn da nicht? Hältst ihm den Rücken frei?«

»Familie ist etwas anderes.« Die Lippen zusammengepresst, gibt er einen unwilligen Laut von sich. »Aber du hast recht. Er sollte selbst zu seinen Dates gehen. Doch heute Abend hatte er einen anderen Termin, der wichtiger war.«

»Wichtiger als ich?«

Eigentlich bin ich nie zickig, und auf dieses Date habe ich erst recht keine Lust, aber irgendetwas reizt mich an diesem Mann. Ich will ihn schockieren und ihm dieses selbstverliebte Lächeln aus dem Gesicht wischen – doch dazu muss es erst einmal wieder auftauchen.

»Mach dich nicht lächerlich, Tess. Du wolltest genauso wenig hier sein.«

Mein Mundwinkel hebt sich. Dagegen kann ich gar nichts tun. Irgendwie gefällt mir seine Ehrlichkeit. »Du auch nicht.«

»Fein.«

Wie zwei Kontrahenten starren wir uns über den Tisch hinweg an. Fehlt nur noch melodische Geigenmusik. Stattdessen stört der Kellner unseren sich seltsam vertraut anfühlenden Streit und platziert ungefragt vor jedem von uns einen Teller.

»Ihr Steak, Sir.«

Es kostet mich alles an Selbstbeherrschung, was ich aufbringen kann, nicht den Blickkontakt zu brechen.

Nein, ich werde nicht runterschauen.

Köstlicher Geruch nach frisch gebratenem Fleisch von hervorragender Qualität steigt mir in die Nase, gepaart mit dem herben Aroma der Rosmarinkartoffeln und einer würzigen Specknote. Mein Magen knurrt.

Verdammt.

Ein wissendes Lächeln umspielt Logans Lippen, während der Kellner uns Rotwein eingießt. »Und, meine Liebe? Wollen wir essen? Oder bestehst du darauf, diesen Schlagabtausch fortzuführen?«

Mein Magen knurrt. Kurz verenge ich die Augen, bevor ich nach dem langstieligen Rotweinglas greife und es anhebe.

»Nach dem Essen.«

Logan nickt zufrieden. »Nach dem Essen.«

Mit einem Pling stoßen wir an.

Logan

So schlecht, finde ich, läuft das Date nicht.

Okay, wir sitzen uns schweigend gegenüber, aber wir haben beide Hunger, also essen wir. Zumindest muss ich sie nicht mehr davon überzeugen, den Mund zu halten. Die Ruhe ist göttlich.

Genüsslich schneide ich mein perfekt gegartes Steak. Das Fleisch zergeht mir auf der Zunge und verbindet sich mit der Kräuterbutter zu einer ekstatischen Geschmacksexplosion. Beseelt schließe ich die Augen und genieße. Fast scheint es, als könnte dieser Abend ein Erfolg werden.

Bezogen auf das Essen. Mehr braucht es nicht.

»Weißt du, ich finde, CEOs werden überbewertet.«

Abrupt reiße ich die Augen auf.

Tess deutet mit dem Messer auf mich und kaut.

»W-wieso?«

»Du sitzt den ganzen Tag in deinem schicken Büro, kommandierst Leute herum, mäkelst, denkst, die Welt dreht sich nur um dich und deine Firma. Dabei merkst du nicht einmal, wenn du nach einem Meeting den Raum verlässt, dass es jetzt erst produktiv wird.« Zufrieden nickt Tess und macht sich wieder über den kläglichen Rest ihres Steaks her.

Wow. Wie schnell kann die Frau futtern?

Offensichtlich hatte da jemand Hunger. Selbst von den Kartoffeln und den Bohnen ist nur noch ein kümmerliches Häufchen übrig.

Warum schlingt sie denn so? Hat sie keine Ahnung, was das Steak hier kostet? Das sollte sie genießen.

»So denkst du also über meinen Job? Ehrlich, du weißt rein gar nichts.« Energisch zerteile ich mein Fleisch. »Ich treffe Entscheidungen, die über die Zukunft ganzer Branchen bestimmen. Welche Technologie wird entwickelt? Wo investiere ich die Zeit meiner Mitarbeiter? Wie viele Gelder stecke ich in welches Projekt? Das sind Strategien, von denen du nicht mal den Hauch einer Ahnung hast.« Schwungvoll befördere ich mir ein Stück Fleisch in den Mund und kaue darauf herum. Irgendwie schmeckt es fad.

