Familie mit Herz 56 - Maria Treuberg - E-Book

Familie mit Herz 56 E-Book

Maria Treuberg

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Beschreibung

Helden kennen keine Tränen
Was Robbi niemandem verraten wollte
Von Maria Treuberg

Robbi ist ein Kind, wie es sich wohl jede Mutter wünscht. Ein bisschen verschmuster Engel, ein bisschen verwegener Frechdachs. Die Herzen aller fliegen dem charmanten Kerlchen sofort zu - bis Robbis fröhliches Lachen plötzlich einer tiefen Traurigkeit weicht.
Annette kann sich nicht erklären, was ihren Sohn so verändert hat und setzt alles daran, wieder Zugang zu seinem Herzen zu finden. Aber Robbi wehrt sich und vertraut sich ihr nicht an. Im Gegenteil, er reagiert nur noch aufsässiger. Immer mehr gerät Robbi ins Abseits - eine Entwicklung, die Anette voller Angst beobachtet und die sie doch nicht aufhalten kann ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Helden kennen keine Tränen

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: sanneberg / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8465-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Helden kennen keine Tränen

Was Robbi niemandemverraten wollte

Von Maria Treuberg

Robbi ist ein Kind, wie es sich wohl jede Mutter wünscht. Ein bisschen verschmuster Engel, ein bisschen verwegener Frechdachs. Die Herzen aller fliegen dem charmanten Kerlchen sofort zu – bis Robbis fröhliches Lachen plötzlich einer tiefen Traurigkeit weicht.

Annette kann sich nicht erklären, was ihren Sohn so verändert hat und setzt alles daran, wieder Zugang zu seinem Herzen zu finden. Aber Robbi wehrt sich und vertraut sich ihr nicht an. Im Gegenteil, er reagiert nur noch aufsässiger. Immer mehr gerät Robbi ins Abseits – eine Entwicklung, die Anette voller Angst beobachtet und die sie doch nicht aufhalten kann …

„Ach, ist das herrlich! Endlich in den eigenen vier Wänden! Wie lange haben wir davon geträumt? Und nun ist dieser Traum wunderbare Wirklichkeit.“ Frank Landers legte den Arm um die Schultern seiner Frau und zog sie zärtlich an sich. Sein Mund streifte ihr Haar. „Nettchen, warum sagst du denn gar nichts?“

„Wenn du mich noch einmal Nettchen nennst, spreche ich überhaupt nicht mehr mit dir“, drohte Annette. „Außerdem bin ich dermaßen müde, dass ich mich im Augenblick über nichts mehr freuen kann. Es sind im Übrigen nicht nur vier Wände! Lass uns mal nachzählen …“

„Keine mathematischen Aufgaben, Nett … Annette, dafür fehlt mir heute die Lust. Es reicht doch wohl zu wissen, dass wir eine Küche, zwei Toiletten, ein Bad, fünf Zimmer und noch einen Hobbyraum im Keller haben.“

„Und einen Berg Schulden, vergiss das nicht.“

„Ja, mein Schatz, und du hast eine Menge Mehrarbeit, das wolltest du doch schon lange erwähnen, oder? Vielleicht finden wir eine Putzhilfe. Wir sollten uns mal in der Nachbarschaft erkundigen, ob man dort eine zuverlässige Frau kennt.“

„Das wird nicht leicht sein, Frank. Außerdem belastet die Ausgabe unser Budget zusätzlich. Wir müssen uns gut einteilen, damit wir nicht bis an unser Lebens-ende an Zinsen und Tilgung zu kauen haben.“

Frank schien die Besorgnis seiner Frau nicht zu teilen. Seine Gedanken waren längst woanders.

„Für die Terrasse brauchen wir noch eine Sitzgarnitur und einen Sonnenschirm. Und dann müssen wir jede Menge Blumen pflanzen. Der Garten soll ein richtiges Paradies werden! Vielleicht ist sogar noch Platz für einen Springbrunnen.“

„Kannst du nicht auch noch einen Swimmingpool auf den zweihundert Quadratmetern unterbringen?“, neckte Annette ihn.

