Familie mit Herz 76 - Jenny Kayser - E-Book

Familie mit Herz 76 E-Book

Jenny Kayser

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Beschreibung

Max wünscht sich nichts sehnlicher als eine kleine Schwester. Damit er diese bekommen kann, muss sein Vater aber vorher eine Frau finden. Eine völlig überflüssige Tatsache, meint der Fünfjährige.
Also macht sich Max auf die Suche nach einer geeigneten Kandidatin und scheut dabei vor keinem Trick zurück. Wie ärgerlich nur, dass der Vater einen anderen Geschmack hat als der Sohn und sich hartnäckig um die falsche Frau bemüht, findet Max. Da kann doch nur so etwas Dummes wie die Liebe eine Rolle spielen. Aber so leicht gibt Max nicht auf ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Papi, die Frauen und ich

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Amelia Fox / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9588-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Papi, die Frauen und ich

Max und das Problem mit den kleinen Schwestern und geeigneten Müttern

Von Jenny Kayser

Max wünscht sich nichts sehnlicher als eine kleine Schwester. Damit er diese bekommen kann, muss sein Vater aber vorher eine Frau finden. Eine völlig überflüssige Tatsache, meint der Fünfjährige.

Also macht sich Max auf die Suche nach einer geeigneten Kandidatin und scheut dabei vor keinem Trick zurück. Wie ärgerlich nur, dass der Vater einen anderen Geschmack hat als der Sohn und sich hartnäckig um die falsche Frau bemüht, findet Max. Da kann doch nur so etwas Dummes wie die Liebe eine Rolle spielen. Aber so leicht gibt Max nicht auf …

„Komm jetzt, aber leise!“, zischelte Max dem Mädchen zu und schloss dabei rasch die Wohnungstür auf.

„Steckt bei euch immer der Schlüssel in der Tür?“, wunderte sich das Mädchen, das auf den Namen Fiona hörte.

Max hielt beschwörend den Zeigefinger vor den Mund, griff nach Fionas Hand und zog sie eilig mit sich. Er wirkte wie ein Trapper auf feindlichem Gelände, und erst in der Sicherheit seines Zimmers entspannte sich seine Miene.

„Setz dich!“, forderte er Fiona auf.

Aber das Mädchen war viel zu verblüfft über das Aussehen dieses Zimmers, als dass sie der Aufforderung gefolgt wäre. Nahezu ein Drittel des großen Raums war mit Matratzen bedeckt, auf denen sich eine Unzahl bunter Kissen türmte. In einem weiteren Drittel waren Wäscheleinen gespannt, über denen Pullover und Hosen baumelten. Schließlich gab es da noch einen Tisch riesigen Ausmaßes, wie Fiona ihn noch nie gesehen hatte.

Dieser Tisch war über und über bedeckt mit Buntstiften, Papier und Bilderbüchern.

„Was ist das?“, fragte sie nach einer Weile.

„Was?“ Max hatte es sich bereits auf seinem Matratzenlager bequem gemacht. „Mein Zimmer natürlich.“

„Und diese Wäscheleine?“

„Ist viel praktischer als ein Schrank. Meine Erfindung. So muss ich nie lange suchen.“

„Und wo schläfst du?“

„Na hier!“ Max wies auf das Matratzenfeld. „Aber hier kann man auch gut spielen. Oder reden. Nun setz dich doch endlich!“

„Und warum steckt bei euch der Schlüssel in der Wohnungstür?“, erinnerte Fiona sich nun an eine andere noch offene Frage, wobei sie sich äußerst misstrauisch neben Max auf die Matratze sinken ließ.

„Damit mein Vater nicht gestört wird, wenn er arbeitet“, erklärte Max sichtlich ungeduldig angesichts der Wissbegier des Mädchens. Hatte er Fiona etwa hierhergebracht, um ihr lauter Dinge zu erklären, die sich doch eigentlich von selbst verstanden?

