Familie mit Herz 205 - Heide Prinz - E-Book

Familie mit Herz 205 E-Book

Heide Prinz

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Beschreibung

Liebe? Nein, danke! Ulf hat genug erlebt. Nach der bitteren Trennung von Sabine hat er sich geschworen, keine Frau mehr in seine kleine Männerwelt mit Sohn Tibor zu lassen. Doch dann trifft er auf der Geburtstagsfeier einer Freundin die selbstbewusste und warmherzige Kitty. Zum ersten Mal seit Jahren spürt er, dass er sein Herz vielleicht doch noch einmal verschenken könnte. Aber Tibor hat andere Pläne. Für ihn bedeutet Liebe vor allem Sicherheit - und die wird gerade gehörig ins Wanken gebracht. Denn nicht nur Kitty verändert das Familiengefüge, sondern auch seine Mutter Sabine taucht plötzlich wieder auf. Kann Ulf seinem Herzen folgen, ohne seinen Sohn zu verlieren?


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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die »Neue« in Papis Leben

Vorschau

Impressum

Die »Neue« in Papis Leben

Wenn ein Kind krank wird vor Eifersucht

Von Heide Prinz

Liebe? Nein, danke! Ulf hat genug erlebt. Nach der bitteren Trennung von Sabine hat er sich geschworen, keine Frau mehr in seine kleine Männerwelt mit Sohn Tibor zu lassen. Doch dann trifft er auf der Geburtstagsfeier einer Freundin die selbstbewusste und warmherzige Kitty. Zum ersten Mal seit Jahren spürt er, dass er sein Herz vielleicht doch noch einmal verschenken könnte.

Aber Tibor hat andere Pläne. Für ihn bedeutet Liebe vor allem Sicherheit – und die wird gerade gehörig ins Wanken gebracht. Denn nicht nur Kitty verändert das Familiengefüge, sondern auch seine Mutter Sabine taucht plötzlich wieder bei ihnen auf. Kann Ulf seinem Herzen folgen, ohne seinen Sohn zu verlieren?

»Komm, trink aus, Jens! Ich schenk' noch mal nach. So jung kommen wir nicht wieder zusammen, alter Freund ...«

Mit dem letzten Satz hatte Ulf Kramacher tief in die Kiste abgegriffener Standardsätze gelangt. Er wollte seinen Freund Jens Bertram noch zum Bleiben bewegen, der auf einen Sprung bei ihm vorbeigekommen war, um ihm eine Einladung zum Geburtstag seiner Frau Ulla zu überbringen, die in Kürze dreißig wurde. Und das sollte groß gefeiert werden.

Mit Jens und Ulla war Ulf auch nach seiner Scheidung in Verbindung geblieben. Der übrige Freundeskreis hatte sich im Laufe des Trennungsjahres nach und nach zurückgezogen. Wer zuvor mit beiden Ehepartnern befreundet gewesen war, fürchtete, in die ehelichen Auseinandersetzungen hineingezogen zu werden oder gezwungen zu sein, für einen von beiden Partei ergreifen zu müssen. Und das war eine zu undankbare Aufgabe, der sich die meisten lieber entzogen.

Mittlerweile hatte sich Ulf an den beinahe freundeslosen Zustand längst gewöhnt. Von Natur aus war er eher ein Mensch, der seine eigene Gesellschaft der anderer vorzog.

Ein Besuch seines langjährigen Freundes Jens war Ulf jedoch jederzeit willkommen. Deshalb langte er auch jetzt nach der noch halbvollen Flasche mit der goldgelben, hochprozentigen Flüssigkeit.

»Ich würde dich nicht animieren, wenn du noch fahren müsstest. Also – trinken wir noch einen?« Ulf hielt die Flasche auffordernd bereit.

Doch statt auszutrinken, blickte Jens auf seine Armbanduhr.

»Tut mir leid, Ulf. Aber ich muss jetzt wirklich machen, dass ich Land gewinne. Sonst gibt's Ärger. Ich hatte Ulla versprochen, heute mal früher heimzukommen. Und jetzt hab' ich mich schon wieder verspätet. Neulich hat Ulla sogar von mir verlangt, einen meiner Fitnessabende im Sportstudio zu streichen. Sie hat mir angedroht, sich andernfalls scheiden zu lassen, weil ich nie Zeit für sie habe. – Mir wird wohl nichts weiter übrig bleiben, als nachzugeben, wenn ich sie nicht verlieren will«, fügte er seufzend hinzu. »Also nimm's mir bitte nicht übel, wenn ich nur noch diesen Schluck austrinke und dann verdufte.«

In einem Zug ließ Jens die restliche Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen und legte anschließend die flache Hand über sein Glas.

