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Tiara Donovan führt ein Leben in ständiger Angst. Nicht nur, dass sie mit einem gewalttätigen Mann verlobt ist, der ihr das Dasein zur Hölle macht, jemand trachtet ihr auch noch nach dem Leben. Als Louis Bane als ihr Leibwächter eingestellt wird, fühlt sie sich sofort zu ihm hingezogen. Sie versucht, ihm aus dem Weg zu gehen und unnahbar zu sein, doch schon bald durchdringt Louis die bröckelnde Fassade der jungen Frau und die beiden geben dem Verlangen nach. Mit der Zeit gewinnt Louis Tias Vertrauen, obwohl er vor ihr verbirgt, was er wirklich im Schilde führt. Kann er seinen wahren Auftrag erfüllen, wenn seine Zielperson sich langsam in sein Herz schleicht?
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Copyright © 2019 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S.B. Zimmer
Satz & Layout © Julia Dahl
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art
Angelwing Verlag / Paul Dahl
6 Rue Saint Joseph
57720 Obergailbach
Frankreich
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Alle Markennamen, Firmen sowie Warenzeichen gehören den jeweiligen Copyrightinhabern.
Tiara Donovan führt ein Leben in ständiger Angst. Nicht nur, dass sie mit einem gewalttätigen Mann verlobt ist, der ihr das Dasein zur Hölle macht, jemand trachtet ihr auch noch nach dem Leben. Als Louis Bane als ihr Leibwächter eingestellt wird, fühlt sie sich sofort zu ihm hingezogen. Sie versucht, ihm aus dem Weg zu gehen und unnahbar zu sein, doch schon bald durchdringt Louis die bröckelnde Fassade der jungen Frau und die beiden geben dem Verlangen nach. Mit der Zeit gewinnt Louis Tias Vertrauen, obwohl er vor ihr verbirgt, was er wirklich im Schilde führt.
Kann er seinen wahren Auftrag erfüllen, wenn seine Zielperson sich langsam in sein Herz schleicht?
1. Tiara
2. Louis
3. Tiara
4. Louis
5. Tiara
6. Louis
7. Tiara
8. Louis
9. Tiara
10. Louis
11. Tiara
12. Louis
13. Tiara
14. Louis
15. Tiara
16. Louis
17. Tiara
18. Louis
19. Tiara
20. Louis
21. Tiara
22. Louis
23. Tiara
24. Louis
25. Tiara
26. Louis
27. Tiara
28. Louis
29. Tiara
30. Louis
31. Tiara
32. Louis
33. Tiara
34. Louis
Danksagung
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Es gab Tage, an denen wollte ich nicht einmal mein Bett verlassen, aber es musste sein, damit er nicht wütend wurde. Mein Freund, mein Liebhaber, mein Peiniger. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um ihn endlich zu verlassen. Er hatte mich schon mehrere Male gefunden und zurückgeholt. Ihm war schlichtweg egal, dass ich mich aus dieser Beziehung befreien wollte.
»Tia!«, rief er und ich rutschte unfreiwillig aus dem Bett.
Mein Körper schmerzte, seit er sich zuletzt an mir ausgetobt hatte. Zahlreiche Hämatome befanden sich auf meinen Armen, meinen Beinen und meinem Oberkörper. Als ich letztes Jahr schwanger wurde, prügelte er sogar das Kind aus meinem Leib, weil er keines wollte. Ich litt immer noch unter dem Verlust, aber wollte vor ihm keine Schwäche zeigen. Ich schrie nicht mehr, wenn er sich an mir verging, weinte nicht – ich war innerlich tot, gebrochen, vollkommen zerstört.
»Hier bin ich«, sagte ich leise, als ich das Esszimmer betrat, und band den Morgenmantel zu. Vor seinen Leuten, die an der Tür zum Flur und jener zur Küche standen, wollte ich meine Verletzungen nicht zeigen.
»Warum hat das so lange gedauert?«
Ich holte tief Luft. »Ich lag noch im Bett, es tut mir leid.«
»Das sehe ich. Was sagte ich dazu, im Morgenmantel an den Esstisch zu kommen?«, fragte er streng.
Nervös knetete ich meine Hände, dabei senkte ich den Blick. »Dass ich es nicht tun soll.«
Ryker schnaubte. »Setz dich, ich habe keine Lust, noch länger auf dich zu warten, weil du meinst, noch mal ins Schlafzimmer laufen zu müssen.«
Widerwillig nahm ich neben dem Kopf der Tafel Platz, an der er thronte.
»Ich werde in den nächsten Wochen im Ausland sein. Ich will, dass du in Sicherheit bist, deshalb habe ich einen Bodyguard für dich engagiert.«
Überrascht hob ich den Blick. »W-warum?« Vor allem war er der Einzige, von dem eine Gefahr ausging, und ich glaubte, keinen Leibwächter zu brauchen.
»Weil du neulich überfallen wurdest und es sich nicht wiederholen soll. Mr. Bane wird auf dich aufpassen.« Er räusperte sich und rief nach ihm.
