Familie mit Herz 65 - Mara Merlin - E-Book

Familie mit Herz 65 E-Book

Mara Merlin

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Beschreibung

Sandkastenliebe

Wie aus einer Spielplatzbekanntschaft eine glückliche Familie wurde


Offensichtlich hatte Angelas Tochter Tanja ihr Herz verloren. Und dafür, dass die Kleine noch kein Jahr alt war, schien es eine ernste Beziehung zu sein. Nur, musste sie sich gerade diesen ungepflegten fünfjährigen Dreckspatz vom Spielplatz aussuchen? Nein - Angela hatte für sich und ihre Tochter Höheres im Sinn. Die Gesellschaft des offensichtlich aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Kevin war bei Tanjas Mutter unerwünscht. Aber Tanja blieb hartnäckig. Wirklich gut gelaunt war sie nur, wenn Kevin in der Nähe war. Also gewährte Angela ihrem Kind widerwillig hin und wieder ein Rendezvous auf dem Spielplatz. Die Folge davon war - leider -, dass Angela auch Kevins Vater kennenlernte, in ihren Augen ein ungehobelter, vulgärer Mann. Und dieser war ebenso entsetzt von der hochnäsigen Ziege, die er normalerweise keines Blickes gewürdigt hätte ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Sandkastenliebe

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Daxiao Productions / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9215-9

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Sandkastenliebe

Wie aus einer Spielplatzbekanntschaft eine glückliche Familie wurde

Von Mara Merlin

Offensichtlich hatte Angelas Tochter Tanja ihr Herz verloren. Und dafür, dass die Kleine noch kein Jahr alt war, schien es eine ernste Beziehung zu sein. Nur, musste sie sich gerade diesen ungepflegten fünfjährigen Dreckspatz vom Spielplatz aussuchen? Nein – Angela hatte für sich und ihre Tochter Höheres im Sinn. Die Gesellschaft des offensichtlich aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Kevin war bei Tanjas Mutter unerwünscht. Aber Tanja blieb hartnäckig. Wirklich gut gelaunt war sie nur, wenn Kevin in der Nähe war. Also gewährte Angela ihrem Kind widerwillig hin und wieder ein Rendezvous auf dem Spielplatz. Die Folge davon war – leider –, dass Angela auch Kevins Vater kennenlernte, in ihren Augen ein ungehobelter, vulgärer Mann. Und dieser war ebenso entsetzt von der hochnäsigen Ziege, die er normalerweise keines Blickes gewürdigt hätte …

Angela Bernstedt betrachtete sich aufmerksam von allen Seiten in dem großen Spiegel, der in ihrem Schlafzimmer hing. Sie sah aus wie eine Kugel!

In sechs Wochen würde das Baby endlich kommen, und sie war froh darüber. Die Schwangerschaft war problemlos verlaufen, aber jetzt reichte es ihr allmählich. Sie sehnte sich danach, wieder schlank und attraktiv zu sein, einen superkurzen Rock anzuziehen und ihre schönen Beine zu zeigen. Sie wollte endlich keine Rückenschmerzen mehr haben und leichtfüßig die Treppen zur U-Bahn hinunterlaufen können. Und sie freute sich darauf, dass ihr die Männer bald wieder hinterherpfeifen würden.

All das fehlte ihr, es ließ sich nicht leugnen. Stattdessen wurde sie immer schwerfälliger. Nur gut, dass das Kind zum Anfang des Sommers kommen würde. Mitte Juni, hatte die Ärztin ausgerechnet. Die Vorstellung, in der größten Sommerhitze mit einem so dicken Bauch herumzulaufen, war nicht besonders angenehm, aber bis es richtig heiß war, war sie wieder die alte. Sie würde schon dafür sorgen, dass sie schnell wieder schlank war, dann würde sie mit dem Baby ins Freibad gehen und ihren Bikini ausführen, den sie sich letztes Jahr erst gekauft hatte. Eine wunderbare Vorstellung! Sie wandte ihrem Spiegelbild entschlossen den Rücken zu. Der dicke Bauch würde schon bald der Vergangenheit angehören.

Ein Glück, dachte sie, dass es zwischen Max und ihr wegen ihrer Schwangerschaft keinen Streit gegeben hatte. Sie waren sich schnell einig gewesen, dass sie das Kind auf jeden Fall behalten wollten. Na ja, wenn sie ehrlich war: Ganz so problemlos war es nicht gewesen, denn Max hatte gefunden, es sei für sie noch zu früh, um schon Eltern zu werden. Sie studierten ja noch und hatte beide kein geregeltes Einkommen. Aber nach etlichen Diskussionen, bei denen sie allerdings die treibende Kraft gewesen war, hatten sie sich dann doch für das Kind entschieden.