»Hast du jemals etwas mit deinen Händen geschaffen? Richtig gearbeitet?«

»Mehr als du, Partymaus.«

Ihre Augen weiten sich. »Wie bitte?«

»Event-Management. Was soll das sein? Du organisierst ein paar Plastikbecher, rufst ein paar Veranstaltungsorte an und bestellst Getränke.« Herausfordernd beuge ich mich vor. »Und wenn’s schiefgeht, heulst du rum, dass man dich zur Verantwortung zieht. Denn nichts anderes war meine Klage.«

Langsam lässt sie das Besteck sinken und deutet mit einem Finger zwischen uns hin und her. »Weißt du was? Ich glaube, wir beide passen ganz und gar nicht zusammen. Unsere Vorstellungen von Arbeit und dem echten Leben klaffen so weit auseinander, dass ich das Date an dieser Stelle beenden möchte.« Ihr entweicht ein kleines Schnauben, was sie für einen winzigen Augenblick absolut niedlich erscheinen lässt.

Doch ich stimme ihr zu. Wir passen nicht zueinander, und zu meinem Bruder passt sie gar nicht. Ihr energisches und selbstverliebtes Auftreten würde ihn total einschüchtern.

»Ich stimme dir zu.«

Verwundert hebt sie eine Augenbraue. »Tatsächlich?«

»Ja. Wir haben gegessen, uns unterhalten.«

»Wenn auch nicht nett.«

»Aber wir waren beide hier.«

»Und nur darauf kommt es an.«

Einträchtig nicken wir einander zu. Vielsagend deute ich auf den Rest, der sich noch in ihrem Weinglas befindet. »Austrinken. Der Wein kostet ein Vermögen, und ich bin nicht bereit, auch nur einen Tropfen zu vergeuden.«

Mein Gegenüber rollt mit den Augen, greift aber gehorsam zum Glas.

Na sieh an.

Sie kann doch machen, was man ihr sagt.

»Wenn auch nicht meine Gesellschaft, so hoffe ich, dass du wenigstens das Essen genossen hast.« Sanft stelle ich das Glas zurück und beuge mich leicht vor. Nur noch einen kurzen Blick in ihren Ausschnitt. Die schillernde Farbenpracht des Kleides schmerzt in den Augen, aber dieser verführerische Schlitz erzeugt bei mir den Wunsch, meine Zunge zwischen ihren Brüsten hindurchgleiten zu lassen. Außerdem werde ich sie vermutlich nie wiedersehen. Da kann ich mir diesen kleinen Ausrutscher leisten.

»Es ging.« Tess rafft ihre Tasche samt Mantel von der Bank und manövriert ihr Hinterteil von der Sitzfläche. Umständlich richtet sie sich den Po voran auf, streicht sich eine Strähne aus der Stirn und strauchelt.

»Oho!« Heftig rudert sie mit den Armen und droht, das Gleichgewicht zu verlieren.

Auch wenn ich der Frau absolut nichts abgewinnen kann, so steckt in mir ein Gentleman. Einer Dame in Not muss ich zu Hilfe eilen.

Schnell springe ich auf und bekomme rechtzeitig einen ihrer rudernden Arme zu fassen, ziehe sie an mich. Als zusätzliche Stütze platziere ich meine Hand kurz über ihrem Po. Niemand soll sagen, Logan Kane sei ein Grapscher, mag der Hintern auch noch so verführerisch sein.

»Da-danke.« Mit der Hand auf meinem Hemd schaut Tess zu mir auf. Ihre Wangen ziert ein leichter Rotton, und ihr Busen drückt sich bebend gegen meine Brust, wodurch die Brüste zusammengedrückt werden und aus ihren Körbchen zu quellen drohen.

Ja, bitte.

Scharf ziehe ich die Luft ein und presse sie noch ein klein wenig mehr gegen mich.

»Alles okay?« Mit meinen Fingern umschließe ich ihre und übe leichten Druck aus.

»Ja, ja. Danke.« Ein Lächeln huscht über ihre Lippen.

»Wäre das ein echtes Date, Tess, würde ich dich jetzt küssen.« Nur um ihr zu zeigen, was sein könnte, neige ich den Kopf zur Seite und beuge mich vor.

Sie hüstelt. »Oh, der Wein steigt dir aber zu Kopf.« Ihr Atem streift meine Lippen. Weder weicht sie zurück, noch verpasst sie mir eine Ohrfeige.

Das sollte ich als gutes Zeichen deuten, doch da das kein Date ist und ich absolut nicht auf eine sexuelle Erfahrung mit dieser Frau aus bin, ziehe ich mich zurück und grinse.

»Dir ebenso. Wie gut, dass ich mich im Griff habe.«

Atemlos legt sie sich die Hand auf die Brust. Huscht da ein Hauch Bedauern über ihre Züge? Wäre sie etwa gern geküsst worden? Von mir? Unmöglich, ich muss mich täuschen.