Ein großer Kerl, der mehr Muskeln hatte, als ich je zuvor in meinem Leben gesehen hatte, betrat das Esszimmer. »Guten Morgen, Mr. Patricks, Ms. Donovan.« Er sah mich genauso finster an, wie Ryker es tat.
Ich nickte ihm zu, dann konzentrierte ich mich wieder auf Ryker.
»Das ist Louis Bane, er wird dein Leibwächter sein.« Ryker sah mich finster an. »Ich hoffe, er wird mir nichts Verwerfliches melden.«
Hektisch schüttelte ich den Kopf. »Keine Sorge, ich werde dir keinen Grund liefern, wütend auf mich zu sein.«
Er nickte. »Gut, dann gebe ich ihm seine Instruktionen und du ziehst dir gefälligst etwas an.«
»Ja, Ryker«, erwiderte ich kleinlaut, erhob mich und verließ fluchtartig das Esszimmer. Ich wollte ihm möglichst schnell aus dem Weg gehen, denn seine Laune verhieß nichts Gutes.
Ich betrat das Schlafzimmer, holte eilig ein Kleid aus dem Schrank, ebenso saubere Unterwäsche und Strümpfe, dann lief ich in das Bad, das an meinen Raum angrenzte.
Eine halbe Stunde später war ich fertig. Ich hatte Make-up aufgelegt, meine Haare geföhnt und frisiert und mich angezogen. Ich fühlte mich verkleidet, aber Ryker verbot mir, Jeans und Shirts zu tragen. Er war der Meinung, dass eine Frau nur Röcke, Kleider und Blusen, vielleicht mal Tuniken trug. Jedoch durfte ich nichts anderes als Kleider anziehen. Bloß zum Sport erlaubte er mir Hosen und T-Shirts, die nicht einmal figurbetont sein durften, denn ich könnte ja jemandem gefallen. Meine Freundinnen hatte ich seinetwegen verloren. Der Mistkerl hatte mich von San Francisco nach Chicago gelockt, um dort das ganz große Glück zu erfahren, aber ich bekam die Hölle auf Erden. Im Gegensatz zu mir hatte er alles. Geld, Autos, Immobilien. Ich wollte damals als Model arbeiten, hatte sogar einige Aufträge, bis es zu einem Bademodenshooting kam, das er gesprengt hatte. Ryker machte eine derart furchtbare Szene, dass mich niemand mehr buchen wollte. Damit war meine Modelkarriere beendet. Heute musste man sich viel zu viel Mühe geben, meine blauen Flecken zu überschminken oder zu retuschieren, sodass ich in der Branche sicher nicht noch einmal Fuß fassen könnte.
Nein, ich wollte nicht mehr als Model arbeiten, bloß sehnte ich mich nach mehr Freiheiten. Ich durfte nicht allein aus dem Haus, wenn doch, musste ich mich in regelmäßigen Abständen von dreißig Minuten bei ihm melden, und ich durfte kein Geld ausgeben, außer er hatte es mir erlaubt. Es war ein furchtbares Leben, in das ich eingesperrt war. Gab ich Widerworte oder wurde seiner Meinung nach frech, setzte es Prügel.
»Tiara!«, donnerte es durch das Haus.
Sofort zog ich den Kopf ein. Es war zu einem Reflex geworden. Ich verließ das Bad, in dem ich mich noch befand, schließlich auch das Schlafzimmer.
Ryker kam mir auf dem Flur entgegen. In seinen braunen Augen brannte unbändige Wut. »Komm her.« Er blieb etwa drei Meter vor mir stehen.
»Was ist denn los?«, fragte ich vorsichtig.
»Komm her!«, schrie er diesmal, weshalb ich zusammenzuckte.
Zitternd trat ich näher, alles in mir schrie, dass ich weglaufen sollte, aber ich konnte es nicht. Ich war ein Nichts ohne ihn und ich wollte nicht auf der Straße enden.
Ryker holte aus und ohrfeigte mich hart.
Meine Beine gaben unter der Wucht seiner Hand nach, doch er hielt mich fest. »W-was habe ich denn verbrochen?«
»Kennst du Bane?«
»N-nein, woher denn?«
»Dann sag mir, warum er so interessiert an dir ist.«
»Ryker, ich habe diesen Mann noch nie zuvor gesehen. Vielleicht wollte er einfach nur ein paar Details wissen, um vorbereitet zu sein, falls ich zum Sport gehe oder so«, wimmerte ich und fing mir noch einen Hieb ein.
»Mr. Patricks?«, vernahm ich die Stimme meines Leibwächters.
Ryker ließ mich sofort los.
Ich stolperte einige Schritte zurück und drängte mich mit dem Rücken gegen die Wand, von der ich mir wünschte, dass sie mich verschlucken würde. Gott, warum mache ich das eigentlich mit?
»Was ist, Bane?«, fragte Ryker aufgebracht und wandte sich dem Flur zu.
»Ihr Wagen ist da.«
Er nickte meinem Leibwächter zu, anschließend schaute er zu mir. »Wir sehen uns in sechs Wochen, Tiara.« Er sah mich erwartungsvoll an.
Ich trat einen Schritt vor. »Komm gesund zurück«, sagte ich leise, dabei konnte ich weder das Zittern meiner Stimme noch das meines Körpers unterdrücken.