Sie steckte ihre langen dunklen Haare lässig auf dem Kopf zusammen, aber sie blieben nicht da, wo sie sie haben wollte. Das war auch ein bisschen lästig, dass die Haare nicht mehr so saßen wie früher. Sie waren, seit sie schwanger war, viel störrischer als früher. Offenbar hatte so eine Hormonumstellung mehr Auswirkungen, als sie immer gedacht hatte.

Die einzige Veränderung, über die sie rundum glücklich war, betraf ihren Busen: Er war unübersehbar größer geworden. Hoffentlich blieb das so. Sie malte sich aus, wie gut sie in tiefausgeschnittenen Kleidern oder Tops aussehen würde.

„Du wirst eine hübsche Mama haben!“, flüsterte sie ihrem Kind zu. „Und du selber wirst auch ein hübscher Fratz werden.“

Sie sah auf die Uhr und erschrak. In einer halben Stunde fing die Vorlesung an, und sie trödelte hier herum! Hastig packte sie ihre Sachen zusammen und verließ eilig die Wohnung.

♥♥♥

„Na, wie geht’s denn unserem zukünftigen Vater?“ Es war Alexander Kronstetten, der Max Kleinmeier mit einem männlich-festen Schlag auf die Schulter und dieser Frage begrüßte.

Max lächelte gequält. Allmählich gingen sie ihm alle auf den Geist. Seit sich herumgesprochen hatte, dass Angela schwanger war – und mittlerweile sah man es ja auch überdeutlich –, verging kein Tag, an dem ihm nicht jemand diese oder eine ähnliche Frage stellte. Es war, als ob auf einmal nichts auf der Welt mehr so interessant war wie Angelas Schwangerschaft.

„Danke der Nachfrage“, antwortete er betont lässig. Die sollten bloß nicht glauben, dass er jetzt auf einmal ein anderer Mensch geworden war! Gut, er wurde Vater, aber deshalb war er immer noch Max Kleinmeier, und der würde er auch bleiben.

Max war kein gut aussehender Mann, aber er hatte großen Erfolg bei Frauen, was sich seine Freunde nicht erklären konnten. Sie hatten schon öfter darüber ihre Witze gemacht, aber aus ihren Fragen, was um Himmels willen wohl an Max Kleinmeier sein könnte, dass die Frauen wie verrückt hinter ihm her waren, sprach vor allem der Neid.

Max konnte jede Frau haben, und es war ihnen ein Rätsel, wie er das machte. Er war blond, nicht sehr groß und hatte graue Augen, die träumerisch gucken konnten. Nichts an ihm war auffallend, aber wenn er sich eine Frau ausgesucht hatte, sie mit seiner dunklen Stimme ansprach und die träumerischen Augen tief in die ihren versenkte, dann passierte immer das Gleiche: Die Frau war völlig hingerissen.

Insgeheim waren alle froh gewesen, als Angela Bernstedt aufgetaucht war. Die attraktive dunkelhaarige Angela schien die Zauberformel gefunden zu haben, um Max dauerhaft zu fesseln. Zum ersten Mal war er „in festen Händen“, und es sah so aus, als solle das auch so bleiben. Endlich war Max Kleinmeier keine Gefahr mehr und seine Freunde – oder die, die sich so nannten – waren ohne Ausnahme erleichtert. Man konnte nämlich bei Max nie sicher sein, wenn es um Frauen ging, und seinetwegen waren schon etliche Beziehungen in die Brüche gegangen. Dabei hatte Max stets glaubhaft versichert, an ihm habe es nicht gelegen.

Vor Kurzem freilich waren die ersten Gerüchte aufgetaucht, er sei wieder aktiv. Aber darauf konnte man nicht unbedingt etwas geben, schließlich wurde er jetzt Vater, da würde er doch nicht … oder doch? Bei Max wusste man nie. In Bezug auf Frauen war er vermutlich zu allem fähig.