„Liebe, junge Frau, wenn es Ihnen mit dieser Forderung ernst ist, dann müssen Sie sich einen reicheren Ehemann suchen, der mehr als zweihundert Quadratmeter zu bieten hat.“

Da schlang Annette beide Arme um Franks Hals. Aus ihren Augen strahlte all die Liebe, die sie für ihn empfand, auch jetzt noch, im verflixten siebten Jahr.

„Ich tausche dich weder gegen einen Swimmingpool noch gegen einen Millionär ein“, flüsterte sie, bevor sich ihre Lippen berührten. Nach einem innigen Kuss gingen sie engumschlungen ins Haus zurück.

„Pst“, warnte Annette, als sie die Tür vorsichtig hinter sich schlossen. „Wir müssen leise sein, Robbi war den ganzen Tag über dermaßen aufgeregt, dass er vermutlich jetzt vor Erschöpfung eingeschlafen ist. Er war ja ganz verrückt vor lauter Seligkeit. Aber er hat ja auch wirklich das schönste Zimmer im ganzen Haus bekommen.“

„Meinst du, weil es den besten Ausblick auf die Wälder und Hügel hat? Ich glaube nicht, dass unser Sohn sich für die Landschaft interessiert. Ihm ging es in erster Linie darum, dass er in seinem Zimmer die Modelleisenbahn aufbauen kann. Und dafür hat er ja nun wirklich genug Platz. Übrigens, vergiss nicht, Annette – wenn der Schreibtisch für Robert geliefert wird, muss er ans linke Fenster gestellt werden, und zwar so, dass das Licht ebenfalls von links einfällt.“

„Weiß ich doch, Frank“, versicherte Annette, „ganz so ungeschickt bin ich nämlich auch nicht. Oder habe ich den Möbelpackern etwa keine guten Anweisungen gegeben, als das Wohnzimmer eingerichtet worden ist?“

„Da muss ich dir ein Kompliment machen, Schatz. Es sieht ganz toll aus. Komm, wir trinken noch ein Glas Wein. Denn nachdem alle Handwerker für immer verschwunden sind und bis auf Robbis Schreibtisch alles geliefert ist, haben wir wirklich allen Grund zum Feiern.“

„Du, müssen wir nicht mal deine engsten Mitarbeiter einladen? Sie haben sich doch wirklich angestrengt mit dem herrlichen Blumenarrangement. Der Blumenständer allein ist schon eine Pracht. Ich hätte selber nie den Mut gehabt, etwas derart Ausgefallenes zu kaufen.“

Frank lachte. „Das ist Frau Donatis Geschmack! Auch in der Auswahl ihrer Garderobe ist sie nicht zimperlich. Immer das Neueste und Schockierendste. Aber Hauptsache, dir gefällt dieses moderne Meisterwerk. Klar, laden wir meine Abteilung mal ein, es sind ja nur sechs Leute mit ihren Partnern. Da haben wir genug Platz im Wohnzimmer. Mit einer Gartenparty will ich unsere Nachbarn nicht gleich schocken.“

„Es sei denn, wir laden sie mit dazu ein. Mir liegt nämlich viel daran, dass wir zu unseren Nachbarn ein gutes Verhältnis haben, schon wegen Robbi, der ja doch mal ein bisschen laut werden wird.“

„Kannst ja mal ein bisschen die Fühler ausstrecken, Nettchen . . .“

Annette biss Frank ins Ohrläppchen. „Noch einmal, du! Und ich quartiere dich aus unserem Schlafzimmer aus!“

Es folgte ein kleines Handgemenge, bei dem Frank natürlich die Oberhand gewann. Auch der lange Versöhnungskuss fehlte nicht, doch anschließend ging es dann sehr ruhig und gesittet zu. Frank legte eine CD auf, leise Musik erfüllte den gemütlichen Raum. Dann holte er eine Flasche Spätburgunder Rotwein aus dem Keller und goss zwei Gläser ein. Annette hatte eine Kerze angezündet, in ihrem Schein funkelte der Wein so rot wie ein Rubin.