„Was arbeitet denn dein Vater?“

„Er denkt sich Geschichten aus.“

„Geschichten?“

„Ja, wenn sie gut sind, wird dann ein Buch daraus. Für Kinder.“

„Und woher weiß man, ob sie gut sind?“

„Robert erzählt sie mir, und ich sage ihm dann, ob sie gut sind oder nicht.“

„Wer ist Robert?“

Max verdrehte genervt die Augen.

„Na, mein Vater natürlich. Können wir jetzt endlich von etwas anderem reden?“

„Wovon denn?“

Nun zögerte Max. Sollte er sein Ziel ganz direkt ansteuern und dieser Fiona ganz unvermittelt die entscheidende Frage stellen?

Nein, beschloss er und stand auf.

Unter Fionas staunenden Blicken öffnete er eine Kiste in der Ecke und beförderte saure Bonbons und weiße Schokolade ans Tageslicht.

„Magst du?“

Fiona nickte, und nun erschien endlich wieder das Lächeln auf ihrem Gesicht, das Max zuerst an ihr aufgefallen war. Max war erleichtert – ja, er würde sie sofort fragen.

„Willst du meine Schwester werden?“

Fiona sah ihn an, als hätte sie kein Wort verstanden. Max wartete ungeduldig auf eine Antwort.

„Hast du mich nicht verstanden?“

„Doch, aber … wie meinst du das?“

„Wie ich es sage. Ich hätte gerne eine Schwester. Und du gefällst mir. Also, was meinst du?“

„Das geht doch nicht!“, platzte Fiona nun heraus. „Wenn ich deine Schwester sein soll, müssten wir doch die gleiche Mutter haben.“

„Ich hab’ keine Mutter, brauche ich auch nicht“, versetzte Max etwas mürrisch. Warum war Fiona nur so begriffsstutzig? „Aber eine Schwester hätte ich gern. Und deshalb: Willst du, oder willst du nicht?“

♥♥♥

„Meine Fiona lügt jedenfalls nicht!“ Aufgebracht nahm die Frau, die sich bei Robert Müller als Mutter des Mädchens vorgestellt hatte, ihre Tochter an der Hand und zerrte sie zur Wohnungstür. „Bringen Sie Ihrem Sohn gefälligst Manieren bei!“

Damit schlug sie die Tür hinter sich und Fiona zu.

„Warum regt sie sich so auf?“, fragte Max nun seinen Vater.

„Weil ihre Tochter plötzlich verschwunden war.“

„Aber sie war doch nicht verschwunden, sondern bei mir!“

„Das wusste ihre Mutter aber nicht, Kleiner. Und deshalb hat sie sich Sorgen gemacht.“

„Die Fiona ist aber schon sechs“, wandte Max ein.

„Hör mal zu, Max.“ Robert nahm seinen Sprössling schwungvoll auf den Arm und sah ihm dann eindringlich in die braunen Augen. „Ich hab’ dir doch schon oft gesagt, dass du das lassen sollst. Wenn du ein Kind hierher zum Spielen mitbringen willst, dann muss zuvor seine Mutter gefragt werden.“

„Ich wollte Fiona doch nur etwas fragen. Wenn wir noch ein bisschen Zeit gehabt hätten, ich glaub’, dann hätte ich sie rumgekriegt.“

„Rumgekriegt? Wozu?“

„Dass sie meine Schwester wird natürlich!“

„Aber Max!“ Kopfschüttelnd setzte Robert seinen Sohn auf dem Schreibtisch ab, setzte sich selbst dann auf den Stuhl davor und wirkte plötzlich ausgesprochen bekümmert. „Du bist doch sonst nicht so dumm. Warum begreifst du nicht, dass du nicht irgendein Mädchen einfach so zu deiner Schwester machen kannst?“

„Natürlich ist das nicht einfach“, stimmte Max seinem Vater zu. „Fiona hab’ ich jede Menge saure Bonbons und weiße Schokolade gegeben.“