»Aber wo wir uns so nah sind, können wir die Gelegenheit auch für dein Selfie nutzen, oder?«

Tess fächelt sich Luft zu. »Das ist keine schlechte Idee.« Sie greift in ihre Tasche und holt ihr Smartphone hervor. »Genug Alkohol für etwas Tuchfühlung haben wir zumindest im Blut.« Geschickt entsperrt sie ihr Telefon und wählt die entsprechende Foto-App.

Während sie beschäftigt ist, trete ich hinter sie, lege meine Hand auf ihren Bauch und ziehe sie an mich.

In meinen Armen erstarrt sie. »Was tust du da?«

»Na ein ordentliches Selfie produzieren. Du willst doch sicher vor deiner Freundin angeben?« Zügig platziere ich mein Kinn auf ihrer Schulter und drücke meine Wange gegen ihre. »Mach cheese!«

Der Wein ist mir eindeutig zu Kopf gestiegen, aber irgendwas hat diese Frau an sich, dass meine Hemmungen sich in Rauch auflösen.

»A-aber so dicht?«

Ich zucke mit den Schultern und drehe den Kopf. »Ich kann dir auch einen Kuss auf die Wange drücken.« Leicht fletsche ich die Zähne und gebe ein Knurren von mir, während meine Lippen ihre Haut streifen.

Oh, wow, fühlt sie sich weich an. So zart, dass mir die Erregung prompt unter die Gürtellinie rutscht. In mir erwächst das Bedürfnis, meine Nase über die Wange zu streichen, tief zu inhalieren. Wie sie wohl zwischen den Schenkeln riecht, wie sie schmeckt?

Scheiße.

Hastig will ich zurückweichen, doch in diesem Augenblick klickt die Kamera. Mit den Lippen auf ihrer Wange erstarre ich.

Meine Augen weiten sich, ich lasse sie los und trete eilig zurück.

»Fertig.« Zufrieden betrachtet sie das Foto, dreht sich und hält mir das Display ihres Smartphones unter die Nase. »Sieht fast so aus, als ob wir Spaß gehabt hätten, oder?«

Scharf ziehe ich die Luft ein.

So ein Foto habe ich das letzte Mal als Teenager gemacht, doch ich wirke so, als ob mir der Abend Spaß gemacht hätte. Nun ja.

»Ganz brauchbar. Und was passiert jetzt mit dem Bild? In gewissen Kreisen kennt man mein Gesicht, und ich würde es sehr begrüßen, wenn du mit dem Bild nicht hausieren gehst, sonst –«

Lässig winkt sie ab. »Sonst wirst du mich verklagen. Schon klar.« Sie tippt auf ihrem Display herum, wobei sie die Lippen bewegt. »Ich muss das nur Connie schicken, sonst glaubt die mir nicht, dass ich da war. Damit ist zumindest meine Schuldigkeit getan.«

Interessiert hebe ich das Kinn. »Was hast du denn verbrochen?«

»Das geht dich rein gar nichts an.« Nachdem sie das Gerät sinken gelassen hat, schenkt sie mir einen abschätzigen Gesichtsausdruck. »Immerhin bist du dafür verantwortlich, dass ich fast meinen Job verloren habe.«

»Aber eben nur fast. Stell dich nicht so an.« Unter meiner Gürtellinie pocht es eifrig, und ich bin äußerst dankbar für die Tischplatte. Galant deute ich auf ihren Platz. »Dessert?« Vielleicht dich?

Sie verdreht die Augen. »Denk nicht mal dran. Aber vielen Dank dafür.« Mit dem Smartphone wedelt sie. »Ich werd dann mal gehen.«

Wirklich?, will ich sagen. Tatsächlich spiele ich mit dem Gedanken, ihr einen One-Night-Stand vorzuschlagen, aber diese Frau hasst mich – und das macht es besonders reizvoll.

Doch ich weiß mich trotz Alkohol zu benehmen.

»Schade, aber ich kann’s verstehen. Du hasst mich.« Die Enttäuschung zucke ich weg.

»Jep. Man sieht sich.« Ein boshaftes Lächeln umspielt ihre Lippen. »Nicht.«

»Ganz meinerseits.«

Mit einer fließenden Bewegung wirft sich Tess die Tasche über die Schulter und schiebt den Arm unter ihren Mantel.

»Soll ich?« Fragend deute ich auf das betreffende Kleidungsstück.

»Nein, danke. Tschüss und auf Nimmerwiedersehen!« Schwungvoll dreht sie mir ihre Kehrseite zu.

Ich erstarre.