Frank toastete seiner Frau zu.

„Lass uns auf diesen glücklichen Augenblick anstoßen! Ich hoffe, dass es uns gelingt, dieses Glück für immer festzuhalten. Jetzt lass uns endlich anstoßen, bevor ich den guten Wein auf den nagelneuen Teppichboden tropfen lasse.“

„Um Gottes willen, nur das nicht! Rotweinflecke sind das Allerschlimmste für eine Hausfrau!“

Und weil Annette gar zu vorsichtig beim Anstoßen war, gab es keinen so hellen Klang, wie es für die Erfüllung von Franks Hoffnungen wohl nötig gewesen wäre. Zum Glück waren weder Annette noch Frank abergläubisch. Sie leerten die Flasche und stiegen später müde, aber glücklich in den ersten Stock hinauf.

Robbis Zimmertür war leicht angelehnt. Sie stießen sie vorsichtig ein Stückchen weiter auf und betrachteten eine Weile ihren friedlich schlummernden Sohn. Seine Wangen waren vom Schlaf gerötet, und im Arm hielt er seinen geliebten, alten Teddy.

Annette trat leise an das Bett und hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. Roberts Augenlider flackerten ein wenig, aber er wachte von der Berührung nicht auf.

Frank zog seine Frau schließlich aus dem Zimmer.

„Robbi schläft, er wird uns nicht mehr stören …“, raunte er verheißungsvoll.

Und bald darauf erloschen die letzten Lichter in dem Reihenhaus am Eichenweg.

♥♥♥

Der Einzug der Familie Landers ins eigene Haus war am ersten März erfolgt. Bis dahin hatten sie noch in dem Zweizimmer-Apartment gewohnt, das Frank und Annette als jungverheiratetes Paar angemietet hatten. Dass sich gleich nach neun Monaten der kleine Robert eingestellt hatte, war eigentlich nicht geplant gewesen. Aber die Freude über den Sohn war dann doch so groß gewesen, dass alle anderen Überlegungen in den Hintergrund getreten waren. Annette hatte dem Kind zuliebe sogar auf ihren Beruf verzichtet und sich voll und ganz in die Mutterrolle eingelebt. Allerdings brauchte Robert mit seinen knapp sechs Jahren nun doch ein eigenes Zimmer, und so hatten sie sich entschlossen, in den sauren Apfel zu beißen und ein Eigenheim zu erwerben.

Annette wollte, sobald Robert in die Schule ging, halbtags wieder arbeiten gehen. Sie war gelernte Exportkauffrau und hatte ihren Mann in der Firma Wildner Chemotechnik AG kennengelernt. Frank war dort Leiter der Verkaufsabteilung.

Jetzt allerdings schien der Wiedereinstieg ins Berufsleben erneut infrage gestellt. Annette war sich ihrer Sache zwar noch nicht hundertprozentig sicher, aber sie glaubte dennoch daran, dass sie wieder schwanger war. Die letzte Gewissheit wollte sie sich durch einen Besuch bei der Gynäkologin Dr. Fischer verschaffen, hatte aber wegen des Umzugs diesen Termin immer wieder hinausgeschoben.

Annette hatte ihren Verdacht Frank gegenüber noch nicht laut werden lassen. Sie war ja selbst nicht entzückt von dem Gedanken, nun auf das bereits eingeplante halbe Gehalt verzichten zu müssen. Wie würde Frank da erst reagieren, der die Einnahmen und Ausgaben mit peinlicher Sorgfalt berechnet hatte? Seine sorgfältige Einteilung der monatlichen Belastung musste nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Auch wenn sie die Monate bis zur Geburt etwas dazu verdienen wollte – welcher Arbeitgeber würde eine schwangere Frau einstellen – und sei es auch nur für einen Halbtagsjob?