Ryker kam näher, küsste meine rechte Wange und streichelte die linke. »Bis bald, Kleines.« Er wirkte gerade so zärtlich, dass es mir Angst machte. Seine Stimmungsschwankungen machten ihn auch in diesem Moment unberechenbar.
»Bis bald.« Ich seufzte schwer. »Du wirst mir fehlen.« Eine Lüge, denn ich freute mich auf die nächsten sechs Wochen, in denen ich keine Prügel beziehen würde, weil er schlechte Laune hatte.
»Bringst du mich zum Auto?«
»Sicher«, nickte ich und hakte mich bei ihm ein, als er mir seinen Arm anbot.
Louis Bane, der Mann, der für meine Sicherheit sorgen sollte, ging vor uns nach unten.
Als wir vor dem Haus auf der Treppe standen, löste Ryker sich von mir. »Du wirst mir fehlen.« Er beugte sich zu mir und hauchte einen Kuss auf meine Lippen, der mich so perplex machte, dass ich ihn gar nicht erwiderte.
»Du mir auch.«
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. »Bis bald, Kleines.«
»Bye.« Ich trat einen Schritt zurück und sah ihm nach, als er zu der BMW Limousine ging.
Louis kam an meine Seite. »Sie sollten zurück ins Haus gehen. Das Gelände ist noch nicht gesichert und Mr. Patricks sagte, dass Sie auf dem Grundstück überfallen wurden.«
»Ich möchte nur noch sehen, dass er wegfährt«, entgegnete ich leise und rieb meine Oberarme, auf denen sich wegen der Kälte Gänsehaut gebildet hatte.
Das Auto setzte sich in Bewegung und fuhr auf die Grundstücksgrenze zu, während ich in der vormittäglichen Kälte stand. Als es außerhalb meiner Sicht war, ging ich zurück ins Haus.
Mein Leibwächter folgte mir auf Schritt und Tritt. »Ms. Donovan?«
»Hm?« Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um.
»Kann es sein, dass Mr. Patricks Ihnen gegenüber öfter handgreiflich wird?«
Ich schnaubte. »Sie lehnen sich ein bisschen weit aus dem Fenster, finden Sie nicht?« Wie konnte er es wagen, mich darauf anzusprechen?
Er räusperte sich. »Ich meine es sicher nicht böse, Ms. Donovan, aber man merkt, dass Sie eingeschüchtert sind, außerdem ist Ihre Wange geschwollen und Ihre Arme sind voller Hämatome.«
»Hm«, machte ich, wandte mich ab und ließ ihn stehen. Ich begab mich in die Küche, denn ich hatte noch nicht gefrühstückt, weil Ryker mich zurück ins Schlafzimmer geschickt hatte. Ich wusste nicht, wohin ihn seine Reise führte, aber sicher hatte es etwas mit seiner Firma zu tun. Seufzend öffnete ich den Kühlschrank, fand aber nichts, was mich ansprach. »Ich muss einkaufen«, stieß ich aus, weil ich sicher keinen Salat zum Frühstück essen wollte.
»Ich werde Sie begleiten.«
Ich zuckte zusammen, weil ich seine Stimme so unvermittelt hörte. »Warum?«
»Ich bin für Ihre Sicherheit verantwortlich, also begleite ich Sie, Ms. Donovan.«
Ich nickte ihm zu. »In Ordnung.«
»Wo ist Ihr Mantel? Ich hole ihn für Sie.«
»Es ist der burgunderfarbene im Wandschrank neben der Haustür«, antwortete ich. »Ich werde meine Handtasche holen, wir treffen uns an der Haustür.«
»Alles klar«, er lächelte mich an, dann machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand aus meiner Sicht.
Sein Lächeln ließ mein Herz höher schlagen, weshalb ich mich schnell unwohl fühlte. Er war kaum im Haus, da ahnte er schon, dass Ryker mich wie ein Stück Dreck behandelte. Kopfschüttelnd verließ ich die Küche, um meine Handtasche zu holen. Louis Bane war gutaussehend und das Lächeln, das er mir geschenkt hatte, unheimlich charmant. Ich musste vorsichtig sein, damit ich ihm keine falschen Signale sendete, weil Ryker sofort davon erfahren würde. Ich war mir sicher, dass er ihm jeden Abend Meldung machen musste, damit er seine Reise nicht abbrach und nach Hause kam. Wenn es so weit käme, würde mein Verlobter mich einmal mehr spüren lassen, wie sehr ich ihn enttäuscht hatte.
Als ich meine Handtasche an mich genommen hatte, machte ich mich auf den Weg nach unten. Louis stand mit meinem Mantel über dem Arm an der Haustür und sah zu mir hoch. Als ich ihn erreicht hatte, half er mir hinein.
»Danke, Mr. Bane.«
»Sagen Sie Louis, immerhin werden wir eine Menge Zeit miteinander verbringen«, erwiderte er und schenkte mir wieder ein Lächeln.
»In Ordnung«, sagte ich leise und deutete zur Tür. »Gehen wir?«
»Sicher, Ms. Donovan.«
»Sagen Sie doch Tiara, immerhin werden wir eine Menge Zeit miteinander verbringen«, bediente ich mich an seiner Formulierung und betrachtete sein Mienenspiel, das allerdings nichts von dem verriet, was in ihm vorging.