Quer über ihrem Hintern verläuft ein Riss epischen Ausmaßes, der nicht nur eine, sondern zwei Pobacken und den Hauch eines Strings entblößt. Ihr kompletter Arsch liegt praktisch frei, welchen ich gerade eben vor meinem Schwanz hatte. Ich hätte nicht mal das Kleid hochschieben müssen, um mich in ihr zu versenken.

Und so läuft sie draußen herum?

Das kann nicht gewollt sein.

Wie manisch kleben meine Augen auf diesem köstlichen Stück Haut. Geistig abwesend hebe ich die Hand, während mein Kopfkino auf Hochtouren läuft. Doch bevor ich Tess auf den ungewollten Einblick hinweisen kann, ist sie bereits zur Tür hinaus verschwunden und lässt mich mit pochendem Ständer zurück.

Toll.

Kapitel 4

Tess

»Wie war es? Ich will alles wissen.«

Das Telefon unter dem Kinn eingeklemmt, schäle ich mich aus dem Papageienkleid. Zumindest ist das der Plan, doch meine Pobacken stecken im Schlitz fest. Toll.

»Absolut fürchterlich!« Mit einer Hand ziehe ich mir den bunten Stoff über die Schulter, schlüpfe aus dem Ärmel und zerre energisch an der anderen Seite. Dann wackle ich mit den Hüften und zupfe am Saum, bis das Material endlich nachgibt. Was vom Kleid übrig ist, taugt nur noch als farbenfroher Putzlappen.

»Ach was. Ihr saht doch glücklich aus auf dem Foto.«

»Da spricht nur der Alkohol aus uns.« Mit spitzen Fingern nehme ich das Kleid bei den Trägern und drehe es. Auf der Hinterseite prangt ein riesiger Schlitz.

Und so bin ich durch das halbe Restaurant gelaufen?

Erst draußen fiel mir der Riss wieder ein.

Puh, das war typisch für mich. Hocherhobenen Hauptes und voller Überzeugung ins nächste Fettnäpfchen stolpern? Kann ich.

Dieses Kleid zumindest ist ein Fall für die Tonne. Hastig knülle ich es zusammen, lasse das Bündel fallen und will es Richtung Schlafzimmertür kicken, doch der Alkohol beeinträchtigt meine Standfestigkeit, sodass ich mich bei der Drehung verrechne und diesen Pseudo-Dior-Fetzen unters Bett befördere.

Na toll.

Das habe ich dann wohl verdient.

»Und? Wo bist du jetzt?« Connie klingt viel zu fröhlich für diese Uhrzeit. Der süffisante Unterton gefällt mir überhaupt nicht.

Ich lasse mich auf die Knie sinken und riskiere einen Blick. Der Fetzen hat eine ordentliche Schleifspur Staub und Flusen mitgenommen und grinst mich fett vom Kopfende aus an. Da komm ich nie ran.

»Unterm Bett, na ja. Nicht ganz. Eher davor.«

Aus dem Telefon schlägt mir Stille entgegen. Ich kann Connie förmlich nachdenken hören. »Und wie kann man Sex vorm Bett haben? Oh, warte, ich hab’s. Er hat dich von hinten genommen und –«

»Niemand hat irgendwen genommen!« Empört rapple ich mich auf und schlage mir mit voller Wucht den Hinterkopf an. »Au!« Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht, robbe zurück und hocke mich hin.

Connie kichert.

»Ich werde wohl kaum mit dem größten Arsch der Stadt schlafen. So verzweifelt bin ich nicht, dass ich Logan Kane ficke.«

»Logan Kane?«

Dann bemerke ich meinen Fehler.

»Hör auf, Connie. Fang gar nicht erst an, ihn zu googeln.« Es ist sinnlos, ihr irgendetwas verbieten zu wollen. Wenn die Frau etwas will, dann macht sie es. So einfach ist das.

»Soweit ich weiß, hieß dein Date Ethan Kane.«

Mit dem Hintern sinke ich aufs Bett und lasse mich zur Seite fallen, reibe mir den Hinterkopf. »Sein Bruder. Ethan war verhindert, also ist er gekommen.«

»Gekommen ist niemand.« Erneut kichert sie. »Aber hey, der sieht gut aus. Wieso hattet ihr keinen Sex?«

Genervt schließe ich die Augen. »Weil er ein Arsch ist? Der Arsch, der Bianca verklagt hat?«

»Oh.«

»Ja, oh. Du hast mir ein Date mit dem größten Wichtigtuer der Stadt verschafft, der nicht davor zurückschreckt, kleine Eventagenturen zu verklagen, weil die Tischtücher die falsche Farbe haben.

---ENDE DER LESEPROBE---