»Du mit deinem Fitnessfimmel!«, spottete Ulf.

»Besser, als im stillen Kämmerlein einsam zu versauern wie du«, gab Jens dem Freund Kontra. »Mensch, Ulf, wie hältst du das nur aus, dich Abend für Abend hier mit deinen Uhren zu vergraben? Mich würde das verrückt machen! Bei deinem Hang zur Einsiedelei habe ich den Verdacht, dass du auf dem besten Weg bist, zum menschenscheuen Sonderling zu werden. Du bist wie ein männliches Dornröschen, an dem das Leben unbemerkt vorüberrauscht.«

»Wie kommst du nur auf so was?« Ulf musste über diesen merkwürdigen Vergleich lachen. »Wo ich doch den ganzen Tag Menschen um mich habe!«

»Dienstlich! Was ist das schon? Privat müsstest du dich mal wieder öfter hinauswagen! Vergiss doch endlich mal, was Sabine dir angetan hat! Andere Mütter haben auch schöne Töchter!«

»Ich weiß nicht, was du willst, Jens.« Ulf ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Habe ich mich jemals bei dir beklagt? Ich bin mit meinem Leben, wie ich es führe, ganz zufrieden.«

»Uhren! Nichts als Uhren! Im Museum. Zu Hause. Und mit ihnen gehst du sogar noch ins Bett, wie der Katalog auf deinem Nachttisch beweist. Mach mir doch nichts vor, alter Junge! Uhren sind bei dir mittlerweile zur Ersatzbefriedigung geworden. Im Grunde sehnst du dich doch wie jeder andere halbwegs normale Mensch auch nach ein paar Streicheleinheiten und einer gelegentlichen Abwechslung. Die Gleichförmigkeit ist ja tödlich! Du tickst doch schon mit deinen Uhren im gleichen Rhythmus! Merkst du das nicht?« Jens hatte sich regelrecht in Rage geredet.

»Jedem das Seine«, meinte Ulf nachsichtig. Er nahm dem Freund dessen schonungslose Zurechtweisung keineswegs krumm. Ulf wusste ja, diese Anstöße waren von Jens nur gut gemeint. Um das zu wissen, kannten sie einander lange genug.

Der Beginn ihrer Freundschaft lag beinahe drei Jahrzehnte zurück. Jens und er hatten schon die Schulbank gemeinsam gedrückt. Inzwischen hatten beide das fünfunddreißigste Lebensjahr erreicht. Während Jens allerdings immer noch mit derselben Frau glücklich verheiratet war, war Ulf vor drei Jahren unglücklich geschieden worden. Inzwischen hatte er die Scheidung überwunden. Obwohl innerlich frei, teilte er seine Wohnung seither dennoch nur mit seinen vielen Uhren.

Vielleicht hat Jens recht, und ich ticke tatsächlich schon mit meinen Uhren im gleichen Takt, dachte Ulf amüsiert.

Tatsächlich hörte man ein geräuschvolles Ticken in der ganzen Wohnung; denn Ulf sammelte alte Uhren. Er besaß zum Teil sehr wertvolle Stücke. Selbst in den aussichtslosesten Fällen wusste er, ihnen noch Leben einzuhauchen. Darin, dass ein Uhrwerk wieder reibungslos zu ticken begann, fand er seine innere Befriedigung.

Seine Vorliebe für alte Räderwerke reichte bis in seine Kindheit zurück. Ulf war mit Uhren aufgewachsen. Seine Eltern besaßen noch heute im Stadtzentrum ein kleines Uhren- und Schmuckgeschäft. Wen konnte es also wundern, dass Ulf Uhrmacher geworden war? Trotzdem hatte er nie vorgehabt, im elterlichen Geschäft mitzuarbeiten. Er hatte eigene Pläne verfolgt. Nach der Uhrmacherlehre hatte er weiterstudiert und war heute Leiter der Abteilung für antike Uhren im größten Museum seines Bundeslandes.

»Wenn ich es nicht besser wüsste«, setzte Jens das Gespräch fort, »dann würde ich dir sogar zutrauen, Ulf, dass du hier im stillen Kämmerlein deiner verlorenen Liebe nachtrauerst. Aber da wir beide ja wissen ... oder trauerst du Sabine eventuell doch noch heimlich nach?«, vollendete Jens den angebrochenen Satz misstrauisch.