»Ich denke, wir sollten uns vor Ihrem Verlobten förmlich ansprechen, damit wir beide keine Probleme bekommen«, sagte er ernst.
»Sie haben recht«, stimmte ich zu und verließ das Haus, nachdem er mir die Tür geöffnet hatte.
»Welchen Wagen möchten Sie nehmen?« Wir waren auf halbem Weg zur Garage, als er mich mit seiner Frage auf sich aufmerksam machte.
»Ich denke, der Mercedes ist die beste Wahl, immerhin ist er gepanzert.« Ich bemühte mich darum, ruhig zu klingen, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug.
»Der Schlüssel?«
»In der Garage.« Ich betrat sie und holte den Schlüssel für den schwarzen Mercedes, der mit kugelsicheren Fenstern ausgestattet war, aus dem Schließfach. Ich überließ ihn Louis, begab mich zu dem Wagen und wartete darauf, dass er die Türen entriegelte.
Er öffnete mir sogar die Beifahrertür. »Tiara.«
Ich nickte ihm zu, dann ließ ich mich auf den Beifahrersitz sinken.
Nachdem Louis ebenfalls eingestiegen war, schnallte er sich an und startete den Motor.
Wir schwiegen uns an, während der Mercedes leise durch die Straßen fuhr.
Im Supermarkt hielt ich Abstand zu meinem Leibwächter oder er hielt ihn zu mir, sicher war ich mir nicht. Er behielt mich im Auge, das spürte ich, doch bedrängte er mich nicht. Immer wieder lud ich Kleinigkeiten in den Einkaufswagen, sah mich um und genoss, dass ich mich nicht beeilen musste. Als mein Handy klingelte, erstarrte ich. Es war die Titelmelodie des Films Der weiße Hai, der Klingelton, den ich für Ryker eingestellt hatte.
»Hallo?«, meldete ich mich leise.
»Wo bist du?«, fragte er beherrscht.
»Einkaufen. Der Kühlschrank war leer und ich wollte Mrs. Robinson nicht mit meinen Extrawünschen belästigen«, erklärte ich kleinlaut und hoffte, dass er mich nicht anschreien würde.
»Ist Mr. Bane bei dir?«
»Ja, das ist er, aber er hält Abstand, um die Lage zu sichern«, ließ ich ihn wissen und atmete tief durch.
»Welchen Wagen habt ihr genommen?«
»Den kugelsicheren Mercedes.« Ich kam mir wie ein kleines Kind vor, doch beschweren wollte und würde ich mich nicht. Es war so sicher wie das Amen in der Kirche, dass ich ihn gegen mich aufbrachte, sollte ich auch nur ein Widerwort aussprechen.
»In Ordnung. Ich melde mich wieder, wenn ich angekommen bin. Bis dann, Tiara.«
»Bis dann, Ryker.« Kosenamen hatten wir nie füreinander. Nachdem ich bei ihm eingezogen war, hatte ich ihn einmal Babe genannt und es bitter bereut. Bevor wir zusammengelebt hatten, war er nicht so jähzornig und er schlug mich nicht, das alles hatte er erst angefangen, als ich zu ihm nach Chicago gezogen war. Mit zittrigen Fingern steckte ich das Smartphone zurück in meine Tasche. Ich atmete tief durch, um den Schreck aus meinen Gliedern zu jagen, allerdings gelang es mir nicht.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Louis, als er sich neben mir positionierte.
Ich nickte ihm zu. »Ja, alles bestens, danke.«
»Wer hat Sie angerufen?«
»Mein Verlobter.«
Er räusperte sich. »Was wollte er?«
»Wissen, wo ich bin. Ich schätze, er hat zu Hause angerufen.«
»Ah ja«, murmelte er und entfernte sich wieder ein paar Schritte von mir. Louis verhielt sich nicht besonders unauffällig, weshalb sicher niemand wagen würde, mich im Supermarkt anzugreifen.
Ich lief weiter, lud unbedacht Artikel in den Wagen und schob ihn schließlich zur Kasse. Rykers Anruf hatte mich in die grausame Realität zurückgeholt. Ich fühlte mich nicht mehr sicher, obwohl Louis alles dafür tat, dass ich es war.
Nachdem ich bezahlt hatte, verließen wir das Geschäft. Ich schob den Einkaufswagen gerade in Richtung Mercedes, als ein SUV mit quietschenden Reifen auf mich zuraste.
»Vorsicht!«, Louis stieß mich zur Seite und warf sich auf mich, als ich stürzte.
Der Fahrer rammte den Einkaufswagen, der quer über die Straße des Parkplatzes flog, und fuhr davon.
Schwer atmend lag ich unter meinem Leibwächter. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte Tränen in den Augen.
»Ist alles in Ordnung, Ms. Donovan?«
Ich nickte hektisch und ließ mir von ihm aufhelfen. »Danke.« Meine Stimme war heiser, außerdem spürte ich die heißen Tränen, die meine Wangen hinabrollten.