„Es müsste doch jetzt bald so weit sein, oder?“, fragte Alexander weiter. „Ich hab’ Angela schon länger nicht mehr gesehen. Wie läuft’s denn so?“

„Alles im grünen Bereich“, fuhr Max genauso lässig fort wie zuvor. Oh, wie sie ihm alle auf die Nerven gingen mit ihrem dämlichen Getue! Es wurde Zeit, dass das ein Ende fand. „Gehst du auch zu Charlys Feier heute Abend?“, fragte er, um zu signalisieren, dass sich ein Max Kleinmeier dadurch, dass er Vater wurde, nicht plötzlich in einen Spießbürger verwandelte, der nur noch zu Hause saß und in Familie machte.

„Klar doch, sind jede Menge scharfe Weiber eingeladen“, grinste Alexander, der eigentlich sehr schüchtern war und dem solche Bemerkungen nicht so leichtfielen, wie er es gerne gehabt hätte. „Aber meinst du, Angela hat Lust auf so was? Ich meine, jetzt, so kurz vor der Geburt?“

„Wer spricht von Angela?“, fragte Max zurück. „Hast du gedacht, bloß weil ich Vater werde, kann ich nirgends mehr allein hingehen? Ich brauch’ mal wieder ein bisschen Abwechslung, Mann!“

„Dafür ist bestimmt gesorgt“, versicherte Alexander, der insgeheim höchst beunruhigt war, sich aber hütete, das zu zeigen. Er mochte Angela gern, und der Gedanke, dass Max sein altes unstetes Leben gerade jetzt wieder aufnahm, gefiel ihm überhaupt nicht.

Aber auch aus ganz egoistischen Gründen war er nicht begeistert: Ging jetzt etwa alles von vorne los? Er war selber nicht unbedingt ein Frauenheld, und er konnte auf solche Konkurrenten wie Max gut verzichten. Wenn Max auf einer Fete auftauchte, dann war schon klar, was passierte: Die schärfsten Frauen umringten ihn, und man selber konnte wieder einmal sehen, wo man blieb. Alexander sah eigentlich bedeutend besser aus als Max – er war groß, hatte hübsche braune Locken und ein gutgeschnittenes Gesicht –, aber es nutzte ihm nichts: Wenn die Frauen erst einmal merkten, dass er den Mund kaum aufbekam, dann war die Sache meistens schon gelaufen.

„Also dann, bis heute Abend!“, sagte er und mühte sich ein verschwörerisches Grinsen ab.

Max nickte nur. Er hatte überhaupt nicht vorgehabt, zu Charlys Party zu gehen, aber es wurde wohl Zeit, dass er den Jungs mal zeigte, dass er noch nicht gestorben war. Was glaubten die denn eigentlich alle?

♥♥♥

„Kevin!“, sagte Sven Hollmeier geduldig, aber doch mit einem gereizten Unterton. „Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen? Ich habe es dir doch bestimmt schon fünfzigmal erklärt!“

Sein fünfjähriger Sohn machte ein abweisendes Gesicht. Kevin Hollmeier hatte flachsblonde Haare, helle blaue Augen und ein richtiges Lausbubengesicht. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Als Sven Hollmeier ihn jetzt ansah, musste er unwillkürlich daran denken, wie oft er selber so mit seinem Vater am Tisch gesessen hatte – vermutlich hatte er ganz genauso ausgesehen.

„Was ist denn schon dabei!“, murrte Kevin jetzt.

„Ach, hör auf und stell dich nicht dümmer, als du bist!“ Svens Ton wurde jetzt wirklich unwillig. „Ich habe ziemlich heftig um das Sorgerecht für dich kämpfen müssen – und wenn die vom Jugendamt den Eindruck haben, dass ich nicht gut auf dich achte, dann kommen wir beide ganz schnell in große Schwierigkeiten. Du weißt doch, dass ich mit deiner Mutter nicht gut klarkomme. Und du weißt doch auch, was sie will!“

„Aber ich will doch bei dir bleiben!“, begehrte Kevin auf. „Und bloß weil ich mal den Kindergarten geschwänzt habe und mich nicht dauernd waschen will…“

„Du bist dreimal nicht in den Kindergarten gegangen, weil du dich unbedingt wieder mit deinen Freunden auf dem Spielplatz herumtreiben wolltest. Die sind alle älter als du! Und von dauernd waschen kann überhaupt keine Rede sein! Du muffelst wie ein alter Kartoffelsack, und deine Käsefüße stinken richtig!“

Der Vergleich mit dem Kartoffelsack gefiel Kevin.