„Auch mit sauren Bonbons und Schokolade bekommst du keine Schwester! Max, du weißt doch, dass man dafür eine Frau braucht!“

„Normalerweise vielleicht“, belehrte Max seinen Vater. „Aber bei uns ist das doch anders. Eine Frau brauchen wir doch nicht, wozu auch?“

„Max, bitte! Ich möchte, dass du dir diese verrückte Idee ein für alle Mal aus dem Kopf schlägst. Im übrigen – Mädchen sind auch Frauen. Wenn du wirklich eine Schwester hättest, würde sie dir vielleicht ziemlich schnell auf die Nerven gehen.“

„Schon möglich.“ Max kratzte sich nachdenklich am Ohr.

„Na siehst du!“ Robert lachte. „Genau deshalb habe ich doch auch keine Frau. Wir beide kommen doch prima zurecht, oder?“

♥♥♥

Robert lebte allerdings nicht völlig frauenlos, ganz im Gegenteil. Als Kinderbuchautor war er mit seinen zweiunddreißig Jahren schon einigermaßen bekannt, er kam mit einer ganzen Menge Leute zusammen, und viele davon waren Frauen. Diese nun wussten Roberts Witz und seinen Charme durchaus zu schätzen.

Wenn Robert allerdings diesen Frauen früher oder später seinen Sohn vorstellte, erlebte er immer wieder die gleichen Reaktionen. Entweder verloren die Damen schlagartig das Interesse an ihm, dem Vater, oder sie entwickelten auf der Stelle mütterliche Gefühle für den armen Max, dessen Mutter kurz nach der Geburt gestorben war. Und natürlich erschienen ihnen dann Robert Müllers Wohnverhältnisse, die sie eben noch bewundert hatten, unhaltbar. Unzumutbar für ein Kind. Alles wollten sie ändern, sofort und auf der Stelle!

Dies war dann für Robert jedes Mal das Signal, ein gerade erst begonnenes Verhältnis umgehend zu beenden. Wenn eine Frau, kaum dass sie ihn kennengelernt hatte, gleich sein ganzes Leben umkrempeln wollte, dann war diese Frau eben nichts für ihn.

Obwohl er im Prinzip gar nichts dagegen gehabt hätte, endlich einmal der Richtigen zu begegnen. Doch Robert wusste, dass dies nicht zu erzwingen war, und im Übrigen verlief sein Leben mit Max weitgehend so unkompliziert und unkonventionell, wie er sich das wünschte. Wenn Max nur nicht seit Kurzem diesen Spleen mit der Schwester hätte! Ob der Junge doch etwas vermisste und dies durch diesen absurden Wunsch zum Ausdruck brachte?

Robert dachte lange über dieses Problem nach und kam dann an seinem Computer zu einer sehr befriedigenden Lösung. Er machte aus dem Vorfall mit Fiona eine rasante Abenteuergeschichte, die selbstverständlich ein besseres Ende nahm als im wirklichen Leben. Denn am Ende stellte sich heraus, dass der Junge und das Mädchen tatsächlich Halbgeschwister waren.

„Halbgeschwister?“ Max war wie elektrisiert. „Wie geht das denn?“

„Das geht … gar nicht“, erwiderte Robert ausweichend. Bestimmt wäre es besser gewesen, wenn er seinen Sohn diesmal nicht als Testperson und Kritiker für seinen Roman gewählt hätte. „Verstehst du, es ist nur ausgedacht. Eine Geschichte eben. Gefällt sie dir?“

„Und wie!“ Max lächelte versonnen. „Schade, dass es noch keine Bilder dazu gibt. Ich wüsste zu gern, wie eine halbe Schwester aussieht.“

„Oh nein, Max!“ Robert stöhnte.