Louis zog mich eng an sich. Er hielt mich in einer festen Umarmung und ich weinte mich an seiner Schulter aus. Ich hatte mich zu Tode erschreckt und doch rauschte das Adrenalin durch meine Venen. Meine Sinne kamen mir unendlich geschärft vor. »Alles ist gut.«
»Geht's Ihnen gut, Miss?«, fragte jemand.
Ich löste mich von Louis und sah mich schwer atmend um. Ich erkannte eine junge Frau, die mich schockiert ansah. »Ja, danke. Hätte mein Begleiter nicht rechtzeitig reagiert, sähe es vielleicht anders aus.«
Sie sah mich von oben bis unten an. »Sie bluten.«
Ich blickte an mir herunter. »Ich … Oh.«
Louis zog mich zur Seite, bis wir sicher in einer Parkbucht standen. »Lassen Sie mich das ansehen, Tiara.« Er ging in die Hocke und tastete mein Knie ab. »Tut es weh?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich glaube, das liegt daran, dass mir immer noch der Schreck in den Knochen sitzt.«
»Wir werden den Einkauf liefern lassen«, entschied er, hob mich auf seine Arme und brachte mich zum Auto, nachdem er sich bei der Passantin bedankt hatte. »Wir sollten Sie zu einem Arzt bringen.«
»Es geht mir gut.«
»Sie sind verletzt und haben einen Schock.«
Ich schnaubte. »Ich rufe einen Arzt, wenn wir zu Hause sind.«
Louis nickte ruppig. »Damit wäre ich einverstanden.«
»Danke.«
Er stellte mich neben dem Wagen auf meine Füße, öffnete die Beifahrertür und half mir auf den Sitz.
Ich zitterte immer noch, weshalb ich die Schnalle nicht feststecken konnte. Louis beugte sich kurzerhand über mich, nahm mir die Steckschnalle aus der Hand und schnallte mich an. »Das hätten wir«, sagte ich leise und bemühte mich, nicht tief einzuatmen, denn der Duft seines Aftershaves umspielte meine Sinne. Jedoch ließ ich es mir nicht nehmen, ihn aufmerksam zu mustern. Er hatte eine Narbe, die seine Augenbraue teilte, dunkle Augen, die mir besorgte und dennoch düstere Blicke zuwarfen, maskuline Gesichtszüge, die ihn aristokratisch aussehen ließen, und seine Lippen waren fein geschwungen. Dass er in seinem schwarzen Anzug unheimlich gut aussah, wollte ich nicht zu tief in mein Bewusstsein sickern lassen. Er war mein Leibwächter und niemand, dem ich etwas bedeutete, deshalb durfte er mir auch nichts bedeuten.
Louis zog sich zurück und als ich zu ihm hochsah, erkannte ich, dass er sich noch einmal umschaute. Danach umrundete er den Mercedes, ließ sich hinter dem Steuer nieder und schnallte sich ebenfalls an. »Geht es Ihnen wirklich gut?«
»Ich habe mich bloß erschreckt.« Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Eigentlich hatte ich mich auf Pancakes gefreut, denn da Ryker nicht zu Hause war, musste ich nicht darauf achten, mich gesund zu ernähren. Es ging immer nach ihm, deshalb ernährte ich mich ausschließlich gesund. Und ich konnte wirklich keine Haferflocken, Müsli oder Knäckebrot mehr sehen. Ich wollte sündigen, Kalorien in mich reinstopfen und die Endorphine in meinen Venen tanzen lassen. Ich hatte mich selten so sehr auf eine Tafel Schokolade gefreut und nun lag sie irgendwo im Dreck. »Wir haben gar nicht nachgesehen, wo der Einkaufswagen gelandet ist.«
»Ich weiß, aber das ist jetzt nicht wichtig.« Er räusperte sich. »Ich werde Ihren Verlobten anrufen müssen, nachdem der Arzt bei Ihnen war.«
»Muss das sein?«
»Ich muss ihn informieren, sobald es derartige Vorfälle gibt, um weitere Sicherheitsmaßnahmen zu treffen.«
Ich holte tief Luft. »Er wird nicht begeistert sein und wenn Sie mir einen Gefallen tun wollen, sagen Sie ihm bitte nichts. Ich … möchte nicht, dass er es erfährt.«
»Es tut mir leid, aber er ist mein Boss, deshalb kann ich Ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen.«
»Okay«, seufzte ich, drehte den Kopf und sah auf den Gehweg, der an uns vorbeizog.
»Physisch geht es Ihnen gut, Ms. Donovan, aber Ihr Schock macht mir Sorgen«, sagte Dr. Fowler, der mein Leibarzt war. Er kannte mich gut, seit etwa vier Jahren, die ich inzwischen in Chicago lebte. Dr. Fowler hatte jede einzelne meiner Verletzungen behandelt, sogar Rykers Übergriffe auf mich attestiert, doch ich traute mich nicht, ihn anzuzeigen. Ohne ihn war ich ein Nichts und ich hatte Angst vor dem, was er imstande war, mir anzutun. Er hatte mir schon oft gedroht, mich umzubringen, sollte ich noch einmal auf die Idee kommen ihn zu verlassen.