»Mach dich nicht lächerlich, Jens!«, antwortete Ulf daraufhin ziemlich ungehalten. »Mich zu verlassen, hätte ich Sabine eventuell noch verzeihen können. Aber unseren damals noch nicht einmal fünfjährigen Sohn mit Fieber allein zu Hause zurückzulassen, um mit irgendeinem hergelaufenen Lumpen durchzubrennen – das, mein Lieber, das tötet auch die größte Liebe. Du hast doch wohl nicht vergessen, wie sehnsüchtig ich damals der Scheidung entgegengefiebert habe?«

Jens, der sich bereits erhoben hatte, setzte sich wieder. Die tief herabgezogene Hängelampe warf einen kreisrunden Lichtkegel auf die polierte Tischplatte, sodass die beiden Männer in diffuses Halbdunkel getaucht waren. Deshalb beugte sich Jens, der Ulf gegenübersaß, auch mit aufgestützten Ellenbogen etwas vor und blickte dem Freund forschend in die Augen.

»Ich habe dich ja schon lange nicht mehr danach gefragt, Ulf, weil ich keine alten Erinnerungen ans Licht zerren wollte. Aber jetzt frage ich dich doch: Hörst du überhaupt noch mal was von Sabine? Hat sie diesen Casanova nach eurer Scheidung eigentlich geheiratet? Meldet sie sich gelegentlich mal bei dir, um sich nach eurem Jungen zu erkundigen? Ich meine, bevor sie so den Kopf verlor, musste man doch annehmen, dass sie an dem Kind hing.«

Ulf strich sein leicht gewelltes, dunkelblondes Haar zurück. Der Blick seiner grauen Augen blieb kühl. »Mehr als dass die Mutter meines Sohnes mit ihren monatlichen Zahlungen für das Kind noch nie in Verzug gekommen ist, lässt sich meinerseits über sie nichts sagen«, antwortete er abweisend. »Darüber hinaus ist zwischen uns jeglicher Kontakt abgebrochen. Ob Sabine den Jungen tatsächlich einmal so geliebt hat, wie man es von einer Mutter eigentlich erwarten sollte, könnte nur sie selbst beantworten. Jedenfalls stellte sie seinerzeit die Liebe zu diesem Mann über jene zu ihrem eigenen Fleisch und Blut. Und das werde ich ihr nie verzeihen!«, setzte Ulf hart hinzu.

Da das Gespräch nun einmal auf seine Ex-Frau gekommen war, von der er sonst nie sprach, fuhr Ulf in seiner Erzählung fort: »Ich rühre von diesem Geld keinen Groschen an! Sobald es auf meinem Konto eingegangen ist, wird es automatisch auf das gesonderte Sparkonto überwiesen, das ich für Tibor eingerichtet habe. Wenigstens die finanzielle Absicherung seiner späteren Ausbildung soll er einmal seiner Mutter verdanken. Aber ich muss dir ehrlich gestehen, Jens, ich bin heilfroh darüber, dass Sabine die gerichtliche Entscheidung akzeptiert hat, die mir das Sorgerecht zusprach, und sich nicht weiter um den Jungen kümmert. So wird er wenigstens nicht zwischen seinen Eltern zerrieben, wie es in manchen gescheiterten Beziehungen vorkommen soll.«

»In diesem Punkt kann ich dir deine Erleichterung nachfühlen, auch wenn ich selbst nie Kinder hatte«, sagte Jens. »Einen Machtkampf, in welchem die Erziehungsberechtigten die jeweils schwächere Position des Abwesenden ausnutzen, finde ich grauenhaft. – Fragt Tibor manchmal nach seiner Mutter?«

»Nie!«, antwortete Ulf mit Nachdruck und goss jetzt ohne eine weitere Frage doch noch einmal die Gläser voll. »Es ist ja auch schließlich schon drei Jahre her! Damals war Tibor noch nicht einmal fünf Jahre alt! Und jetzt geht er bereits das zweite Jahr zur Schule. Niemand im Familienkreis spricht mehr von seiner Mutter. Es gibt auch keine Fotos mehr von ihr. Die halte ich alle streng unter Verschluss.«

»Du hast sie nicht vernichtet?«, fragte Jens ungläubig.