„Kartoffelsack!“, kicherte er. „Also wirklich, Papa!“

„Wenn du nicht aufpasst, wird deine Mutter behaupten, dass ich dich verwahrlosen lasse“, warnte Sven. „Und dann ist es aus mit unserer gemütlichen Männerwirtschaft, das kann ich dir nur sagen.“

Kevin schob seine Unterlippe vor. „Aber es zählt doch auch, was ich will, oder nicht?“

„Ja, aber nicht nur“, erklärte sein Vater. „Und wenn die uns erstmal auf dem Kieker haben, weil sie denken, ich sorge nicht gut für dich, dann haben wir es überhaupt nicht mehr lustig. Und das hat nichts damit zu tun, ob Du findest, dass alles in Ordnung ist. Erwachsene sehen die Dinge oft völlig anders als Kinder, das hast du doch auch schon mitgekriegt, oder?“

„Mhm.“ Kevin dachte nach. „Also, wenn ich mich immer wasche und den Kindergarten nicht mehr schwänze, ist alles okay?“

„Das kommt darauf an, was du dir stattdessen ausdenkst“, seufzte sein Vater. „Als wir das letzte Mal über das Thema sprechen haben, ging es darum, dass du ein Ehepaar beschimpft hast, dass sie Tierquäler seien…“

„Aber das waren sie doch auch, Papa“, fiel Kevin eifrig ein, aber sein Vater hinderte ihn durch eine Handbewegung am Weitersprechen.

„Du brauchst mir die ganze Geschichte nicht zu wiederholen, ich erinnere mich sehr gut daran“, versicherte er. „Tatsache ist, dass du mit Fäusten auf sie losgegangen bist und sie mit üblen Schimpfworten belegt hast. Und dass du ihren Hund befreit und versteckt hast. Wir können von Glück sagen, dass die Leute keine Anzeige erstattet haben. Solche Geschichten jedenfalls weisen darauf hin, dass ich dich nicht gut erziehe. Deine Mutter zum Beispiel würde behaupten, dass ich mit dir nicht fertigwerde und dass du tust, was du willst. Verstehst du das denn nicht?“

„Nein!“, sagte Kevin wie aus der Pistole geschossen. „Ich tu’ doch gar nicht, was ich will. Ich sag’ überhaupt nichts mehr wegen dem Hund, und dabei ist er immer noch angekettet und winselt immer ganz traurig, wenn er mich sieht. Wenn ich tun würde, was ich will, dann würde ich ihn…“

„Kevin!“, sagte Sven jetzt so streng, dass sein Sohn sofort verstummte. „Haben wir uns verstanden oder nicht?“

„Ja, Papa“, antwortete sein Sohn mit unschuldigem Augenaufschlag. „Alle sollen denken, dass du mich gut erziehst.“

♥♥♥

„Ist sie nicht süß?“, fragte Angela, und Max sah seine Tochter ratlos an. Süß? Nein, das fand er nicht. Sie war viel zu rot und sah etwas verschrumpelt aus. Und erschreckend winzig. Aber immerhin, nun war sie endlich da. Er hoffte, dass das Leben jetzt allmählich wieder in die alten Bahnen zurückkehrte. Die letzten Wochen waren nicht zum Aushalten gewesen. Angela war, wenn überhaupt möglich, noch runder und unbeweglicher geworden – und er war überhaupt nicht mehr aus dem Haus gekommen.

„Unsere kleine Tanja!“, strahlte Angela. „Ach, Max, ich bin so glücklich!“

„Ich auch!“, versicherte er eilig. Und das stimmte schließlich auch. Er war froh, dass die Schwangerschaft mit all ihren Begleitumständen vorbei war.

„Ich muss wieder los“, sagte er, obwohl er erst vor zehn Minuten gekommen war. Er sah Angelas enttäuschtes Gesicht und fügte schnell hinzu: „Du weißt, dass ich in den letzten Wochen mehrmals Seminare geschwänzt habe – ich muss mich langsam mal wieder ranhalten!“

Sie nickte. Natürlich, das sah sie ein. Er war wirklich öfter zu Hause geblieben ihretwegen. Sie hatte in der letzten Zeit immer Angst gehabt, allein zu bleiben. Die Vorstellung, die Wehen könnten einsetzen, während sie ganz allein zu Hause war, hatte sie regelrecht in Panik versetzt. Max war gar nichts anderes übriggeblieben, als bei ihr zu bleiben. Sie wäre sonst einfach hysterisch geworden.