»Ich zittere nicht mehr, das ist doch ein Fortschritt, oder?«, fragte ich vorsichtig. Ich fühlte mich hundsmiserabel, aber wollte nicht, dass Louis Ryker erzählte, dass es mir schlecht ging.
Mein Arzt seufzte. »Ich werde Ihnen ein Beruhigungsmittel spritzen, danach sollten Sie sich ausruhen.« Er räusperte sich. »Haben Sie eine Ahnung, wer Sie bedroht? Immerhin war das nicht der erste Anschlag auf Sie.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Ich meine, ich habe keine Feinde und Ryker auch nicht, zumindest hat er nichts in der Richtung erwähnt.«
»Gibt es niemanden, dem Sie irgendwann einmal auf die Füße getreten sind?«
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte ich aufrichtig. »Ich weiß wirklich nicht, wer mir schaden will und warum ich neuerdings einen Leibwächter brauche, bloß weil ich diesen Einbrechern in die Arme gelaufen bin.« Ich räusperte mich. »Wir brauchen bloß eine neue Alarmanlage, mit der auch das Grundstück gesichert wird, mehr nicht.«
»Vielleicht will Mr. Patricks Sie in gewisser Weise in Sicherheit wissen.«
»Das ist gut möglich.«
Es klopfte an der Tür.
Ich sah dorthin, anschließend Dr. Fowler an. »Das wird Mr. Bane sein, er muss Ryker Bescheid geben.«
»Ich werde ihm sagen, dass es Ihnen, bis auf die Schürfwunde am Knie und den Schreck in Ihren Knochen, gut geht.«
»Danke«, entgegnete ich leise.
Das Klopfen wiederholte sich.
Dr. Fowler ging zur Tür, er öffnete sie und bat Louis, hereinzukommen. »Ms. Donovan geht es gut. Sie hat einen leichten Schock und ein Hämatom sowie eine Schürfwunde am Knie. Nichts, was Ihnen Sorgen bereiten müsste, Mr. Bane.«
Louis nickte, dabei ließ er mich nicht aus den Augen. »Möchten Sie auch mit Mr. Patricks sprechen, Ms. Donovan?«
Daraufhin schüttelte ich den Kopf. »Ich werde mich ein wenig ausruhen. Dr. Fowler wollte mir ein Beruhigungsmittel spritzen, damit ich mich von dem Schreck erholen kann.«
»In Ordnung. Ich bleibe in Ihrer Nähe.«
»Danke, Louis.«
Er schenkte mir ein knappes Lächeln, anschließend ließ er mich mit Dr. Fowler allein.
»Ein sehr übellauniger Zeitgenosse, nicht wahr?«, fragte mein Arzt.
Ich verzog meine Lippen zu einem Grinsen. »Es geht.«
»Seit wann ist er für Ihren Schutz zuständig?«
»Seit heute Morgen«, antwortete ich aufrichtig.
»Das ist noch nicht besonders lang.«
»Ich weiß«, erwiderte ich und sah dabei zu, wie er die Spritze aufzog.
Als er auf mich zukam, versuchte ich nicht zu verkrampfen, denn ich hasste Spritzen. Allerdings waren Injektionen weniger schlimm als Blutabnahmen, bei denen ich regelmäßig ohnmächtig wurde. Er desinfizierte meine Haut, dann sah er mich an. »Es ist nur ein kleiner Stich.«
Ich nickte, wandte den Blick ab und hielt die Luft an. Meine Miene verzog sich wie von selbst, als ich den Einstich spürte. Das Mittel fühlte sich kalt an, als es langsam in meinen Kreislauf floß.
»So, das war's«, erklärte er, als er die Nadel aus meinem Arm zog.
Ich drückte die Zellette auf die Einstichstelle und beugte meinen Arm, um einen blauen Fleck zu vermeiden. Ein weiterer würde nicht auffallen, dennoch wollte ich die Schmerzen vermeiden, die damit einhergingen.
»Melden Sie sich, wenn Sie mich brauchen, Ms. Donovan.«
»Danke, Dr. Fowler.« Er reichte mir die Hand, die ich mit meiner linken schüttelte.
»Und legen Sie sich ein wenig hin.«
»Mache ich«, versicherte ich ihm und erhob mich von dem Stuhl, der vor meiner Schminkkommode stand. Ich benutzte sie nie, aber es war einer der wenigen Wünsche, die Ryker mir erfüllt hatte. Wir teilten das Bett nicht, jedoch kam er zu mir, wenn er es für nötig hielt. Seine Besuche waren selten, aber wenn sie vorkamen, waren sie keineswegs von erfreulicher Natur. Sex hatten wir zuletzt vor einem Jahr, er vergewaltigte mich glücklicherweise nicht, aber ich wusste immer, dass er mich schlagen würde, wenn er zu mir kam.
Nachdem Dr. Fowler mich allein gelassen hatte, zog ich das Kleid aus und einen kurzen Schlafanzug über. Ich wollte keines meiner Nachthemden tragen, wenn Ryker nicht im Haus war. Diese Pyjamas verheimlichte ich ihm erfolgreich, denn ich ließ sie nicht von Mrs. Robinson waschen, sondern erledigte es selbst in meinem Badezimmer. Sie bestach ich mit regelmäßigen freien Tagen, wenn Ryker nicht im Haus war, damit sie nicht verriet, dass ich auch kalorienreiche Sachen kaufte, wenn er unterwegs war.