»Nicht eines. Ich halte es für durchaus möglich, dass Tibor später einmal Fragen stellen wird. Dann will ich mir nicht nachsagen lassen, ich hätte die Fotos irgendwelcher Rachegefühle wegen vernichtet.«

Jens überlegte. »Ich glaube, damit handelst du richtig, Ulf. Hätte ich an deiner Stelle vielleicht ebenso gemacht. Hast du eigentlich noch nie daran gedacht, den Jungen jetzt ganz zu dir zu holen? Ich meine, er ist doch nun schon älter und verständiger als damals.«

»Daran gedacht? Wohl ein paar hundert Mal hab' ich das! Aber tagsüber müsste ich ihn doch irgendwo unterbringen. Entweder weiterhin bei meinen Eltern oder im Kinderhort. Doch dann würde er ständig hin und her gezerrt. Bei meiner Mutter hingegen hat er wochentags sein geregeltes Leben. Und am Wochenende hole ich Tibor zu mir. Das hat sich wunderbar eingespielt.«

»Und daran, nochmal zu ... heiraten, hast du nie wieder gedacht?«, wagte Jens einen zaghaften Vorstoß.

»Wen denn?«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Und außerdem – glaubst du wirklich, dass eine Frau, die sich in einen Mann verliebt, zugleich auch scharf darauf ist, Mutter eines schwierigen Kindes zu werden?«

»Wieso eines schwierigen Kindes?«, fragte Jens verständnislos. »Du hast doch einen Prachtbengel!«

»Im Grunde schon, das weiß niemand besser als ich. Nur ganz im Vertrauen gesagt, habe ich in letzter Zeit ziemliche Schwierigkeiten mit Tibor. Meine Mutter hat den Jungen fürchterlich verzogen. Er kann sich bei ihr beinahe alles erlauben. Sie sieht ihm alles nach und zieht nirgends Grenzen. Was glaubst du, Jens, wie oft meine Mutter und ich deswegen schon aneinander geraten sind! Sie entschuldigt bei ihm einfach alles. Und wenn ich dann Tibor mal härter rannehme, verschanzt der sich natürlich sofort hinter Omas Schürze und öffnet augenblicklich seine Schleusen. Na, und dann schmilzt das großmütterliche Herz wie Schnee in der Sonne. Zum Schluss machen die beiden dann noch gemeinsam Front gegen mich.« Ulf seufzte tief auf. »Mein Vater hält sich hingegen aus allem raus und verschanzt sich hinter seiner Arbeit. Momentan bin ich wahrlich in keiner besonders beneidenswerten Position, bester Freund.«

»Und das lässt du dir so gefallen, Ulf?«, wunderte sich Jens. »Schließlich bist du doch der Vater und müsstest daher ein Machtwort sprechen dürfen!«

»Der Vater. – Natürlich bin ich der Vater! Aber meine Mutter ist Tibors eigentliche Bezugsperson. Ich kann den Jungen doch nicht ständigen Wechselbädern zwischen Wochenmitte und Wochenenden aussetzen. Ich kann nur scharf beobachten und ihn mit Geduld ein bisschen anleiten. Schließlich darf ich nicht riskieren, dass meine Mutter Tibor mit großmütterlicher Nachsicht zu einem kleinen Tyrannen erzieht. Noch ist er ja biegsam. Wenn ich allerdings eine echte Gefahr sehen sollte, bin ich zum Eingreifen gezwungen. Dann würde ich mir eine andere Lösung überlegen müssen. Eigentlich bliebe in dem Fall nur ein Internat.«

»Eine solche Lösung würde vermutlich die Familie spalten?«

»Nur spalten? Terror würde es geben, wenn ich der Oma den Jungen entziehen würde! Noch bin ich allerdings ganz zuversichtlich, dass es dahin nie kommen wird. Den Jungen in ein Internat zu geben, wäre wirklich die äußerste aller Möglichkeiten. Wenn ich bedenke, wie selbstlos meine Mutter seinerzeit eingesprungen ist, käme ich mir wie ein Schuft vor, sie jetzt beiseite zu schieben. Damals hat sie sich sofort völlig aus dem Geschäft zurückgezogen, um sich ganz dem kränkelnden, verlassenen Enkel widmen zu können. Bei seiner Oma findet Tibor in überreichem Maße all die Liebe, die seiner Mutter damals offenbar völlig abhandengekommen war, als sie mit diesem Kerl durchbrannte. Was soll's? Schwamm drüber! Wie sind wir überhaupt auf dieses leidige Thema gekommen?« Ulf strich fahrig über seine Stirn, als erwache er gerade aus einem unangenehmen Traum.

»Ich fragte dich nach möglichen Heiratsplänen.«