Annette schlief schlecht in der ersten Nacht im eigenen Heim. Die körperliche Müdigkeit konnte den wachen Geist und die rastlos kreisenden Gedanken nicht mit hinabziehen in das Reich der Träume. Und je mehr sie sich befahl: Jetzt hörst du auf nachzudenken und siehst zu, dass du noch eine Mütze voller Schlaf kriegst! – desto wacher wurde sie.

Schließlich stand sie leise auf und schlich aus dem Zimmer. Der untere Flur war vom Licht der nostalgischen Straßenlaternen matt erleuchtet. Es schien durch die mit dickem Sicherheitsglas ausgestattete Haustür. Im Wohnzimmer ließ sie sich seufzend in einen Sessel sinken. Warum musste das Leben bloß oft so kompliziert sein?

So tief in ihre Gedanken versunken, hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie nicht mehr allein war. Sie erschrak zutiefst, als sie plötzlich jemand am Arm berührte.

„Liebes, hier steckst du also! Was treibst du mitten in der Nacht im Wohnzimmer? Du wirst dich erkälten.“

„Frank – Gottlob, du bist es …“

„Lieber Schatz, dies ist ein ganz gewöhnliches Einfamilienreiheneckhaus und kein schottisches Castle, in dem es von Geistern wimmelt. Warum bist du überhaupt aufgestanden?“

„Ich konnte nicht schlafen, Frank – weißt du, nachts kriechen die Ängste aus allen Ecken. Meinst du, wir schaffen das? Wenn ich an den Schuldenberg denke … dann wird’s mir richtig übel.“

„Annette …“ Frank zog sie zur Couch und nahm sie ganz fest in die Arme. „Liebes, wir haben alles ganz genau berechnet. Wenn wir uns in etwa an den Plan halten, kann nichts schiefgehen.“

Jetzt oder nie!, dachte Annette. Ich darf nicht länger schweigen!

„Frank, es ist – es kann sein, dass wir unsere Berechnung wieder ändern müssen.“

„Was, warum denn? Möbel wollen wir doch keine mehr kaufen, darin waren wir uns einig, auch wenn – zugegebenermaßen – das Wohnzimmer noch ein bisschen kahl aussieht. Es ist ja auch dreimal so groß wie unser vorheriges.“

„Das ist es alles nicht, Frank. Ich glaube – ich glaube, ich kriege ein Kind.“

Schweigen.

Dann fragte Frank halb beklommen, halb zweifelnd, aber doch schon mit einem leisen, freudigen Unterton: „Bist du sicher?“

„Ich war noch nicht beim Arzt. Es war ja keine Zeit dazu. Nächste Woche werden wir es genau wissen.“

„Wagst du es deswegen nicht, dich jetzt schon zu freuen?“ Frank zog Annette noch näher an sich.

„Ich kann mich nicht richtig freuen, weil ich denke, dass wir mein Halbtagsgehalt schon berücksichtigt hatten.“

Da lachte Frank. „Ach Liebling, um die Finanzen mach du dir nur keine Sorge! Ich habe immer noch etwas in Reserve. Unsere Raten können wir auch ohne dein Gehalt bezahlen. Und wenn nichts Außergewöhnliches dazwischenkommt, können wir uns sogar jedes zweite Jahr einen Urlaub gestatten. Ich setze außerdem auf den Geschäftsführer Doktor Kling. Ich habe den Eindruck, dass er in letzter Zeit recht zufrieden mit mir war. Noch ein paar zahlungskräftige Kunden, und dann werde ich ihn mal auf eine Gehaltserhöhung ansprechen. Und noch etwas: Vielleicht kannst du für unser Büro gelegentlich ein paar Übersetzungen machen. Dann verdienst du dir hier zu Hause ein Taschengeld dazu und kannst dir einige Sonderwünsche erfüllen. Zufrieden?“