Ich legte mich unter die Decke, denn leider hatte ich eine seltsame Kälte in den Gliedern, die mich zittern ließ. Ich schloss die Augen, allerdings sah ich wieder das Auto auf mich zurasen. Vielleicht würde es aufhören, wenn das Mittel wirkte, das mein Arzt mir gespritzt hatte, aber sicher war ich nicht.
Mein Leben bestand schon seit Langem nur noch aus Eventualitäten.
Schweißgebadet richtete ich mich auf. Louis stürmte ins Schlafzimmer, er hatte eine Waffe gezogen und drehte sich damit in alle möglichen Richtungen, bevor er mich irritiert ansah. »Warum schreien Sie herum?«
Ich hatte meinen Schrei nicht realisiert, aber das Kratzen in meinem Hals bestätigte seine Aussage. »Es tut mir leid.«
»Was ist passiert?«
»Ein Albtraum«, sagte ich heiser und ließ mich nach hinten fallen. Schwer atmend schloss ich die Augen und hoffte zu hören, dass sich seine Schritte entfernten, doch die Stille war erdrückend.
Tiara war verletzt. Eigentlich hätte ich sie vor den SUV schubsen müssen, denn mein Auftrag lautete, sie auszulöschen, sollte sie meinem Boss wichtig sein, aber ich musste ihr Vertrauen gewinnen, um näher an Ryker Patricks heranzukommen. Sie war ein Mittel zum Zweck und ich konnte sie schlecht über den Haufen fahren lassen, während Patricks an irgendeinem Strand seinen Arsch in die Sonne hielt. Der Kerl war ein Verbrecher, allerdings hatte er sich mit einem weitaus gefährlicheren Kerl angelegt – meinem Bruder. Rex war jähzornig, brutal und rücksichtslos. Aber er hatte mir vorhin am Telefon versichert, dass er nicht das Geringste mit dem heutigen Vorfall zu tun hatte. Jemand anderes hatte es auf sie abgesehen, aber ich konnte mir nicht erklären, warum es so war. Für mich war es kein Geheimnis, dass Patricks sie schlug. Ich hatte die zahlreichen Hämatome an ihrem Körper gesehen, als sie am Esstisch gesessen hatte, außerdem das verheilende Veilchen in ihrem Gesicht, das sie mit Make-up abgedeckt hatte, nachdem sie nach oben geschickt worden war.
Nun lag sie im Bett und schlief wieder. Vorhin hatte mich ihr Schrei vermuten lassen, dass jemand in ihr Schlafzimmer eingedrungen sei, aber sie hatte bloß einen Albtraum gehabt. Deshalb war ich im Raum geblieben. Ich hatte mich in den Sessel gesetzt und betrachtete sie. Der Kerl hatte sie gebrochen und ich kam nicht umhin, mich zu fragen, wie sie vor der Beziehung zu ihm gewesen war.
Herrgott, ihre Erscheinung ließ meinen Schwanz voller Verlangen ziehen. Wäre sie mir in irgendeinem Club begegnet, hätte ich sie vermutlich flachgelegt und danach nie wieder gesehen, aber jetzt lief sie mir tagtäglich über den Weg. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem ich Ryker außer Gefecht gesetzt hatte. Es war schwer, dem Kerl nachzuweisen, dass er die Schuld an dem versauten Coup meines Bruders trug. Jedoch war Rex der festen Überzeugung, dass er ihn verarscht hatte. Ryker war der Einzige, der Bescheid wusste, denn er hatte Rex den Tipp gegeben, ihn durchzuführen. Ein paar der besten Leute meines Bruders gingen bei diesem verpatzten Ding drauf, darunter auch mein bester Freund Jax, um dessen Frau ich mich nun kümmerte. Ich fickte sie nicht, sondern besuchte sie hin und wieder. Glücklicherweise hatte Jax früh genug dafür gesorgt, dass Alice versorgt sein würde, sollte ihm etwas zustoßen, aber sie war seit damals wie ausgewechselt. Früher gingen wir zu ihr, um uns verarzten zu lassen, immerhin war sie Krankenschwester, aber inzwischen wollte sie mit niemandem von uns mehr etwas zu tun haben. Nur mich ließ sie gelegentlich an sich heran, immer dann, wenn es ihr besonders schlecht ging. Ich hörte ihr zu, half ihr mit Polly, ihrer kleinen Tochter, und ging, wenn Alice mich darum bat. Aber Jax war nicht der Einzige, der damals gestorben war.
Tiara war genauso kaputt wie Alice. Ich fragte mich, was sie in all der Zeit an Rykers Seite verloren hatte. Freunde auf jeden Fall, denn sie wirkte nicht besonders geübt im Umgang mit Menschen. Ihre Lebensfreude? Womöglich auch.
»Nein«, stöhnte sie und wand sich im Bett.
Ich wurde wieder aufmerksam.
Tiara fing an, um sich zu schlagen, zu schreien und immer wieder »Bitte nicht, Ryker« zu rufen.