Doch da er befürchtete, die Vorstellung von der Möglichkeit einer halben Schwester würde die Phantasie seines Sohnes allzu sehr beflügeln und in der Nachbarschaft bald wieder zu neuen Unannehmlichkeiten führen, hielt er Max lieber einen Vortrag über die vielfältigen Formen und Grade von Verwandtschaftsbeziehungen. Max schlief darüber ein, und Robert hoffte, dass von nun an weder Schwestern noch Halbschwestern für Max von Bedeutung sein würden.

♥♥♥

„Hör mal, Max, ich möchte, dass du heute früh schlafen gehst.“ Robert hantierte etwas nervös in der Küche, um möglichst rasch das Abendessen für Max zu organisieren.

„Aha“, entgegnete Max sachlich. „Warum denn?“

„Weil Frau Kippenberger zu uns kommt. Sie ist im Verlag jetzt für meine Bücher zuständig. Wir müssen sehr viel besprechen und arbeiten.“

„Aha“, wiederholte Max und begutachtete die Spiegeleier.

Mehr sagte er nicht zu dem Thema, aß rasch seinen Teller leer, wusch sich, putzte sich die Zähne und verabschiedete sich von seinem Vater mit einem artigen Gutenachtkuss.

„Wenn sie dich nervt“, schlug er noch vor, „klopf einfach gegen meine Tür. Ich komme dann und …“

„Du kommst nicht, ist das klar?“, unterbrach Robert ihn streng. „Du schließt jetzt die Tür zu deinem Zimmer hinter dir und machst sie erst morgen früh wieder auf!“

♥♥♥

Max tat, wie ihm geheißen worden war, doch er lauschte mit gespitzten Ohren auf jedes Geräusch, das von draußen zu ihm klang.

„Sie lacht die ganze Zeit“, murmelte er. „Ob Robert ihr gerade seine neueste Geschichte vorliest? Aber die ist doch gar nicht so witzig.“

Dann hörte er, wie sein Vater auf den Flur trat. Gleich darauf fiel die Wohnungstür ins Schloss.

„Er holt sich Zigaretten“, folgerte Max. „Das heißt, er ist aufgeregt. Denn sonst raucht er doch nicht.“

Er dachte einen Moment lang angestrengt nach, dann entschloss er sich, die Gunst der Situation zu nutzen. Wenn er nicht wusste, mit wem sein Vater da zusammen war, konnte er bestimmt nicht einschlafen. Und das wiederum würde seinem Vater nicht recht sein. Besser also, er ging jetzt rasch ins Wohnzimmer. Bis Robert zurück war, würde er längst wieder in seinem Bett liegen.

Um nicht nur im Schlafanzug vor der fremden Frau zu erscheinen, wickelte Max sich einen gelben Schal um den Hals. Dann ging er eilig ans Werk.

Die Frau zuckte erschrocken zusammen, als Max so plötzlich vor ihr stand.

„Guten Abend“, begrüßte Max sie höflich.

„Du hast mich aber erschreckt!“, verkündete diese Frau nun, als wäre das nicht überdeutlich zu sehen gewesen. „Wer bist du denn überhaupt?“

„Ich bin Max“, erklärte der Junge.

Die Frau lachte auf eine Weise, die Max gar nicht gefiel. So, als hielte sie ihn für einen Dummkopf, der eine besonders drollige Bemerkung gemacht hatte.

In dem Moment hörte Max ein Geräusch an der Wohnungstür. Robert kam zurück, und blitzschnell schaffte es Max, sich vom Schauplatz des Geschehens zu entfernen.

Mit klopfendem Herz presste er dann sein Ohr gegen die Tür, gespannt auf den Fortgang der Ereignisse.

Alles verlief, wie zu erwarten war. Zuerst ein heftiger Wortwechsel, dann klapperten Stöckelschuhe über den Dielenboden des Flurs.

„Mit mir nicht!“, hörte Max die Frau rufen. Dann schlug laut die Tür ins Schloss.