»O Mann«, raunte ich, erhob mich und ging zu ihrem Bett. »Hey!«
Sie reagierte nicht.
Ich legte meine Hand auf ihre Schulter. »Tiara, wachen Sie auf!«
Die Kleine riss mit einem tiefen Atemzug die Augen auf und starrte mich an. Auf ihrer Stirn hatten sich feine Schweißperlen gebildet. »W-was machen Sie denn hier?«
»Ich bin geblieben, für den Fall, dass Sie wieder einen Albtraum haben.« Ich zog meine Hand zurück und betrachtete sie aufmerksam. »Wie geht's Ihnen?«
»Ich fühle mich gerädert.«
»Bei dem Sport, den Sie gerade absolviert haben, ist das kein Wunder«, erwiderte ich trocken.
Sie schnaubte, dann schüttelte sie den Kopf. »Könnten Sie mich bitte allein lassen? Ich möchte unter die Dusche, weil ich nassgeschwitzt bin.«
Ich nickte ihr zu. »Soll ich dafür sorgen, dass die gleichen Artikel wie die, die Sie eingekauft haben, geliefert werden?«
»Wissen Sie denn noch, was ich alles gekauft habe?«, wollte sie wissen.
»Nicht alles, aber ich werde eine Liste schreiben. Schauen Sie später drüber und sagen mir dann, ob etwas fehlt.«
»Okay.«
»Alles klar.« Ich wandte mich von ihr ab und verließ ihr Schlafzimmer. Als ich die Tür hinter mir zuzog, atmete ich tief durch, dann rieb ich über meinen harten Schwanz. Diese beschissene Anzughose würde mich früher oder später noch verraten, das wusste ich, ab morgen sollte ich besser Jeans tragen. Ryker bestand zwar auf einen Anzug, aber auf die Weise konnte er auch in die Welt schreien, dass ich der Leibwächter seiner Verlobten war. Jedenfalls dachte er das. Den ersten Bewerber hatte ich abgefangen und kaltgemacht, damit ich bessere Chancen hatte, den Job zu bekommen. Mein Bruder hatte dafür gesorgt, dass der Postbote aufgehalten und bestochen wurde, damit meine gefälschten Bewerbungsunterlagen bei Ryker ankamen.
Noch dazu war es unsagbar leicht, den Kerl abzuhören. Als Techniker getarnte Leute meines Bruders hatten sein Büro verwanzt, um ihn abzuhören und alles mitzubekommen, was von Belang war. Jeder wusste, dass Ryker seine Geschäfte vor Tiara verheimlichte. Ich hatte keine Ahnung, warum sie immer noch an seiner Seite war, aber ich vermutete, dass sie Todesangst vor dem Kerl hatte. Aber dieser Spinner dachte, dass ich bei der Polizei in New York gewesen und nach ein paar Jahren im aktiven Dienst ausgeschieden war. Nun war es an der Zeit, meinen Lebensunterhalt vorübergehend als Bodyguard zu verdienen. Es war fast schon zu leicht, alles zu arrangieren. Viel schwerer war es, Tiara nicht zu tief in meine Gedanken eintauchen zu lassen. Ich fand sie heiß, weil sie sich ihrer Schönheit gar nicht bewusst war. Vielleicht schaffte ich es, sie in den nächsten Wochen flachzulegen. Darauf versteifen wollte ich mich nicht, auch wenn mein Schwanz hart wie Stein war. Ich wollte sie, das war mir klar, haben sollte ich sie besser nicht. Mein Bruder würde mir die Scheiße aus dem Leib prügeln, würde ich Rykers kleines Spielzeug besudeln. Rex war zwar der Letzte, der sie wollte, aber niemand sollte sie haben. Sie sollte genauso sterben wie ihr Kerl. Tiara kannte mein Gesicht, meinen Namen und vermutlich wusste sie doch mehr über Rykers Geschäfte, als wir herausgefunden hatten. Jeder behauptete, dass er im Schatten agierte, aber eine Frau, die jahrelang an seiner Seite lebte, konnte nicht vollkommen ahnungslos sein. Das war jedenfalls meine Meinung. Ich hoffte nur, dass ich nicht derjenige sein sollte, der sie am Ende ins Jenseits beförderte. Ihre unschuldigen Augen verfolgten mich, ständig sah ich sie vor mir, was mich wahnsinnig machte.
Ich setzte mich ins Wohnzimmer, zückte mein Handy und setzte meinen Bruder davon in Kenntnis, dass Ryker in den kommenden Wochen nicht im Haus war.
Dann sieh zu, dass du in sein Büro kommst und mehr herausfindest!, war seine prompte Antwort.
Ich schnaubte.
Werde mich darum kümmern.
Kopfschüttelnd steckte ich das Smartphone zurück in meine Brusttasche und tastete nach der Glock, die ich in einem Halfter trug. Ich nahm sie heraus, vergewisserte mich, dass sie geladen war, und steckte sie zurück. Tiara würde sicher noch eine Weile brauchen, also konnte ich mich in aller Ruhe umsehen.
Ich erhob mich, dann machte ich mich auf den Weg zu Rykers Büro.